Interviews

Als Chief People Officer der Mondi Group verantwortet sie die strategische Führung und Weiterentwicklung des Bereiches Human Resources für das internationale Verpackungs- und Papierunternehmen mit 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 

 

„Als CPO eines Unternehmens mit Mitarbeitern in 30 Ländern weltweit, ist es eine spannende Herausforderung, die HR-Strategie so zu gestalten, dass sie sowohl global ausgerichtet als auch lokal relevant ist. Unterschiedliche Kulturen, Arbeitsweisen und rechtliche Rahmenbedingungen erfordern eine Balance zwischen globalen Standards und lokal angepassten Lösungen“, sagt Marita Erler. 

Ihr Fokus liegt dabei auf drei Schwerpunkten: Die gezielte Weiterentwicklung des Performance Managements und der Talententwicklung, um die Prozesse klar, einfach und effektiv zu gestalten. „Am Ende des Tages zählt nicht, wie viele Stunden an Entwicklungsmaßnahmen umgesetzt wurden, sondern wie viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch gezielte Investitionen in ihre Entwicklung den nächsten Karriereschritt erreicht oder neue Fähigkeiten erworben haben, um zukünftige Herausforderungen erfolgreich zu meistern.“

Ein weiterer Schwerpunkt ist die effektive Nachfolgeplanung. „In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir die richtigen Personen nicht nur aufgrund ihrer Ergebnisse, sondern auch aufgrund der Art und Weise, wie sie diese Ergebnisse erzielen, fördern. Die Glaubwürdigkeit unserer Organisation steht und fällt mit dem Verhalten unserer Führungskräfte. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur auf die Ergebnisse schauen, sondern auch darauf, wie sie erreicht wurden. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Kernprozesse der Personalarbeit reibungslos funktionieren und klare Standards gesetzt werden. Dies ist entscheidend, um Fairness und Gleichberechtigung zu gewährleisten und die Automatisierung von Prozessen zu ermöglichen. „Wir werden uns in Zukunft auch verstärkt mit agilen KI-Lösungen beschäftigen, die uns helfen, die Prozesse weiter zu vereinfachen und effizienter zu gestalten“, so Erler.

Weiterentwicklung der globalen HR-Strategie

Die Weiterentwicklung der globalen HR-Strategie erfordert ein tiefes Verständnis der lokalen Bedürfnisse und eine enge Zusammenarbeit mit den regionalen HR-Teams. „Es geht darum, eine Balance zwischen zentraler Steuerung und lokaler Flexibilität zu finden. Ein Beispiel dafür ist unser Ansatz im Bereich Talent Management, bei dem wir sowohl globale Entwicklungsprogramme als auch regionale Initiativen anbieten, um den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Märkte gerecht zu werden“, sagt die Top-Managerin, für die HR das Business mit den Menschen verbindet. 

HR müsse die Rolle des Vermittlers beherrschen und sowohl die Interessen des Unternehmens als auch die der Mitarbeiter vertreten können. „Was ich besonders schätze, ist die Möglichkeit, durch effektive Personalstrategien und -prozesse sowohl das Business nachhaltig zu stärken als auch eine Kultur zu fördern, in der sich Mitarbeiter entfalten und ihr volles Potenzial ausschöpfen können.“

Marita Erlers Arbeitsweise ist geprägt von Werten wie Integrität, Transparenz und einer tiefen Überzeugung für Inklusion und Vielfalt. „Ich lege großen Wert auf greifbare Ergebnisse. Gleichzeitig achte ich darauf, dass die Grundlagen stimmen und Prozesse einfach, effizient und für alle Mitarbeiter nachvollziehbar sind. Mein Mindset lässt sich auf einige klare Grundsätze reduzieren: Taten sprechen lauter als Worte - es geht darum, Dinge umzusetzen und nicht nur darüber zu reden. Der Fokus liegt immer auf klaren Zielen und Ergebnissen. Es begeistert mich, leistungsstarke und kollaborative Teams zu entwickeln, die nicht nur das 'Was', sondern auch das 'Wie' beherrschen. Besonders motiviert es mich, Menschen zusammenzubringen, die neugierig und wissbegierig sind und gemeinsam wachsen wollen. Der Prozess, ein Umfeld zu schaffen, in dem Talente ihre Stärken entfalten und sich kontinuierlich weiterentwickeln können, macht mir eine große Freude und treibt mich an. Ich empfinde es als großes Privileg für und mit unseren Teams aus so vielen verschiedenen Kulturen zu arbeiten. In einem Unternehmen, das sich den großen globalen Nachhaltigkeitsherausforderungen stellt und Papier- und Verpackungslösungen herstellt, die darauf ausgerichtet sind, Abfälle zu minimieren und Ressourceneffizienz als Teil einer echten Kreislaufwirtschaft maximiert.“

Zur Person

Die gebürtige Tirolerinbringt umfassende globale Konzern- und Führungserfahrung mit. Nach ihrem Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und einigen Jahren in der Beratung, startete Erler eine beeindruckende internationale Karriere bei General Electric, wo sie ab 2002 leitende HR- Positionen bekleidete und seit 2017 die Position einer Executive VP HR für den Geschäftsbereich Steam Power innehatte. 

Foto: Mondi

Seit Anfang des Jahres ist die Top-Managerin im Vorstandsteam der Palfinger AG für Personal und Recht verantwortlich.

 

Sie haben Anfang des Jahres im Vorstandsteam der Palfinger AG die Agenden Personal und Recht übernommen. Was schätzen Sie an dieser neuen Herausforderung?

Die Funktion als Palfinger CHRO ist für mich ein Tripple Jackpot: ein international erfolgreiches Technologieunternehmen, HR und Recht auf Vorstandsebene, wo ich viel bewegen kann, und on top die Rückkehr nach Österreich. In den ersten Monaten habe ich bereits viele unserer Standorte rund um den Globus besucht – das Engagement und der Stolz unserer Teams haben mich sehr beeindruckt. Sie stehen voll hinter dem Unternehmen und seinen Produkten – das ist eine super Basis. Ich habe jetzt die Aufgaben, den Personalbereich noch strategischer auszurichten, an der Unternehmenskultur zu arbeiten und damit den zukünftigen Erfolg zu sichern. Für mich der beste Job der Welt!

In Ihrer neuen Rolle sind Sie für die strategische Ausrichtung und Positionierung von Palfinger auf einem zunehmend anspruchsvollen Arbeitsmarkt verantwortlich. Wie wollen Sie das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber positionieren?

Besonders in Österreich sind Palfinger Produkte bekannt, man weiß, wie ein Palfinger Ladekran aussieht. Um die Arbeitgebermarke weiter zu stärken, werden wir noch stärker aufzeigen, welche attraktiven und vor allem auch internationale Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten es bei uns gibt, und wie wir die fachliche und persönliche Weiterentwicklung unseres Teams fördern. Unsere moderne Unternehmenskultur weiter zu entwickeln und nach intern und extern, national und international zu kommunizieren, wird einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch einnehmen.

Ein zentraler Ansatz ist, dass wir uns direkt an junge Menschen, an Kinder und Jugendliche und besonders an Mädchen und junge Frauen wenden. Konkret setzen wir etwa auf die Unterstützung von MINT Initiativen oder treten aktiv mit Schulen, Universitäten und Fachhochschulen in Kontakt, um früh die Begeisterung für Technik zu wecken und uns als Unternehmen zu positionieren. Wir wollen ganz klar zeigen: Bei Palfinger könnt ihr euch erfolgreich entwickeln und auch international Karriere machen. 

Sie haben eine beeindruckende Karriere mit Stationen bei renommierten Unternehmen wie Magna, Jenoptik und der Danaher Gruppe hinter sich. Welche Erfahrungen aus diesen Positionen sind für Ihre Aufgabe bei Palfinger besonders wertvoll?

Mein Karriereweg ist stark durch amerikanische Eigentümerverhältnisse geprägt. In der amerikanischen Unternehmenskultur zählt in erster Linie Leistung. Alter, Geschlecht und Herkunft sind nebensächlich. Diesen Fokus auf Performance und Umsetzungsstärke schätze und lebe ich auch. Zudem hatte ich früh einen guten Mentor und das klare Ziel globale Verantwortung zu übernehmen. In internationalen Unternehmen, die diverse Teams fördern und sich durch eine direkte Feedbackkultur auszeichnen, konnte ich immer den besten Beitrag leisten und hatte auch selbst am meisten Spaß an der Arbeit. Eine moderne und offene Unternehmenskultur und eine High Performance Ausrichtung (klare Ziele, direkte Kommunikation, schlanke Strukturen) bedingen einander, um nachhaltig für die Zukunft gerüstet zu sein. 

Wie hat Ihre internationale Erfahrung in Österreich, Deutschland, Großbritannien und Frankreich Ihre Sichtweise auf HR-Themen und Unternehmensführung geprägt? Inwiefern fließen diese internationalen Perspektiven in Ihre Arbeit bei Palfinger ein?

Die Unternehmenskultur im deutschsprachigen Raum ist eher konfliktscheu. Konflikte werden nicht direkt angesprochen und das ist lähmend. Insofern sehe ich auch meine Rolle darin, einen Rahmen zu schaffen, in dem alle ihre bestmögliche Performance abliefern können und auch wollen. Und darin, eine Kultur zu schaffen, in der Probleme zielführend ausdiskutiert oder sogar ausgestritten werden können. Die klassischen Rollenbilder sind in Großbritannien und Frankreich moderner als im deutschsprachigen Raum. Beim Verkünden meiner Schwangerschaft wurde ich von den deutschen Kollegen verabschiedet und von den englischen beglückwünscht. Was überall wichtig ist, ist das Netzwerken. Das habe ich am Anfang unterschätzt – heute setze ich das sehr viel gezielter und strategischer um. 

Welche zentralen HR-Themen und Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Industrie, insbesondere für ein globales Unternehmen wie Palfinger?

Eine zentrale Herausforderung in unserer volatilen Welt ist die proaktive permanente Verbesserung von Strukturen und Prozessen. Stillstand gibt es nicht mehr. HR muss ein Treiber sein für dieses proaktive Veränderungsmanagement. Wir erleben laufend Veränderungen und eine Organisation muss resilient und positiv damit umgehen. HR hat dabei eine Schlüssel- und Vorbildfunktion.

Und natürlich ist Digitalisierung auch für HR ein großes Thema. Mit KI-Anwendungen stehen uns künftig viele neue Möglichkeiten offen. Wir testen da gerade einiges, etwa im Bereich von Trainings oder persönlichen Weiterentwicklungsprogrammen. 

Wie definieren Sie eine erfolgreiche HR-Strategie und welche Rolle spielen dabei Themen wie Diversity, Inklusion und Mitarbeiterentwicklung?

Eine HR-Strategie ist dann gut, wenn sie an Businesszielen orientiert ist und somit eine Organisation erfolgreicher, leistungsfähiger und zukunftsfähiger macht. Die Aufgaben meines Teams sind, Talente anzuziehen, unser Team ans Unternehmen zu binden, weiterzubilden und eine Unternehmenskultur zu fördern, in der jeder und jede die beste persönliche Leistung liefert und sich weiterentwickeln kann.

Ich bin eine große Befürworterin von Diversität in all ihren Dimensionen. Wir optimieren dahingehend aktuell auch unsere Recruiting Policy. Bei Ausschreibungen für Management-Funktionen wird es ein Muss, dass HR für mehr internationale Diversität oder einen höheren Frauenanteil bei den Kandidatinnen und Kandidaten sorgt. Diversität ist am Ende des Tages ein betriebswirtschaftliches Thema. Diversere Teams sind nachweislich erfolgreicher und wir können uns nicht leisten, das zu ignorieren.

Wie möchten Sie bei Palfinger sicherstellen, dass die Mitarbeiter kontinuierlich gefördert und weiterentwickelt werden?

Wir legen sehr viel Wert auf eine lernende Unternehmenskultur. Mit dem Palfinger Campus in Lengau haben wir 2023 ein hochmodernes Aus- und Weiterbildungszentrum eröffnet, der Raum für fachliche und persönliche Weiterentwicklung für unser Team bietet. Rund vier Mio. Euro wurden in den neuen Campus investiert – eine Investition in die Zukunft, weil wir wissen, dass persönliche Möglichkeiten, Karrierechancen und Weiterbildung ganz zentral sind, um hochqualifizierte Arbeitskräfte zu finden und zu halten. 

In Ihrer bisherigen Karriere haben Sie umfangreiche Führungserfahrung gesammelt. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Unkompliziert. Klar. Direkt, aber herzlich. Mir persönlich ist Fairness extrem wichtig. Bei Fairness mache ich keine Kompromisse. 

Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen auf dem heutigen Arbeitsmarkt. Wie planen Sie, dieses Problem bei Palfinger anzugehen, insbesondere in den Bereichen Technik und Ingenieurwesen?

Fachkräftemangel ist natürlich ein Thema für uns. Gerade in den Bereichen, die mit Softwareentwicklung und IT zu tun haben. Wir setzen da proaktiv an, in dem wir ganz gezielt und umfassend aus- und weiterbilden. Wir sehen uns als Teil der Wissensökonomie und unsere Aus- und Weiterbildungsangebote können sich sehen lassen. Zum Beispiel unser PALFINGER Campus in Lengau, unser globales Aus- und Weiterbildungszentrum. Dort und auch an weiteren Standorten in ganz Europa, in Nordamerika und China schaffen wir die besten Qualifizierungsmöglichkeiten. In Lengau bilden wir 145 Lehrlinge in 18 verschiedenen Berufsbildern aus – übrigens mit einer Frauenquote von 25 Prozent in den technischen Berufen. Bis 2027 wollen wir allein in Europa mehr als 500 Lehrlinge ausbilden. Als Unternehmen tragen wir bei, was möglich ist. Gleichzeitig brauchen wir einen gesellschaftlichen und politischen Rahmen, der dieses Problem aktiv adressiert.

Foto: Palfinger/Peter Rigaud 

Die bekannte Influencerin und Bloggerin – auch als HR Passionista bekannt – ist Initiatorin von Austria’s Top HR Influencer*innen.

 

Im Rahmen einer großen Veranstaltung werden am 17. Oktober die diesjährigen Awards vergeben. ABW sprach mit der Expertin über die derzeit wichtigsten HR-Themen.

Wie beeinflussen aktuelle Trends wie KI und Automatisierung die zukünftige Gestaltung von HR-Prozessen, insbesondere in den Bereichen Talentmanagement und Recruiting?

In Europa wird KI derzeit am häufigsten in folgenden Bereichen der Personalbeschaffung eingesetzt: Erstellen von Stellenbeschreibungen, Platzieren von Stellenanzeigen in sozialen Medien und auf Karrierewebsites, Abgleich von Bewerbungsschreiben und Anforderungsprofilen, Verwaltung und Analyse von Bewerbungsvideos sowie Testverfahren (Anm.: Assessments).

Warum ist das so? Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel erfordern neue Wege im Recruiting. Der Einsatz von KI im Recruiting revolutioniert den Bewerbungsprozess in vielen Unternehmen, indem er den Arbeitsaufwand in den Personalabteilungen enorm reduziert und so für optimierte Auswahlverfahren sorgt.

Wie bei allen Technologien gibt es jedoch auch hier Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Die EU hat daher eine einheitliche Richtlinie entwickelt, den sogenannten AI-Act. Diese Richtlinie ist gerade in Kraft getreten und legt fest, wie KI in Zukunft eingesetzt werden darf. Was bei all dem KI-Hype nicht vergessen werden darf: Diese Systeme lernen von uns Menschen. KI lernt von unserem Verhalten und solange es soziale Ungleichheiten gibt, lernt KI diese zu berücksichtigen und bezieht sie ungefiltert in ihre Bewertungskriterien mit ein.  Einige Fälle - Amazon Facial Recognition System, AMS - haben bereits gezeigt, dass KI zu Diskriminierung führen kann. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und seitens der Entwickler gezielt gegenzusteuern.

Welche Rolle spielt die Employee Experience heute im Vergleich zur traditionellen Mitarbeiterzufriedenheit und wie sollten Unternehmen diese Erkenntnisse in der Praxis umsetzen?

Wir leben in einem ausgeprägten Bewerbermarkt, d.h. die Loyalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber den Unternehmen hat stark abgenommen. Die Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln sind vielfältig geworden. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, sich klar zu positionieren und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Vision zu begeistern. 

Kostenlose Benefits wie Kaffee oder ein Obstkorb reichen längst nicht mehr aus. Es müssen transparente Strategien entwickelt werden, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu binden. Hier gilt es, ein Arbeitgeberversprechen zu etablieren und vorzuleben. Die Sinnfrage beschäftigt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute mehr denn je. Sie braucht eine klare Antwort des Arbeitgebers, um Menschen zu motivieren und langfristig zu binden.

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Diversität und Inklusion ein?

Diversität & Inklusion ist ein Alleinstellungsmerkmal. Bin ich ein Unternehmen, dass D&I fördert, beeinflusst dies die Unternehmenskultur und den wirtschaftlichen Erfolg positiv und nachhaltig: Unterschiedliche Sichtweisen fördern Kreativität und Innovation. Sie haben, bessere und umsichtige Entscheidung zur Folge und verbessern die Mitarbeiterzufriedenheit durch eine inklusive Kultur und eine klare Stärkung der Arbeitgebermarke. 

Diversität & Inklusion geht weit darüber hinaus nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe oder Religion einzustellen, sondern vielmehr darum, unterschiedliche Meinungen zu respektieren und zu berücksichtigen. Weg von Konformität, hin zu Vielfalt.

Welche innovativen Methoden und Tools zur Mitarbeiterbindung haben sich in der jüngsten Zeit als besonders effektiv erwiesen, insbesondere in Zeiten von Remote-Arbeit und hybriden Arbeitsmodellen?

Menschen wollen für das, was sie tun, gesehen und anerkannt werden. Schwierig wird es, wenn in hybriden Arbeitswelten der persönliche Kontakt zu kurz kommt. Deshalb ist es wichtig, Maßnahmen zu entwickeln, die einen regelmäßigen Austausch sicherstellen. Feedback zu geben und die Arbeit des anderen wertzuschätzen, ist sicherlich einer der größten Treiber, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig an ein Unternehmen zu binden. Der Schlüssel dazu liegt in einer wertschätzenden und verantwortungsvollen Kommunikation.

Welche Entwicklungen sehen Sie im Bereich der Weiterbildung und des Upskilling? Wie wichtig sind lebenslanges Lernen und digitale Kompetenzen in der HR-Strategie?

Upskilling bedeutet, sich neue und relevante Kompetenzen anzueignen, die heute und in Zukunft benötigt werden.  Zum Beispiel digitale und/oder analytische „Skills“ zu erlernen, um vernetzt denken zu können und der Informationsflut, der wir ausgesetzt sind, gewachsen zu sein. Es unterstützt Unternehmen dabei, ihre bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so weiterzuentwickeln, dass der so genannte „Skill Gap“ (Anm.: Skill Gap bezeichnet die Lücke zwischen den aktuellen Kenntnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den in Zukunft benötigten Fähigkeiten) nicht noch größer wird. Es ist wichtig zu erkennen, was ich in Zukunft von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern brauche und möchte. Was können sie bereits und was müssen sie noch lernen?

Im Zuge des Fachkräftemangels wird Upskilling immer wichtiger. Andererseits wird es bestimmte Berufe in Zukunft nicht mehr geben, dafür werden neue entstehen. Und hier sehe ich die Unternehmen in der Verantwortung, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so weiterzuentwickeln, dass sie im Unternehmen bleiben können, anstatt Ressourcen „nur“ von außen zu beziehen.

Wie können HR-Teams die Unternehmenskultur in einer zunehmend dezentralen und digitalen Arbeitswelt stärken? Welche Best Practices haben Sie hier identifiziert?

Virtuelles Arbeiten scheitert meist daran, dass man glaubt, als Führungskraft gleich agieren zu können wie im Büro. Das funktioniert leider nicht, Gespräche zwischen Tür und Angel fallen weg und sehr viel zwischenmenschliche Kommunikation findet nicht mehr statt. Das führt auch dazu, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger zugehörig führen und daher leichter abgeworben werden können. Was kann ich also als Führungskraft dazu beitragen? Regelmässige Updates mit meinem Team, über berufliche sowie auch private Themen, Disziplin in der Einhaltung von Terminen und online Kollaboration durch geeignete Tools fördern. Man muss an seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dranbleiben und einen großen Vertrauensvorschuss geben, dass die Dinge passieren, die ausgemacht sind. Doch wenn es eine klare Zielsetzung gibt, kann das sehr einfach überprüft werden. Wenn es nicht passiert, muss es Konsequenzen geben, sonst entwickelt sich ein „Schlendrian” und das ist Gift für jede Zusammenarbeit. Das beste Heilmittel hierfür ist mit gutem Beispiel voran zu geben, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sich Vorgehensweisen von der Führungskraft abschauen – die guten wie die schlechten. 

Es braucht auch eine klare Kommunikationsstrategie! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen wissen, wo sie wann welche Informationen erhalten - damit der Informationsfluss in Gang bleibt und kein Wissen verloren geht. Kommunikation ist der Schlüssel zum Engagement, informierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Regel zufriedener und produktiver. Unzufriedenheit entsteht, wenn bestimmte Themen über den Flurfunk - der auch im Homeoffice wunderbar funktioniert - kommuniziert werden.

Welche Rolle spielt die Analyse von Mitarbeiterdaten und Predictive Analytics bei der Gestaltung von HR-Strategien und -Entscheidungen? Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie dabei?

Die Analyse personenbezogener Daten, um datengestützte und fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist zu einem wichtigen Bestandteil der Personalstrategie geworden. Daten auf diese Weise zu nutzen und mit anderen Unternehmensdaten zu verknüpfen, um Prognosen für die Zukunft zu erstellen, hilft dabei, Entscheidungen wesentlich fundierter zu treffen.

Um Mitarbeiterdaten zielgerichtet und aussagekräftig analysieren zu können, bedarf es eines Systems, das HR-Abteilungen in die Lage versetzt, dies effizient und zeitnah zu tun. Sogenannte KPIs (Key Performance Indicators) sind wichtig, um den Status Quo zu analysieren, Trends zu erkennen und eine Basis für zukünftige Entscheidungen zu bilden. 

Auch hier darf der Faktor Mensch nicht vernachlässigt werden. Am besten ist eine Kombination, dann ist man auf dem sicheren Weg, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden und produktiv bleiben.

Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie im Bereich des agilen HR-Managements? Wie lässt sich Agilität in traditionellen HR-Strukturen umsetzen?

In einer agilen Arbeitswelt herrschen Transparenz, Abgleich und Anpassung vor, d.h. Ziele werden auf allen Ebenen im Unternehmen offen kommuniziert. Sie werden gemeinsam abgestimmt, gemessen und bei Bedarf angepasst. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis für eine solche Zusammenarbeit. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der regelmäßige Austausch. 

Wie sieht das in der Praxis aus? In der Vergangenheit habe ich zum Beispiel mit meinem Team ein Whiteboard genutzt, um unsere Projekte & Milestones zu visualisieren und unsere Fortschritte mit Post-Its zu markieren. Das hat dem Team und mir geholfen, den Überblick zu behalten und uns allen den Status eines Projekts offen zu zeigen - totale Transparenz. Wenn wir ein Projekt erfolgreich abgeschlossen haben, haben wir das auch gefeiert. Ich kann nur empfehlen, Meilensteine auf diese Weise zu feiern und zu belohnen, denn in unserer schnelllebigen Welt kommt das oft zu kurz.

Lässt sich eine agile Arbeitsweise in eine traditionelle Struktur integrieren? Meiner Meinung nach eher schwierig. Ich denke, es braucht immer zuerst eine neue Sicht auf die Dinge und den Willen, etwas zu verändern. Dann nähert man sich dem Thema Schritt für Schritt. Da jedes Unternehmen anders ist, sollte man sich die Zeit nehmen, erst einmal abzuwägen, was Sinn macht. Manches muss man auch einfach ausprobieren, ob es passt. Ein weiterer wichtiger Grundsatz des agilen Arbeitens: Fehler machen ist erlaubt! Wenn es gut läuft, beibehalten - wenn nicht, Kurs ändern und etwas anderes ausprobieren.

Wie wirken sich aktuelle gesellschaftliche Trends wie New Work und die zunehmende Bedeutung von Purpose auf die Gestaltung von HR-Strategien aus?

Ich glaube, dass „New Work” nicht mehr wegzudenken ist. KI wird die Arbeitswelt verändern, Routinearbeiten werden wegfallen und neue Jobs entstehen. Dafür werden neue Skills benötigt, auf die sich Unternehmen jetzt vorbereiten müssen - ein wichtiges Stichwort wird hier Upskilling sein, denn der Trichter mit neuen Talenten wird immer kleiner und der Kampf um die besten Talente wird für Unternehmen immer schwieriger. 

Daher wird auch das Thema Purpose an Bedeutung gewinnen - stupides „Abarbeiten“ war gestern. Heute wollen die Mitarbeitenden wissen und verstehen, welchen Beitrag sie leisten. Das ist einerseits gut, weil es das Engagement erhöht, andererseits erhöht es den Aufwand für das Management, hier Rede und Antwort zu stehen.  In meinen Augen ist es eine spannende Zeit und ich denke, man sollte mehr in den Dialog treten und sich austauschen, dann gibt es weniger Missverständnisse und wir rücken wieder näher zusammen. Eine Vision, die ich schon lange verfolge - denn wie sagt man in Österreich so schön: „Durchs Reden kommen d’ Leut zam“. #togetherwearestronger.

Foto: Stefanie Waldecker/www.macherin.at

Beim HR Inside Summit tauschen sich wieder mehr als 2.500 Teilnehmer mit über 100 internationalen Experten in der Hofburg Vienna über aktuelle HR-Themen und Trends aus.

 

Die Konferenz ist die größte Branchenveranstaltung im deutschsprachigen Raum und feiert heuer bereits ihr zehnjähriges Jubiläum. Im Gespräch mit Austrian Business Woman blicken die beiden Initiatorinnen Victoria Schmied und Sindy Amadei auf das vergangene Jahrzehnt und die Errungenschaften zurück. 

„Wir hatten den richtigen Riecher“, erinnert sich Victoria Schmied, wenn sie an die Anfänge zurückdenkt. „Wir haben uns die demographischen Fakten angesehen und wussten: die bevorstehenden Pensionierungswellen in Kombination mit den schrumpfenden nachkommenden Jahrgängen wird irgendwann zum riesen Problem“, ergänzt Sindy Amadei. Der zusätzliche Katalysator Corona-Pandemie war damals, 2014, natürlich noch in weiter Ferne und nicht absehbar. 

Victoria Schmied und Sindy Amadei sind die beiden Köpfe hinter dem HR Inside Summit, dem größten Branchenevent im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr feiert die renommierte Veranstaltung, die sich als Plattform für Networking und Austausch versteht, ihr zehnjähriges Jubiläum. „Wir wollen allen, die im Personalbereich tätig sind, einen inhaltsreichen Wissenstransfer und die Möglichkeit bieten, sich über Visionen, Konzepte und Impulse auszutauschen. Denn angesichts der Entwicklungen am Arbeitsmarkt brauchen wir mehr denn je neue Denkansätze für eine innovative und zukunftsorientierte HR-Arbeit“, so Schmied und Amadei. 

„Wir brennen für die Themen der Branche“ 

Der strategische Weitblick von Schmied und Amadei kommt nicht von ungefähr. Die Initiatorinnen des HR Inside Summit sind Geschäftsführerinnen von ÜBERALL Scene Development. Das Unternehmen hat sich auf die Konzeption und Durchführung hochwertiger B2B-Events spezialisiert. Neben den Schwerpunkten IT und Marketing spielte der Bereich HR von Anfang an eine tragende Rolle. „HR ist eines unserer Herzensanliegen. Wir brennen seit jeher für die Themen und Entwicklungen der Branche. Deshalb wollten wir Menschen zusammenbringen, die ihr Herz an HR verloren haben - so wie wir“, erklären die beiden ihre Vision. 

Imperiales Ambiente für ambitioniertes Veranstaltungsformat 

Gesagt, getan. Das Konzept des heutigen HR Inside Summit nahm sukzessive Gestalt an. Wie für alle erfolgreichen Projekte galt auch hier: „Groß denken“. „Nachdem die Frage aufkam, wo wir die Veranstaltung ausrichten wollen, brachte Sindy keine geringere Location als die Hofburg ins Spiel. Ich dachte, sie macht einen Scherz. Aber sie meinte es ernst. Und was soll ich sagen? Ihre Euphorie war ansteckend und ihre Vision überaus überzeugend“, lacht Victoria Schmied. 

Im Herbst 2014 fand schließlich der erste HR Inside Summit in der Wiener Hofburg statt. Seither wird die zweitägige Konferenz jedes Jahr in den prunkvollen Räumlichkeiten abgehalten, was nicht zuletzt ihre besondere Anziehungskraft ausmacht. „Heute kommen HR-Managerer und Geschäftsführer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zum HR Inside Summit. Wir verzeichnen durchschnittlich 2.500 Besucher pro Jahr“, freuen sich Schmied und Amadei über den anhaltenden Erfolg ihres Veranstaltungsformats.

„Es darf wieder mehr ‚menscheln‘“ 

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums, der Gründungsvisionen und der aktuellen Umbrüche und Herausforderungen am Arbeitsmarkt setzen die Initiatorinnen heuer unter dem Motto „HR als HRzensangelegenheit“ einen ganz klaren Schwerpunkt auf die Menschlichkeit hinter Personalarbeit. „Es darf unserer Meinung nach wieder mehr ‚menscheln‘ in den heimischen Unternehmen.“ 

Hochkarätiges Programm 

Mehr als 100 internationale Experten sorgen am 9. und 10. Oktober in der Hofburg Vienna für ein gehaltvolles Programm. Dieses umfasst hochkarätig besetzte Diskussionsrunden, spannende Vorträge und Keynotes sowie inspirierende Workshops. Im Mittelpunkt stehen dabei die durch den Arbeits- und Fachkräftemangel erschwerten Recruitingbedingungen und bisher ungenutzte Potenziale, Diversität und Inklusion im Arbeitsalltag, das physische und mentale Wohlbefinden von Mitarbeitenden, Leadership und die neuen Anforderungen in diesem Bereich sowie die rasanten Entwicklungen im Bereich Digitalisierung und künstliche Intelligenz und deren weitreichende Auswirkungen. Zahlreiche Messestände führender Unternehmen sorgen darüber hinaus für zusätzlichen Informationsgehalt. Neben dem hochkarätigen Programm bildet die Verleihung der HR Awards an die innovativsten Ideen und Projekte sowie die inspirierendsten Persönlichkeiten der Branche einen Höhepunkt der Konferenz. Die Abendgala mit Dinner und Live-Musik findet am 9. Oktober im Festsaal der Hofburg Vienna statt. 

Zukunftsweisende Impulse dringend nötig 

Strategische Personalarbeit wird angesichts der aktuellen und zukünftigen Entwicklungen noch wichtiger werden. „HR bekommt endlich den Stellenwert, den es verdient! Strategische Personalarbeit und eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur werden in den kommenden Jahren unverzichtbar sein, um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Insofern wird die Bedeutung des HR Inside Summit als relevanter Impulsgeber weiter steigen“, sind Schmied und Amadei überzeugt. Dass die beiden den richtigen „Riecher“ haben, hat sich bekanntlich schon einmal gezeigt. 

Foto: HR Inside Summit

Sie ist Vorstandsmitglied und Head of HR bei Takeda Österreich und damit Ansprechpartnerin für mehr als 4.500 Mitarbeiter. Ein ABW-Interview über die neue Arbeitswelt und Herausforderungen für Arbeitgeber.

 

Welche Schlüsselstrategien setzen Sie ein, um Takeda als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren?

Die Arbeitsatmosphäre bei Takeda ist von der Motivation geprägt, schwer kranken Menschen moderne Therapien anbieten zu können, die Leben retten und die Lebensqualität nachhaltig verbessern. Aus diesem Grund forschen und produzieren rund 4.500 Mitarbeitende in Österreich an innovativen Medikamenten für Menschen mit seltenen und komplexen Erkrankungen.

Das Wissen, dass wir Menschen helfen können, motiviert uns jeden Tag aufs Neue. Das ist Arbeiten mit Sinn. Da wir in Österreich entlang der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten, sind unsere Job-Möglichkeiten sehr vielfältig. Das diverse Arbeitsumfeld, die vielfältigen Einstiegs-, Weiterentwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie zahlreiche Benefits machen Takeda zu einem mehrfach zertifizierten Top-Arbeitgeber, der Jobs mit Sinn in den verschiedensten Bereichen anbietet.

Wie stellen Sie sicher, dass die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen bei einem so großen Unternehmen mit vielfältigen Aufgabenbereichen gelingt?

Die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie, vielmehr Karriere und Familie ist für uns ein besonders wichtiger Schwerpunkt. Auf allen Ebenen und auch speziell in den Führungspositionen sind Frauen präsent und gut vertreten. Hier unterstützt vor allem der Takeda-Betriebskindergarten sowie Teilzeit-Arbeitszeiten und Schichtarbeit für einige Mitarbeiter. So wurden die vielfältigen familienorientierten Maßnahmen und das damit verbundene Engagement bereit im Jahr 2004 mit dem Bundespreis für das frauen- und familienfreundlichste Unternehmen Österreichs ausgezeichnet. 2008 wurde Takeda vom Wirtschaftsministerium das erste Zertifikat für „berufundfamilie“ verliehen, was wir heute noch immer führen. 

Was sind die wichtigsten Maßnahmen, die Takeda ergreift, um die Mitarbeiterbindung zu fördern und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sicherzustellen?

Zuerst kann man hier die faire Entlohnung hervorheben, mit der wir unsere Wertschätzung für den Einsatz unserer Mitarbeiter ausdrücken. Wir schätzen das gemeinsame Arbeiten, ebenso wie das gemeinsame Feiern von Erfolgen. Takeda bietet Events und Freizeitaktivitäten an, bei denen unsere Mitarbeitenden ihren Feierabend zusammen ausklingen lassen und sich austauschen können.

Dies stärkt nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern auch die Motivation und das Zusammengehörigkeitsgefühl. Außerdem gibt es eine breite Auswahl an Weiterbildungs-, Gesundheits- und Fitnessangeboten, wie ein umfassendes Trainingsangebot, den Betriebssportverein, ein Wellness- und Fitness Center oder auch Coaching und Mentoring. Uns ist wichtig, ein breites Angebot mit lebensphasenorientierten Benefits zu bieten, denn es kommt auf die jeweilige Phase im Leben an, was unseren Mitarbeitenden gerade wichtig ist. 

Vielfalt und Inklusion sind wichtige Themen in der modernen Arbeitswelt. Welche Schritte unternimmt Takeda, um eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen und wie messen Sie den Erfolg dieser Maßnahmen?

Unser Leitfaden zu Diversity, Equity & Inclusion (DE&I) bildet das Fundament für alle unsere Initiativen und wird konsequent im gesamten Unternehmen umgesetzt. Wir sind stolz darauf, eine Kultur zu pflegen, die die Vielfalt unserer Mitarbeitenden wertschätzt und fördert, sei es durch Geschlechtergleichstellung oder durch die Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Diversity ist für Takeda ein wichtiger Unternehmenswert. Wir fördern die Individualität unserer Mitarbeiter und die Vielfalt im Unternehmen, damit alle Mitarbeitenden ihr Potenzial voll entfalten können. So werden Talente sichtbar und das macht uns gemeinsam erfolgreich. Ganz nach unserem Motto ‚Empowering our People to shine‘ unterstützen wir die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten unserer Mitarbeiter sowie die vielfältigen Diversity-Dimensionen. Hierzu gehören unter anderem Geschlecht, Alter, kulturelle Herkunft und das Leben mit Behinderungen und Einschränkungen. Für die erfolgreiche Umsetzung unserer DE&I Strategie leisten unsere sogenannten Takeda Resource Groups einen maßgeblichen Beitrag, die ihre Fokusthemen im Unternehmen vorantreiben.

Takeda wurde auch 2024 wieder als „Top Employer Austria“ ausgezeichnet. Welche Faktoren haben Ihrer Meinung nach am meisten zu diesem Erfolg beigetragen?

Takeda ist laufend auf der Suche nach Talenten für die verschiedensten Bereiche. Wir setzen auf ein konsequentes Diversity-Equity-and-Inclusion-Management und auf ein breites Spektrum an Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu zählen neben Job Rotations im In- und Ausland auch Trainings- und Mentoringprogramme sowie die Teilnahme an Netzwerkgruppen.

Durch vielfältige Initiativen und Angebote wollen wir eine außergewöhnliche Employee Experience und optimale Rahmenbedingungen schaffen, damit unsere Mitarbeiter ihr Potenzial in jeder Lebensphase voll entfalten können. Unsere gelebte Speak Up Culture und Feedback unserer Teams helfen uns bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung unserer Angebote und Initiativen. Unsere Kolleginnen und Kollegen bei Takeda in Österreich leisten täglich ihren wertvollen Beitrag, um Patienten eine bessere Gesundheit zu ermöglichen. Um den Einsatz unserer Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu unterstützen, legen wir seit vielen Jahren einen besonderen Schwerpunkt auf eine herausragende Erfahrung als Mitarbeitende im Unternehmen. Die wiederholte internationale und nationale Auszeichnung als „Top-Employer“ zeigt die Kontinuität und Nachhaltigkeit unserer Bemühungen.  

Welche Trends und Entwicklungen im HR-Bereich halten Sie für die kommenden Jahre für besonders relevant, insbesondere in einem so großen und dynamischen Unternehmen wie Takeda?

Lebenslanges Lernen steht an oberster Stelle. Automatisierung und Digitalisierung fordern neue Skills und wir investieren hier laufend und achten auf die gezielte Weiterbildung im Unternehmen. Wichtig ist auch, die Generationen Z und Alpha bestmöglich zu erreichen. Um diese jungen Leute konstruktiv ins Berufsleben einzubinden, müssen wir ihre Werte und Interessen verstehen und sie zu einer Zusammenarbeit einladen. Für ein dynamisches Unternehmen wie Takeda ist es unerlässlich, vielfaltige Teams zu unterstützen und unter anderem auch einen Fokus die Förderung von Frauen in Technik- und MINT-Fächern zu legen.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie bei Takeda, und welche Veränderungen möchten Sie in den kommenden Jahren umsetzen?

Entsprechend unseres Leitsatzes „Better health, brighter future“ liegt unser Fokus auf der kontinuierlichen, verantwortungsvollen und nachhaltigen Arzneimittelproduktion, um Menschen mit seltenen und komplexen Erkrankungen mit Medikamenten zu versorgen, die sie dringend benötigen. Wir verfolgen das ständige Ziel, innovativer, nachhaltiger und besser zu werden, um eine bessere Gesundheit für Menschen und eine bessere Zukunft für die Welt zu ermöglichen. Dafür benötigen wir vielfältige und motivierte Talente, die sich aktiv für die digitale Transformation einbringen und gemeinsam mit uns den Weg zu Pharma 4.0 gehen. 

Foto: Lukas Lorenz

Arbeitgeber schätzen an Quereinsteigern die vielfältigen und innovativen Perspektiven – auch, wenn längere Einarbeitungszeiten und mangelnder Job-Fit für viele Unternehmen eine Herausforderung darstellen. 57 Prozent der Recruiter behandeln Quereinsteiger bei Neueinstellungen gleichwertig wie Bewerber mit fachlich traditionellem Werdegang. 8 Prozent behandeln sie sogar bevorzugt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst tendieren hingegen wenig zum Branchen-Wechsel. Das sind die Ergebnisse des XING Arbeitsmarktreports 2024. Für diesen hat das Marktforschungsinstitut Appinio 150 heimische Recruiter sowie 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich im Rahmen einer Online-Umfrage befragt. 

Besonders die Wirtschaft und der Bildungssektor rufen vermehrt nach Quereinsteigern. Sie sollen nicht nur dem Fachkräftemangel entgegenwirken, sondern auch frischen Wind und neue Perspektiven in Unternehmen bringen können. Doch wie bewerten Unternehmen und Mitarbeitende in Österreich den Quereinstieg wirklich?

Recruiter finden: Quereinsteiger könnten für Unternehmen Abhilfe schaffen 

Für Unternehmen steht fest: Quereinsteigern stehen die Türen grundsätzlich offen. Für mehr als die Hälfte der befragten HR-Verantwortlichen haben Quereinsteiger die gleichen Chancen wie Bewerber mit fachlich traditionellem Werdegang (57 %). Von 8 Prozent der Recruiter werden Menschen, die quereinsteigen, sogar bevorzugt behandelt. 31 Prozent der Recruiter hingegen behandeln Quereinsteiger nachrangig. 

84 Prozent der befragten Recruiter stimmen eher bis voll und ganz zu, dass Quereinsteiger die Vielfalt und Diversität im Unternehmen fördern. Sie sind der Meinung, dass sie frische Perspektiven und Ideen ins Unternehmen tragen (83 %). Ihre unterschiedlichen Erfahrungen tragen zudem zur Innovation bei (79 %). 75 Prozent stimmen der Aussage eher bis voll und ganz zu, dass Quereinsteiger den Fachkräftemangel lösen könnten. 15 Prozent der Recruiter möchten aufgrund dessen einen verstärkten Fokus im Recruiting auf Quereinsteiger legen. 

Längere Einarbeitungszeit notwendig und Job-Fit fraglich

Einerseits werden Quereinsteiger von Recruitern als spannende Zielgruppe gesehen. Gleichzeitig fürchten diese ihren Job-Fit im Arbeitsalltag. Denn: Der Erfolg des Quereinstiegs hängt klarerweise damit zusammen, ob die neue Branche Eintrittshürden wie Qualifikationen oder gewisse Abschlüsse voraussetzt. So stimmen 79 Prozent der Recruiter eher bis voll und ganz der Aussage zu, dass Menschen aus anderen Bereichen oder Branchen eine längere Einarbeitungszeit benötigen, um sich in ihrer neuen Rolle einzufinden. 65 Prozent sagen, es bestehe das Risiko, dass Quereinsteiger nicht gut zur Unternehmenskultur bzw. zur Team-Dynamik passen. Dass es Quereinsteigern an branchenspezifischen Erfahrungen fehle, die sie nicht so schnell lernen können, stimmen 63 Prozent zu. Die geringste Zustimmung erhielt die Aussage, dass Unternehmen schlechte Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht hätten, da sie nicht die notwendigen Fachkenntnisse mitbrachten (53 %).  

„Dass knapp ein Drittel der Recruiter Quereinsteiger nicht bei Neueinstellungen entsprechend beachten, ist überraschend. Denn Quereinsteiger können Unternehmen mit frischen Perspektiven und unkonventionellen Lösungsansätzen bereichern. Sie bringen oft wertvolle Erfahrungen aus anderen Branchen mit, die Innovation und Flexibilität fördern – zwei zentrale Erfolgsfaktoren in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt“ sagt Sandra Bascha, Leitung Kommunikation XING Österreich und New Work Expertin. „In Zeiten, in denen Betriebe händeringend nach guten Arbeitskräften suchen, ist es sinnvoll, Quereinsteiger für Neubesetzungen auf dem Radar zu haben.“

Wenn Quereinstieg, dann wegen mehr Geld und einer sinnvollen Tätigkeit

Wie stehen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst zum Quereinstieg? Unter den 1.000 befragten Arbeitnehmern in Österreich zeigt sich ein klarer Trend: 39 Prozent haben noch nicht daran gedacht, ihren Job aufzugeben, um in einer anderen Branche anzufangen. 35 Prozent haben schon mit dem Gedanken gespielt – diesen aber doch nicht umgesetzt. Lediglich 26 Prozent haben sich als Quereinsteiger umorientiert und sind in eine neue Branche gewechselt. 

Welche Gründe haben diejenigen, die gewechselt haben, in die neue Branche gelockt? Für 50 Prozent waren es finanzielle Vorteile, die sie sich versprachen. 37 Prozent wechselten aufgrund einer in ihren Augen sinnvolleren Tätigkeit. 32 Prozent stiegen quer ein, weil sie weitere oder bisher ungenutzte Fähigkeiten und Kenntnisse erlangt bzw. die notwendigen Qualifikationen erworben haben. 

Jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in der Befragung angaben, nicht gewechselt zu haben, taten das aus folgenden Gründen: 41 Prozent sagen, es lag an einer schlechteren Bezahlung. 37 Prozent gaben an, es gab weniger Jobsicherheit. Aufgrund mangelnder Fachkenntnisse, fehlender notwendiger Qualifikationen oder längerer Einarbeitungszeiten sind vergleichsweise wenige, nur 22 Prozent, nicht quereingestiegen. 

Foto: Rafaela Proell

Die 76-jährige Deutsche Greta Silver ist eine von über 100 Speakern beim renommierten Branchen-Event HR Inside Summit, das am 9. und 10. Oktober in der Hofburg Vienna über die Bühne geht. Sie ist YouTube-Star, Beraterin und Best-Ager-Botschafterin und plädiert dafür, ältere Arbeitnehmer als essenzielle Ressource im Unternehmen anzuerkennen sowie Jung und Alt gewinnbringend zusammenzubringen. 

Der Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Die österreichische Wirtschaft steht vor enormen Herausforderungen, allen voran einem erheblichen Arbeits- und Fachkräftemangel, den die Unternehmen bereits heute spüren und der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Prognosen gehen von mehr als 500.000 unbesetzten Stellen bis 2040 aus. Umsatzeinbußen und sinkende Wettbewerbsfähigkeit sind nur einige der Folgen.

„Ich feiere die Generation Z“ 

Während Arbeitgeber und HR-Manager angesichts der teilweise enormen Recruitingschwierigkeiten verzweifelt aufstöhnen, blickt die 76-jährige Deutsche Greta Silver der Situation äußerst positiv entgegen: „Es ist einfach großartig, dass es diese Umbruchphase gibt“, sagt sie voller Energie und Optimismus. Für sie ist es verständlich und wichtig, dass sich durch die Pandemie viele Arbeitnehmer ernsthaft die Frage gestellt haben, ob sie in den alten Trott zurückkehren möchten. Hinzu kommt, dass die jungen Menschen, die heute auf den Arbeitsmarkt drängen, zum Teil völlig andere Bedürfnisse und Anforderungen an ihren Job und ihre Arbeitgeber haben und damit vieles, was bisher galt, auf den Kopf stellen. 

„Ich feiere die Generation Z! Diese jungen Menschen sind einfach erfrischend. Sie brechen alte Strukturen mit ihrem Mindset komplett auf und zwingen Unternehmen dazu, inmitten der aktuellen Herausforderungen neue Wege zu gehen“, schwärmt Silver. Das biete enorme Chancen für die Wirtschaft. 

Potenzial älterer Arbeitnehmer mehr nutzen 

Inmitten der aktuellen Dynamik richtet die Best-Ager-Botschafterin ihren Blick aber vor allem auch auf die älteren Generationen. Silver hat sich selbst erst mit 48 Jahren selbstständig gemacht, war vorher lange Hausfrau und Mutter. Ihr Motto heute: Die Jahre zwischen 60 und 90 sind genauso lang und erfüllend wie die zwischen 30 und 60.

Mit dieser Einstellung lebt Silver ihr Alter voller Energie und Tatendrang und möchte auch andere Best Ager ermutigen, mehr Lebendigkeit in ihren Alltag zu bringen und ihre wertvollen Ressourcen auch für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft (wieder) zu aktivieren. Denn ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz, der durch gezielten Wissenstransfer an jüngere Generationen weitergegeben werden kann. Ihre langjährige Unternehmenszugehörigkeit sorgt gerade in Krisenzeiten für Stabilität und Kontinuität.

Gewinnbringender Generationenaustausch als Erfolgsfaktor 

Mit Greta Silver haben also beide Generationen, Best Ager und Generation Z, ein Sprachrohr und eine leidenschaftliche Fürsprecherin gefunden. Stellt sich die Frage, was Unternehmen tun können, um die Potenziale beider Generationen voll auszuschöpfen und einen positiven „clash of generations“ zu generieren. 

„Zum einen müssen Führungskräfte ihre Mitarbeiter wirklich zusammenbringen. Ohne einen wertschätzenden Austausch zwischen den Generationen, den Aufbau von gegenseitigem Verständnis und einem respektvollen Miteinander geht gar nichts“, gibt Greta Silver zu bedenken. Erst mit dieser zwischenmenschlichen Basis gelinge die gewinnbringende Zusammenarbeit der Generationen und ein gegenseitiges Empowerment: Mit ihrem enormen Know-how und ihrer Resilienz fördern ältere Beschäftigte als Mentoren den Nachwuchs und stärken die Unternehmenskultur. Gleichzeitig bringen junge Mitarbeiter frische Ideen und andere Perspektiven ein und arbeiten mit neuen Technologien und Arbeitsweisen. „Dieser generationsübergreifende Austausch führt zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten und geht nicht zuletzt mit einer hohen Wertschätzung einher. Das ist definitiv eine Investition in die Zukunft des Unternehmens“, ist Silver überzeugt. 

Kasten: Greta Silver über sich und ihre Arbeit

„Ich brenne für die Idee, die Welt vom Grauschleier des Alters zu befreien und zu zeigen, was wir selbst tun können, um mehr Leichtigkeit zu leben. Ich habe zu lange mit angezogener Handbremse gelebt, wollte es jedem recht machen - und ich habe es geändert. Diese Tipps gebe ich weiter. Da passiert viel auf youTube, auf meinem Podcast „glücklichsein ist eine Entscheidung“ - damit Du Deine Vollversion leben kannst. 

​Ich genieße mein Leben und freue mich, dass es immer spannender, breiter, tiefer, fröhlicher und kreativer wird. Mit 60 wurde ich Model und mit 66 Jahren – wenn andere in Rente gehen - habe ich meinen youTube-Kanal „zu jung fürs Alter“ gestartet, um meine Lebensfreude weiterzugeben. Wenn Dein Leben gerade nicht so strahlend ist, so kannst Du Dich hier anstecken lassen von meiner Lebensfreude und mit kleinen Gedankenänderungen erreichen, dass Dein Leben dauerhaft glücklicher und leichter wird. Die Wissenschaft sagt, wir können unseren Glückslevel dauerhaft anheben. 

Zwei Spiegel-Bestseller, meine Reden, Filme, der Podcast liefern mit leichter Hand das Handwerkzeug dazu. Hab alles selbst erlebt und weiß, dass es funktioniert. Es ist für mich unglaublich begeisternd die Freude zu erleben, wenn andere sich anstecken lassen und neuen Lebensmut gewinnen.“ 

Weitere Infos: greta-silver.de

Foto: Greta Silver

Mit dem Kampf um Macht und Posten wurde das Vertrauen in die Politik nachhaltig geschädigt. Dennoch ist Karin Doppelbauer überzeugt: Es geht auch anders und besser.

 

„Trotz sprudelnder Staatseinnahmen schafft es der Finanzminister nicht, das massive Defizit in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil: 2023 hat Österreich mehr Geld ausgegeben als jemals zuvor“, sagt Karin Doppelbauer.  Ihr Hauptkritikpunkt: Durch die „Koste es, was es wolle”-Politik dieser Bundesregierung ist nicht nur die Inflation immer noch viel zu hoch, auch Österreichs Schulden sind um über zwanzig Milliarden Euro gestiegen.

„Hier handeln ÖVP und Grüne völlig zukunftsvergessen. Sie liefern ein No-Future-Budget und bescheren damit den kommenden Generationen einen riesigen Schuldenrucksack. Wir NEOS fordern daher umfassende Strukturreformen, die sowohl mehr Investitionen in Zukunftsbereiche wie Bildung und Forschung ermöglichen als auch eine deutliche Senkung der Steuer- und Abgabenquote. Nur mit einer Schulden- und Ausgabenbremse können wir die steigenden Zinsen auf die Staatsschulden in den Griff bekommen. Wir brauchen außerdem Reformen im Föderalismus, im Förderalismus und im Pensionssystem, um hier die Kostenexplosion einzudämmen und eine bitter nötige Steuerentlastung zu ermöglichen. Allein durch eine Senkung der Lohnnebenkosten könnten wir den finanziellen Spielraum für ein 15. Gehalt schaffen“, so die Abgeordnete.

Österreich ist ein Hochsteuerland – Nummer 3 im OECD-Vergleich

„Heutzutage wird ein Aushilfskoch gleich hoch besteuert wie eine Ärztin in den 1970ern“, sagt Doppelbauer. Deshalb haben die NEOS die „Mission 40%“ ausgerufen, um von der Bundesregierung ein Versprechen einzufordern, das im Koalitionsvertrag steht, nämlich die Senkung der Steuer- und Abgabenquote auf vierzig Prozent.

Also steuerliche Entlastung auf der einen Seite, auch für Unternehmen durch die drastische Senkung der Lohnnebenkosten, und auf der anderen Seite Leistungsanreize, etwa durch einen Vollzeitbonus und eine steuerliche Begünstigung von Überstunden. Karin Doppelbauers Forderung: „Der Finanzminister soll den Menschen mehr von ihrem Gehalt lassen, damit sie mit ihrem Einkommen selbstbestimmt besser auskommen und sich wieder aus eigener Kraft etwas aufbauen können.“

Gleiche Chancen für alle

Auch die großen Ungleichheiten, insbesondere in der Arbeitswelt, sind für Doppelbauer ein wichtiges Thema. Hier gebe es noch viel zu tun – nicht nur bei der Aufklärung, was es etwa für Pensionsansprüche bedeutet, wenn man Teilzeit arbeitet, sondern auch bei den Rahmenbedingungen: mehr Kinderbetreuung - und zwar qualitätsvoll, ganztägig und möglichst kostenlos - damit Mütter die Freiheit haben, einem Vollzeit-Job nachgehen zu können.

Die Regierung müsse auch endlich das Pensionssplitting umsetzen. „Außerdem brauchen wir ein chancengerechtes, inklusives Bildungssystem, in dem Buben und Mädchen die gleichen Chancen bekommen, damit wir später auch am Arbeitsmarkt weniger Ungleichheiten haben und sich der Gender Pay Gap, der zu weiten Teilen ein Motherhood Gap ist, schließt. In einer liberalen, vielfältigen und weltoffenen Gesellschaft darf es keinerlei ethische, sexuelle oder religiöse Diskriminierungen geben. Es liegt an jeder und jedem von uns, dieses Versprechen mit Leben zu füllen.“  

Positive Visionen für Österreich

Nun gelte es, die Menschen davon überzeugen, zur Wahl zu gehen, „denn wer nicht wählt, wird fremdbestimmt“. Die Politikverdrossenheit der Menschen kann Karin Doppelbauer teils sehr gut nachvollziehen. Mit ihrem Kampf um Macht und Posten hätten die anderen Parteien das Vertrauen nachhaltig geschädigt. „Wir NEOS zeigen, dass es auch anders geht, dass es besser geht, dass man mit harter Arbeit und einer positiven Vision, wie wir Österreich gerechter gestalten und wieder nach vorne bringen können, das Vertrauen in die Politik und die Institutionen stärken kann. Die Politik muss auf Augenhöhe und transparent agieren, ohne Korruption, ohne Freunderlwirtschaft.“

Foto: NEOS

Für und im Sinne der Demokratie müssen wir jeden Tag etwas tun. Auf unterschiedlichsten Ebenen. 

 

„Als Parlamentarierin habe ich mich in den letzten Jahren im Nationalrat in Ausschüssen und Debatten verstärkt für politische Bildung und Demokratieerziehung eingesetzt. Dies gilt sowohl für den schulischen als auch für den außerschulischen Bereich. Meiner Meinung nach gibt es einen großen Bedarf an einem erweiterten Angebot, das bereits bei den Kleinsten ansetzen sollte. Denn Demokratie will gelernt sein“, betont Katharina Kucharowits.

„Ich bin auch davon überzeugt, dass Einladungen ins Parlament und Führungen durch das Parlament, die ich regelmäßig angeboten habe, zur aktiven Teilnahme motivieren können. Ein wichtiges Angebot für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge ist die Demokratiewerkstatt, die von der verstorbenen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ins Leben gerufen wurde. Jedes Jahr nehmen zahlreiche Kinder und Jugendliche daran teil. Weiters möchte ich betonen, dass Formen der direkten Demokratie, wie die parlamentarische Bürgerinitiative, von enormer Bedeutung sind. Schon 500 Unterschriften reichen aus, damit ein Anliegen behandelt wird. Das ist gut und wichtig. Darüber sollten wir noch intensiver diskutieren und berichten.“

Foto: Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS

Der Versuch, einen plastikfreien Haushalt zu führen, war für sie der Startschuss, politisch aktiv zu werden.

 

„Die aktuellen Krisen und Herausforderungen sind eine Chance für eine bessere Zukunft. Die notwendige Transformation bietet enorme Möglichkeiten, die Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. Die Grünen in der Bundesregierung haben vor allem beim Ausbau der erneuerbaren Energien und bei der Förderung des industriellen Wandels schon viel erreicht. Viele steirische Industriebetriebe sind in der grünen Transformation bereits weit fortgeschritten und sehen diese als wirtschaftliche Notwendigkeit. Durch gezielte Investitionen kann die heimische Wirtschaft wettbewerbsfähig bleiben und Wohlstand sichern. Es geht darum, gemeinsam eine gute Zukunft in einer intakten Umwelt zu gestalten, die auch künftigen Generationen gute Lebensbedingungen bietet. Weitermachen wie bisher wäre die teuerste und schädlichste Option für die Budgets, die Wirtschaft und die Menschen“, so Sandra Krautwaschl.

Ein effizientes und gerechtes Steuersystem

Für eine gesunde Wirtschaft sei ein gerechtes Steuersystem unerlässlich. „Die Grüne Ökosoziale Steuerreform setzt hier an, indem klimaschädliche Investitionen und Aktivitäten verteuert und klimafreundliche gefördert werden. Der Klimabonus unterstützt besonders finanzschwache Haushalte. Ein steigender CO2-Preis verstärkt den Effekt auf Innovationsinvestitionen. Gleichzeitig müssen klimaschädliche Subventionen sukzessive abgebaut und in Forschung und Innovation investiert werden. Es ist notwendig, die ökologischen Grenzen auch als ökonomische Grenzen zu akzeptieren und Schritt für Schritt in Richtung Kostenwahrheit zu gehen“, so die Grüne.

Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung 

Im steirischen Landtag haben sich die Grünen in den letzten Jahren intensiv für die Gleichstellung eingesetzt. Sie fordern unter anderem verpflichtende Wahllisten nach dem Reißverschlussprinzip, um abwechselnd Frauen und Männer auf den Listen zu haben. Mehr Frauen in Politik und Wirtschaft seien notwendig und nur mit Quoten und Verpflichtungen zu erreichen. Außerdem sei gleicher Lohn für gleiche Arbeit längst überfällig. Dazu brauche es Lohntransparenz und verpflichtende Einkommensberichte für alle Unternehmen.

Zubetonieren muss ein Ende haben

Krautwaschl engagiert sich politisch, um etwas gegen die Zerstörung unseres Planeten zu tun und dem Gefühl der Ohnmacht etwas entgegenzusetzen. Vor 15 Jahren begann sie mit ihrer Familie plastikfrei zu leben, was der Ausgangspunkt für ihr politisches Engagement war. Ihre zentrale Motivation ist es, auch in Zukunft ein gutes Leben für alle zu sichern und den Erhalt der Lebensgrundlagen zu gewährleisten. Insbesondere setzt sie sich dafür ein, die maßlose Verbauung der Landschaft zu stoppen und die natürlichen Ressourcen zu schützen. Um die Sorgen und Ängste der Menschen zu verstehen und sie politisch zu motivieren, setzen die Grünen auf direkte Kontakte und Gespräche. Die Kernanliegen der Grünen sollen die Menschen erreichen und zur politischen Partizipation motivieren.

Foto: Marusa Puhek

Ein effizientes Steuersystem ist für die Unternehmerin und Politikerin der Schlüssel zu einer gesunden Wirtschaft.

 

„Durch gezielte Investitionen in Forschung, Technologie und Digitalisierung können neue Wachstumsfelder erschlossen und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft gestärkt werden. Besonders wichtig ist die Unterstützung von KMUs bei der Digitalisierung“, so Melanie Eckhardt. Gerade im Burgenland sollten regionale Unternehmen und nachhaltige Tourismusprojekte gefördert werden, um Arbeitsplätze zu sichern und die lokale Wertschöpfung zu erhöhen. Auch eine effizientere Verwaltung und der Abbau unnötiger Bürokratie können Unternehmen entlasten und öffentliche Mittel einsparen.

Eine strikte Kontrolle der öffentlichen Ausgaben und die Vermeidung unnötiger Verschuldung sind unerlässlich. Eckhard spricht sich klar für eine Senkung der Einkommensteuer und der Abgabenquote für mittlere Einkommen aus, um die Kaufkraft zu stärken und den Konsum anzukurbeln. Auch steuerliche Anreize für Unternehmen, die in Forschung, Entwicklung und nachhaltige Technologien investieren, können Innovationen fördern und langfristig zu einem höheren Wirtschaftswachstum beitragen.

Trotz Fortschritten gibt es leider immer noch große Ungleichheiten in der Arbeitswelt. Um die Gleichstellung der Geschlechter und die soziale Gerechtigkeit zu fördern, schlägt Eckhardt folgende Maßnahmen vor: Flexible Arbeitszeitmodelle könnten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern, was insbesondere Frauen zugute käme, die häufig den Großteil der Familienarbeit übernehmen. Gezielte Förderprogramme und Mentoring sollen den Anteil von Frauen in Führungspositionen erhöhen und ein Netzwerk für weibliche Führungskräfte aufbauen. Investitionen in Bildung und lebenslanges Lernen sind entscheidend. Spezielle Programme zur Förderung von Mädchen und Frauen in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sollen eingeführt werden.

Foto: Privat 

Die Grazer KPÖ-Politikerin setzt sich für sozialverträgliche Investitionen und eine gerechte Steuerreform ein.

 

„Ein gesundes Wirtschaftswachstum setzt eine starke Binnennachfrage voraus, die nur durch eine angemessene Kaufkraft der Bevölkerung gewährleistet werden kann. Neben dem Inflationsausgleich müssen sich auch Produktivitätssteigerungen in den Löhnen niederschlagen. Investitionen müssen sozialverträglich gestaltet werden. Wirtschaftsförderung durch die öffentliche Hand sollte an Garantien geknüpft werden, um Arbeitsplatzabbau und Standortverlagerungen zu verhindern.

Eine Möglichkeit ist die Beteiligung der öffentlichen Hand an Unternehmen als Gegenleistung für hohe Subventionen. Dies würde einen positiven Gegenwert schaffen und die öffentlichen Haushalte entlasten. Darüber hinaus ist eine soziale Steuerreform notwendig, um eine nachhaltige Budgetkonsolidierung zu erreichen. Die KPÖ fordert die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer und die Einführung einer Vermögenssteuer.

Berechnungen zufolge könnten damit bis zu fünf Milliarden Euro jährlich lukriert werden, ohne die breite Mehrheit der Bevölkerung zu belasten. Kleine Einkommen sollen steuerlich entlastet werden. „Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ist nicht nur ungerecht, sondern schadet auch der Wirtschaft, weil sich viele Menschen nicht mehr als das Nötigste leisten können. Die frei werdenden Mittel müssen in die Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung und Wissenschaft investiert werden, um Innovationen zu fördern und eine stabile Gesellschaft aufzubauen. Eine sozial gerechte Gesellschaft kann Talente besser fördern, stabile Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen und Menschen, die viel arbeiten, mehr Teilhabe sichern“, so Klimt-Weithaler.

Maßnahmen zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit

Trotz vieler Fortschritte bestehen nach wie vor große Ungleichheiten in der Arbeitswelt. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit ist eine zentrale Forderung der KPÖ zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter. Phänomene wie das "Dumping", bei dem die Löhne in Branchen sinken, sobald dort mehrheitlich Frauen arbeiten, müssen bekämpft werden.

„Lohntransparenz kann ungleiche Bezahlung erschweren. Außerdem muss die Sorgearbeit besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden. Die Vereinbarkeit von Beruf, Beziehungs-, Pflege- und Hausarbeit sollte durch gesetzliche Rahmenbedingungen und gezielte staatliche Unterstützung ermöglicht werden“, so die Politikerin. Auch Menschen mit Behinderungen müssten besser unterstützt werden. Die Forderung Lohn statt Taschengeld" müsse rasch umgesetzt werden, damit Menschen mit Behinderung in Werkstätten kranken- und pensionsversichert sind. Unternehmen, die die Ausgleichstaxe zahlen, anstatt Menschen mit Behinderung einzustellen, sollen durch Aufklärung und eine Erhöhung der Ausgleichstaxe motiviert werden, mehr Menschen mit Behinderung zu beschäftigen.

 

Foto: KPÖ Stmk

Für Elisabeth Feichtinger ist es verständlich, dass viele Menschen das Gefühl haben, ihre Stimme werde von der Politik nicht gehört. Gerade deshalb sei es wichtig, sich politisch zu engagieren und zur Wahl zu gehen. 

 

„Jede Stimme zählt und jede Stimme kann etwas verändern und die Richtung der Politik mitbestimmen. Wir als SPÖ setzen uns mit Herz und Hirn dafür ein, den politischen Prozess transparenter und zugänglicher zu gestalten. Wir wollen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern intensivieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Wir arbeiten daran, verloren gegangenes Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen, indem wir zeigen, dass genau diese Politik konkrete Verbesserungen für das tägliche Leben bringen kann“, so Elisabeth Feichtinger.

Wie das gelingen soll? Zum Beispiel mit einer Millionärssteuer. „Das österreichische Steuersystem ist sehr ungerecht. Arbeit wird extrem hoch besteuert, Vermögen kaum. Wir als SPÖ setzen auf ein Millionärssteuermodell, bei dem Eigenheime bis 1,5 Millionen Euro ausgenommen sind. Damit leisten zwei Prozent der Superreichen einen fairen Beitrag zum Gemeinwohl, 98 Prozent profitieren von Steuersenkungen auf Arbeit und Investitionen ins Gesundheitssystem.“

Mit der Einführung der Millionärssteuer würde sich das österreichische Steuersystem dem internationalen Standard anpassen: Während Österreich im OECD-Vergleich zu den fünf Ländern mit den niedrigsten vermögensbezogenen Steuern zählt, ist die Abgabenbelastung der Arbeit die vierthöchste aller OECD-Länder. Die Folgen: Ein Prozent der Bevölkerung besitzt 50 Prozent des Vermögens. 80 Prozent der öffentlichen Finanzen werden durch Steuern auf Arbeit und Konsum finanziert. „Gleichzeitig wird es in Österreich immer schwieriger, etwas aufzubauen. Die Millionärssteuer bringt uns bis zu sechs Milliarden Euro. Das wären 100 Millionen Euro pro Woche. Geld, das wir dringend für die Senkung der Steuern auf Arbeit, für unser Gesundheitssystem, für Kinderbetreuung und Pflege brauchen.“

Senkung der Inflationsrate

Als wichtigste Sofortmaßnahmen sieht Feichtinger derzeit eine Deckelung der Mieten und eine Senkung der Lebensmittelpreise, damit sich die Menschen das Leben wieder leisten können. „Wenn gleichzeitig die Inflationsrate gesenkt wird, profitiert davon auch unsere Wirtschaft. Weniger Steuern auf Arbeit und ein fairer Beitrag der Millionäre runden das Paket ab. Wer für sein Geld arbeitet, trägt viel mehr zum Sozialsystem bei als jene, die ihr Geld arbeiten lassen. Fast 85 Prozent des gesamten Steueraufkommens stammen aus Arbeit und Konsum. Auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen stützt unsere Wirtschaft. Dazu braucht es einen flächendeckenden Ausbau von ganztägigen, kostenlosen Kinderbildungseinrichtungen mit einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr. Darüber hinaus braucht Österreich mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung in Schlüsselindustrien wie erneuerbare Energien, digitale Technologien und Biotechnologie, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Dafür ist der Transformationsfonds vorgesehen, der gezielt in die Wirtschaft investiert.“

Foto: MecGreenie

Ein ABW-Interview über Pläne zur Frauenförderung, Leistungsbereitschaft und Innovationen.

 

Ihre Pläne und Perspektiven angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und der Verschuldung Österreichs?

Im Österreichplan tritt die Volkspartei für die Rückkehr zu einer sozialen Marktwirtschaft neuer Prägung ein, um unseren Standort nachhaltig zu stärken und damit auch die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren. Das bedeutet, dass die österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer, ob groß oder klein, wieder selbstbestimmter wirtschaften können müssen, mit mehr Eigenverantwortung, mit deutlich weniger Regulierung und in einem wirtschafts- und investitionsfreundlichen Klima.

Gerade bei uns in Tirol ist es wichtig, dass die Wirtschaft auf vielen Beinen steht, das macht uns krisenfest und fit für die Zukunft. Gleichzeitig nehmen wir unsere soziale Verantwortung wahr. Wichtig ist dabei: Der Leistungsgedanke muss wieder viel stärker in den Vordergrund rücken. „Mit Leistung fängt alles an, ohne Leistung hört alles auf“, hat es unsere Wirtschaftskammerpräsidentin auf den Punkt gebracht. Wobei es mir als Landesleiterin der VP-Frauen in erster Linie um geeignete Maßnahmen geht, die Leistungen von Frauen in Beruf und Gesellschaft entsprechend zu honorieren, ideell und vor allem finanziell.

Welche Änderungen im Steuersystem sind notwendig, um Leistungsbereitschaft und Innovation zu fördern? 

Zum einen muss Arbeit mehr wert sein. Wer mehr arbeitet, wer Vollzeit arbeitet, für den muss sich das am Ende des Monats deutlich auszahlen. Anreize wie die Senkung des Eingangssteuersatzes auf 15 Prozent, steuerfreie Überstunden, mehr Zuverdienst im Alter oder die Senkung der Arbeitskosten insgesamt sind wichtig. Das zweite ist die Arbeitszeit.

Damit meine ich aber sicher nicht die 32-Stunden-Woche, die unseren Wohlstand erheblich schmälern würde, sondern mehr Vollzeitbeschäftigung, vor allem für Frauen. Wir brauchen also bessere Rahmenbedingungen und klare finanzielle Anreize, damit Frauen mehr arbeiten können und wollen. Ein Beispiel: Wenn die Pflegekräfte in Tirol durchschnittlich 28 bis 29 Stunden arbeiten und ihre Arbeitszeit auf Vollzeit oder Mehrarbeit ausrichten würden, hätten wir rein zahlenmäßig genügend Fachkräfte. Mehr Frauen in Vollzeit bedeutet weniger Altersarmut, ein hohes Potential an gut ausgebildeten Frauen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und mehr Steuerzahler. Davon würden wir alle profitieren.

Die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt ist ein wichtiges Thema. Welche Ansicht vertreten Sie dazu?

Ich stehe für gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Chancen. Auf dem Weg dorthin liegt noch viel Arbeit vor uns. Stichwort Kinderbetreuung: Hier haben wir in Tirol mit dem Rechtsanspruch auf Kinderbildung und -betreuung einen wichtigen Schritt gesetzt, damit Eltern Familie und Beruf besser vereinbaren können.

Stichwort Care-Arbeit: Die meist unbezahlte Care-Arbeit - also Haushalt, Kindererziehung, Pflege - lastet nach wie vor überwiegend auf den Schultern der Frauen. Eine bessere Aufteilung bis hin zu „Halbe-Halbe“ wäre wünschenswert. Stichwort weibliche Vorbilder: Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, in der Politik, in Aufsichtsräten. Frauen haben oft andere Sichtweisen, gehen anders an Probleme heran. Diesen Blickwinkel brauchen wir in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dazu müssen wir zum einen alte Rollenbilder aufbrechen - immer noch, aber vor allem die Möglichkeiten und Bedingungen für Frauen in vielen Bereichen verbessern. Beispiel Gendermedizin: Frauen haben zwar insgesamt eine höhere Lebenserwartung, aber deutlich weniger gesunde Jahre als Männer. Wie gesagt, es gibt noch viel zu tun.

Foto: ÖVP Tirol

 


  

Die NÖ-Politikerin will Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen und gut bezahlte Jobs schaffen.

 

„Die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Niederösterreich ist von zentraler Bedeutung. Ziel ist es, Arbeitsplätze zu sichern und neue, gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen, um die Kaufkraft zu erhöhen. Besonders wichtig ist die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, die in den letzten Jahren zugenommen hat“, so Kathrin Schindele.

Als Vorbild diene ein erfolgreiches Modellprojekt aus Niederösterreich, die „Arbeitsplatzgarantie Marienthal“. In diesem Projekt erhielten Langzeitarbeitslose geförderte, kollektivvertraglich entlohnte Arbeitsplätze. Dieses Projekt wird international als Lösung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit empfohlen.

Für Österreich wird daher eine flächendeckende Beschäftigungsgarantie angestrebt, die im besten Fall auch Ungerechtigkeiten ausgleichen soll: „Frauen verdienen für gleichwertige Arbeit oft noch bis zu zwanzig Prozent weniger als Männer. Deshalb braucht es ein Lohntransparenzgesetz. Vorbild ist Island, wo Unternehmen und öffentliche Einrichtungen ab 2018 ein Zertifikat für Entgeltgleichheit erwerben müssen. Lohnunterschiede von mehr als fünf Prozent müssen korrigiert werden, sonst drohen Strafzahlungen“, so Schindele. Um benachteiligten Gruppen bessere Chancen am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu bieten, seien umfassende Bildungsangebote sowie der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und ganztägigen Schulformen unerlässlich. Dies ermöglicht vor allem Frauen eine Vollzeitbeschäftigung und beugt Altersarmut vor.

Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik 

Ein effizientes Steuersystem, das faire Bedingungen schafft und Leistungsbereitschaft sowie Innovation fördert, ist für die Politikerin essenziell. Eine gerechte Steuerpolitik sollte hohe Einkommen und Vermögen stärker besteuern, während gleichzeitig steuerliche Anreize für Unternehmen geschaffen werden, die in Forschung und Entwicklung investieren. Dazu gehören Steuergutschriften für Investitionen in nachhaltige Technologien und die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Unternehmen, die Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernehmen, sollten besonders gefördert werden. Eine umfassende Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik soll den Niedriglohnsektor reduzieren und die Beschäftigten in gut bezahlte, sichere Arbeitsplätze bringen. Eine Qualifizierungsoffensive wird Menschen für hochwertige Arbeitsplätze vorbereiten und somit den sozialen und ökologischen Wandel unterstützen.

Foto: Herbert Käfer

Als Wahlkreisabgeordnete steht sie in engem Kontakt mit den Menschen. Ihr Appell: Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.

 

„Für die Zukunft setzen wir auf eine Kombination aus deregulierenden und leistungsfördernden Maßnahmen. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der dualen Berufsausbildung, wie die Lehre in Fachkreisen genannt wird. Hier haben wir in den letzten Jahren schon einiges erreicht und ich setze mich dafür ein, dass wir jetzt auch die Vorbereitungskurse für die Meisterprüfung kostenlos bekommen. Mit der Höheren Berufsbildung haben wir auf gesetzlicher Ebene bereits einen Meilenstein gesetzt und für einen geradlinigen Bildungsweg innerhalb der beruflichen Ausbildungsschiene gesorgt“, sagt Martina Kaufmann.

Warum ihr das so wichtig ist? Weil unser duales Ausbildungssystem weltweit einzigartig und erfolgreich ist. Aber wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern müssen das System weiterentwickeln. Dazu gehört für mich auch, dass wir über die Schaffung von Fachkräfteakademien nachdenken, die flexible Kursstrukturen, digitale Angebote und Kooperationen mit Fachhochschulen und Unternehmen bieten und damit die Berufsschulen weiterentwickeln. Diese Akademien können dazu beitragen, eine modernere und noch praxisnähere Ausbildung zu gewährleisten, von der sowohl die Jugendlichen als auch die Unternehmen profitieren.

Keine Steuern auf Überstunden

Ein gerechtes und effizientes Steuersystem, das Leistung und Innovation fördert, ist für Kaufmann der Schlüssel für eine starke Wirtschaft und eine zukunftsfähige Gesellschaft. „Wir wollen die arbeitende Mitte entlasten. Das sind die rund fünf Millionen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, denen mehr Netto vom Brutto auf dem Lohnzettel bleibt. Zum einen wollen wir den Eingangssteuersatz von 20 Prozent auf 15 Prozent senken, wovon insbesondere auch Pensionistinnen und Pensionisten sowie Menschen mit geringerem Einkommen profitieren. Zum anderen forcieren wir die Abschaffung des Spitzensteuersatzes von 48 Prozent, um jene zu entlasten, die den größten Beitrag zum Steueraufkommen leisten. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu stärken und Beschäftigungsimpulse zu setzen, sollen die Lohnnebenkosten bis 2030 jährlich um 0,5 Prozentpunkte gesenkt werden."

„Außerdem braucht es klare steuerliche Anreize für Vollzeitarbeit in Form eines jährlichen steuerlichen Vollzeitbonus von 1.000 Euro für alle Vollzeitbeschäftigten. Auch Überstunden sollten vollständig steuerfrei gestellt werden, um zusätzliche Anreize für mehr Leistung zu schaffen. Wer über das gesetzliche Pensionsalter hinaus arbeitet, soll keine Pensionsversicherungsbeiträge mehr zahlen müssen“, fordert die Politikerin, der es ein großes Anliegen ist, das in den schwierigen Zeiten von Pandemie, Krieg und Oppositionshetze teilweise verloren gegangene Vertrauen der Bürger in die Politik wiederherzustellen.

Die Bürger müssen motiviert werden, sich politisch zu engagieren und von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Das geht nur gemeinsam. Für mich als Wahlkreisabgeordnete ist es selbstverständlich, mit den Grazerinnen und Grazern im Gespräch zu sein. Als Vertreterin des Wirtschaftsbundes stehe ich aber natürlich auch in engem Kontakt mit den Unternehmerinnen und Unternehmern - schließlich sind sie es, die das unternehmerische Risiko tragen und die Arbeitsplätze schaffen, die unseren Wohlstand sichern.

Foto: PHOTO-SIMONIS

Der Schuldenrucksack der Republik wird immer schwerer. Dennoch ist die Abgeordnete überzeugt: Das Einsparpotenzial ist groß und beläuft sich auf rund zehn Milliarden Euro.

 

Martina Künsberg Sarre betont die Notwendigkeit einer umfassenden Steuer- und Strukturreform in Österreich. Derzeit fließen 43 Cent jedes erwirtschafteten Euros in Abgaben, was die höchsten Steuerniveaus aller Zeiten markiert. Trotz dieser Rekordeinnahmen des Finanzministers tragen zukünftige Generationen aufgrund ineffizienter Strukturen einen immer größer werdenden Schuldenrucksack. Künsberg Sarre sieht vor allem in der Verwaltung und bei Doppelgleisigkeiten zwischen Bund und Ländern erhebliche Einsparpotenziale, die sich laut Studien auf über zehn Milliarden Euro belaufen könnten. Diese Einsparungen sind dringend notwendig, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten und gleichzeitig in Zukunftsprojekte zu investieren.

Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung und sozialen Gerechtigkeit

Um soziale Gerechtigkeit und die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben, setzt Künsberg Sarre auf eine grundlegende Reform des Bildungssystems. In Österreich werde der Bildungsweg bereits im frühen Kindesalter vorgezeichnet, der Kindergarten als erste Bildungseinrichtung habe nicht den notwendigen Stellenwert. Sie betont, dass Kindergarten und Schule die Startrampen für ein selbstbestimmtes Leben sind. Die Tatsache, dass fast 25 Prozent der 15-Jährigen nicht sinnerfassend lesen oder einfache Rechenaufgaben lösen können, sei alarmierend und zeige den dringenden Handlungsbedarf. Große Herausforderungen erfordern große Antworten, eine klare Vision und den Mut zu tiefgreifenden Bildungsreformen.

Reform des Steuersystems und Förderung individueller Leistung

Künsberg Sarre kritisiert die derzeitige Steuerpolitik, die auf eine breite Umverteilung abzielt, ohne den Arbeitnehmern die notwendige Entlastung zu bringen. In Österreich werden Durchschnittsverdiener wie Spitzenverdiener besteuert, was die Anreize für individuelle Leistung und Innovation mindert. Zudem seien Unternehmen aufgrund des unterentwickelten Kapitalmarktes fast ausschließlich auf Bankfinanzierungen angewiesen. Hier werden bessere Rahmenbedingungen gefordert, um Unternehmen und Einzelpersonen durch ein gerechtes Steuersystem zu entlasten und die Leistungsbereitschaft zu fördern.

Motivation zur politischen Beteiligung

Die Abgeordnete betont die Bedeutung der politischen Partizipation und die Notwendigkeit, dass die Politik Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit anbietet. Politikverdrossenheit entstehe oft aus dem Gefühl, dass politische Prozesse und Entscheidungen nicht die Interessen der Bevölkerung widerspiegeln. Sie ruft dazu auf, das Privileg des Wahlrechts zu nutzen, um Veränderungen herbeizuführen. Gemeinsames Handeln und der Glaube an die Kraft der Demokratie sind unerlässlich, um die Zukunft positiv zu gestalten. Wählen zu gehen ist ein großer und nicht selbstverständlicher Luxus, den es zu nutzen gilt, um die eigene Stimme und Meinung in den politischen Prozess einzubringen.

Foto: NEOS

Melanie Erasim vertritt eine klare Position: Runter mit den Steuern überall dort, wo tatsächlich Leistung für Österreichs Wirtschaft und Österreichs Arbeitnehmer generiert wird. 

 

Die ungebremste Vermögensanhäufung einiger Weniger müsse endlich gerecht besteuert werden, so Melanie Erasim. Ähnlich sieht es bei Unternehmen aus: „Es gibt unzählige kleine und mittlere Unternehmen, die brav relativ hohe Steuern zahlen. Und dann gibt es internationale Konzerne, die sich mit verschachtelten Geschäften über Irland und die Niederlande fast jeder Besteuerung entziehen. Hier muss vor allem die Europäische Union diesem unionsinternen Steuerwettbewerb einen Riegel vorschieben“, so Erasim, die sich auch für eine Re-Industrialisierung ohne rauchende Schlote ausspricht.

Mit dem Transformationsfonds habe die SPÖ dazu bereits eine wichtige Maßnahme vorgeschlagen. Darüber hinaus brauche es auch eine Trendwende in der Verkehrspolitik. „Die grüne Ministerin Gewessler hat zwar immer wieder markige Überschriften präsentiert, das von uns geforderte Klimaticket umgesetzt, aber letztlich zu wenig für die Verbesserung der Situation der Pendlerinnen und Pendler getan. Die Klimawende ist vor allem eine Verkehrswende, und daher müssen nicht nur attraktive Ticketpreise, sondern auch zuverlässige und pünktliche Zug- und Busverbindungen gewährleistet sein.“ Die nächste Bundesregierung müsse vor allem den Scherbenhaufen der Verteuerung aufräumen, die Klientelpolitik für Reiche und grüne Parteifreunde beenden und in Zukunftsbranchen und die Qualifikation der Arbeitnehmer investieren. „Was nicht passieren darf, ist ein Kaputtsparen der Wirtschaft durch pauschale Sparmaßnahmen“, so Erasim.

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Ein wichtiges Thema ist für die Politikerin auch der Gender Pay Gap - also der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Während dieser in Wien bei 3,2 Prozent liege, verdienen Frauen in Niederösterreich im Schnitt immer noch mehr als 11 Prozent weniger als Männer.

Dafür gebe es Gründe: „In Wien ist der Gratiskindergarten längst verwirklicht, Niederösterreich hinkt hinterher, Wiens Frauen sind mobiler, vor allem durch das einzigartige Öffi-Netz, auch die Förderung von Frauen in Spitzenpositionen in der Stadt und im stadtnahen Bereich wird dort viel konsequenter verfolgt als bei uns. Was sicher ein bisschen wirken würde, wäre zum Beispiel eine radikale Lohntransparenz in den Betrieben, aber letztlich geht es immer um die tatsächlichen Rahmenbedingungen, die Frauen an ihrem Wohnort, an ihrem Lebensmittelpunkt vorfinden“.

Natürlich könne auf Bundesebene einiges getan werden, wie etwa der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr. Als Tourismussprecherin der SPÖ im Nationalrat weiß Melanie Erasim aus vielen Gesprächen mit Frauen, die in der Hotellerie oder im Gastgewerbe tätig sind, dass die Frage der Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach wie vor die größten Sorgen sind und damit auch jene Themen, um die sich die Politik in erster Linie kümmern muss. Im Hinblick auf die bevorstehende Nationalratswahl rät die Politikerin allen, nicht auf ihre Stimme zu verzichten. „Denn dann bekomme ich mit ziemlicher Sicherheit ein schlechteres Ergebnis für meine Anliegen, als wenn ich meine Stimme einsetze. Wählen gehen ist also eine Frage der Vernunft und des Hausverstandes. Wer nicht wählen geht und hinterher jammert, braucht sich auch nicht über die Politik zu beschweren“.

Foto: SPÖ

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