Seit Anfang des Jahres ist die Top-Managerin im Vorstandsteam der Palfinger AG für Personal und Recht verantwortlich.
Sie haben Anfang des Jahres im Vorstandsteam der Palfinger AG die Agenden Personal und Recht übernommen. Was schätzen Sie an dieser neuen Herausforderung?
Die Funktion als Palfinger CHRO ist für mich ein Tripple Jackpot: ein international erfolgreiches Technologieunternehmen, HR und Recht auf Vorstandsebene, wo ich viel bewegen kann, und on top die Rückkehr nach Österreich. In den ersten Monaten habe ich bereits viele unserer Standorte rund um den Globus besucht – das Engagement und der Stolz unserer Teams haben mich sehr beeindruckt. Sie stehen voll hinter dem Unternehmen und seinen Produkten – das ist eine super Basis. Ich habe jetzt die Aufgaben, den Personalbereich noch strategischer auszurichten, an der Unternehmenskultur zu arbeiten und damit den zukünftigen Erfolg zu sichern. Für mich der beste Job der Welt!
In Ihrer neuen Rolle sind Sie für die strategische Ausrichtung und Positionierung von Palfinger auf einem zunehmend anspruchsvollen Arbeitsmarkt verantwortlich. Wie wollen Sie das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber positionieren?
Besonders in Österreich sind Palfinger Produkte bekannt, man weiß, wie ein Palfinger Ladekran aussieht. Um die Arbeitgebermarke weiter zu stärken, werden wir noch stärker aufzeigen, welche attraktiven und vor allem auch internationale Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten es bei uns gibt, und wie wir die fachliche und persönliche Weiterentwicklung unseres Teams fördern. Unsere moderne Unternehmenskultur weiter zu entwickeln und nach intern und extern, national und international zu kommunizieren, wird einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch einnehmen.
Ein zentraler Ansatz ist, dass wir uns direkt an junge Menschen, an Kinder und Jugendliche und besonders an Mädchen und junge Frauen wenden. Konkret setzen wir etwa auf die Unterstützung von MINT Initiativen oder treten aktiv mit Schulen, Universitäten und Fachhochschulen in Kontakt, um früh die Begeisterung für Technik zu wecken und uns als Unternehmen zu positionieren. Wir wollen ganz klar zeigen: Bei Palfinger könnt ihr euch erfolgreich entwickeln und auch international Karriere machen.
Sie haben eine beeindruckende Karriere mit Stationen bei renommierten Unternehmen wie Magna, Jenoptik und der Danaher Gruppe hinter sich. Welche Erfahrungen aus diesen Positionen sind für Ihre Aufgabe bei Palfinger besonders wertvoll?
Mein Karriereweg ist stark durch amerikanische Eigentümerverhältnisse geprägt. In der amerikanischen Unternehmenskultur zählt in erster Linie Leistung. Alter, Geschlecht und Herkunft sind nebensächlich. Diesen Fokus auf Performance und Umsetzungsstärke schätze und lebe ich auch. Zudem hatte ich früh einen guten Mentor und das klare Ziel globale Verantwortung zu übernehmen. In internationalen Unternehmen, die diverse Teams fördern und sich durch eine direkte Feedbackkultur auszeichnen, konnte ich immer den besten Beitrag leisten und hatte auch selbst am meisten Spaß an der Arbeit. Eine moderne und offene Unternehmenskultur und eine High Performance Ausrichtung (klare Ziele, direkte Kommunikation, schlanke Strukturen) bedingen einander, um nachhaltig für die Zukunft gerüstet zu sein.
Wie hat Ihre internationale Erfahrung in Österreich, Deutschland, Großbritannien und Frankreich Ihre Sichtweise auf HR-Themen und Unternehmensführung geprägt? Inwiefern fließen diese internationalen Perspektiven in Ihre Arbeit bei Palfinger ein?
Die Unternehmenskultur im deutschsprachigen Raum ist eher konfliktscheu. Konflikte werden nicht direkt angesprochen und das ist lähmend. Insofern sehe ich auch meine Rolle darin, einen Rahmen zu schaffen, in dem alle ihre bestmögliche Performance abliefern können und auch wollen. Und darin, eine Kultur zu schaffen, in der Probleme zielführend ausdiskutiert oder sogar ausgestritten werden können. Die klassischen Rollenbilder sind in Großbritannien und Frankreich moderner als im deutschsprachigen Raum. Beim Verkünden meiner Schwangerschaft wurde ich von den deutschen Kollegen verabschiedet und von den englischen beglückwünscht. Was überall wichtig ist, ist das Netzwerken. Das habe ich am Anfang unterschätzt – heute setze ich das sehr viel gezielter und strategischer um.
Welche zentralen HR-Themen und Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Industrie, insbesondere für ein globales Unternehmen wie Palfinger?
Eine zentrale Herausforderung in unserer volatilen Welt ist die proaktive permanente Verbesserung von Strukturen und Prozessen. Stillstand gibt es nicht mehr. HR muss ein Treiber sein für dieses proaktive Veränderungsmanagement. Wir erleben laufend Veränderungen und eine Organisation muss resilient und positiv damit umgehen. HR hat dabei eine Schlüssel- und Vorbildfunktion.
Und natürlich ist Digitalisierung auch für HR ein großes Thema. Mit KI-Anwendungen stehen uns künftig viele neue Möglichkeiten offen. Wir testen da gerade einiges, etwa im Bereich von Trainings oder persönlichen Weiterentwicklungsprogrammen.
Wie definieren Sie eine erfolgreiche HR-Strategie und welche Rolle spielen dabei Themen wie Diversity, Inklusion und Mitarbeiterentwicklung?
Eine HR-Strategie ist dann gut, wenn sie an Businesszielen orientiert ist und somit eine Organisation erfolgreicher, leistungsfähiger und zukunftsfähiger macht. Die Aufgaben meines Teams sind, Talente anzuziehen, unser Team ans Unternehmen zu binden, weiterzubilden und eine Unternehmenskultur zu fördern, in der jeder und jede die beste persönliche Leistung liefert und sich weiterentwickeln kann.
Ich bin eine große Befürworterin von Diversität in all ihren Dimensionen. Wir optimieren dahingehend aktuell auch unsere Recruiting Policy. Bei Ausschreibungen für Management-Funktionen wird es ein Muss, dass HR für mehr internationale Diversität oder einen höheren Frauenanteil bei den Kandidatinnen und Kandidaten sorgt. Diversität ist am Ende des Tages ein betriebswirtschaftliches Thema. Diversere Teams sind nachweislich erfolgreicher und wir können uns nicht leisten, das zu ignorieren.
Wie möchten Sie bei Palfinger sicherstellen, dass die Mitarbeiter kontinuierlich gefördert und weiterentwickelt werden?
Wir legen sehr viel Wert auf eine lernende Unternehmenskultur. Mit dem Palfinger Campus in Lengau haben wir 2023 ein hochmodernes Aus- und Weiterbildungszentrum eröffnet, der Raum für fachliche und persönliche Weiterentwicklung für unser Team bietet. Rund vier Mio. Euro wurden in den neuen Campus investiert – eine Investition in die Zukunft, weil wir wissen, dass persönliche Möglichkeiten, Karrierechancen und Weiterbildung ganz zentral sind, um hochqualifizierte Arbeitskräfte zu finden und zu halten.
In Ihrer bisherigen Karriere haben Sie umfangreiche Führungserfahrung gesammelt. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Unkompliziert. Klar. Direkt, aber herzlich. Mir persönlich ist Fairness extrem wichtig. Bei Fairness mache ich keine Kompromisse.
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen auf dem heutigen Arbeitsmarkt. Wie planen Sie, dieses Problem bei Palfinger anzugehen, insbesondere in den Bereichen Technik und Ingenieurwesen?
Fachkräftemangel ist natürlich ein Thema für uns. Gerade in den Bereichen, die mit Softwareentwicklung und IT zu tun haben. Wir setzen da proaktiv an, in dem wir ganz gezielt und umfassend aus- und weiterbilden. Wir sehen uns als Teil der Wissensökonomie und unsere Aus- und Weiterbildungsangebote können sich sehen lassen. Zum Beispiel unser PALFINGER Campus in Lengau, unser globales Aus- und Weiterbildungszentrum. Dort und auch an weiteren Standorten in ganz Europa, in Nordamerika und China schaffen wir die besten Qualifizierungsmöglichkeiten. In Lengau bilden wir 145 Lehrlinge in 18 verschiedenen Berufsbildern aus – übrigens mit einer Frauenquote von 25 Prozent in den technischen Berufen. Bis 2027 wollen wir allein in Europa mehr als 500 Lehrlinge ausbilden. Als Unternehmen tragen wir bei, was möglich ist. Gleichzeitig brauchen wir einen gesellschaftlichen und politischen Rahmen, der dieses Problem aktiv adressiert.
International visitors to our Austrian Business Woman website will find the interview in English below.
Since the beginning of the year, the top manager has been responsible for Human Resources and Legal Affairs in the Palfinger AG Management Board team.
At the beginning of the year, you took over responsibility for Human Resources and Legal Affairs on the Management Board team at Palfinger AG. What do you like about this new challenge?
The role as Palfinger CHRO is a triple jackpot for me: an internationally successful technology company, HR and Legal at Management Board level, where I can make a big difference, and on top of that, returning to Austria. In the first few months, I have already visited many of our sites around the world - I was very impressed by the commitment and pride of our teams. They are fully behind the company and its products - that's a great basis. I now have the task of aligning the HR department even more strategically, working on the corporate culture and thus ensuring future success. For me, it's the best job in the world!
In your new role, you are responsible for the strategic orientation and positioning of Palfinger in an increasingly demanding job market. How do you want to position the company as an attractive employer?
Palfinger products are particularly well known in Austria; people know what a Palfinger loader crane looks like. In order to further strengthen the employer brand, we will show even more clearly what attractive and, above all, international career and training opportunities we offer and how we promote the professional and personal development of our team. Further developing our modern corporate culture and communicating it internally and externally, nationally and internationally, will take up a large part of my time.
A central approach is that we address young people, children and adolescents, and girls and young women in particular, directly. Specifically, we focus on supporting STEM initiatives and actively contact schools, universities and technical colleges in order to awaken enthusiasm for technology at an early age and position ourselves as a company. We want to make it very clear: At Palfinger, you can develop successfully and also pursue an international career.
You have had an impressive career with positions at renowned companies such as Magna, Jenoptik and the Danaher Group. What experiences from these positions are particularly valuable for your role at Palfinger?
My career path has been strongly influenced by American ownership. In American corporate culture, performance is what counts first and foremost. Age, gender and origin are secondary. I value and live this focus on performance and implementation strength. I also had a good mentor early on and the clear goal of taking on global responsibility. In international companies that promote diverse teams and are characterized by a direct feedback culture, I was always able to make the best contribution and also had the most fun at work myself. A modern and open corporate culture and a high performance orientation (clear goals, direct communication, lean structures) are mutually dependent in order to be sustainably equipped for the future.
How has your international experience in Austria, Germany, the UK and France shaped your view of HR issues and corporate management? To what extent do these international perspectives influence your work at Palfinger?
The corporate culture in German-speaking countries tends to be conflict-averse. Conflicts are not addressed directly and that is paralyzing. In this respect, I also see my role as creating a framework in which everyone can and wants to deliver their best possible performance. And to create a culture in which problems can be discussed or even argued out in a goal-oriented way. Traditional role models are more modern in the UK and France than in German-speaking countries. When I announced my pregnancy, I was bid farewell by my German colleagues and congratulated by my British colleagues. Networking is important everywhere. I underestimated this at the beginning - today I implement it in a much more targeted and strategic way.
What key HR issues and challenges do you currently see in the industry, especially for a global company like Palfinger?
A key challenge in our volatile world is the proactive, permanent improvement of structures and processes. Standing still is no longer an option. HR must be a driver for this proactive change management. We are constantly experiencing change and an organization must deal with it in a resilient and positive way. HR has a key and exemplary role to play here.
And, of course, digitalization is also a major topic for HR. AI applications will open up many new possibilities for us in the future. We are currently testing a number of things, for example in the area of training or personal development programs.
How do you define a successful HR strategy and what role do topics such as diversity, inclusion and employee development play?
An HR strategy is good if it is geared towards business goals and thus makes an organization more successful, more efficient and more sustainable. My team's role is to attract talent, retain our team, develop them and foster a culture where everyone delivers their best personal performance and can grow.
I am a great advocate of diversity in all its dimensions. We are also currently optimizing our recruiting policy in this regard. When advertising for management positions, it is becoming a must for HR to ensure more international diversity or a higher proportion of women among candidates. At the end of the day, diversity is a business issue. More diverse teams are demonstrably more successful and we cannot afford to ignore this.
How does Palfinger ensure that its employees receive continuous support and development?
We place a great deal of value on a learning corporate culture. With the Palfinger Campus in Lengau, we opened a state-of-the-art training and professional development center in 2023 that offers our team space for professional and personal development. Around four million euros have been invested in the new campus – an investment in the future, because we know that personal opportunities, career prospects, and professional development are essential to attracting and retaining highly qualified employees.
You have gained extensive leadership experience in your career so far. How would you describe your leadership style?
Uncomplicated. Clear. Direct, but warm. Personally, fairness is extremely important to me. I do not compromise on fairness.
The shortage of skilled workers is one of the biggest challenges in today's labor market. How do you plan to address this issue at Palfinger, particularly in the fields of technology and engineering?
The shortage of skilled workers is, of course, an issue for us. Especially in the areas related to software development and IT. We are proactively addressing this issue by providing targeted and comprehensive training and further education. We see ourselves as part of the knowledge economy and our training and further education programs are impressive. For example, our PALFINGER Campus in Lengau, our global training and further education center. There, and also at other locations throughout Europe, North America and China, we create the best qualification opportunities. In Lengau, we are training 145 apprentices in 18 different occupations – with women making up 25 percent of the technical apprentices. By 2027, we want to train more than 500 apprentices in Europe alone. As a company, we are doing what we can. At the same time, we need a social and political framework that actively addresses this problem.
Foto: Palfinger/Peter Rigaud