Die Physikerin und Lektorin an der FH Technikum Wien hat eine Mission: Sie will die Quantenphysik und -information auch Nicht-Physiker verständlich und greifbar machen.

 

Bitte erklären Sie Laien so einfach wie möglich die Quanteninformationstheorie?

Die Quanteninformationstheorie ist eine Brücke zwischen der Welt winziger Teilchen, die wir in der Quantenphysik sehen und der Welt der Mathematik, Information und Computer. Stellen Sie sich vor, Sie haben sehr, sehr kleine Bausteine – so klein, dass sie sich nach den merkwürdigen und oft überraschenden Regeln der Quantenphysik verhalten. Anstatt diese winzigen Bausteine nur zu studieren, fragen wir: Wie können wir sie nutzen, um Information zu speichern oder zu verarbeiten? 

Wann erwachte Ihr Interesse für Quanteninformation und Quanteninformatik?

Ich habe mich vor allem während meines Bachelor-Studiums in Physik an der Universität Wien mit dem Themengebiet beschäftigt. Obwohl ich mich während meines Masterstudiums und meiner Doktoratsstelle stärker auf die experimentelle Quantenoptik konzentrierte – speziell auf ultrakalte Atome und Bose-Einstein Kondensate – hat die Quanteninformatik mich nie wirklich losgelassen. Das Wiedereintauchen in dieses Gebiet während meiner Lehrtätigkeit an der FH Technikum Wien hat meine Begeisterung erneut entfacht.

Wie unterscheidet sich Quanteninformation von klassischer Information?

Die kleinste Einheit der Quanteninformation ist das Qubit. Ein Qubit kann im Gegensatz zum klassischen Bit nicht nur die Werte 0 oder 1 annehmen, sondern auch in beliebigen Überlagerungszuständen aus 0 und 1 sein.

Ein weiteres Phänomen in der Quanteninformation ist die Verschränkung: Zwei (oder mehrere) Qubits können in einem Zustand verschränkt werden, sodass die Messung des Zustands eines Qubits sofort den Zustand des anderen Qubits bestimmt, egal wie weit sie voneinander entfernt sind. Dies widerspricht unserer intuitiven Vorstellung von der Welt und hat keine Entsprechung in der klassischen Informationstheorie. Dieser Zustand der Verschränkung ermöglicht komplexe Informationsverarbeitungsoperationen und Kommunikation, die in einem klassischen System nicht möglich wären.

Welche aktuellen Anwendungen im Bereich der Quanteninformation gibt es, mit welchen dürfen wir noch rechnen?

Zu den aktuellen Anwendungen gehören vor allem das Quantencomputing und die Quantum Key Distribution (QKD), mit welcher kryptographische Schlüssel mithilfe von Quantensystemen verteilt werden, was ein hohes Maß an Sicherheit gegen Abhörversuche bietet.

Darüber hinaus sind Quantensensoren und -metrologie spannende Anwendungsfelder. Mit ihrer Hilfe können Messungen mit einer Präzision durchgeführt werden, die mit herkömmlichen Methoden unerreichbar ist. Zum Beispiel könnten sie genutzt werden, um sehr feine Umweltveränderungen oder kleinste biologische Prozesse zu detektieren.

Wie kann Quantenkommunikation die Art unserer Datensicherung/-verarbeitung verändern?

Wir wissen seit 1994, dass es einen Quantenalgorithmus gibt (den Shor-Algorithmus), der Primfaktoren großer Zahlen viel effizienter als klassische Computer finden kann. Aktuell verwendete Verschlüsselungsmethoden wie beispielsweise die RSA-Verschlüsselung basieren darauf, dass klassische Supercomputer Rechenzeiten von Jahrtausenden benötigen würden, um die Primfaktoren der verwendeten kryptographischen Schlüssel zu finden und sie damit zu knacken. Schätzungen gehen davon aus, dass es bereits in zehn Jahren Quantencomputer geben könnte, die leistungsstark genug sind, um RSA-verschlüsselte Nachrichten zu entschlüsseln.

Quanten-Key-Distribution (QKD) wäre eine Lösung bzw. ein neues Verschlüsselungsverfahren, für die es (noch) keine Quanten-Algorithmen gibt, die effizient entschlüsseln können.

Welche Forschungsbereiche im Bereich der Quanteninformation sind für Sie besonders spannend?

Für mich sind aktuell vor allem die didaktischen Herausforderungen im Bereich der Quanteninformation faszinierend. Das bedeutet, es geht mir darum, Konzepte der Quantenphysik und -information verständlich und greifbar für Nicht-Physiker*innen zu machen. Das Feld der Quantentechnologien wächst und entwickelt sich rasant und es wird immer wichtiger, dass nicht nur Fachleute, sondern auch die breite Öffentlichkeit, Politiker*innen, Unternehmer*innen und Studierende anderer Disziplinen zumindest grundlegende Konzepte verstehen können. 

Welche gesellschaftlichen Fragen sehen Sie in Bezug auf Quanteninformation?

Die Entwicklung im Bereich der Quanteninformation bringt wichtige gesellschaftliche Fragen mit sich. Die Datensicherheit steht an vorderster Front, da viele aktuelle Verschlüsselungsstandards durch Quantencomputer gefährdet sein könnten. Dabei wird die Frage, wer in der Lage ist, rechtzeitig auf neue Technologien umzusteigen und wer Zugang zu der immensen Rechenleistung von Quantencomputern hat, von zentraler Bedeutung sein. Weiterhin müssen wir überlegen, für welche Anwendungen diese Rechenleistung genutzt wird und wie diese Technologien den Arbeitsmarkt und unsere Bildungssysteme beeinflussen. Schließlich wird auch die Regulierung und ethische Kontrolle von Quantentechnologien zu einer zentralen Debatte führen.

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sind besonders wichtig, um in diesem Gebiet erfolgreich zu sein?

Eine gewisse Affinität zu Mathematik oder Physik ist sicher hilfreich.  

Womit beschäftigen Sie sich besonders gerne, wenn es einmal nicht um Quanteninformation geht?

Zur Zeit vor allem mit meinen Kindern und deren Interessen, also Pokemon, diversen (magischen) Tieren und Fabelwesen, glitzernden Einhörnern, Drachen, Prinzessinnen und Rittern.

Zur Person

  • FH Technikum Wien Juli 2022 - heute 

Lektorin Physik, Schwerpunkt Quanteninformation, Quantencomputing und Quantentechnologien

  • FH Technikum Wien August 2020, 2021, 2022 Lektorin Warmup Kurs MATLAB 
  • FH Technikum Wien SoSe 2021 Lektorin Elektrotechnik Grundlagen (im Rahmen des AMS FIT Programms) 
  • TU Wien Mai 2015-Juni 2021 

Projektassistentin (prae doc) in der Arbeitsgruppe ’Atomphysik und Quantenoptik’ bei Prof. Jörg Schmiedmayer
Laborverantwortliche seit Jänner 2018 

  • TU Wien WiSe 2019/20 

Mentorin für Studierende im ersten Studienjahr im Rahmen des Mentoring Programms der Fakultät für Physik 

  • TU Wien 

Betreuung des HeNe-Laser Experiments im Rahmen des PR Quantenphysik 

  • Universität Wien 

Tutorin an der Fakultät für Physik
zur Vorlesung ’Einführung in die Physikalischen Rechenmethoden’ von Prof. Christoph Dellago (Teil der STEOP) 

  • sprungbrett Wien 2011 - 2013 

FIT (Frauen in die Technik) Referentin: Schulbesuche in Wien, NÖ und Bgld. 

Foto: Thomas Astner

Ursula Jakubek ist seit Juni 2021 kaufmännische Vizepräsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, Österreichs führender Organisation zur themenoffenen Förderung der Grundlagenforschung.

 

Warum kluge Köpfe für unser Land so wichtig sind, verrät sie im ABW-Interview.

„Ich habe den FWF vom ersten Tag an als eine hochprofessionelle Organisation kennengelernt mit unglaublich motivierten Mitarbeitern, die für die Wissenschaft brennen. Beeindruckend ist die breite Vielfalt an Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern, die im Bereich der Grundlagenforschung gefördert werden. Auch Wissenschaft aus Österreich muss sich dem weltweiten Wettbewerb stellen, und da spielen immer mehr Forschende – und zu meiner Freude speziell Wissenschaftlerinnen – ganz vorne mit“, so Ursula Jakubek, der es eine besonders große Freude bereitet, jungen wissenschaftlichen Talenten ihren Karrierestart in der Wissenschaft zu ermöglichen und sie ein Stück ihres Weges bis an die Spitze begleiten zu dürfen. Aber auch unter arrivierten Forscherinnen und Forschern sei die scheinbar unendliche Neugierde, mit der sie immer wieder Neues entdecken wollen, beeindruckend. 

Gleichzeitig seien Wissenschaft und Forschung oft mit viel Risiko verbunden, und Scheitern gehöre dazu. „Das Schöne ist, dass sich gerade daraus oft die größten Durchbrüche und Innovationen ergeben. Da nah dran zu sein und diese zukunftsweisenden Projekte auf Schiene gebracht zu haben ist ein enormer Ansporn. Österreich ist nicht unbedingt reich an Rohstoffen, aber wir sind reich an klugen Köpfen und Ideen. Sie werden den zukünftigen Wohlstand und die Entwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Österreich ausmachen“, ist die gebürtige Linzerin überzeugt. 

Wir sind eine Wissenschaftsnation

In den kommenden Jahren will sich Jakubek für die weitere Stärkung der Grundlagenforschung in Österreich einsetzen. Diese sei die beste Versicherung, um die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu meistern. Pionierinnen und Pioniere würden sich dadurch auszeichnen, den ersten Schritt gemacht zu haben.

„In der Grundlagenforschung kommt es genau darauf an, Dinge zu entdecken, die vorher noch niemand entdeckt hat. Davon profitiert die ganze Gesellschaft – bis hin zur nächsten Generation. Denken Sie nur an die Corona-Impfung. Ein Triumph der Wissenschaft, der ohne jahrelange Grundlagenforschung nicht so schnell möglich gewesen wäre“, so die studierte Betriebswirtin, die gerne von „Wission“ spricht, wenn Visionen dank der Wissenschaft möglich werden. Diese würden uns allen zugutekommen. „Wir brauchen visionäre Erkenntnisse aber auch, um Herausforderungen wie Klimakrise, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung besser begegnen zu können. Und es gilt, das gewonnene Vertrauen in Wissenschaft und Forschung zu fördern und den enormen Stellenwert zu erkennen. Österreich ist nicht nur eine Kultur- und Sportnation, wir sind auch eine Wissenschaftsnation.“ 

Zur Person

Vor ihrem Wechsel zum FWF leitete Ursula Jakubek fünf Jahre lang die Bereiche Finanzen und Personal bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, davor war sie Prokuristin und Global Head of Finance & Accounting der Speech Processing Solutions GmbH und lange Jahre bei Philips Austria tätig. Die gebürtige Linzerin studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Foto: Daniel Novotny

Die Neurowissenschafterin gehört seit September zum Managementteam des Institute of Science and Technology Austria und verrät im ABW-Interview, warum das Forschungszentrum neue Zielgruppen ansprechen möchte.

 

„Ich bin froh, dass das IST Austria sich entschlossen hat, sein Engagement für Science Education zu stärken. Die ersten Monate dienen der strategischen Orientierung – zunächst gilt es, sich mit wichtigen Stakeholdern zu vernetzen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Mit manchen Ideen konnten wir auch schon in die Umsetzung gehen, zum Beispiel mit einer neuen Fortbildungsreihe für Lehrende. Das macht Freude“, erzählt Gaia Novarino über ihre neue Aufgabe als Vizepräsidentin.

In ihrer Haupttätigkeit als Professorin am IST Austria leitet die Wissenschaftlerin eine Forschungsgruppe zu genetischen Einflussfaktoren von Autismus. „Wir hoffen, darauf aufbauend personalisierte Medikamente für schwere Formen von Autismus entwickeln zu können, deswegen bin ich auch einem Start-up involviert. Seit kurzem verfolge ich in meiner neuen Rolle als Vizepräsidenten unseres Instituts für Science Education das Ziel, naturwissenschaftliche Bildung in Österreich zu verbessern und zugänglicher zu machen“, so Novarino, die als Wissenschaftlerin vor allem der einzigartigen Möglichkeit angetan ist, das Unbekannte zu erforschen und grundlegende Mechanismen aufzudecken, nach denen unser Gehirn funktioniert.

„Ich betrachte dies als ein unglaubliches Privileg. Ich hatte wirklich das Glück, die Ausbildung zu erhalten, die mir dies ermöglichte. Zwar muss nicht jeder diesen Weg einschlagen, aber jeder sollte die Möglichkeit dazu haben. Darüber hinaus ist die Wissenschaft in unserem täglichen Leben allgegenwärtig. Kritisches Denken und wissenschaftliches Grundverständnis sind eine Schlüsselkompetenz, um sich in der Welt zu orientieren, und beispielsweise Pandemien zu verstehen. Dazu muss man wissen: Wie interpretieren wir Daten und einfache Statistiken? Wie wirken Impfstoffe? Wir möchten auch, dass mehr Menschen die wissenschaftliche Erkenntnismethode schätzen lernen“, sagt die mehrfach ausgezeichnete Spitzenforscherin.

Aktivitäten für Schüler und Pädagogen

Ihre Ambitionen für die kommenden Jahre sind groß. „Mit dem Science Education Team am IST Austria planen wir eine wachsende Zahl von Aktivitäten, die auf verschiedene Gruppen, von Pädagogen bis zu Schülern zugeschnitten sind. Wir denken, dass das IST Austria in ein paar Jahren nicht nur als exzellentes Forschungsinstitut, sondern auch als Drehscheibe für wissenschaftliche Bildung anerkannt sein kann. Wenn wir ein bisschen träumen dürfen, dann wünschen wir uns in ein paar Jahren, dass es Menschen gibt, die in ihrem Leben andere Entscheidungen treffen, weil sie Zugang zu einer besseren Ausbildung hatten.“

Ihre Wunschliste für das 2022 ist lang: „Zunächst einmal gilt es, unser Team auszubauen und zu etablieren, und dann wollen wir natürlich auch mit Experten im Bildungsbereich in Kontakt treten und uns ein besseres Bild davon machen, was benötigt wird und wie wir helfen können. Und dann ab an die Arbeit!“

Foto: IST Austria

Eine Katastrophe jagt gefühlt die nächste, der Klimawandel schlägt immer stärker durch, Ressourcenknappheit sorgt für neue Konflikte, kurz: Die Welt scheint nicht mehr zu retten zu sein. Oder doch? 

 

ABW hat darüber mit der Experimentalphysikerin und Autorin Prof. DI Dr. Ille C. Gebeshuber gesprochen.

In welchen Bereichen liegen Ihre Forschungsschwerpunkte?

Ich bin Experimentalphysikerin mit den Schwerpunkten Bionik und Nanotechnologie an der Technischen Universität Wien. Als Bionikerin lerne ich von der belebten Natur, wie wir bessere Technologien herstellen können, die dem Menschen und der Umwelt nicht schaden. Die Nanotechnologie, also die Technologie des sehr Kleinen, ist auch in der Bionik von fundamentaler Bedeutung, da viele der beeindruckenden Funktionalitäten, die wir in der belebten Natur haben, auf nanoskaligen Phänomenen beruhen und in die Technik übertragen werden können. Aber was ist eigentlich klein? Die Größenordnung, in der wir arbeiten, ist der Nanometer. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter

Darunter kann man sich schwer etwas vorstellen, aber der Durchmesser eines menschlichen Haares beträgt ungefähr 100.000 Nanometer; im Bereich von wenigen Nanometern sehen wir schon einzelne Moleküle. Nun haben zum Beispiel die Flügel von einigen Zikadenarten eine speziell geformte Oberfläche, die wie das Nagelbett eines Fakirs aussieht. Allerdings sind die einzelnen Nägel nur einige hundert Nanometer hoch. Wir untersuchen gerade, wie Abdrücke dieser Oberflächen rein mechanisch, also ohne potentiell giftige Chemikalien, es schaffen, Bakterien und vielleicht sogar Viren unschädlich zu machen. In diesem unvorstellbar kleinen Bereich tut sich also sehr viel, und die Ausnutzung dieses Phänomens kann langfristig sogar zu neuen keimfreien Oberflächen für die Medizintechnik führen. 

Haben wir, sollte die bisherige Lebensweise der Menschheit beibehalten werden, überhaupt eine Zukunft?

Es gibt immer eine Zukunft. Und auch die bisherige Lebensweise der Menschheit muss nicht unbedingt zu einer sofortigen Katastrophe führen. Allerdings liegt es in unserer Hand, ob die Zukunft, die wir uns erträumen, nur noch für einige wenige Realität wird, oder ob wir möglichst vielen den Lebensstandard bieten, den unsere Gesellschaft im Idealfall bieten könnte. Und um letzteres zu erreichen bedarf es eines Umdenkens. Es geht hier nicht darum, dass die Reichen arm werden, sondern darum, dass die Armen reich werden, und die Reichen reicher. 

Mit Sonja Sheikh übernimmt erstmals eine Frau die Geschäfte des Forschungsnetzwerks ACR.

 

Sie kennt daher nicht nur das ACR-Netzwerk von innen, sondern ist auch bestens vertraut mit der FTI-Landschaft in Österreich. Sonja Sheikh studierte Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen in Deutschland, wo sie auch als wissenschaftliche Tutorin am Institut für Statistik und Ökonometrie tätig war und promovierte im Jahr 1999 im Bereich Volkswirtschaftstheorie und -politik an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Von der zweiten in die erste Reihe

Nach über 20 Jahren bei der KMU Forschung Austria entschied Sonja Sheikh im Sommer 2018, sich beruflich zu verändern und von der zweiten in die erste Reihe zu wechseln. „Reizvoll war dabei für mich die Möglichkeit, meine bisher erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen über das österreichische FTI-System optimal in meine neue Tätigkeit einbringen zu können und damit – gemeinsam mit einem tollen Team – zur zukünftigen Gestaltung der Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten von 18 ACR-Instituten mit insgesamt knapp 800 Mitarbeitenden beizutragen“, sagt Sheikh.

Dr. Karin Garber leitet das Vienna Open Lab, ein Mitmachlabor im 3. Wiener Gemeindebezirk.Betrieben wird das Labor vom Verein „Open Science-Lebenswissenschaften im Dialog“ für den Garber als Geschäftsführerin tätig ist. 

 

„Mein Arbeitsalltag umfasst also vor allem Managementtätigkeiten, aber auch die Entwicklung neuer Praktika und Experimentierangebote. Dabei profitiere ich besonders vom Forschungsumfeld hier am Vienna BioCenter. Denn obwohl meine Arbeit vor allem organisatorische sowie strategische Tätigkeiten umfasst, muss ich auch über aktuelle Forschungsthemen und Methoden Bescheid wissen“, so Dr. Garber, die sich von Kindheit an für alle Vorgängen in der Natur interessiert.

„Wenn man sich bewusst macht, wie viele Dinge im menschlichen Körper rund um die Uhr ablaufen, so ist das unheimlich faszinierend. Wir nehmen das ganz selbstverständlich hin und merken meist erst wenn wir krank werden, wenn also etwas plötzlich aus dem Ruder läuft, was unser Körper leistet. Ich wollte schon früh wissen, wie das alles genau funktioniert und Biologie zählte in der Schule zu meinen Lieblingsfächern. In der Unterstufe wollte ich noch Medizin studieren, doch dann bekam unsere Klasse eine neue Biologielehrerin, die zuvor in der Forschung gearbeitet hatte. Sie hat mein Interesse an einem Genetik-Studium geweckt.“ Nach dem Studium absolvierte sie einen postgradualen Lehrgang für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Für die Wissenschaftsvermittlung eine optimale Kombination. „Es gab zum damaligen Zeitpunkt nur sehr wenige Personen, die diese beiden Qualifikationen gemeinsam vorweisen konnten. Wenn man in der Wissenschaftsvermittlung tätig sein will, gibt es auch heute noch keine dezidierte Ausbildung dafür in Österreich“, so Garber. Interessierte müssten sich quasi aus einzelnen Versatzstücken selbst ihr optimales Ausbildungsprofil zusammenstellen.

Deshalb biete sie an der Universität Wien beispielsweise zwei Lehrveranstaltungen für Naturwissenschaftler an – eine zum Thema Wissenschaftskommunikation und eine zum Thema Projektmanagement. Diese sollen einen ersten Einblick in die beiden Tätigkeitsfelder geben, seien aber nicht mit einer umfassenden Ausbildung zur Wissenschaftskommunikatorin oder zum Wissenschaftskommunikator zu vergleichen. „Eine praxisorientierte Ausbildung in diesem Bereich wäre in Österreich jedenfalls begrüßenswert“, meint Dr. Karin Garber. 

Der Glaube an das eigene Können

Um mehr Frauen für Technik und Forschung zu begeistern, sollte die Interessensförderung möglichst früh ansetzen. Kinder seien von Natur aus neugierig und entdecken und erforschen ihre Umwelt. Dieser Forschungsdrang müsse mit entsprechenden Angeboten – wie sie beispielsweise das Vienna Open Lab bietet – aufrechterhalten und gefördert werden. Ganz wichtig für die Interessensbildung – und damit für die spätere Berufswahl – sei auch das Fähigkeitsselbstkonzept, also der Glaube an das eigene Können. „Wenn ein Mädchen permanent zu hören bekommt, dass Buben sich bei technischen Dingen besser auskennen, wird es irgendwann einmal selbst daran glauben. Bei uns zu Hause hat beispielsweise meine Mutter alles repariert, ich habe also vorgelebt bekommen, dass auch Frauen technisch versiert sind. Viele Berufsbilder sind in der Öffentlichkeit wenig präsent und die Schüler können sich nur schwer vorstellen welche diversen Berufsbilder nach der Absolvierung eines bestimmten Studiums verfolgt werden können.“ Im Bereich der Molekularbiologie gäbe es allerdings ohnehin mehr weibliche als männliche Studierende, die Begeisterung für dieses Berufsfeld sei demnach bereits vorhanden. Allerdings verschiebe sich das Verhältnis in den oberen Positionen wieder und hier gelte es die Vereinbarkeit von Kind und Beruf – für beide Geschlechter –möglich zu machen. 

Österreichs erfolgreichstes Mitmachlabor

Sehr stolz ist Dr. Karin Garber auf die tolle Entwicklung des Vienna Open Labs und das Team, das diesen Erfolg zu verantworten hat. Garber hatte das Glück, von Anfang an mit dabei sein zu dürfen. Begonnen hat das engagierte Projekt Ende 2004 in einem kleinen Kellerlabor am Institut für Strukturbiologie, in dem sporadisch Kurse für Schulklassen angeboten wurden.

„Parallel dazu bemühten wir uns um die Finanzierung, um das Ganze auf eine professionellere Stufe zu heben was mit der Übersiedlung an das Institut für Molekulare Biotechnologie und der offiziellen Eröffnung des Labors 2006 auch gelungen ist“, erinnert sich Garber. Der zur Verfügung stehende Laborraum für 20 Personen war bald voll ausgelastet und so galt es wieder Gelder für die Erweiterung aufzustellen. 2013 wurde expandiert und neben dem ersten, ein zweites Labor errichtet. Mittlerweile besuchen über 13.500 junge Menschen jährlich die angebotenen Praktika. Damit ist das Vienna Open Lab nicht nur das erfolgreichste Mitmachlabor Österreichs, sondern kann auch mit den größten deutschen Mitmachlaboren mehr als mithalten. Dr. Garber, die ihre naturwissenschaftliche Ausbildung nicht verleugnen kann, arbeitet klar und strukturiert. Wichtig ist ihr auch ein hohes Maß an Transparenz. Entscheidungen müssen begründbar und für alle Beteiligten nachvollziehbar sein. Das Feedback und die Erfahrungen des Teams fließen daher in ihre Planung mit ein. Für die Leitung ihres Teams, aber auch im Zusammenhang mit den Besucherinnen, sei außerdem das Gespür für andere Menschen und deren Bedürfnisse wichtig.

Die Freude der Kinder als Ansporn

An ihrer Tätigkeit schätzt Karin Garber die Abwechslung und den Umstand, dass Ergebnisse häufig direkt beobachtbar sind. „Wenn wir beispielsweise einen neuen Kurs entwickeln und man sieht, mit welcher Freude sich die Tutoren an die Vermittlungsarbeit machen, beziehungsweise wie gut die Inhalte von den Besuchern angenommen werden. Meine Bürotür ist aus Glas und ich beobachte regelmäßig, wie Besucher freudestrahlendes das Labor verlassen und höre, wie Kinder begeistert Ihren Eltern vom Praktikum berichten. Es freut mich auch, dass ich neben den vielen organisatorischen Aufgaben noch Zeit habe an den Experimenten mit zu tüfteln und bei Konferenzen oder im Austausch mit Wissenschaftlern Neues zu lernen – da kommt dann wieder mein kindlicher Entdeckungsdrang durch. All das führt dazu, dass ich auch nach fast 15 Jahren im Geschäft noch jeden Tag gerne zur Arbeit gehe. Und was empfiehlt sie jungen Frauen, die sich für Forschung interessieren? „Wenn das Interesse im Bereich der Lebenswissenschaften liegt, lade ich sie ein, bei uns in Vienna Open Lab vorbeizuschauen und einen Kurs zu besuchen. Hier haben sie die Gelegenheit kurz in das Arbeitsfeld hinein zu schnuppern und wissenschaftliche Arbeitsweisen kennen zu lernen. Danach können Sie vielleicht besser abschätzen, ob sie eine Karriere als Forscherin oder als Wissenschaftler anstreben sollen.“

Foto: Vienna Open Lab

 

 

 

Sie studierte Telematik an der TU Graz, forscht und gibt ihr Wissen an Studenten weiter. Ein ABW-Interview mit der Wissenschafterin und Mutter einer kleinen Tochter Theresa Rienmüller.

 

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich arbeite als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Health Care Engineering mit Europaprüfstelle für Medizinprodukte. Die Biomedizinische Technik stellt ganz allgemein eine Schnittstelle zwischen Medizin, Biologie und Technik dar. Wir befassen uns mit der Analyse, Modellierung und Simulation biophysikalischer und biomedizinischer Prozesse. Meine Aufgaben umfassen im Wesentlichen die drei Bereiche Lehre, Forschung und Administration.

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