Christine Matzer und Christoph Troesch leiten als erste Co-Leadership-Doppelspitze den Bereich HR bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Im Interview sprechen sie über Vertrauen, Vision und darüber, warum geteilte Führung echte Stärke entfalten kann.
Sie sind das erste Co-Leadership-Duo in der HR-Leitung von Raiffeisen NÖ-Wien. Was war ausschlaggebend für dieses Führungsmodell und wie hat es sich für Sie persönlich angefühlt, diesen Schritt zu gehen?
Christine Matzer: Der Mut zu neuen Führungsmodellen und der Wille, als Raiffeisen NÖ-Wien ein Signal für moderne Arbeitswelten zu setzen. Der Vorstand von Raiffeisen NÖ-Wien hat unsere komplementären Stärken gesehen, uns viel Vertrauen entgegengebracht – und bei diesem Schritt von Anfang an unterstützt.
Christoph Troesch: Wir teilen uns nicht einfach den Job als Bereichsleitung, sondern haben den Co-Lead zusätzlich zu unseren bestehenden Aufgaben inne. Wir verantworten also weiterhin unsere jeweiligen Abteilungen und leiten gemeinsam den Bereich Human Resources. Das bedeutet viel Verantwortung, aber auch Begeisterung und Freude.
Co-Leadership bedeutet geteilte Verantwortung, aber auch geteilte Entscheidungswege. Was braucht es, damit ein solches Tandem nicht nur funktioniert, sondern echte Stärke entfaltet?
Christoph Troesch: Vertrauen, Klarheit und Kommunikation. Echte Stärke entsteht dann, wenn wir unsere Unterschiedlichkeiten als Ergänzung sehen und an einem Strang ziehen – mit Fokus auf gemeinsame Ziele.
„Human Resources ist heutzutage Kulturtreiber, Innovationsfeld und Partner auf Augenhöhe.“
Sie haben unterschiedliche inhaltliche Zuständigkeiten, aber eine gemeinsame Vision. Wie gelingt es Ihnen, das große Ganze im Blick zu behalten?
Christine Matzer: Die inhaltliche Abgrenzung unserer Zuständigkeiten schafft Klarheit für unser Team. Und genau darum geht es: Wir sehen uns als EIN Team. Unsere gemeinsame Vision und Strategie zieht sich wie ein roter Faden durch den Bereich Human Resources – egal ob es um Recruiting, Kultur oder Gehaltsverrechnung geht. Wir sind stets sehr eng abgestimmt.
Was hat Sie beide ursprünglich für Human Resources begeistert?
Christoph Troesch: Human Resources ist für mich nicht nur Administration, sondern die Chance, unsere Arbeitswelt aktiv gestalten zu können. HR ist die Brücke zwischen Menschen und Organisation – für mich ein absolut spannender Job.
Christine Matzer: Die Mischung aus Menschenvermittlung, Strategie und Wirkung. HR verbindet das Zwischenmenschliche mit unternehmerischem Denken. Mir liegt es besonders am Herzen, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich Mitarbeitende gehört und wertgeschätzt fühlen, damit sie ihr Bestes geben können. Das hat eine direkte Wirkung auf ihre Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit und auf unsere Unternehmenskultur – das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.
Kultur, Agilität, Diversität: Sie setzen auf zentrale Zukunftsthemen. Welche konkreten Maßnahmen setzen Sie aktuell, um diese Schlagworte mit Leben zu füllen?
Christoph Troesch: Statt Schlagworte in Hochglanzfolie wollen wir spürbare Veränderungen im Alltag. Beim Thema Unternehmenskultur setzen wir gerade einen starken Fokus auf Growth Mindset und eine gelebte Fehlerkultur.
Durch verschiedene Workshop-Formate binden wir alle Mitarbeitenden aktiv ein – vom Lehrling bis zur Führungskraft. Weiters wollen wir Angst vor dem großen Schlagwort Agilität nehmen und dort agil sein, wo es sinnvoll ist. Verschiedene Initiativen wie „Agile Minute“, „Agile Day“ und Online-Learnings geben Einblicke in agile Arbeitsweisen und fördern die bereichsübergreifende Zusammenarbeit.
Christine Matzer: Wir stehen für ein Arbeitsumfeld, in dem jede und jeder gleiche Chancen hat – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter, Religion oder sexueller Orientierung. In unsere Diversitätsstrategie zahlen viele verschiedene Maßnahmen von und für Mitarbeitende ein – z. B. unser WoMentoring-Programm oder das Netzwerk „Raiffeisen Connects – SIE verbindet.“, aber auch unser „Tag der Inklusion“ und Corporate-Volunteering-Initiativen. Vielfalt bedeutet für uns mehr als nur Unterschiedlichkeit. Sie ist ein zentraler Baustein unserer Unternehmenskultur und ein strategischer Erfolgsfaktor für Raiffeisen NÖ-Wien.
Wenn Sie jungen HR-Talenten etwas mitgeben könnten – was ist aus Ihrer Sicht wichtiger: fachliches Know-how oder das richtige Mindset?
Christoph Troesch: Fachliches kann man lernen, Haltung und Mindset sind entscheidend. Human Resources ist heutzutage Kulturtreiber, Innovationsfeld und Partner auf Augenhöhe. Und: Modernes HR muss Brückenbauer sein – zwischen Strategie und Menschen, zwischen Daten und Emotion. Dafür braucht es Neugier, Offenheit, Empathie, Gestaltungswille und Mut. Digitale Kompetenz ist natürlich auch ein wichtiger Skill für die Zukunft.
Wie möchten Sie als HR-Doppelspitze wirken und wahrgenommen werden?
Christine Matzer: Als kompetente Doppelspitze mit Vorbildwirkung für moderne Führungs- und Arbeitsmodelle – die zeigt, dass man gemeinsam stark ist und Leadership auch im WIR geht.
Foto: Sabine Klimpt / Raiffeisen NÖ-Wien