Warum Frauen in der historisch männlich geprägten Bahnbranche so wichtig sind, verrät die Vorständin der ÖBB Infrastruktur AG im ABW-Interview.
Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Wie begegnet die ÖBB-Infrastruktur AG diesem Problem, insbesondere im technischen Bereich?
Wir haben bereits vor Jahren begonnen, gegenzusteuern. Hier setzen wir vor allem auf unsere eigene Lehrlingsausbildung. Denn als ÖBB sind wir nämlich nicht nur einer der größten Arbeitgeber in Österreichs, sondern auch einer der größten Ausbilder – bei den technischen Lehrberufen sind wir sogar die klare Nummer eins.
Das heißt: Wir bilden einen großen Teil der Fachkräfte, die wir in Zukunft brauchen, selbst aus. Und das hat bei uns schon lange Tradition und ist kein Zug, auf den wir jetzt neu aufspringen. Jahr für Jahr nehmen wir rund 650 neue Lehrlinge in insgesamt 26 technischen und kaufmännischen Lehrberufen auf. Derzeit bilden wir rund 2.200 junge Menschen aus - so viele wie noch nie!
Wie fördert die ÖBB-Infrastruktur AG speziell Mädchen und junge Frauen in der Ausbildung und in technischen Berufen?
Der Frauenanteil bei den Auszubildenden liegt derzeit bei rund 21 Prozent, konzernweit bei rund 16 Prozent. Damit geben wir uns nicht zufrieden und wollen noch mehr junge Frauen für technische Lehrberufe begeistern.
Mit Aktionen wie dem Wiener Töchtertag, dem Girls Day in den Bundesländern und klischeefreien Recruiting-Kampagnen setzen wir Zeichen: Bei den ÖBB gibt es keinen Beruf, den Frauen nicht genauso gut ausüben können wie Männer. Die historisch männlich geprägte Bahnbranche braucht eine kritische Masse an Frauen, um den Generationswechsel zu meistern.
In der ÖBB INFRA setzen wir daher z.B. bei der Werbung für technische Berufe auf „Role Models“ und holen mit der jährlich wiederkehrenden Kampagne #joboffenSIEve starke ÖBB-Frauen vor den Vorhang. Die Fortschritte in der Digitalisierung erleichtern Frauen den Einstieg, weil viele Tätigkeiten körperlich weniger anstrengend sind. Stellwerke etwa können heute über Bildschirme gesteuert werden, flexiblere Arbeitsmodelle und Arbeitszeiten werden möglich.
Die Digitalisierung ist ein Gamechanger für Frauen in technischen Berufen, aber kein Selbstläufer. Um Frauen zu gewinnen, müssen wir Arbeitszeiten, insbesondere Schichtarbeit, neu gestalten. Nur mit den richtigen Rahmenbedingungen und einer klaren Strategie können wir mehr Frauen gewinnen und die Vorteile nutzen.
Was bieten die ÖBB ihren Mitarbeitern?
Die ÖBB bieten Lehrlingen ein attraktives Gesamtpaket: eine Top-Ausbildung in einem krisensicheren Unternehmen, gute Jobchancen mit einer Übernahmequote von rund 75 Prozent, ein faires Gehalt und zahlreiche Benefits wie Freifahrten in ÖBB-Zügen. Zudem wird die Lehre mit Matura unterstützt, um Wege zu Unis und FHs zu öffnen.
Lehrlinge leisten durch ihre Arbeit in einem der größten Klimaschutzunternehmen Österreichs einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und Gesellschaft. Eine Lehrlingsstudie bestätigt die hohe Zufriedenheit mit der Ausbildung und das harmonische Verhältnis zu den Ausbildenden. Viele möchten auch nach der Lehre im Unternehmen bleiben. Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Aufstiegschancen und flexibles Arbeiten gewinnen an Bedeutung.
Die ÖBB fördern dies mit flexiblen Home-Office-Modellen, der Möglichkeit, zwischen Vollzeit und Teilzeit zu wechseln, Job- und Topsharing, dem Flexi Friday und Sabbaticals. Wir sind ein Unternehmen mit langer Tradition und viel Zukunft und bieten in 131 Berufsgruppen sichere, krisenfeste und klimafreundliche Jobs – für Lehrlinge, Fachkräfte und Akademiker.Wer an der Bahn von morgen arbeitet, hat einen Job mit Sinn, denn Klimaschutz liegt vielen Bewerber am Herzen – ein klarer Vorteil für die ÖBB als Arbeitgeber.
Wie definieren Sie die Unternehmenskultur bei der ÖBB-Infrastruktur AG?
Wir leben eine wertschätzende, offene und integrative Unternehmenskultur. Deshalb setzen wir uns aktiv für ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld ein und fördern den Austausch und die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden unterschiedlichen Geschlechts, Alters, Nationalität und kulturellen Hintergrunds. Wir sind stolz darauf, dass unsere Bemühungen Früchte tragen und wir bereits heute eine bunte und vielfältige Belegschaft haben. Wir sind uns aber auch bewusst, dass dies ein kontinuierlicher Prozess ist, der ständige Anstrengungen erfordert.
Bei den ÖBB arbeiten Menschen aus 95 Nationen. Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Aus dieser Interkulturalität entstehen Impulse, die für das Unternehmen strategisch wichtig sind.
Diese Vielfalt gilt selbstverständlich auch für die sexuelle Orientierung. Seit 2018 gibt es ein Regenbogennetzwerk im Unternehmen. Das „QBB“ ist für alle LGBTIAQ+Kolleginnen und Kollegen, deren befreundete Personen und Unterstützer. Es gilt: Nur ein vielfältiges Team kann die Sprache unserer vielfältigen Kundinnen und Kunden verstehen und damit auch ein Höchstmaß an Kundenorientierung erfüllen. Diversität ist also ein wichtiger Schlüssel, um mobil und zukunftsfit zu bleiben.
Was haben Sie sich 2025 vorgenommen?
Auf jeden Fall, dass wir den positiven Trend beim Frauenanteil fortsetzen. Seit meinem Amtsantritt als Vorständin 2017 haben wir uns jedes Jahr gesteigert und konnten uns von rund sieben Prozent auf 13 Prozent fast verdoppeln. Und auch bei den Lehrlingen habe ich mir einen neuen Rekord vorgenommen, an dem wir bereits intensiv arbeiten. Unter anderem mit unserer neuen Kampagne, die derzeit überall zu sehen ist.
Foto: Sabine Hauswirth
In this ABW interview, the board member of ÖBB Infrastruktur AG reveals why women are so important in the historically male-dominated rail industry.
The shortage of skilled workers poses challenges for many companies. How does ÖBB-Infrastruktur AG address this problem, especially in the technical field?
We started taking countermeasures years ago. Here, we rely primarily on our own apprentice training. As ÖBB, we are not only one of Austria's largest employers, but also one of its largest trainers – in fact, we are the clear number one in technical apprenticeships.
This means that we train a large proportion of the skilled workers we will need in the future ourselves. And this has been a long-standing tradition for us and is not a trend that we are just jumping on now. Every year, we take on around 650 new apprentices in a total of 26 technical and commercial apprenticeships. We are currently training around 2,200 young people - more than ever before!
How does ÖBB-Infrastruktur AG specifically support girls and young women in training and in technical occupations?
The proportion of women among apprentices is currently around 21 percent, and around 16 percent across the group. We are not satisfied with this and want to inspire even more young women to take up technical apprenticeships.
We are setting an example with initiatives such as the Vienna Daughters' Day, the Girls Day in the federal states and cliché-free recruiting campaigns: at ÖBB, there is no profession that women cannot perform just as well as men. The historically male-dominated rail industry needs a critical mass of women to master the generational change.
At ÖBB INFRA, we are therefore using role models to advertise technical occupations, for example, and are bringing strong ÖBB women to the fore with the annual #joboffenSIEve campaign. Advances in digitalization are making it easier for women to get started because many jobs are less physically demanding. Signal boxes, for example, can now be controlled via screens, and more flexible working models and working hours are becoming possible.
Digitalization is a game changer for women in technical professions, but it is not a sure-fire success. In order to attract women, we need to reorganize working hours, especially shift work. Only with the right framework and a clear strategy can we attract more women and reap the benefits.
What does ÖBB offer its employees?
ÖBB offers apprentices an attractive overall package: top training in a crisis-proof company, good job opportunities with a takeover rate of around 75 percent, a fair salary and numerous benefits such as free travel on ÖBB trains. In addition, the apprenticeship is supported with a school-leaving certificate to open up paths to universities and technical colleges.
Apprentices make an important contribution to the environment and society by working for one of Austria's largest climate protection companies. A study of apprentices confirms a high level of satisfaction with the training and a harmonious relationship with the trainers. Many would like to stay with the company after their apprenticeship. Topics such as work-life balance, career opportunities and flexible working are becoming increasingly important.
ÖBB promotes this with flexible home office models, the opportunity to switch between full-time and part-time work, job and top sharing, Flexi Friday and sabbaticals. We are a company with a long tradition and a promising future. We offer apprentices, specialists, and academics secure, crisis-proof, and climate-friendly jobs in 131 occupational groups. Those who work for the railways of tomorrow have a job with meaning, because climate protection is important to many applicants – a clear advantage for ÖBB as an employer.
How would you define the corporate culture at ÖBB-Infrastruktur AG?
We live an appreciative, open and integrative corporate culture. That is why we actively promote a discrimination-free work environment and encourage exchange and collaboration between employees of different genders, ages, nationalities and cultural backgrounds. We are proud that our efforts are bearing fruit and that we already have a colorful and diverse workforce. However, we are also aware that this is an ongoing process that requires constant effort.
People from 95 nations work at ÖBB. We have employees from a wide range of cultural backgrounds. This interculturality creates impulses that are strategically important for the company.
Of course, this diversity also applies to sexual orientation. Since 2018, there has been a rainbow network in the company. The “QBB” is for all LGBTIAQ+ colleagues, their friends and supporters. The principle is: only a diverse team can understand the language of our diverse customers and thus fulfill the highest level of customer orientation. Diversity is therefore an important key to remaining mobile and future-proof.
What are your plans for 2025?
Definitely to continue the positive trend in the proportion of women. Since I took up office as CEO in 2017, we have increased every year and almost doubled from around seven percent to 13 percent. And I have also set myself a new record for the number of apprentices, which we are already working hard on. Among other things, with our new campaign, which is currently being seen everywhere.
Photo: Sabine Hauswirth