Interviews

Sie hat vor vielen Jahren bei den Wiener Stadtwerken als Lehrling begonnen. Heute ist sie Geschäfstführerin der Wiener Netze.

 

Sie haben am 1. Juli Ihre neue Position als Geschäftsführerin bei den Wiener Netzen übernommen. Was sind Ihre zentralen Ziele für das kommende Jahr?

Ich bin bei den Wiener Netzen mitten im Prozess der Unternehmensstrategie 2030+ eingestiegen und Kundenorientierung wird in dieser Strategie ganz großgeschrieben: Wir werden etwa unsere Kundenprozesse neugestalten. Außerdem spielt die Digitalisierung im Kundenmanagement, aber auch in unserem Stromnetz eine große Rolle.

Digitale Trafostationen helfen uns z.B., etwaige Störungszeiten weiter zu verkürzen und noch rascher reagieren und schalten zu können. Wir benötigen genaue Messdaten um die Netzstabilität zu halten, auch wenn immer mehr Energie-Verbraucher*innen zu Energie-Erzeuger*innen werden und Strom von Sonne oder Wind einspeisen. 

Sie sind für den Kundendienst verantwortlich. Welche Maßnahmen planen Sie, um die Kundenzufriedenheit bei den Wiener Netzen weiter zu verbessern?

Die zeitgemäße Weiterentwicklung des Kundendienstes ist mir ein großes Anliegen. Wir analysieren hier die Prozesse, die hinter unseren Kundendienst-Leistungen stehen und schauen genau hin, wo wir Verbesserungspotentiale erkennen.

Ein Beispiel ist hier der Photovoltaik-Anlagenprozess: Wenn Kund*innen eine Anlage zur Einspeisung bei uns anmelden, muss das Zusammenspiel zwischen dem beauftragten Elektrikerunternehmen und uns sehr gut funktionieren. Hier arbeiten wir daran, dass unsere Kund*innen transparent online abrufen können, wo sich der Prozess gerade befindet und was die nächsten Schritte sind, die getan werden müssen. 

Ein weiteres gutes Beispiel ist das Smart Meter-Webportal, auf dem die Kundinnen und Kunden einfach und transparent alle ihre Verbrauchsdaten ablesen und Einspeisedaten abrufen können. Da entwickeln wir uns stetig weiter, in Zusammenarbeit mit Oesterreichs Energie, anderen Verteilnetzbetreibern und unseren Kund*innen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Umstellung auf Smart Meter reibungslos verläuft und die Akzeptanz bei den Kundinnen und Kunden weiterwächst?

Mit Ende des Jahres sind in unserem Netzgebiet 95 Prozent der Stromzähler bereits Smart Meter. Damit erfüllen wir die gesetzliche Vorgabe der EU, und das ist ein wichtiger Schritt am Weg in Richtung Energiewende. Außerdem bringt der Smart Meter viele Vorteile für Kund*innen: Ablesetermine entfallen und man hat den eigenen Stromverbrauch ganz aktuell am Folgetag im Blick. So können auch Stromfresser, also ältere Elektrogeräte, die zu viel Energie verbrauchen, leicht entdeckt werden.

Wir haben auf unserem Smart Meter-Webportal alle notwendigen Informationen für unsere Kund*innen übersichtlich zusammengefasst und das wird auch sehr gut angenommen. Die Anzahl der Kund*innen, die sich für eine viertelstündliche Auflistung ihres Stromverbrauchs, also die Opt-In-Variante entscheiden, steigt!

Sie sind eine der wenigen Frauen in einer Führungsposition in der Energiebranche. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Frauen in Führungsrollen, und wie können diese überwunden werden?

Ich glaube, die Herausforderungen an weibliche und männliche Führungskräfte sind die gleichen. Wichtig ist, dass man sich traut, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Wir Frauen sind oft zu kritisch zu uns selbst, da sind die Männer oft selbstbewusster – mein Wunsch ist, dass Frauen hier mutiger werden und sich mehr zutrauen, denn sie haben‘s drauf.

Und ja, dafür, dass es mehr Frauen in Führungspositionen gibt, sollten wir uns alle gemeinsam einsetzen. Es gibt ja schon genügend Studien, dass möglichst diverse Teams die besten Erfolge erzielen. Also ist das auch im Sinne des Unternehmens.

Die Wiener Netze versuchen hier sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten und schon Kinder für Technik zu begeistern: Wir veranstalten jedes Jahr ein großes Familienfest im Technischen Museum Wien, laden die Kinder unserer Mitarbeiter*innen zu einem Kids Day im Sommer zu uns ein. Und Mona Netz, unsere Kinder- und Jugendbotschafterin, zeigt als Role Model, dass Mädchen und Frauen Spaß haben können am Experimentieren, am Forschen und an technischen Details!

Auch für erwachsene Berufs-Umsteigerinnen haben wir ein besonderes Angebot: Im Rahmen des Programms „FiT - Frauen in Handwerk und Technik“ bieten wir eine verkürzte Lehre „Elektrotechnik“ in Kooperation mit dem AMS Wien an. Nach 2 Jahren schließt „frau“ die Ausbildung ab und startet als Netzmonteurin bei den Wiener Netzen durch. 

Welche Ratschläge würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere in der Energie- und Technologiewirtschaft anstreben?

Mein Ratschlag an alle ist: neugierig bleiben und die Chancen ergreifen, die sich auftun! Ich habe vor vielen Jahren bei den Wiener Stadtwerken als Lehrling im Kassenbereich der Remisen begonnen. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass ich einmal als Geschäftsführerin die Wiener Netze leiten werde. Aber ich habe immer an mich geglaubt, mich weitergebildet und meinen Weg gemacht. Also dranbleiben und das Beste geben – der Erfolg kommt dann von allein!

Foto: Wiener Netze/Martin Hoermandinger

 

The translated version for our international site visitors.

She started as an apprentice at Wiener Stadtwerke many years ago. Today she is managing director of Wiener Netze.

You took up your new position as managing director of Wiener Netze on July 1. What are your main goals for the coming year?

I joined Wiener Netze in the middle of the 2030+ corporate strategy process, and customer orientation is a top priority in this strategy: for example, we will redesign our customer processes. In addition, digitalization plays a major role in customer management, but also in our electricity grid.

Digital transformer stations, for example, help us to further reduce any downtime and to be able to react and switch even faster. We need precise measurement data to maintain grid stability, even though more and more energy consumers are becoming energy producers and feeding in electricity from the sun or wind.

You are responsible for customer service. What measures are you planning to further improve customer satisfaction with the Vienna networks?

The modern development of customer service is very important to me. We are analyzing the processes behind our customer service and looking closely at where we see potential for improvement.

One example is the photovoltaic system process: when customers register a system with us for feed-in, the interaction between the contracted electrician company and us has to work very well. We are working on this so that our customers can transparently access online information about the current status of the process and the next steps that need to be taken.

Another good example is the smart meter web portal, where customers can easily and transparently view all their consumption data and access feed-in data. We are constantly developing this further, in collaboration with Oesterreichs Energie, other distribution system operators and our customers.

How do you ensure that the switch to smart meters goes smoothly and that customer acceptance continues to grow?

By the end of the year, 95 percent of electricity meters in our grid area will already be smart meters. This means that we are meeting the EU's legal requirement, and it is an important step on the road to energy system transformation. Smart meters also offer customers many advantages: there is no need for meter readers and you can see your current electricity consumption the day after it is recorded. This also makes it easy to identify power guzzlers, i.e. older electrical appliances that consume too much energy.

We have clearly summarized all the necessary information for our customers on our smart meter web portal, and it has been very well received. The number of customers opting for a quarter-hourly listing of their electricity consumption, i.e. the opt-in variant, is increasing!

You are one of the few women in a management position in the energy industry. What do you think are the biggest challenges for women in leadership roles, and how can they be overcome?

I believe that the challenges for female and male leaders are the same. It is important to have the courage to take responsibility and make decisions. We women are often too critical of ourselves, whereas men are often more self-confident – I would like to see women become more courageous and have more faith in themselves, because they have what it takes.

And yes, we should all work together to get more women into management positions. There have already been enough studies showing that the most successful teams are those that are as diverse as possible. So it's also in the interest of the company.

Wiener Netze is trying to do a lot of educational work here and get children interested in technology: every year we organize a big family festival at the Vienna Technical Museum, and we invite our employees' children to a Kids Day at our place in the summer. And Mona Netz, our children's and youth ambassador, is a role model who shows that girls and women can enjoy experimenting, researching and technical details!

We also have a special offer for adult career changers: as part of the “FiT - Women in Trade and Technology” program, we offer an abbreviated apprenticeship in electrical engineering in cooperation with the Vienna Employment Service. After two years, you complete the training and start as a grid technician at Wiener Netze.

What advice would you give to young women who want to pursue a career in the energy and technology industry?

My advice to everyone is: stay curious and seize the opportunities that arise! I started at Wiener Stadtwerke many years ago as an apprentice in the cash office of the Remisen. At the time, I had no idea that I would one day be managing Wiener Netze as managing director. But I always believed in myself, continued my education and made my way. So stick with it and give it your best shot – success will come naturally!

Photo: Wiener Netze/Martin Hoermandinger

Die Sozialwirtschaft Österreich ist der größte Verband im meist gemeinnützigen Sozial- und Gesundheitsbereich. Seit 1. Juli wird er von der Juristin Yvonne Hochsteiner geleitet.

 

Erklärtes Ziel der neuen Geschäftsführerin ist es, das Profil der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) als Branchenvertretung der sozialwirtschaftlichen Unternehmen zu schärfen und zu forcieren. „Unser Anspruch ist es, als Interessensvertretung unsere Mitglieder gegenüber allen Stakeholdern bestmöglich zu vertreten. Das reicht von Fragen der Finanzierungs- und Rechtssicherheit bis hin zu Zukunftsthemen wie der Weiterentwicklung des SWÖ-Kollektivvertrags. Wir sind eine ständig wachsende und dynamische Branche und dementsprechend wollen wir auch als SWÖ agieren. Wesentlich ist jedenfalls, durch den SWÖ-KV attraktive Arbeitsbedingungen zu erhalten und weiter auszubauen. Damit wollen wir auch die Versorgung der uns anvertrauten Menschen sicherstellen“, so Hochsteiner.

Bürokratie als Hürde für Fachkräfte 

Die größte Herausforderung für die gemeinnützigen Unternehmen des Sektors sei die Finanzierung. Aufgrund der Abhängigkeit von öffentlichen Geldgebern sei man immer darauf angewiesen, dass die Politik den Wert der Leistungen erkennt und entsprechend honoriert. „Wir sind daher in sehr vielen Gesprächen, um diese Finanzierung auch weiterhin sicherzustellen. Dabei sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass soziale Dienstleistungen, die der Staat an uns ausgelagert hat und die auch den sozialen Frieden in Österreich sichern, auch finanziell abgegolten werden müssen“, meint Hochsteiner.

Eine weitere Herausforderung, die sich aus der ständig wachsenden und sich verändernden Gesellschaft ergibt, ist die Erweiterung des Angebots, d.h. neue, innovative Angebote zu entwickeln, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen und diese abdecken können. Die demografische Entwicklung der Überalterung in Österreich mache dies notwendig und diese Überalterung sei auch der Grund, warum man selbst vor einer großen Herausforderung stehe, nämlich zu wenig Personal bei steigendem Bedarf. „Das heißt nicht, dass wir zu wenig Personal haben, weil wir keines finden, sondern dass der Bedarf stärker steigt, als wir ihn derzeit decken können“, so die Juristin, die sich für mehr Arbeitsplätze und alternative Ausbildungsangebote (Anm.: Vollzeit, berufsbegleitend, Lehre) ausspricht.

Auch die Ausbildungsinhalte müssten an die Berufspraxis angepasst werden, denn auch die Praxis verändere sich ständig und passe sich der Gesellschaft an. Ein Dauerbrenner sei auch der Abbau von administrativen Hürden, insbesondere bei der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse – Stichwort „Nostrifizierung“. Hier sei Österreich im Vergleich zu anderen Ländern viel zu streng und man könne deshalb nicht genügend Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren. 

Frauen in Führungspositionen

Positiv ist, dass es im Sozialbereich, der insgesamt sehr weiblich geprägt ist, bereits viele weibliche Führungskräfte gibt, die hervorragende Arbeit leisten. Im SWÖ-Vorstand, der zum Großteil aus Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern der größten Mitgliedsorganisationen besteht, sind zwölf von 30 Mitgliedern Frauen. „Im Präsidium sind wir mit je drei Frauen und drei Männern sogar paritätisch besetzt. Aber auch im Jahr 2024 ist es noch immer nicht selbstverständlich, dass Frauen Führungskräfte werden. Frauen werden oft unterschätzt und müssen sich mehr als Männer beweisen, sowohl was die Eignung als zukünftige Führungskraft als auch letztendlich als Führungskraft selbst betrifft“, so Hochsteiner. Ihr Tipp: „Mehr Frauen sollten Führungskräfte werden und nicht in die Frauenfalle tappen, d.h. sich nicht von Männern bevormunden lassen, sondern konsequent und selbstbewusst die Herausforderung annehmen. Schließlich muss man den Mut haben, Führungsverantwortung zu übernehmen.“

Kurz nachgefragt

Ich schätze an meiner Tätigkeit: Das Wissen und das Bewusstsein, dass meine Arbeit einen Sinn hat und ich dazu beitrage, dass Menschen geholfen wird. Durch meine Arbeit trage ich dazu bei, dass die Arbeitsbedingungen für Menschen im sozialen Bereich attraktiv bleiben und das gibt mir das Gefühl, etwas Gutes zu tun.

Meine Balance bewahre ich durch: Meine ehrenamtliche Tätigkeit als Rettungssanitäterin, wo ich direkt mit Menschen arbeite und auch einen Teil der Branche, die ich vertrete, als Arbeitnehmerin erlebe. Die Dankbarkeit, die ich dabei zurückbekomme, gibt mir viel Kraft. Außerdem nehme ich mir bewusst Auszeiten, in denen ich meinen Hobbys nachgehe, zum Beispiel ein gutes Buch lese oder Saxophon spiele. Schließlich bin ich in meiner Heimatgemeinde St. Lorenzen im Mürztal als aktiver Musiker und im Vorstand des örtlichen Musikvereins tätig.

Foto: SWÖ/Harald Lachner

Die Vorständin der ÖBB-Infrastruktur ist für den Ausbau des Schienennetzes verantwortlich. Die Folgen des Klimawandels sind für sie und ihr Team eine neue Herausforderung.

 

Das Zielnetz 2040 ist ein zentrales Infrastrukturprojekt der ÖBB. Welche Auswirkungen wird dieses Projekt auf den Personen- und Güterverkehr in Österreich haben?

Das Zielnetz 2040 legt einen grundlegenden Plan für den Ausbau der heimischen Bahninfrastruktur in den kommenden fünfzehn bis zwanzig Jahren dar. Dabei handelt es sich beim Zielnetz 2040 noch nicht um eine konkrete Planung und Finanzierung einzelner Projekte, wie sie im Rahmenplan umgesetzt werden, sondern um eine strategische Leitlinie für die weitere Arbeit.

Mit den Maßnahmen aus dem Zielnetz 2040 wird es ermöglicht, dass auf dem heimischen Bahnnetz insgesamt 255 Millionen Zugkilometer im Jahr gefahren werden können. Das entspricht dem eineinhalbfachen Niveau der heutigen Verkehrsleistung.  Das bedeutet, dass wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass mehr Menschen und Güter länger und weiter per Bahn transportiert werden können.

 Die ÖBB-Infrastruktur AG verwaltet eine Vielzahl an Großprojekten. Wie stellen Sie sicher, dass diese Projekte effizient umgesetzt werden? 

Die ÖBB-Infrastruktur verfügt über ein höchst professionelles Infrastruktur-Projektmanagement, das in der Branche höchst anerkannt ist. Neben internen Qualitäts- und Prüfsystemen wird die Projektumsetzung – insbesondere bei Großprojekten - auch von der SCHIG (Schieneninfrastrukturgesellschaft) geprüft. Darüber hinaus achtet auch der Rechnungshof auf den zielgerichteten Einsatz der uns zur Verfügung gestellten Mittel.

Stichwort Klimawandel: Extreme Wetterereignissen wie Überschwemmungen belasten auch die Bahninfrastruktur. Wie beeinflussen diese Entwicklungen Ihre Pläne für den Netzausbau und die Erhaltung des Schienennetzes?

Teilweise lagen die Regenmengen – im Falle vom Bahnhof Tullnerfeld bzw. dem Atzenbrugger Tunnel – über dem HQ100-Standard, welches bisher die allgemein anerkannte Grundlage für die Dimensionierung von Hochwasserschutzmaßnahmen darstellt. Der HQ100 Standard geht einer statistischen Eintrittswahrscheinlichkeit alle 100 Jahre aus. Jetzt werden wir natürlich unsere Tunnel – österreichweit insgesamt mehr als 250 – wie auch alle anderen gefährdeten Anlagen einer genauen Risikoanalyse unterziehen und entsprechende Schritte setzen. Im Atzenbrugger Tunnel etwa werden wir künftig auf eine eigene Stromversorgung der Pumpen setzen. 

Grundsätzlich ist zu sagen, dass wir schon jetzt die Entwässerungsanlagen größer als bei den Straßen oder Autobahnen dimensionieren. Die Wassermengen haben uns allerdings gezeigt, wo wir bei derartig großen Regenereignissen noch Schwachstellen haben. Seit dem Bau des Lainzer- und des Atzenbruggertunnels hat sich in der Herangehensweise an den Hochwasserschutz schon viel getan: Zum Beispiel versuchen wir, im Verlauf eines Tunnels Tiefpunkte zu vermeiden und Hochpunkte zu schaffen, damit Wasser von selbst aus dem Tunnel fließt.  

Wir werden unsere Planungsgrundlagen einer kritischen Prüfung unterziehen, bei der wir uns die Frage stellen, auf welche Szenarien die Infrastruktur ausgelegt werden muss, da Maximaldimensionen von Wetterereignissen nicht mehr seriös abschätzbar sind.

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um das Schienennetz robuster gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen?

Zunächst haben wir begonnen die Planungsgrundlagen zu evaluieren, da Starkregenereignisse wie im Jahr 2024 in den bisherigen Bemessungsgrundlagen nicht maßgeblich waren. Offensichtlich zeigen die Folgen des Klimawandels eine dynamische Entwicklung, welche die Auftretenswahrscheinlichkeit und  das Ausmaß solcher Ereignisse wohl auch künftig steigen lässt. Mit diesen neuen Grundlagen sind die bestehende Anlagen, sowie auch neue Projekte zu prüfen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu planen. Das könnten konkret beispielsweise höhere Hochwasserschutzbauten sein oder „dichtere“ Bauwerke, damit beschäftigen sich aktuell eigens eingerichtete Arbeitsgruppen im ÖBB-Konzern.

Foto: Sabine Hauswirth

Armut, Not, Klimakrise – nicht nur für die Generalsekretärin der Caritas Österreich gibt es viel zu tun.

 

„In den letzten zweieinhalb Jahren waren wir als Hilfsorganisation zweifellos sehr gefordert. Pandemie, Krieg, Rekordinflation. All diese Krisen haben neue Nöte geschaffen. Ihre Bewältigung erfordern unsere Hilfe. Gleichzeitig dürfen wir dabei nicht vergessen, dass auch andere Aufgaben unsere volle Aufmerksamkeit benötigen. Etwa die Herausforderungen durch den demographischen Wandel, der Klimawandel, aber auch der Fachkräfte-Mangel, die dringend anstehende Arbeitsmarktreform, die vielen Krisenherde und der weltweite Hunger – all dies darf auch weiterhin nicht aus dem Blick verloren werden“, sagt Anna Parr.

Menschen rutschen in die Armut

Die Wahrnehmung in allen Sozialberatungsstellen der Caritas österreichweit ist: Die Not in Österreich nimmt zu. Zum einen verschärfen die Teuerungen die Situation der Menschen, die schon bisher von Armut betroffen waren. Zum anderen breitet sich Armut aus.

„35% der Haushalte geben an, nun mit der Teuerung massiv unter Druck zu geraten. Wir sehen Steigerungen von 30-50% der Anfragen in unseren Sozialberatungsstellen und viele Menschen, die nun erstmals Hilfe bei der Caritas suchen. Und wir sehen auch: Die bisherigen Unterstützungsmaßnahmen reichen nicht aus. Mehr und mehr Menschen drohen in die Armutsspirale abzurutschen. Das macht klar: Es braucht noch mehr Hilfe. Es muss gelingen, unseren Sozialstaat zu einem echten sozialen Auffangnetz zu machen. Ohne nachhaltige Reformen ist das nicht möglich. Weg von Einmalzahlungen und –hilfen, hin zu strukturellen Veränderungen – allen voran die Reform des Arbeitslosengeldes, der Notstandshilfe und der Sozialhilfe“, so die Caritas-Generalsekretärin.

Wo Not ist, ist auch Hoffnung

Wir gehen, davon ist Parr überzeugt, durch eine sehr fordernde Zeit. Es gäbe nicht wenige Menschen, die das Grundvertrauen in die Welt zu verlieren drohen. Menschen, die sich ohnmächtig fühlen. Gleichzeitig sehen man als Caritas aber an allen Orten, wo Not ist, auch sehr viel Hoffnung.

„In den vergangenen Wochen und Monaten erleben wir eine ungebrochen hohe Solidarität der Zivilgesellschaft. Tausende Menschen, die helfen wollen. Insgesamt sind es 47.000 freiwillige Helfer, die uns als Caritas in Österreich in unseren 1.600 Angeboten unterstützen. Nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine haben sich rund 40.000 Menschen über unsere Involvierungsplattform www.fuereinand.at registriert mit der Bereitschaft zu helfen: Dort, wo wir ganz akut Not sehen. Dieses Engagement, dieser Wille, mitzuhelfen, gibt mir sehr viel Hoffnung und Zuversicht. Hoffnung und Zuversicht dafür, dass wir auch diese und zukünftige Krisen gemeinsam meistern werden.“ 

Solidarität ist nicht selbstverständlich

Klar ist: Es gibt ein „neues Normal“, an das wir uns alle gewöhnen müssen – aktuell noch verbunden mit einer gewissen Melancholie den scheinbar einfacheren alten Zeiten gegenüber. Aber auch mit dem Blick zurück: Die Gesellschaft war immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Alles sei immer in Bewegung, Stillstand gäbe es nie. „Und wir können Krise“, so Parr.

Österreich habe die besten Voraussetzungen, auch diese Krise zu bewältigen, in der Krise weiter zu lernen und sich als Gesellschaft weiterzuentwickeln. „Das alles geht nicht von alleine. Die Politik ist gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen – in Österreich, auf europäischer und auch auf globaler Ebene – und dies auch in der Verantwortung den nachfolgenden Generationen gegenüber. Klar ist auch: Solidarität ist nicht selbstverständlich. Sie gehört gepflegt und begleitet. In Zeiten einer Rekordinflation braucht es zudem den Willen hin zu einem armutsfesten Sozialstaat. Dafür sind strukturelle Veränderungen und Reformen notwendig. Nicht minder wichtig ist die politische Bildung von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen, die vor allem auch ein Bewusstsein und eine gemeinsame Haltung dafür schaffen muss, dass wir alle gemeinsam eine Mutter Erde haben, unter einem gemeinsamen Dach leben und es eben auch unser gemeinsames Interesse ist, diese zu schützen und angesichts der aktuellen Herausforderungen auf diesem Weg niemanden zurückzulassen.“

Auch dieses Jahr gilt für Anna Parr: „Der gefühlten Ohnmacht können wir nur gemeinsam als Gesellschaft durch konkretes Tun entgegentreten. Veränderung kann nur durch uns alle geschehen – im Dialog miteinander, in der Unterstützung voneinander, in der Förderung des Gemeinwesens und der pfarrlichen Arbeit. Im Hinschauen, Nachfragen und Handeln. 

Foto: Christopher Glanzl

Im November 2022 hat die neue Geschäftsführung der Wiener Linien ihre Arbeit aufgenommen. Drei Frauen stehen nun an der Spitze von einem der größten Arbeitgeber der Stadt. Vorsitzende der Geschäftsführung ist Alexandra Reinagl.

 

Alexandra Reinagl ist bereits seit elf Jahren Teil der Geschäftsführung der Wiener Linien und freut sich sehr nun gemeinsam mit ihren zwei kompetenten Kolleginnen die Mobilität in Wien zu steuern. „Ich fühle mich für meine neue Rolle bestens gewappnet, da ich seit insgesamt 14 Jahren in Geschäftsführungsteams arbeite. Seit Jänner dieses Jahres verantworte ich die Bereiche Betrieb, Markt & Kunde und Unternehmenskommunikation. Gemeinsam mit Petra Hums und Gudrun Senk setzen wir auf Transparenz und Augenhöhe in der Zusammenarbeit. Die Zukunft der Wiener Linien liegt ganz klar in der Kollaboration“, so Reinagl, die besonders das dichte und leistbare Öffinetz der Wiener Linien schätzt, ist es doch einer der Gründe, warum Wien eine so lebens- und liebenswerte Stadt ist.

„Als wichtiger Partner für die Mobilitätswende halten wir die Bundeshauptstadt mobil und sorgen dafür, dass täglich knapp zwei Millionen Menschen sicher, günstig und klimafreundlich ihre Wege zurücklegen. Das erfüllt mich mit Stolz und viel Respekt gegenüber der wichtigen Arbeit unserer zahlreichen und sehr motivierten Kollegen.“

Gelebte Gleichstellung von Frauen und Männern 

Frauenförderung ist bei den Wiener Linien kein leeres Schlagwort. Es werden zahlreiche Weiterbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten geboten. Außerdem wird die finanzielle Gleichstellung von Männern und Frauen gelebt. „Bei uns verdienen die Kolleginnen und Kollegen gleich viel. In vielen anderen Branchen ist das noch nicht selbstverständlich. Wir verstehen uns als krisensicherer Arbeitgeber, der aufgrund seiner Größe und Vielfalt ein Arbeitsleben lang eine berufliche Heimat bietet“, sagt die Managerin.

Innovative und nachhaltige Projekte 

Stichwort „Nachhaltigkeit“: Was ist in diesem Bereich geplant? „Die Öffis sind eine unerlässliche Klimaschutzmaßnahme und maßgeblicher Partner, damit Wien auch in Zukunft so lebenswert bleibt. Nachhaltigkeit liegt in der DNA der Wiener Linien und wir haben den Vorsprung, dass unser Geschäftszweck im Kern nachhaltig ist. Aber als Verkehrsbetrieb stehen wir nicht still. Dort wo es möglich ist, wollen wir noch nachhaltiger werden, z.B. im Baubereich. Neben dem Öffi-Ausbau U2xU5, dem größten Klimaschutzprojekt, bleibt auch der weitere Netzausbau und die Ausdehnung von Sharing-Angeboten weiterhin im Fokus. Und selbstverständlich wird es in bekannter Wiener Linien Manier auch neue innovative und nachhaltige Projekte geben“, verspricht Reinagl und betont, dass neue Mitarbeiter gerne aufgenommen werden, denn: „Der Generationenwechsel betrifft uns, wie andere Branchen, auch. Deshalb intensivieren wir auch die Suche nach Helden und Heldinnen auf Schiene und Straße, die mit uns gemeinsam die Mobilitätswende gestalten. Wenn es darum geht, neue Mitarbeiter zu gewinnen, aber auch zu halten, müssen wir vom Tanker zum Speedboot werden und uns den neuen Gegebenheiten am Jobmarkt anpassen und Jobprofile und Arbeitszeiten flexibilisieren.“

Krisenfeste Jobs 

Auch wenn die Gesamtsituation herausfordernd ist, steht für die Wiener Linien fest: Sie wollen für Wien das beste Öffi-Angebot bieten. Dazu gehört der Netzausbau als auch innovative Lösungen wie das WienMobil Sharing-Angebot mit Fahrrädern, E-Autos sowie nachhaltige Angebote für die erste und letzte Meile.

„Wien wächst, deshalb müssen auch die Öffis und die Wiener Linien mitwachsen. Dafür braucht es viele neue Mitarbeiter. Es liegt mir am Herzen, die Jobprofile im Fahrdienst zu attraktivieren. Es geht hier um verantwortungsvolle Jobs, aber wir bieten eine sinnvolle, krisenfeste Beschäftigung mit Zukunft. Wir arbeiten intensiv an Maßnahmen, um uns den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen und uns optimal als Unternehmen zu positionieren. Dabei sind Themen wie der Generationenwandel, Nachhaltigkeit und Digitalisierung für uns besonders bedeutend“, so Alexandra Reinagl abschließend.

Foto: Luiza Puiu

Die Wien Holding vereint rund 75 Unternehmen aus vier Geschäftsbereichen – Kultur, Immobilien, Logistik und Medien – unter einem gemeinsamen Dach. Die Geschäftsführerin im ABW-Interview.

 

„In unserer fast 50-jährigen Geschichte haben wir bereits viele Krisen gemeistert. Natürlich ist die derzeitige Situation mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie, der Klima- und Energiekrise für uns – wie für alle anderen Unternehmen auch – eine ganz große Herausforderung. In manchen Bereichen spüren wir die Auswirkungen stärker, z.B. im Kulturbereich, im Immobilien- und Logistikbereich dafür weniger. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Wien Holding auch aus der derzeitigen Situation gestärkt hervorgehen wird. Denn wir investieren auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in reale Projekte für ein lebenswertes Wien und die Sicherung des Wirtschaftsstandortes“, so die Managerin.

Schlosspark und sozialer Wohnbau

Das Jahr beschwerte dem Unternehmen zahlreichen Höhepunkte. So wurde heuer etwa das zehn Millionen Euro Investitionspaket für den Schlosspark Laxenburg vorgestellt. „Gemeinsam mit dem Land Niederösterreich werden wir dafür sorgen, das geschichtsträchtige Schlossareal fit für die Zukunft und noch attraktiver für die Menschen zu machen. Darüber hinaus feierte die GESIBA heuer ihren 100. Geburtstag. Das Unternehmen setzte in seiner langjährigen Geschichte neue Maßstäbe im sozialen Wohnbau und ich bin stolz, dass wir bereits seit 1974 mit der Verwaltung betraut sind. Wir durften heuer auch wieder den Wiener Journalistinnenpreis stiften, der die journalistische Arbeit von Frauen würdigt. Weiters wurde die Wien Holding erneut als familienfreundliches Unternehmen sowie als „TOP-Lehrbetrieb“ zertifiziert, eine schöne Bestätigung unserer Arbeit im Sinne der Mitarbeiter- und Fachkräfteausbildung“, sagt Sigrid Oblak. 

Klimafreundliche Wärme

Die Wien Holding ist Impulsgeberin für maßgebliche Modernisierungs- und Entwicklungsprozesse in der Stadt und trägt in hohem Maße dazu bei, die Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt mitzugestalten und umzusetzen. „Für uns ist es Verantwortung und Verpflichtung zugleich, mit unseren zukunftsorientierten Projekten und Unternehmen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Wirtschafts- und Lebensraumes Wien zu leisten. So wird etwa seit Mai 2022 in der Therme Wien die Restwärme des Thermal-Abwassers mittels Wärmepumpen erfolgreich zur Fernwärmegewinnung genutzt – ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit. Rund 1.900 Haushalte in Oberlaa können so mit klimafreundlicher Wärme versorgt werden. Das spart jährlich etwa 2.600 Tonnen CO2“, versichert Oblak.

Auch bei den Wohnbauten der ARWAG und GESIBA wird großes Augenmerk auf die Umwelt und die ökologische Nachhaltigkeit gelegt. Durch Niedrigenergie- bzw. smarte Passiv-Wohnhäuser und den Einsatz neuer Technologien kann der Energiebedarf der Bauten verringert werden was zum Klimaschutz beiträgt. So wurde beispielsweise die Wohnhausanlage „Blickpunkt 21 – Leopoldine“ der ARWAG mit dem „klimaaktiv Silber“-Gebäudestandard ausgezeichnet und beim GESIBA-Projekt Brockhausengasse im 22. Bezirk wird die Erdwärme genutzt, um die Wohnhausanlage mittels sogenannter Thermischer Bauteilaktivierung (TBA) mit Wärme zu versorgen.

Attraktivität als Arbeitsgeber

Die Wien Holding soll auch in den kommenden Jahren ein effizienter und effektiver Dienstleister der Stadt sein. „Eine große Herausforderung wird daher sein, unsere Attraktivität als Arbeitgeberin weiter zu steigern, unsere digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln und die Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet, optimal zu nutzen. Die ersten Schritte dahingehend wurden bereits gesetzt und werden auch im kommenden Jahr weiterverfolgt werden.“

Eine wesentliche Bedeutung kommt natürlich auch dem Thema Nachhaltigkeit zu. Hier arbeitet man an einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsprogramm. „Das bedeutet, dass wir mit unseren Unternehmen und Projekten nicht nur Umwelt- und Ökologie-Themen verfolgen, sondern auch soziale und wirtschaftliche Aspekte der Nachhaltigkeit in unsere Unternehmensstrategie miteinbeziehen – sprich Themen wie soziale Gerechtigkeit, Governance und nachhaltige Unternehmensführung“, sagt Oblak. Und was wünscht sich die Geschäftsführerin im kommenden Jahr? „Grundsätzlich Gesundheit für alle unsere Mitarbeiter. Denn sie sind die Basis dafür, dass wir auch heuer unsere Arbeit erfolgreich fortsetzen können und damit auch einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung der Wien Holding und der Stadt Wien leisten können.“

Foto: Eva Kelety

Austrian Business Woman im Gespräch mit Mag. Silvia Angelo, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG.

 

Ihr Résumé des vergangenen Geschäftsjahres?

Natürlich hatte uns Corona wie alle fest im Griff. Die ÖBB ist aber ein starkes Team, und es ist dieser Teamgeist, der uns sicher durch die Krise getragen hat und trägt.

Aber natürlich ist es eine Herausforderung, alle beisammen zu halten und durch Homeoffice & Co nicht auseinander zu fallen. Gleichzeitig stehen wir vor der wichtigen Aufgabe, in der Pandemie den Verkehr aufrecht zu erhalten und Ansteckungen zentraler Einheiten zu verhindern. Und nicht zuletzt haben wir dafür Sorge zu tragen, auf unseren Bahnhöfen das Ansteckungsrisiko bestmöglich zu minimieren. Das alles ist uns gut gelungen, die Bahn ist und bleibt eine stabile Mobilitätspartnerin.

Doch auch in der längerfristigen Planung hat Corona neue Herausforderungen gebracht. Die ÖBB stehen vor einem großen Generationenwandel, das bedeutet, wir müssen auch während der Pandemie unsere nächste Generation ausbilden. Hier haben unsere Kollegen der Aus- und Weiterbildung volle Arbeit geleistet und rasch auf online umgestellt.

Was tun die ÖBB im Bereich der Nachhaltigkeit?

Sehr, sehr viel. Es ist eines unserer wichtigsten Themen. Wir können in Österreich die Klimaziele nur durch die Bahn – durch massive Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene – erreichen. Das ist eine große Herausforderung für unsere Infrastruktur, der wir uns aber sehr gerne und sehr engagiert stellen. Natürlich ist es auch ungemein wichtig, dass wir als Unternehmen selbst im Bereich Nachhaltigkeit ein Vorbild sind.

So haben wir bereits 2018 als eines der ersten Bahnunternehmen der Welt auf 100 Prozent Grünstrom umgestellt, 2019 folgten dann alle Bahnhöfe, Werkstätten, Büros und weitere Anlagen. Unser Strom kommt aus Wasserkraft, Sonne und Wind – und diese Ressourcen bauen wir auch selbst aus. Wir haben insgesamt zehn Wasserkraftwerke, deren Kapazitäten an die Anforderungen der Zukunft angepasst werden. Wir haben in Wilfleinsdorf das erste Solarkraftwerk für Bahnstrom gebaut, und laufend folgen weitere Photovoltaikanlagen.

Bereits jetzt werden mehr als 90 Prozent der Transportleistungen auf unseren Schienen elektrisch erbracht. Und bis 2030 soll der Diesel- und Benzinverbrauch der Infrastruktur AG auf Null gesunken sein.

Dazu sorgen wir auch für die Umwelt in unserem engeren Umfeld: Wir geben Grünflächen der Natur zurück, und wir kümmern uns auch mit Hilfe von professionellen Imkern um die 4,4 Millionen „Schienen-Bienen“, die bei uns wohnen und arbeiten. Und sehr wichtig: Wir verzichten auf den Einsatz von Glyphosat, um unsere Schienenanlagen im Sinne der Verkehrssicherheit frei von Unkraut zu halten. Auch hier haben wir in Europa eine Vorreiter-Rolle.

Welche Maßnahmen werden in Bezug auf Lehrlings- und Frauenförderung gesetzt?

Die Förderung von Frauen ist mir ein besonderes Anliegen, und entsprechend haben wir hier auch sehr effiziente Programme. Wir sind als Infrastrukturbetreiber mit rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein sehr Technik-lastiges Unternehmen. Damit ist auch klar, warum unser Frauenanteil mit knapp 10 Prozent leider unterdurchschnittlich ist. Natürlich ist es in diesem fordernden Umfeld eine Herausforderung, den Frauenanteil deutlich anzuheben – eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.

Denn Diversität in unserer Mitarbeiterstruktur ist die Voraussetzung, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Die Digitalisierung unseres Arbeitsumfeldes spielt hier eine bedeutende Rolle. Denn das Bild von ölverschmierten Männern, die schwere Stahlteile durch die Gegend tragen, ist ein Klischee von gestern.

Heute sind es „digitale Zwillinge“ unserer Infrastruktur im Computer, 3-D-Drucker und Virtual Reality, die uns den Weg in die Zukunft weisen – und es Frauen erleichtern, in die Welt der Bahn-Infrastruktur einzusteigen. Die Digitalisierung ermöglicht zudem flexiblere Arbeitsmodelle, die Frauen entgegenkommen. 

Die Digitalisierung kann hier zu einem „Gamechanger“ werden – allerdings ist das kein Selbstläufer. Mit effizienten Strategien müssen hier geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Vorteile auch nutzen zu können. Es ist entscheidend, von Einzelmaßnahmen zu einer umfassenden, schlagkräftigen und effizienten Strategie zur Frauenförderung zu kommen.

Wir haben ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt, um diese Ziele auch zu erreichen. So wie wir im Bereich des Umweltschutzes zum größten Klimaschutz-Konzerns Österreichs geworden sind, wollen wir auch bei der Diversität mit gutem Beispiel voranschreiten. Unglaublich wichtig ist die Unterstützung der Frauenförderung durch das Top-Management. 

Deshalb haben die ÖBB eine Gleichstellungspolicy und Diversity Charta. Diese sieht für die ÖBB-Infrastruktur einen Frauenanteil von 10,5% bis 2023 vor. Die Zielerreichung wird halbjährlich durch Diversity Bericht überprüft. Für uns, die ÖBB-Infrastruktur, ist Diversität eine enorme Chance. Ausgangsbasis war eine umfassende, faktenbasierte Aufbereitung des Status Quo mithilfe des Frauen-Karriere-Index (FKi) als Analyse- und Managementinstrument. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden sehr effektive Maßnahmen entwickelt.

Die Maßnahmenerarbeitung orientierte sich an strategischen Ansatzpunkten, darunter:

Arbeitszeitflexibilisierung, frauenspezifische Ausgestaltung bereits bestehender Maßnahmen, Informationsoffensiven zu bestehenden Angeboten sowie Regionalisierung und flächendeckende Ausrollung von Maßnahmen (auch über digitale Lösungen).

Und zu den Lehrlingen: Die sind unsere Zukunft. Die Mitarbeiter der Zukunft, die wir dringend benötigen. Und wir arbeiten daran, immer besser zu werden. Das zeigt unsere neue Kampagne: Next Level: Wir bringen die Lehrlingsausbildung in allen Bereichen auf eine neue Stufe. Aktuell bilden wir über 2.000 Jugendliche in 27 unterschiedlichen Lehrberufen aus.

Jahr für Jahr nehmen wir rund 600 neue Lehrlinge auf und wir garantieren ihnen eine Ausbildung auf Top-Niveau. Daneben gibt es fairen Lohn, genügend Freizeit, 5.000 km Freifahrt mit den Zügen der ÖBB durch ganz Österreich und gute Jobchancen – rd. 75% der Lehrlinge werden aktuell übernommen und starten bei uns im Unternehmen ihre berufliche Karriere.

Wir wissen, dass für die Berufswünsche oftmals noch traditionelle Bilder prägend sind. Wir versuchen deshalb als technisches Unternehmen ganz gezielt junge Frauen zu erreichen, um sie für unsere Lehrberufe und Jobs zu begeistern. Und es zeigt sich schon, dass es wirkt: immerhin sind fast 20% der Lehrlinge Frauen. Das ist deutlich mehr als im gesamten Konzern.

In welche Richtung wird sich das Mobilitätsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher entwickeln?

Der Trend geht eindeutig zu umweltfreundlichen Lösungen, also zum Öffentlichen Verkehr. Das zeigt der Erfolg des Klimatickets der Bundesregierung, das zeigen aber auch die Zahlen der Fahrgäste, die auf unseren Schienen und in unseren Bahnhöfen unterwegs sind. Auf der Weststrecke haben wir in den vergangenen Jahren seit dem Ausbau in vielen Segmenten eine Verdoppelung feststellen können. Ein Beweis der These, dass ein gutes Angebot auch Nachfrage schafft. Und die gleiche Entwicklung werden wir auf der Südstrecke sehen, wenn die Großbauprojekte Koralmstrecke 2025 und Semmering-Basistunnel 2028 fertig sein werden. Wenn man dann erstmals direkt mit der Bahn von Graz nach Klagenfurt reisen kann – und das mit 45 Minuten in einer Zeit, mit der kein Auto mitkommt – dann wird das zu einem massiven Zuwachs führen. Und die Fahrtzeit von Wien nach Klagenfurt in etwas mehr als zweieinhalb Stunden hat das gleiche Potential.

Ihre Wünsche und Ziele für dieses Jahr?

Ja, zuallererst einmal das Ende der Pandemie und endlich die beiden letzten Weihnachtsfeiern mit den Kolleginnen und Kollegen nachfeiern. Außerdem wünsche ich uns allen viel Kraft und Energie für das kommende Jahr, denn wir haben das größte Bahn-Ausbaupaket umzusetzen und werden damit unsere Infrastruktur noch fitter für die Zukunft zu machen.  

Außerdem wünsche ich mir, wie schon angesprochen, möglichst viele Frauen für die Bahn zu begeistern – nicht zuletzt, um den großen Generationenwechsel zu meistern. Und einen Wunsch darf ich auch nach Brüssel senden: Um den Mobilitätswandel auch grenzüberschreitend zu einem Erfolg zu machen, dürfen unsere Bahnprojekte nicht an den nationalen Grenzen enden.  

80 Prozent der Güter, die Österreich durchqueren, sind grenzüberschreitend unterwegs. Doch die Bahn ist im Güterverkehr gegenüber der Straße enorm benachteiligt: viele Kosten des LKW-Verkehrs zahlt die Allgemeinheit. Neben finanziellen Aspekten kommt noch eine Vielzahl an anderen Hürden hinzu. Während ein einziger LKW mit einer Zulassung und einem Führerschein von Nordwest- bis Südosteuropa durchqueren kann, muss ein Zug auf derselben Strecke 10 Mal Lokführer wechseln und 6 verschiedene Kontrollsysteme passieren. Mein größter Wunsch ist wohl: einen Zug durch Europa zu fahren muss so einfach sein wie einen LKW.

Foto: Sebastian-Philipp

Die Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB und ÖGUT Präsidentin über die Ähnlichkeit der beiden Tätigkeiten und die wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre.

 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihr neues Aufgabengebiet.

Vorweg: Die ÖGUT, die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik, ist ein wichtiger Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit. Bereits seit mehr als 30 Jahren – also lange bevor die nachhaltige Ausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft ein breitenwirksames Thema wurde – vernetzt die ÖGUT über 100 Organisationen und Institutionen aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Umwelt.

Unter dem Motto „Wissen entwickeln. Wissen vermitteln. Menschen vernetzen.“ informiert die ÖGUT über aktuelle Entwicklungen, erarbeitet Strategien und forscht in diversen Themenfeldern wie Energie, Gender & Diversität, grünes Investment, innovatives Bauen, und Partizipation. 

Als Präsidentin ist es meine Aufgabe diese Tätigkeiten der unabhängigen Non-Profit-Organisation Organisation ÖGUT auch in Zukunft zu ermöglichen, und damit zu unterstreichen, dass Ökologie und Ökonomie zusammenwirken müssen, wenn sie dauerhaft erfolgreich sein wollen. 

Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

An all´ meinen bisherigen Tätigkeiten hat mich fasziniert, dass ich immer mit sehr verschiedenen Menschen und Aufgabenstellungen zu tun hatte. Das hält wach, weil es immer neuen Input gibt! Aktuell gilt das sowohl für die ÖBB, wo ich seit einem Jahr Aufsichtsratsvorsitzende bin, als auch für die ÖGUT, wo ich gerade erst meine Tätigkeit begonnen habe. 

Und so unterschiedlich die beiden Aufgaben auf den ersten Blick sind – die ÖBB sind ein Konzern mit über 40.000 Mitarbeitern während die ÖGUT aktuell 25 Kollegen beschäftigt – so ist doch auffällig, dass in beiden Organisationen eine sehr kollegiale – fast schon familiäre – Atmosphäre herrscht - und beide eint ein starkes Bekenntnis zur gelebten Nachhaltigkeit. Und die Themenstellungen sind ja sehr ähnlich!

Welche Herausforderungen haben für Sie in den kommenden Jahren Priorität?

Ganz klar der Klimaschutz! Nicht nur für mich persönlich, sondern für uns alle muss der Klimaschutz in den nächsten Jahren Priorität haben. Das fordern nicht nur die jungen Menschen völlig zurecht ein. Und das Thema ist breit gefächert: von der Abfallwirtschaft, über den Energiesektor bis hin zur Verwaltung sind beinahe alle Lebensbereiche betroffen.

Deshalb ist die Arbeit der ÖGUT, als Kompetenzzentrum mit einem breiten Themen- und Dienstleistungsangebot, auch so wichtig. Und auch die Art und Weise, wie wir uns von A nach B bewegen, trägt ganz wesentlich dazu bei, dass wir das Ruder beim Klimaschutz noch herumreißen können. Da kommen die ÖBB ins Spiel: Als größtes Klimaschutzunternehmen Österreichs haben die ÖBB Klimaschutz ja quasi in ihrer DNA. 

Ihre Wünsche und Ziele für 2022?

Wie schon eingangs gesagt: Ökologie und Ökonomie müssen zusammenwirken. Und das noch deutlich stärker als in den letzten Jahren! Unternehmen wie die ÖBB können dazu einen großen Beitrag leisten, weil sie viele Komponenten vereinen: sie können nämlich Job-, Wirtschafts- und Klimaschutzmotor in einem sein.

Aus Sicht der ÖGUT wiederrum gilt es, diese Sicht auf unsere Zukunft auch in vielen anderen Unternehmen zu implementieren. Denn gemeinsam haben wir eine Vision: Wir wollen die Zukunft gemeinsam gestalten!

Foto: ÖBB/Marek Knopp

Sie ist die erste Frau, in dieser Position: Austrian Business Woman sprach mit Anna Parr, die als Generalsekretärin die Geschäfte der Caritas Österreich übernommen hat.

 

Bitte schildern Sie uns kurz Ihren bisherigen Werdegang?

Ich bin seit fast 22 Jahren beruflich im Gesundheits- und Sozialbereich tätig. Über sieben Jahre lang war ich Mitglied der Geschäftsleitung der Vinzenz Gruppe, einem der größten privaten Träger von gemeinnützigen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen in Österreich. In dieser Funktion war ich für die Angebote in den Bereichen Rehabilitation, Pflege und ambulante Dienste verantwortlich. 

Zuletzt war ich Geschäftsführerin in zwei Unternehmen, unter anderem kardiologisches Reha-Zentrum, Ambulatorium für Menschen mit Essstörungen und verantwortlich für den gesamten Ausbau ambulanter Rehabilitationsangebote. Davor war ich unter anderem Verwaltungsdirektorin im Krankenhaus Göttlicher Heiland (Wien) und Geschäftsführerin der Pflegehäuser (Wien, Niederösterreich).

Die Geschäftsführerin der Wien Holding blickt im ABW-Interview auf ein bewegtes Jahr zurück und appelliert in diesen schwierigen Zeiten zusammenzuhalten.

 

Ihr Blick zurück auf das Jahr 2020: Gab es – trotz Corona – auch Grund zur Freude?

Die Corona-Krise war und ist natürlich auch in den rund 75 Unternehmen der Wien Holding spürbar. Aber es hat trotzdem auch Grund zur Freude gegeben. Wir konnten in diesem Jahr wieder mehrere Wiener Schulen – unter anderem in der Novaragasse, der Carlbergergasse, der Grundäckergasse und an der Erlaaer Schleife – eröffnen, die von unserem Unternehmen WIP realisiert wurden.

In Neu Leopoldau wurden weitere Wohnbauten fertig gestellt und mit dem neuen Quartierzentrum das erste denkmalgeschützte Gebäude am Areal saniert. Die ARWAG und GESIBA konnten zahlreiche Bauten fertigstellen und in der Therme Wien wurde in Kooperation mit Wien Energie ein Projekt zur Fernwärmegewinnung gestartet.

Sind Sie zufrieden mit den bisher getroffenen Maßnahmen der Regierung? 

Die Zahlen zeigen, dass die Einschränkung der sozialen Kontakte, die Abstandsregeln und Hygienevorschriften dazu beitragen, den Anstieg der Infizierungen abzuflachen. Die Maßnahmen der Regierung zeigen also Wirkung. In dieser, für uns alle neuen, Situation ist es wichtiger denn je, aufeinander zu achten und Rücksicht zu nehmen. Daher unterstützen wir die Maßnahmen unserer Bundesregierung. 

Die Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes im ABW-Interview über die neuen Corona-Maßnahmen für den Winter und warum die Grippeimpfung und Disziplin jetzt besonders wichtig sind.  

 

Der Wiener Gesundheitsverbund hat die Corona-Krise bisher sehr gut gemeistert. Was ist das Erfolgsrezept?

Wir haben als wichtigstes Gesundheitsunternehmen der Stadt Wien in der ersten Phase der COVID-19-Pandemie unsere Leistungsfähigkeit besonders unter Beweis stellen können. Wir mussten auf vielen Ebenen hart dafür arbeiten. Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass wir uns sehr gut vorbereitet haben. 

Bereits im Jänner haben wir sehr besorgt auf die Entwicklungen in Asien geschaut. Und wir haben damit gerechnet, dass uns früher oder später auch hier in Europa das Virus erreichen wird. Ab diesem Zeitpunkt haben wir Strukturen und Prozesse aufgesetzt, uns mit Schutzausrüstung und Medikamenten eingedeckt, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Pandemie vorbereitet. Es ist immer eine große Herausforderung, wenn man es mit einer völlig neuen Erkrankung zu tun bekommt. In Summe haben wir in dieser ersten Pandemiephase unseren Job gut gemacht. Aber die Pandemie ist noch lange nicht überstanden und wird uns weiterhin fordern

Die kommenden kalten Monate in Kombination mit Corona sorgen für Verunsicherung, wie hat sich der Wienere Gesundheitsverbund darauf vorbereitet?

Wir haben die leichte Entspannung im Sommer dazu genutzt, unsere Erfahrungen der ersten Pandemie-Phase gründlich zu analysieren. Auf Basis dieser Analyse haben wir einen neuen COVID-Versorgungsplan aufgelegt, der uns dabei helfen wird, in den kommenden Monaten noch besser durch die Krise zu kommen. 

Zentrales Ziel des Plans ist es, nicht mehr so stark in unseren Normalbetrieb eingreifen zu müssen, um COVID-Patienten versorgen zu können. Um das zu erreichen, arbeiten wir bereits jetzt eng mit den Wiener Ordensspitälern und einigen Wiener Privatspitälern zusammen. Sie sprechen eine Herausforderung an, vor der wir in der kalten Jahreszeit stehen. 

Die Niederösterreich Bahnen-Geschäftsführerin Barbara Komarek spricht im ABW-Interview über das Geschäftsjahr 2020, Highlights des Sommers und warum Mut in Zeiten wie diesen besonders wichtig ist.

 

Wir alle sind in sämtlichen Lebensbereichen mit einer völlig neuen und bis März 2020 unvorstellbaren Situation konfrontiert worden“, sagt Barbara Komarek. Rasches, überlegtes und agiles Handeln sei das Gebot der Stunde gewesen – im beruflichen wie im privaten Bereich. Die Managerin weiß: Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, in die Werte des Unternehmens und der gesamten Belegschaft ist Garant für das sichere Navigieren in diesen unsicheren Zeiten.

Urlaub in der Region boomte

Die Corona Kurzarbeit habe es dem Unternehmen ermöglicht, das Geschäftsjahr 2020 aus heutiger Sicht und in der Branche – Eisenbahn/Seilbahn/Tourismus – mit einem „blauen Auge“ zu überstehen. Und das, obwohl die Rückgänge schmerzlich waren: „Als kritische Infrastruktur Eisenbahn waren wir auch während des Lockdowns im öffentlichen Verkehr unterwegs. Die Fahrgastrückgänge in den Monaten März bis Mai betrugen in diesem Bereich bis zu 90 Prozent. Bei den touristischen Bahnen war der Saisonstart mit 4. Juli natürlich verspätet und der Totalausfall des Frühjahrs nicht mehr aufzuholen. Mit den Fahrgastzahlen im Sommer und Herbst sind wir angesichts der Platzkontingentierungen in unseren Zügen aber trotzdem zufrieden. Bei den Seilbahnen haben wir im Sommer einen regelrechten Ansturm erlebt: Der Urlaub zuhause in der Region und das Erlebnis vor der eigenen Haustüre waren besonders nachgefragt“, so Komarek

Als Mutter von zwei kleinen Kindern weiß die Landtagsabgeordnete was es heißt, Job, Haushalt und Kinderbetreuung in Krisenzeiten zu meistern. 

 

Eine meiner größten Sorgen gilt den Kindern. Kinder haben keine Lobby oder Interessensvertretung und erst seit kurzem wird untersucht, wie Kinder die Situation des Lockdowns erlebt haben. Während es für uns Erwachsene mit rationalem Denken möglich ist nachzuvollziehen, warum wir diese Einschränkungen mittragen, so ist es doch für die Kleinsten sehr schwer, da sie aus ihrer normalen Umgebung, sei es in der Kinderbetreuungseinrichtung, bei den Tageseltern oder in der Schule, gerissen wurden“, sagt Lara Köck. 

Abhängigkeit von globalen Playern 

Die größte Herausforderung sei ihres Erachtens, die große Arbeitslosigkeit auch in der Steiermark wirksam zu bekämpfen. Die Wirtschaft wieder anzukurbeln, dass alles möglichst unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und auch mit dem notwendigen Systemwandel werde eine Herkulesaufgabe. „Wir dürfen dabei nicht außer Acht lassen, dass unsere Abhängigkeit von anderen globalen Playern und auch von fossilen Energieträgern unsere Situation nicht verbessert hat. Unsere Gesellschaft und Wirtschaft auf neuen zukunftsfähigen Säulen zu bauen, wird die größte Herausforderung“, so die Abgeordnete.

Wir müssen jetzt unsere Freiheitsrechte schützen, fordert die NEOS-Landessprecherin im ABW-Interview.

 

Mir geht es in erster Linie um die Frage, wie wir diese Krise gut meistern können, ohne dafür unsere Grund- und Freiheitsrechte zu opfern. In Krisenzeiten zeigt sich mehr denn je, dass wir unsere Freiheit mit aller Kraft vor autoritären Tendenzen schützen müssen. Für Niederösterreich wird es zudem eine finanziell unsichere Zeit. Leider hat die Landesregierung keinen Finanzpolster aufgebaut, sondern Jahr für Jahr mehr ausgegeben als geplant – und zwar ohne Not, ohne Krise und ohne Disziplin“, sagt Indra Collini

Als Mutter mache sie sich um die Chancen der Kinder Sorgen. „Was ich nicht will ist, die Jüngsten der Gesellschaft zurückzulassen. Das passiert aber, weil die Bildungspolitik der letzten Jahre viel versäumt hat und diese Versäumnisse in der Krise sichtbar geworden sind. Gerade Kinder aus sozial und ökonomisch benachteiligten Familien trifft die Situation besonders hart. Und meine zweite Sorge ist die Wirtschaft. Wenn wir hier nicht mit Köpfchen hochfahren, hat das gravierende Auswirkungen auf unsere Betriebe und Arbeitsplätze und damit auf Wohlstand, Zusammenhalt und Sozialsystem. Was die Regierung nicht begriffen hat ist, dass es in der Zwischenzeit nicht mehr nur um die Gesundheit, sondern um alles geht“, so die Landtagsabgeordnete.  

Familien und Kultur liegen der NÖ Landtagsabgeordneten und Badener Vizebürgermeisterin besonders am Herzen. Zwei Bereiche, die jetzt besonders dringend Unterstützung benötigen.

 

Ihre größte Sorge nach der Krise? 
Dass die alleinregierende ÖVP mit Projekten wie 3. Piste am Flughafen Schwechat, Schnell- und Autobahnen die Klimakrise durch fossile Wirtschaft verstärkt, statt jetzt ein Öko-Wirtschafswunder zu starten. Wir dürfen nach Corona nicht in denselben Trott zurückfallen, sondern müssen die Achtsamkeit der Umwelt und der Familie in den Vordergrund stellen. Wir brauchen das geplante Geld der Waldviertelautobahn und 3. Piste mehr denn je für die niederösterreichischen Familien, damit sie auch Urlaub in Österreich machen können. 

Welche Ziele sollten wir nach der Krise anvisieren? 
Die Transformation hin zu einer verstärkt regionalen, ökologischeren Wirtschaft in einer digitalen Zeit zu schaffen.

Im März 2020 wurde ihr Vertrag – im Sinne der Stabilität in Krisenzeiten – für ein weiteres Jahr verlängert. ABW sprach mit der Geschäftsführerin des Filmfonds Wien über die größten Herausforderungen der Branche.

 

Wie hoch beziffern Sie den Schaden für die heimische Filmbranche durch die Corona-Krise?

Der Schaden wird voraussichtlich im zweistelligen Millionenbereich sein. Jedoch solange nicht klar ist, ab wann wieder gedreht werden kann und was die „neuen“ Drehbedingungen sein werden, lässt sich keine endgültige Summe nennen.

Gibt es spezielle Strategien zur Positionierung des heimischen Films nach Corona? Gab/gibt es spezielle Hilfen seitens des FFW für Filmemacher?

Um möglichst wieder in Produktion zu kommen, werden aktuell heimische Projekte vorgereiht. Diese können schneller verfilmt werden als internationale Koproduktionen und sorgen daher für eine Wiederaufnahme der Beschäftigung. Wie sich die Krise auf das Kinobesucherverhalten auswirkt, lässt sich noch nicht sagen. Es besteht natürlich die Gefahr, dass Menschen sich an das ausschließliche Streaming gewöhnt haben und sich nicht so schnell ins Kino trauen. Jedenfalls ist mit einer Zunahme von Produktion für Streamingdienste zu rechnen. Aktuell haben wir noch kein Sonderbudget, um Mehrkosten, die die Krise verursacht, abzudecken.

Die Dritte Präsidentin des OÖ Landtags über die hohe Arbeitslosigkeit, Direkthilfe für Betroffene und einen Mindestlohn für Frauen in systemerhaltenden Berufen.

 

Welche Folgen der Corona-Krise fürchten Sie am meisten für Ihr Bundesland? 

Ich erwarte mir, dass der wirtschaftliche Aufschwung auf sich warten lässt und die Arbeitslosigkeit noch länger hoch bleibt oder gar weiter ansteigt.

In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen?

Für die abrupt arbeitslos gewordenen Menschen muss noch mehr getan werden, etwa durch eine Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld von 70% anstatt 55%. Viele haben finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen. Durch das Schrumpfen der Wirtschaft kommen auch die öffentlichen Haushalte, insbesondere die der Gemeinden unter Druck. Die Gemeinden sind am nächsten am Bürger dran; sie stellen die Daseinsversorgung und sorgen für Lebensqualität. Sie sind aber stark von den an der Anzahl der Beschäftigten bemessenen Kommunalsteuern abhängig.

Austrian Business Woman im Gespräch mit Kärntens Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Gaby Schaunig.

 

Wer Hypo Alpe Adria sagt, denkt dabei unwillkürlich an Kärnten, an Millionen-Verluste und Verstaatlichung. Doch Österreichs südlichstes Bundesland war auf einem sehr guten Weg, punktete sogar mit hohem Wirtschaftswachstum – bis das Corona-Virus kam. Dennoch wird es wieder aufwärts gehen, davon ist Kärntens Landeshauptmann-Stellvertreterin überzeugt.

Die Corona-Krise hat auch Österreichs Wirtschaft mit voller Wucht getroffen. Wie beschreiben Sie die Lage in Kärnten?

Dem Bundesland Kärnten ist in den Jahren seit der Bereinigung der HETA-Haftungsbedrohung eine beispiellose Aufholjagd gelungen mit dem mitunter höchsten Wirtschaftswachstum aller Bundesländer, einem stetigen Rückgang der Arbeitslosigkeit, aufsehenerregenden Betriebsansiedelungen und dem Aufbau neuer Forschungseinrichtungen. Auch heuer schien Kärnten, so die Prognosen zu Jahresbeginn, von der allgemeinen Konjunktureintrübung weniger betroffen als andere Bundesländer. Und dann kam Corona.

Wir sind noch mitten in der Schockphase, aber klar ist heute schon, dass der Arbeitsmarkt nachhaltig erschüttert ist und bestimmte Branchen – Tourismus, Gastronomie, Kulturschaffende, der Kreativ-Bereich, kleine Ladenbesitzer, Ein-Personen-Dienstleister und viele mehr – in Existenznöte geraten. Gleichzeitig ist Kärnten ein exportorientiertes Industrieland, das von Verwerfungen an den internationalen Märkten stark getroffen wird. Wichtige Handelspartner wie etwa Italien brechen komplett weg. Aber trotzdem fürchte ich mich nicht. Furcht wäre jetzt ein ganz schlechter Ratgeber. Um noch einmal auf die HETA-Bedrohung zurückzukommen, wage ich zu behaupten: Krise können wir.

Wir beginnen nicht bei null. Wir haben die Werkzeuge, die Partner, die Maßnahmen, das Know-how. Wir sind auch in den vergangenen Jahren nicht in das Rennen um die Nulldefizit-Schlagzeile eingestiegen, sondern haben vielmehr die niedrige Zinslandschaft genutzt, um Geld nachhaltig zu investieren – in Infrastruktur, in Bildung, in Gesundheit und Pflege. Wir werden diesen Kurs nun nicht nur fortsetzen, sondern noch verstärken. 

Auf welchen Bereichen liegt Ihr besonderer Fokus?

Arbeitsmarkt und Soziales. Die erhöhte Arbeitslosigkeit wird uns über einen längeren Zeitraum begleiten und dies wird zu einem Anstieg der Armutsgefährdung führen. Hier müssen wir alle gemeinsam – allen voran der Bund – massiv gegensteuern. Ich spreche mich für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes aus, da die derzeitige Nettoersatzrate von 55 Prozent zu niedrig ist.

Gleichzeitig müssen wir die Menschen auf ihrem Weg zurück in die Erwerbsarbeit unterstützen – eventuell auch mit Umschulungen in andere Bereiche. In Kärnten werden wir gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice Stiftungsmaßnahmen deutlich ausweiten, um insbesondere arbeitssuchenden Menschen mit Vermittlungshemmnissen beizustehen. Unser zweiter Fokus wird auf dem Bereich der Lehrausbildung liegen. Wir rechnen in einigen Branchen, etwa der Gastronomie, mit einem eklatanten Lehrstellenmangel. Diesen wollen wir mit der überbetrieblichen Lehrausbildung abfedern. Unser Ziel ist es, dass im Herbst jede und jeder Jugendliche in Kärnten einen Bildungs-, Ausbildungs- oder Maßnahmenplatz hat. 

Die heimische Wirtschaft wird mit finanziellen Mitteln von Bund und Ländern gestützt. Sind die Kärntner Betrieb zufrieden mit den Massnahmen?

Es ist richtig, dass Geld in die Hand genommen wird. Dort, wo es in der Umsetzung gehakt hat – etwa bei den Garantieerfordernissen für Kredite – hörte der Bund mitunter auch auf die Verbesserungsvorschläge der Länder. Wir hören aber von sehr, sehr vielen Unternehmerinnen und Unternehmern, dass bei ihnen keine Unterstützungen ankommen. Dazu zählen etwa Betriebe, die in den Vorjahren viel investiert haben, Betriebe, die gerade ein Sanierungsverfahren abwickeln, Betriebe, die erst vor kurzem gegründet worden sind.  Der Zugang zum Fixkostenzuschuss muss unbürokratischer werden, mit weniger Einschränkungen. Und dann warte ich natürlich auf die Präsentation des großen Arbeitsmarktpakets der Regierung. 

Bitte beschreiben Sie kurz, wie Sie die vergangenen Wochen persönlich erlebt haben?

Ich war über einen Zeitraum von vier Wochen vorwiegend im Home Office – am Telefon, am Laptop, in Videokonferenzen, zu jeder Zeit in enger Abstimmung mit meinen Regierungskolleginnen und -kollegen und bestens unterstützt von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Büro wurde personell auf Minimalbetrieb heruntergefahren. Beim Bearbeiten von Akten oder dem Verfassen von Schriftstücken waren die Arbeitsabläufe nicht so viel anders als sonst, aber ein ganz großer Bereich meiner Tätigkeit fiel komplett weg: die direkten Kontakte mit den Menschen. Ich freue mich sehr darauf, wenn dies eines Tages wieder möglich sein wird.  

Frauen sind von der Krise besonders betroffen. Was raten Sie ihnen?

Die Krise hat einmal mehr deutlich gezeigt, was oft leider in den Hintergrund tritt: dass Frauen die überwiegende Mehrheit der Care-Arbeit schultern, und zwar sowohl der bezahlten als auch der unbezahlten. Sie versorgen ihre Familie, ihren Haushalt und ältere Angehörige; im Job kommt die Versorgung von Kunden, von Pflegebedürftigen oder von Kranken dazu.

Im Lockdown wurden sie auch noch zu Systemerhalterinnen, Lehrerinnen, Spielkameradinnen, Brotbäckerinnen, Fitnesstrainerinnen, Masken-Näherinnen, Risikogruppenbeschützerinnen… Und wofür? Für ein paar Runden Applaus und die Versicherung, dass es ja eh „keine Schande“ ist, wenn man sich mal überfordert fühlt und Kinderbetreuung in Anspruch nehmen möchte. Unsere strikte Trennung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Care-Arbeit ist nicht mehr zeitgemäß, das hat diese Krise überdeutlich gezeigt. Für mich ist nun der Zeitpunkt gekommen, um über Grundeinkommensmodelle, wie sie jetzt teilweise schon umgesetzt werden, nachhaltig zu diskutieren.  

Foto: Gernot Gleiss

 

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