Interviews

Die Abteilungsleiterin Schaden-Unfall Privatkunden bei der Helvetia Versicherung über ihren neuen Job, Anpassungsfähigkeit und Chancen für Frauen in der Branche.

 

Sie sind seit neun Monaten Abteilungsleiterin Schaden-Unfall Privatkunden bei der Helvetia - was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Die Zusammenarbeit und die Vielfalt der Themen. Das hat mich schon immer an der Versicherungsbranche gereizt - dass sie spannender ist, als viele denken. Bei der Helvetia schätze ich besonders die Hands-on-Mentalität. In meiner Position kann ich meine Erfahrung einbringen und vieles mitgestalten, schließlich wird von der Strategie bis zur operativen Umsetzung alles in einer Abteilung umgesetzt. So spürt man das Versicherungsgeschäft richtig. Auch die Zusammenarbeit mit meinem Team, das mich vom ersten Tag an sehr herzlich aufgenommen hat, schätze ich sehr. In der gesamten Abteilung steht das Gestalten im Mittelpunkt - das macht mir auch persönlich sehr viel Spaß.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für die heimische Versicherungswirtschaft?

Was die Herausforderungen betrifft, sind wir mit zwei wesentlichen Aspekten konfrontiert: der steigenden Inflation und einem sich rasch verändernden Umfeld. Als Branche müssen wir auf die Auswirkungen der Inflation reagieren, als Helvetia unseren Best-Partner-Ansatz weiterhin stärken - sowohl für Partner als auch für Kundinnen und Kunden. Dies erfordert einen strategischen Ansatz, um angemessen auf die steigenden Kosten zu reagieren und gleichzeitig unseren Kundinnen und Kunden den bestmöglichen Service zu bieten. 

Auf der anderen Seite sehen wir uns mit einem dynamischen und sich schnell verändernden Umfeld konfrontiert – prägnant zusammengefasst als VUCA-Welt, in der es für eine traditionelle Branche wie die unsere entscheidend ist, sich agil anzupassen. Das betrifft den Klimawandel ebenso wie die fortschreitende Digitalisierung oder den aktuellen Fachkräftemangel. Wir merken, dass sich die Rahmenbedingungen schnell ändern und wir Lösungen parat haben müssen. Mit Blick auf den Klimawandel wird unsere Arbeit sicherlich anspruchsvoller. Ich sehe das aber auch als Chance, uns inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Was bedeutet Nachhaltigkeit für unsere Kunden und was können wir als Versicherung bieten? 

Gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten, wird auch als Arbeitgeberin immer wichtiger. Denn eine der Herausforderungen ist es, die Branche attraktiver zu machen - was sie definitiv schon ist. Versicherungen bieten vielfältige Perspektiven - sei es im Vertrieb, im technischen Bereich oder im kreativen Bereich.

In welchen Bereichen sehen Sie große Veränderungen?

Ein großer Trend, der uns noch lange begleiten wird, ist das Thema Strom. Sei es im Bereich der Mobilität oder der Versorgung. Ich denke da konkret an E-Mobilität, Photovoltaik oder auch das Thema Blackout. Für uns als Versicherer ist es wichtig, das Risiko richtig einzuschätzen und dann das passende Angebot zu haben. Ein weiterer Trend ist, auf die beschriebene VUCA-Welt und die sich verändernden Kunden- und Partnerbedürfnisse richtig zu reagieren. Wir verfolgen einen konsequenten Best-Partner-Ansatz - diesen gilt es nachhaltig weiter zu verfolgen. Die Veränderungen durch die fortschreitende Digitalisierung können wir auch als Chance begreifen, uns mit mehr Daten noch besser auf die Bedürfnisse einzustellen und die Customer Convenience zu stärken. 

Welchen Rat geben Sie Frauen, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen?

Den gleichen wie in jeder anderen Branche auch: Go for it. Es gibt keine Grenzen, trau dich und erhebe deine Stimme. Nicht warten, bis etwas passiert, sondern die Initiative ergreifen und sich sichtbar machen. Ich merke, dass die Versicherungsbranche vielfältiger wird – meine Abteilung ist komplett in Frauenhand und das unterstreicht, dass gerade die Versicherungsbranche viele Chancen für Frauen bietet. Es gibt vielfältige Bereiche und sehr gute Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich auf jeden Fall.

Foto: Helvetia

Seit zwei Monaten ist sie CFO der Europäischen Reiseversicherung AG. Mit ABW sprach Nathalie Cremades über die Faszination ihres Jobs und Karriere-Booster für Frauen.

 

Nathalie Cremades verantwortet als Chief Financial Officer die Bereiche Rechnungswesen und Controlling sowie die ausgelagerten Bereiche Asset Management und Investment Management. „Das Versicherungs- und Assistancegeschäft fasziniert mich, weil es so nah am Menschen ist und die Erfolgsfaktoren Servicequalität, Empathie und Engagement sind. Gerade im Assistance-Geschäft führen wir unsere Kundinnen und Kunden aus einer Stresssituation in Komfort und Sicherheit - jederzeit und überall“, so die Managerin.

Leider sei der Versicherungsmarkt in Österreich stark reguliert. Die Anforderungen an Governance, Reporting-Standards und Transparenz würden ständig steigen. Neue Technologien könnten bei der täglichen Arbeit unterstützen.

„Die Digitalisierung des Finanzwesens stellt uns vor Herausforderungen in Bezug auf die Qualität und den Umgang mit großen Datenmengen, insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen von IFRS17. Im Bereich der künstlichen Intelligenz gibt es spannende Entwicklungen, zum Beispiel bei der Betrugserkennung, die ich mit großem Interesse verfolge“, sagt Cremades. Die Umsetzung von IFRS17 sei das große Ziel für dieses Jahr. Dafür müsse zum einen eine stabile Basis für die Datenqualität sichergestellt werden, zum anderen müsse das Team erfolgreich zusammenarbeiten. „Außerdem wollen wir mit unseren Analysen noch stärker unternehmerische Entscheidungen unterstützen“, so die Finanzexpertin.

Nur die besten Lösungen zählen

Ihren Führungsstil beschreibt die gebürtige Französin als sehr teamorientiert. „Jeder leistet seinen Beitrag und kann sich einbringen. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern. Außerdem bin ich sehr lösungsorientiert und ehrgeizig und gebe mich nicht mit dem Status quo zufrieden, sondern erst dann, wenn wir eine gute Lösung gefunden haben. Mein Motto ist: Nicht aufgeben! Morgen ist ein neuer Tag. Und jeder Tag bietet eine neue Chance, erfolgreich zu sein. Apropos Erfolg: Was verbindet sie damit?

Im vergangenen Jahr hat sie am „Raid des Amazones“ in Sri Lanka teilgenommen. „Raid des Amazones ist ein sechstägiger Sportwettkampf in den Disziplinen Mountainbiking, Kanufahren, Trailrunning und Bogenschießen. Es war ein unglaubliches Abenteuer - sportlich, menschlich und als Team. Unser Team war unterschiedlich in Bezug auf Alter, sportliches Engagement, Lebens- und Berufserfahrung, aber wir waren Kolleginnen und ein Team. Sport und Teamgeist haben es uns ermöglicht, an unsere Grenzen zu gehen und diese als Team zu überwinden. Das war für mich ein großer Erfolg!

Ihr Karriere-Tipp für Frauen: „Sei selbstbewusst und bereit, Barrieren zu überwinden. Mache dir keine Vorwürfe, wenn du Fehler machst. Lass dich nicht von deinem Ziel abbringen und versuche es noch einmal. Setze auf deine Stärken und mache das Beste aus deiner Situation.

Foto: Europäische Reiseversicherung

Vor etwas mehr als einem Jahr haben Sophie Thurner und Julia Kruslin ihre App beatvest, eine anfängerfreundliche Investment-Plattform für Börsenneulinge, gestartet. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.

 

Ihre App ist seit mehr als einem Jahr auf dem Markt – wie zufrieden sind Sie mit der Nachfrage?

Wir sind überwältigt von der Nachfrage für unsere App. Unsere Download-Zahlen sind sehr zufriedenstellend, was uns vor allem eines zeigt: finanzielle Bildung ist gefragter, als je zuvor! Das Thema ist in österreichischen und deutschen Bildungseinheiten wie Schulen kaum vertreten, weshalb sich viele eine strukturierte und leicht verständliche Anleitung zum langfristigen Vermögensaufbau wünschen. beatvest bietet genau das. 

Welche Probleme und Chancen sehen Sie aktuell im Bereich des Vermögensmanagements?

Das größte Problem für den privaten Vermögensaufbau ist zweifelsohne das fehlende Finanzwissen. Dieses ist in Österreich und Deutschland leider Mangelware. Wichtige finanzielle und ökonomische Grundlagen sind einfach nicht im Schulsystem verankert. Selbst in breitenwirksamen Wirtschaftsstudiengängen ist das Thema unterrepräsentiert. Wir sehen, dass viele unserer Nutzer beispielsweise einen BWL-Hintergrund haben, aber nicht wissen, wie man am Kapitalmarkt investiert. Wenn es nicht einmal die Bevölkerungsgruppe weiß, welche prädestiniert dafür ist, dann ist es für den Rest fast hoffnungslos. Fakt ist, dass der bisher häufigste Weg zu finanzieller Bildung und Interaktion mit Finanzen über die Eltern führt, doch über diesen Luxus verfügen vorwiegend wohlhabende Haushalte. Die zuvor angesprochenen Ungleichheiten potenzieren sich so zusehends. 

Welche Strategien würden Sie Frauen empfehlen, die in die Geldanlage einsteigen möchten?

Grundsätzlich funktioniert langfristiger Vermögensaufbau für alle gleich. Jedoch kann man sagen, dass Frauen einen gewissen Startnachteil im Vergleich zu Männern haben. Denn einerseits besteht in Österreich immer noch ein Gender Pay Gap von 18,8%, womit wir EU-weit (fast) die traurigen Spitzenreiter sind.  Das führt dazu, dass Frauen weniger Geld zum Investieren zur Verfügung haben. Andererseits ist es umso wichtiger, dass genau Frauen mit dem Investieren anfangen, da sie im Durchschnitt ⅓ weniger Rente bekommen als Männer. Deshalb müssen sie anderweitig Vermögen aufbauen, um nicht in Altersarmut zu enden.  Um mit dem Investieren zu starten, müssen Anfänger eigentlich nur zwei goldene Regeln beachten: 1. Langfristiger Anlagehorizont und 2. Diversifikation. Wir predigen immer, dass gerade Kapitalmarkt-Neulinge sich von kurz- oder mittelfristigen Wertschwankungen ihrer Investitionen nicht verunsichern lassen sollten. Solange das Portfolio ausreichend diversifiziert ist, bewegt es sich langfristig gesehen nach oben. 

Gibt es bestimmte finanzielle Themen oder Anlageprodukte, von denen Sie glauben, dass sie derzeit besonders vorteilhaft sein könnten?

Bei beatvest setzen wir stark auf Exchange Traded Funds (ETFs). Bei diesen wird automatisiert in alle Unternehmen investiert, die gewisse Kriterien erfüllen. Das können zum Beispiel die 20 größten Unternehmen der Wiener Börse sein, oder auch eine Liste an Unternehmen, die besonders divers oder nachhaltig handeln. Der Vorteil an ETFs ist, dass sie sich besonders gut für Anfänger eignen, da sie einfache, automatisierte Investments ermöglichen, die breit gestreut sind und auch von der Kostenstruktur günstiger sind, als ein klassischer Fonds. Das kommt den Interessen der jungen Investierenden von heute entgegen: Studien zeigen, dass diese vor allem langfristig und günstig für die Pension oder größere finanzielle Ziele investieren wollen. 

Wie sehen Sie die Zukunft der Frauen in der Geldanlage und wie können sie auf diese Zukunft vorbereitet werden?

Hoffentlich sehr positiv! Je mehr Frauen in den Finanzbereich vordringen, desto gerechter wird unsere Gesellschaft und unsere Finanzwelt werden. Bis dahin haben wir allerdings noch einen weiten Weg vor uns. In ganz Europa haben nur rund 2% der Unternehmen im Bereich der Finanztechnologie rein weibliche Gründungsteams. Für den Moment sind wir bei beatvest also noch eine Ausnahme, was sich aber hoffentlich bald ändert! Bei beatvest achten wir zudem besonders auf die nötige Diversität, um Frauen und Männer gleich anzusprechen. Das zahlt sich aus: Wir haben in der beatvest-App ziemlich genau gleich viele weibliche, wie männliche Nutzer.

Wann erwachte Ihr Interesse für Vermögensaufbau?

Da haben wir innerhalb des Gründungsteams sehr unterschiedliche Geschichten. Während Sophie Thurner sich schon immer für das Thema Börse interessierte und ihr erstes Investment mit 18 Jahren machte, wurde Julia Kruslin mit dem Thema eher zwangsbeglückt. Wie die meisten unserer Nutzer wurde sich Julia nach ihrem Studium bewusst, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen sollte, war aber trotz BWL-Studium zunächst überfordert. Wie vorhin erwähnt, ist das Thema „Altersvorsorge und Finanzen” in Österreich unterrepräsentiert. Tatsächlich ist uns die Idee für beatvest genau aufgrund dieses Wissens-Unterschieds gekommen. 

Ab welchem Alter ist es sinnvoll, sich ein Depot für die Altersvorsorge aufzubauen?

Die Faustregel für diese Frage lautet: je früher, desto besser. Gott sei Dank ist es heute möglich, ab sehr geringen Beträgen zu investieren. Der Zinseszinseffekt sorgt dann dafür, dass sich das Investierte exponentiell vermehrt. Wer diesen beeindruckenden Effekt gerne selbst ausprobieren und grafisch darstellen möchte, kann diverse Zinseszins-Rechner online finden, unter anderem von beatvest. Wer das Rechenbeispiel ausprobiert, wird merken, dass der klassische Bausparer ausgedient hat. Ein Beispiel: Freunde und Familie heißen, wie durchaus üblich, den neu auf die Welt gekommenen Nachwuchs mit Geldgeschenken willkommen. Investieren die Eltern dieses Geld – sagen wir insgesamt 500€ – mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7%, bis das Kind 18 Jahre alt ist, kommen dadurch beachtliche 1.690€ zusammen. Wird das Geld dann bis zur Pension des Kindes nicht angerührt, werden am Ende rund 40.600€ auf den Nachwuchs warten, sofern die sehr realistische jährliche Rendite von 7% bestehen bleibt. Mit zusätzlichen kleinen monatlichen Beträgen kann dieser Effekt nochmals verstärkt werden. Wir meinen es also ernst, wenn wir sagen „so früh, wie möglich”.  

Welche Zielgruppe möchten Sie erreichen?

Unser Ziel ist es, die nötige finanzielle Bildung für wirklich alle anzubieten. Das beinhaltet, wie schon gesagt, einen bewussten Fokus darauf, nicht nur ein Geschlecht anzusprechen. Frauen lernen etwa öfter über Männer – ein Effekt, von dem wir profitieren, um so vielen Menschen und Frauen wie möglich den einfachen Zugang zum langfristigen Vermögensaufbau näherzubringen. Zudem sprechen wir durch unseren Ansatz natürlich hauptsächlich Anfänger an, aber auch jene, die bereits erste Erfahrungen mit dem Investieren gemacht haben und ihr Wissen aber erweitern oder auffrischen wollen. Für den Moment sind wir in Österreich und Deutschland vertreten, das ist aber nur der Anfang! 

Foto: David Burger

Sie kommt aus dem Bankenbereich, seit Dezember des Vorjahres ist sie Finanzvorständin der ERGO Versicherung. Was die Quereinsteigerin dieses Jahr geplant hat und wie sie die Branche beurteilt, lesen Sie hier. 

 

Seit mehr als einem halben Jahr sind Sie Finanzvorständin der ERGO – was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Am meisten schätze ich den Zusammenhalt innerhalb der Teams sowie die gemeinsame Erarbeitung neuer Standards und Projekte über Bereichs- und Ressortgrenzen hinweg. Die Dynamik unseres Umfelds verlangt eine permanente Weiterentwicklung und Gestaltung, und ich freue mich, Teams und KollegInnen zu haben, denen diese Herausforderung genau so große Freude bereitet wie mir.

Welche Bereiche der Versicherungsbranche haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Die Versicherungswirtschaft ist in den letzten Jahren digitaler und transparenter geworden. Beides mit dem Ziel, effizienter und kundenfreundlicher zu werden. Immer mehr Versicherungsunternehmen setzen auf Automatisierung und Digitalisierung ihrer Prozesse und bieten ihren Kunden beispielsweise die Möglichkeit, Versicherungen online abzuschließen oder Schadenmeldungen über eine App abzugeben. Auch die Nutzung von KI und Datenanalyse u.a. zur Risikoeinschätzung, zur Preisgestaltung und Schadenprävention ist zu einem allgegenwertigen Trend in unserer Branche geworden.

Außerdem ist das regulatorische Umfeld in Europa und damit auch in Österreich deutlich herausfordernder geworden. Dazu gehören im Bereich ESG beispielsweise die 2021 in Kraft getretene Offenlegungsverordnung und die darauf aufbauende bzw. daran anschließende Taxonomie-Verordnung, welche von der Produktentwicklung und der Veranlagung über das Reporting und den Informationspflichten weitreichende Auswirkungen auf unser Geschäft hat und haben wird.

Was sind die spezifischen Herausforderungen, die Sie in Ihrer Position als Versicherungsmanagerin sehen?

Unmittelbar sehe ich für den Finanzbereich der Versicherungsbranche definitiv die Umsetzung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 / 9 als größte Herausforderung im aktuellen Wirtschaftsjahr. Die Art und Weise, mit der wir in diesem Jahr unsere Ergebnisse berichten, hat sich grundlegend geändert mit dem Ziel, für mehr Information zu sorgen und Transparenz zu schaffen. 

Mittelfristig steht die gesamte Finanzbranche vor der großen Aufgabe, schlanker und digitaler zu werden, und ihr Produktangebot und -ausgestaltung im globalen Wettbewerb und unter steigender Regulatorik relevant, nachhaltig und weiterhin uneingeschränkt verlässlich weiterzuentwickeln. Als Arbeitgeber attraktiv zu sein, um für diese Mammutaufgabe die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Team zu holen bzw. sie zu halten, wird für den Erfolg entscheidend sein.

Wie gehen Sie als Managerin mit der zunehmenden Digitalisierung (Stichwort KI) um? Welche Auswirkungen wird diese auf die Branche haben?

Die ERGO Gruppe hat das Ziel, bis 2025 digital führend in der Versicherungsbranche zu sein – sowohl in Deutschland als auch in den internationalen Kernmärkten wie beispielsweise Österreich. Dafür arbeiten wir alle gemeinsam bereits heute mit Hochdruck an der Entwicklung und Implementierung neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Robotics oder Process Mining.

Der kontrollierte Einsatz entlang aller Standards zur diskriminierungsfreien Verwendung, zur Transparenz und dem Datenschutz sind dabei die Basis für den Einsatz und die Nutzung sämtlicher Technologien. Die Sicherstellung dessen steht auch für den Regulator im Fokus. 

Wir sehen, dass Automatisierung und Digitalisierung nicht notwendiger Weise abnehmende „menschliche“ Begleitung in der Konzeption, Umsetzung, Wartung, Kontrolle und Weiterentwicklung benötigt. Das erforderliche Skillset sowohl der Fachkräfte als auch des Managements haben sich dahingehend jedoch verändert. In der Zusammensetzung der Teams muss sich das zukünftig widerspiegeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Entscheidend ist, die Kolleginnen und Kollegen auf diesen Weg mitzunehmen, sie am Prozess zu beteiligen und mit den entsprechenden Ressourcen auszustatten, um sicherzustellen, dass Neuem und Unbekanntem selbstbewusst begegnet werden kann.

Welche Art von Versicherungsprodukten wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen?

Nachhaltigkeit ist wie bereits erwähnt das große Thema, auch in der Produktentwicklung. Nicht nur aufgrund der zunehmenden Regulatorik in diesem Bereich, sondern insbesondere auch aufgrund der steigenden Erwartungshaltung unserer Kundinnen und Kunden werden nachhaltige Versicherungsprodukte – egal ob in der Lebensversicherung oder der Schaden- und Unfallversicherung – stark an Bedeutung gewinnen.

Wie ernst wir das Thema in der ERGO nehmen, beweist die Tatsache, dass Nachhaltigkeit bereits seit längerer Zeit fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie #Drivefor2025 ist. Dazu gehört auch, bei unserem eigenen Verhalten mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir haben deshalb bereits begonnen, die Dienstwagenflotte der ERGO auf E-Autos umzustellen und im ERGO Center 28 Elektroladestellen implementiert.

In der Lebensversicherung kennzeichnen wir Fonds mit besonderer Nachhaltigkeitsausrichtung mit dem ERGO Responsibility Rating. Eine Veranlagung in bis zu 100% nachhaltiger Fonds ist somit möglich.

Bei unserer KFZ-Versicherung „MobilER GO!“ können interessierte Kunden in der Kasko-Versicherung ein Elektro Plus Paket miteinschließen. Dieser Baustein enthält sinnvolle Leistungen speziell für Autos mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid Antrieb. Ob Abschleppen zur nächsten Ladestation, Akku entsorgen oder Diebstahl des Ladekabels, wir springen ein.

Bei unserer Haushalt- und Eigenheimversicherung ERGO fürs Wohnen bieten wir einen Zusatzbaustein einer Versicherung der Photovoltaikanlage an. Kunden können sich so gegen Ungeschicklichkeit, Materialfehler oder Verlust der Kühlflüssigkeit versichern. 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihren Führungsstil?

Respekt, Leistung und Freude an der Zusammenarbeit stehen für mich an oberster Stelle. Jede Aufgabe und Zielsetzung, die ich an meine Teams stelle, bauen darauf auf. Wichtig ist mir auch, das Potenzial in jedem Menschen zu sehen, zu fordern und zu fördern. Die große Kunst in der Führung liegt meiner Meinung nach darin, sich an Bedürfnisse und Situationen anpassen zu können.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich das Verfolgen und im besten Fall Erreichen beruflicher Ziele und die Verantwortung, die damit einhergeht, wahrzunehmen. Erfolg ist allerdings kein Maß für Zufriedenheit oder Glück, zu diesem gibt es viele erstrebenswerte Wege, die nicht nur in der beruflichen Verwirklichung zu finden sind.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen?

Meine persönliche Empfehlung für die berufliche Weiterentwicklung ist, den Mut zu haben, ins kalte Wasser zu springen und aktiv Entwicklungsmöglichkeiten zu verfolgen und einzufordern. Steigern Sie Ihre Visibilität im Unternehmen und die Fähigkeit, das "big picture" zu sehen, indem Sie insbesondere bei strategischen Projekten aufzeigen und proaktiv Verantwortung übernehmen. Sich selbst auf diesem Weg treu zu bleiben, ist dabei entscheidend.

Um im Wettbewerb der Talente relevant zu bleiben, haben meiner Meinung nach auch Arbeitgeber eine klare Positionierung und Verantwortung wahrzunehmen. Als Teil der ERGO Gruppe setzen wir uns gleichermaßen für die Gleichberechtigung von Frauen im Berufsleben und für mehr Vielfalt ein, aus Überzeugung von der Stärke und Innovationskraft diverser Teams. Wir investieren in Karriere- und Mentoringprogramme, Weiterbildungen und Netzwerke, um optimale Rahmenbedingungen für Frauen in allen Lebensphasen zu schaffen. 

Ihre beruflichen Ziele für dieses Jahr?

Mein Ziel ist es immer, mit größtmöglichem Engagement und Einsatz die besten Ergebnisse für mein Unternehmen und meine Kolleginnen und Kollegen zu erreichen. Als Quereinsteigerin in die Versicherungsbranche ist es für mich ein Jahr der ersten Male, weshalb ich jeder Aufgabe und Fragestellung mit großer Sorgfalt und Dankbarkeit für die Unterstützung meines Teams bei deren Bewältigung gegenüberstehe. 

Gleichzeitig möchte ich zeigen, was alles möglich ist, wenn man nur will und den nötigen Ehrgeiz und Lernwillen mitbringt – ob als Quereinsteigerin, junge Frau oder „frischgebackene“ Mutter – die nötige Unterstützung aus dem Team und dem privaten Umfeld immer vorausgesetzt.

Foto: Caroline Ströck

Mit 75 Jahren Erfahrung und dem dichtesten internationalen Netzwerk ist Coface ein bedeutender Kreditversicherer, Partner im Risikomanagement von Unternehmen und in der globalen Wirtschaft. 

 

Ein ABW-Interview mit Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich.

Die Kreditversicherungsbranche ist im Umbrauch, wo orten Sie die meisten Veränderungen und Herausforderungen?

Vor allem ist die Welt unvorhersehbarer geworden. Durch jüngste Ereignisse, Stichwort Covid-19-Pandemie, Suezkanal-Problem, Krieg in der Ukraine, ist es entscheidend geworden, Lieferanten gründlich zu kennen und belastbare Informationen zu sammeln. Dabei gilt es, sowohl auf der Kundenseite als auch auf der Abnehmerseite eine umfassende Betrachtung anzustellen. Finanzzahlen alleine reichen nicht, viel effektiver ist eine breite Betrachtung aller Einflüsse im Gesamtkontext. So müssen neben wirtschaftlichen und branchenspezifischen Risiken auch Klimarisiken und das Politische Risiko in die Bewertung eines Unternehmens respektive eines Landes miteinfließen.

Die Vielfalt der Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, ist immens. Dazu zählt die kontinuierliche Anpassung an ein sich wandelndes wirtschaftliches Umfeld und die Identifizierung neuer Risiken für unsere Kunden. Die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen nimmt stetig zu, nicht nur durch vergangene oder auch aktuelle Herausforderungen wie dem Krieg in der Ukraine oder die hohe Inflation, die wir in vielen Ländern beobachten.

Es gibt immer mehr potenzielle Risiken wie zum Beispiel den Konflikt zwischen China und den USA und die sich stetig verschärfende Klimakrise, auf die sich Unternehmen unterschiedlich vorbereiten. Dabei gilt auch nach wie vor, was in der Vergangenheit wichtig war: Ein starkes Team, das sich gegenseitig unterstützt und flexibel auf Herausforderungen reagieren kann, ist von entscheidender Bedeutung. Es geht nicht allein um eine Einzelperson wie beispielsweise die Country Managerin, sondern um ein exzellentes Team aus engagierten Mitarbeitern und Managern. Nur gemeinsam sind wir in der Lage, unvorhergesehene Situationen im Sinne unserer Kunden flexibel zu bewältigen.

Wo sehen Sie den größten Mehrwert neuer Technologin?

Die Digitalisierung und der Einsatz von Technologie, insbesondere KI, ist ein zentraler Baustein in der Versicherungsbranche. Bereits heute treffen unsere 331 Kreditprüfer in 46 Ländern die durchschnittlich 10.000 Kreditlimitentscheidungen nicht alleine. Eine Limitentscheidung dauert durchschnittlich 1,2 Tage. Das ist nur möglich da diese Entscheidungen digital unterstützt getroffen werden, um solch ein Volumen in dieser Spitzenzeit bewältigen zu können.

Daten sind die Basis für unsere Arbeit, wir arbeiten kontinuierlich daran zu automatisieren wo es Sinn macht. Mein Credo lautet Human-Centric Digitalization. Denn: Digitalisierung muss für unsere Kunden, Mitarbeiter und Partner einen Mehrwert bieten. Wir müssen sicherstellen, dass wir einen ausgewogenen Ansatz finden, der menschliche Expertise und die Vorteile der Technologie kombiniert, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Der Weg ist hierbei noch lange nicht zu Ende, es gibt noch viel zu entdecken.

Nachhaltigkeit ist heute ein wichtiges Thema. Auch für Coface?

Wir setzen uns für ethisches Geschäftsverhalten ein, fördern Vielfalt und Inklusion und unterstützen Umweltinitiativen. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere eigenen Prozesse nachhaltiger zu gestalten und unseren Kunden dabei zu helfen, ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen zu minimieren.

Als Dienstleistungsunternehmen achten wir darauf, Immobilien mit geringen Umweltauswirkungen zu wählen, fördern ein umweltbewusstes Verhalten unserer Mitarbeiter, implementieren Maßnahmen zur Abfalltrennung und Recycling sowie zur Reduzierung des Papierverbrauchs durch Digitalisierung und haben Richtlinien zur Minimierung von Geschäftsreisen eingeführt, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. 

Ihr Rezept für optimale Kundenbindung?

Das Erfolgsgeheimnis für optimale Kundenzufriedenheit liegt darin, den Kunden zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Obwohl es einfach klingt, wird dies oft vernachlässigt. Es ist wichtig regelmäßiges Feedback von unseren Kunden einzuholen und entsprechend zu handeln, um eine verlässliche Partnerschaft aufzubauen und zu pflegen. Der Kundenfokus mag auf jeder Website stehen, aber es ist entscheidend, dieses Thema wirklich ins Zentrum und in den Fokus jeder einzelnen Abteilung und jedes Mitarbeiters zu rücken und in der Praxis zu leben. Schließlich ist es der Kunde, der letztendlich unsere Gehälter bezahlt.

Was definieren Sie Erfolg?

Für mich persönlich definiert sich Erfolg durch die Erreichung von Zielen. Der wirtschaftliche Erfolg geht mit der Kundenzufriedenheit einher. Wir legen einen starken Fokus darauf, uns kontinuierlich zu verbessern und die Zufriedenheit unserer Kunden laufend zu messen, denn sie ist ein entscheidender KPI für das gesamte Management. Mein Motto lautet: „Measure what you treasure!“ Neben der Kundenzufriedenheit betrachte ich auch die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter als maßgeblichen Erfolgsfaktor. Ich bin davon überzeugt, dass Erfolg nur als Team erreicht werden kann und man nur mit einem motivierten Team nachhaltig erfolgreich ist. Unser Geschäft basiert auf Beziehungen, hier ist hohe Fluktuation der Feind des Erfolgs. 

Welche Ziele haben Sie für dieses Jahr?

Mein Ziel für dieses Jahr ist es, unsere Vorhaben weiterhin erfolgreich umzusetzen und unseren USP als vertrauensvoller Partner für unsere Kunden weiter auszubauen. Wir haben bereits große Fortschritte erzielt, darunter die erfolgreiche Digitalisierung unserer Prozesse. Dadurch können unsere Versicherungsnehmer ihre Kreditversicherungsverträge schneller und sicherer mittels E-Signaturen unterzeichnen. Zudem haben wir die Wartezeit auf Kreditentscheidungen erheblich verkürzt, indem wir eine interaktive Dialogfunktion auf unserer Online-Plattform implementiert haben, die eine direkte Kommunikation zwischen unseren Kunden und Risikoprüfern ermöglicht. Diese Innovationen basieren allesamt auf dem wertvollen Feedback unserer Kunden und Partner wofür ich sehr dankbar bin.

Für die Zukunft planen wir den Ausbau unserer Inkassodienstleistungen und die Weiterentwicklung unserer Unternehmensinformationsangebote. Gleichzeitig reflektieren wir aktiv über unseren strategischen Fokus für die kommenden vier Jahre, wobei wir gemeinsam mit unserem Management auf Gruppen und regionaler Ebene intensiv daran arbeiten, die richtige Richtung zu definieren. Meine Top-3-Ziele sind nachhaltiges Wachstum, Serviceoptimierung und die Förderung einer engen Verbindung zu unseren Kunden und Mitarbeitern. Dabei strebe ich eine ausgewogene Balance zwischen persönlicher Nähe und fortschreitender Digitalisierung an.

Was raten Sie Frauen, die in der Versicherungsbranche tätig sein wollen?

Generell ist die Versicherungsbranche eine sehr offene Branche. Ich bin sehr stolz auf mein Unternehmen, wie kontinuierlich und konsequent an diesem Thema gearbeitet wird und ich arbeite selbst intensiv und mit absoluter Überzeugung daran, meinen Beitrag dafür zu leisten. Unsere „Eckdaten“ bestätigen unseren Weg deutlich. Wir haben in Österreich bei Coface einen Frauenanteil von 58,77 Prozent. Sieben der 15 Führungskräfte – das heißt 47 % sind weiblich. Im letzten Jahr hatten wir 8 Beförderungen, 4 davon waren Frauen. Einen Gender Pay Gap gibt es bei uns nicht. Das ist die Basis für ein faires und gutes Miteinander.

Mein Rat an Frauen, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen, ist, sich von ihrer Leidenschaft leiten zu lassen und sich nicht von Stereotypen oder Hindernissen abhalten zu lassen. Seien Sie mutig, setzen Sie sich ambitionierte Ziele und suchen Sie nach Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Netzwerken Sie aktiv, suchen Sie Mentoren und schaffen Sie sich ein unterstützendes Umfeld. Nutzen Sie Ihre Stärken und bringen Sie Ihre einzigartige Perspektive in die Branche ein. Frauen spielen eine wichtige Rolle im Versicherungswesen, und es ist entscheidend, dass ihre Stimmen gehört werden.

Foto: Sabine Hauswirth/Coface

Als Kreditversicherung schützt die Acredia offene Forderungen vor Ausfällen. Ein herausforderndes Business, über das wir mit Vorständin Gundrun Meierschitz gesprochen haben.

 

Eine zentrale Herausforderung ist derzeit ESG und die CSRD Berichtspflicht, die für uns ab 2025 gelten wird. Vor ein paar Wochen haben wir unsere ESG Strategie verabschiedet, jetzt geht es um die Umsetzung. Aber nicht nur intern beschäftigen wir uns mit diesem wichtigen Thema, auch extern setzen wir hier Akzente. Wir wollen die Unternehmen einerseits über die ESG-Thematik informieren und auf etwaige Nachhaltigkeitsrisiken hinweisen. Auf der anderen Seite möchten wir aber auch Mut machen, ESG nicht als lästige Pflichtaufgabe, sondern als Chance für neues und nachhaltiges Wirtschaften zu sehen“, so Gudrun Meierschitz zu den derzeit wesentlichsten Aufgaben.

Um Unternehmen schnelle und einfache Serviceleistungen zu bieten, wurde vor kurzem die gesamte IT Infrastruktur der Acredia auf neue Beine gestellt. Gleichzeitig wird die Software laufend erweitert und verbessert, mit der Unternehmen ihre Kreditversicherung managen können. Aktuell arbeitet man an einem rein digitalen Produkt für Klein- und Mittelunternehmen. „Vor ein paar Monaten haben wir uns noch mit Robotik in der Kundenbetreuung auseinandergesetzt, im Juni wurde auf einer Messe in Singapur bereits Lösungen für KI-gesteuertes Risk Underwriting präsentiert. Die Technologie ist extrem spannend, als Versicherer sind wir uns aber auch der Risiken bewusst und prüfen einen Einsatz sorgfältig“, so Meierschitz.

Wir sind keine Schreibtischtäter

Die klassische Kreditversicherung nimmt angesichts hoher Inflation, steigender Zinsen und Energiekrise gerade wieder an Fahrt auf. „Speziell für KMU entwickeln wir derzeit ein rein digitales Angebot, das Kreditversicherung so einfach wie noch nie macht. Aber auch unsere Vertrauensversicherung Trust gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Zahl der Wirtschaftsdelikte steigt jährlich und neue Technologien – Stichwort KI und Deepfake – machen es den Unternehmen immer schwerer, sich zu schützen. Die Acredia Trust ist daher optimal, um Lücken im eigenen Sicherheitsnetz zu schließen“, sagt die Managerin, für die die Kunden stets im Mittelpunkt des Handels stehen.

„Bei allem was wir tun, überlegen wir, wie wir die Dinge noch einfacher und besser für unsere versicherten Unternehmen machen können. Zum Beispiel haben wir ein eigenes Innovation Lab gegründet, wo wir gemeinsam mit Kundinnen und Kunden an neuen Services und Produkten arbeiten. Und bei aller Digitalisierung ist es uns wichtig, den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen zu pflegen“, sagt die Risikoexpertin. Es sei wichtig, nie zum „Schreibtischtäter“ zu werden. Die Mitarbeitenden sind sich immer bewusst, dass sie mit ihren Entscheidungen das tägliche Geschäft der Kunden beeinflussen können und dementsprechend handeln sie.

Schutz vor Zahlungsausfällen

Nachdem sich das Insolvenzgeschehen normalisiert, spürt die Acredia einen merkbaren Anstieg beim Interesse an Kreditversicherungen. „Derzeit schützen wir offene Forderungen in Höhe von mehr als 33 Milliarden Euro. Natürlich steigt auch die Zahl der Schadensmeldungen. Aber mit unserem Frühwarnsystem mit Daten von rund 83 Millionen Unternehmen können wir unsere Kundinnen und Kunden effizient vor Zahlungsausfällen schützen“, sagt die Ökonomin, der es wichtig ist, dass sich die Kunden mit ihrem Debitorenmanagement in den besten Händen fühlen und dass die Mitarbeitenden einen sehr guten Arbeitsplatz haben.

Wenn das der Fall sei, sei auch der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens machbar. Ihr Rat an Frauen, die in die Versicherungsbranche wollen: „Die Branche ist extrem spannend und sehr dynamisch, hier ist es nie langweilig. Und gerade für Frauen gibt es tolle Karrierechancen, denn die Finanzbranche will den Frauenanteil in der Führungsetage erhöhen. Bei Acredia haben wir bereits 50 Prozent Frauenanteil in der Führung und wir haben aktuell ein paar tolle Jobs offen. Seien Sie also mutig, probieren Sie es einfach aus.“

Foto: Acredia 

Seit nunmehr sechs Jahren ist sie Vorsitzende des Vorstandes der Zurich Österreich. Ein ABW-Interview mit Andrea Stürmer über die Veränderungen der Branche, Kundenzufriedenheit und Karrieremöglichkeiten für Mitarbeiter.

 

Welche Bereiche der Versicherungsbranche haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Die Versicherungsbranche hat sich vielleicht noch nie so stark verändert wie in den vergangenen Jahren. Die Digitalisierung hat eine große Dynamik und ganz neue Möglichkeiten geschaffen, kundenorientierte Lösungen zu bieten und Prozesse zu vereinfachen. Neue Risiken wie Cyber oder Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel brauchen Expertise in ganz neuen Bereichen. Und zum Thema Nachhaltigkeit leistet die Branche mittlerweile einen wichtigen Beitrag, ob es um nachhaltige Veranlagung von Kundengeldern geht oder um Produkte, die die Nachhaltigkeit unserer Kundinnen und Kunden unterstützen. Was sich aber nicht verändert hat, ist die soziale Verantwortung, die uns als Unternehmen leitet, wenn wir Menschen und Unternehmen in Österreich vor Risiken absichern und sie bei einem Unglück unterstützen. 

Ihr Erfolgsgeheimnis für optimale Kundenzufriedenheit?

Wir beschäftigen uns auf allen Ebenen des Unternehmens damit, wie wir das Kundenerlebnis positiv gestalten können. Wir messen kontinuierlich die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden. Die Ergebnisse teilen wir mit allen Kolleginnen und Kollegen bei Zurich und können auf dieser Basis unsere Produkte und Services verbessern. Für unsere Mitarbeitenden im Kundenkontakt gibt es außerdem viele Weiterbildungsangebote. Das wichtigste Erfolgsrezept sind aber engagierte Mitarbeitende, die unsere Kundinnen und Kunden mit Kompetenz und Empathie unterstützen. Auf das Ergebnis können wir stolz sein: So waren wir heuer wieder beim Recommender-Award, einer Auszeichnung für Kundenorientierung in der Finanzdienstleistungsbranche, das Gütesiegel für „sehr gute Kundenorientierung erhalten.

Wie engagiert sich die Zurich im Bereich der Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung?

Die Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind uns als Zurich Österreich und in der gesamten Zurich Gruppe weltweit besonders wichtig. Im Einklang mit dem Ziel „gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten“, strebt die Zurich Gruppe danach, eines der verantwortungsvollsten und wirkungsvollsten Unternehmen der Welt zu sein. Als globale Zurich Gruppe wollen wir bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen und setzen mit dem Projekt „Zurich Forest“ in Brasilien ein klares Zeichen, um die Biodiversität zu erhalten. In Österreich haben wir ebenfalls eine Reihe von Maßnahmen gesetzt. Ein paar Beispiele: Unseren Strom beziehen wir seit Jahren zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen und haben unseren Papierverbrauch drastisch reduziert. Unser Büro in Wien ist in einem Gebäude, das eine ÖGNI-Platin-Zertifizierung für Nachhaltigkeit hat und für unsere Mitarbeitenden stellen wir E-Bikes zur Verfügung. Besonders wichtig ist uns aber die soziale Verantwortung. Denn als Versicherer begleiten wir unsere Kundinnen und Kunden und stehen ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite. Das bringen wir auch in unserer Partnerschaft mit dem beeindruckenden Paralympics Champion und Handbiker Walter Ablinger zum Ausdruck. 

Was sind die spezifischen Herausforderungen, die Sie in Ihrer Position als CEO und Versicherungsmanagerin heute und in Zukunft sehen?

Die größte Herausforderung ist sicher, die richtigen Talente zu finden, zu rekrutieren und im Unternehmen zu halten, die wir für den Erfolg von Zurich brauchen. Aufgrund der starken Veränderung der Branche benötigen wir als Unternehmen mittlerweile eine viel breitere Palette an Wissen und Fähigkeiten als zuvor, sei es im Bereich IT, Social Media oder Nachhaltigkeit, um nur einige zu nennen. Wir freuen uns, dass Mitarbeitende und Bewerber unsere Unternehmenskultur und starken Teamspirit schätzen, das moderne Arbeitsumfeld, die „Du“-Kultur, flexible Arbeitszeiten, breite Weiterbildungsmöglichkeiten und vieles mehr. Für mich persönlich ist es dabei am wichtigsten, welche Werte wir als Unternehmen haben: dass Diversität uns stark macht, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht verhandelbar ist und dass wir unsere soziale Verantwortung leben.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen?

Von außen ist kaum erkennbar, wie viele interessante Tätigkeiten es in der Versicherungsbranche gibt. Ich selber habe, bevor ich CEO wurde, in den verschiedensten Bereichen gearbeitet und Erfahrungen gesammelt, sei es in Finanzen, Strategie, Operations, Rückversicherung, Service und einigen anderen. Bei jeder Station habe ich viel gelernt und mit großartigen Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet. Auch konnte ich internationale Erfahrungen sammeln, zum Beispiel in der Schweiz oder in den USA. Deshalb ist mein Rat, sich das Unternehmen gut auszusuchen, das zu den eigenen Interessen und Werten passt, und dort dann die berufliche Weiterentwicklung aktiv zu verfolgen. 

Foto: Zurich Österreich

Sie ist Projekt- und Finanzmanagerin in einer von Männern dominierten Branche: Dem freiwilligen CO2-Markt. Ein ABW-Interview mit Manuela Bachlechner, CFO des Social Impact Unternehmens HELIOZ.

 

Wie unterscheidet sich der freiwillige CO2-Markt vom regulierten Emissionshandelssystemen? 

Der freiwillige CO2-Markt ist im Gegensatz zum europäischen Emissionshandel, wie schon im Namen steckt, freiwillig. Im Emissionshandelssystem können Unternehmen ihre gesetzlich zugeteilten und damit verpflichtenden Emissionserlaubnisse ver- oder einkaufen. Stößt ein Unternehmen also mehr aus als sein gesetzlich Kontingent erlaubt, kann es von einem anderen Unternehmen das weniger als erlaubt ausgestoßen hat, verfügbare Emissionserlaubnis abkaufen. 

Der freiwillige Kompensationsmarkt beruht auf Projekten weltweit, die Emissionen vermeiden, einsparen oder einfangen und ohne die Finanzierung aus der freiwilligen Kompensation nicht stattfinden könnten. Firmen können so ihren CO2 Ausstoß der nicht vermieden oder reduziert werden konnte mit freiwilligen CO2-Zertifikaten ausgleichen. 

Welche Arten von Projekten generieren im Allgemeinen Emissionsgutschriften, die auf dem freiwilligen Markt verkauft werden können? 

Grob eingeteilt gibt es hier zwei Arten von Klimaprojekten, aus denen Zertifikate generiert werden: Jene die Emissionen vermeiden oder verringern und jene die bestehendes CO2 aus der Atmosphäre „einsammeln“. Für beide Arten gibt es eine Vielfalt an Technologien und Methoden, die eingesetzt werden wie z.B. effiziente Kochöfen für rurale Communities die inneffizient Feuerholz verbrennen oder Anlagen die CO2 aus der Atmosphäre binden. 

HELIOZ gehört zur ersten Art, indem wir die gängige Methode des Abkochens von Wasser für sicheres Trinkwasser durch Solare Wasserdesinfektion ersetzen, wodurch kein Holz oder anderer Brennstoff mehr verbrannt und weniger CO2 freigesetzt wird. 

Wie werden diese Projekte überprüft und wie wird sichergestellt, dass sie tatsächlich zur Reduzierung von Treibhausgasen beitragen? 

Wichtig ist tatsächlich, beim Kauf von CO2 Zertifikaten auf den Standard bzw. den Zertifizierer der Zertifikate zu achten. Die Qualität und Sicherheit, dass Zertifikate aus Projekten tatsächlich die behauptete Einsparung erzielt haben, ist nur gegeben, wenn diese von internationalen anerkannten Zertifizierungsstellen bestätigt und überprüft wurden. Weiters kann ein vertrauensvoller Projektentwickler auch eigene Erhebungen, Reportings und Zahlen aus seinen Projekten vorweisen. 

Wer sind die typischen Käufer auf dem freiwilligen CO2-Markt und was sind ihre Motivationen für den Kauf von Emissionsgutschriften? 

Die gängigste Motivation für Unternehmen aber auch Einzelpersonen für freiwillige CO2 Kompensation ist natürlich ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, sei es der Abdruck einer Produktion oder die Flugreise in den Urlaub. Wir sehen als typischen Käufer vor allem Unternehmen die entweder intrinsische Motivation haben, ihren Einfluss auf den Klimawandel so gering wie möglich zu halten oder auch Unternehmen, die von ihren Kunden stetig wachsenden Druck spüren, sich mehr für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. 

Was sind die Vorteile für Unternehmen oder Einzelpersonen, die sich am freiwilligen CO2-Markt beteiligen? 

Der Erwerb von freiwilliger und hochwertiger CO2 Kompensation bringt vor allem das Wissen, tatsächlich einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels geleistet zu haben. Unternehmen können darüber hinaus oft Projekte in Lieferketten-relevanten Regionen unterstützen. Zusätzliches soziales Engagement in diesen Regionen ist ein wichtiger Weg für Unternehmen auch entlang ihrer Lieferkette etwas zurückzugeben. 

Gibt es Bedenken oder Kritikpunkte bezüglich des freiwilligen CO2-Marktes? Wie kann diesen begegnet werden? 

Der freiwillige CO2 Markt ist bis dato ein nicht reglementierter Markt, in dem so wie auf vielen anderen Märkten viel Gutes getan wird aber leider einige Mitspieler eine reine Einkommenschance sehen. Hochwertige CO2 Zertifikate müssen ganz klare Prinzipien, wie etwas „Zusätzlichkeit“, Transparenz über Herkunft, keine Doppelzählung und viele weitere, entsprechen. Wir raten allen Interessenten von freiwilligen Zertifikaten, sich über gängige Methoden und Prinzipien zu informieren, um eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können und so auch einfach „gut“ von „schlecht“, bzw. „wirksam“ und „wenig-wirksam“ zu unterscheiden. 

Wie sehen Sie die Zukunft des freiwilligen CO2-Marktes, insbesondere im Hinblick auf internationale Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels? 

Tatsächlich ist der freiwillige CO2 Markt ein wichtiges Finanzierungstool für Klimaprojekte die zur globalen Bemühung der Emissionseinsparung aber auch der Erreichung der Sustainable Development Goals der UN beitragen – wenn er mit Integrität und Transparenz betrieben wird. Ich denke es ist ein wichtiger Schritt das dieser Markt nun auch öffentliche Aufmerksamkeit bekommt, um ein breiteres Verständnis zu erreichen, was ein freiwilliges CO2 Zertifikat tatsächlich kann und wo es herkommt. Mit diesem Momentum kann sich dieser Markt sicher weiterentwickeln und sein volles Potential zeigen – weg von einer zum größten Teil als Marketingtool für Unternehmen gesehenen „klimaneutral“ Maschinerie hin zu einem Markt, auf dem Unternehmen und Einzelpersonen einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und anderer sozialer Problemstellungen leisten können. 

Gibt es bestimmte Standards oder Zertifizierungen, die sicherstellen, dass die Gutschriften auf dem freiwilligen CO2-Markt zu tatsächlichen Emissionsreduktionen führen? 

Gängige Zertifizierungsstellen die gleichzeitig auch die gängigsten Register für solche Projekte sind, sind im Moment „Gold Standard“ oder „VERRA“, wobei auch VERRA in letzter Zeit einiges an negativer Aufmerksamkeit für bestimmte Projekte auf sich gezogen hat.
HELIOZ Projekte sind Gold Standard verifiziert. Hier können wir also mit Sicherheit sagen, dass es einen langen Prozess von Projektplanung und Evaluierung gibt, um im Register zugelassen zu werden. Weiters werden regelmäßige Projektbesuchen von externen Auditoren in die Projekte durchgeführt, um zu überprüfen, dass alle Projektaktivitäten auch tatsächlich so stattfinden und eine Emissionsgutschrift ausgestellt werden kann. 

Welche Rolle spielt der freiwillige CO2-Markt in der Gesamtstrategie Ihres Unternehmens zur Emissionsreduktion? 

HELIOZ ist Projektentwickler von Trinkwasser- und Klimaprojekten und generiert aus diesen CO2 Zertifikate für den freiwilligen CO2-Markt. Wir nehmen diese Tätigkeit auch intern sehr ernst und Handeln nach dem gleichen Prinzip, das wir allen unseren Kunden ans Herz legen: Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren. 

Foto: Helioz

Die Vorstandsvorsitzende der Donau Versicherung über zielführende Strategien, Chancen für Mitarbeiter und optimale Kundenbetreuung.

 

„Es gibt einige Trends, die für die Ausrichtung des Unternehmens wichtiger denn je sind. Nachhaltigkeit und die Orientierung an ESG-Kriterien gehören dazu. Den Klimaschutz nehmen wir sehr ernst. Die DONAU hat den UN Global Compact unterzeichnet und wir bekennen uns in allen Bereichen zu unserer Verantwortung. Nachhaltigkeit bedeutet für uns aber weit mehr als Klimaschutz. Auch soziale Aspekte und die Verantwortung als gute Unternehmensführung gegenüber allen Stakeholdern sind wichtig. Die DONAU als Teil des VIG-Konzerns ist hier Vorreiter und bestens aufgestellt“, sagt Dr. Judit Havasi und betont, dass uns der rasante Klimawandel und die damit verbundenen Unwetterschäden weiter begleiten werden.

„Unser Engagement für den Klimaschutz ist mehr als ein Zeichen dafür, wie bedrohlich die Entwicklung ist. Die hohe Inflation führt zu höheren Kosten für alle Versicherer. Die Preise für Kfz-Reparaturen sind stark gestiegen, ebenso hat der stark gestiegene Baukostenindex die Preise für die Beseitigung von Gebäudeschäden in die Höhe getrieben. Gleichzeitig wird das Thema private Vorsorge immer wichtiger“, so die Vorstandsvorsitzende zu den stärksten Veränderungen in der Branche.

Digitales Service wird von den Kunden erwartet

Bei Basisprodukten wie der Haushaltsversicherung sei ein Trend zum Online-Abschluss zu beobachten. Mit WohnenNext habe man bereits vor drei Jahren die schnellste Polizze Österreichs erfolgreich auf den Markt gebracht. Mit nur wenigen Klicks könne eine vollwertige Haushaltsversicherung online abgeschlossen werden und die Polizze sei nach wenigen Minuten im E-Mail-Postfach.

„Beim Thema Vorsorge setzen wir auf persönliche Beratung. Die Planung der privaten Pensionsvorsorge braucht das Gespräch, um die Möglichkeiten auszuloten und die individuell beste Lösung zu finden. In der Krankenversicherung spüren wir weiterhin großes Interesse und ein zweistelliges Wachstum. Für Privathaushalte wird die Cyberversicherung immer wichtiger - das letzte Jahr hat gezeigt, dass die Bedrohungslage weiter zunimmt und die finanziellen Folgen eines digitalen Einbruchs mit einer Cyberversicherung abgefedert werden können“, so die Managerin, die überzeugt ist, dass sich die Digitalisierung weiter beschleunigen wird.

„Unsere Kundinnen und Kunden erwarten sich von ihrer Versicherung digitale Services. Die DONAU bietet über das Kundenportal einen guten Überblick über alle Polizzen und Leistungen, die wir für unsere Kunden erbracht haben. Gleichzeitig stärken wir unser Service insgesamt - die Beraterinnen und Berater sind online viel besser erreichbar und unterstützen die Kunden. Die gute Erreichbarkeit ist unser Erfolgsgeheimnis. Stichwort KI - wir setzen bereits bei einigen Prozessen auf den Einsatz von KI und können so aufwändige Arbeitsschritte vereinfachen. Ich möchte betonen, dass wir die gewonnene Zeit besser für unsere Kundinnen und Kunden nutzen können und investieren in Service und Beratung“, so Havasi, die den Erfolgskurs der DONAU auch unter herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen absichern will. Gleichzeitig soll mit und für das Team DONAU die Strategie für die nächsten Jahre erarbeitet, die Digitalisierung vorangetrieben und die Kunden- und Serviceorientierung weiter ausgebaut werden.

Auszeit auch für Führungskräfte

Soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit sind für die DONAU nicht nur Schlagworte: „Wir haben eigene ESG-Beauftragte, damit unsere Maßnahmen - etwa im Klimaschutz - transparent und nachvollziehbar umgesetzt werden. Als Arbeitgeberin sind wir beispielsweise durch das Audit „berufundfamilie“ mehrfach zertifiziert und als familienfreundliches Unternehmen anerkannt. Wir setzen stark auf den Ausbau der Möglichkeiten für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Arbeit bei der DONAU mit ihrer Familie zu vereinbaren. Die Zahl der Väter, die mit ihren neugeborenen Kindern in Karenz gehen, steigt von Jahr zu Jahr. Auszeiten sind auch für Führungskräfte möglich. Wir setzen auf Gleichstellung in allen Bereichen und sind sehr stolz, dass wir Pride Biz Austria als Plattform für LGBTI unterstützen können. Einige Kolleginnen und Kollegen sind hier sehr aktiv und das fördern wir“, erzählt Havasi.

Klare Strategien mit definierten Zielen

Für die Vorstandsvorsitzende der DONAU ist Erfolg kein Zufall. Es brauche Einsatz, Engagement und das Interesse, etwas bewegen und verändern zu wollen. Der Erfolg eines Unternehmens werde von einer klaren Strategie mit definierten Zielen getragen, die allen die Richtung und den Weg aufzeigt.

„Je mehr Menschen im Unternehmen die Strategie verstehen und sich an der Umsetzung beteiligen, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg. Die DONAU orientiert sich an einer Strategie, die Ende dieses Jahres fertiggestellt sein wird. Und wir haben bereits begonnen, unsere Strategie für die nächsten Jahre zu entwerfen“, sagt Havasi. Für sie ist die DONAU ein Top-Arbeitgeber, der nicht nur Versicherungsprofis, sondern auch Quereinsteigern, die mit viel Lebens- und Berufserfahrung ins Unternehmen kommen wollen, vielfältige Möglichkeiten bietet. „Es bietet sich die Chance, Menschen in allen Lebenslagen zu begleiten und ihnen bei wichtigen Entscheidungen zur Seite zu stehen. Gleichzeitig ermöglicht der Beruf des Versicherungs- und Vorsorgeberaters durch die flexible Zeiteinteilung eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben - es bleibt Zeit für Familie, ehrenamtliches Engagement und Hobbys. Im Internet bieten wir unter https://teamdonau.at/ Einblicke und die Möglichkeit zur Bewerbung“.

Judit Havasis Tipp für Frauen, die aufsteigen wollen: „Ich bin überzeugt, dass Frauen überall Karriere machen können. Unternehmen müssen überzeugende Maßnahmen setzen, damit die Rahmenbedingungen auch für Frauen passen. In der VIG-Gruppe und damit auch in der DONAU sehe ich viel Engagement, alle Potenziale zu fördern. Einsatz und Engagement gepaart mit Interesse sind jedenfalls wichtig“.

Foto: Thomas Pitterle

Die Vorständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG über das vergangene Geschäftsjahr, neue Produkte und wie es gelingt, operativ erfolgreich zu bleiben.

 

Die OeKB Gruppe konnte aufgrund der breiten Diversifizierung und dem hohe Engagement der Mitarbeitenden auch im herausfordernden Geschäftsjahr 2022, in dem der Ukraine-Krieg nach der Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit einen weiteren tiefgreifenden Umbruch markiert hat, ein operativ zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. „Das Gesamtergebnis war durch Bewertungsverluste leicht rückläufig – die Kursentwicklung auf den Kapitalmärkten ist auch an uns nicht ganz spurlos vorbeigegangen“, sagt Angelika Sommer-Hemetsberger.

Kompetenzerweiterung im Sustainable Finance-Bereich

Auch in der OeKB ist die digitale Transformation von besonderer Bedeutung. Die Potenziale bestehender Wertschöpfungsketten werden gehoben, die Markt- und Kundenzugänge werden kontinuierlich digital ausgebaut. „Wir haben im letzten Jahr das bestehende Cloudkonzept erweitert und eine modulare OeKB private Cloud aufgebaut. Ein weiterer Fokus ist der Ausbau unseres Kompetenzspektrums im Bereich Sustainable Finance. Wir setzten im Geschäftsbereich Export Services schon seit 2019 gezielte Anreize für Investitionen zur Umweltentlastung und haben auch schon drei Nachhaltigkeitsanleihen begeben, deren Emissionserlöse zur Gänze in Umwelt- und Sozialprojekte fließen. Mit dem OeKB > ESG Data Hub haben wir 2022 ein neues Produkt lanciert: Auf dieser zentralen Online-Plattforum können Unternehmen ihre relevanten Nachhaltigkeitsdaten gemäß den regulatorischen und bankenspezifischen Anforderungen einfach und effizient sammeln und managen. Und durch eine strukturierte Übersicht ihrer ESG-Performance erhalten sie damit auch die notwendige Grundlage, um die nächsten Schritte in Richtung Nachhaltigkeit einleiten zu können“, so die Managerin, die – angesprochen auf ihre wichtigsten Herausforderungen – die sich rasch ändernde und zunehmende Regulatorik – darunter beispielweise die Corporate Sustainability Reporting Directive oder auch der Digital Operational Resilience Act – erwähnt.

Diese Bereiche würden einiges an Ressourcen benötigen. Gleichzeitig gelte es, trotzdem effizient zu bleiben und die bestmöglichen Services für die Kunden anzubieten. „Die Anforderungen an die gesamte Organisation nehmen zu und bedeuten einen beträchtlichen zusätzlichen Aufwand. Hier gilt es, am Ball zu bleiben und weiterhin die Effizienz im laufenden Bankbetrieb sicherzustellen“, so Sommer-Hemetsberger. Die Kostensteigerungen durch die hohe Inflation und der vielzitierte Arbeitskräftemangel seien zudem allgemeine Herausforderungen, mit denen auch die OeKB konfrontiert sei. 

Gezielter Einsatz von Digitalisierungslösungen

„Wir profitieren in unserem Arbeitsalltag in vielen Bereichen vom hohen Digitalisierungsgrad innerhalb der OeKB – und es ist dabei ganz zentral, dass wir durch den gezielten Einsatz von Digitalisierungslösungen auch die Services und Dienstleistungen für unsere Kundinnen und Kunden kontinuierlich weiter optimieren können“, betont die Finanzexpertin. Ein Beispiel dafür seien User-Guides auf der Kundenplattform my.oekb.at, die zeitunabhängig genutzt werden können und womit dem IT-Helpdesk noch mehr Zeit für komplexere Anfragen bleibe. Was das Stichwort KI angeht, evaluiere man selbstverständlich laufend neue Lösungen und Trends am Markt, ein konkreter Business Case habe sich bisher aber noch nicht ergeben.

Ambitionierte Nachhaltigkeitsziele

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei der OeKB seit vielen Jahren fest in den Kernprozessen verankert, in der Nachhaltigkeitsstrategie (Bereiche Kerngeschäft, Mitarbeitende und Bankbetrieb) setzt man sich ambitionierte Ziele für die Jahre 2021-2025.

„Neben Nachhaltigkeitsanleihen, deren Erlöse ausschließlich in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, setzen wir mit attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten auch gezielte Anreize für Unternehmen, die am Standort Österreich Investitionen zur Umweltentlastung oder zum Umstieg auf Erneuerbare Energien tätigen. Mit dem schon erwähnten OeKB > ESG Data Hub haben wir im August 2022 ein neues Produkt lanciert. Bei unserem sozialen Engagement richten wir den Fokus auf Projekte und Organisationen, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht, und die sich dafür einsetzen, allen Menschen ein würdiges und chancenreiches Leben zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht“, sagt die OeKB-Vorständin, die eine klare Definition von Erfolg hat: „Wenn wir es schaffen mit unseren Services einen Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden zu generieren, damit deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, und gleichzeitig auch die Erwartungen unserer Shareholder (Eigentümer, Mitarbeitende, Auftraggeber Bund) zu erfüllenAlso eine klassische Win-Win-Situation zu realisieren.“

Sommer-Hemetsbergers Ziel für dieses Jahr: Die OeKB zukunftsfit zu halten und trotz des herausfordernden Marktumfeldes operativ erfolgreich zu bleiben. Dafür sei es auch ganz zentral, für die Mitarbeitenden weiterhin eine attraktive Arbeitgeberin zu bleiben.

Ihr Tipp für Frauen, die beruflich in der Finanzbranche Karriere machen wollen: „Mein Rat bezieht sich nicht nur auf die Finanzbranche, sondern gilt für alle Wirtschaftsbereiche: Es gilt, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein, sichtbar zu sein und sich etwas zuzutrauen. Und auch Spaß an der Tätigkeit ist ein zentraler Faktor – was man gerne und mit Leidenschaft macht, macht man in der Regel auch am besten.“

Foto: OeKB / David Sailer

Ein ABW-Gespräch mit der Geschäftsleiterin der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Vorständin der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien über Herausforderungen, Synergien und Innovationen.

 

Seit März sind Sie Geschäftsleiterin der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Vorständin der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien – bitte beschreiben Sie uns kurz Ihren Tätigkeitsbereich?

In meinen Funktionen bin ich für das gesamte Risikomanagement von Raiffeisen NÖ-Wien zuständig. Mein Vorstandsbereich in der Holding und Bank umfasst neben den Bereichen operatives und strategisches Risikomanagement auch Sanierung, Compliance, Recht und Infrastruktur – also eine sehr vielseitige Tätigkeit. 

Welche Bereiche der Finanzbranche haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Der Anspruch an Banken hat sich grundlegend verändert: Heutzutage ist das Verhalten unserer Kundinnen und Kunden viel digitaler, das zeigt sich an ihren Wünschen und Bedürfnissen. Man muss nur an die eigenen Gewohnheiten denken, man will ja auch selbst orts- und zeitunabhängig seine Finanzen managen, Online-Banking und die Erreichbarkeit über verschiedene Kontaktwege gehören daher längst zu unserem Basis-Service. Die Kundenwünsche gehen heutzutage aber auch viel weiter, sie wollen digital veranlagen oder Kredit erhalten. Die Digitalisierung schreitet somit auch im Banking voran, gleichzeitig ist die persönliche Komponente nach wie vor unverzichtbar – gerade in Zeiten von hoher Inflation, steigenden Zinsen, Rohstoff-Knappheit oder Klimawandel will man einen qualifizierten Ansprechpartner für seine Finanzfragen. 

Speziell was das Thema Nachhaltigkeit und ESG betrifft, hat sich der Beratungsbedarf stark gesteigert, Stichwort Transformation von Geschäftsmodellen. Wir haben uns darauf entsprechend vorbereitet und bieten unseren Kunden zertifizierte Expertinnen und Experten, die Privatpersonen als auch Betriebe begleiten. Das reicht beispielsweise von der Umrüstung auf klimafreundliche Technik bis hin zum Stellen von Förderanträgen.

Was sind die spezifischen Herausforderungen, die Sie in Ihrer Position als Bankmanagerin und Risikoexpertin heute und in Zukunft sehen?

Die Klimakrise ist sicherlich die größte Herausforderung, die wir als Gesellschaft meistern müssen und wo wir als Bank den Unternehmen - insbesondere dem Mittelstand - mit Know-how und Finanzierungen zur Seite stehen. Ohnehin ist ESG ein derart allumfassendes Thema, das uns mit Blick auf EU-Taxonomie und Regulatorik in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird. 

Unser Fokus liegt zudem auf selektivem Wachstum. Oftmals wird das Risikomanagement als Verhinderer von Wachstum gesehen, ich sehe uns eher als Unterstützer: Wir müssen etwa den Beraterinnen und Beratern im Vertrieb helfen, Strukturen zu finden, die risikoseitig vertretbar sind, die der Regulatorik entsprechen, aber auch – und das ist ganz wesentlich – die Bedürfnisse unsere Kundinnen und Kunden abdecken. Wir richten unser Handeln auf die absolute Kundenzentrierung aus.

Wie gehen Sie als Managerin mit der zunehmenden Digitalisierung (Stichwort KI) um? Welche Auswirkungen wird diese auf die Branche haben?

Die Digitalisierung ist – wie bereits angesprochen – Grundvoraussetzung, um zukunftsfit zu sein. Im Riskomanagment stellen sich auch viele neue Herausforderungen: Wie kann man Kreditentscheidungen bis zu einer gewissen Größenordnung digitalisieren? Wie kann ich einen Kreditantrag in eine digitalisierte Strecke bringen? All das sind spannende Aufgabenstellungen. Von den Antworten sollen einerseits unsere Kundinnen und Kunden profitieren, anderseits geht es bei der Digitalisierung interner Prozesse vor allem darum, noch effizienter zu werden und manuelle Arbeitsschritte technisch abwickeln zu können.

Wie beurteilen Sie das Beteiligungsportfolio der Raiffeisen-Holding? In welchen Bereichen gibt es Aufholbedarf?

Wir sind in vier Geschäftsfeldern aktiv – Bank, Agrar, Infrastruktur und Medien, durchaus breit aufgestellt also, wenn man an die Wertschöpfungskette denkt. Für mich ist das ein Feinkostladen mit höchst interessanten Beteiligungen, die hervorragend laufen und sehr viel Potenzial haben. Im Sinne des angesprochenen Wachstums ist unser Ziel, das Portfolio aktiv weiterzuentwickeln. Nehmen wir das Beispiel erneuerbare Energien, das ein großes Feld bietet, wo wir noch stärker regional tätig sein können. Und: Wir wollen die Synergien, die sich in den jeweiligen Geschäftsfeldern bieten, besser nutzen. Wir haben uns zum Beispiel gerade erst an einem Food-Tech-start-up beteiligt, Neoh, das bekannt ist für Schokoriegel ohne Zuckerzusatz. Damit zeigen wir uns erstens als Partner des heimischen Unternehmertums und zweitens stehen wir zukunftsstarken Innovationen aufgeschlossen gegenüber. 

Wir unterstützen aber auch im Rahmen von Raiffeisen Unternehmertum unsere Kunden mit Alternativen zu Finanzierungen wie Mezzaninkapital, ermöglichen damit auch Unternehmensnachfolgen, Betriebsübernahmen und mehr Wachstum für Klein- und Mittelbetriebe.

Was sind die wichtigsten Säulen, um als Finanzunternehmen in herausfordernden Zeiten zu bestehen?

Wir sehen derzeit – in Zeiten von Teuerung, Rekordinflation, Energiekrise, Krieg in Europa – wie wichtig Resilienz ist, also rechtzeitig vorzusorgen, um gerüstet zu sein für herausfordernde Zeiten. Raiffeisen NÖ-Wien steht auf stabilen Beinen, mit stabilen Kapitalquoten weit über den gesetzlichen Vorgaben, mit genügend Liquidität. Das ermöglicht es uns, innovativ zu agieren und die Kundenzentrierung weiter voranzutreiben. 

Außerdem bin ich überzeugt, dass man offen für Neues sein muss. Das heißt nicht, jedem Trend nachzujagen, aber Innovation zuzulassen. Unser Anspruch ist es, für die Menschen und die heimische Wirtschaft das Beste herauszuholen, für sie auch in Zukunft ein Problemlöser und starker Partner zu sein. 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihren Führungsstil und Ihre Arbeitsweise?

Ich bin Optimistin. Jemand, der Veränderungen als Chance sieht, Ideen anhört und auch an eine gemeinsame Umsetzung glaubt. Im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen ist mir ein wertschätzendes Miteinander, ein vertrauensvoller Umgang, Lösungsorientierung und Diskussionen auf Augenhöhe wichtig. Es liegen herausfordernde Zeiten vor uns, ich bin aber überzeugt, dass wir diese erfolgreich und vor allem gemeinsam meistern werden. 

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Im Team zu arbeiten, neue Ideen umzusetzen, sich Ziele zu setzten und diese zu erreichen.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die in der Finanzbranche Karriere machen wollen?

Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man seinen Job gerne, mit Leidenschaft macht und authentisch ist. Mir waren beide Dinge immer wichtig. Die Finanzbranche ist natürlich noch sehr männlich, Männer und Frauen sind unterschiedlich – die Frauen sollten nicht versuchen, der bessere Mann zu sein. 

Foto: Eva Kelety

Die Vorstandsvorsitzende der BKS Bank AG über Geldanlage in herausfordernden Zeiten.

 

Welche zentralen Herausforderungen und Chancen sehen Sie aktuell im Bereich des Vermögensmanagements? 

Die hohen Inflationsraten sowie die direkte Verbundenheit des Kapitalmarktes mit geopolitischen Ereignissen stellen Investoren vor Herausforderungen. Wer allerdings einen kühlen Kopf bewahrt, eine gute Strategie verfolgt und das notwendige Know-how besitzt, kann diese gut meistern und auch die Chancen nützen, die der Kapitalmarkt bietet. Beispielsweise sind Anleihen so günstig und attraktiv wie seit 12 Jahren nicht mehr. Wir raten zu einer breit gestreuten Anleihen-Strategie über mehrere Branchen und Emittenten. 

Welche Strategien würden Sie Frauen empfehlen, die in die Geldanlage einsteigen möchten? 

Wir machen bei der Veranlagungsberatung grundsätzlich keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Es werden immer die individuelle Ausgangssituation, die Risikobereitschaft, der Veranlagungszeitraum, die persönlichen Erwartungen und natürlich das vorhandene Kapital analysiert. Darauf aufbauend wird eine individuelle Veranlagungsstrategie erarbeitet. 

Gibt es bestimmte finanzielle Themen oder Anlageprodukte, von denen Sie glauben, dass sie derzeit besonders relevant oder vorteilhaft sein könnten? 

Anleihen sind aktuell wieder besonders attraktiv. Bei diesem Anlageprodukt haben Investoren fixe, planbare Kuponzahlungen, eine im Vorfeld bekannte Laufzeit bis zur Tilgung und im Moment auch sehr attraktive Renditen. Neben Anleihen sind auch Aktien nach den starken Kursrückgängen im letzten Jahr ein attraktives Investment. Bei Aktien sollte, aufgrund ihrer Schwankungsanfälligkeit, ein Veranlagungshorizont von mindestens 10 bis 15 Jahren angedacht werden. 

Wie kann sichergestellt werden, dass jeder Kunde ein finanzielles Portfolio hat, das auf seine individuellen Bedürfnisse und Ziele zugeschnitten ist? 

Eine Investitionsentscheidung sollte immer auf Basis eines umfangreichen Beratungsprozesses erfolgen. Es ist daher wichtig, sich an Kapitalmarktexperten zu wenden, die die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Veranlagungsmöglichkeiten genau darlegen und eine individuelle Veranlagungsstrategie ausarbeiten. Grundsätzlich sollte der Einstieg in den Kapitalmarkt Schritt für Schritt erfolgen. Sehr beliebt ist z.B. der BKS Anlagemix*, der sich sowohl für konservative Anleger (BKS Anlagemix konservativ mit bis zu 25 % Aktien), als auch für dynamische Anleger (BKS Anlagemix dynamisch mit bis zu 70 % Aktien) eignet. Zudem bieten wir für nachhaltige Investoren auch unsere nachhaltige Variante, BKS Anlagemix nachhaltig* mit bis zu 30 % Aktien, an. Der Vorteil dieser Anlagekonzepte ist, dass sie über verschiedene Anlagesegmente breit investiert sind und zudem über ein aktives Management verfügen. 

Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Missverständnisse oder Hürden, mit denen Anleger konfrontiert sind, wenn es um Geldanlagen geht? 

Häufige Missverständnisse sind, dass Veranlagung kompliziert ist, nur etwas für Vermögende ist und das Risiko zu hoch ist. Das mag für mache Bereiche des Kapitalmarktes, wie zum Beispiel den Handel einzelner Aktientitel, zutreffen. Wer sich aber mit dem Kapitalmarkt in seiner ganzen Vielfalt auseinandersetzt, dem eröffnen sich Veranlagungsmöglichkeiten mit unterschiedlichsten Chancen und Risiken. Wesentlich ist immer eine breite Diversifikation und eine passende Strategie. 

Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social, Governance) Kriterien in der Geldanlage? 

Nachhaltigkeit und Geldanlage gehen bereits seit einiger Zeit Hand in Hand. So werden Zahlungsströme in zukunftsfähige Projekte geleitet. Unternehmen, die nicht nachhaltig agieren, wird der Zugang zum Kapitalmarkt zukünftig erschwert. Viele Unternehmen arbeiten daher derzeit auf Hochdruck daran, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten. In der Geldanlage führen die Nachhaltigkeitsbemühungen dazu, dass verstärkt wichtige, zukunftsweisende Investitionen in erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft ermöglicht werden. Spannend in diesem Zusammenhang ist, dass es bei ESG zu Beginn verstärkt um das Thema E (Umwelt) ging, in letzter Zeit aber auch das S (Soziales) und G (Unternehmensfüh- rung) in den Vordergrund rückt. Wir finden, dass dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, um Nachhaltigkeit als Gesellschaft allumfassend zu leben und zu praktizieren. 

Welche Ratschläge würden Sie Anlegern geben, die Angst vor finanziellen Risiken haben, aber trotzdem ihr Geld anlegen und vermehren wollen? 

Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren exzellenten Anlageberatern. In einem unverbindlichen Erstgespräch werden der finanzielle Status-Quo sowie die individuelle Risikoneigung erhoben. Darauf aufbauend erarbeiten unsere Veranlagungsexperten ein persönliches Angebot. In jedem Fall gibt es Möglichkeiten für jede Risikoklasse und jedes Budget. 

Wie hat sich die Rolle der Frau im Bereich Finanzen und Geldanlage im Laufe Ihrer Karriere verändert? 

Genauso wie die Rolle der Frau sich in dieser Zeit grundlegend verändert hat. Frauen sind finanziell unabhängiger, am Kapitalmarkt immer stärker präsent und dabei auch sehr erfolgreich. Aufholbedarf gibt es im Bereich der Vorsorge. Frauen sind in der Pension nach wie vor finanziell benachteiligt. Um den Lebensstandard aufrecht erhalten zu können, bieten wir zahlreiche Möglichkeiten an, wie z.B. unsere breit gestreuten Anlagemix-Fonds- varianten*, die sich sehr gut zum mittel- bis langfristigen Kapitalaufbau eignen. Bereits mit einer monatlichen Ansparvariante von 50,- EUR können damit langfristig sehr gute Ergebnisse erzielt werden. 

Foto: Gernot Gleiss

*Disclaimer: Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Die Angaben dienen lediglich der unverbindlichen Information und ersetzen keinesfalls die Beratung für den An- oder Verkauf von Wertpapieren. Es handelt sich weder um ein Anbot noch um eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der hier erwähnten Veranlagung, ebenso wenig handelt es sich um eine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlung. Die veröffentlichten Verkaufsprospekte bzw. Basisinformationsblätter in der jeweiligen Fassung stehen dem interessierten Anleger auf der Homepage der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H., www.3bg.at; sowie bei der BKS Bank AG, St. Veiter Ring 43, 9020 Klagenfurt am Wörthersee während üblicher Geschäftszeiten kostenlos zur Verfügung. Firmenname: BKS Bank AG, Firmensitz: 9020 Kla- genfurt, St. Veiter Ring 43, Firmenbuchgericht: Landesgericht Klagenfurt, FN: 91810s; UID-Nr.: ATU25231503 

Elisabeth Stadler ist knapp 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig, seit 2016 leitet sie mit der Vienna Insurance Group die größte Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa.

 

Mit Ende Juni 2023 hat sie ihre aktive Berufslaufbahn beendet.  

Frau Stadler, sie haben jetzt über sieben Jahre die Vienna Insurance Group geleitet, würden Sie sagen es waren „glorreiche sieben Jahre“ für das Unternehmen und Sie? 

Persönlich war die Funktion als Vorstandsvorsitzende der führenden Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa ganz klar der Höhepunkt meiner langen Versicherungslaufbahn. Mein Ziel war es immer dafür Sorge zu tragen, dass wir dem uns gesetzten Anspruch gerecht werden, als stabiler und verlässlicher Partner gegenüber unseren Stakeholdern wahrgenommen zu werden. Ich denke das ist meinem Team und mir gut gelungen und das konnten wir mit der Entwicklung der wichtigsten Kennzahlen wie Prämie, Gewinn und Kapitalstärke der Gruppe verdeutlichen. Die Prämien und der Gewinn vor Steuern konnten in den letzten sieben Jahren jeweils um 38 % gesteigert werden, die Solvabilitätsquote der Gruppe liegt jetzt um fast 44 % über dem Wert von 2016.

Sie sind knapp 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig gewesen und betonen in Interviews, dass sie keinen Tag davon bereut haben. Was fasziniert sie an dieser Branche so?

Menschen gegen tägliche Risiken des Lebens finanziell abzusichern, sehe ich als wundervolle Aufgabe. Damit leisten Versicherungen auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag. Es war auch immer mein Engagement, in diese Richtung positiv zu wirken. Mathematik ist für mich eine persönliche Leidenschaft und war viele Jahre essentiell in meinem Beruf als studierte Versicherungsmathematikerin. Diese Leidenschaft mit dem Beruf verbinden zu können hat mich immer stark motiviert.  

Die Versicherungsbranche hat sich auch gerade in diesen schwierigen Zeiten als sehr stabil gezeigt. Sind Versicherungen tatsächlich der Fels in der Brandung? 

Natürlich wirken sich die geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auch auf die Versicherungsbranche aus. Was sich aber während meiner langen Laufbahn gezeigt hat ist, dass sich die konservative und risikobewusste Vorgangsweise der Versicherungsbranche gerade in schwierigen Phasen positiv bemerkbar und bezahlt macht. Versicherungen zeigen hohe Resilienz und gerade in so herausfordernden Zeiten legen die Menschen besonderen Wert auf Sicherheit und Absicherung. 

Was waren die größten Veränderungen in der Branche der letzten Jahre? 

Das war zum einen sicher die digitale Transformation, die sich auf alle Bereiche unseres Geschäftsmodells auswirkt und andererseits die Auswirkungen der viele Jahre anhaltenden Niedrigzinsphase, die wir gut meistern konnten. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren besonders in den Fokus gerückt. Kunden, Geschäftspartner und Aktionäre verfolgen mittlerweile sehr genau, ob sich ihre Versicherung hier entsprechend zukunftsorientiert engagiert. 

Worin sehen sie die größten Herausforderungen der Versicherungsbranche in den nächsten Jahren?

Da steht für mich das Thema Nachhaltigkeit an vorderster Stelle. Ich denke der Klimawandel und seine Auswirkungen werden Treiber der globalen Risiken der nächsten Jahre sein. Wir wollen als VIG-Gruppe betreffend „ESG“ nicht nur im Umweltbereich Maßnahmen legen, sondern auch ganz bewusst Schwerpunkte im sozialen Bereich setzen und hier zum Beispiel bezahlbares Wohnen fördern. Wohnen ist ein absolutes Grundbedürfnis und wir alle sollten einen Beitrag dazu leisten, dass bezahlbares Wohnen nicht zur sozialen Frage unseres Jahrhunderts wird.

Fordern auch die Kunden von Ihnen grüne Produkte oder ist das noch kein Thema im Versicherungsvertrieb?

Wir registrieren eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten im Veranlagungsbereich. Im Versicherungsbereich wird der Fokus auf fondsgebundene Lebensversicherungen gelegt, die einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft bieten. In Österreich bemerken wir, dass bei unseren Gesellschaften nahezu jeder zweite Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung bereits auf Grund nachhaltiger Veranlagungskriterien erfolgt. Unsere österreichischen Gesellschaften bieten hier entsprechend erfolgreich Produkte an, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind.

Sie waren die erste Frau an der Spitze eines ATX-Unternehmens und gelten nicht nur in ihrer Branche, sondern allgemein als Vorbild für Frauenkarriere. Wie sehen sie ihre Rolle?

Wenn ich ein Bild vermitteln möchte, dann ist es das einer selbstbewussten Frau, die in ihrem Metier fachliche Kompetenz besitzt und deshalb anerkannt und geschätzt wird. Ich habe immer betont, dass keine Frau in eine Führungsposition kommen möchte, nur weil sie eine Frau ist.   

Was muss aus Ihrer Sicht eine Frau tun, um eine Topposition zu erreichen? Haben Sie einen Karrieretipp?

Karriere muss schon mit viel Ehrgeiz und Engagement über Jahre hinweg erarbeitet werden. Das ist ein lang andauernder Prozess und ergibt sich nicht von heute auf morgen. Für mich sind Kompetenz, sowohl fachlich als auch sozial, Leadership und strukturiertes Denkvermögen jene Eigenschaften, die für eine Führungsposition zählen. Diese Eigenschaften gelten für Männer genauso wie für Frauen. Ich stelle fest, dass sich Frauen oft selbst im Weg stehen, weil sie nicht genug Selbstvertrauen haben, was manche davon abhält, Karriere zu machen. Deshalb würde ich jungen Frauen raten, Mut zu haben und selbstbewusst zu sein. Frauen sollten öfter „Ja“ sagen und die Courage haben, etwas auszuprobieren.

Sie beenden mit Mitte des Jahres 2023 ihre Funktion als CEO der Vienna Insurance Group, aber sie werden sich nicht völlig aus dem Wirtschaftsleben zurückziehen, oder?

Ich beende meine operative Laufbahn in der Versicherungsbranche, behalte aber einige Aufsichtsratsmandate in der Gruppe und ich habe den Vorsitz des Aufsichtsrates der Post übernommen und übe auch weiterhin meine Aufsichtsratsmandate in der OMV und der Voest aus. Ich bin Vizepräsidentin des Österreichischen Roten Kreuzes und habe auch Funktionen im Kulturbereich. Alles sehr spannende und wichtige Aufgaben, die dafür sorgen werden, dass ich keineswegs untätig sein werde. Aber natürlich möchte ich nach 40jähriger Tätigkeit in der Versicherungsbranche auch ein wenig mehr Zeit für mich persönlich haben. 

Foto: Philipp Lipiarski

Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitalen Strategien und operativen Umsetzungen im Bereich Media und Kreation. Cosima Serban über Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz.

 

Künstliche Intelligenz verspricht eine höhere Effizienz im Daily Business (z.B. mit MeetGeek), eine signifikante Reduktion diverser Fehlerquellen (z.B. mit Rewind AI), eine Automatisierung repetitiver Arbeitsschritte (z.B. mit Marketplan), bessere Geschäftsentscheidungen (z.B. mit Personal AI), präzisere Prioritätensetzungen im Geschäftsalltag (z.B. mit TimeHero), passendere Antworten im Kundenservice und nicht zuletzt punktuell sogar kreative und personalisierte Umsetzungsmöglichkeiten im Bereich Kommunikation und Werbung.

Die größte Herausforderung besteht darin, zu entscheiden, welche Tools man wirklich braucht und die einzelnen Komponenten strategisch miteinander zu verknüpfen. Dabei helfen Analysen aus der Innen- und Außenperspektive, langfristige Planung und kritisches Hinterfragen - relevante Themen, bei denen ich meine Kunden täglich unterstütze.

Kommt eine Maschine mit Bewusstsein?

Ich sehe viel Potenzial in den Werkzeugen und die Zukunft wird sehr spannend sein, aber einige grundsätzliche Fragen und Themen sind im Hier und Jetzt sehr wichtig.

Die höchste Stufe der künstlichen Intelligenz ist noch nicht erreicht, zumindest nicht öffentlich sichtbar und massentauglich. Dies würde semantisch, logisch und philosophisch bedeuten, dass sich die Maschine zu einer eigenständig denkenden und handelnden Entität mit Bewusstsein und Eigenleben entwickelt hat. Aus heutiger Sicht sprechen wir eher von Werkzeugen, die nur den ersten Schritt machen können. Basierend auf maschinellem Lernen fungieren sie als Aggregatoren, die Sprach-, Bild- und/oder Texterkennung beherrschen. Sie können Collagen aus vorhandenen visuellen, auditiven und textuellen Komponenten erstellen und auf Basis von Mustererkennung Insights generieren. Auf der Grundlage von Daten können diese Tools bestimmte Schlussfolgerungen ziehen, Prognosen und Vorhersagen formulieren, Potenziale entdecken und Empfehlungen aussprechen, jedoch nur auf der Grundlage von Daten, die von Menschen definiert, segmentiert und eingespeist wurden, ohne sich vom Code zu lösen, ohne selbstständig neue Denkwege außerhalb des vordefinierten Rahmens einschlagen zu können.

Viele Fragen (noch) wenige Antworten

Künstliche Intelligenz wird oft inflationär als Modewort verwendet. Derzeit sprechen wir eher von einer digitalen, maschinellen Pseudo-Intelligenz (nicht zu verwechseln mit dem Teilbereich der Roboter, die die physische Welt kontrollieren und manipulieren können). Die immer besser werdenden Algorithmen, Software- und Hardwarekomponenten werden jedoch eines Tages, möglicherweise, eine reine künstliche Intelligenz ermöglichen. Diese könnte die menschliche, biologische Intelligenz übertreffen. Heute ist dieser Punkt noch nicht erreicht. Dennoch stellen sich bereits heute einige grundlegende Fragen.

Wie kann man überhaupt einen Code entwickeln, der genügend Variablen enthält, um der künstlichen Intelligenz den Freiraum zu geben, den sie braucht, um ein eigenes Bewusstsein aufzubauen? Wenn Menschen einfache Systeme nicht sicher genug bauen können, um digitale Angriffe zu verhindern, wie kann dann eine KI in Zukunft sicher sein? Sind ihre Weltanschauungen, Werte, Ideale und Präferenzen dann nicht mehr kontrollierbar oder wird durch die Programmierung der freie Wille zwangsweise eingeschränkt? Wie kann sichergestellt werden, dass künstliche Intelligenz richtig und falsch, gut und böse unterscheiden kann? Oder wird die künstliche Intelligenz alles auf den Kopf stellen, neu definieren und neue Wertmaßstäbe schaffen oder gar vorgeben?

Menschen werden Maschinen ermächtigen, aber wie sieht die Zukunft danach aus? Wie entwickeln sich in diesem Zusammenhang menschliche Erfahrungen, Erlebniswelten, die Fähigkeit zu lernen, innovativ zu denken, Neues zu erfinden oder überhaupt Kreativität und Phantasie zu entfalten, wenn in Zukunft vielleicht jedes Rätsel mit einem Klick übersetzt, interpretiert und gelöst werden kann?

KI-Systeme kommunizieren miteinander

Betrachten wir ganz isoliert nur die Bereiche Kommunikation, Marketing und Werbung. Früher gab es nur Vermutungen und kluge Annahmen, die als Grundlage für die Gestaltung von Marketingaktivitäten dienten. Dann kamen die Daten. Heute nutzen wir ausgeklügelte Algorithmen und Systematiken, um aus Daten sinnvolle Entscheidungskriterien, passende Targeting-Optionen und relevante Inspirationsquellen für Botschaften und Sujets zu generieren. Und auch heute noch spielen Hausverstand, Erfahrungswerte, Intuition und Interpretationsvermögen eine wichtige, wenn auch manchmal nur marginale Rolle.

Stellen wir uns hypothetisch vor, dass künstliche Intelligenz in Zukunft in der Lage ist, alle Probleme, Fragen und Herausforderungen selbstständig zu lösen, dabei kreative und soziale Fähigkeiten besitzt und sich selbst Ziele setzt. Mit diesem einen Schritt braucht es keinen Menschen mehr. So könnten verschiedene KI-Systeme direkt miteinander kommunizieren. Zum Beispiel könnte ein Geschäft direkt mit einem Haus, einer Wohnung, einem Kühlschrank oder einem Kleiderschrank kommunizieren und die entsprechenden Bestellungen aufgeben.

Auf diese Weise würden vielleicht nur noch KI-relevante SEO-Taktiken benötigt. Auf der einen Seite ist das für manche sehr praktisch, auf der anderen Seite ist es für ganze Branchen und Industrien nachteilig. Dabei sind die Risiken, die mit einer möglichen Vollüberwachung durch KI verbunden sind, noch gar nicht berücksichtigt. Einfache Systeme sind heute teilweise sehr unsicher, Internetprovider und große Institutionen werden ständig gehackt. Wie viel sicherer kann KI dann in ihren ersten Lebensphasen sein, bis sie vielleicht selbstständig bessere Sicherheitssysteme entwickelt? Woher weiß die KI dann, was sicher ist, wenn die ursprüngliche Datenbasis von Menschen entwickelt wurde, die nicht alles bedacht haben?

Maschine oder menschliches Gehirn? 

Aus heutiger Sicht können Werkzeuge einiges ersetzen, anderes ergänzen, aber noch nichts vollständig ersetzen. Jede technologische Revolution hat in gleichem Maße Verunsicherung ausgelöst, Hoffnungen geweckt und neue Horizonte eröffnet. Jedes Unternehmen kann mit modernen Tools spielerisch neue Potenziale für sich entdecken. Mein Tipp: Wie bei allen datenbasierten Themen und Tools gilt auch hier: Mit Spaß und Neugierde ausprobieren, aber immer mit Vorsicht genießen, um fundierte Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können.

Chatbots als virtuelle Assistenten können schneller und präziser mit Kunden interagieren und Fragen in Echtzeit beantworten. Die Antworten und das grundsätzliche Verständnis der Fragen sind jedoch nur so gut wie die Datenbasis, die bei der Erstellung und laufenden Optimierung der Chatbots berücksichtigt und eingespeist wird. So müssen die Programmierer viele Variablen berücksichtigen, verschiedene Phrasen, Szenarien und Möglichkeiten bedenken. Natural Language Processing (NLP)-Tools spielen dabei eine wesentliche Rolle, um Emotionen besser zu verstehen und Sentimentanalysen deutlich zu vereinfachen. Bei der Erzeugung natürlicher Sprache versuchen Maschinen, die Kommunikation an das menschliche Gehirn anzupassen, so dass der Unterschied mit der Zeit immer weniger erkennbar wird.

Nutzerverhalten wird noch transparenter 

Im Bereich Predictive Analytics können Algorithmen auf Basis von Nutzer- und Kundendaten zukünftiges Verhalten vorhersagen. Dadurch können Werbeausspielungen, Platzierungen, Targeting-Optionen und Budgetverteilungen wesentlich präziser definiert werden. Die Möglichkeiten der Nutzer-, Kunden- und Leadsegmentierung sowie der Empfehlungssysteme erreichen in kurzen Zeitsprüngen immer neue Höhen. Interessen, Präferenzen und Phasen im Kaufentscheidungsprozess können datenbasiert besser erkannt werden, um passgenauere, personalisierte Produkt- und Serviceempfehlungen auf der eigenen Website im Rahmen eigener Kampagnen und laufender Aktivitäten zu generieren. Retargeting-Maßnahmen, Kundenbindungsprogramme, Empfehlungsmarketing, Cross-Selling- und Up-Selling-Strategien können davon nur profitieren. Als übergeordnetes Zukunftsthema hilft Marketing Automation, sich wiederholende Kampagnenstrukturen und Werbemaßnahmen wie Newsletter-Versand oder Leadgenerierungsaktivitäten zu vereinfachen.

Eine Frage von Ethik und Moral 

Es gibt viele Tools, die heute versprechen, das Copywriting und die Kreation im Bild-, Video- und Audiobereich zu ersetzen oder zumindest die ersten Schritte zu vereinfachen. Writesonic, Copy AI, Adcreative AI, Jasper, Rytr, Wordtune, Craiyon, Pollinations, Fliki, Synthesia, Riffusion, Boomy und viele andere versprechen, Texte, Captions, Bilder, Videos und Audioformate auf einfache Weise und auf der Grundlage einfacher Textvorgaben zu erstellen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Endergebnissen lediglich um Collagen aus vorhandenen Materialien handelt, die in der Regel keine Urheberrechte berücksichtigen.

Leider gibt es auch einige, die mit solchen Tools Formate generieren lassen, um sie dann zum Teil überteuert weiterzuverkaufen. Wer den Grundsätzen von Ethik und Moral folgt, hört schon von weitem die Alarmglocken läuten. Da sich aber in der freien Wirtschaft noch niemand konkrete, allumfassende Regeln für solche digitalen Produkte ausgedacht hat, sollte man als Unternehmen aufpassen, was zu welchen Kosten-Nutzen-Relationen angeboten wird. Auch die betroffenen Branchen sollten sich die Frage stellen, ob durch dieses Phänomen der Wert von Erfahrung und Expertise obsolet wird und wie Qualität und Transparenz in Zukunft zu definieren sind.

Klärung der Eigentumsrechte

Aus heutiger Sicht ist unter anderem die Sauberkeit der Daten ein wichtiges Thema und oft eine große Herausforderung in der modernen digitalen Welt. Wenn die Basis fehlerhaft ist oder bestimmte Mängel aufweist, wird keine Personalisierung oder Automatisierung sauber funktionieren. Abgesehen von der offensichtlichen Frage des Datenschutzes, die für alle gelten sollte, wo, wie, mit welcher Einwilligung gesammelt, analysiert und segmentiert wird, stellt sich für einige gängige Tools und ihre Nutzer auch die Frage der Eigentumsrechte, des Urheberrechts, des Copyrights.

Aus alt mach neu 

Midjourney zum Beispiel ist ein Tool, das Bilder aus Textbeschreibungen erzeugt, ähnlich wie DALL-E 2 und Stable Diffusion von OpenAI. Für Personen, die in einem stark visuell geprägten Umfeld arbeiten, in den Bereichen Kreation, Design, Frontend-Entwicklung, sogar Kunst, Interior Design, Mode, Schmuck und vielem mehr, ist dies ein großartiges Werkzeug. In kürzester Zeit können Bilder erstellt werden, die exakt den eingegebenen Texten entsprechen. Das Problem dabei? Jedes generierte Bild entspringt nicht der Phantasie einer autarken künstlichen Intelligenz, die einen übermenschlichen Status erreicht hat. Jedes generierte Bild ist ein Amalgam aus bereits existierenden Fotos, eine Collage aus Dokumenten anderer, die ihre Kunstwerke online gestellt haben. Es gibt derzeit keine Gewinnbeteiligung und niemand wird als Urheber genannt, während das Tool als Best-Practice-Innovation verstanden, genutzt und gefeiert wird.

ChatGPT funktioniert sehr ähnlich, allerdings in Textform. Der Chatbot generiert Antworten auf jede Art von Frage, schreibt ganze Artikel, erlaubt Nachfragen, kann Fehler eingestehen, falsche Prämissen hinterfragen und unpassende Anfragen ablehnen. Die generierten Antworten basieren auf Artikeln, Blogbeiträgen, Interviews und Online-Publikationen aller Art. So versteht das Tool, wie sich einzelne Zitate zu einer verständlichen Textcollage zusammenfügen lassen, aber die Antworten stammen nicht allein aus dem grenzenlosen Intellekt der Maschine. 

KI heißt, auch KI ist. Bei jedem Reboot, bei jedem Prompt sollte auch überlegt werden, welchen Einfluss die Tools auf zukünftige Entwicklungen haben werden - vor allem in Bezug auf Chancen, Sicherheiten, Risiken und Konsequenzen.

Foto: contrastblack Studio

Politische Instabilität, soziale Spaltung und Klimakrise – was tun? Ein Gespräch mit der Grünen-Politikerin Barbara Neßler.

 

1. Welche konkreten Schritte werden Sie, in Anbetracht der anhaltenden Enttäuschung vieler Bürgerinnen und Bürger über die politische Arbeit in Österreich, unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern?

Als Politiker:innen ist es unsere Verantwortung, das Vertrauen der Bürger:innen in die politische Arbeit zu stärken und die Kommunikation zwischen Politik und Bürger:innen zu verbessern, insbesondere angesichts der anhaltenden Vertrauenskrise vieler Menschen in Österreich in die Politik. Ein konkreter Schritt ist dabei die Förderung der politischen Bildung. Viele Menschen haben wenig Verständnis dafür, wie die politische Arbeit wirklich funktioniert und was etwa Abgeordnete machen. Den Abstimmungen im Nationalrat gehen komplexe Verhandlungsprozesse, um Mehrheiten zu erreichen, voraus. Hier gilt es intensiv und hartnäckig für die Themen zu kämpfen, die einem wichtig sind. 

Ein aktuelles Beispiel, das ich hier nennen kann, ist etwa das kürzlich präsentierte Kinderschutzpaket. Die Verhandlungen waren intensiv und haben gedauert, da wir unbedingt Maßnahmen im Paket haben wollten, die Kinder und Jugendliche bereits präventiv schützen, dafür gab es anfangs zwar keine Mehrheit, aber wir blieben hartnäckig und nun haben wir ein ordentliches und umfangreiches Paket auf den Tisch gebracht. Wir müssen besser aufklären und Transparenz schaffen, indem wir die Abläufe der politischen Arbeit erklären und zeigen, wie Abgeordnete und Parteien sich für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Wenn wir das authentisch Vermitteln können, stärkt das auch das Vertrauen, davon bin ich überzeugt.

2. Die politische Stabilität in Österreich hat in den letzten Jahren gelitten. Welche Maßnahmen sehen Sie als notwendig an, um langfristige Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sicherzustellen?

Betrachtet man die unzähligen Korruptionsfälle der letzten Jahre, dann ist die Einschätzung, dass die politische Stabilität darunter gelitten hat durchaus berechtigt. Es ist wichtig, anzuerkennen, dass Korruptionsfälle Gift für das politische System sind. Es soll jedoch auch anerkannt werden, dass wir nicht alle so sind und dass die meisten Politiker:innen in Österreich ihre Arbeit ehrlich und zum Wohle des Landes ausüben. Wenn jedoch einige Politiker:innen prioritär nur die eigne Machterweiterung verfolgen oder sich so verhalten, als wäre der Staat ein Selbstbedienungsladen, müssen wir mit Antikorruptions- und Transparenzmaßnahmen umso entschiedener dagegenhalten.

Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass Korruptionsfälle aufgedeckt und bestraft werden und dass die Bürger*innen Vertrauen in die politischen Institutionen haben. So erschütternd die Korruptionsfälle der Vergangenheit auch waren, haben sie jedoch auch gezeigt, dass wir den Institutionen vertrauen können, die Verfehlungen ans Licht kommen und aufgearbeitet werden und die politische Stabilität trotz des einen oder anderen Wankens immer gegeben war und das stimmt mich positiv.

3. Der soziale Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft sind für viele Menschen in Österreich geschwächt. Wie planen Sie, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung, die durch politische Polarisierung entstanden ist, zu überwinden?

Um den sozialen Zusammenhalt in Österreich zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung zu überwinden, müssen wir uns auf gemeinsame Werte besinnen und eine offene und tolerante Gesellschaft fördern anstatt Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. Nur eine solidarische Gesellschaft ist eine starke Gesellschaft, die Herausforderungen besser bewältigt und Krisen besser übersteht. Das Erstarken der rechtsextreme Szene ist demokratiepolitisch ein Problem, dem wir als Gesellschaft entschlossen und konsequent entgegenstehen und deutliche Grenzen ziehen müssen.

Auch rassistische Äußerungen, auch von Parteien, die sich mal christlich-sozial nannten, müssen klar verurteilt werden. Um den sozialen Zusammenhalt in Österreich zu fördern, ist es wichtig, dass wir den Dialog und Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen fördern, die bestmögliche Integration von Migrant:innen ermöglichen und uns für eine inklusive Gesellschaft einsetzen, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft, Religion oder sexuellen Orientierung willkommen ist.

4. Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für Österreich dar. Wie beabsichtigen Sie, umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zu fördern, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden?

Die Klimakrise ist zweifellos die größte globale Herausforderung. Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für uns und kommende Generationen sichern. Es hilft dabei nicht, wenn andere Parteien nach wie vor den Blockade-Beton anrühren und den Fortschritt aufhalten. Wir müssen uns als Gesellschaft bewusst machen, dass es bei der Klimakrise um nichts Geringeres als unsere Lebensgrundlage geht. Viele junge Menschen gehen auf die Straße, um auf die Dringlichkeit des Problems aufmerksam zu machen.

Das Festkleben ist ein Hilfeschrei einer ganzen Generation, die sich von Verantwortungsträger:innen nicht gehört fühlt. Dem müssen wir als Politker:innen, aber auch als Gesellschaft mit dem Willen zu Veränderung und mit Lösungen begegnen. Wir konnten hier auch schon einiges weiterbringen und sind voll auf Kurs beim Ziel 100 % erneuerbarer Strom bis 2030, die ökosoziale Steuerreform wurde ebenso wie das Klimaticket umgesetzt, um nur einige Punkte zu nennen. Vieles ist in den vergangenen Jahren bereits gelungen, aber der Weg ist noch ein weiter. An den Veränderungen führt kein Weg mehr vorbei, je schneller das auch die Letzten verstanden haben, desto schneller können wir die ohnehin unausweichliche Wende schaffen.

5. Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich – welche politischen Strategien verfolgen Sie, um die Verteilung von Wohlstand und Chancen fairer zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen?

Die wachsende sozioökonomische Ungleichheit in Österreich ist eine ernsthafte Herausforderung für unsere Gesellschaft und dagegen anzukämpfen ist auch ein Grund, warum ich in die Politik gegangen bin. Ich bin fest davon überzeugt, dass es in einer stabilen und gerechten Gesellschaft notwendig ist, die Verteilung von Wohlstand und Chancen fair zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen. Als Kinder-, Jugend- und Familiensprecherin ist mir besonders der Kampf gegen die Kinderarmut ein Herzensanliegen – kein Kind in einem reichen Land wie Österreich soll in Armut aufwachsen müssen.

Armut wird bei uns vererbt, während wenige Kinder Millionen erben, sind es im Gegensatz Viele, die Schulden erben. Es wäre daher nur fair, wenn diejenigen, denen es ohnehin nicht wehtut, einen gerechten Beitrag leisten, um Kinderarmut zu bekämpfen. Der Weg muss dabei in Richtung einer Kindergrundsicherung gehen. Anstatt eines Fleckerlteppichs an Maßnahmen, die wie Almosen daherkommen, könnten wir damit Kinderarmut abschaffen. In Deutschland wird gerade an der Kindergrundsicherung gearbeitet und ich bin überzeugt, dass diese Herausforderung auch gelingen kann, wenn die politische Mehrheit und der Mut zur Systemänderung da ist. Bis dahin heißt es bei dem bestehenden System bestmöglich an den Stellschrauben zu drehen. Mit der jahrzehntelang geforderten und vergangenen Herbst umgesetzten Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen sorgen wir nun dafür, dass diese regelmäßig an die Inflation angepasst werden. Die Leistungen steigen damit automatisch, wenn auch die Preise steigen und das gibt nachhaltig Sicherheit.

Foto: Peter Koren

Die Abgeordnete der Grünen setzt sich für Vertrauen, Stabilität und sozialen Zusammenhalt in Österreich ein.

 

Ewa Ernst-Dziedzic hat klare Ziele und Visionen für Österreich. Sie betonte die Wichtigkeit, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern. Um dies zu erreichen, setzt sie sich für mehr Transparenz in der politischen Arbeit ein und befürwortet eine stärkere Einbindung der Bürger in politische Entscheidungsprozesse. Die Abgeordnete betonte auch die Notwendigkeit, politische Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den Parteien zu fördern. Sie spricht sich für eine konstruktive und respektvolle politische Kultur aus, in der persönliche Angriffe und Diffamierungen vermieden werden sollten. Diese Art von Politik, so Ernst-Dziedzic, sei auf Kooperation und Konsensbildung ausgerichtet – eine Voraussetzung für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft.

Politik der sozialen Gerechtigkeit

Um den sozialen Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft in Österreich zu stärken, plädiert sie für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit, Solidarität und Empathie. Sie setzt sich für die Bedürfnisse von benachteiligten und marginalisierten Gruppen ein, um deren gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Angesichts der Klimakrise betonte die Politikwissenschafterin die Wichtigkeit umweltfreundlicher und nachhaltiger Lösungen. Seit die Grünen 2019 in Regierungsverantwortung sind, konnten sie bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Weg bringen, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden.

Zahlreiche Maßnahmen bereits umgesetzt

Um die wachsende sozioökonomische Ungleichheit in Österreich zu bekämpfen, verfolgen die Grünen politische Strategien, die eine faire Verteilung von Wohlstand und Chancen ermöglichen – und das mit Erfolg. Die Nationalratsabgeordnete verweist auf Steuerreformen, die eine bessere Verteilungswirkung erzielen, sowie auf Maßnahmen wie den Klimabonus und die jährliche Inflationserhöhung der Sozial- und Familienleistungen. Die Grünen arbeiten weiterhin daran, weitere notwendige Aspekte anzugehen, wie die Qualitätssteigerung und der Ausbau in der Elementarpädagogik, die Beendigung von ausgrenzenden Hürden in der Bildung und die Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Ewa Ernst-Dziedzic zeigt sich entschlossen, sich für eine Politik einzusetzen, die die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt, und strebt eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft für alle in Österreich an.

Foto: Christopher Glanzl

Eine bessere Zukunft für unser Land ist möglich, glaubt Veronika Marte. Die dafür nötigen Zutaten: Gegenseitiger Respekt, Transparenz und Ehrlichkeit.

 

Welche konkreten Schritte werden Sie, in Anbetracht der anhaltenden Enttäuschung vieler Bürgerinnen und Bürger über die politische Arbeit in Österreich, unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern?

Im Dialog mit der Bevölkerung ist es uns ein großes Anliegen, die Bürgerinnen und Bürger in vielen Fragen einzubinden, die sie direkt betreffen. Dafür braucht es ein hohes Maß an Transparenz und insbesondere die zeitgerechte Kommunikation und Information für alle Betroffenen und Beteiligten. Die Aufgabe der Politik ist es dabei, zuzuhören und dann die richtigen Schritte zu setzen. Schlagzeilenpolitik ist für mich dafür der falsche Weg, denn das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik kann nur durch nachhaltig vernünftige Entscheidungen erlangt und dadurch gestärkt werden, dass Ehrlichkeit und Fairness wesentliche Bestandteile des politischen Handelns sind. 

Die politische Stabilität in Österreich hat in den letzten Jahren gelitten. Welche Maßnahmen sehen Sie als notwendig an, um langfristige Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sicherzustellen? 

Dass sich Mehrheiten verschieben und bei gewissen Themen auch komplett ändern können, ist nicht neu in der Politik. Für die Herangehensweise an Teuerung, Krieg, Pandemie, Klimakrise, Fachkräftemangel, Zuwanderung, Gesundheit und Pflege, Wohnen und zahlreiche weitere Herausforderungen hat keine Partei oder politische Bewegung ein allumfassendes Patentrezept parat.

Dennoch funktioniert die Zusammenarbeit von Volkspartei und Grünen in der Bundesregierung und auch in der Vorarlberger Landesregierung gut. Für langfristige Stabilität und fruchtbare Zusammenarbeit braucht es gegenseitigen Respekt und Begegnungen auf Augenhöhe. Dann können auch Lösungen gefunden und umgesetzt werden, die als gemeinsame Entscheidungen auch von allen Beteiligten mitgetragen werden. 

Der soziale Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft sind für viele Menschen in Österreich geschwächt. Wie planen Sie, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung, die durch politische Polarisierung entstanden ist, zu überwinden?

In Krisenzeiten können sich gerade bei sensiblen Themen die Fronten rasch verhärten. Der Spruch „durchs Reden kommen die Leute zusammen“ gilt aber nicht nur für Politikerinnen und Politiker. Wie bereits gesagt, halte ich Ehrlichkeit, Respekt und gegenseitiges Zuhören für sehr wichtig, um gesellschaftliche Gräben zu überwinden. Aufgabe von uns Politikern ist es vom Reden ins Tun zu kommen. Die Menschen erwarten sich von uns Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und kein BlaBla!

Ziel der Volkspartei in Vorarlberg ist es, unser Ländle zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu machen. Wir streben die Energieautonomie für Vorarlberg an. Das ist konkreter Klimaschutz! Menschen in Vorarlberg sollen in Würde alt werden können. Da braucht es eine gute Pflege! Wir wollen die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das geht nur mit flexiblen Arbeitszeitmodellen. Wir wurden gewählt, um zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aufgabe der Opposition sollte es sein, sich kritisch, aber konstruktiv einzubringen.

Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für Österreich dar. Wie beabsichtigen Sie, umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zu fördern, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden?

Das bereits erwähnte Ziel der Vorarlberger Energieautonomie durch erneuerbare Energieträger ist ein beispielgebendes Projekt, dessen Umsetzung wir hartnäckig verfolgen werden. Förderungen wie „Raus aus Öl und Gas“, für Elektromobilität, Photovoltaik oder Reparieren statt Wegwerfen gibt es bereits und diese sollen auch weiterhin dabei unterstützen, den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und umweltschädlichen Produktionsketten voranzutreiben. Klimapolitik kann aber nicht von oben herab diktiert werden, sondern muss im Kleinen anfangen.

Wir müssen die Menschen motivieren, da wo sie können ihren Beitrag zu leisten. Hier setzt zum Beispiel das Klimaforum der Vorarlberger Volkspartei an, das von meiner Kollegin Christina Metzler geleitet wird. Die aktuelle Kampagne zielt darauf ab, das Bewusstsein für den Klimaschutz zu schärfen und Menschen zu motivieren, persönliche Beiträge für eine nachhaltigere Zukunft zu leisten. Wer sich für Klimaschutz einsetzt und nur eine weitere Person dazu bringen kann, diesem Beispiel zu folgen, tut garantiert mehr für das Klima als illegale Protestaktionen, Klimakleber oder die Zerstörung von Kunstwerken.

Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich – welche politischen Strategien verfolgen Sie, um die Verteilung von Wohlstand und Chancen fairer zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen?

Wenn wir davon sprechen, Vorarlberg zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu machen, geht es mir vor allem darum, dass Kinder in Vorarlberg die gleichen Startchancen haben. Gerade als Bildungssprecherin und Mutter ist es mir ein besonderes Anliegen, dass Kinder und Jugendliche in Vorarlberg ihren Bildungsweg unabhängig von ihrer sozialen Herkunft beschreiten können. Das bedeutet nicht, dass alle ins Gymnasium und dann auf die Universität müssen.

Wer aber die Eignung und Neigung sowie den Willen für eine akademische Ausbildung mitbringt, soll auch die Möglichkeit haben, diese Ausbildung zu erhalten. Parallel ist es notwendig, dass wir nicht-akademische Ausbildungswege und Berufslaufbahnen in das richtige Licht rücken. Die Arbeitswelt befindet sich in einer Umbruchphase, die wir auch dafür nützen können, das Image der unterschiedlichsten Tätigkeiten zu heben und ihren Wert für die Gesellschaft anzuerkennen. 

Foto: ÖVP Vbg

Immer mehr Menschen wenden sich angewidert von der Politik ab. Was man tun kann, sagt uns Indra Collini im ABW-Interview. 

 

Was tun Sie gegen Politikfrust und -verdrossenheit?

Viele Menschen sind mittlerweile davon überzeugt, dass die Politik Teil des Problems und nicht mehr Teil der Lösung ist. Das kann ich niemandem verübeln, denn die unzähligen Korruptionsfälle unter dem schwarz-blau-türkisen Ibiza-Sumpf haben das negative Bild einer machthungrigen und gierigen Politik nachhaltig geprägt. Umso wichtiger ist ein politisches Gegenangebot, das diesem widerlichen Treiben mutig die Stirn bietet. Ich habe NEOS mitgegründet, um den alten, verkrusteten Machtapparat aufzubrechen und engagiere mich seit vielen Jahren für mehr Transparenz. Denn Transparenz ist ein zentraler Schlüssel, um Vertrauen wieder aufzubauen. Deshalb plädiere ich auch für eine Politikerhaftung, um Politikerinnen und Politiker für fahrlässiges Handeln zur Verantwortung zu ziehen. 

Immer mehr Menschen wenden sich angewidert von der Politik ab. Ein „Weiter so“ darf es deshalb nicht geben. Für einen echten Neuanfang braucht es einen politischen Kassensturz. Es ist höchste Zeit, mit den korrupten Praktiken im Land aufzuräumen. Die Landesregierung muss sauberer und transparenter werden. Und sie muss lernen, dass Kontrolle keine lästige Idee der Opposition ist, sondern eine der wichtigsten Aufgaben in einer modernen Demokratie.

Wie kann der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert werden?

Gerade nach Jahren der Abschottung und Krisen braucht es wieder Räume für den zivilgesellschaftlichen Dialog und mehr Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger. Es ist zu wenig, die Menschen alle paar Jahre an die Wahlurnen zu rufen, sie ansonsten aber nicht zu hören. Ein weiterer Hebel zur Förderung des Zusammenhalts ist das ehrenamtliche Engagement. Ich kann mir gut vorstellen, dass ehrenamtliches Engagement durch einen Steuerbonus belohnt wird.

Ihr Programm für den Klimaschutz?

Niederösterreich darf keine Zeit mehr verlieren und muss ein Klimaschutzgesetz auf den Weg bringen - mit klaren Zielen und laufender Erfolgskontrolle. Darauf drängen wir schon lange, denn jahrelang hat die Landesregierung herumgeeiert. Das zeigen nicht zuletzt die Zahlen: Niederösterreich hat den CO2-Ausstoß in den letzten 30 Jahren nur um vier Prozent gesenkt, der EU-Durchschnitt dagegen um 32 Prozent - also um das Achtfache. Gleichzeitig muss die Politik beim Ausbau der erneuerbaren Energien und des öffentlichen Verkehrs Meter machen. Gerade beim öffentlichen Verkehr gilt: Das Angebot schafft die Nachfrage und fördert den Umstieg vom Auto auf klimafreundliche Mobilität.

Chancengleichheit für alle – ist das möglich?

Wir NEOS stellen Bildung über alles, weil sie der Schlüssel zu einem freien, selbstbestimmten und chancenreichen Leben ist. Und obwohl das völlig klar ist, funktioniert Schule heute noch wie zu Maria Theresias Zeiten - mit starren 50-Minuten-Einheiten und einem völlig verstaubten Lehrplan. Als Mutter von zwei Kindern setze ich mich dafür ein, die notwendigen Reformen, beginnend mit der Elementarpädagogik, voranzutreiben und damit die Chancen für alle Kinder zu erhöhen. Außerdem müssen die hart arbeitenden Menschen endlich entlastet werden. Die Steuerlast im Hochsteuerland Österreich muss sinken, Überstunden dürfen nicht versteuert werden. Und last but not least müssen wir unsere sozialen Netze neu ordnen, damit sie auch in Zukunft tragfähig sind und denen helfen, die Hilfe brauchen.

Foto: NEOS NÖ

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