Prof. Elisabeth Stadler, Dr. Judit Havasi – mit einer Frau an der Spitze und einer Frau im Vorstand nimmt die Vienna Insurance Group (VIG) geradezu eine Vorbildfunktion betreffend weiblicher Führungspositionen in der Versicherungsbranche ein. Was sagen die beiden Damen im ABW-Interview dazu?

 

Sind Versicherungen ein gutes Pflaster für weibliche Karrieren? 

Elisabeth Stadler: Wir sind da eher die Ausnahme als die Regel. Versicherungen und allgemein der Finanzdienstleistungssektor, sind in der Führung noch immer klar männerdominiert. Aber es zeigt sich an immer mehr Beispielen, wir holen auf. Speziell im VIG Konzern wird auf Chancengleichheit und Frauenförderung großer Wert gelegt. 

Judit Havasi: Das stimmt. Frauen in Führungspositionen würde ich bei uns als Selbstverständlichkeit sehen. Wer die Karriereleiter erklimmen will, muss bei uns Einsatz, Motivation, Lernbereitschaft und Problemlösungskompetenz zeigen. Weder das Geschlecht noch die Herkunft sind dafür relevant.   

Bei Versicherungen geht es viel um Zahlen und Statistiken, das wird doch eher als männeraffiner Bereich gesehen. Würden Sie dem zustimmen?

Judit Havasi: Grundsätzlich schon und ich habe ursprünglich bewusst das Studium der Rechtswissenschaften gewählt, weil ich nichts mit Statistik und Mathematik zu tun haben wollte. Aber wie es so schön heißt, meistens kommt es anders… In der VIG bin ich für Solvency II, dem neuen EU-Regelwerk für Eigenkapitalausstattung, das Controlling und für Recht zuständig. Da geht es fast primär um Zahlen. Ich habe gelernt, dass Zahlen meine Freunde sind.

Elisabeth Stadler: Ich bin auch da wieder eher die Ausnahme als die Regel, denn Zahlen und Mathematik waren schon von früher Kindheit an eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Im Gymnasium bin ich sogar freiwillig einmal die Woche zur Mathematik-Olympiade gegangen.

Was macht außer viel mit Zahlen zu tun haben für Sie den Reiz aus, in der Versicherungsbranche zu sein?

Elisabeth Stadler: Ich habe mein ganzes Berufsleben, also jetzt über 30 Jahre, der Versicherungsbranche gewidmet und keinen Tag davon bereut. Versicherungen leisten eine sehr wichtige und sinnvolle Aufgabe, nämlich Menschen durch finanzielle Absicherung vor existenzgefährdenden Risiken zu schützen. Das kann gar nicht uninteressant werden. Man muss bedenken, dass sich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Parameter verändern und daran gilt es auch die Produkte und Leistungen anzupassen. Das ist und bleibt aus meiner Sicht spannend.

Frau Dr. Havasi, was sehen Sie als persönliche Erfolgsfaktoren? 

Judit Havasi: Ich kam 2000 zur VIG. Ich habe einmal in einem Interview gemeint, der Start in der VIG war für mich wie Liebe auf den ersten Blick. Ich kann sagen, mir kam meine Herkunft aus Ungarn zu Gute, auch weil die Österreicher die Ungarn mögen. Ich denke Zielstrebigkeit, selbstständiges und lösungsorientiertes Arbeiten sind wichtige Faktoren für den Erfolg. Meinen Karriereweg hätte ich aber nicht vorhersehen oder so planen können. Die Rahmenbedingungen haben gepasst und ich hatte das Glück, immer Personen hinter mir zu haben, die mir großes Vertrauen und einen Vertrauensvorschuss entgegengebracht haben.

Elisabeth Stadler: Da stimme ich zu, auch mir wurde von Entscheidungsträgern viel Vertrauen geschenkt. Natürlich müssen Managementfähigkeiten, Kompetenz und Engagement vorhanden sein und diese Eigenschaften sind für Positionen wie die unseren geschlechtsunabhängig. Aber ich sage auch immer Karriere ist gesteuerter Zufall. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, spielt da manchmal eine nicht unbedeutende Rolle. 

Foto: Philipp Lipiarski

Was in den vergangenen Jahren immer stärker propagiert wird, Elisabeth Orasche hat es bereits vor längerer Zeit gemacht: Eine Lehre war der Beginn ihrer Karriere in der Reisebranche.

Das allein aber ist noch kein Erfolgsgarant, dazu gehört noch viel mehr – was genau und noch einiges mehr erzählt sie Austrian Business Woman.

„Mit viel Liebe zu meinem Beruf, ständigem Einsatz und ein wenig Glück holte mich eine Person, die das vollste Vertrauen in mich setzte, in die Verkehrsbüro Group“, das war, erzählt Sissy Orasche, der Beginn ihrer Karriere in einem Konzern, welcher Marktführer im Bereich Leisure Touristik – mit 120 Reisebüros unter der Marke „Ruefa“ in ganz Österreich ist.

Karriere mit Lehre
Was heute propagiert wird, Elisabeth Orasche hat es vor einigen Jahren schon vorgemacht: Karriere mit Lehre! Heute leitet sie bei Ruefa den Bereich Steiermark und Kärnten und verantwortet damit 20 Filialen. Die Ausbildung allein allerdings wäre für eine solche Karriere allerdings zu wenig gewesen. Eine wesentliche „Zutat“ ihres Erfolgs war und ist die Liebe zum Beruf: „Durch ständiges Interesse an fremden Ländern und Kulturen und der Umgang mit Menschen wurde dieser Beruf zum Hobby. Jede freie Minute wurde dafür genutzt um den Kunden die schönsten Tage im Jahr, sprich Urlaub, so zu vermitteln, dass sie in ewiger Erinnerung bleiben.“

Geschenk und harte Arbeit
Nach der Tätigkeit im Verkauf und als Büroleiterin „schnupperte“ Orasche ich als Regionalleitung in den Veranstalterbereich.  „Zwei Jahre danach holte man mich zu RUEFA als Regionalleiterin und als Geschäftsführerin der Kärntner Reisebüros. Dafür tätig zu sein, war und ist für mich eine tolle Herausforderung und der Erfolg ist ein Geschenk, eingepackt in harte Arbeit. 

Berufung
Leidenschaft, Liebe und Begeisterung sind für Orasche die wichtigsten Indikatoren für Glück, Freude und Erfolg im Beruf.“Ich betrachte meine Arbeit nicht als Last oder Pflicht, sondern als Berufung. Mein Tag ist ausgefüllt mit Umsatz und Ergebnisplanung, Erreichung der Ziele,Mitarbeiterführung und Kommunikation. Regionsorganisation und Controlling, Verkaufsförderung-Steuerung, Mitarbeiterförderung und Qualifikation, Planung von Meetings und Veranstaltungen, Beschwerdemanagement, Personalsuche, Kundenakquise etc. und bin ich ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen.“

Erfolgsrezept
Um in ihrer Branche erfolgreich zu sein bedarf es einiges: „Eine derart abwechslungsreiche Tätigkeit verlangt ein enormes Fachwissen. Ein freundliches, offenes Wesen, großes Interesse am Reisen sowie an Menschen und Kulturen, genaues Arbeiten mit Liebe zum Detail, eine gute Auffassungsgabe und Organisationstalent sind wichtige Voraussetzungen. Wichtig ist allerdings auch, die Fähigkeit mit einer gewissen Arbeitsbelastung und mit Stress umzugehen, sowie selbständiges Arbeiten, hohe Effizienz und Einsatzbereitschaft.

Neue Reisebürogeneration
Die Verkehrsbüro Group ist als Österreichs führender Tourismuskonzern seit über 95 Jahren erfolgreich. Motto: Der Urlaub beginnt im Ruefa-Reisebüro Für ihren Arbeitgeber ist sie auch nach vielen Jahren immer noch Feuer und Flamme:  „Ruefa stellt mit seiner führenden Marktpräsenz und den Filialen in allen Bundesländern die Nähe zum Kunden.
 
Als einziger Anbieter in Österreich hat Ruefa ein Zertifizierungsprogramm für ihre Reisebüroberater implementiert. Die Zertifizierung stellt unternehmensweit überdurchschnittlich hohe Qualitätsstandards in der Kundenberatung sicher. In Fachseminaren werden die wichtigsten Kenntnisse und Qualifikationen für die Tätigkeit als Reiseberater vermittelt. Das Spektrum reicht von Destinationsschulungen über Reiserecht, Verkaufsseminare bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung. Ruefa steht für die außerordentliche Qualität einer neuen Reisebürogeneration. Alle Reiseberater werden umfassend ausgebildet, die Kundenberatung ist zertifiziert“, sagt Orasche.

Hohe Ansprüche
Orasche hat an sich und ihr Team hohe Ansprüche, was die Erfüllung der Kundenwünsche betrifft: „Als modernes Dienstleistungsunternehmen wollen wir die Erwartungen unserer Kunden mit höchster Qualität und Professionalität übertreffen und agieren mit ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung. Den Unternehmenserfolg sichern wir nachhaltig durch herausragende Leistungen unserer bestens ausgebildeten Mitarbeiter.
 
Die strategischen Unternehmensziele und Werte  sind im Unternehmensleitbild zusammengefasst, in dessen Zentrum Kundennähe und professionelle Kundenberatung  stehen. Unsere tägliche Arbeit bestimmen höchste Dienstleistungsqualität, Teamgeist, Zielorientierung und Innovationsfreude.“ Zielgruppe von Ruefa sins, so Orasche Menschen, welche das Vertrauen in das Reisebüro setzen und auf Sicherheit und Qualität achten.

Dem Alltag entfliehen
Und die Trends? Was wollen die Kunden heuer? Laut Ruefa-Umfrage wollen 90 Prozent der Österreicher vor allem eines: verreisen und dem Alltag entfliehen. „Ob Städtereise, Aktivurlaub, eine zwei Ländertour oder Rundreise, Reise-Kombinationen per Schiff, Bus oder Flugzeug liegen im Trend. Die kulturelle Vielfalt im Zuge von Studien und Intensivreisen stehen hoch im Programm. Städtereisen mit Party, Shopping, Kultur und Romantik. Bade und Strandurlaub beliebter denn je. Erholung steht ganz oben auf der Liste.“

 

Seit vier Monaten ist Elisabeth Stadler Generaldirektorin der Donau Versicherung. Sie führt ein Unternehmen mit rund 1.400 Mitarbeitern.

 

Was sind die Stärken der Donau Versicherung?
Die Donau Versicherung existiert seit  knapp 148 Jahren und steht für eine traditionsreiche und erfolgreiche Entwicklung. Eine unserer großen Stärken ist die intensive regionale Verankerung. Österreichweit sind über 1.400 Mitarbeiter in unseren neun Landesdirektionen und Geschäftsstellen tätig. Unser regionaler Fokus heißt auch sehr kundenorientierte Beratung und gute persönliche Kundenbeziehungen zu den knapp 900.000 Kunden.

Was können sie den Versicherten bieten?

Unser Slogan lautet „flexibel wie das Leben“, das trifft nicht nur auf Produkte und Beratung zu, sondern auch ganz spezifisch auf die Mitarbeiter und unsere Unternehmenskultur. Die Donau Mitarbeiter zeichnet eine sehr ausgeprägte Teamkultur und Kundenorientiertheit aus. Ein Vorteil ist unser breites Produktangebot. Wir bieten alle Sparten an, sprich wir können die Kunden umfangreich gegen alle Risiken sowohl privat als auch gewerblich absichern.

Was sind ihre Ziele für 2015 fürs Unternehmen?
Das gesamte vierköpfige Vorstandsteam ist neu und wurde erst im September 2014 formiert. Wir alle sind sehr motiviert und haben viel vor. Für 2015 gilt es eine neue Positionierungsstrategie für die Donau Versicherung festzulegen. Wir wollen an unserem Profil arbeiten. Wofür steht die Donau, was haben die Kunden für Vorteile, wenn sie bei uns versichert sind. Da wurden Stärken bisher zu wenig nach außen betont.    

Was war für sie das Highlight im Jahr 2014?

Persönlich sicher der Wechsel von der Führungsspitze der ERGO zur Donau. So einen Schritt überlegt man sich gut. Andererseits war der Anreiz für mich sehr groß, einem so traditionsreichen Unternehmen, inmitten der größten Versicherungsgruppe Österreichs als Generaldirektorin anzugehören.   

Wie erging es ihnen seit ihrem Wechsel?

Ich bin von meinem jungen Vorstandsteam und allen Kolleginnen und Kollegen sehr nett aufgenommen worden. Das ist schon einmal eine wichtige Basis, um sich den neuen Herausforderungen sehr motiviert stellen zu können. Derzeit sind meine Arbeitstage sehr intensiv, da wir natürlich extrem viele Ideen haben und möglichst rasch konkrete Konzepte erarbeiten und umsetzen wollen. Ich freue mich auf die ersten Erfolge.  

Sie sind seit über 30 Jahren in der Branche tätig: Ist es für sie immer noch spannend und warum?

Ich habe mein ganzes Berufsleben der Versicherungsbranche gewidmet und keinen Tag davon bereut. Versicherungen leisten eine sehr wichtige und sinnvolle Aufgabe, nämlich Menschen durch finanzielle Absicherung vor existenzgefährdenden Risiken zu schützen. Das kann gar nicht uninteressant werden. Denn in all den  Jahren galt und gilt es weiterhin die Produkte und Leistungen an die sich ändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Parameter anzupassen.    

Warum versuchen Versicherungen - auch die Donau - Frauen als Mitarbeiterinnen zu gewinnen?

Wir sind derzeit generell auf der Suche nach qualifizierten Beraterinnen aber auch Beratern im Außendienst. Der persönliche Kontakt zum Kunden hat für uns immer noch Priorität.  Gerade wenn es um so komplexe und vertrauliche Themen wie Finanzen geht. Wir würden uns mehr Frauen in der Beratung wünschen, weil Frauen im Vergleich zu Männern als einfühlsamer gelten und besser auf den Kunden eingehen können. Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung für die Versicherungsberatung. Denn die Zeiten, wo der Verkauf im Vordergrund stand, sind längst vorbei. Heute zählt in erster Linie, genau den individuellen Bedarf der Kunden im Gespräch zu eruieren und dazu dann die passenden Produkte anzubieten.   

Welche Bedeutung haben Versicherungen in der Wirtschaft?

Volkswirtschaftlich haben Versicherungen einen sehr hohen Stellenwert. Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe keine Versicherungen und tausende Schäden wie das abgebrannte Haus, der Autounfall mit Leistungsforderungen von Schwerverletzten in Millionenhöhe, das unerwartete Ableben eines mehrfachen Familienvaters, die drohende Insolvenz des Unternehmens wegen unerwartet langer Betriebsunterbrechung, dann müssten diese von den Betroffenen aus der eigenen Tasche bzw. den Ersparnissen gedeckt werden. Das wäre für die meisten Betroffenen allein nicht finanzierbar und volkswirtschaftlich kritisch. Das Risiko eines Einzelnen auf eine größere Gefahrengemeinschaft zu übertragen und dafür Prämie zu bezahlen, ist seit Jahrhunderten ein bewährtes System. Versicherungen sind außerdem einer der größten Arbeitgeber und Investoren des Landes.    

Vor welchen Herausforderungen steht die Versicherungsbranche?

Ich sehe da fünf Punkte. Erstens die allgemeine wirtschaftliche Herausforderung.  Die anhaltend schwache Konjunktur  lässt die Menschen genauer überlegen, wo und wie sie investieren. Wir sind aufgefordert, noch intensiver den Menschen die Notwendigkeit privater Absicherung und deren Sicherheit zu verdeutlichen. Die uns anvertrauten Gelder sind durch sehr strenge gesetzliche Regelungen gesichert. Zweitens branchenspezifisch, da wir schon derzeit eine  hohe Versicherungsdichte  haben und somit in einem intensiven Wettbewerb untereinander stehen. Potential gibt es ganz klar noch in der Lebens- und Unfallversicherung sowie in der Gewerbeversicherung. Die heimischen Unternehmen sind nach unseren Erkenntnissen nicht ausreichend abgesichert. Drittens die technischen Anforderungen. Die Serviceerwartungen der Kunden und Partner steigen durch die moderne Kommunikationstechnologie stetig. Viertens die sehr ressourcenaufwendigen regulativen Änderungen wie Solvency II zur Berechnung der Eigenkapitalausstattung, Änderungen im Versicherungsvertragsgesetz usw.. Fünftens  zwingt uns die Niedrigzinspolitik unsere Kostenstrukturen zu überprüfen und neue Produktvarianten in der Lebensversicherung zu überlegen. Die Donau Versicherung bietet bereits seit Frühjahr 2013 mit dem Smart Garant eine Lebensversicherung ohne Garantiezins, dafür mit 100%iger Bruttoprämiengarantie an.

Hat die klassische Lebensversicherung demnächst ausgedient?

Keineswegs, wir werden auch weiterhin die klassische Variante mit Garantiezins anbieten. Wichtig ist die Abdeckung der biometrischen Risiken stärker hervorzuheben, sprich zum Beispiel eine lebenslange Rente zahlen zu können und diese Jahrzehnte im Voraus berechnen zu können. Risikoabsicherung ist die Quintessenz der Lebensversicherung, nicht die Erzielung einer möglichst hohen Rendite. Das stand leider in den Phasen der Hochkonjunktur im Vordergrund. Unternehmen mit hoher Risikotragfähigkeit wie es auch die Donau Versicherung  ist, werden auch in Zukunft weiterhin Garantien geben können.

Wie erklären Sie sich den medialen Abgesang auf die Lebensversicherung?

Weil wir gewohnt sind in Renditen zu denken statt in Risikoabsicherungen. Natürlich sind die Renditen in der Lebensversicherung derzeit nicht üppig. Aber niemand bringt zur Sprache, dass wir früher Renditen von sechs oder sieben Prozent hatten, dafür aber Teuerungsraten von fünf und sechs Prozent. Jetzt haben wir eine Inflationsrate unter 2 % und stehen bei  3,25 % Gesamtverzinsung für die klassische Lebensversicherung, davon sind ab 2015 1,5 % garantiert. Und was es zusätzlich zu betonen gilt: Die von uns veranlagten Kundengelder sind Sondervermögen in eigenen Deckungsstöcken veranlagt und würden im Extremfall eines Konkurses nicht in die Konkursmasse fallen. Der Deckungsstock muss überdies nach strengen gesetzlichen Regeln und Bestimmungen extrem risikoarm veranlagt werden. Diese besonderen Sicherheiten die nur wir Versicherungen bieten, sollten auch berücksichtigt werden, wenn über die Attraktivität von Lebensversicherungen diskutiert wird.

Ich nehme an, Sie haben selbst auch mit einer Lebensversicherung vorgesorgt?

Natürlich und zwar reichlich. Ich wäre eine schlechte Kauffrau, würde ich meine Ware nicht selbst schätzen und kaufen. Ich bin da sicher kein Maßstab für die Allgemeinheit, denn ich besitze eine breite Palette von Lebensversicherungen, von klassisch und staatlich gefördert bis hin zur fonds- und indexgebundenen. Ich bin grundsätzlich in der Veranlagung meines Geldes sehr konservativ unterwegs und da passen Lebensversicherungen perfekt ins Portefeuille.
 
Foto: VIG

 

Elena Gorschek. Trotz großer Konkurrenz ist die Produktmanagerin von Almdudler überzeugt: Wir haben die beliebteste Kräuterlimonade Österreichs.

 

Sie sind seit bald zwei Jahren Produktmanagerin bei Almdudler, was schätzen Sie an Ihrem Job?

An meinem Job bei Almdudler gefällt mir besonders die Abwechslung und die täglichen Herausforderungen. Es ist ein sehr dynamisches Arbeitsumfeld, in dem jeder Tag anders sein kann. Das herzliche und familiäre Betriebsklima, gepaart mit der Modernität als Arbeitgeber, macht Almdudler für mich zu einem ganz besonderen Arbeitsplatz. Wir sind digital sehr gut aufgestellt, haben sehr flexible Arbeitszeiten und ich kann von überall arbeiten, was mir persönlich sehr entgegen kommt.

Sind dieses Jahr Produktinnovationen geplant?

Im Inland konzentrieren wir uns in diesem Jahr ganz auf unser Kernsortiment, in Deutschland steht der Ausbau der Distribution für die 0,35 Liter Glas-Mehrwegflasche im Vordergrund, die wir seit Jahresbeginn für die Gastronomie von unseren bisherigen Vertriebspartnern übernommen haben. Bei der Marke Spezi arbeiten wir nach einem Rebranding im Jahr 2022 intensiv am weiteren Markenaufbau. Wir sind überzeugt, dass wir das beste Spezi haben und nun ist es an der Zeit, dies allen zu zeigen und vor allem auch schmecken zu lassen.

Wie leicht/schwer ist Almdudler zu vermarkten?

Almdudler zu vermarkten ist leicht und schwer zugleich. Leicht, weil die Marke ein Stück österreichische Identität ist und nicht nur für Qualität und Tradition steht, sondern als echtes Original zum österreichischen Kulturgut gehört. Schwer, weil der Getränkemarkt von großen Konzernen dominiert wird. Mit einer Markenbekanntheit von 96 Prozent und höchsten Sympathiewerten liegen wir als Österreichs beliebteste Kräuterlimonade trotzdem ganz vorne. Das macht uns natürlich sehr stolz, bedeutet aber auch, permanent in die Marke zu investieren, um in diesem hart umkämpften Markt bestehen zu können.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Trachtenpärchen?

Das Trachtenpaar, aber auch Almdudler im Allgemeinen, steht für mich für die Verbindung von Tradition und Moderne. Als gebürtige Vorarlbergerin und Wahlwienerin verstehe ich diesen Spagat zwischen zwei Welten sehr gut. Almdudler steht nicht für ein Entweder-Oder, sondern für ein Sowohl-als-auch. Das Trachtenpaar Marianne und Jakob verkörpert diese Vielseitigkeit perfekt, sie fühlen sich in den Bergen genauso zu Hause wie im pulsierenden Stadtleben. Almdudler steht für diese Wandelbarkeit und Balance aus Tradition und Offenheit für Neues, das inspiriert und bestätigt zugleich.

Foto: Philipp Lipiarski

Für sie ist eine Verwaltungs- und Föderalismusreform unabdingbar, wenn es mit der Wirtschaft wieder aufwärts gehen soll.

 

„Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und der hohen Verschuldung Österreichs ist es entscheidend, den Wirtschaftsstandort attraktiv und wettbewerbsfähig zu halten und die Integration in die Europäische Union zu stärken, denn rund 700.000 Arbeitsplätze hängen von der EU-Integration ab“, so Edith Kollermann.

Vorschläge zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sind die Senkung der Lohnnebenkosten, um die Arbeitskosten international konkurrenzfähig zu machen, sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die Teilnahme an EU-weiten Forschungsprojekten sei dabei ebenso unerlässlich wie die Stärkung des Eigenkapitals österreichischer Unternehmen durch steuerliche Begünstigung einbehaltener Gewinne.

„Der Kapitalmarkt soll gestärkt werden, um mehr privates Kapital in die Wirtschaft zu lenken. Bildung ist eine zentrale Säule der Strategie, wobei die Stärkung der Lehrlingsausbildung, die verstärkte Teilnahme an Erasmus-Programmen und die Neugestaltung der Bildungskarenz im Vordergrund stehen. Darüber hinaus wird ein positives Zukunftsbild bei der Jugend und der mittleren Generation gefördert, um die Energie und Kraft zu mobilisieren, die zur Lösung der anstehenden Probleme notwendig ist“, so Kollermann.

Auf dem Weg zur Teilzeitgesellschaft

Österreich hat eine der höchsten Abgabenquoten der Welt. Die Zinslast der Verschuldung der letzten Jahrzehnte engt den Handlungsspielraum zunehmend ein. Eine echte Verwaltungs- und Föderalismusreform ist daher unumgänglich. Mit mutigen Politikern, die Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe fördern, könne auf den bereits vorliegenden Ideen des Österreich-Konvents aufgebaut werden. Kollermanns Forderungen: „Ein klares Bild, wo Österreich hin will, Gemeinschaftssinn und Stärkenorientierung, um die notwendigen Reformen anzugehen. 25 Prozent des Budgets müssen klar an Ausgaben und Investitionen für die Zukunft gebunden sein (Anm.: Bildung, Klimaschutz, Gesundheitsvorsorge, Infrastruktur, Forschung) und ein aufgabenorientierter Finanzausgleich statt eines Föderalismus, der nur Pfründe sichert“.

Österreich sei auf dem Weg in eine Teilzeitgesellschaft, wofür es mehrere Gründe gebe, unter anderem eine Erbengeneration und das Kalkül von mehr Arbeit versus mehr Lohn durch Progressionsstufen und höhere Sozialversicherungsbeiträge. Es sei wichtig, dass ein Mehr an Fähigkeiten mit einem Mehr an Verantwortung einhergehe und dies auch anerkannt werde. Ein effektives Steuersystem sollte daher für Kollermann folgende Punkte erfüllen, die auch als Diskussionsgrundlage für die Entwicklung eines gerechten und zukunftsorientierten Steuersystems dienen sollten: „Den Faktor Arbeit entlasten. Ausnahmen streichen und sinnvolle Entlastungen in den Tarif integrieren. Klimaschädliches Verhalten höher besteuern und gleichzeitig in Klimaschutzmaßnahmen investieren. Nicht entnommene Gewinne nicht besteuern, um Eigenkapital zu stärken. Überstunden stärker von Steuern und Abgaben befreien. Sachleistungen gegenüber Geldleistungen bevorzugen, um Chancengleichheit zu fördern. Zusammenfassung der Sozialleistungen in einem Bürgergeld, um die Komplexität zu reduzieren und Anreize für eine vollständige Integration in die Arbeitswelt zu schaffen sowie Anreize über das gesetzliche Pensionsalter hinaus zu arbeiten, z.B. durch die Befreiung von Pensionsversicherungsbeiträgen.“

Foto: NEOS NÖ

Mit 30. September geht an der Wirtschaftsuniversität Wien eine besondere Ära zu Ende: Edeltraud Hanappi-Egger, die erste Rektorin in der Geschichte der WU, verabschiedet sich.

 

Sie hat die Entwicklungen an der WU in den letzten acht Jahren geprägt, so wurde unter ihrer Führung u.a. eine neue Willkommenskultur für Studierende etabliert, mit uLiKe ein prämiertes Leistungsbewertungskonzept eingeführt, ein englischsprachiges Bachelorstudium eingerichtet, eine Stiftung gegründet sowie der Umgang der WU mit ihrer NS-Vergangenheit untersucht. Aber auch das WU Sommerfest, die Etablierung der European University „ENGAGE.EU“, u.v.m. fiel in ihre Wirkungszeit als Rektorin.

Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit hatte sich die Rektorin zum Ziel gesetzt, eine neue Willkommenskultur an der WU gegenüber Studierender einzuführen. Dazu wurden u.a. Unterstützungsmaßnahmen für Studierende erweitert sowie erstmals spezielle Angebote für jene geschaffen, die die ersten innerhalb ihrer Familie sind, die ein Studium beginnen. Mit WU4You startete Edeltraud Hanappi-Egger ein eigenes Stipendienprogramm, das sich an begabte Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien in Österreich richtet. Dafür haben alle Rektoratsmitglieder jedes Jahr die ihnen zustehenden Leistungsprämien gespendet.

Wise Women & uLiKe

Da die Unterrepräsentanz von Frauen in obersten Führungsgremien in Österreich nach wie vor eklatant ist, war es ihr ein großes Anliegen, die Karriereambitionen junger Frauen in der Wirtschaft zu unterstützen und zu fördern. Mit Wise Women of WU hat sie ein Mentoringprogramm ins Leben gerufen, das junge WU-Absolventinnen mit erfolgreichen Managerinnen zusammenbringt und sie auf ihrem Karriereweg begleitet. Die Rektorin ist auch mit dem Vorhaben angetreten, traditionelle Leistungsbewertung z.B. in Berufungsverfahren zu überdenken. Die Rektorin dazu: „Der Fokus in der Auswahl passender Bewerbungen liegt im wissenschaftlichen Bereich eigentlich immer auf dem Forschungsoutput: je mehr publiziert wurde, desto besser. Diese Betrachtungsweise lässt aber unterschiedliche Lebenskontexte außen vor. uLiKe – universitäre Leistungsbewertung im Kontext entwickeln bedeutet, dass wissenschaftliche Leistungen einer Person im Verhältnis zu Faktoren, wie u.a. Teilzeit bzw. Vollbeschäftigung und dem akademischen Alter betrachtet werden“. Das Konzept, das 2016 auch mit dem Diversitas des BMBWF ausgezeichnet wurde, fand bei den 66 Berufungsverfahren, die die Rektorin während ihrer Amtszeit durchgeführt hat, Anwendung. Weil sie darunter 29 Professorinnen berufen hat, stieg auch die Frauenquote innerhalb der Professuren auf 31 %. 

Verbesserung der Betreuungsrelationen

Eine große Herausforderung an der WU ist das Betreuungsverhältnis (Habilitierte pro Studierenden), das zu den schlechtesten in Österreich zählt. Rektorin Hanappi-Egger hat sich stets dafür eingesetzt, dass dieses Verhältnis langfristig verbessert werden muss und konnte in den Verhandlungen mit dem Ministerium immerhin 31 zusätzliche Professuren für die WU erreichen. Das Betreuungsverhältnis hat sich damit von 1:84 auf 1:70 verbessert, wobei der österreichische Schnitt bei ca. 1:37 liegt. „Das ist natürlich eine sehr erfreuliche Entwicklung für die WU, aber der Weg ist noch ein weiter“, so die Rektorin und fügt hinzu: „Die größte Herausforderung als Rektorin oder Rektor einer öffentlichen Universität in Österreich ist sicherlich, dass niemals langfristig geplant werden kann. Alle drei Jahre müssen die Budgets mit dem Ministerium neu verhandelt werden und immer wieder herrscht große Unsicherheit, ob ein Sparprogramm kommt, ein Konsolidierungskurs gefahren werden muss oder es zusätzliche Finanzmittel geben wird. Leider fehlt es seitens der Regierung immer wieder an einem klaren Bekenntnis zu Wissenschaft und Forschung und Investitionen in diese Bereiche. Dabei zeigen internationale Beispiele zur Genüge, wie es gehen könnte“.

Digitalisierungsschwerpunkte an der WU

In der vergangenen Amtsperiode wurden auch wichtige Schritte in Richtung Digitalisierung gesetzt: 2019 wurde ein eigenes Vize-Rektorat für Infrastruktur und Digitalisierung eingerichtet, mit dem Projekt „Transforming Tomorrow“ der Weg der WU in eine digitale Arbeits- und Wirkungsstätte gesetzt. 8 wirtschaftswissenschaftliche Professuren mit Digitalisierungsschwerpunkt wurden besetzt, entsprechende Inhalte in den Bachelor-Programmen sowie das Masterstudium „Digital Economy“ geschaffen. Weitere Meilensteine waren die Einrichtung des ersten englischsprachigen Bachelorprogramms „Business and Economics“, das mittlerweile zu den nachgefragtesten Studien in Österreich zählt und zuletzt die große Reform des deutschsprachige Bachelorstudium „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ mit dem neuen Schwerpunkt Wirtschaft-Umwelt-Politik. Außerdem wurde 2022 die WU Foundation ins Leben gerufen und damit ein Instrument geschaffen, das finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, die über die Globalbudgets hinausreichen und die Förderung spezieller Projekte erlaubt.

125 Jahre WU und Auseinandersetzung mit Vergangenheit

Wichtig war es der Rektorin auch, dass sich die WU weiterhin mit den dunklen Flecken ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Nach wertvollen Projekten zur Vertreibung von Hochschulangehörigen während der NS-Zeit und der Provenienzforschung hat sie den Blick auf die Rolle der WU sowie ihrer Vorgängerinstitution während und nach der NS-Zeit erweitert und die Überprüfung von akademischen Ehrungen an historisch belastete Personen angestoßen. Im Rahmen des 125 Jahr-Jubiläums, das die WU 2023 begeht, widmete sich eine Veranstaltung dem Widerruf des Titels des Ehrendoktors an Walther Kastner sowie der Kontextualisierung drei weiterer Ehrendoktorate.

Edeltraud Hanappi-Egger abschließend: „Ich habe in den letzten acht Jahren sehr viele schöne Momente erlebt, wie die Sommerfeste, unterschiedliche Veranstaltungen oder die Suche nach den WU Talents, die mir lange in bester Erinnerung bleiben werden. Es waren auch schwierige Zeiten dabei, vor allem die Jahre während der Pandemie und die Lockdowns, die uns sehr gefordert haben, nicht nur organisatorisch, sondern auch atmosphärisch. Aber die WU, oder besser ihre Angehörigen, haben eine ungeheure Kraft und Energie und leisten Unglaubliches. Das hat mich immer sehr stolz gemacht und beeindruckt“.

Foto: Klaus Vyhnalek

Die Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien über Herausforderungen, den Uni-Alltag in Corona-Zeiten und Konzepte für die Zukunft.

 

Ein Blick zurück auf das Vorjahr – gab es – trotz Corona – auch Lichtblicke?

Natürlich gab es auch Lichtblicke. Die WU hat z.B. auch 2020 ausgezeichnete Ranking-Erfolge gefeiert und damit Österreich im internationalen Umfeld einmal mehr positiv vertreten. Wir haben erneut das Gütesiegel als familienfreundliche Arbeitgeberin erhalten und unsere Studien waren auch 2020 sehr stark nachgefragt. Während Corona hat sich die Innovationskraft der WU als Ganzes gezeigt. Wir waren beispielsweise eine der ersten Universitäten europaweit, die digitale Großprüfungen mit über 12.000 Antritten inklusive Online-Aufsicht abgewickelt haben. 

Wieviel Prozent der aktuellen Lehrveranstaltungen finden derzeit online statt?

Die WU ist seit Anfang November des Vorjahres im Distanzmodus, d.h. die Lehre und auch Prüfungen finden online statt Bis Anfang November war die WU im Hybridmodus. Es gab Präsenzunterricht, bei denen die Lehre unter Einhaltung aller Sicherheitsabstände sowie Maximalbelegung von Räumen vor Ort am Campus stattfand, einige Lehrveranstaltungen (LV) fanden nur mit einem Teil der Studierenden vor Ort statt, ein Teil verfolgte LVs im Online-Stream. Aber auch im Hybridmodus waren viele LVs aufgrund der Größe der Teilnehmerzahl bereits im Distanzmodus. 

Gibt es – bedingt durch COVID-19 – einen Rückgang bei den Erstsemestrigen oder ist die Nachfrage an der WU zu studieren weiterhin groß?

Die WU verzeichnet bei den BachelorbeginnerInnen einen Anstieg im Vergleich zum vergangenen Wintersemester. Das muss aber nicht unbedingt ein Zusammenhang mit COVID-19 sein, sondern könnte auch durch den stärkeren Maturajahrgang 2020 erklärt werden. In den letzten Jahren gab es aufgrund demografischer Entwicklungen österreichweit einen kontinuierlichen Rückgang der Studierendenzahlen, wenn auch nicht an der WU. 

Bei der Auftaktveranstaltung für neue Studierende im Austria Center wurden erstmals im Rahmen einer Großveranstaltung Schnelltests durchgeführt. Wären Schnelltests nicht auch an der WU sinnvoll, um den Studienablauf vor Ort zu erleichtern?

Solche Schnelltests machen bei einmaligen Großveranstaltungen sicherlich Sinn. Bei mehrtätigen Veranstaltungen beispielsweise müssen sie aber jeden Tag durchgeführt werden. Das ist dann natürlich schnell auch eine Kostenfrage und die Logistik darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Wir haben täglich ca. 5.000 Studierende am Campus. Auch bei der Durchführung eines Schnelltests wird medizinisches Fachpersonal benötigt. Ein Test kostet ca. 15 Euro und diese müssten dann vor jeder Lehrveranstaltung durchgeführt werden. Das ist nicht leistbar. Aber natürlich würden wir uns auch eine zentrale Teststrategie für Universitäten, ähnlich wie jene für Schulen, wünschen.  

Wie sieht das aktuelle Sicherheitskonzept vor Ort aus?

Von der Ampelfarbenlogik ausgehend befinden sich Universitäten derzeit auf „Orange“. An der WU bedeutet das Distanzlehre und verstärktes Homeoffice der Mitarbeitenden. Für jene, die vor Ort tätig sind, gilt Maskenpflicht in allen Gebäuden, außer am Arbeitsplatz. Einige Prüfungen können derzeit noch vor Ort abgehalten werden, auch hier gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Die Abstandsregeln zu anderen Personen müssen eingehalten werden, es gibt ein getrenntes Ein- und Ausgangsmanagement, in den Hörsälen wurden alle Plätze gemäß den aktuellen Hygienemaßnahmen reduziert, markiert und mit Nummern beklebt (Contact Tracing). Während der Prüfung gilt auch Maskenpflicht am Sitzplatz. Dies gilt auch in der Bibliothek. Projekträume und Lernzonen sind derzeit nicht geöffnet. 

Welche Strategien/Pläne gibt es für die Zeit nach Corona?

Wir wollen vor allem wieder auf einen vor Ort Betrieb zurückkehren, aber sicherlich auch Ideen aus dem Distanzbetrieb mit aufnehmen, die sich als bereichernd herausgestellt haben. Wichtig wird es sein, den internationalen Austausch wieder zu beleben. Derzeit findet dieser ja oftmals nur rein digital statt. Dabei soll durchaus auch kritisch hinterfragt werden, ob alle bisher üblichen Veranstaltungen und Meetings unbedingt Vororts stattfinden müssen oder nicht doch online möglich und somit umweltverträglicher und kostengünstiger durchgeführt werden können. Trotz legitimer Anliegen von Nachhaltigkeit und Sicherheit darf aber der globale Austausch nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden.

Ihre Wünsche für dieses Jahr?

Ich wünsche mir, dass Internationalität gelebt werden kann und wir (wieder) zu einem positiven Verständnis vom Mehrwert von Diversität und Solidarität kommen. Außerdem möchte ich meinen Appell erneuern, dass wir evidenzbasierte Politik brauchen und keine Polemik oder Populismus. Die tragen in der Regel nicht zu ernsthaften Problemlösungen bei.

Foto: Klaus Vyhnalek

Edeltraud Hanappi-Egger ist bereits seit 2015 Rektorin der WU. Am 1. Oktober 2019 hat ihre zweite Amtsperiode begonnen. ABW sprach mit der Uni-Managerin.

 


Das Uni Jahr 2019 war für öffentliche Universitäten allgemein ein sehr einschneidendes Jahr. Zum einen kam die neue Universitätsfinanzierung zum Tragen. Diese nimmt erstmals Rücksicht auf Studierendenzahlen und auf vorhandenes wissenschaftliches Personal. Zum anderen konnte die Wirtschaftsuniversität Wien in den alle drei Jahre stattfindenden Verhandlungen zu den Leistungsvereinbarungen mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung ein Budgetzuwachs von 17 Prozent erreichen. Die zusätzlichen Mittel fließen vor allem in die Aufstockung des wissenschaftlichen Personals. Damit ist ein erster Schritt in Richtung Anpassung der Betreuungsrelationen an internationale Verhältnisse getan“, fasst Univ.-Prof. Dr. Hanappi-Egger zusammen und freut sich, dass im Oktober 2019 das neue Rektorat seine Arbeit aufgenommen und damit ihre zweite Amtsperiode als Rektorin der WU begonnen hat. 

Als großen Erfolg wertet sie, dass die Nachfrage nach einem Bachelorstudium an der WU ungebremst hoch ist und dass der englischsprachige Master in International Management (MIM) 2019 zwei ausgezeichnete Top-10 Platzierungen in internationalen Rankings erreichen konnten. In jenem der Zeitschrift Economist belegte das MIM-Studium Platz 5 von 40 gereihten Programmen und im Financial Times Ranking Platz 9 von 100.

„Nachdem universitäre Rankings und das Abschneiden der Universitäten in Österreich stets kritisch beurteilt werden, zeigt die WU mit diesen Erfolgen, dass es durchaus möglich ist, Österreich positiv zu vertreten“, sagt die Rektorin. Weniger erfreut zeigt sich Hanappi-Egger darüber, dass es 2019 nach wie vor das hartnäckige Gerücht gäbe, an der WU würde die „Atomuhr“ entscheiden, ob man einen Platz in einer Lehrveranstaltung erhalte oder nicht.

Herausforderung Digitalisierung

Die kommenden Jahre in Lehre und Forschung stehen an der WU ganz im Zeichen von Digital Economy. Dazu wird unter anderm ein neues Masterstudium entwickelt, das sich mit den strategischen, den Design- und Umsetzungsperspektiven sowie den sozialen und juristischen Herausforderungen zunehmend digitaler Unternehmen auseinandersetzen wird. 

Außerdem, so Hanappi-Egger, war die Umstellung auf die neue Universitätsfinanzierung ein großer Meilenstein, der die Universitäten auch in den kommenden Jahren stark beschäftigen wird. Die Auswirkungen der neuen Finanzierung seien nach der ersten Laufzeit sicherlich zu evaluieren. Im kommenden Jahr wird die WU neue Professuren und Tenure Track Stellen besetzen. Der Schwerpunkt Digital Economy wird dabei schon mitgedacht.

„Und schließlich müssen sich Universitäten selbst mit den Herausforderungen der Digitalisierung für die eigene Organisation beschäftigen. Einzelne IT-Maßnahmen reichen dabei nicht aus, um diese voranzutreiben, daher wird die WU eine universitätsweite Gesamtdigitalisierungsstrategie und entsprechende Innovationsprogramme aufsetzen.“ 

Mehr internationale Studenten
Universitäten tragen einen wesentlichen Teil zur Bildung der Bevölkerung bei, erbringen gleichzeitig wichtige Forschungsleistungen, die für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ebenso relevant sind wie für die Standortentwicklung, schaffen öffentlich zugängliches Fachwissen und fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs.

„Von den verantwortlichen politischen Stellen würde ich mir daher wünschen, dass diese umfassende Bedeutung der Universitäten stärker wahrgenommen wird, dass es ein stärkeres Commitment zur ausreichenden Finanzierung dieser gibt und dass wissenschaftliche Empfehlungen ernst genommen werden und sie in politische Entscheidungen einfließen. Da ist in Österreich sicher noch Luft nach oben“, so Dr. Hanappi-Egger, die die WU als Vorreiterin in Sachen Digital Economy und als Responsible University im In- und Ausland positionieren möchte.

„Als Rektorin werde ich die WU Interessen auch weiterhin im politischen Diskurs vertreten und bei allen relevanten Netzwerken präsent sein, um die WU in der internationalen Community weiter zu verankern. Ein großes Ziel ist außerdem die Umsetzung einer internationalen Marketingstrategie, denn ich möchte die Anzahl der internationalen Studierenden und auch der Faculty steigern. Die WU ist mit über 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine große und attraktive Arbeitgeberin, die unterschiedliche Karrieremodelle anbietet. Das soll in Zukunft verstärkt wahrgenommen werden. 

Foto: Klaus Vyhnalek

 

Seit Jahresbeginn ist sie Mitglied des Vorstandes der DONAU Versicherung und hat sich viel vorgenommen. Dr. Edeltraud Fichtenbauer im Austrian Business Woman-Porträt.

 

Nach dem Jus-Studium war sie als selbstständige Rechtsanwältin tätig. Zu ihren Kunden zählten namhafte Banken und Versicherungen. Von 2007 bis September 2016 war sie Aufsichtsratsmitglied des Wiener Städtischen Versicherungsvereins. Seit 2016 leitet sie die Rechtsabteilung der Vienna Insurance Group. Und nun der nächste Karriereschritt: Seit Jahresbeginn ist sie im Vorstand der DONAU Versicherung. Dr. Edeltraud Fichtenbauer im ABW-Porträt.

Neben jenen Bereichen, für die der Gesamtvorstand zuständig ist, fallen in meine Verantwortung die Gebiete Recht, Compliance, Geldwäscheprävention, Leben- und Krankenversicherung. Für diese Bereiche gilt, dass die ständige Veränderung und Weiterentwicklung die einzige Konstante ist. Die Notwendigkeit tagesaktuell informiert zu sein und die Bereitschaft unverzüglich die erforderlichen Schritte einzuleiten, machen diese Tätigkeit besonders spannend und interessant. Meine positiven Erwartungen in Bezug auf diese Tätigkeiten haben sich voll und ganz erfüllt“, so Dr. Fichtenbauer, die seit Anfang des Jahres im Vorstandsteam der DONAU Versicherung ist. 

Gute Erträge bei hoher Sicherheit

Die größte Herausforderung sieht sie ich in dem Erfordernis als Unternehmen rasch und flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Dazu brauche es eine schlanke Organisation, höchstmögliche Fachkompetenz sowie Einsatzfreude bei den Mitarbeitern. „Unsere Produkte müssen den Kundenbedürfnissen gerecht werden, die sich ebenso wie die Marktbedingungen laufend ändern“, sagt die Vorständin

Gerade in Zeiten niedriger Zinsen könne man im Bereich der Lebensversicherung den Kunden gute Erträge bei gleichzeitig hoher Sicherheit bieten. „Statistiken zeigen, dass in Zukunft die Problematik des Gender Pension Gaps, also die Pensionslücke bei Frauen, ein ansteigendes Pflegeerfordernis und im Gesundheitsbereich der Vorteil einer privaten Krankenversicherung besondere Bedeutung erlangen. Die DONAU Versicherung ist hier ausgezeichnet positioniert. Mit unserer Produktvielfalt treffen wir die Kundenbedürfnisse sehr genau“, so Fichtenbauer, die sich auch für neue Technologin – sofern diese für die Versicherung und die Kunden nützlich sind – interessiert.

In den unterschiedlichen Bereichen, wie etwa der Cybersicherheit und der Risikobeurteilung sei es bereits möglich, dank neuer Technologien eine laufend verbesserte Effizienz herzustellen. Künstliche Intelligenz werde in Zukunft immer mehr helfen, die Risikokosten exakt zu kalkulieren, damit könne man in absehbarer Zeit die Produkte noch besser an die Kundenbedürfnisse anpassen. 

In manchen Sparten, wie zum Beispiel der Reiseversicherung, sei der digitale Vertrieb bereits verwirklicht. Wo es aber um langfristige, sensible Entscheidungen gehe, etwa bei der Pensionsvorsorge mit einer klassischen Lebensversicherung, sollte alleine schon im Interesse der Kunden der Wert, den die persönliche Beratung bietet, erkannt werden. „Als Versicherung haben wir höchstes Interesse daran, unseren Kunden die beste Lösung anzubieten. Unser Ziel sind langfristig zufriedene Kunden, persönliche Beratung ist dafür ein wesentliches Erfordernis.“

Die DONAU habe eine regionale Strategie, die die Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt stelle, umfassende Versicherungslösungen zur Absicherung der Kunden und sie biete Sicherheit gepaart mit langjähriger Erfahrung.

„Eine Versicherung muss einfach erreichbar  und für ihre Kunden da sein“, bringt es Fichtenbauer auf den Punkt. Die Donau sei gerade in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung ein Ansprechpartner unmittelbar vor Ort. Das könne man mit neun Landesdirektionen in allen Landeshauptstädten und 70 Geschäftsstellen garantieren. Das umfangreiche Serviceangebote reiche von Assistanceleistungen im Schadenfall bis hin zur Beratung über das beste Fondsveranlagungsprodukt, sagt Dr. Fichtenbauer, die ihr Jus-Studium als ein ausgezeichnetes Fundament für die Aufgaben im Top-Management sieht. Denn die Versicherungsbranche war gerade in rechtlichen Bereichen in den letzten Jahren einer sehr herausfordernden Entwicklung ausgesetzt. 

Foto: Petra Spiola

 

Die österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) zeichnete zum 33. Mal die besten Projekte und Vorbilder im Bereich Nachhaltigkeit aus.

 

Mit dem Preis in der Kategorie „Frauen in der Umwelttechnik“ wurde Dorothea Sulzbacher, Geschäftsführerin und Gründerin der Lite-Soil GmbH (Wien) ausgezeichnet. Das 2015 gegründete Unternehmen entwickelt innovative wassersparende Bewässerungssysteme. Die Jury beeindruckte vor allem der eindrucksvolle Karriereweg der Juristin und Wirtschaftswissenschafterin. Sie schaffte es, sich in einem männerdominierten Technologieunternehmen durchzusetzen und ist heute Erfinderin mit eingetragenem Patent. Das Preisgeld von 5.000 Euro wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie zur Verfügung gestellt.

Niederösterreich soll durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu einer führenden Green Smart Region in Europa werden.

 

„Niederösterreich setzt auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Mit diesen Schwerpunkten soll das Bundesland zu einer der führenden Green und Smart Regions in Europa werden. Der digitale Wandel und der effiziente Umgang mit Ressourcen, insbesondere durch Kreislaufwirtschaft, stehen dabei im Mittelpunkt. Der sparsame Umgang mit Steuergeldern ist dabei unerlässlich. Dennoch sind gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Investitionen notwendig, um die Wirtschaft zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern. Wir investieren gezielt in Kinderbetreuung und Wohnbau, da diese Bereiche von großer Bedeutung sind“, so Doris Schmidl, die darauf hinweist, dass ein effizientes Steuersystem entscheidend für eine gesunde Wirtschaft ist.

„Die Abschaffung der kalten Progression durch die Bundesregierung sorgt dafür, dass die Steuerstufen automatisch an die Inflation angepasst werden. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jedes Jahr mehr Netto vom Brutto haben, was eine gerechte Entlastung darstellt“.

Ein aktuelles und zukünftiges Thema sei die Förderung der Vollzeitbeschäftigung. „Angesichts des Arbeitskräftemangels braucht es Anreize, um Teilzeitbeschäftigte in Vollzeit zu bringen. Dies ist wichtig, um den Wohlstand der Gesellschaft zu sichern, denn nur durch eine gerechte Teilhabe aller kann ein nachhaltiger Beitrag zum Wirtschaftswachstum geleistet werden“, so die Abgeordnete, die auch ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der sozialen Gerechtigkeit fordert. „Junge Frauen sollen ermutigt werden, technische Berufe zu ergreifen, da diese besser bezahlt sind. Außerdem sollte die Selbstständigkeit gefördert werden, indem Frauen mit guten Ideen unterstützt werden. Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen, wie etwa der Verbesserung der Kinderbetreuung und der Förderung von Unternehmensgründungen. Dank dieser Maßnahmen entsteht in Niederösterreich jedes fünfte neue Unternehmen.

Foto: ÖVP NÖ

Seit Beginn des Wintersemesters verstärkt sie die Geschäftsführung der FH Campus Wien als Chief Operating Officer. Ihr Ziel: Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung noch stärker auf allen Ebenen der Organisation zu verankern.

 

Können Sie uns bitte kurz Ihren beruflichen Werdegang schildern?

Ich habe Bauingenieurwesen mit Vertiefung in Baubetrieb und Bauwirtschaft an der TU Wien studiert. Anschließend habe ich das Doktoratsstudium an der University of Nottingham und an der Technischen Universität Wien absolviert. Danach war ich in verschiedenen Funktionen in der Baubranche tätig, etwa als Stabsstellenleiterin und Gruppenleiterin im STRABAG-Konzern, in dem ich die Stabsstelle Claims & Controlling geleitet und als Projektleiterin das österreichweite Großprojekt LKW-Maut Bau verantwortet habe. Darüber hinaus war ich Mitglied im Aufsichtsrat der Asfinag BMG.

Ich habe die Ziviltechnikerprüfung abgelegt, eine Ausbildung zur Qualitätsmanagerin, Diplomierten Mentaltrainerin und Diplomierten Resilienztrainerin abgeschlossen und war gerichtlich eingetragene Mediatorin für Bau- und Wirtschaftsmediation. An der FH Campus Wien habe ich seit 2004 den Masterstudiengang Bauingenieurwesen-Baumanagement und seit 2011 das übergeordnete Department Bauen und Gestalten mit zuletzt acht Studiengängen und Hochschullehrgängen geleitet. Seit September 2023 bin ich als COO Teil der Hochschulleitung der FH Campus Wien. Aktuell bin ich zudem noch geschäftsführende Gesellschafterin bei Construction Solution Holding GmbH und Geschäftsführerin bei der ECC-Bauprozessmanagement GmbH aus. 

Was schätzen Sie an Ihrer neuen Tätigkeit in der Geschäftsleitung?

Ich war viele Jahre in leitender Funktion an der FH Campus Wien im Department Bauen und Gestalten tätig. Dass sich an der FH eine neue Herausforderung für mich ergab, hat sich einfach gut gefügt. Meine Aufgaben zuvor waren auch abwechslungsreich, aber eben auf das Thema Bau/Baumanagement und Architektur fokussiert.

Als COO habe ich ein wesentlich breiteres Tätigkeitsfeld, was mir sehr zusagt. Ich kann den guten Spirit hier an der FH nun in einer anderen Rolle weitertragen. Und ich kann in meiner neuen Funktion einen Beitrag dazu leisten, die FH Campus Wien in eine gute Zukunft zu führen, aber auch die Zukunft des Studierens an der FH aktiv mitgestalten. 

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Ich pflege einen sehr kooperativen Führungsstil. Im akademischen Umfeld bin ich von Experten ihres jeweiligen Fachs umgeben. Es versteht sich für mich von selbst, diese Expertise wahrzunehmen, anzuerkennen und wertschätzend sowie auf Augenhöhe zu führen. Es ist mir wichtig, meinem Gegenüber Vertrauen zu signalisieren und Freiräume für Kreativität und Innovation nicht nur zuzulassen, sondern auch zu fördern.

Welchen Rat haben Sie für Frauen, die im Bildungsbereich Karriere machen wollen? 

Ich wünsche mir, dass Frauen das Selbstvertrauen entwickeln, das Männer oft ganz selbstverständlich an den Tag legen und dass Frauen sich mehr zutrauen und aktiv mitgestalten. Ich denke, es ist erfüllend, eine hohe Identifikation und Begeisterung für die Tätigkeit mitzubringen, seine Berufung zum Beruf zu machen, intrinsische Motivation zu entwickeln. Wenn das passiert, kann man auch leichter Selbstvertrauen entwickeln, deshalb ein Appell an alle Frauen: „Traut euch und traut es euch zu!“ 

Ihre Ziele für 2024? 

Mein erklärtes Ziel ist, das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben und Aus- und Weiterbildungsangebote an der FH Campus Wien und an unserer Campus Wien Academy zu erweitern. Und natürlich, den aktuell laufenden Standortausbau reibungslos zu einem guten Ende zu bringen. Wünschen würde ich mir eine Basisfinanzierung für die so wichtige Forschung an den Fachhochschulen.

Außerdem wünsche ich mir, dass weiterhin viele begeisterungsfähige junge Menschen ihr Studium mit Interesse und Engagement verfolgen und erfolgreich an der FH Campus Wien abschließen. Denn der Arbeitsmarkt braucht unsere perfekt ausgebildeten Absolventen dringend.

Foto: FH Campus Wien/Schedl

Die Glaubwürdigkeit der Politik wurde durch Skandale und Kurs-Krisen schwer erschüttert. Dennoch ist Doris Bures überzeugt: Wir haben eine starke und stabile Demokratie.

 

„Die multiplen Krisen unserer Zeit, die vielen Korruptionsskandale und die einfachen Antworten populistischer Vereinfacher haben Ansehen und Glaubwürdigkeit gekostet. Nur Integrität und eine Politik, die sich an den realen Lebensproblemen der Menschen orientiert, kann hier substanzielle Verbesserungen bringen“, so Bures, die zugleich betonte, dass wir eine starke und stabile Demokratie haben. Politik müsse durch Klarheit, Transparenz und Konsequenz überzeugen. Hier gebe es noch viel zu tun.

Unser Land habe den heutigen Wohlstand nur auf der Basis von sozialem Frieden, Solidarität und Leistungsgerechtigkeit erreicht. Wenn dieser soziale Zusammenhalt brüchig werde, sei es auch um unseren Wohlstand und die gesellschaftliche Stabilität schlecht bestellt, so Bures, die sich für eine solidarische Verteilung der enormen Kosten der Pandemie, der Klimakrise und der Kriegsfolgen des Ukraine-Konflikts einsetzt.

„Die Regierung hat hier mit einer undifferenzierten Gießkannenpolitik das Bundesbudget extrem strapaziert. Die Gegenfinanzierung dieses waghalsigen Kurses ist offen. Deshalb brauchen wir eine gerechtere Steuerstruktur, die Arbeit entlastet, aber Vermögen und ökologisches Fehlverhalten belastet“. Die Klimakrise erfordere einen gigantischen Transformationsprozess, der unsere Art zu leben und zu wirtschaften grundlegend verändern werde. „Dieser Weg wird aber nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn wir die Menschen in Österreich mitnehmen und überzeugen können. Weder mit Verboten noch mit irritierenden Provokationen wird das gelingen“.

Foto: Rigaud

Sie geht auf die Menschen zu und es ist ihr wichtig, das Vertrauen in demokratiepolitische Prozesse zu erneuern und zu definieren.

 

Bitte beschreiben Sie uns Ihre politische Arbeitsweise?

Besonders wichtig ist mir der ständige Austausch mit den Menschen, um zu erfahren, welche Wünsche und Sorgen sie haben und wo ihre Probleme liegen. Ich will mich ernsthaft bemühen, den Menschen konkret zu helfen und immer mein Bestes zu geben, auch wenn die Lösung vielleicht nicht immer dem gewünschten Ergebnis entspricht. Aus diesen Rückmeldungen und Informationen sollen dann gesellschaftspolitische Maßnahmen abgeleitet und demokratiepolitische Prozesse und Entscheidungen entwickelt werden.

In den vielen Gesprächen und Diskussionen, die ich führen darf, mache ich immer wieder bewusst, dass unterschiedliche Wahrnehmungen und Meinungen sein dürfen und ihre Berechtigung haben. Diskussionen darüber sind auf einer wertschätzenden Basis erwünscht und Meinungen dürfen auch geändert werden, basieren auf Grundlagen, die sich oft ändern oder auf zusätzlichen Erkenntnissen, die man sich in der Folge oft noch aneignet.

Was ist zu tun, um die Chancengleichheit zu verbessern?

Unsere Politik darf nicht weiter zu einer „Bittsteller-Situation“ führen, nicht die wirtschaftlich Schwachen müssen bekämpft werden, sondern die Armut an sich. Dazu braucht es mehr Verteilungsgerechtigkeit, insbesondere bei Vermögen und Einkommen. Vor allem Bildung darf nicht vom Elternhaus und vom Geburtsort abhängen. Wir brauchen in Österreich dringend eine Vermögenssteuer und eine Wertschöpfungsabgabe und dafür trete ich ein.

Wie kann die Zusammenarbeit zwischen den Parteien verbessert werden?

Es ist wichtig, das Vertrauen in unsere demokratischen politischen Prozesse wiederherzustellen und zu definieren. Eine Art ethnischer Rat, dem Mitglieder aller politischen Parteien, der Medien und der Bürger angehören, könnte hier Abhilfe schaffen. Dieser könnte Parameter für die Zusammenarbeit festlegen und deren Einhaltung laufend überprüfen und weiterentwickeln. Ich selbst bemühe mich um einen respektvollen und sachlichen Umgang mit den Kollegen der eigenen Partei und der Konkurrenz.

Ihr Ansatz zum Thema Klimakrise?

Das Thema Klimakrise betrifft uns in vielen Lebensbereichen und ist eine Querschnittsmaterie, die ich grundsätzlich in meine Entscheidungen und Diskussionen einbeziehe und in den Mittelpunkt meiner täglichen Arbeit stelle. Klima-, Umwelt- und Artenschutz sowie Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Umgang sind Aufgaben für jeden Einzelnen, wobei Umfang und Form sehr unterschiedlich sein können und im Rahmen der individuellen Möglichkeiten liegen müssen. Wir Erwachsene tragen Verantwortung dafür, dass wir unseren Kindern und Jugendlichen, aber auch allen anderen Menschen eine lebenswerte Welt hinterlassen, jeden Tag und in jedem Augenblick.

Foto: Mec Greenie

In einer Zeit, in der multiple Krisen tiefe Gräben in unsere Gesellschaft gerissen haben, braucht es Verantwortung, um die Anliegen und Bedürfnisse der Landsleute in den Mittelpunkt zu stellen.

 

„Ich engagiere mich politisch – um Verantwortung zu übernehmen und die Anliegen der Leute, die ich tagtäglich treffe mit in den niederösterreichischen Landtag zu nehmen. Ich verstehe mich selbst als ein Sprachrohr für meine Region im Landesparlament“, sagt Doris Schmidl. Politik bedeutet für die Landwirtin, zuhören und sich für die Anliegen aller einsetzen zu können – über Parteigrenzen hinweg. Polemik und Polarisierung hält sie für den falschen Weg, um Stabilität und Zusammenarbeit sicherzustellen. „Die Leute wollen, dass gearbeitet wird – dass wichtige Maßnahmen angepackt und Projekte umgesetzt werden“, so Schmidl.

Sie sei kein Mensch, der nur zusieht und abwartet. Sie höre zu und arbeite an Lösungen. Dafür sei es auch wichtig, über den Tellerrand zu blicken um neue und auch andere Sichtweisen zuzulassen. „Als Politikerin ist es mir wichtig, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, die uns in Niederösterreich Lebensqualität sichern. Wir können uns im Land auf ein engmaschiges Netz an freiwilligen Vereinen verlassen, die Zusammenarbeit zwischen den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern funktioniert also. Unsere Aufgabe ist es, diesen Zusammenhalt auch weiterhin zu fördern. Politische Gräben, die entstanden sind, versuchen wir durch konsequente Arbeit zuzuschütten.“

Maßnahmen für Familien

Österreich sei eines der reichsten Länder auf einem der reichsten Erdteile. Niederösterreich sei wiederum das Bundesland mit den höchsten Einkommen und der niedrigsten Armutsgefährdung. „Wovor wir aber auch nicht verschont bleiben, sind globale Krisen und Trends. Unsere Arbeitswelt ändert sich, auch aufgrund dessen sind Themen wie Familie und Kinderbetreuung eine wesentliche Zukunftsfrage. Für mich soll es keinen Unterschied machen, ob jemand in der Stadt oder am Land lebt. Jede Familie soll die gleichen Voraussetzungen vorfinden – das beginnt bei leistbarem Wohnraum und endet bei einem Betreuungsplatz für die Kleinsten. Auch aus diesem Grund haben wir uns in den letzten Jahren bei diesen beiden Themen stark gemacht – mit unseren Maßnahmen für leistbares Eigentum und der blau-gelben Betreuungsoffensive für unsere Kleinsten. Wir werden aber auch in Zukunft zielgerichtete Maßnahmen setzen, um unsere Familien zu unterstützen – und damit die Chancen künftigerer Generationen zu fördern.“

Zielsetzung Energieunabhängigkeit

Als Bäuerin haben Klima und Umwelt für sie einen hohen Stellenwert. Umwelt und Landwirtschaft seien eng miteinander verwoben. Regionale Landwirtschaft, landwirtschaftliche Betriebe als Energielieferanten – all das seien Themen, die eine gute und sichere Zukunft liefern können. „Aber natürlich sind wir auch beim Thema Energieunabhängigkeit auf einem guten Weg in Niederösterreich – den wir weiter forcieren. Wir nehmen hier bundesweit heute bereits eine Vorreiterrolle ein. Wir produzieren mehr als die Hälfte der österreichischen Windenergie und rund ein Viertel der Photovoltaik-Energie. Beim Wind werden wir die Leistung bis 2035 verdreifachen und bei der Photovoltaik bis 2030 vervierfachen. Damit schonen wir nicht nur die Umwelt, sondern machen uns auch unabhängiger von Energie-Importen.“

Foto: Doris Schmidl/ÖVP NÖ

Sie ist Lehrerin und Bundesrätin – beide Jobs bedeuten ihr viel, denn sie gestaltet in beiden Bereichen die Zukunft des Landes.

 

Wie gestalten Sie die Zukunft des Landes?

Ich bin ja nicht nur Bundesrätin, ich unterrichte weiterhin mit einer halben Lehrverpflichtung an einer Mittelschule in Niederösterreich. Wenn man es so formulieren will, gestalte ich im übertragenen Sinne jeden Tag ein bisschen die Zukunft des Landes mit. Gerade als Pädagogin hat man eine große, verantwortungsvolle Aufgabe – die Kinder und Jugendlichen von heute ein Stück auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes, geglücktes Leben als Erwachsene von morgen zu begleiten. Egal ob Bundesrätin oder Lehrerin: Beides wunderschöne Aufgaben, die ich so gerne und mit viel Freude und Power angehe.

Ihre Einschätzung der aktuellen politischen Lage? Wie gehen Sie damit um?

Gesamtgesellschaftlich nehme ich einen immer stärker werdenden Opportunismus wahr. Bestimmte politische Kräfte – besonders aus dem rechten und konservativen Lager – nutzen dies aus, um ihr politisches Kleingeld damit zu wechseln. Sie nehmen bewusst in Kauf, dass die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet.

Um dies aufzuzeigen und dagegenzuhalten braucht man mitunter schon sehr viel Energie. Aber ich bin ein optimistischer Mensch und mir sicher, dass es auf lange Sicht ein solidarisches Zusammenspiel der Gesellschaft geben wird. Für mich persönlich ist es momentan eine große Challenge, auf kurze Auszeiten zu achten. Phasenweise muss ich achtgeben, nicht in eine Art Hamsterrad zu geraten. Ich arbeite daran.

Was ist Ihnen bei der politischen Arbeit wichtig?

Es mag vielleicht nicht mehr modern klingen, aber es sind immer noch die Grundwerte der Sozialdemokratie, die mich auf meinem politischen Weg ständig begleiten und an denen ich mich orientiere. Denn diese sind aktueller und moderner denn je. Besonders wichtig sind mir Solidarität und Zusammenhalt: Das Wir ist immer stärker und kräftiger als das Ich allein.

Oder umgekehrt ausgedrückt: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo jene des Anderen beginnt. Gerechtigkeit ist ein ebenso hohes Gut für mich. Das war auch mein ursprünglicher Anreiz, mich schon früh politisch zu engagieren. Ungerechtigkeiten sind mir schon als Jugendliche auf die Nerven gegangen. Ein weiterer Antrieb von mir ist das Ziel dazu beizutragen, die Lebenssituation der Menschen zu verbessern. Und im Moment gibt es eben viel, dass es zu verbessern gilt. Das merkt, wenn man den Menschen zuhört. Da kommen viele Sorgen und Herausforderungen ans Tageslicht. Ich bin grundsätzlich lösungsorientiert veranlagt und versuche, meine Ideen und Ansätze einzubringen, wo es geht. 

Wie kann die Politik ihr Image verbessern?

Das Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen muss wieder befriedigt werden. Politik darf auch niemals dem Selbstzweck dienen. Politiker haben eine starke Vorbildwirkung und sollten das ihre dazu beitragen. Ich bin für einen Wettbewerb der besten Ideen und gegen ein gegenseitiges Abwerten. Mein Rat: Hören sie den Politikern stets genau zu. Nicht immer sind die einfach klingenden Botschaften und Slogans jene mit den besten Absichten. Im Zweifel halte ich es mit einem einfachen Prinzip, das ich jedem nur ans Herz legen kann: Aufregen alleine ist mir zu wenig, ich will mitgestalten und Alternativen aufzeigen.

Foto: Friedl und Schmatz
 

Ihr Vater hat sie politisch geprägt. Er war Gewerkschafter und Gemeinderat. Als Kind hat sie ihn dabei begleitet, wenn er Wahlplakate aufgehängt hat.

 

Sie engagierte sich in der Jugend-Politik, später ist sie in die Landespolitik eingetreten.

„Als Soziallandesrätin bin ich ganz nah am Leben der Menschen und ihren Nöten und Sorgen. Ich setze mich dafür ein, dass wir, jeder einzelne, aber auch als Gesellschaft hin- und nicht wegschauen. Jede und jeder hat eine zweite Chance verdient. Moderne Sozialpolitik hilft den Betroffenen dabei, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und durchs Leben zu gehen“, sagt Doris Kampus, die als gute Politikerin die Augen und Ohren stets bei den Menschen hat, mit beiden Beinen im Leben steht und allen mit Respekt und Wertschätzung begegnet.

Ihr Mittel gegen Politikverdrossenheit: „Meine Erfahrung und Überzeugung ist, dass es die Menschen sehr schätzen, wenn man ihnen offen und ehrlich sagt, was Sache ist. Die Menschen erwarten das von Politikern, und sie halten es auch aus.“ Ihr vorrangigster politischer Wunsch: „Ich wünsche mir und setze mich für eine gerechte Gesellschaft ein, in der Frauen tatsächlich die gleichen Lebenschancen und sozialen Sicherheiten haben wie Männer.“

Foto: Peter Drechsler

Doris Hofstätter kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet sie bei der BKS Bank und ist – auch dank Frauenkarriereprogramm – erfolgreich in einer Führungsposition. 

 

"Seit Februar 1989 arbeite ich bei der BKS Bank. Ich war 25 Jahre lang in einer Filiale in St. Veit an der Glan tätig und wechselte 2013 in eine andere Filiale“, erzählt Doris Hofstätter. Nach Absolvierung des hauseigenen Frauenkarriereprogramms übernahm sie vor vier Jahre die Leitung der Pörtschacher Filiale. Seit Juni des Vorjahres steht die erfahrene Bank-Expertin der Filiale „Ost“ in Klagenfurt vor – eine der größten und erfolgreichsten BSK-Zweigstellen in Kärnten mit mehr als 5.000 Kunden.

Das Geheimnis des Erfolgs? „Ich denke, es hat etwas damit zu tun, dass die BKS Bank einen sehr guten Ruf genießt und das wir über viele Jahre hinweg das Vertrauen der Kunden gewinnen konnten“, so Hofstätter. Auch durch positive Mundpropaganda und nicht zuletzt dank der vermittelten Kompetenz und des intensiven Kundenkontaktes punkte man bei den Menschen. 

Doris Hofstätter, Leitern von Kärntens größter BKS-Filiale