Sie hat vor vielen Jahren bei den Wiener Stadtwerken als Lehrling begonnen. Heute ist sie Geschäfstführerin der Wiener Netze.
Sie haben am 1. Juli Ihre neue Position als Geschäftsführerin bei den Wiener Netzen übernommen. Was sind Ihre zentralen Ziele für das kommende Jahr?
Ich bin bei den Wiener Netzen mitten im Prozess der Unternehmensstrategie 2030+ eingestiegen und Kundenorientierung wird in dieser Strategie ganz großgeschrieben: Wir werden etwa unsere Kundenprozesse neugestalten. Außerdem spielt die Digitalisierung im Kundenmanagement, aber auch in unserem Stromnetz eine große Rolle.
Digitale Trafostationen helfen uns z.B., etwaige Störungszeiten weiter zu verkürzen und noch rascher reagieren und schalten zu können. Wir benötigen genaue Messdaten um die Netzstabilität zu halten, auch wenn immer mehr Energie-Verbraucher*innen zu Energie-Erzeuger*innen werden und Strom von Sonne oder Wind einspeisen.
Sie sind für den Kundendienst verantwortlich. Welche Maßnahmen planen Sie, um die Kundenzufriedenheit bei den Wiener Netzen weiter zu verbessern?
Die zeitgemäße Weiterentwicklung des Kundendienstes ist mir ein großes Anliegen. Wir analysieren hier die Prozesse, die hinter unseren Kundendienst-Leistungen stehen und schauen genau hin, wo wir Verbesserungspotentiale erkennen.
Ein Beispiel ist hier der Photovoltaik-Anlagenprozess: Wenn Kund*innen eine Anlage zur Einspeisung bei uns anmelden, muss das Zusammenspiel zwischen dem beauftragten Elektrikerunternehmen und uns sehr gut funktionieren. Hier arbeiten wir daran, dass unsere Kund*innen transparent online abrufen können, wo sich der Prozess gerade befindet und was die nächsten Schritte sind, die getan werden müssen.
Ein weiteres gutes Beispiel ist das Smart Meter-Webportal, auf dem die Kundinnen und Kunden einfach und transparent alle ihre Verbrauchsdaten ablesen und Einspeisedaten abrufen können. Da entwickeln wir uns stetig weiter, in Zusammenarbeit mit Oesterreichs Energie, anderen Verteilnetzbetreibern und unseren Kund*innen.
Wie stellen Sie sicher, dass die Umstellung auf Smart Meter reibungslos verläuft und die Akzeptanz bei den Kundinnen und Kunden weiterwächst?
Mit Ende des Jahres sind in unserem Netzgebiet 95 Prozent der Stromzähler bereits Smart Meter. Damit erfüllen wir die gesetzliche Vorgabe der EU, und das ist ein wichtiger Schritt am Weg in Richtung Energiewende. Außerdem bringt der Smart Meter viele Vorteile für Kund*innen: Ablesetermine entfallen und man hat den eigenen Stromverbrauch ganz aktuell am Folgetag im Blick. So können auch Stromfresser, also ältere Elektrogeräte, die zu viel Energie verbrauchen, leicht entdeckt werden.
Wir haben auf unserem Smart Meter-Webportal alle notwendigen Informationen für unsere Kund*innen übersichtlich zusammengefasst und das wird auch sehr gut angenommen. Die Anzahl der Kund*innen, die sich für eine viertelstündliche Auflistung ihres Stromverbrauchs, also die Opt-In-Variante entscheiden, steigt!
Sie sind eine der wenigen Frauen in einer Führungsposition in der Energiebranche. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Frauen in Führungsrollen, und wie können diese überwunden werden?
Ich glaube, die Herausforderungen an weibliche und männliche Führungskräfte sind die gleichen. Wichtig ist, dass man sich traut, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Wir Frauen sind oft zu kritisch zu uns selbst, da sind die Männer oft selbstbewusster – mein Wunsch ist, dass Frauen hier mutiger werden und sich mehr zutrauen, denn sie haben‘s drauf.
Und ja, dafür, dass es mehr Frauen in Führungspositionen gibt, sollten wir uns alle gemeinsam einsetzen. Es gibt ja schon genügend Studien, dass möglichst diverse Teams die besten Erfolge erzielen. Also ist das auch im Sinne des Unternehmens.
Die Wiener Netze versuchen hier sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten und schon Kinder für Technik zu begeistern: Wir veranstalten jedes Jahr ein großes Familienfest im Technischen Museum Wien, laden die Kinder unserer Mitarbeiter*innen zu einem Kids Day im Sommer zu uns ein. Und Mona Netz, unsere Kinder- und Jugendbotschafterin, zeigt als Role Model, dass Mädchen und Frauen Spaß haben können am Experimentieren, am Forschen und an technischen Details!
Auch für erwachsene Berufs-Umsteigerinnen haben wir ein besonderes Angebot: Im Rahmen des Programms „FiT - Frauen in Handwerk und Technik“ bieten wir eine verkürzte Lehre „Elektrotechnik“ in Kooperation mit dem AMS Wien an. Nach 2 Jahren schließt „frau“ die Ausbildung ab und startet als Netzmonteurin bei den Wiener Netzen durch.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere in der Energie- und Technologiewirtschaft anstreben?
Mein Ratschlag an alle ist: neugierig bleiben und die Chancen ergreifen, die sich auftun! Ich habe vor vielen Jahren bei den Wiener Stadtwerken als Lehrling im Kassenbereich der Remisen begonnen. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass ich einmal als Geschäftsführerin die Wiener Netze leiten werde. Aber ich habe immer an mich geglaubt, mich weitergebildet und meinen Weg gemacht. Also dranbleiben und das Beste geben – der Erfolg kommt dann von allein!
Foto: Wiener Netze/Martin Hoermandinger
The translated version for our international site visitors.
She started as an apprentice at Wiener Stadtwerke many years ago. Today she is managing director of Wiener Netze.
You took up your new position as managing director of Wiener Netze on July 1. What are your main goals for the coming year?
I joined Wiener Netze in the middle of the 2030+ corporate strategy process, and customer orientation is a top priority in this strategy: for example, we will redesign our customer processes. In addition, digitalization plays a major role in customer management, but also in our electricity grid.
Digital transformer stations, for example, help us to further reduce any downtime and to be able to react and switch even faster. We need precise measurement data to maintain grid stability, even though more and more energy consumers are becoming energy producers and feeding in electricity from the sun or wind.
You are responsible for customer service. What measures are you planning to further improve customer satisfaction with the Vienna networks?
The modern development of customer service is very important to me. We are analyzing the processes behind our customer service and looking closely at where we see potential for improvement.
One example is the photovoltaic system process: when customers register a system with us for feed-in, the interaction between the contracted electrician company and us has to work very well. We are working on this so that our customers can transparently access online information about the current status of the process and the next steps that need to be taken.
Another good example is the smart meter web portal, where customers can easily and transparently view all their consumption data and access feed-in data. We are constantly developing this further, in collaboration with Oesterreichs Energie, other distribution system operators and our customers.
How do you ensure that the switch to smart meters goes smoothly and that customer acceptance continues to grow?
By the end of the year, 95 percent of electricity meters in our grid area will already be smart meters. This means that we are meeting the EU's legal requirement, and it is an important step on the road to energy system transformation. Smart meters also offer customers many advantages: there is no need for meter readers and you can see your current electricity consumption the day after it is recorded. This also makes it easy to identify power guzzlers, i.e. older electrical appliances that consume too much energy.
We have clearly summarized all the necessary information for our customers on our smart meter web portal, and it has been very well received. The number of customers opting for a quarter-hourly listing of their electricity consumption, i.e. the opt-in variant, is increasing!
You are one of the few women in a management position in the energy industry. What do you think are the biggest challenges for women in leadership roles, and how can they be overcome?
I believe that the challenges for female and male leaders are the same. It is important to have the courage to take responsibility and make decisions. We women are often too critical of ourselves, whereas men are often more self-confident – I would like to see women become more courageous and have more faith in themselves, because they have what it takes.
And yes, we should all work together to get more women into management positions. There have already been enough studies showing that the most successful teams are those that are as diverse as possible. So it's also in the interest of the company.
Wiener Netze is trying to do a lot of educational work here and get children interested in technology: every year we organize a big family festival at the Vienna Technical Museum, and we invite our employees' children to a Kids Day at our place in the summer. And Mona Netz, our children's and youth ambassador, is a role model who shows that girls and women can enjoy experimenting, researching and technical details!
We also have a special offer for adult career changers: as part of the “FiT - Women in Trade and Technology” program, we offer an abbreviated apprenticeship in electrical engineering in cooperation with the Vienna Employment Service. After two years, you complete the training and start as a grid technician at Wiener Netze.
What advice would you give to young women who want to pursue a career in the energy and technology industry?
My advice to everyone is: stay curious and seize the opportunities that arise! I started at Wiener Stadtwerke many years ago as an apprentice in the cash office of the Remisen. At the time, I had no idea that I would one day be managing Wiener Netze as managing director. But I always believed in myself, continued my education and made my way. So stick with it and give it your best shot – success will come naturally!
Photo: Wiener Netze/Martin Hoermandinger