Interviews

Ein ABW-Interview über Mitarbeitersuche, die Wichtigkeit von Unternehmenskultur und die Kunst, im HR-Bereich erfolgreich zu sein.

 

Wie hat sich der Rekrutierungsprozess in den letzten Jahren verändert?

Der Fachkräftemangel und die Digitalisierung waren wohl die mächtigsten Treiber in den letzten Jahren und haben das Recruiting massiv beeinflusst, sei es beim Tempo aber auch bei der Frage, wer die stärkere Position beim Bewerbungsverfahren innehat – Bewerber oder Unternehmen?

Insgesamt wünsche ich mir zukünftig eine noch stärkere Orientierung von Recruitingverantwortlichen an der „Customer Journey“ wie z.B. im Onlinehandel. Was hier längst Standard ist, nämlich jederzeit und in Echtzeit Zugriff auf den Status meiner Bestellung zu haben, ist bei Bewerbungen leider noch in weiter Ferne. 

Welche Methoden nutzen Sie, um die besten Kandidaten für eine Stelle zu finden?

Wir versuchen ein möglichst breites Spektrum zu bedienen und probieren verschiedene Wege aus, um unsere Zielgruppen zu erreichen: Unser „Werkzeugkasten“ reicht von der klassischen internen Ausschreibung über Online-Stellenanzeigen, Jobvideos, Vermittlungsagenturen bis hin zu Social Media Kampagnen. Auch ungewöhnlichere Aktionen wie Baustellentransparente bei der Renovierung des Theater an der Wien nutzen wir, um auf den „Arbeitsplatz Theater“ aufmerksam zu machen.

Wie und wie oft führen Sie Leistungsbeurteilungen durch?

Bei uns gibt es keine institutionalisierte Form der Leistungsbeurteilung, außer vielleicht im Rahmen des jährlichen Mitarbeitergesprächs, wobei der Fokus auch hier nicht auf einer reinen Beurteilung der Leistung liegt, sondern vielmehr versucht wird, alle Faktoren der (Zusammen-)Arbeit zu beleuchten. 

Was sind die Schlüsselstrategien zur Mitarbeiterbindung?

Ich glaube, Mitarbeiter wünschen sich eine allürenfreie Führungskraft, die menschlich nahbar ist und es versteht, Menschen für ein Thema zu begeistern, abwechslungsreiche Aufgaben, klare Abläufe und Prozesse, ein gut ausgestattetes Arbeitsumfeld, kalkulierbare Arbeitszeiten, freundliche Kollegen und natürlich auch eine faire Bezahlung. Schafft man es zudem, (relevante) Informationen leicht zugänglich zu machen, Entscheidungen transparent zu kommunizieren und Raum für persönliche Weiterentwicklung zu geben, dann hat man als Arbeitgeber wohl schon vieles richtig gemacht.

Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei der Talentbindung?

Eine wesentliche! Kann ich mich mit der Kultur des Unternehmens identifizieren, dann bin ich auch viel mehr dazu bereit, meine Leistung und meinen Einsatz für genau dieses Unternehmen zu erbringen oder neue Wege mitzugehen. Wenn rationale Rahmenbedingungen wie Arbeitszeit, Ausstattung oder Entlohnung bei verschiedenen Arbeitgebern vergleichbar sind, dann schafft die Unternehmenskultur die Möglichkeit zur Differenzierung und damit auch zur längerfristigen Bindung.

Wie hat die Digitalisierung und KI den HR-Bereich beeinflusst?

HR-relevante Prozesse werden schneller, einfacher und automatisierter. Informationen können zielgruppengerechter vermittelt werden und Kommunikation und Zusammenarbeit können z.B. ortsunabhängig funktionieren. Persönlich beobachte ich in vielen HR-Bereichen in Zusammenhang mit der Digitalisierung die Tendenz, zunehmend die IT-Systeme in den Mittelpunkt zu stellen. Da wünsche ich mir, den HR-Fokus wieder mehr darauf zu lenken, was Systeme leisten können um die (Zusammen-)Arbeit für die Menschen zu erleichtern und nicht umgekehrt.

Was sind Ihre besten Praktiken für Stressmanagement am Arbeitsplatz?

Nein sagen lernen und klare Prioritäten setzen. Mich persönlich stresst ein übervoller Kalender am meisten. Wenn ich nur mehr von Termin zu Termin hetze, ohne Zeitpuffer für Unvorhergesehenes, dann empfinde ich Stress pur. Daher ist es wichtig, schon vorher zu priorisieren und auch mal Termine zu hinterfragen. Wenn es akut wird, hilft dann allerdings nur noch, tatsächlich Nein zu sagen bzw. zu verschieben – schließlich sind unser aller Ressourcen nicht unendlich. 

Welche Trends sehen Sie im HR-Bereich?

Oberflächlich wird wohl die Digitalisierung weiter voranschreiten und Firmen werden sich noch stärker „herausputzen“, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. 

Richtet man den Blick in die Tiefe, so wird man sich damit auseinandersetzen müssen, dass bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Sinn, Selbstbestimmung und Freiheit steigt. Das hat Einfluss auf Arbeitsinhalte, die Gestaltung von Hierarchien, Arbeitsorte oder zeitliche Rahmenbedingungen. Darauf werden wir in Organisationen reagieren müssen, um (weiterhin) erfolgreich zu sein. 

Stichwort Mitarbeitermangel: Sind auch die Vereinigten Bühnen Wien betroffen? Wenn ja, was wird dagegen unternommen?

Die Theaterbranche in Österreich ist eine sehr überschaubare, kleine Welt mit einigen Spezialitäten, was z.B. notwendige Ausbildungen oder aber auch die Arbeitszeiten anbelangt. Das Theater als Arbeitsplatz ist außerhalb dieser Welt oft gar nicht präsent. Da hilft es, mit Social Media Kampagnen und Jobvideos auf sich aufmerksam zu machen. Das klappt auch gut, um Theatermenschen aus Deutschland anzusprechen – dort ist die Theaterlandschaft ja eine wesentlich größere. Um dem Fachkräftemangel längerfristig erfolgreich zu begegnen, investieren wir in die Ausbildung und haben unser Lehrstellenkontingent ab Herbst 2023 massiv erhöht. Wir konnten tolle junge Menschen für eine Lehre bei uns am Theater begeistern und freuen uns schon sehr auf den gemeinsamen Weg.

Welchen Rat haben Sie für Frauen, die eine Karriere im HR-Bereich anstreben?

Ich wurde vor vielen Jahren bei einer Podiumsdiskussion einmal gefragt, was im HR-Bereich wichtiger sei, die Business Excellence oder die HR Excellence. Die Frage irritiert mich noch immer, denn, wenn ich – mit Verlaub – das G’schäft nicht verstehe, dann helfen mir auch keine HR-Tools weiter. Viele erfolgreiche HR-Manager, die ich kenne, kommen nicht ursprünglich aus dem HR-Bereich. Sie reüssieren, weil sie durch ihre Vorerfahrung bereits wissen, wie das Unternehmen funktioniert. Daher ist mein Ratschlag, bitte lernen Sie nicht nur HR, sondern setzen Sie sich auch intensiv mit Betriebswirtschaft, Management, Leadership und Strategie auseinander – und mit der Branche, die Sie begeistert. 

Und falls Sie schon eine HR-Stelle innehaben, dann gehen Sie zwischendurch raus aus Ihrem Büro und arbeiten Sie regelmäßig mit ihren Kollegen mit, die täglich das Kerngeschäft bedienen (z.B. im Einzelhandel an der Kassa). Das schafft viel Verständnis für die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe. 

Foto: Vereinigte Bühnen Wien

Die Gründerin und Geschäftsführerin der mehrfach ausgezeichneten Agentur Himmelhoch PR ist sich sicher: Künstliche Intelligenz wird bald so selbstverständlich im Arbeitsalltag eingesetzt werden wie heute Rechtschreibprogramme.

 

„Künstliche Intelligenz wird immer mehr Einzug in die Agenturen halten - vor allem, weil die Technologie große Fortschritte macht. Chatbots wie ChatGPT zur Erstellung von Texten und DALL-E 2 zur textbasierten Generierung von Grafiken werden massentauglich. Jeder kann diese Programme einfach und sofort nutzen. Allerdings fehlt den künstlich erzeugten Texten noch die individuelle Anpassung an das jeweilige Medium. Hier sind wir Menschen noch im Vorteil, weil wir über Erfahrung und Detailwissen verfügen, über das die KI (noch) nicht verfügt. Deshalb wird KI die Arbeit von Kommunikationsexperten nicht ersetzen, sondern ergänzen. Und das ist eine Chance für uns Agenturen“, ist die Gründerin von Himmelhoch PR überzeugt.

KI-gestützte Anwendungen würden schon in naher Zukunft einfache Routineaufgaben übernehmen, die Agentur zum Beispiel bei der Ideenfindung und der Erstellung unterschiedlichster Bild-, Grafik- und Textformate unterstützen. Die Qualität werde sich rasant verbessern. „Und künstliche Intelligenzen der nächsten Generation werden im Handumdrehen - nach unseren Vorgaben - professionelle und ansprechende Texte schreiben und wir werden sie ganz selbstverständlich in unsere täglichen Prozesse integrieren“, so Mag. Eva Mandl.

Noch sind KI-Stories nicht einzigartig 

Für die Kommunikationsexpertin ist es wichtig, Veränderungen frühzeitig zu erkennen, um Chancen und Risiken richtig einschätzen zu können. „Als Agentur experimentieren wir derzeit mit KI-Systemen zur automatisierten Texterstellung oder zur textbasierten Generierung von Grafiken. Wir befinden uns aber noch in der Testphase. Ich persönlich nutze zum Beispiel ChatGPT zur Inspiration und aus Neugier. Gute und individuelle Texte kommen von uns. Wenn man ChatGPT bittet, eine Pressemitteilung zu formulieren, schreibt die künstliche Intelligenz zwar einen allgemeinen, menschenähnlichen Text, aber keine einzigartige Geschichte, die genau zum Unternehmen passt.“

KI ist schon länger im Einsatz
Die Agentur Himmelhoch setzt schon lange auf die Unterstützung von KI im Tagesgeschäft. Zum Beispiel mit Chatbots für den Kundendialog auf der Website. Oder für die Erfolgsmessung der Medienpräsenz. „Wir kaufen KI-Dienstleistungen von Medienbeobachtern zu, die zum Beispiel automatisiert die Tonalität von Medienberichten analysieren“, sagt Mandl und betont, dass KI-Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Grafiken in naher Zukunft so normal sein wird, wie es Rechtschreibprüfprogramme heute sind. KI könne uns in vielerlei Hinsicht unterstützen - beim Storytelling, beim Schreibprozess, bei der Formulierung, bei der Grammatik und vielem mehr.

Gründung einer Digitalagentur 
Ohne digitale Kompetenzen wird es auch in der PR-Branche schwer, Fuß zu fassen. Bei Himmelhoch müssen mittlerweile alle Beraterinnen und Berater über gute digitale Kenntnisse verfügen. „Dialoggruppen sind für uns längst nicht mehr nur Journalisten, sondern auch Blogger und Influencer. Die digitalen Kanäle sind mittlerweile genauso wichtig wie die klassischen Medien. Außerdem haben wir - Himmelhoch gemeinsam mit Helmut Kosa von &Us - im Juni 2022 die Wonne Digitalagentur GmbH gegründet, eine digitale Kreativagentur. Geschäftsführerin ist Carina Nistl. Die Leistungen der Agentur reichen von Content-Strategien über digitale Kampagnenplanung bis hin zur Content-Produktion“, so Eva Mandl.

Foto: Himmelhoch

Die Geschäftsführerin von Rail Tours Touristik im ABW-Talk über die neue Lust am Zugfahren und den Boom der Pauschalreisen und Reisebüros.

 

Wie sieht die derzeitige Buchungslage aus? 

Zuerst die gute Nachricht: die Buchungen steigen seit Mitte bis Ende Februar rasant an – wir verzeichnen nun bereits seit etwa sechs Wochen ein Buchungsniveau von 2019. Was allerdings wirklich auffällig ist: die Kunden buchen wesentlich kurzfristiger und die Stornobedingungen bzw. Reiseversicherungen sind wichtig wie nie zu vor. Uns allen stecken wohl noch die letzten beiden Jahre in den Knochen….

Der Wettbewerb schläft nicht. Was macht die Rail Tours-Angebote so attraktiv? 

Zugfahren liegt absolut im Trend. Unsere ÖBB Nightjets werden gestürmt, für die Feiertage im Frühsommer grenzt es fast an ein Wunder noch ein Plätzchen zu ergattern. Wir bei ÖBB Rail Tours wissen, dass Bahnbuchungen nicht immer ganz trivial sind, viele Kunden, seien es Privatkunden oder Reisebüros, greifen deshalb gerne auf unser sehr spezifisches Know-How und unsere Erfahrung zurück.

Ihr Erfolgsrezept in schwierigen Zeiten?

Wir sind eine Branche, die traditionell lieber optimistisch nach vorne, statt mit schreckgeweiteten Augen nach hinten blickt. In unserem Möglichkeitsbereich versuchen wir alles zu tun, damit sich unsere Kunden mit unserer Beratung sicher und gut betreut fühlen. 

Welche Kernbedürfnisse orten Sie bei den Urlaubern? Hat sich das Urlaubmachen grundlegend und anhaltend verändert?

Die Pauschalreise und sogar das Reisebüro wurden lange totgesagt – nun sind beide wieder im Kommen! Viele Kunden schätzen nun die Sicherheit des vorpaketierten Urlaubes und die hochstehende Beratungsqualität unserer Reisebürobranche. Damit fangen wir auch viele Fragen und Verunsicherungen ab – was wir allerdings durchgehend feststellen, ist die Kurzfristigkeit der Fixbuchungen.

Wird der Inlandstourismus – coronabedingt – auch in den kommenden Jahren weiter an Attraktivität gewinnen?

Der Inlandsurlaub wird sicher weiterhin boomen, wir verspüren in der Branche allerdings schon auch einen „Drang zu mehr Meer“. Ein idyllischer griechischer Strand oder eine Pizza in „bella Italia“ haben für die österreichischen Urlauber schon eine besondere Bedeutung!

Ihr Rezept gegen den andauernden Fachkräftemangel im Tourismus?

Dieses Problem wird nicht nur unsere Branche noch länger beschäftigen. Wir müssen gemeinsam alles tun, um das Jobprofil weiterhin attraktiv zu gestalten und die schönen, spannenden, vielfältigen Aspekte der Tourismuslandschaft hervorzuheben.

Welches Thema beschäftigt Sie derzeit besonders?

Wie viele meiner Kollegen bin ich oft in Gedanken bei den Menschen in der Ukraine. Man wünschte sich wirklich, mehr und effektiver helfen zu können…..

Ihre Pläne und Wünsche für die heurige Sommersaison?

Noch keine – ich lass mich von mir überraschen. 

Foto: Rail Tours Touristik

Auszeichnungen, Lob und Anerkennung von Kunden und Branchenkollegen – Himmelhoch überzeugt seit 2007 mit eindrucksvollen Leistungen. Ein ABW-Interview mit Agenturgründerin Eva Mandl.

 

Dieses Jahr feiert Ihre Agentur 15. Geburtstag – was ist diesbezüglich geplant?
Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Wir blicken auf 15 intensive Jahre zurück und freuen uns auf viele weitere. Wir werden agenturintern gemeinsam ein wenig feiern, obwohl in der Ukraine der Krieg tobt und Covid uns immer noch fest im Griff hält. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, werden wir uns Zeit nehmen und miteinander auf 15 erfolgreiche Jahre anstoßen.

Hochgelobt und vielfach ausgezeichnet – was ist das Erfolgsgeheimnis von Himmelhoch?
Unsere Erfolgsformel lautet E = L x K2 (Erfolg = Leistung x Kommunikation2). Dazu kommt, dass wir als einzige PR-Agentur in Österreich schon seit Jahren ISO 9001-zertifiziert sind, um bestmögliche Qualität sicherzustellen. Das wichtigste ist dabei, dass wir mit Herzblut an unsere Projekte herangehen und täglich Begeisterung und Freude haben, bei dem was wir tun. Das ist natürlich nur möglich, wenn sowohl alle Himmelhoch Mitarbeiter fachlich und menschlich zu den Besten zählen, als auch unsere Kunden innovativ, nachhaltig und auch manchmal mutig sind.

Zwei Jahre Corona, jetzt Krieg mitten in Europa – wie motivieren Sie Ihre Kunden und sich selbst?
Das sind zwei unterschiedliche Dinge. 

Erstens Corona: Wir haben Corona von Anfang an als eine Gelegenheit für proaktive und informative PR gesehen. Gerade in der Krise ist Kommunikation essenziell wichtig. Mitarbeiter, Stakeholder, Lieferanten und Kunden müssen kontinuierlich, aufrichtig und zielgenau informiert werden, damit das Vertrauen nicht nur erhalten, sondern auch gestärkt wird. Dazu kommt die Chance, innovative, digitale Kommunikationskanäle zu entwickeln, bzw. auszubauen. Denken Sie nur an hybride Events, Online-Konferenzen und Homeworking. Vieles, entstanden in der Krise, wird danach bleiben.
 
Zweitens Russland/Ukraine: Das ist ein extrem trauriges Thema, weil wir PR-technisch meistens nichts oder nur wenig tun können. Wir alle sind entsetzt über diesen völkerrechtswidrigen Überfall der russischen Föderation auf ein unabhängiges und freies Land. Grundsätzlich sind wir alle aufgefordert mitzuhelfen, Fake-News zu vermeiden. Aber auch bestehende und neue Kundenbeziehungen werden von uns dahingehend gescreent, ob nicht direkt oder indirekt der russische Angriffskrieg unterstützt wird. Zusammenarbeit und Kooperationen mit russischen Unternehmen oder Organisationen, auch wenn sie noch so lukrativ wären, kommen für uns derzeit nicht in Frage.

Ihre Agentur bietet ein breites Leistungsspektrum – welche Angebote wurden von den Kunden in den vergangenen beiden Jahren besonders gerne in Anspruch genommen?
Der Fokus unserer Kunden lag eindeutig auf PR und Social Media. Dazu gehören die klassische Medienarbeit wie Presseaussendungen, Interviews und hybride Pressekonferenzen. Auch viele Redaktionstouren haben wir, natürlich unter Einhaltung aller Covid-Bestimmungen, durchgeführt. Physische Events fanden leider kaum statt.

Ihre Pläne und Ziele für 2022?
Die Praxis zeigt, dass PR im der Kommunikation immer wichtiger wird – wir sind überzeugt, dass PR DIE Zukunftsdisziplin ist. Mit hochwertigem Content und einer smarten Strategie generieren Unternehmen hohe Reichweiten. Wichtig dabei ist die Kombination von Paid-, Earned-, Shared- und Owned-Media. Deshalb steht die möglichst perfekte Symbiose dieser Disziplinen bei uns im Fokus.
 
Wir sind außerdem gerade intensiv dabei, unsere Digital Unit auszubauen, weil dafür naturgemäß große Nachfrage herrscht, die noch weiter steigen wird. Wir werden uns im heurigen Jahr in der digitalen Kommunikation personell und organisatorisch stark weiterentwickeln.
 
Priorität hat generell, dass wir immer mehr Spezialisten in verschiedenen Bereichen aufnehmen, da Allrounder*innen die gestiegenen Anforderungen nicht mehr ausreichend abdecken können. Wichtig dabei ist, dass wir bei Neueinstellungen auch viel Wert darauf legen, die Integration der Neuen in das bestehende Himmelhoch-Team zu gewährleisten, damit alle Kräfte gebündelt und synchronisiert werden, um unseren Kunden die besten Ergebnisse liefern zu können.

Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Wir blicken auf 15 intensive Jahre zurück und freuen uns auf viele weitere. Wir werden agenturintern gemeinsam ein wenig feiern, obwohl in der Ukraine der Krieg tobt und Covid uns immer noch fest im Griff hält. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, werden wir uns Zeit nehmen und miteinander auf 15 erfolgreiche Jahre anstoßen.

Foto: Himmelhoch

Seit über 20 Jahren ist Eva Koller in der Abfallwirtschaft in verschiedensten Führungspositionen tätig. Was ihr an der innovativen Branche besonders gefällt, erzählt sie im ABW-Interview. 

 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihr neues Aufgabengebiet?

Ich bin für den gesamten Betrieb, die Logistik, die Produktionsstandorte und den Vertrieb Industrie und Gewerbe zuständig. Im Bereich „Vertrieb“ gilt es kunden- und bedarfsorientierte Entsorgungslösungen für unsere Kunden und neue Wege hinsichtlich betrieblicher Kreislaufwirtschaft zu finden. Unser Betrieb umfasst zwölf Standorte. Es geht hier darum, einerseits die operative Umsetzung vor Ort effizient und am neuesten Stand der Technik durchzuführen und andererseits innovative Leistungen in der Abfallwirtschaft zu etablieren.   

Sie sind seit einem Monat in der Brantner-Geschäftsführung – Ihr bisheriges Résumé?

Brantner setzt nun auf Frauenpower – das freut mich natürlich sehr! Ein großartiges Team mit ausgezeichneten Mitarbeitern. Was mich sehr fasziniert, sind die vielen zukunftsweisenden Projekte und Innovationen, an denen intensiv gearbeitet wird. All dies ergibt eine unglaublich spannende und vielversprechende Basis für eine erfolgreiche Zukunft.

Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Die Abfallwirtschaft liefert wichtige Beiträge zum Umweltschutz und zur Erreichung der Klimaziele. Sie ist ein wichtiger Bereich unserer Daseinsvorsorge. Die Branche hat sich innerhalb recht kurzer Zeit von Low Tech zu High Tech entwickelt – von einfachen Entsorgungstätigkeiten hin zu komplexem Ressourcenmanagement. Wir, bei Brantner, sind personell sehr diversifiziert aufgestellt, damit ergibt sich ein großes Feld an unterschiedlichen Menschen, mit denen ich jeden Tag zusammenarbeite.

Welche Herausforderungen haben für Sie in den kommenden Jahren Priorität?

Als wichtiger Player in der Abfallwirtschaft gilt es, gemeinsam mit dem Gesetzgeber, den Kommunen und der österreichischen Wirtschaft die EU Kreislaufwirtschaftsziele und auch die nationalen Vorgaben zu erfüllen. Die Knappheit an Fachpersonal am Arbeitsmarkt trifft auch uns sehr stark; wir brauchen noch mehr gut ausgebildetes Personal.

Ihre Wünsche und Ziele für 2022?

Dass wir als Team den erfolgreichen Weg mit Spaß und Freude an der Arbeit weitergehen und dabei einen bedeutenden Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Erreichung der Klimaziele liefern.

Foto: Brantner/Eva Koller

Neue Kunden, neue Herausforderungen – trotz Coronakrise ist die PR-Agentur Himmelhoch auf Erfolgskurs. Maßgeblich dafür verantwortlich: Gründerin und Geschäftsführerin Eva Mandl.

 

Himmelhoch PR ist eine der erfolgreichsten Agenturen Österreichs – wie hat sich Covid19 auf das Geschäft ausgewirkt?

Am Beginn der Krise war bei einigen Unternehmen dahingehend Überzeugungsarbeit notwendig, dass es gerade jetzt wichtig ist, mit den relevanten Dialoggruppen kontinuierlich, ehrlich und informativ zu kommunizieren, damit die eigenen Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten Sicherheit erhalten, dass das eigene Unternehmen handlungsfähig bleibt und erfolgreich bestehende und auch zusätzliche Konzepte umgesetzt werden.

Nachdem wir Kunden aus den vielen unterschiedlichen Branchen betreuen und die Auswirkungen sehr branchenspezifisch sind, gleicht sich das aus. Kunden aus dem Tourismus, der Hotellerie, Gastronomie, Handel, Events haben reduziert oder wir setzen neue Aktivitäten für sie um als vor Corona.

Andere Branchen wie Medizin, Gesundheit, Logistik, IT, Technik setzen sogar mehr mit uns um. Wir bekommen auch laufend neue Kunden dazu. Denn immer mehr Unternehmen merken, dass es gerade jetzt wichtig und der richtige Zeitpunkt ist zu kommunizieren und sich auch auf die Zeit nach der Krise vorzubereiten.  

 Was im Jahr 2007 als One-Woman-Show in ihren eigenen vier Wänden begann, ist heute eine Hochleistungsagentur mit 47 Mitarbeitern und vielen namhaften Kunden.

 

Die Agentur betreut über 250 namhafte nationale, aber auch internationale Kunden aus allen Branchen – von Telekommunikation über Werbung, Bau und Immobilien bis hin zu Touristik – betreut. Ein ABW-Gespräch mit der Gründerin und Geschäftsführerin von Österreichs bester PR Agentur. 

Was treibt eine erfolgreiche Frau wie Sie an?

Was mein Team und mich stets antreibt, ist die Tatsache, wie abwechslungsreich die PR ist – bei Himmelhoch sieht kein Tag wie der andere aus und wir lernen tatsächlich jeden Tag etwas Neues dazu. Unser stetiger Anspruch ist dabei, unsere Kunden mit kreativen Lösungen zu begeistern, die maßgeschneidert sind, nicht von der Stange kommen und sich am Puls der Zeit bewegen. In der PR geht es längst nicht mehr nur darum, möglichst viele Clippings, also Presseberichte, zu generieren. Vielmehr verfolgen wir zusammen mit den Unternehmen das Ziel, Botschaften nach außen zu tragen und eine klare Haltung zu gesellschaftlich relevanten Themen zu beziehen. 

Bitte beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?

Die 47 Hihos, wie ich meine Mitarbeiter liebevoll nenne, und mich vereint eine gemeinsame Arbeitsweise, die sich durch Zielstrebigkeit, Strategie, Kreativität, Out-of-the-Box-Denken, Umsetzungsstärke und Mut zu individuellen, teils unkonventionellen Maßnahmen auszeichnet. Gleichzeitig hat jeder Mitarbeiter bei uns die Möglichkeit, seine ganz persönlichen Stärken auszuleben. In unserer Agentur arbeiten Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie beispielsweise Social Media-Profis, aber auch ehemalige Journalisten und Pressesprecher – diese Vielfalt ist am Ende des Tages auch ein unverzichtbarer Schlüssel für den Erfolg von Himmelhoch. 

Mag. Eva Mandl, Gründerin und Geschäftsführerin Himmelhoch PR

2006 gründete die Biologin mit ihrem Mann die Marinomed Biotechnologie. Der Fokus liegt auf der Entwicklung innovativer Produkte im Bereich Atemwegs- und Augenerkrankungen. 

 

Hat Sie die Biotechnologie schon immer interessiert?

Ich hatte grundsätzlich Interesse an Genetik – das war auch der Studienzweig, den ich gewählt habe. Später während der Tätigkeit bei Sandoz, beginnend als Werksstudent, kam dann das Interesse an biomedizinischer Forschung dazu.

Wie bewerten Sie die hierzulande angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten?

Man kann bei Ausbildung immer etwas verbessern und speziell die Budgets der Universitäten könnte meiner Meinung erhöht werden. Die Kürzungen an Stunden im Bereich der Naturwissenschaften in den höheren Schulen war auch ein Rückschritt. Das heißt, es könnte besser sein.

Seit 17 Jahren ist Eva Aichmaier bei Bahlsen, seit September 2016 leitet sie das Österreich-Geschäft des Familienunternehmens. Eine überaus süße Erfolgsgeschichte.

 

Ob Messino, Chokini, Leibniz Butterkekse oder Pick Up – die Bahlsen-Welt ist ihre Leidenschaft. Wer mit Mag. Eva Aichmaier spricht, bemerkt sofort: Diese Managerin liebt ihren Job. Und das seit nunmehr 17 Jahren. „Wichtig ist für mich, dass es spannend bleibt und ich mich weiterentwickeln kann“, so Aichmaier.

Bei Bahlsen hatte sie von Beginn an spannende Herausforderungen, alle eineinhalb Jahre konnte sie einen neuen Verantwortungsbereich oder neue Aufgaben übernehmen. Eva Aichmaier betreute seit ihrem Start im Unternehmen alle Brands, übernahm dann zusätzlich Category Management und im Jahr 2006 die Marketing Leitung.

Die Betriebswirtin schloss 2008 und 2010 berufsbegleitend das Executive MBA PGM der WU-Wien ab und leitete ab 2011 internationale Brand-Strategieprojekte für die Gruppe. 2013 erblickte ihr Sohn das Licht der Welt, nach einer siebenmonatigen Karenz leitete Aichmaier dann die Marketing-Abteilung in Teilzeit. Im September 2016 übernahm sie als Managing Director die Leitung des Bahlsen Österreich-Geschäfts. 

Für Elisabeth Feichtinger ist es verständlich, dass viele Menschen das Gefühl haben, ihre Stimme werde von der Politik nicht gehört. Gerade deshalb sei es wichtig, sich politisch zu engagieren und zur Wahl zu gehen. 

 

„Jede Stimme zählt und jede Stimme kann etwas verändern und die Richtung der Politik mitbestimmen. Wir als SPÖ setzen uns mit Herz und Hirn dafür ein, den politischen Prozess transparenter und zugänglicher zu gestalten. Wir wollen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern intensivieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Wir arbeiten daran, verloren gegangenes Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen, indem wir zeigen, dass genau diese Politik konkrete Verbesserungen für das tägliche Leben bringen kann“, so Elisabeth Feichtinger.

Wie das gelingen soll? Zum Beispiel mit einer Millionärssteuer. „Das österreichische Steuersystem ist sehr ungerecht. Arbeit wird extrem hoch besteuert, Vermögen kaum. Wir als SPÖ setzen auf ein Millionärssteuermodell, bei dem Eigenheime bis 1,5 Millionen Euro ausgenommen sind. Damit leisten zwei Prozent der Superreichen einen fairen Beitrag zum Gemeinwohl, 98 Prozent profitieren von Steuersenkungen auf Arbeit und Investitionen ins Gesundheitssystem.“

Mit der Einführung der Millionärssteuer würde sich das österreichische Steuersystem dem internationalen Standard anpassen: Während Österreich im OECD-Vergleich zu den fünf Ländern mit den niedrigsten vermögensbezogenen Steuern zählt, ist die Abgabenbelastung der Arbeit die vierthöchste aller OECD-Länder. Die Folgen: Ein Prozent der Bevölkerung besitzt 50 Prozent des Vermögens. 80 Prozent der öffentlichen Finanzen werden durch Steuern auf Arbeit und Konsum finanziert. „Gleichzeitig wird es in Österreich immer schwieriger, etwas aufzubauen. Die Millionärssteuer bringt uns bis zu sechs Milliarden Euro. Das wären 100 Millionen Euro pro Woche. Geld, das wir dringend für die Senkung der Steuern auf Arbeit, für unser Gesundheitssystem, für Kinderbetreuung und Pflege brauchen.“

Senkung der Inflationsrate

Als wichtigste Sofortmaßnahmen sieht Feichtinger derzeit eine Deckelung der Mieten und eine Senkung der Lebensmittelpreise, damit sich die Menschen das Leben wieder leisten können. „Wenn gleichzeitig die Inflationsrate gesenkt wird, profitiert davon auch unsere Wirtschaft. Weniger Steuern auf Arbeit und ein fairer Beitrag der Millionäre runden das Paket ab. Wer für sein Geld arbeitet, trägt viel mehr zum Sozialsystem bei als jene, die ihr Geld arbeiten lassen. Fast 85 Prozent des gesamten Steueraufkommens stammen aus Arbeit und Konsum. Auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen stützt unsere Wirtschaft. Dazu braucht es einen flächendeckenden Ausbau von ganztägigen, kostenlosen Kinderbildungseinrichtungen mit einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr. Darüber hinaus braucht Österreich mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung in Schlüsselindustrien wie erneuerbare Energien, digitale Technologien und Biotechnologie, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Dafür ist der Transformationsfonds vorgesehen, der gezielt in die Wirtschaft investiert.“

Foto: MecGreenie

Als Kärntner Wahlkreispolitikerin ist es seit Jahren ihr Anspruch, direkt bei den Menschen vor Ort zu sein.

 

„Ich bin überzeugt davon, dass der persönliche Kontakt mit den Bürgern die beste Möglichkeit ist, um Anliegen wahr zu nehmen und Lösungen zu finden. Politik darf sich nicht mit sich selbst beschäftigen. Man muss offen auf die Leute zugehen, deren Sorgen ernst nehmen um diese in den politischen Diskurs aufzunehmen. Es ist mir wichtig, Themen, die die Menschen beschäftigen offen zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen“, sagt Elisabeth Scheucher-Pichler.

Sie sieht die politische Stabilität in Österreich nicht gefährdet. „Wir leben nach wie vor in einem Rechtsstaat mit einer starken Verfassung und einem funktionierenden politischen System. Was sich in den letzten Jahren jedoch geändert hat, ist der Ton, wie miteinander gesprochen wird. Hier muss sich jeder, der in der Politik arbeitet, angesprochen fühlen. Es ist notwendig in der Sache hart zu diskutieren. Man verliert jedoch Vertrauen durch untergriffiges, unseriöses Verhalten im Miteinander“, so die Nationalrätin, für die sich Gesellschaft und Politik immer in einer Symbiose befinden, eines bedinge das andere. 

Die aktuellen Herausforderungen seien sowohl für die Gesellschaft insgesamt als auch für die Politik sehr fordernd. Es brauche hier Transparenz, soziale Kompetenz und auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Arbeit ohne bürokratische Hürden

Wichtig ist Scheucher-Pichler, dass die Wirtschaft weiterhin gut arbeiten kann und Wohlstand generiert. Dieser Wohlstand müsse auch bei den Leuten ankommen. „Mit der ökosozialen Steuerreform konnten wir hier einen enorm wichtigen Schritt setzen. Meine Meinung ist – Leistung muss sich lohnen. Es müssen Anreize geschaffen werden, mehr Leute in Vollzeitbeschäftigung zu bringen, zudem darf es keine bürokratischen Hürden geben. Besonders wichtig ist mir die ältere Generation mit ihrem Erfahrungsschatz und ihrer Leistungsbereitschaft. Deswegen muss sich das Arbeiten auch nach dem Pensionsantritt auszahlen“, sagt die Politikerin.

Klimaschutz betrifft uns alle

Um Klimaschutz-Maßnahmen auf Kurs zu bringen, sei es wichtig, mit Anreizen und technologischem Fortschritt zu arbeiten. „Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Gesellschaft, die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt seinen Weg in Richtung einer CO2 neutralen Zukunft gehen kann. Jeder von uns ist hier gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Dafür braucht es Aufklärung, Diskurs und realistische Ziele.“ 

Foto: Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS

Elisabeth Stadler ist knapp 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig, seit 2016 leitet sie mit der Vienna Insurance Group die größte Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa.

 

Mit Ende Juni 2023 hat sie ihre aktive Berufslaufbahn beendet.  

Frau Stadler, sie haben jetzt über sieben Jahre die Vienna Insurance Group geleitet, würden Sie sagen es waren „glorreiche sieben Jahre“ für das Unternehmen und Sie? 

Persönlich war die Funktion als Vorstandsvorsitzende der führenden Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa ganz klar der Höhepunkt meiner langen Versicherungslaufbahn. Mein Ziel war es immer dafür Sorge zu tragen, dass wir dem uns gesetzten Anspruch gerecht werden, als stabiler und verlässlicher Partner gegenüber unseren Stakeholdern wahrgenommen zu werden. Ich denke das ist meinem Team und mir gut gelungen und das konnten wir mit der Entwicklung der wichtigsten Kennzahlen wie Prämie, Gewinn und Kapitalstärke der Gruppe verdeutlichen. Die Prämien und der Gewinn vor Steuern konnten in den letzten sieben Jahren jeweils um 38 % gesteigert werden, die Solvabilitätsquote der Gruppe liegt jetzt um fast 44 % über dem Wert von 2016.

Sie sind knapp 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig gewesen und betonen in Interviews, dass sie keinen Tag davon bereut haben. Was fasziniert sie an dieser Branche so?

Menschen gegen tägliche Risiken des Lebens finanziell abzusichern, sehe ich als wundervolle Aufgabe. Damit leisten Versicherungen auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag. Es war auch immer mein Engagement, in diese Richtung positiv zu wirken. Mathematik ist für mich eine persönliche Leidenschaft und war viele Jahre essentiell in meinem Beruf als studierte Versicherungsmathematikerin. Diese Leidenschaft mit dem Beruf verbinden zu können hat mich immer stark motiviert.  

Die Versicherungsbranche hat sich auch gerade in diesen schwierigen Zeiten als sehr stabil gezeigt. Sind Versicherungen tatsächlich der Fels in der Brandung? 

Natürlich wirken sich die geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auch auf die Versicherungsbranche aus. Was sich aber während meiner langen Laufbahn gezeigt hat ist, dass sich die konservative und risikobewusste Vorgangsweise der Versicherungsbranche gerade in schwierigen Phasen positiv bemerkbar und bezahlt macht. Versicherungen zeigen hohe Resilienz und gerade in so herausfordernden Zeiten legen die Menschen besonderen Wert auf Sicherheit und Absicherung. 

Was waren die größten Veränderungen in der Branche der letzten Jahre? 

Das war zum einen sicher die digitale Transformation, die sich auf alle Bereiche unseres Geschäftsmodells auswirkt und andererseits die Auswirkungen der viele Jahre anhaltenden Niedrigzinsphase, die wir gut meistern konnten. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren besonders in den Fokus gerückt. Kunden, Geschäftspartner und Aktionäre verfolgen mittlerweile sehr genau, ob sich ihre Versicherung hier entsprechend zukunftsorientiert engagiert. 

Worin sehen sie die größten Herausforderungen der Versicherungsbranche in den nächsten Jahren?

Da steht für mich das Thema Nachhaltigkeit an vorderster Stelle. Ich denke der Klimawandel und seine Auswirkungen werden Treiber der globalen Risiken der nächsten Jahre sein. Wir wollen als VIG-Gruppe betreffend „ESG“ nicht nur im Umweltbereich Maßnahmen legen, sondern auch ganz bewusst Schwerpunkte im sozialen Bereich setzen und hier zum Beispiel bezahlbares Wohnen fördern. Wohnen ist ein absolutes Grundbedürfnis und wir alle sollten einen Beitrag dazu leisten, dass bezahlbares Wohnen nicht zur sozialen Frage unseres Jahrhunderts wird.

Fordern auch die Kunden von Ihnen grüne Produkte oder ist das noch kein Thema im Versicherungsvertrieb?

Wir registrieren eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten im Veranlagungsbereich. Im Versicherungsbereich wird der Fokus auf fondsgebundene Lebensversicherungen gelegt, die einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft bieten. In Österreich bemerken wir, dass bei unseren Gesellschaften nahezu jeder zweite Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung bereits auf Grund nachhaltiger Veranlagungskriterien erfolgt. Unsere österreichischen Gesellschaften bieten hier entsprechend erfolgreich Produkte an, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind.

Sie waren die erste Frau an der Spitze eines ATX-Unternehmens und gelten nicht nur in ihrer Branche, sondern allgemein als Vorbild für Frauenkarriere. Wie sehen sie ihre Rolle?

Wenn ich ein Bild vermitteln möchte, dann ist es das einer selbstbewussten Frau, die in ihrem Metier fachliche Kompetenz besitzt und deshalb anerkannt und geschätzt wird. Ich habe immer betont, dass keine Frau in eine Führungsposition kommen möchte, nur weil sie eine Frau ist.   

Was muss aus Ihrer Sicht eine Frau tun, um eine Topposition zu erreichen? Haben Sie einen Karrieretipp?

Karriere muss schon mit viel Ehrgeiz und Engagement über Jahre hinweg erarbeitet werden. Das ist ein lang andauernder Prozess und ergibt sich nicht von heute auf morgen. Für mich sind Kompetenz, sowohl fachlich als auch sozial, Leadership und strukturiertes Denkvermögen jene Eigenschaften, die für eine Führungsposition zählen. Diese Eigenschaften gelten für Männer genauso wie für Frauen. Ich stelle fest, dass sich Frauen oft selbst im Weg stehen, weil sie nicht genug Selbstvertrauen haben, was manche davon abhält, Karriere zu machen. Deshalb würde ich jungen Frauen raten, Mut zu haben und selbstbewusst zu sein. Frauen sollten öfter „Ja“ sagen und die Courage haben, etwas auszuprobieren.

Sie beenden mit Mitte des Jahres 2023 ihre Funktion als CEO der Vienna Insurance Group, aber sie werden sich nicht völlig aus dem Wirtschaftsleben zurückziehen, oder?

Ich beende meine operative Laufbahn in der Versicherungsbranche, behalte aber einige Aufsichtsratsmandate in der Gruppe und ich habe den Vorsitz des Aufsichtsrates der Post übernommen und übe auch weiterhin meine Aufsichtsratsmandate in der OMV und der Voest aus. Ich bin Vizepräsidentin des Österreichischen Roten Kreuzes und habe auch Funktionen im Kulturbereich. Alles sehr spannende und wichtige Aufgaben, die dafür sorgen werden, dass ich keineswegs untätig sein werde. Aber natürlich möchte ich nach 40jähriger Tätigkeit in der Versicherungsbranche auch ein wenig mehr Zeit für mich persönlich haben. 

Foto: Philipp Lipiarski

Elisabeth Stadler ist Generaldirektorin der Vienna Insurance Group. Wir haben mit ihr über die Auswirkungen des Ukrainekrieges und die Perspektiven für die Zukunft in diesen Zeiten gesprochen. 

 

Uns alle prägt derzeit ein Krieg mitten in Europa. Die VIG-Gruppe ist in der Ukraine tätig, inwieweit sind sie davon direkt betroffen?

Dass heute Menschen auch in unserer Gruppe einer Kriegsgefahr ausgesetzt sind und um Leib und Leben fürchten müssen, schmerzt uns sehr. Wir sind in der Ukraine seit 2004 vertreten und haben drei Gesellschaften, die rund 100 Mio. Euro Prämienvolumen erwirtschaften. Im Verhältnis zum Gesamtprämienvolumen von 11 Milliarden Euro ist der Anteil gering.

Auch wenn wir im Rahmen unserer Strategie die Ukraine als Markt mit überproportionalem Marktwachstum definiert haben, steht nicht der wirtschaftliche, sondern der menschliche Aspekt und die Lage für unsere rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vordergrund. Wir haben unmittelbar nach Kriegsausbruch innerhalb der Gruppe mit koordinierten Hilfs- und Unterstützungsaktionen, vor allem in den Nachbarstaaten zur Ukraine begonnen.

Unsere Gesellschaften haben Wohnungen für die Mitarbeiter und deren Familienangehörige organisiert und ausgestattet. Mehr als 500 Personen konnten wir so in Wohnen unterbringen, auch in Österreich. Parallel unterstützen unsere Gesellschafen auch lokale und internationale Hilfsorganisationen. Die Solidarität innerhalb unserer Gruppe ist einfach großartig.

Der Geschäftsbetrieb wird unter diesen Umständen eingestellt sein. Wann rechnen Sie wieder mit der Aufnahme des Versicherungsgeschäfts in der Ukraine? 

So unglaublich das klingt, wir haben bereits wieder Geschäftsbetrieb - so gut es halt geht - und zwar in jenen Teilen, die nicht unmittelbar von den Kriegskämpfen betroffen sind. Zu Kriegsbeginn wurden klarerweise alle Tätigkeiten eingestellt, aber unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert und wollen jetzt wieder soweit wie möglich den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.

Selbst Mitarbeitende, die teils mit ihren Familienangehörigen geflüchtet sind, arbeiten von auswärts mit ihren Laptops und wollen für das Unternehmen und die Kundinnen und Kunden da sein. Wir haben bereits einige, die wieder zurück nach Hause gegangen sind. Ich habe großen Respekt vor unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen.

Wir haben gehört, dass die VIG auch einen eigenen Hilfsfond für die ukrainischen Gesellschaften eingerichtet hat. Was passiert damit?

Wir haben den „VIG Family Fund“ mit 5 Millionen Euro Basisdotierung initiiert. Unsere Gesellschaften und auch die Mitarbeiter zahlen laufend in diesen Fond ein. Mit dem Geld wollen wir betroffene Familien unserer ukrainischen Gesellschaften direkt für den Wiederaufbau zerstörter Wohnungen und Häuser sowie für kriegsbedingte persönliche Härtefälle unterstützen.  

Was erwarten sie angesichts der direkten und indirekten Auswirkungen des Krieges, der sich auch in steigenden Preisen und höherer Inflation bemerkbar macht für das Geschäftsjahr 2022?

Wir müssen in unsere Überlegungen auch die indirekten Auswirkungen, wie die Volatilitäten auf den Kapitalmärkten und die Sanktionen gegen Russland miteinbeziehen. Und wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass wir uns weiterhin inmitten einer Pandemie befinden, auch wenn wir deren Auswirkungen bisher gut meistern konnten. Insgesamt erwarten wir auf Grund unserer Kapitalstärke, der breiten Diversität und unseren seit Jahren konsequent gesetzten Optimierungsmaßnahmen eine weiterhin positive operative Performance für 2022.

Wo liegen die Schwerpunkte der Gruppe für die nächsten Jahre?

Wir haben mit „VIG 25“ ein laufendes Strategieprogramm bis 2025, wo wir Aktivitäten planen, die uns zukunftsfit halten und zur Stärkung unserer finanziellen Stabilität und Profitabilität beitragen. Daraus haben wir drei Gruppenziele definiert. Den Ausbau unserer führenden Marktposition in CEE, die Schaffung von nachhaltigem Wert durch Erreichung spezifischer Kennzahlen und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. 

Die VIG-Gruppe ist bereits Marktführer in der Region CEE, wo können und wollen Sie da noch wachsen?

Wir haben unseren Kernmarkt mit 20 Ländern in der CEE-Region definiert in denen wir vertreten sind und wollen dort bis Ende 2025 in allen Märkten zumindest unter den Top 3 sein. Derzeit sind wir das bereits in rund 60 % unserer Märkte.

Vor kurzem haben wir nach dem Erwerb von Gesellschaften der niederländischen Aegon Gruppe die Marktführerschaft in Ungarn übernommen. Generell sehen wir aber noch enormes Wachstumspotential in diesen Märkten. Die Menschen in dieser Region investieren im Schnitt ein Zehntel jenes Betrages für Versicherungen, den hierzulande Österreicherinnen und Österreicher investieren. 

Folgen Sie durch die Betonung der Nachhaltigkeit dem allgemeinen Trend?

Nachhaltigkeit ist mit Sicherheit kein vorübergehender Trend, sondern gekommen, um zu bleiben. Nachhaltigkeit spielt bei allen Investitionen in ganz Europa eine wichtige Rolle. Strategische Überlegungen werden vom Thema Nachhaltigkeit deutlich beeinflusst. Investoren und Kunden achten zunehmend genauer darauf, ob Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind oder nicht.

Das gilt natürlich auch für die Versicherungsbranche. Versicherungsgesellschaften sind wichtige Kapitalgeber für die Volkswirtschaften und sorgen dafür, dass die Wirtschaft und damit auch die Gesellschaft floriert. Sie leisten daher einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltig zukunftsorientierten und modernen Gesellschaft. 

Foto: Philipp Lipiarski

 

 

 

Warum der klassische 9-to-5-Job heute nicht mehr der Realität vieler Wienerinnen entspricht, weiß Elisabeth Hakel.

 

„Der klassische 9-to-5-Job entspricht heute nicht mehr der Realität vieler Wienerinnen. Viele sind selbstständig, arbeiten im Schichtbetrieb, arbeiten in der Nachtschicht oder haben Spätdienste bzw. 10- bis 12 Stunden Tage. Wenn die Kinderbetreuungseinrichtungen hier nicht mitgehen, geht dies zu Lasten der Frauen, der Wirtschaft und vor allem der Kinder“, so die Landesdirektorin des SWV WIEN Elisabeth Hakel am heutigen Weltfrauentag.

Einmal mehr wird es Zeit, dass wir uns an den skandinavischen Ländern ein Vorbild nehmen. Das fängt bei der Bezahlung von Pädagoginnen und Pädagogen an, geht über die Ausstattung von Kindergärten und Schulen – Stichwort Digitalisierung und schließt das wichtige Thema der Betreuungszeiten mit ein. 

100.000 Selbstständige massiv benachteiligt

„Besonders hart trifft es die Selbstständigen. In Wien gibt es rund 100.000 Frauen, die selbstständig erwerbstätig sind. Das ist rund die Hälfte aller Selbstständigen in dieser Stadt. Trotzdem ist eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie für selbstständige Frauen oft ein unlösbares Problem bzw. ein ständiges Balancieren zwischen dem Kampf um den nächsten Kundenauftrag und der nicht ausreichend vorhandenen Kinderbetreuung. Die Betreuungszeiten müssen den Arbeitszeiten angepasst werden“, fordert Hakel. 
Nicht vergessen ist die Sabotage der Kurz-ÖVP im Jahr 2016, die damit zusätzliche 1,2 Milliarden Euro für eine bessere Kinderbetreuung verhindert hat.

Kinderbetreuung kein reines Frauenthema

In Österreich sind mit 49% fast die Hälfte aller Frauen in Teilzeit. Daraus resultieren für Frauen Gehaltseinbußen und geringere Pensionen. Ein wichtiger Schritt in Richtung "Female Empowerment", also der Selbstermächtigung und Stärkung der Chancengleichheit von Frauen, ist der Ausbau der Kinderbetreuung und ein Rechtsanspruch bis zum Ende der Schulpflicht. 

Trotzdem stellt Hakel fest: „Kinderbetreuung ist kein reines Frauenthema! Auch Männer mit Betreuungspflichten sind auf offene Betreuungseinrichtungen angewiesen.“

Für Wien dürfen die Bundesländer kein Maßstab sein

In Wien leben insgesamt 481.500 Familien, davon 170.500 mit Kindern unter 15 Jahren. Die Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Bezahlbarkeit hochwertiger Betreuungseinrichtungen für Kinder ist daher ein Schlüsselfaktor, um am Erwerbsleben teilnehmen zu können. „Als Interessenvertretung der Unternehmerinnen und Unternehmen fordern wir den Rechtsanspruch auf kostenlose Kinderbetreuung bis zum Ende der Schulpflicht.

Zudem müssen die Betreuungslücken in den Ferien & an Fenstertagen geschlossen werden“, fordert Marcus Arige, Präsident des SWV WIEN.

Foto: Vicky Posch

Die Generaldirektorin der VIG über das Geschäftsjahr 2021, die Wichtigkeit von Digitalisierung und nachhaltige Veranlagung.

 

Die Vienna Insurance Group ist mit ihren Geschäftsergebnissen bereits wieder auf dem Niveau vor Corona. Wie ist es Ihnen gelungen, diese weltweite Ausnahmesituation so gut zu meistern?

Ich sehe hierfür das uns entgegengebrachte Vertrauen, Verständnis und die Loyalität unserer Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner als einen wesentlichen Faktor. Zum anderen sehe ich auch unsere hohe Diversität und unser Managementprinzip des lokalen Unternehmertums dafür verantwortlich.

Das gibt allen regionalen Gruppengesellschaften die erforderliche unternehmerische Freiheit, um mit lokal abgestimmten Angeboten und Produkten erfolgreich zu sein. Ich sehe dies als entscheidenden Vorteil, um bei unterschiedlichen Situationen in unseren Märkten rasch mit individuellen Lösungen agieren zu können.

Was sind Ihre Lehren aus dieser Ausnahmesituation, die uns schon 20 Monate begleitet. 

Es hat sich gezeigt, wie wichtig es war und ist, dass wir dem Thema Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert einräumen. Die Forcierung und der Ausbau an digitalen Angeboten und Serviceleistungen ist seit vielen Jahren einer der strategischen Schwerpunkte und wird es auch künftig bleiben.

Wie sieht es mit den Kundinnen und Kunden aus. Werden andere Produkte oder Leistungen nachgefragt?

Ganz eindeutig ist das Gesundheitsbewusstsein in Verbindung mit medizinischer Versorgung und gesundheitsspezifischen Serviceleistungen gestiegen. 

Gibt es ihrerseits Initiativen auf diesen Trend zur Gesundheitsvorsorge zu reagieren?

Wir haben diesbezüglich auch während der Pandemie unsere Serviceleistungen, vor allem im digitalen Bereich erweitert. Die Wiener Städtische Versicherung hat im Vorjahr die Leistungen ihrer Gesundheits-App „Losleben“ gestärkt. Rechnungen für Behandlungen oder Medikamente können einfach und bequem hochgeladen und online eingereicht werden.

Wir bemerken, dass Kunden auch vermehrt Angebote wünschen, die ihre persönlichen Lebensumstände berücksichtigen und diese auch honorieren. Da bietet zum Beispiel unsere ungarische Gesellschaft Union mit „Fitpuli“ eine digitale Gesundheitsplattform mittels App an. 

Wird sich die verstärkte digitale Servicierung auch auf das Versicherungsgeschäft generell auswirken?

Es entwickelt sich der Trend in Richtung hybrider Kundenbetreuung, einer Mischung aus persönlichem und digitalem Kontakt. Die Kontaktfrequenz mit den Kunden sinkt, weshalb die Bedeutung der Sichtbarkeit bei den Kunden steigt und wir neue Kundenerlebnisse zusätzlich zur Absicherung der Risiken bieten wollen. Dazu erweitern wir zum Beispiel unsere Assistance-Leistungen, die dem Kunden einen Mehrwert zur Hauptaufgabe der Absicherung von Risiken bieten. Wir wollen auch in für uns relevanten Ökosystemen stärker vertreten sein. Hier haben wir die Themen Gesundheit, Auto und Wohnen im Fokus. 

Warum will sich die VIG-Gruppe in Ökosystemen etablieren?

Wir werden einen Wandel vom Wettbewerb der Branchen hin zum Wettbewerb der Ökosysteme erleben. In einem Ökosystem kooperieren Unternehmen unterschiedlicher Art, die alle gemeinsam Produkte und Dienstleistungen gestalten, die sich nach den Kundenbedürfnissen eines Ökosystems orientieren und nicht nach den Angeboten der einzelnen Partner. Es werden sich nicht mehr einzelne Firmen, sondern die Anbieter gemeinsam in den verschiedenen Ökosystemen um die Gunst des Kunden bemühen. Wichtig ist somit, künftig ein Teil dieser Systeme und ein Partner darin zu sein. 

Wie sieht es beim Thema Nachhaltigkeit aus? Daran scheint kein Unternehmen mehr vorbeizukommen.

Für uns als Versicherung ist nachhaltig zu denken und zu wirtschaften gelebter Alltag. Denn wir geben unseren Kunden langfristige Leistungsversprechen, die oft weit in der Zukunft einzulösen sind. Dafür ist eine nachhaltige Stabilität der Gruppe erforderlich, die wir durch vorausschauendes Wirtschaften ermöglichen. Wir benötigen dazu eine intakte soziale und ökologische Umwelt. 

Wo können Sie als Gruppe ihren positiven Beitrag dafür leisten?

Einen besonders großen Hebel sehe ich in der Veranlagung bzw. den Investitionen. Versicherungsgesellschaften sind wichtige Kapitalgeber für die Volkswirtschaften und sorgen dafür, dass die Wirtschaft und damit auch die Gesellschaft floriert. Die Versicherungen sind mit einem Veranlagungsvolumen von 10,5 Billionen Euro der größte institutionelle Investor in Europa. Sie können mit ihren Investmententscheidungen indirekte Sozial- und Umweltauswirkungen unterstützen.

Wo setzt die VIG-Gruppe Maßnahmen bei der nachhaltigen Veranlagung?

Wir forcieren unsere Investitionen in erneuerbare Energien und Green Bonds. 2020 wurden 108 Mio. Euro im Bereich erneuerbarer Energie investiert. 2018 hatten wir rund 70 Mio. Euro an Green Bonds im Bestand, Mitte 2021 liegen wir bereits bei 355 Mio. Euro. Unsere größte Aktivität im heurigen Jahr war die Begebung einer Nachhaltigkeitsanleihe in der Höhe einer halben Milliarde Euro im März 2021. Sie wird für Investments in grüne und soziale Vermögenswerte verwendet. 

Ab 2022 müssen Unternehmen ihre Investitionen nach Nachhaltigkeitskriterien bewerten lassen. Sehen Sie darin ein adäquates Mittel gegen „Greenwashing“, ein Vorwurf der vielen Unternehmen gemacht wird?  

Die für 2022 geplante Taxonomie wird viel Transparenz und eine Vergleichbarkeit unter den Unternehmen bringen und zeigen, wer grün, grüner oder eben nicht nachhaltig investiert. Ich sehe diesen Schritt zur Transparenz sehr positiv. Aber die Taxonomie allein deckt das Thema Nachhaltigkeit für ein Unternehmen noch nicht ab. Da gibt es noch weitere Bereiche, wo wir einen Weg vieler kleinerer und größerer Schritte gehen müssen und werden.   

Foto: Ian Ehm

Politik war für sie immer ein Thema, geschuldet mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Großeltern, die ihr viel Historisches erzählten und das auch mit der Politik in Verbindung brachten.

 

Bald wurde ihr klar, wie wichtig es ist gesellschaftspolitisch mitzugestalten und für die Anliegen der Menschen da zu sein. 

„Politik ist für die Menschen da. Es gibt genügend offene Ansatzpunkte in vielen Bereichen, in denen es um soziale Gerechtigkeit für Menschen jedes Alters geht. Einerseits sind mir die Angelegenheiten des Konsumentenschutzes, des Tierschutzes und der Volksgruppen wichtig. Andererseits alle Frauen-Themen und die Einführung eines Mindestlohnes. Wir müssen das Abrutschen der Frauen in die Altersarmut verhindern. Es geht dabei um soziale Gerechtigkeit und das jeder Mensch, egal welchen Alters, von seinem Einkommen leben kann“, sagt die im Krankenhaus Oberpullendorf tätige Radiologie-Technologin.

Nachhaltige Arbeit für die Bevölkerung

„Eine Politikerin ist dann gut, wenn sie für die Menschen und für ihre Anliegen da ist, ihnen zuhört und sich für sie einsetzt. Es ist wichtig sich von schwierigen Entscheidungen und von Kritik nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen zu lassen. Als Politikerin muss man bei den Leuten sein. Der Beruf der Politikerin ist eine nachhaltige Arbeit zum Wohle der Bevölkerung“, so Elisabeth Trummer.

Das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückzugewinnen, heiße gegebene Versprechen umzusetzen. Versprechen dürften nicht nur vor einer Wahl und mit der Hoffnung auf Stimmen gegeben werden. Die politischen Handlungen müssten für die Gesellschaft Verbesserungen bringen und diese müssten sichtbar und vor allem spürbar sein. Denn in der Politik komme es nicht darauf an, was man verspreche, sondern was man umsetze.

Politik ohne bitteren Beigeschmack

„Als Frau in der Politik hat man oft den Eindruck anders wahrgenommen zu werden als die männlichen Kollegen“, merkt Elisabeth Trummer an. „Ich wünsche mir so be(tr)achtet zu werden, wie man es bei einem Politiker tut – einfach auf sachlicher Ebene und auf Augenhöhe. Das alleine würde genügen, um uns Frauen den Weg in die Politik – ohne Beigeschmack – zu erleichtern. Wir Politikerinnen haben möglicherweise einen anderen Zugang und eine andere Sichtweise zu gewissen Themen. Aber genau deshalb wollen wir, dass unsere Anliegen genauso ernst genommen werden und genauso rasch Gehör finden, wie bei jedem anderen Politiker. Denn unsere Ziele sind doch die gleichen. Für die Menschen da zu sein. Stärker denn je.“

Foto: Tatjana Pfneiszl - SPÖ Landtagsklub

Die Generaldirektorin der VIG im ABW-Talk über den Sinn von Diversität, hybride Kundenbetreuung und die Expansion in den Osten.

 

Wie ist die Vienna Insurance Group bisher durch diese Pandemie gekommen?

Es ist uns gelungen, mit sehr soliden Ergebnissen durch diese weltweite Ausnahmesituation zu steuern und wir knüpfen mit den bisherigen Zahlen des heurigen Jahres bereits wieder an das Niveau 2019 an und 2019 hatten wir ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr. 

War die VIG-Gruppe von den Lockdowns und Restriktionen so wenig betroffen? 

Natürlich hat die Pandemie unseren Geschäftsverlauf beeinträchtigt. Vor allem während der ersten Lockdowns hatten wir in allen unseren Ländern starke Rückgänge im Neugeschäft. Die Entwicklung ist in den darauffolgenden Lockerungsphasen wieder auf Normalniveau zurückgekehrt. Bei Schadensleistungen haben uns die Auswirkungen von Corona vor allem im Veranstaltungssegment und bei der Deckung von Großevents weniger getroffen als Mitbewerber, da die VIG-Gruppe in diesen Bereichen weniger Risiken gezeichnet hat. 

Nicht alle großen Versicherungsgruppen haben diese Krise so gut bewältigt. Worin sehen Sie die Gründe der starken Resilienz der VIG?

Wir verdanken sie in erster Linie unseren Mitarbeitern, Kunden und Partnern, die allesamt enormen Einsatz, Verständnis und vor allem Vertrauen in die Gesellschaften unserer Gruppe gezeigt haben. Wir konnten alle geplanten Projekte auch in Pandemiezeiten weiterführen und umsetzen. Wir erleben hohe Kundenloyalität und große Unterstützung unserer Partner. Das sehe ich in dieser herausfordernden Zeit keineswegs als Selbstverständlichkeiten. Es hat sich gezeigt, dass Versicherungen, bei denen es um Schutz und Sicherheit geht, gerade in Krisenzeiten sehr wichtig sind. 

Sie betonen stets die hohe Diversität der Vienna Insurance Group. Hat sie in dieser Situation eine Rolle gespielt? 

Zweifellos, denn die breite Streuung auf eine Vielzahl von Märkten und Marken ermöglicht es uns, auch in Krisensituationen stabil zu bleiben. Je vielfältiger ich aufgestellt bin, desto leichter sind Turbulenzen in einzelnen Märkten oder bei einzelnen Gesellschaften durch das Gesamtergebnis auszugleichen. Das haben wir jetzt auch während der Pandemie bemerkt und davon profitiert.

Sie haben erwähnt, dass den Kunden jetzt Schutz und Sicherheit wichtig sind. Werden bestimmte Produkte stärker nachgefragt?

Wir verzeichnen in vielen unserer Märkte aber speziell in Österreich eine verstärkte Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen. Corona hat zu einem erhöhten Gesundheitsbewusstsein geführt und wir haben drauf mit einer Erweiterung von digitalen Serviceleistungen in diesem Bereich reagiert. Es hat sich gerade in dieser Ausnahmesituation gezeigt, wie wichtig es war und ist, dass wir dem Thema Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert einräumen. 

Sie werden sich diesem Thema weiter widmen?

Die Erfahrungen in der Pandemie zeigen uns, dass die Versicherungsbetreuung zukünftig verstärkt hybrid und eine Mischung aus persönlichem und digitalem Kontakt sein wird. Die Kontaktfrequenz mit den Kunden sinkt, weshalb die Bedeutung der Sichtbarkeit bei den Kunden steigt und wir neue Kundenerlebnisse zusätzlich zur Absicherung der Risiken bieten wollen. Wir setzen schon seit Jahren auf den Ausbau von Assistance-Leistungen in unseren Märkten, die dem Kunden einen Mehrwert zur Hauptaufgabe der Absicherung von Risiken bieten, der nicht versicherungstypisch ist. Wir denken auch an die Partizipation und Ansprache über neue Plattformen, die Kunden verstärkt nutzen.

Was war in dieser Pandemie für die VIG die größte Herausforderung?

Von einem Tag auf den anderen tausende Mitarbeiter ins Home-Office zu schicken und trotzdem den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Trotz dieser Ausnahmesituation an unserem Strategieprogramm festzuhalten und die bereits vor Corona geplanten Maßnahmen konsequent fortzuführen, was wir auch erfolgreich getan haben. 

Hat Sie auch etwas überrascht?

Dass die digitale Welt so rasch Wirklichkeit wird, hätten wir in dieser Form vorher nicht erwartet. Nahezu alle Mitarbeiter, Kunden und Partner haben diesen Digitalisierungsschritt sehr gut gemeistert und mit ihrer positiven Einstellung zu einer soliden Entwicklung trotz Pandemie beigetragen. 

Was wird von den Veränderungen bleiben, die Covid gebracht hat?

Es ist Tatsache, dass durch Corona online- und digitale Dienste eine neue Dynamik bekommen haben und das Thema Digitalisierung generell einen zusätzlichen Schwung erhält. Und natürlich ist das Home-Office gekommen, um zu bleiben. Wir haben bereits ein neues Konzept für mobiles Arbeiten nach Corona erstellt. Es wird möglich sein, bis zu maximal 60 Prozent der Arbeitszeit als mobile Arbeitszeit zu vereinbaren. 

Wo sehen Sie für die VIG-Gruppe Wachstumschancen? 

Nach Corona wird wieder vor Corona gelten: Ein im Schnitt doppelt so hohes Wirtschaftswachstum in CEE im Vergleich zu Westeuropa. Wir gehen davon aus, dass wir sozusagen nach Corona wieder vom fortschreitenden Aufholprozess und großem Wachstumspotential profitieren werden. Unser Kompass zeigt daher weiter klar nach Osten. Wir wollen unsere führende Position in der CEE-Region nicht nur festigen, sondern weiter ausbauen und nachhaltige Werte für Gesellschaft, Kunden und Mitarbeiter schaffen. 

Wo sehen Sie neben der Digitalisierung eine weitere große Herausforderung für die Versicherungsbranche?

Ganz klar beim Thema Nachhaltigkeit, das enorm an Relevanz gewonnen hat. Die Branche hat erkannt, dass Investitionen in ESG-Kriterien in ganz Europa eine wichtige Rolle in strategischen Überlegungen spielen - unabhängig davon, ob aus eigener strategischer Überzeugung oder aufgrund von regulatorischen Anforderungen oder auch wegen Forderungen der Stakeholder. Investoren und Kunden achten zunehmend genauer darauf, ob Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind oder nicht. Unser Geschäft ist darauf ausgerichtet, Werte zu erhalten, in erster Linie finanzielle Werte, die Sicherheit von einer Generation zur nächsten schaffen. Nachhaltig zu handeln und in ESG-Kriterien zu investieren, bedeutet für uns jedoch mehr als nur finanzielle Sicherheit zu schaffen. Unsere Prioritäten berücksichtigen in diesem Fall auch zukünftige soziale und ökologische Trends. Das bedeutet, dass wir aktiv an der Schaffung einer lebenswerten Zukunft mitarbeiten wollen und werden. 

Foto: Philipp Lipiarski

Die Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende der VIG im ABW-Interview zur aktuellen Lage der Versicherungsbranche.

 

Bitte geben Sie uns eine kurze Einschätzung der aktuellen Situation – wie hat sich COVID-19 auf das vorige Geschäftsjahr ausgewirkt, welche Entwicklungen sehen Sie?

Die VIG-Gruppe hat die Ausnahmesituation bisher gut gemeistert. Wir haben ein sehr solides Halbjahresergebnis 2020 erzielt und wir sehen uns operativ derzeit in der Lage, die Auswirkungen von COVID-19 für die Versicherungsgruppe zu managen. Weit schwieriger ist die Einschätzung der mittel- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Volkswirtschaften und damit verbunden die Reaktionen der Kapitalmärkte.

Wir wissen derzeit nicht, wie lange uns die Pandemie noch im Griff haben wird, welche Maßnahmen die unterschiedlichen Regierungen setzen. Wir müssen daher auch noch in den ersten Monaten des neuen Jahres mit weiteren negativen Einflüssen auf unsere Geschäftsentwicklung rechnen. Was sich aber generell gezeigt hat, dass sich unser Geschäftsmodell mit der sehr breiten Diversität über Länder, Marken, Vertriebswege und Produkte auch in schwierigen Phasen erfolgreich bewährt.

Das ermöglicht uns, weiterhin die sich bietenden Chancen optimal zu nutzen und unsere langfristigen Wachstumsambitionen fortsetzen zu können und diese Ambitionen haben wir auch weiterhin, unabhängig von Corona.

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