Dipl.-Ing. Sigrid Oblak, Wien Holding: Die Krise hat uns gelehrt, dass man nicht immer alles im Voraus planen kann

Die Geschäftsführerin der Wien Holding blickt im ABW-Interview auf ein bewegtes Jahr zurück und appelliert in diesen schwierigen Zeiten zusammenzuhalten.

 

Ihr Blick zurück auf das Jahr 2020: Gab es – trotz Corona – auch Grund zur Freude?

Die Corona-Krise war und ist natürlich auch in den rund 75 Unternehmen der Wien Holding spürbar. Aber es hat trotzdem auch Grund zur Freude gegeben. Wir konnten in diesem Jahr wieder mehrere Wiener Schulen – unter anderem in der Novaragasse, der Carlbergergasse, der Grundäckergasse und an der Erlaaer Schleife – eröffnen, die von unserem Unternehmen WIP realisiert wurden.

In Neu Leopoldau wurden weitere Wohnbauten fertig gestellt und mit dem neuen Quartierzentrum das erste denkmalgeschützte Gebäude am Areal saniert. Die ARWAG und GESIBA konnten zahlreiche Bauten fertigstellen und in der Therme Wien wurde in Kooperation mit Wien Energie ein Projekt zur Fernwärmegewinnung gestartet.

Sind Sie zufrieden mit den bisher getroffenen Maßnahmen der Regierung? 

Die Zahlen zeigen, dass die Einschränkung der sozialen Kontakte, die Abstandsregeln und Hygienevorschriften dazu beitragen, den Anstieg der Infizierungen abzuflachen. Die Maßnahmen der Regierung zeigen also Wirkung. In dieser, für uns alle neuen, Situation ist es wichtiger denn je, aufeinander zu achten und Rücksicht zu nehmen. Daher unterstützen wir die Maßnahmen unserer Bundesregierung. 

Die Wien Holding konnte im Frühjahr die beste Bilanz aller Zeiten präsentieren. Was bedeutet das positive Ergebnis im Hinblick auf die Corona-Krise? 

Das ausgezeichnete Ergebnis des Vorjahres macht es uns leichter, die Auswirkungen der Corona-Krise zu stemmen. Die beiden verordneten Lockdowns werden aber natürlich auf die Ergebnisse des heurigen Jahres drücken. Vor allem der Kultur- und Freizeitbereich, der Flughafen Wien und die Personenschifffahrt sind stark betroffen. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Immobilienbereich, war und ist die Krise weniger spürbar.

Wie sehr haben die Themen Digitalisierung und Klimawandel die heurigen Projekte der Wien Holding geprägt?

Die Digitalisierung ist – auch bedingt durch die Lockdowns und Homeoffice – in diesem Jahr ein großes Thema. Der Klimawandel prägt dagegen schon seit einigen Jahren unsere Immobilienprojekte, bei denen vielfach klima- und umweltfreundliche Technologien zum Einsatz kommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist z.B. die Erweiterung der Mittelschulen am Enkplatz in Simmering, die von der WIP umgesetzt wurde.

Hier sind u.a. vier Null-Energie-Turnsäle entstanden, die mittels Erdwärme beheizt werden. Eine Photovoltaikanlage versorgt die Schulen mit Sonnenenergie und Solarbänke am Vorplatz bieten SchülerInnen die Möglichkeit, ihre Smartphones aufzuladen. Auch beim Eisring Süd in Favoriten, der von der WSE saniert wurde, wurden klima- und umweltfreundliche Technologien genutzt. Allein mit der neuen Eisgewinnungsanlage, deren Abwärme für Heizung und Warmwasser genutzt wird, kann man jährlich rund 226 Tonnen CO2 einsparen. 

Was haben Sie aus der Krise gelernt?

Die Krise hat uns gelehrt, dass man nicht immer alles im Voraus planen kann. Man muss – persönlich aber auch als Unternehmen – flexibel auf Veränderungen reagieren können und sich entsprechend anpassen. Denn Veränderung ist gut und notwendig, gerade auch was die Digitalisierung in der Arbeitswelt betrifft. Die Krise hat uns aber auch gezeigt, wo diesbezüglich noch Optimierungsbedarf besteht und nachgebessert werden muss. 

Ihre derzeit größten Sorgen?

Angesichts der pandemischen Herausforderungen und des schrecklichen Terrorereignisses jüngst in Wien gilt meine größte Sorge dem Zusammenhalt der Bevölkerung. Alles was wir als Wien Holding tun können, um das vielfältige gesellschaftliche Leben in Wien und die Lebensqualität in unserer Stadt für uns Alle positiv zu gestalten, werden wir mit der Kraft aller unserer Unternehmen tun. 

Welche Strategien/Pläne gibt es für die Zeit nach Corona?

Die Corona-Krise wird uns noch einige Zeit begleiten. Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze zu sichern, unsere Unternehmen zu stabilisieren und sie möglichst rasch wieder in Richtung Normalbetrieb zu führen. Dank der ausgezeichneten Ergebnisse der letzten Jahre sind wir als Wien Holding gut gerüstet, die Auswirkungen der Krise abzufedern. Wir haben auch liquiditätstechnisch vorgesorgt, um diese zweifellos schwierige Situation zu meistern.

Ihre geschäftlichen Vorsätze und Wünsche für 2021?

Als Wien Holding verfolgen wir seit jeher das Ziel, mit unseren Unternehmen und Projekten den Wirtschaftsstandort Wien zu sichern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Das ist gerade in Krisenzeiten wie wir sie derzeit erleben wichtiger denn je. Diesen Kurs wollen wir auch im neuen Jahr fortsetzen. Wir werden daher auch 2021 das hohe Niveau unserer Investitionen halten, um für die WienerInnen neue Projekte für ein lebenswertes Wien zu realisieren.

Foto: Eva Kelety


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