Von einer Kür zur Pflicht: Nachhaltigkeit ist in den Führungsetagen vieler Unternehmen längst angekommen. Dennoch gibt es unzählige Stellschrauben, um den ökologischen Wandel bis 2030 spürbar voranzutreiben.

 

ABW sprach mit der Unternehmerin Elisabeth Zehetner kurz bevor sie das Amt der Staatssekretärin übernommen hat. Die Powerfrau hat mit ihrer Initiative „oecolution“ nicht nur einen einprägsamen Begriff geschaffen – eine Kombination aus „Ökologie“ und „Evolution“ –, sondern will vor allem ein neues Mindset in der Wirtschaft etablieren. Im Gespräch erläutert sie, warum Bürokra­tie und Silodenken nicht zielführend sind und wie wir dennoch Transparenz, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz stärken können.

Unternehmen haben längst verstanden, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine nette Zusatzmaßnahme ist, sondern ganz zentral für ihre Ausrichtung“, sagt Zehetner. Immer mehr Vorschriften, Regulierungen und Marktentwicklungen machen deutlich, dass ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen müssen. Damit das nicht bloß Lippenbekenntnisse bleiben, fordert sie, Silodenken aufzubrechen: CFOs, Nachhaltigkeitsteams und andere Abteilungen sollten eng zusammenarbeiten, statt jeweils eigene Strategien zu verfolgen. „Nur wenn Nachhaltigkeit als Teil der Gesamtstrategie verstanden wird, kann sie sich auch weiterentwickeln und echte Innovationen hervorbringen“, so Zehetner.

EU-CSRD: Fluch oder Segen für KMU?

Eine zentrale Diskussion in diesem Zusammenhang dreht sich um die EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die ab 2024 eine Vielzahl von Unternehmen zu detaillierten ESG-Berichten verpflichtet. Für große Konzerne mit speziellen Abteilungen und Beratern mag das verkraftbar sein. „Doch für KMU sind diese Berichtspflichten eine enorme Hürde“, warnt Zehetner. Viele Firmen hätten weder die Datenbasis noch das Know-how, um komplexe ESG-Berichte auf Knopfdruck vorzulegen.

Dabei sei die zugrunde liegende Idee – mehr Transparenz für Investoren und Verbraucher – grundsätzlich richtig. „Doch nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut gemacht“, sagt die Unternehmerin. Kleine Betriebe, die dringend Zeit und Ressourcen für Innovation und Wachstum brauchen, könnten von den neuen Regeln überfordert sein. „Wenn die Bürokratie überhandnimmt, gefährdet das die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit“, so Zehetner weiter. Sie plädiert für vereinfachte Regeln oder längere Übergangsfristen, damit gerade kleinere Unternehmen nicht auf der Strecke bleiben.

 

„Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut gemacht.“

 

Greenwashing: Zwischen echter Täuschung und inflationärem Vorwurf

Umweltbezogene Kennzahlen und Standards sollen Verbraucherinnen und Verbrauchern eigentlich helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. „Mit der EU-Taxonomie wird Greenwashing sicher schwerer“, meint Zehetner. Denn wer in Nachhaltigkeit nur eine PR-Masche sieht, riskiert mediale und juristische Konsequenzen. Zugleich lehnt sie pauschale Schuldzuweisungen ab: „Dieses Schwarz-Weiß-Denken, dass alle Unternehmen nur tricksen und täuschen, ist schlichtweg falsch.“ Es gebe durchaus Firmen, die ihre Anstrengungen in Sachen Klimaschutz noch nicht ausreichend kommunizieren oder bei ersten Verbesserungsmaßnahmen schnell als „Greenwasher“ abgestempelt werden.

Aus Zehetners Sicht ist es daher zielführender, Firmen zu ermutigen statt sie mit Vorwürfen zu überziehen. „Statt Unternehmen reflexartig Greenwashing zu unterstellen, sollten wir ihnen den Weg zu nachhaltigeren Lösungen erleichtern“, betont sie. Harte Vorschriften und moralischer Druck allein führten zu weniger Bereitschaft, sich wirklich tiefgreifend mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Wir brauchen Anreize, die Nachhaltigkeit belohnen, nicht nur Regulationen, die an jeder Ecke drohen.“

Kreislaufwirtschaft: Baustellen im wahrsten Sinn

Dass Österreich bei einer Kreislaufwirtschaftsquote von nur 9,5 Prozent liegt (laut Circularity Gap Report 2024), hält Zehetner für „alarmierend“ – und sieht besonders im Bauwesen einen Hebel mit enormem Potenzial. „Recycelte Baustoffe, modulare Bauweisen oder Sanierungen statt Abriss – all das kann nicht nur Ressourcen schonen, sondern ist oft auch wirtschaftlich sinnvoll.“ Gerade im Bausektor werden große Mengen an Rohstoffen verbraucht, die teils noch immer kaum wiederverwertet werden.

Ein weiterer Punkt ist für sie längst überfällig: das Ende des Verbots der geologischen CO₂-Speicherung. „Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU) werden entscheidende Bausteine sein, um klimaschädliches CO₂ aktiv aus dem Kreislauf zu holen“, sagt Zehetner. Insbesondere in Branchen wie der Zementherstellung oder bei Müllverbrennungsanlagen, wo Emissionen nur begrenzt vermeidbar sind, müssten solche Technologien zum Einsatz kommen. „Es geht darum, dass nicht nur weniger CO₂ entsteht, sondern dass wir es gar nicht erst in die Atmosphäre gelangen lassen.“

Gas und Atom als „grüne“ Übergangslösung?

Die EU-Taxonomie stuft Gas und Atomkraft als förderfähige Übergangstechnologien ein. Eine ökologische Fehlentscheidung? Zehetner widerspricht einer rein ideologischen Sicht: „Kurzfristig komplett ohne Gas und Atomkraft auszukommen, ignoriert physikalische und wirtschaftliche Fakten.“ Sie warnt vor Blackouts, instabilen Netzen und Produktionsstopps, sollte die Energieversorgung allein durch erneuerbare Quellen gestemmt werden, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht flächendeckend verfügbar sind.

„Wir müssen so schnell wie möglich erneuerbare Energien, Speichertechnologien und Wasserstoff ausbauen“, betont sie. Doch bis dies gelinge, bleibt Gas und Atom für viele Industriezweige unverzichtbar. „Wer das nicht akzeptiert, gefährdet am Ende sowohl die Wirtschaft als auch den Klimaschutz“, fasst Zehetner zusammen. Gerade die energieintensive Grundstoffindustrie sei auf eine stabile und bezahlbare Energieversorgung angewiesen.

Was Tempo in die Nachhaltigkeitswende bringt

Die Frage, welche gesetzliche Änderung oder Subvention die Nachhaltigkeitswende sofort beschleunigen könnte, beantwortet Zehetner mit einem konkreten Problem: den hohen Energiekosten. „Wir sehen, dass Gaspreise wieder steigen und unsere Unternehmen im globalen Vergleich in eine Kostenspirale geraten“, erklärt sie. In den USA beispielsweise ist Gas laut Zehetner nur rund ein Fünftel so teuer wie in Österreich – ein gravierender Wettbewerbsnachteil. Damit Europa hier nicht den Anschluss verliert, seien mehrere Schritte entscheidend: „Schnellere Genehmigungen für nationale Energieprojekte, stabile Stromimporte, Diversifizierung der Gasversorgung, eine rasche Umsetzung der Wasserstoffstrategie und flexible Netztarife“, zählt sie auf. Gleichzeitig müssten Freihandel und Export intensiviert werden, etwa indem man GreenTech-Ausfuhren forciert und durch Freihandelsabkommen für Rohstoffsicherheit sorgt. „Vor allem aber muss unnötige Bürokratie abgebaut werden – von Überregulierungen bis zu nationalen Sonderzielen.“

Klare Anreize statt Überregulierung

Elisabeth Zehetner will mit „oecolution“ nicht nur einen neuen Begriff, sondern vor allem frische Denkanstöße in der Wirtschaft verankern. Ihr Credo: Nur wenn Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Machbarkeit Hand in Hand gehen, lassen sich die anstehenden Herausforderungen meistern. „Es braucht Technologieoffenheit, klare Anreize statt Überregulierung und Kooperation über Abteilungs- und Branchengrenzen hinweg“, fasst sie zusammen. Zwischen ambitionierten Klimazielen, realen Markterfordernissen und rasant steigenden Energiepreisen bahnt sich eine Gratwanderung an – und eben diese Balance will Zehetner mitgestalten. „So schaffen wir eine echte ‚Evolution‘ in Richtung nachhaltige Wirtschaft“, sagt sie abschließend. Und betont: „Dafür sollten wir Mut, Pragmatismus und Innovationsgeist gleichermaßen in den Fokus rücken.“

Zur Person

Mag. Elisabeth Zehetner setzt sich seit mehr als 20 Jahren für innovative Initiativen, junge Unternehmer:innen, Gründer:innen und Frauen in der Wirtschaft ein. Derzeit ist sie Geschäftsführerin von oecolution austria, der ersten Organisation in Österreich, die zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand die besten Voraussetzungen für wirksamen Klimaschutz sind. 2024 erschien im ecowing-Verlag ihr erstes Buch „Im Namen des Klimas“. Seit 1. April 2025 ist Elisabeth Zehetner Staatssekretärin für Energie, Startups und Tourismus im Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus.

Foto: oecolution/Christandl

Die Country Managerin für Österreich bei Emirates über ein verbessertes Reiseerlebnis, Innovationen an Bord und Investitionen in Nachhaltigkeit.

 

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie derzeit für Emirates in Österreich?
Ein Highlight für Emirates in Österreich war der Start unserer modernisierten Boeing 777 mit Premium Economy. Mit dem neuen Kabinenprodukt und dem dazugehörenden Service haben wir die Chance, österreichischen Reisenden ein verbessertes Reiseerlebnis und den Zugang zu einer neuen Generation an Produkten zu ermöglichen.

Damit sind wir aktuell auch die einzige Fluglinie, die den Flughafen Wien mit eine Vier Klassen-Konfiguration bedient und Reisenden auf Flügen von und nach Wien somit eine vielfältige Produktauswahl bietet. Wir freuen uns sehr über das große Interesse an der neuen Premium Economy. Wir sind in einem Umfeld, wo die Nachfrage nach einer qualitativ hochwertigen Anreise nach wie vor sehr hoch ist. Die Passagiere erwarten vom ersten Kontaktpunkt an tollen Service, und diesen können wir mit unserem lokalen Team und den Kolleginnen und Kollegen weltweit bieten.

Wie wollen Sie die verschiedenen Vertriebskanäle in Österreich weiter stärken und dabei den Anforderungen unterschiedlicher Kundensegmente gerecht werden?
Nach wie vor sind unsere Partner in den Reisebüros der wichtigste Vertriebskanal. Viele unserer Passagiere schätzen den guten Service im Reisebüro und möchten gerne auch in der Planung schon qualitativ hochwertig betreut werden. Wir haben zudem ein großes Team, das ausschließlich für die Zusammenarbeit mit den Reisebüro-Partnern zuständig ist, hier haben wir in den letzten zwei Jahrzehnten viel aufgebaut. Selbstverständlich können Kundinnen und Kunden in Österreich auch jederzeit bequem auf die Emirates-Website und -App zugreifen, um eine Reihe von Funktionen zu nutzen, darunter die Suche nach Flügen, die Erkundung unseres globalen Netzwerks, die Verwaltung ihrer Reisen und vieles mehr.

 

„Die Passagiere erwarten vom ersten Kontaktpunkt an tollen Service, und den können wir weltweit bieten.“

 

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Luftfahrt. Welche Maßnahmen setzt Emirates, um umweltfreundlicher zu werden und wie kommunizieren Sie dies Ihren Kunden?
Wir arbeiten bei Emirates intensiv daran, unseren Flugverkehr laufend in Richtung Nachhaltigkeit zu verbessern. Dazu investieren wir 200 Millionen US-Dollar in Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Zudem engagieren wir uns mit verschiedenen Partnerschaften, wie etwa dem Projekt Aviation Impact Accelerator der Universität Cambridge, oder auch durch unseren Beitritt zur deutschen Initiative für erneuerbare Energien in der Luftfahrt, aireg, im vergangenen Jahr.

Der Wettbewerb in der Luftfahrtbranche ist intensiv. Wie differenziert sich Emirates in Österreich von anderen Anbietern?
Bei Emirates legen wir großen Wert auf das Reiseerlebnis unserer Passagiere. Unsere Gäste sollen sich vom ersten Moment an wie im Urlaub fühlen – das beginnt bereits mit dem Check-in am Flughafen. Für unsere Reisenden der Business- und First Class sogar schon davor, denn unser Chauffeur-Service holt Passagiere dieser Kabinenklassen in einem Umkreis von 50 km vom Flughafen Wien ab und bringt sie bequem zum Flughafen.

Wir investieren kontinuierlich in unseren Bordservice, damit unsere Passagiere die Zeit über den Wolken genießen können und entspannt an ihrer Destination ankommen. Dazu bieten wir unseren Reisenden je nach Kabinenklasse eine umfangreiche kostenlose Getränkeauswahl, monatlich wechselnde Menüs, nachhaltige Amenity Kits und Decken oder auch über 6.500 Unterhaltungskanäle mit unserem preisgekrönten Inflight-Entertainment-System ice.

Zudem freuen wir uns sehr, die erste Fluglinie am Flughafen Wien zu sein, die ihren Passagieren vier Kabinenklassen in einer Maschine bietet. Als größte internationale Fluggesellschaft der Welt bieten wir Reisenden über unser Drehkreuz in Dubai eine hervorragende Anbindung an über 140 Ziele auf sechs Kontinenten. Ganz zu schweigen davon, dass Dubai ein idealer Zwischenstopp für Passagiere ist, die zu beliebten Zielen im Indischen Ozean und in Asien weiterreisen. 

 

„Die Führungsposition in der Luftfahrtbranche hat mich gelehrt, selbstbewusst an Herausforderungen heranzugehen und mich nicht von Stereotypen beeinflussen zu lassen.“  

 

Welche Bedeutung haben Innovationen wie biometrisches Boarding oder personalisierte Reiseerlebnisse für Emirates und speziell für österreichische Kunden?
Wir treiben Innovationen gezielt voran, um unseren Passagieren ein noch angenehmeres Reiseerlebnis zu bieten. Im Fokus steht für uns immer, dass sich unsere Reisenden gut abgeholt und betreut fühlen. Am Dubai International Airport arbeiten wir bereits stark mit biometrischer Gesichtserkennung, etwa bei den Selbstbedienungs-Check-ins oder bei dem Boarding, für einen nahtlosen Weg durch den Flughafen, den natürlich auch unsere österreichischen Passagiere erleben können.

Zudem bieten wir unseren Reisenden die Möglichkeit, vorab Menüpräferenzen bekannt zu geben oder auch ihre Playlist für das Inflight-Entertainment-System ice zusammenzustellen, die dann an Bord automatisch synchronisiert wird. Auch beim personalisierten Reiseerlebnis steht bei uns im Vordergrund, die Reise für unsere Passagiere angenehmer zu gestalten. 

Sie haben über 17 Jahre Erfahrung in der Tourismus- und Luftfahrtbranche. Welche Lektionen aus Ihrer Karriere helfen Ihnen in der täglichen Arbeit am meisten?
Mein Interesse an der Luftfahrt war schon sehr früh da, umso mehr freue ich mich heute, auf eine so lange und erfolgreiche Karriere in der Branche zurückblicken zu können. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass für mich eine offene Kommunikation und Teamarbeit das Um und Auf sind. Diese Werte versuche ich kontinuierlich in meinem Team zu fördern, denn eine positive und inklusive Unternehmenskultur ist mir besonders wichtig. Eine Führungsposition in der Luftfahrtbranche beziehen zu dürfen hat mich außerdem gelehrt, selbstbewusst an Herausforderungen heranzugehen und mich nicht von Stereotypen beeinflussen zu lassen.  

Was ist Ihre Vision für Emirates in Österreich in den nächsten Jahren?
Lange war auf diese Frage meine Antwort klar: ein Vier-Klassen-Produkt mit First, Business, Premium Economy und Economy Class am österreichischen Markt anbieten zu dürfen. Jetzt, wo wir dieses Ziel erreicht haben, freue ich mich darauf, dieses Alleinstellungsmerkmal so vielen Passagieren wie möglich anzubieten und ihnen eine angenehme Reise zu ermöglichen.

Außerdem wünsche ich mir, dass die Zusammenarbeit mit unseren vielen Partnern, wie dem Flughafen Wien, den Reiseveranstaltern und Reisebüros, so gut bleibt und wir weiterhin so eine starke Loyalität unter den Mitarbeitenden haben. Sie sind nämlich die, die den Unterschied bei den Kunden und Kundinnen machen.

Foto: Emirates

Für Elisabeth Feichtinger ist es verständlich, dass viele Menschen das Gefühl haben, ihre Stimme werde von der Politik nicht gehört. Gerade deshalb sei es wichtig, sich politisch zu engagieren und zur Wahl zu gehen. 

 

„Jede Stimme zählt und jede Stimme kann etwas verändern und die Richtung der Politik mitbestimmen. Wir als SPÖ setzen uns mit Herz und Hirn dafür ein, den politischen Prozess transparenter und zugänglicher zu gestalten. Wir wollen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern intensivieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Wir arbeiten daran, verloren gegangenes Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen, indem wir zeigen, dass genau diese Politik konkrete Verbesserungen für das tägliche Leben bringen kann“, so Elisabeth Feichtinger.

Wie das gelingen soll? Zum Beispiel mit einer Millionärssteuer. „Das österreichische Steuersystem ist sehr ungerecht. Arbeit wird extrem hoch besteuert, Vermögen kaum. Wir als SPÖ setzen auf ein Millionärssteuermodell, bei dem Eigenheime bis 1,5 Millionen Euro ausgenommen sind. Damit leisten zwei Prozent der Superreichen einen fairen Beitrag zum Gemeinwohl, 98 Prozent profitieren von Steuersenkungen auf Arbeit und Investitionen ins Gesundheitssystem.“

Mit der Einführung der Millionärssteuer würde sich das österreichische Steuersystem dem internationalen Standard anpassen: Während Österreich im OECD-Vergleich zu den fünf Ländern mit den niedrigsten vermögensbezogenen Steuern zählt, ist die Abgabenbelastung der Arbeit die vierthöchste aller OECD-Länder. Die Folgen: Ein Prozent der Bevölkerung besitzt 50 Prozent des Vermögens. 80 Prozent der öffentlichen Finanzen werden durch Steuern auf Arbeit und Konsum finanziert. „Gleichzeitig wird es in Österreich immer schwieriger, etwas aufzubauen. Die Millionärssteuer bringt uns bis zu sechs Milliarden Euro. Das wären 100 Millionen Euro pro Woche. Geld, das wir dringend für die Senkung der Steuern auf Arbeit, für unser Gesundheitssystem, für Kinderbetreuung und Pflege brauchen.“

Senkung der Inflationsrate

Als wichtigste Sofortmaßnahmen sieht Feichtinger derzeit eine Deckelung der Mieten und eine Senkung der Lebensmittelpreise, damit sich die Menschen das Leben wieder leisten können. „Wenn gleichzeitig die Inflationsrate gesenkt wird, profitiert davon auch unsere Wirtschaft. Weniger Steuern auf Arbeit und ein fairer Beitrag der Millionäre runden das Paket ab. Wer für sein Geld arbeitet, trägt viel mehr zum Sozialsystem bei als jene, die ihr Geld arbeiten lassen. Fast 85 Prozent des gesamten Steueraufkommens stammen aus Arbeit und Konsum. Auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen stützt unsere Wirtschaft. Dazu braucht es einen flächendeckenden Ausbau von ganztägigen, kostenlosen Kinderbildungseinrichtungen mit einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr. Darüber hinaus braucht Österreich mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung in Schlüsselindustrien wie erneuerbare Energien, digitale Technologien und Biotechnologie, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Dafür ist der Transformationsfonds vorgesehen, der gezielt in die Wirtschaft investiert.“

Foto: MecGreenie

Als Kärntner Wahlkreispolitikerin ist es seit Jahren ihr Anspruch, direkt bei den Menschen vor Ort zu sein.

 

„Ich bin überzeugt davon, dass der persönliche Kontakt mit den Bürgern die beste Möglichkeit ist, um Anliegen wahr zu nehmen und Lösungen zu finden. Politik darf sich nicht mit sich selbst beschäftigen. Man muss offen auf die Leute zugehen, deren Sorgen ernst nehmen um diese in den politischen Diskurs aufzunehmen. Es ist mir wichtig, Themen, die die Menschen beschäftigen offen zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen“, sagt Elisabeth Scheucher-Pichler.

Sie sieht die politische Stabilität in Österreich nicht gefährdet. „Wir leben nach wie vor in einem Rechtsstaat mit einer starken Verfassung und einem funktionierenden politischen System. Was sich in den letzten Jahren jedoch geändert hat, ist der Ton, wie miteinander gesprochen wird. Hier muss sich jeder, der in der Politik arbeitet, angesprochen fühlen. Es ist notwendig in der Sache hart zu diskutieren. Man verliert jedoch Vertrauen durch untergriffiges, unseriöses Verhalten im Miteinander“, so die Nationalrätin, für die sich Gesellschaft und Politik immer in einer Symbiose befinden, eines bedinge das andere. 

Die aktuellen Herausforderungen seien sowohl für die Gesellschaft insgesamt als auch für die Politik sehr fordernd. Es brauche hier Transparenz, soziale Kompetenz und auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Arbeit ohne bürokratische Hürden

Wichtig ist Scheucher-Pichler, dass die Wirtschaft weiterhin gut arbeiten kann und Wohlstand generiert. Dieser Wohlstand müsse auch bei den Leuten ankommen. „Mit der ökosozialen Steuerreform konnten wir hier einen enorm wichtigen Schritt setzen. Meine Meinung ist – Leistung muss sich lohnen. Es müssen Anreize geschaffen werden, mehr Leute in Vollzeitbeschäftigung zu bringen, zudem darf es keine bürokratischen Hürden geben. Besonders wichtig ist mir die ältere Generation mit ihrem Erfahrungsschatz und ihrer Leistungsbereitschaft. Deswegen muss sich das Arbeiten auch nach dem Pensionsantritt auszahlen“, sagt die Politikerin.

Klimaschutz betrifft uns alle

Um Klimaschutz-Maßnahmen auf Kurs zu bringen, sei es wichtig, mit Anreizen und technologischem Fortschritt zu arbeiten. „Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Gesellschaft, die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt seinen Weg in Richtung einer CO2 neutralen Zukunft gehen kann. Jeder von uns ist hier gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Dafür braucht es Aufklärung, Diskurs und realistische Ziele.“ 

Foto: Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS

Elisabeth Stadler ist knapp 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig, seit 2016 leitet sie mit der Vienna Insurance Group die größte Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa.

 

Mit Ende Juni 2023 hat sie ihre aktive Berufslaufbahn beendet.  

Frau Stadler, sie haben jetzt über sieben Jahre die Vienna Insurance Group geleitet, würden Sie sagen es waren „glorreiche sieben Jahre“ für das Unternehmen und Sie? 

Persönlich war die Funktion als Vorstandsvorsitzende der führenden Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa ganz klar der Höhepunkt meiner langen Versicherungslaufbahn. Mein Ziel war es immer dafür Sorge zu tragen, dass wir dem uns gesetzten Anspruch gerecht werden, als stabiler und verlässlicher Partner gegenüber unseren Stakeholdern wahrgenommen zu werden. Ich denke das ist meinem Team und mir gut gelungen und das konnten wir mit der Entwicklung der wichtigsten Kennzahlen wie Prämie, Gewinn und Kapitalstärke der Gruppe verdeutlichen. Die Prämien und der Gewinn vor Steuern konnten in den letzten sieben Jahren jeweils um 38 % gesteigert werden, die Solvabilitätsquote der Gruppe liegt jetzt um fast 44 % über dem Wert von 2016.

Sie sind knapp 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig gewesen und betonen in Interviews, dass sie keinen Tag davon bereut haben. Was fasziniert sie an dieser Branche so?

Menschen gegen tägliche Risiken des Lebens finanziell abzusichern, sehe ich als wundervolle Aufgabe. Damit leisten Versicherungen auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag. Es war auch immer mein Engagement, in diese Richtung positiv zu wirken. Mathematik ist für mich eine persönliche Leidenschaft und war viele Jahre essentiell in meinem Beruf als studierte Versicherungsmathematikerin. Diese Leidenschaft mit dem Beruf verbinden zu können hat mich immer stark motiviert.  

Die Versicherungsbranche hat sich auch gerade in diesen schwierigen Zeiten als sehr stabil gezeigt. Sind Versicherungen tatsächlich der Fels in der Brandung? 

Natürlich wirken sich die geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auch auf die Versicherungsbranche aus. Was sich aber während meiner langen Laufbahn gezeigt hat ist, dass sich die konservative und risikobewusste Vorgangsweise der Versicherungsbranche gerade in schwierigen Phasen positiv bemerkbar und bezahlt macht. Versicherungen zeigen hohe Resilienz und gerade in so herausfordernden Zeiten legen die Menschen besonderen Wert auf Sicherheit und Absicherung. 

Was waren die größten Veränderungen in der Branche der letzten Jahre? 

Das war zum einen sicher die digitale Transformation, die sich auf alle Bereiche unseres Geschäftsmodells auswirkt und andererseits die Auswirkungen der viele Jahre anhaltenden Niedrigzinsphase, die wir gut meistern konnten. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren besonders in den Fokus gerückt. Kunden, Geschäftspartner und Aktionäre verfolgen mittlerweile sehr genau, ob sich ihre Versicherung hier entsprechend zukunftsorientiert engagiert. 

Worin sehen sie die größten Herausforderungen der Versicherungsbranche in den nächsten Jahren?

Da steht für mich das Thema Nachhaltigkeit an vorderster Stelle. Ich denke der Klimawandel und seine Auswirkungen werden Treiber der globalen Risiken der nächsten Jahre sein. Wir wollen als VIG-Gruppe betreffend „ESG“ nicht nur im Umweltbereich Maßnahmen legen, sondern auch ganz bewusst Schwerpunkte im sozialen Bereich setzen und hier zum Beispiel bezahlbares Wohnen fördern. Wohnen ist ein absolutes Grundbedürfnis und wir alle sollten einen Beitrag dazu leisten, dass bezahlbares Wohnen nicht zur sozialen Frage unseres Jahrhunderts wird.

Fordern auch die Kunden von Ihnen grüne Produkte oder ist das noch kein Thema im Versicherungsvertrieb?

Wir registrieren eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten im Veranlagungsbereich. Im Versicherungsbereich wird der Fokus auf fondsgebundene Lebensversicherungen gelegt, die einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft bieten. In Österreich bemerken wir, dass bei unseren Gesellschaften nahezu jeder zweite Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung bereits auf Grund nachhaltiger Veranlagungskriterien erfolgt. Unsere österreichischen Gesellschaften bieten hier entsprechend erfolgreich Produkte an, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind.

Sie waren die erste Frau an der Spitze eines ATX-Unternehmens und gelten nicht nur in ihrer Branche, sondern allgemein als Vorbild für Frauenkarriere. Wie sehen sie ihre Rolle?

Wenn ich ein Bild vermitteln möchte, dann ist es das einer selbstbewussten Frau, die in ihrem Metier fachliche Kompetenz besitzt und deshalb anerkannt und geschätzt wird. Ich habe immer betont, dass keine Frau in eine Führungsposition kommen möchte, nur weil sie eine Frau ist.   

Was muss aus Ihrer Sicht eine Frau tun, um eine Topposition zu erreichen? Haben Sie einen Karrieretipp?

Karriere muss schon mit viel Ehrgeiz und Engagement über Jahre hinweg erarbeitet werden. Das ist ein lang andauernder Prozess und ergibt sich nicht von heute auf morgen. Für mich sind Kompetenz, sowohl fachlich als auch sozial, Leadership und strukturiertes Denkvermögen jene Eigenschaften, die für eine Führungsposition zählen. Diese Eigenschaften gelten für Männer genauso wie für Frauen. Ich stelle fest, dass sich Frauen oft selbst im Weg stehen, weil sie nicht genug Selbstvertrauen haben, was manche davon abhält, Karriere zu machen. Deshalb würde ich jungen Frauen raten, Mut zu haben und selbstbewusst zu sein. Frauen sollten öfter „Ja“ sagen und die Courage haben, etwas auszuprobieren.

Sie beenden mit Mitte des Jahres 2023 ihre Funktion als CEO der Vienna Insurance Group, aber sie werden sich nicht völlig aus dem Wirtschaftsleben zurückziehen, oder?

Ich beende meine operative Laufbahn in der Versicherungsbranche, behalte aber einige Aufsichtsratsmandate in der Gruppe und ich habe den Vorsitz des Aufsichtsrates der Post übernommen und übe auch weiterhin meine Aufsichtsratsmandate in der OMV und der Voest aus. Ich bin Vizepräsidentin des Österreichischen Roten Kreuzes und habe auch Funktionen im Kulturbereich. Alles sehr spannende und wichtige Aufgaben, die dafür sorgen werden, dass ich keineswegs untätig sein werde. Aber natürlich möchte ich nach 40jähriger Tätigkeit in der Versicherungsbranche auch ein wenig mehr Zeit für mich persönlich haben. 

Foto: Philipp Lipiarski

Elisabeth Stadler ist Generaldirektorin der Vienna Insurance Group. Wir haben mit ihr über die Auswirkungen des Ukrainekrieges und die Perspektiven für die Zukunft in diesen Zeiten gesprochen. 

 

Uns alle prägt derzeit ein Krieg mitten in Europa. Die VIG-Gruppe ist in der Ukraine tätig, inwieweit sind sie davon direkt betroffen?

Dass heute Menschen auch in unserer Gruppe einer Kriegsgefahr ausgesetzt sind und um Leib und Leben fürchten müssen, schmerzt uns sehr. Wir sind in der Ukraine seit 2004 vertreten und haben drei Gesellschaften, die rund 100 Mio. Euro Prämienvolumen erwirtschaften. Im Verhältnis zum Gesamtprämienvolumen von 11 Milliarden Euro ist der Anteil gering.

Auch wenn wir im Rahmen unserer Strategie die Ukraine als Markt mit überproportionalem Marktwachstum definiert haben, steht nicht der wirtschaftliche, sondern der menschliche Aspekt und die Lage für unsere rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vordergrund. Wir haben unmittelbar nach Kriegsausbruch innerhalb der Gruppe mit koordinierten Hilfs- und Unterstützungsaktionen, vor allem in den Nachbarstaaten zur Ukraine begonnen.

Unsere Gesellschaften haben Wohnungen für die Mitarbeiter und deren Familienangehörige organisiert und ausgestattet. Mehr als 500 Personen konnten wir so in Wohnen unterbringen, auch in Österreich. Parallel unterstützen unsere Gesellschafen auch lokale und internationale Hilfsorganisationen. Die Solidarität innerhalb unserer Gruppe ist einfach großartig.

Der Geschäftsbetrieb wird unter diesen Umständen eingestellt sein. Wann rechnen Sie wieder mit der Aufnahme des Versicherungsgeschäfts in der Ukraine? 

So unglaublich das klingt, wir haben bereits wieder Geschäftsbetrieb - so gut es halt geht - und zwar in jenen Teilen, die nicht unmittelbar von den Kriegskämpfen betroffen sind. Zu Kriegsbeginn wurden klarerweise alle Tätigkeiten eingestellt, aber unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert und wollen jetzt wieder soweit wie möglich den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.

Selbst Mitarbeitende, die teils mit ihren Familienangehörigen geflüchtet sind, arbeiten von auswärts mit ihren Laptops und wollen für das Unternehmen und die Kundinnen und Kunden da sein. Wir haben bereits einige, die wieder zurück nach Hause gegangen sind. Ich habe großen Respekt vor unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen.

Wir haben gehört, dass die VIG auch einen eigenen Hilfsfond für die ukrainischen Gesellschaften eingerichtet hat. Was passiert damit?

Wir haben den „VIG Family Fund“ mit 5 Millionen Euro Basisdotierung initiiert. Unsere Gesellschaften und auch die Mitarbeiter zahlen laufend in diesen Fond ein. Mit dem Geld wollen wir betroffene Familien unserer ukrainischen Gesellschaften direkt für den Wiederaufbau zerstörter Wohnungen und Häuser sowie für kriegsbedingte persönliche Härtefälle unterstützen.  

Was erwarten sie angesichts der direkten und indirekten Auswirkungen des Krieges, der sich auch in steigenden Preisen und höherer Inflation bemerkbar macht für das Geschäftsjahr 2022?

Wir müssen in unsere Überlegungen auch die indirekten Auswirkungen, wie die Volatilitäten auf den Kapitalmärkten und die Sanktionen gegen Russland miteinbeziehen. Und wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass wir uns weiterhin inmitten einer Pandemie befinden, auch wenn wir deren Auswirkungen bisher gut meistern konnten. Insgesamt erwarten wir auf Grund unserer Kapitalstärke, der breiten Diversität und unseren seit Jahren konsequent gesetzten Optimierungsmaßnahmen eine weiterhin positive operative Performance für 2022.

Wo liegen die Schwerpunkte der Gruppe für die nächsten Jahre?

Wir haben mit „VIG 25“ ein laufendes Strategieprogramm bis 2025, wo wir Aktivitäten planen, die uns zukunftsfit halten und zur Stärkung unserer finanziellen Stabilität und Profitabilität beitragen. Daraus haben wir drei Gruppenziele definiert. Den Ausbau unserer führenden Marktposition in CEE, die Schaffung von nachhaltigem Wert durch Erreichung spezifischer Kennzahlen und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. 

Die VIG-Gruppe ist bereits Marktführer in der Region CEE, wo können und wollen Sie da noch wachsen?

Wir haben unseren Kernmarkt mit 20 Ländern in der CEE-Region definiert in denen wir vertreten sind und wollen dort bis Ende 2025 in allen Märkten zumindest unter den Top 3 sein. Derzeit sind wir das bereits in rund 60 % unserer Märkte.

Vor kurzem haben wir nach dem Erwerb von Gesellschaften der niederländischen Aegon Gruppe die Marktführerschaft in Ungarn übernommen. Generell sehen wir aber noch enormes Wachstumspotential in diesen Märkten. Die Menschen in dieser Region investieren im Schnitt ein Zehntel jenes Betrages für Versicherungen, den hierzulande Österreicherinnen und Österreicher investieren. 

Folgen Sie durch die Betonung der Nachhaltigkeit dem allgemeinen Trend?

Nachhaltigkeit ist mit Sicherheit kein vorübergehender Trend, sondern gekommen, um zu bleiben. Nachhaltigkeit spielt bei allen Investitionen in ganz Europa eine wichtige Rolle. Strategische Überlegungen werden vom Thema Nachhaltigkeit deutlich beeinflusst. Investoren und Kunden achten zunehmend genauer darauf, ob Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind oder nicht.

Das gilt natürlich auch für die Versicherungsbranche. Versicherungsgesellschaften sind wichtige Kapitalgeber für die Volkswirtschaften und sorgen dafür, dass die Wirtschaft und damit auch die Gesellschaft floriert. Sie leisten daher einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltig zukunftsorientierten und modernen Gesellschaft. 

Foto: Philipp Lipiarski

 

 

 

Warum der klassische 9-to-5-Job heute nicht mehr der Realität vieler Wienerinnen entspricht, weiß Elisabeth Hakel.

 

„Der klassische 9-to-5-Job entspricht heute nicht mehr der Realität vieler Wienerinnen. Viele sind selbstständig, arbeiten im Schichtbetrieb, arbeiten in der Nachtschicht oder haben Spätdienste bzw. 10- bis 12 Stunden Tage. Wenn die Kinderbetreuungseinrichtungen hier nicht mitgehen, geht dies zu Lasten der Frauen, der Wirtschaft und vor allem der Kinder“, so die Landesdirektorin des SWV WIEN Elisabeth Hakel am heutigen Weltfrauentag.

Einmal mehr wird es Zeit, dass wir uns an den skandinavischen Ländern ein Vorbild nehmen. Das fängt bei der Bezahlung von Pädagoginnen und Pädagogen an, geht über die Ausstattung von Kindergärten und Schulen – Stichwort Digitalisierung und schließt das wichtige Thema der Betreuungszeiten mit ein. 

100.000 Selbstständige massiv benachteiligt

„Besonders hart trifft es die Selbstständigen. In Wien gibt es rund 100.000 Frauen, die selbstständig erwerbstätig sind. Das ist rund die Hälfte aller Selbstständigen in dieser Stadt. Trotzdem ist eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie für selbstständige Frauen oft ein unlösbares Problem bzw. ein ständiges Balancieren zwischen dem Kampf um den nächsten Kundenauftrag und der nicht ausreichend vorhandenen Kinderbetreuung. Die Betreuungszeiten müssen den Arbeitszeiten angepasst werden“, fordert Hakel. 
Nicht vergessen ist die Sabotage der Kurz-ÖVP im Jahr 2016, die damit zusätzliche 1,2 Milliarden Euro für eine bessere Kinderbetreuung verhindert hat.

Kinderbetreuung kein reines Frauenthema

In Österreich sind mit 49% fast die Hälfte aller Frauen in Teilzeit. Daraus resultieren für Frauen Gehaltseinbußen und geringere Pensionen. Ein wichtiger Schritt in Richtung "Female Empowerment", also der Selbstermächtigung und Stärkung der Chancengleichheit von Frauen, ist der Ausbau der Kinderbetreuung und ein Rechtsanspruch bis zum Ende der Schulpflicht. 

Trotzdem stellt Hakel fest: „Kinderbetreuung ist kein reines Frauenthema! Auch Männer mit Betreuungspflichten sind auf offene Betreuungseinrichtungen angewiesen.“

Für Wien dürfen die Bundesländer kein Maßstab sein

In Wien leben insgesamt 481.500 Familien, davon 170.500 mit Kindern unter 15 Jahren. Die Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Bezahlbarkeit hochwertiger Betreuungseinrichtungen für Kinder ist daher ein Schlüsselfaktor, um am Erwerbsleben teilnehmen zu können. „Als Interessenvertretung der Unternehmerinnen und Unternehmen fordern wir den Rechtsanspruch auf kostenlose Kinderbetreuung bis zum Ende der Schulpflicht.

Zudem müssen die Betreuungslücken in den Ferien & an Fenstertagen geschlossen werden“, fordert Marcus Arige, Präsident des SWV WIEN.

Foto: Vicky Posch

Die Generaldirektorin der VIG über das Geschäftsjahr 2021, die Wichtigkeit von Digitalisierung und nachhaltige Veranlagung.

 

Die Vienna Insurance Group ist mit ihren Geschäftsergebnissen bereits wieder auf dem Niveau vor Corona. Wie ist es Ihnen gelungen, diese weltweite Ausnahmesituation so gut zu meistern?

Ich sehe hierfür das uns entgegengebrachte Vertrauen, Verständnis und die Loyalität unserer Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner als einen wesentlichen Faktor. Zum anderen sehe ich auch unsere hohe Diversität und unser Managementprinzip des lokalen Unternehmertums dafür verantwortlich.

Das gibt allen regionalen Gruppengesellschaften die erforderliche unternehmerische Freiheit, um mit lokal abgestimmten Angeboten und Produkten erfolgreich zu sein. Ich sehe dies als entscheidenden Vorteil, um bei unterschiedlichen Situationen in unseren Märkten rasch mit individuellen Lösungen agieren zu können.

Was sind Ihre Lehren aus dieser Ausnahmesituation, die uns schon 20 Monate begleitet. 

Es hat sich gezeigt, wie wichtig es war und ist, dass wir dem Thema Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert einräumen. Die Forcierung und der Ausbau an digitalen Angeboten und Serviceleistungen ist seit vielen Jahren einer der strategischen Schwerpunkte und wird es auch künftig bleiben.

Wie sieht es mit den Kundinnen und Kunden aus. Werden andere Produkte oder Leistungen nachgefragt?

Ganz eindeutig ist das Gesundheitsbewusstsein in Verbindung mit medizinischer Versorgung und gesundheitsspezifischen Serviceleistungen gestiegen. 

Gibt es ihrerseits Initiativen auf diesen Trend zur Gesundheitsvorsorge zu reagieren?

Wir haben diesbezüglich auch während der Pandemie unsere Serviceleistungen, vor allem im digitalen Bereich erweitert. Die Wiener Städtische Versicherung hat im Vorjahr die Leistungen ihrer Gesundheits-App „Losleben“ gestärkt. Rechnungen für Behandlungen oder Medikamente können einfach und bequem hochgeladen und online eingereicht werden.

Wir bemerken, dass Kunden auch vermehrt Angebote wünschen, die ihre persönlichen Lebensumstände berücksichtigen und diese auch honorieren. Da bietet zum Beispiel unsere ungarische Gesellschaft Union mit „Fitpuli“ eine digitale Gesundheitsplattform mittels App an. 

Wird sich die verstärkte digitale Servicierung auch auf das Versicherungsgeschäft generell auswirken?

Es entwickelt sich der Trend in Richtung hybrider Kundenbetreuung, einer Mischung aus persönlichem und digitalem Kontakt. Die Kontaktfrequenz mit den Kunden sinkt, weshalb die Bedeutung der Sichtbarkeit bei den Kunden steigt und wir neue Kundenerlebnisse zusätzlich zur Absicherung der Risiken bieten wollen. Dazu erweitern wir zum Beispiel unsere Assistance-Leistungen, die dem Kunden einen Mehrwert zur Hauptaufgabe der Absicherung von Risiken bieten. Wir wollen auch in für uns relevanten Ökosystemen stärker vertreten sein. Hier haben wir die Themen Gesundheit, Auto und Wohnen im Fokus. 

Warum will sich die VIG-Gruppe in Ökosystemen etablieren?

Wir werden einen Wandel vom Wettbewerb der Branchen hin zum Wettbewerb der Ökosysteme erleben. In einem Ökosystem kooperieren Unternehmen unterschiedlicher Art, die alle gemeinsam Produkte und Dienstleistungen gestalten, die sich nach den Kundenbedürfnissen eines Ökosystems orientieren und nicht nach den Angeboten der einzelnen Partner. Es werden sich nicht mehr einzelne Firmen, sondern die Anbieter gemeinsam in den verschiedenen Ökosystemen um die Gunst des Kunden bemühen. Wichtig ist somit, künftig ein Teil dieser Systeme und ein Partner darin zu sein. 

Wie sieht es beim Thema Nachhaltigkeit aus? Daran scheint kein Unternehmen mehr vorbeizukommen.

Für uns als Versicherung ist nachhaltig zu denken und zu wirtschaften gelebter Alltag. Denn wir geben unseren Kunden langfristige Leistungsversprechen, die oft weit in der Zukunft einzulösen sind. Dafür ist eine nachhaltige Stabilität der Gruppe erforderlich, die wir durch vorausschauendes Wirtschaften ermöglichen. Wir benötigen dazu eine intakte soziale und ökologische Umwelt. 

Wo können Sie als Gruppe ihren positiven Beitrag dafür leisten?

Einen besonders großen Hebel sehe ich in der Veranlagung bzw. den Investitionen. Versicherungsgesellschaften sind wichtige Kapitalgeber für die Volkswirtschaften und sorgen dafür, dass die Wirtschaft und damit auch die Gesellschaft floriert. Die Versicherungen sind mit einem Veranlagungsvolumen von 10,5 Billionen Euro der größte institutionelle Investor in Europa. Sie können mit ihren Investmententscheidungen indirekte Sozial- und Umweltauswirkungen unterstützen.

Wo setzt die VIG-Gruppe Maßnahmen bei der nachhaltigen Veranlagung?

Wir forcieren unsere Investitionen in erneuerbare Energien und Green Bonds. 2020 wurden 108 Mio. Euro im Bereich erneuerbarer Energie investiert. 2018 hatten wir rund 70 Mio. Euro an Green Bonds im Bestand, Mitte 2021 liegen wir bereits bei 355 Mio. Euro. Unsere größte Aktivität im heurigen Jahr war die Begebung einer Nachhaltigkeitsanleihe in der Höhe einer halben Milliarde Euro im März 2021. Sie wird für Investments in grüne und soziale Vermögenswerte verwendet. 

Ab 2022 müssen Unternehmen ihre Investitionen nach Nachhaltigkeitskriterien bewerten lassen. Sehen Sie darin ein adäquates Mittel gegen „Greenwashing“, ein Vorwurf der vielen Unternehmen gemacht wird?  

Die für 2022 geplante Taxonomie wird viel Transparenz und eine Vergleichbarkeit unter den Unternehmen bringen und zeigen, wer grün, grüner oder eben nicht nachhaltig investiert. Ich sehe diesen Schritt zur Transparenz sehr positiv. Aber die Taxonomie allein deckt das Thema Nachhaltigkeit für ein Unternehmen noch nicht ab. Da gibt es noch weitere Bereiche, wo wir einen Weg vieler kleinerer und größerer Schritte gehen müssen und werden.   

Foto: Ian Ehm

Politik war für sie immer ein Thema, geschuldet mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Großeltern, die ihr viel Historisches erzählten und das auch mit der Politik in Verbindung brachten.

 

Bald wurde ihr klar, wie wichtig es ist gesellschaftspolitisch mitzugestalten und für die Anliegen der Menschen da zu sein. 

„Politik ist für die Menschen da. Es gibt genügend offene Ansatzpunkte in vielen Bereichen, in denen es um soziale Gerechtigkeit für Menschen jedes Alters geht. Einerseits sind mir die Angelegenheiten des Konsumentenschutzes, des Tierschutzes und der Volksgruppen wichtig. Andererseits alle Frauen-Themen und die Einführung eines Mindestlohnes. Wir müssen das Abrutschen der Frauen in die Altersarmut verhindern. Es geht dabei um soziale Gerechtigkeit und das jeder Mensch, egal welchen Alters, von seinem Einkommen leben kann“, sagt die im Krankenhaus Oberpullendorf tätige Radiologie-Technologin.

Nachhaltige Arbeit für die Bevölkerung

„Eine Politikerin ist dann gut, wenn sie für die Menschen und für ihre Anliegen da ist, ihnen zuhört und sich für sie einsetzt. Es ist wichtig sich von schwierigen Entscheidungen und von Kritik nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen zu lassen. Als Politikerin muss man bei den Leuten sein. Der Beruf der Politikerin ist eine nachhaltige Arbeit zum Wohle der Bevölkerung“, so Elisabeth Trummer.

Das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückzugewinnen, heiße gegebene Versprechen umzusetzen. Versprechen dürften nicht nur vor einer Wahl und mit der Hoffnung auf Stimmen gegeben werden. Die politischen Handlungen müssten für die Gesellschaft Verbesserungen bringen und diese müssten sichtbar und vor allem spürbar sein. Denn in der Politik komme es nicht darauf an, was man verspreche, sondern was man umsetze.

Politik ohne bitteren Beigeschmack

„Als Frau in der Politik hat man oft den Eindruck anders wahrgenommen zu werden als die männlichen Kollegen“, merkt Elisabeth Trummer an. „Ich wünsche mir so be(tr)achtet zu werden, wie man es bei einem Politiker tut – einfach auf sachlicher Ebene und auf Augenhöhe. Das alleine würde genügen, um uns Frauen den Weg in die Politik – ohne Beigeschmack – zu erleichtern. Wir Politikerinnen haben möglicherweise einen anderen Zugang und eine andere Sichtweise zu gewissen Themen. Aber genau deshalb wollen wir, dass unsere Anliegen genauso ernst genommen werden und genauso rasch Gehör finden, wie bei jedem anderen Politiker. Denn unsere Ziele sind doch die gleichen. Für die Menschen da zu sein. Stärker denn je.“

Foto: Tatjana Pfneiszl - SPÖ Landtagsklub

Die Generaldirektorin der VIG im ABW-Talk über den Sinn von Diversität, hybride Kundenbetreuung und die Expansion in den Osten.

 

Wie ist die Vienna Insurance Group bisher durch diese Pandemie gekommen?

Es ist uns gelungen, mit sehr soliden Ergebnissen durch diese weltweite Ausnahmesituation zu steuern und wir knüpfen mit den bisherigen Zahlen des heurigen Jahres bereits wieder an das Niveau 2019 an und 2019 hatten wir ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr. 

War die VIG-Gruppe von den Lockdowns und Restriktionen so wenig betroffen? 

Natürlich hat die Pandemie unseren Geschäftsverlauf beeinträchtigt. Vor allem während der ersten Lockdowns hatten wir in allen unseren Ländern starke Rückgänge im Neugeschäft. Die Entwicklung ist in den darauffolgenden Lockerungsphasen wieder auf Normalniveau zurückgekehrt. Bei Schadensleistungen haben uns die Auswirkungen von Corona vor allem im Veranstaltungssegment und bei der Deckung von Großevents weniger getroffen als Mitbewerber, da die VIG-Gruppe in diesen Bereichen weniger Risiken gezeichnet hat. 

Nicht alle großen Versicherungsgruppen haben diese Krise so gut bewältigt. Worin sehen Sie die Gründe der starken Resilienz der VIG?

Wir verdanken sie in erster Linie unseren Mitarbeitern, Kunden und Partnern, die allesamt enormen Einsatz, Verständnis und vor allem Vertrauen in die Gesellschaften unserer Gruppe gezeigt haben. Wir konnten alle geplanten Projekte auch in Pandemiezeiten weiterführen und umsetzen. Wir erleben hohe Kundenloyalität und große Unterstützung unserer Partner. Das sehe ich in dieser herausfordernden Zeit keineswegs als Selbstverständlichkeiten. Es hat sich gezeigt, dass Versicherungen, bei denen es um Schutz und Sicherheit geht, gerade in Krisenzeiten sehr wichtig sind. 

Sie betonen stets die hohe Diversität der Vienna Insurance Group. Hat sie in dieser Situation eine Rolle gespielt? 

Zweifellos, denn die breite Streuung auf eine Vielzahl von Märkten und Marken ermöglicht es uns, auch in Krisensituationen stabil zu bleiben. Je vielfältiger ich aufgestellt bin, desto leichter sind Turbulenzen in einzelnen Märkten oder bei einzelnen Gesellschaften durch das Gesamtergebnis auszugleichen. Das haben wir jetzt auch während der Pandemie bemerkt und davon profitiert.

Sie haben erwähnt, dass den Kunden jetzt Schutz und Sicherheit wichtig sind. Werden bestimmte Produkte stärker nachgefragt?

Wir verzeichnen in vielen unserer Märkte aber speziell in Österreich eine verstärkte Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen. Corona hat zu einem erhöhten Gesundheitsbewusstsein geführt und wir haben drauf mit einer Erweiterung von digitalen Serviceleistungen in diesem Bereich reagiert. Es hat sich gerade in dieser Ausnahmesituation gezeigt, wie wichtig es war und ist, dass wir dem Thema Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert einräumen. 

Sie werden sich diesem Thema weiter widmen?

Die Erfahrungen in der Pandemie zeigen uns, dass die Versicherungsbetreuung zukünftig verstärkt hybrid und eine Mischung aus persönlichem und digitalem Kontakt sein wird. Die Kontaktfrequenz mit den Kunden sinkt, weshalb die Bedeutung der Sichtbarkeit bei den Kunden steigt und wir neue Kundenerlebnisse zusätzlich zur Absicherung der Risiken bieten wollen. Wir setzen schon seit Jahren auf den Ausbau von Assistance-Leistungen in unseren Märkten, die dem Kunden einen Mehrwert zur Hauptaufgabe der Absicherung von Risiken bieten, der nicht versicherungstypisch ist. Wir denken auch an die Partizipation und Ansprache über neue Plattformen, die Kunden verstärkt nutzen.

Was war in dieser Pandemie für die VIG die größte Herausforderung?

Von einem Tag auf den anderen tausende Mitarbeiter ins Home-Office zu schicken und trotzdem den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Trotz dieser Ausnahmesituation an unserem Strategieprogramm festzuhalten und die bereits vor Corona geplanten Maßnahmen konsequent fortzuführen, was wir auch erfolgreich getan haben. 

Hat Sie auch etwas überrascht?

Dass die digitale Welt so rasch Wirklichkeit wird, hätten wir in dieser Form vorher nicht erwartet. Nahezu alle Mitarbeiter, Kunden und Partner haben diesen Digitalisierungsschritt sehr gut gemeistert und mit ihrer positiven Einstellung zu einer soliden Entwicklung trotz Pandemie beigetragen. 

Was wird von den Veränderungen bleiben, die Covid gebracht hat?

Es ist Tatsache, dass durch Corona online- und digitale Dienste eine neue Dynamik bekommen haben und das Thema Digitalisierung generell einen zusätzlichen Schwung erhält. Und natürlich ist das Home-Office gekommen, um zu bleiben. Wir haben bereits ein neues Konzept für mobiles Arbeiten nach Corona erstellt. Es wird möglich sein, bis zu maximal 60 Prozent der Arbeitszeit als mobile Arbeitszeit zu vereinbaren. 

Wo sehen Sie für die VIG-Gruppe Wachstumschancen? 

Nach Corona wird wieder vor Corona gelten: Ein im Schnitt doppelt so hohes Wirtschaftswachstum in CEE im Vergleich zu Westeuropa. Wir gehen davon aus, dass wir sozusagen nach Corona wieder vom fortschreitenden Aufholprozess und großem Wachstumspotential profitieren werden. Unser Kompass zeigt daher weiter klar nach Osten. Wir wollen unsere führende Position in der CEE-Region nicht nur festigen, sondern weiter ausbauen und nachhaltige Werte für Gesellschaft, Kunden und Mitarbeiter schaffen. 

Wo sehen Sie neben der Digitalisierung eine weitere große Herausforderung für die Versicherungsbranche?

Ganz klar beim Thema Nachhaltigkeit, das enorm an Relevanz gewonnen hat. Die Branche hat erkannt, dass Investitionen in ESG-Kriterien in ganz Europa eine wichtige Rolle in strategischen Überlegungen spielen - unabhängig davon, ob aus eigener strategischer Überzeugung oder aufgrund von regulatorischen Anforderungen oder auch wegen Forderungen der Stakeholder. Investoren und Kunden achten zunehmend genauer darauf, ob Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind oder nicht. Unser Geschäft ist darauf ausgerichtet, Werte zu erhalten, in erster Linie finanzielle Werte, die Sicherheit von einer Generation zur nächsten schaffen. Nachhaltig zu handeln und in ESG-Kriterien zu investieren, bedeutet für uns jedoch mehr als nur finanzielle Sicherheit zu schaffen. Unsere Prioritäten berücksichtigen in diesem Fall auch zukünftige soziale und ökologische Trends. Das bedeutet, dass wir aktiv an der Schaffung einer lebenswerten Zukunft mitarbeiten wollen und werden. 

Foto: Philipp Lipiarski

Die Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende der VIG im ABW-Interview zur aktuellen Lage der Versicherungsbranche.

 

Bitte geben Sie uns eine kurze Einschätzung der aktuellen Situation – wie hat sich COVID-19 auf das vorige Geschäftsjahr ausgewirkt, welche Entwicklungen sehen Sie?

Die VIG-Gruppe hat die Ausnahmesituation bisher gut gemeistert. Wir haben ein sehr solides Halbjahresergebnis 2020 erzielt und wir sehen uns operativ derzeit in der Lage, die Auswirkungen von COVID-19 für die Versicherungsgruppe zu managen. Weit schwieriger ist die Einschätzung der mittel- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Volkswirtschaften und damit verbunden die Reaktionen der Kapitalmärkte.

Wir wissen derzeit nicht, wie lange uns die Pandemie noch im Griff haben wird, welche Maßnahmen die unterschiedlichen Regierungen setzen. Wir müssen daher auch noch in den ersten Monaten des neuen Jahres mit weiteren negativen Einflüssen auf unsere Geschäftsentwicklung rechnen. Was sich aber generell gezeigt hat, dass sich unser Geschäftsmodell mit der sehr breiten Diversität über Länder, Marken, Vertriebswege und Produkte auch in schwierigen Phasen erfolgreich bewährt.

Das ermöglicht uns, weiterhin die sich bietenden Chancen optimal zu nutzen und unsere langfristigen Wachstumsambitionen fortsetzen zu können und diese Ambitionen haben wir auch weiterhin, unabhängig von Corona.

Die Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende der VIG, Elisabeth Stadler, im ABW-Interview zur aktuellen Lage der Versicherungsbranche.

 

 Wie gut ist die VIG für diese wirtschaftlich nicht gerade einfache Zeit gerüstet?

Die Covid-19 Pandemie bringt uns eine weltweit wirtschaftliche Ausnahmesituation, die natürlich auch an uns nicht spurlos vorüber geht. Insbesondere sind wir von den Kapitalmarktentwicklungen betroffen. Daher beobachten wir die laufende Entwicklung der Kapitalmärkte sehr genau. Wir sind jedoch zuversichtlich, die Auswirkungen der Corona-Krise so gut wie möglich zu bewältigen. Denn wir haben eine solide Kapitalstärke und ein sehr gutes Jahr 2019 mit Topergebnissen vorzuweisen. Eine starke Bilanz und eine umsichtige Rechnungslegung bilden gerade in Zeiten wie diesen ein belastbares Fundament. Als dritte Stärke sehe ich unser Managementprogramm Agenda 2020 mit Fokus auf Effizienzsteigerung und der Forcierung der digitalen Transformation der Gruppe. Wir haben 2017 mit dem Programm begonnen und führen die gesetzten Maßnahmen auch während der Corona-Krise konsequent weiter.

Welche kurz-, mittel- und langfristigen Pläne gibt es?

Da steht im Fokus die bereits erwähnte Agenda 2020, die in erster Linie dazu dient, unsere Profitabilität und Zukunftsfähigkeit weiter zu steigern. Darin enthalten sind auch Chancen, Wachstumspotentiale zu nutzen, die wir zum Beispiel in der Krankenversicherung, dem Bankversicherungsvertrieb, im Firmenkundengeschäft, im Ausbau des Rückversicherungsgeschäfts und in profitablen Akquisitionen sehen. Wir arbeiten bereits an einem Folgeprogramm bis 2025. Als langfristiges Ziel gilt weiterhin, unsere Marktführerschaft in Österreich und CEE zu erhalten und auszubauen.    

Die Generaldirektorin der Vienna Insurance Group AG im ABW-Interview über die Folgen der Corona-Krise, ihren Arbeitsalltag im Home Office und die Arbeit der Regierung.


Welche Folgen hatte der Lockdown für die VIG? 

Er hat uns eine weltweit wirtschaftliche Ausnahmesituation gebracht, die natürlich auch an uns nicht spurlos vorüber geht. Sozusagen von einem Tag auf den anderen haben wir Tausende Mitarbeiter ins Home Office geschickt, die operativen Versicherungsgesellschaften haben die Kundenbüros geschlossen, kein Berater konnte persönlichen Kundenkontakt aufnehmen.

Aber es hat sehr gut funktioniert, wir waren alle miteinander nicht im physischen, aber digitalen Kontakt und konnten den Geschäftsbetrieb ohne Probleme aufrechterhalten. Wir verzeichneten in den ersten Wochen erwartungsgemäß einen Rückgang im Neugeschäft, andererseits wurden vermehrt Versicherungen online abgeschlossen. Das zeigt, dass sich unsere umfangreichen Digitalisierungsaktivitäten bezahlt machen.   


In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen für die Versicherungsbranche?

Wir sind in einer Situation, die im engeren Sinne keine Finanzkrise darstellt, sondern eine Krise der Realwirtschaft, welche Auswirkungen auf die Finanzwirtschaft und damit auch auf die Versicherungen mit sich bringt. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten wirken sich auf die Kapitalmärkte aus und somit auf unsere Veranlagungen. Wir haben begonnen, unsere Kapitalanlagen so zu kategorisieren, dass wir realwirtschaftliche Auswirkungen auf unser Portfolio in Teilportfolios abschätzen können. Zu Gute kommt uns eine solide Kapitalstärke, eine sehr starke Bilanz 2109 und sehr erfolgreiche Vorjahre. Wir sind daher zuversichtlich, diese Ausnahmesituation so gut wie möglich zu bewältigen. 

Das Interesse, gemeinsam für etwas zu arbeiten, wurde ihr von der Familie schon früh am Bauernhof vorgelebt. Es war selbstverständlich, dass alle mitanpacken.

 

Deshalb war es für Elisabeth Köstinger keine Frage, sich in der Landjugend des Heimatortes zu engagieren, um gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren. Nur dadurch gab es überhaupt Angebote für junge Menschen im Ort. Ihre politische Karriere startete die amtierende Ministerin als Landesobfrau der Landjugend Kärnten und Obfrau der Jungbauernschaft Österreich.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Politik ist der Raum, wo wir uns ausmachen, wie wir miteinander leben wollen. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht direkt oder indirekt von der Politik beeinflusst wird. Hier etwas weiter zu bringen, um die Welt ein klein bisschen besser zu machen, lässt mich jeden Tag aus dem Bett springen. Das Beste ist natürlich, wenn man nach viel Überzeugungsarbeit und Diskussionen Ideen auch umgesetzt hat. Da lohnt sich die Mühe. 

Seit 2013 ist sie Prokuristin und Mitglied der Geschäftsleitung von Miele Österreich, verantwortlich für alle Marketingagenden mit den Schwerpunkten Product Management, Marketing Communications und Schulung. 

 

Mag. (FH) Elisabeth Leiter über ihre Arbeitsweise, Herausforderungen und die Verantwortung für ihre Mitarbeiter.

”Neben den vielfältigen fachlichen Herausforderungen, mag ich an meiner Tätigkeit die enge Zusammenarbeit mit Menschen. Als Führungskraft bin ich auch für die Förderung und Weiterentwicklung meiner Mitarbeiter verantwortlich. Die Möglichkeit und Verantwortung, diese auf ihrem Weg zu begleiten, schätze ich besonders“, so Elisabeth Leiter, die stark ergebnisorientiert, mit dem Ziel vor Augen, arbeitet und stets versucht, transparent und direkt zu kommunizieren – vor allem mit den Mitarbeitern, von denen sie Verantwortungsgefühl, Authentizität und Leidenschaft für den Job erwartet.

Miele, so Leiter, sei mit seinen Premiumprodukten unangefochtener Marktführer bei großen Hausgeräten, und genießt bei Handelspartnern und Konsumenten größtes Vertrauen. Den erfolgreichen Weg gilt es fortzuschreiben. Sollte der Arbeitsalltag einmal besonders stressig sein, reicht es Elisabeth Leiter oft schon, bewusst tief durchzuatmen – am Besten verbunden mit einer kurzen Pause an der frischen Luft. Ihren Ausgleich sie in der Natur – vor allem bei anspruchsvollen Bergtouren kann sie Kraft tanken. Ihr Ratschlag an alle Frauen, die beruflich weiterkommen wollen: „Eine gute Ausbildung bildet die unverzichtbare Basis. Wer beruflich vorankommen will, muss sich seiner Lebensziele klar werden und bereit sein, Widerstände zu überwinden. Haben Sie den Mut, selbstbewusst eigene Wünsche und Ziele zu verfolgen!“

Foto: Miele

Mag. Elisabeth Sekulin-Kosmath, seit August 2017 Head of Global Recruiting, Marketing & Communications der Modul University Vienna, im Austrian Business Woman-Gespräch.

 

Ich schätze den internationalen Aspekt meiner Arbeit sehr, die Modul Universität rekrutiert jedes Jahr Studenten aus ca. 70 Ländern. Für das Marketing und Recruiting Team ist das eine ganz spezielle Herausforderung, die sehr viel Spaß macht“, sagt Elisabeth Sekulin-Kosmath über ihre berufliche Tätigkeit. Die Modul University ist eine junge Universität, die 2007 mit 70 Studenten gegründet wurde.

Heute studieren 700 Studenten in Wien, Dubai und Nanjing. „In den nächsten zehn Jahren wollen wir uns weiter internationalisieren und in den Masterprogrammen wachsen. Da 70 Prozent unserer Studenten international sind, müssen wir uns auch den strengeren Visabestimmungen stellen. Hier würden wir uns wünschen, dass im akademischen Bereich die Zugangsvoraussetzungen nicht unnötig erschwert würden. Österreich konkurriert mit vielen anderen europäischen Ländern, was den akademischen Austausch betrifft, und sollte dabei nicht ins Hintertreffen geraten.

Prof. Elisabeth Stadler, Generaldirektorin der Vienna Insurance Group, ist die erste Frau, die es vor etwas mehr als zwei Jahren an die Spitze eines ATX-Unternehmens geschafft hat.

 

Austrian Business Woman erklärte die Spitzenmanagerin, wie sie eine knapp 200 Jahre alte Versicherungsgruppe in das digitale Zeitalter führt.

Stichwort Digitalisierung – welche Veränderungen bringt diese mit sich?

Sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens werden sich im Zuge der Digitalisierung grundlegend verändern. Das stellt auch Versicherungen vor großen Herausforderungen: Durch „Smart Home“ und die Steuerung der Risiken durch computergenerierte Systeme wird sich beispielsweise das Haushaltsversicherungsrisiko verändern.

Durch selbstfahrende Autos werden weniger Unfälle erwartet. Durch Cyberkriminalität oder Drohnen werden wir uns intensiver mit neuen Geschäftsfelder beschäftigen müssen. Daraus ergeben sich veränderte Risikofaktoren und neue Prämienkalkulationen.

Sie steht an der Spitze der Kunstuni Graz (KUG): Elisabeth Freismuth im ABW-Interview über Studieren als Massenphänomen, den Einfluss der Wirtschaft auf die Universitäten sowie Visionen und Herausforderungen.

 

Auf welchen Bereichen liegt dieses Jahr Ihr strategischer Fokus?

Mit unserem 200-Jahr-Jubiläum im Studienjahr 2016/17 haben wir unterstrichen, dass wir die älteste von Österreichs traditionsreichen Musikuniversitäten sind. In der Art und Weise, wie wir dieses Fest begangen haben, konnten wir uns, denke ich, unter diesen Institutionen klar als Innovationstreiber positionieren.

Die Profilierung wollen wir 2018/19 noch einmal nachschärfen, um als die innovative Musik- und Theateruniversität des Kulturlandes Österreich international First Choice für die interessantesten Studieninteressierten und künftigen Lehrenden zu werden. Politisch gilt es hingegen gemeinsam mit unseren österreichischen Mitbewerbern, den hohen und zugleich autonomen Wert von Kunst und Kultur gegenüber markt- und verwertungsorientierten politischen Positionen zu stärken. Dass mit Eva Blimlinger die Rektorin einer Kunstuniversität der Österreichischen Universitätenkonferenz vorsteht, ist in diesem Kontext  ein wichtiger Aspekt.

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