2006 gründete die Biologin mit ihrem Mann die Marinomed Biotechnologie. Der Fokus liegt auf der Entwicklung innovativer Produkte im Bereich Atemwegs- und Augenerkrankungen.
Hat Sie die Biotechnologie schon immer interessiert?
Ich hatte grundsätzlich Interesse an Genetik – das war auch der Studienzweig, den ich gewählt habe. Später während der Tätigkeit bei Sandoz, beginnend als Werksstudent, kam dann das Interesse an biomedizinischer Forschung dazu.
Wie bewerten Sie die hierzulande angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten?
Man kann bei Ausbildung immer etwas verbessern und speziell die Budgets der Universitäten könnte meiner Meinung erhöht werden. Die Kürzungen an Stunden im Bereich der Naturwissenschaften in den höheren Schulen war auch ein Rückschritt. Das heißt, es könnte besser sein.
Wie kann man junge Frauen dazu motivieren, sich für Wissenschaft und Forschung zu interessieren?
Es beginnt meiner Meinung sehr früh, in der Familie, der Primärausbildung und dann später in den höheren Schulen. Es wäre wichtig, bereits jungen Kindern Zugang zu Naturwissenschaften zu ermöglichen, damit im Anschluss die Neugierde folgt. Eine weitere Möglichkeit ist Mentoring von Frauen, die in der Forschung tätig sind, um junge Frauen entsprechend zu unterstützen.
Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?
Ich kann das selbst schwer beurteilen. Ich denke, ich versuche nah an den Daten zu sein und habe eine recht enge Interaktion mit den Mitarbeitern, die in der Forschung und Entwicklung tätig sind. Ich delegiere gerne und vertraue unseren Mitarbeitern.
Welche Eigenschaften sind nötig, um in Ihrer Branche Erfolg zu haben?
Neugierde, Begeisterungsfähigkeit, Beharrlichkeit.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit als Chief Scientific Officer?
Täglich mit Neuem im Bereich Forschung konfrontiert zu sein.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Ich kann da keinen einzelnen Punkt nennen, es ist die Summe des Ganzen. Ein Highlight in den letzten Monaten war allerdings sicher der erfolgreiche IPO an der Wiener Börse.
Was würden Sie gerne ändern?
Manchmal wäre mehr Geduld sinnvoll, aber andererseits ist es genau der Antrieb schneller zu sein, der für den Erfolg notwendig ist.
Ihr Rat an Frauen, die sich für Wissenschaft und Forschung interessieren?
Nach einer entsprechenden Ausbildung ist es der tollste Job der Welt, bei dem sich Interesse und Spaß verbinden lassen – also einfach ausprobieren.
Zur Person
Eva Prieschl-Grassauer zählte 2006 zu den Gründern von Marinomed und ist seither CSO des Unternehmens. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Arzneimitteln. Vor ihrer Tätigkeit bei Marinomed leitete sie ein Allergieprogramm von Novartis und beschrieb in diesem Rahmen den Wirkmechanismus eines Medikaments gegen Multiple Sklerose. Eva Prieschl-Grassauer publizierte zahlreiche wissenschaftliche Artikel. Sie hält ein Doktorat in Biologie mit Schwerpunkt Immunologie der Universität Wien.
Foto: Marino Med