Interviews

EU-Spezial: Stefanie Mösl, SPÖ: Europa ist das größte Friedensprojekt der Welt

2011 schloss Stefanie Mösl das Studium „Molekulare Biologie“ ab. Seit 2018 ist sie Abgeordnete des Salzburger Landtags und Sprecherin für Bildung, Kunst & Kultur, Wissenschaft & Forschung. 

 

Für Stefanie Mösl ist Europa das größte Friedensprojekt der Welt und der Beweis, dass die Grundsätze der Demokratie Länder einen, sie dabei aber trotzdem ihre eigene Identität und Vielfalt bewahren. „Es ist einstarkes Zeichen, dass Probleme länderübergreifend gelöst werden, dass gemeinsames Diskutieren und Reden zu Lösungen führt, die nachhaltig und erfolgreich sind.“

Den „Brexit“ sieht sie deshalb als Mahnung, der die Notwendigkeit zeigt, mit aller Kraft weiter an Europa zu arbeiten. „Daran erkennt man, was herauskommt, wenn schamloser Populismus und ungeprüfte Falschnachrichten das Handeln übernehmen.Nur eine Zusammenarbeit innerhalb der europäischen Mitgliedstaaten auf Augenhöhe kann Wohlstand und ein gutes Leben für alle EuropäerInnen garantieren“, so Mösl.

Sophie Thurner und Julia Kruslin, Gründerinnen des Finanzbildungs-FinTech beatvest: So gelingt es mit dem Vermögensaufbau

Vor etwas mehr als einem Jahr haben Sophie Thurner und Julia Kruslin ihre App beatvest, eine anfängerfreundliche Investment-Plattform für Börsenneulinge, gestartet. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.

 

Ihre App ist seit mehr als einem Jahr auf dem Markt – wie zufrieden sind Sie mit der Nachfrage?

Wir sind überwältigt von der Nachfrage für unsere App. Unsere Download-Zahlen sind sehr zufriedenstellend, was uns vor allem eines zeigt: finanzielle Bildung ist gefragter, als je zuvor! Das Thema ist in österreichischen und deutschen Bildungseinheiten wie Schulen kaum vertreten, weshalb sich viele eine strukturierte und leicht verständliche Anleitung zum langfristigen Vermögensaufbau wünschen. beatvest bietet genau das. 

Welche Probleme und Chancen sehen Sie aktuell im Bereich des Vermögensmanagements?

Das größte Problem für den privaten Vermögensaufbau ist zweifelsohne das fehlende Finanzwissen. Dieses ist in Österreich und Deutschland leider Mangelware. Wichtige finanzielle und ökonomische Grundlagen sind einfach nicht im Schulsystem verankert. Selbst in breitenwirksamen Wirtschaftsstudiengängen ist das Thema unterrepräsentiert. Wir sehen, dass viele unserer Nutzer beispielsweise einen BWL-Hintergrund haben, aber nicht wissen, wie man am Kapitalmarkt investiert. Wenn es nicht einmal die Bevölkerungsgruppe weiß, welche prädestiniert dafür ist, dann ist es für den Rest fast hoffnungslos. Fakt ist, dass der bisher häufigste Weg zu finanzieller Bildung und Interaktion mit Finanzen über die Eltern führt, doch über diesen Luxus verfügen vorwiegend wohlhabende Haushalte. Die zuvor angesprochenen Ungleichheiten potenzieren sich so zusehends. 

Welche Strategien würden Sie Frauen empfehlen, die in die Geldanlage einsteigen möchten?

Grundsätzlich funktioniert langfristiger Vermögensaufbau für alle gleich. Jedoch kann man sagen, dass Frauen einen gewissen Startnachteil im Vergleich zu Männern haben. Denn einerseits besteht in Österreich immer noch ein Gender Pay Gap von 18,8%, womit wir EU-weit (fast) die traurigen Spitzenreiter sind.  Das führt dazu, dass Frauen weniger Geld zum Investieren zur Verfügung haben. Andererseits ist es umso wichtiger, dass genau Frauen mit dem Investieren anfangen, da sie im Durchschnitt ⅓ weniger Rente bekommen als Männer. Deshalb müssen sie anderweitig Vermögen aufbauen, um nicht in Altersarmut zu enden.  Um mit dem Investieren zu starten, müssen Anfänger eigentlich nur zwei goldene Regeln beachten: 1. Langfristiger Anlagehorizont und 2. Diversifikation. Wir predigen immer, dass gerade Kapitalmarkt-Neulinge sich von kurz- oder mittelfristigen Wertschwankungen ihrer Investitionen nicht verunsichern lassen sollten. Solange das Portfolio ausreichend diversifiziert ist, bewegt es sich langfristig gesehen nach oben. 

Gibt es bestimmte finanzielle Themen oder Anlageprodukte, von denen Sie glauben, dass sie derzeit besonders vorteilhaft sein könnten?

Bei beatvest setzen wir stark auf Exchange Traded Funds (ETFs). Bei diesen wird automatisiert in alle Unternehmen investiert, die gewisse Kriterien erfüllen. Das können zum Beispiel die 20 größten Unternehmen der Wiener Börse sein, oder auch eine Liste an Unternehmen, die besonders divers oder nachhaltig handeln. Der Vorteil an ETFs ist, dass sie sich besonders gut für Anfänger eignen, da sie einfache, automatisierte Investments ermöglichen, die breit gestreut sind und auch von der Kostenstruktur günstiger sind, als ein klassischer Fonds. Das kommt den Interessen der jungen Investierenden von heute entgegen: Studien zeigen, dass diese vor allem langfristig und günstig für die Pension oder größere finanzielle Ziele investieren wollen. 

Wie sehen Sie die Zukunft der Frauen in der Geldanlage und wie können sie auf diese Zukunft vorbereitet werden?

Hoffentlich sehr positiv! Je mehr Frauen in den Finanzbereich vordringen, desto gerechter wird unsere Gesellschaft und unsere Finanzwelt werden. Bis dahin haben wir allerdings noch einen weiten Weg vor uns. In ganz Europa haben nur rund 2% der Unternehmen im Bereich der Finanztechnologie rein weibliche Gründungsteams. Für den Moment sind wir bei beatvest also noch eine Ausnahme, was sich aber hoffentlich bald ändert! Bei beatvest achten wir zudem besonders auf die nötige Diversität, um Frauen und Männer gleich anzusprechen. Das zahlt sich aus: Wir haben in der beatvest-App ziemlich genau gleich viele weibliche, wie männliche Nutzer.

Wann erwachte Ihr Interesse für Vermögensaufbau?

Da haben wir innerhalb des Gründungsteams sehr unterschiedliche Geschichten. Während Sophie Thurner sich schon immer für das Thema Börse interessierte und ihr erstes Investment mit 18 Jahren machte, wurde Julia Kruslin mit dem Thema eher zwangsbeglückt. Wie die meisten unserer Nutzer wurde sich Julia nach ihrem Studium bewusst, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen sollte, war aber trotz BWL-Studium zunächst überfordert. Wie vorhin erwähnt, ist das Thema „Altersvorsorge und Finanzen” in Österreich unterrepräsentiert. Tatsächlich ist uns die Idee für beatvest genau aufgrund dieses Wissens-Unterschieds gekommen. 

Ab welchem Alter ist es sinnvoll, sich ein Depot für die Altersvorsorge aufzubauen?

Die Faustregel für diese Frage lautet: je früher, desto besser. Gott sei Dank ist es heute möglich, ab sehr geringen Beträgen zu investieren. Der Zinseszinseffekt sorgt dann dafür, dass sich das Investierte exponentiell vermehrt. Wer diesen beeindruckenden Effekt gerne selbst ausprobieren und grafisch darstellen möchte, kann diverse Zinseszins-Rechner online finden, unter anderem von beatvest. Wer das Rechenbeispiel ausprobiert, wird merken, dass der klassische Bausparer ausgedient hat. Ein Beispiel: Freunde und Familie heißen, wie durchaus üblich, den neu auf die Welt gekommenen Nachwuchs mit Geldgeschenken willkommen. Investieren die Eltern dieses Geld – sagen wir insgesamt 500€ – mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7%, bis das Kind 18 Jahre alt ist, kommen dadurch beachtliche 1.690€ zusammen. Wird das Geld dann bis zur Pension des Kindes nicht angerührt, werden am Ende rund 40.600€ auf den Nachwuchs warten, sofern die sehr realistische jährliche Rendite von 7% bestehen bleibt. Mit zusätzlichen kleinen monatlichen Beträgen kann dieser Effekt nochmals verstärkt werden. Wir meinen es also ernst, wenn wir sagen „so früh, wie möglich”.  

Welche Zielgruppe möchten Sie erreichen?

Unser Ziel ist es, die nötige finanzielle Bildung für wirklich alle anzubieten. Das beinhaltet, wie schon gesagt, einen bewussten Fokus darauf, nicht nur ein Geschlecht anzusprechen. Frauen lernen etwa öfter über Männer – ein Effekt, von dem wir profitieren, um so vielen Menschen und Frauen wie möglich den einfachen Zugang zum langfristigen Vermögensaufbau näherzubringen. Zudem sprechen wir durch unseren Ansatz natürlich hauptsächlich Anfänger an, aber auch jene, die bereits erste Erfahrungen mit dem Investieren gemacht haben und ihr Wissen aber erweitern oder auffrischen wollen. Für den Moment sind wir in Österreich und Deutschland vertreten, das ist aber nur der Anfang! 

Foto: David Burger

Mag. Sophie Lauringer, neue Chefredakteurin „Der SONNTAG“: Kirche ist niemals langweilig

Die traditionsreiche katholische Wochenzeitung „Der SONNTAG“ hat eine neue Chefredakteurin: Medienexpertin Mag. Sophie Lauringer hat die redaktionelle Leitung übernommen.

 

März 2021 – Sophie Lauringer ist ein Profi, wenn es um die Kommunikation von Werten und Glaubensfragen geht. Ihre berufliche Karriere startete im ersten Redaktionsteam von (damals) Radio Stephansdom, 2002 wechselte sie zur Öffentlichkeitsarbeit der Salesianer Don Boscos, wo sie bis 2020 das Medienreferat leitete. Zurück in der Erzdiözese Wien, wird sie in Zukunft die inhaltliche Ausrichtung der Print- und Onlineangebote der Wiener Kirchenzeitung verantworten.

Freude am Glauben

Unter dem Motto „Zeit für meinen Glauben“ setzt „Der SONNTAG“ auf Schwerpunkte und Themen, bei denen die Freude am Glauben für die Leserinnen und Leser spürbar wird. „Die Frohe Botschaft zu verbreiten und Antworten auf Lebens- und Glaubensfragen zu geben, ist Auftrag des katholischen Journalismus – beherzt, mutig und kompetent in allen herausfordernden Situationen kirchlichen Lebens“, zeigt sich die neue Chefredakteurin überzeugt und fügt hinzu: „Die Kirche ist nicht langweilig! Wir sind für Menschen in allen Lebenssituationen da.“

Digitale Ausrichtung und Vernetzung kirchlicher Medien

Neben der Schärfung des klassischen Printprodukts, das bereits 1848 gegründet wurde, wird „Der SONNTAG“ auch seine digitalen Angebote verstärken, erklärt Lauringer als Ziel. Denn „die Kirche ist immer bei den Menschen und in ihrer aktuellen und konkreten Lebenswelt“, so Lauringer, die durch ihr journalistisches Know-how zudem auf weitere Vernetzung kirchlicher Medien setzt.

Gottes Segen vom Erzbischof

„Sophie Lauringer ist eine erfahrene Journalistin, die nach einigen Jahren in anderen kirchlichen Bereichen wieder in den medialen Dienst der Erzdiözese Wien zurückkehrt. Ich freue mich, dass „Der SONNTAG“ eine kompetente und engagierte neue Chefredakteurin bekommt und ich wünsche ihr Gottes reichen Segen für ihren Dienst mit ihrem gesamten Team“, zeigt sich Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn über die Besetzung erfreut.

Foto: Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub

Mag. Sonja Steßl, stellv. Vorstandsvorsitzende Wiener Städtischen Versicherung: Altersarmut ist vielen Frauen nicht bewusst

Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung. Ihr Ziel für die kommenden Jahre: In allen Sparten ein Wachstum über Markt zu erzielen.

 

Wir sind trotz der Polykrisen und der hohen Inflation mit unsere Geschäftsentwicklung sehr zufrieden. So sehen wir in der Lebensversicherung, die in den vergangenen Jahren wegen der niedrigen Zinsen eher verhalten nachgefragt war, mittlerweile eine klare Trendumkehr. Ebenso zeigt sich, dass Kundinnen und Kunden gerade in Krisenzeiten verstärkt nach Sicherheit und Halt suchen. Das sehen wir sowohl in einer starken Nachfrage nach Sachversicherungen als auch in der privaten Gesundheitsvorsorge“, sagt Sonja Steßl. 

Private Vorsorge im Fokus

Das vorherrschende Versicherungsthema der Zukunft wird für die Wiener Städtische die Personenversicherung, also der Schutz des eigenen Lebens samt Familie sein. Einen zentralen Stellenwert wird dabei die private Altersvorsorge einnehmen. Der demografische Wandel und die in Pension drängende Baby-Boomer-Generation bringen das Umlagesystem weiter in Schieflage.

Daher werde es immer wichtiger privat vorzusorgen, um die Gefahr von Altersarmut zu reduzieren. „Hier sehen wir künftig großes Potenzial. Dazu gehört aber auch eine umfassende Gesundheitsvorsorge, die über das staatliche System hinausgeht. Viele wünschen sich kürzere Wartezeiten auf Termine beim Arzt und dass sich die Ärzte länger Zeit nehmen. Wir verstehen private Gesundheitsvorsorge als Ergänzung zum staatlichen System, die eben mehr bietet. Und: Die Absicherung des eigenen Hab und Guts wird weiterhin stark bleiben“, so die Managerin.

Kostspielige Naturkatastrophen

Derzeit sei man mit einer starken Schadensinflation konfrontiert, das heißt, die Reparaturen von Schäden, sei es etwa beim Auto oder am Eigenheim, werden empfindlich teurer. „Und wir erleben auch hautnah die Auswirkungen des Klimawandels. Heuer werden wir das zweithöchste Schadensjahr – allein aufgrund von Naturkatastrophen – unserer bald 200-jährigen Geschichte erleben. Zwar werden wir nicht das Rekordjahr von 2021 erreichen, als wir 200 Millionen Euro an unsere Kundinnen und Kunden für Sturm-, Hagel- und Hochwasserschäden ausbezahlten, aber mehr als 140 Millionen werden es auch heuer werden.

Der Trend stimmt uns nicht sehr zuversichtlich, wir rechnen damit, dass die Schadensentwicklung durch Unwetter anhalten wird“, so Steßl, die vor allem bei jüngeren Kundinnen und Kunden das Bedürfnis nach einem digitalen und schnellen Zugang zu Informationen und Produkten ortet. Dieser Entwicklung wurde mit einer Vielzahl von Lösungen Rechnung getragen, die damit auch den Servicekomfort deutlich erhöht. Etwa mit einer neuen Website, die Kundenbedürfnisse noch besser abdeckt oder mit Online-Services wie der ‚losleben‘-App, mit der Arzt-Rechnungen oder Schadensfälle ganz einfach von zuhause aus eingereicht werden können. Oberste Prämisse: Die Kundin und der Kunde entscheidet, wie sie und er mit der Wiener Städtischen kommunizieren möchte und diese stellt dazu die Möglichkeiten – digital oder offline – zur Verfügung.   

Ambitionierte Wachstumsziele

In der Lebensversicherung rechnet Steßl dank der Zinswende mit einer deutlichen Belebung. „Als größter Lebensversicherer des Landes werden wir davon am stärksten profitieren. Auch erwarten wir, dass die Nachfrage in der Sachversicherung und Gesundheitsvorsorge weiterhin hoch bleiben wird. Erklärtes Ziel ist es, in allen Sparten ein Wachstum über Markt zu erzielen“, sagt die Juristin. 

Online- Angebote und Frauenvorsorge
Ein besonderer Vorteil der Wiener Städtischen Versicherung ist, dass schon sehr früh mit der Digitalisierungsoffensive gestartet wurde und man jetzt in der Branche top sei. „Mit unserem konzerneigenen Start-up viesure haben wir 'inhouse' einen innovativen Partner, um digitale Services und Prozesse voranzutreiben. Gemeinsam haben wir erfolgreich unsere erwähnte „losleben“-App auf den Markt gebracht, die rasch zur bestbewerteten App unter den Versicherungs-Apps geworden ist.

Zusätzlich bieten wir eine Reihe von Versicherungen auch online an, wie etwa die Haushalts- oder Reiseversicherung. Darüber hinaus kooperieren wir mit Start-ups vor allem im Gesundheitsbereich, um einen echten Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden zu schaffen. Etwa mit dem Online-Geburtsvorbereitungskurs, der sehr gut angenommen wird“, sagt Steßl, die sich auch für die Frauen-Themen stark macht:  „Weil in Österreich Frauen im Durchschnitt eine um mehr als ein Drittel geringere Pension als Männer erhalten, setzen wir in der Wiener Städtischen schon seit dem Vorjahr – unter der Dachmarke „Women's Selection“ – einen speziellen Schwerpunkt auf das Thema Frauenvorsorge mit Blickrichtung Alters- und Gesundheitsvorsorge.

Dazu machen wir regelmäßig Informations-Veranstaltungen mit jungen Frauen. Dabei zeigt sich, dass sich viele von ihnen der drohenden Gefahr von Altersarmut gar nicht bewusst sind, weil sie sich zu wenig mit dem Thema der finanziellen Vorsorge auseinandersetzen. Vor dem Sommer fand wieder eine Veranstaltung statt und ich war begeistert, dass so viele Frauen gekommen sind aber auch überrascht, wie riesig der Informationsbedarf war. Mir zeigt das, dass wir mit unserer Initiative ein ganz wichtiges Thema anstoßen und so einen wichtigen Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen leisten.“ 

Foto: Marlene Fröhlich/luxundlumen

 

Mag. Sonja Steßl, stellv. Vorsitzende und Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung: Von nichts kommt nichts

Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung im ABW-Talk.

 

Seit Juli sind Sie stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen – was bedeutet Ihnen dieser beachtliche Karriereschritt?

Ich habe 2016 als Gruppenleiterin der Kranken- und Unfallversicherung unterhalb des Vorstands begonnen. Dann habe ich die Landesdirektion Steiermark mit 300 Mitarbeitern übernommen. Seit 2020 bin ich im Vorstand für Krankenversicherung, Vertrieb, Marketing und Werbung verantwortlich. Mein Credo war immer, „ich will nichts geschenkt haben, von nichts kommt nichts“, und ich habe immer versucht, meine Komfortzone zu verlassen und Neues auszuprobieren. Ich denke diese Einstellung hat mich letztlich dorthin gebracht, wo ich heute stehe, und ich freue mich sehr über das Vertrauen und die bevorstehenden neuen Aufgaben.

Welche Bereiche der Versicherungsbranche haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Die Multikrisen der letzten Jahre mit Corona-Pandemie, Ukrainekrieg und der überbordenden Inflation sind natürlich eine große Herausforderung für uns alle. Die finanziellen Belastungen steigen durch die hohen Inflationsraten, die die Regierung jedoch mittels Entlastungspaketen zu mildern versucht. Bis dato sehen wir noch keine Auswirkungen auf das Vorsorgeverhalten. Die private Gesundheitssparte läuft nach wie vor sehr gut, in der Altersvorsorge sehen wir eine stabile Nachfrage.

Allerdings muss man hier schon sagen, dass die expansive Geldpolitik der EZB in der letzten Dekade den Sparern und Vorsorgewilligen einiges abverlangt hat. Doch diese Phase ist jetzt vorbei, die Zinswende kann eine Trendwende in der Altersvorsorge bringen. Ein weiteres Thema sind die zunehmenden Naturkatastrophen aufgrund des voranschreitenden Klimawandels. Dabei führt die Häufung regionaler Schadensereignisse – im Speziellen sind dies Sturm- und Hagelschäden – in Verbindung mit einer oftmaligen Unterdeckung bei Haushalts- und Eigenheimversicherungen zu großen Herausforderungen bei Kundinnen und Kunden. Damit haben sich auch die Schadenszahlungen, die wir an unsere Kundinnen und Kunden geleistet haben in den letzten Jahren massiv erhöht. Die Digitalisierung bei Produkten und Services hat gerade während der Corona-Pandemie einen wahren Boom erlebt. Die Kunden haben unsere digitalen Services von Beginn an extrem positiv wahrgenommen und auch entsprechend stark nachgefragt.

Können Sie uns die spezifischen Herausforderungen erläutern, mit denen Sie sich konfrontiert sehen?

In meiner Funktion als stellvertretende Vorsitzende werde ich, neben meinen bisherigen Aufgabenbereichen, wesentlich stärker in die Entwicklung und Umsetzung strategischer Unternehmensfragen eingebunden sein. Fakt ist, dass die Herausforderungen in der Versicherungsbranche zu keiner Zeit größer waren, seien es die grüne bzw. digitale Transformation oder neue Risiken, für die innovative Lösungen gefunden werden müssen.

Daneben ist es von größter Bedeutung, den Menschen die Dringlichkeit der privaten Altersvorsorge immer wieder vor Augen zu führen. Denn der Weg in die Altersarmut passiert – gerade für Frauen – noch viel zu oft. Daneben sehe ich im Bereich der Gesundheitsvorsorge noch sehr großes Potenzial. Und dann noch eine Sache, die mir persönlich extrem am Herzen liegt: der weitere Ausbau unserer Servicequalität und unserer digitalen Services. Hier unterscheiden wir uns ganz klar vom Mitbewerber.

Wie navigieren Sie als Führungskraft durch die fortschreitende digitale Transformation, insbesondere im Hinblick auf Technologien wie künstliche Intelligenz? Welche Auswirkungen erwarten Sie für die Versicherungsbranche?

Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern hat den klaren Fokus, für unsere Kundinnen und Kunden den größtmöglichen Nutzen zu stiften – Stichwort Convenience. Mit diesem Schritt stärken wir den hybriden Vertrieb und sprechen neue, digital affine Kundenschichten an. Die Wiener Städtische hat in den letzten Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Modernisierung ihrer IT-Landschaft umgesetzt. 

Millionen Bestands- und Kundendaten wurden sehr erfolgreich in eine neue moderne und sichere Zielarchitektur überführt. Mit dieser neuen IT-Landschaft wird der effiziente Einsatz neuer digitaler Technologien wie KI’s, Robotics und Cloud Services ermöglicht, die unsere Services für unsere Kunden und Geschäftspartner spürbar effizienter machen und unsere internen Prozesse modernisieren, beschleunigen und weiter automatisieren. Der Anspruch, mit unseren digitalen Services weiterhin eine zeitgemäße Servicepalette anbieten zu können, bleibt natürlich auch in den kommenden Jahren aufrecht.  

Welche Art von Versicherungsprodukten wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen?

Österreicherinnen und Österreicher sind traditionell im Sachbereich gut versichert, Haus, Wohnung, Kfz sind in der Regel gut geschützt. Dagegen hinken sie, was den Schutz des eigenen Lebens betrifft, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern deutlich hinterher. Da spielt sicherlich das sehr gute Sozialsystem in Österreich eine Rolle, dennoch bin ich überzeugt, dass die private Vorsorge in den Bereichen Pension und Gesundheit in den kommenden Jahren stark zunehmen wird.

Allein die demografische Entwicklung wird unser staatliches Pensionssystem unter Druck bringen, private Vorsorge wird daher – für jene, die es sich leisten können – dringender denn je, um den Lebensstandard im Alter aufrecht zu erhalten. Und wir sehen noch einen anderen Trend: Die Zunahme von Cyberdelikten wird zur Folge haben, dass Cyberversicherungen boomen. Es vergeht kaum ein Tag ohne Angriff auf ein Unternehmen – auch in Österreich. Die Mehrheit ist jedoch noch immer nicht versichert, das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Ein Blick in die USA zeigt, wohin die Reise geht, dort ist der Absicherungsgrad schon deutlich höher.

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihren Führungsstil und Ihre Arbeitsweise?

Ich würde ihn als Friendly Leadership bezeichnen. Mein Führungsstil ist geprägt von Wertschätzung, Förderung von Lösungskompetenzen und Kreativität, aber auch Leistungsforderung. Ich sehe meine Aufgabe darin, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, ihre Talente zu entdecken und sie dementsprechend einzusetzen. Und Motivation weiterzugeben und Leidenschaft am Job zu forcieren.

Wie definieren Sie den Begriff „Erfolg“?

Erfolg im Berufsleben bedeutet für mich, finanziell unabhängig zu sein, einen Job machen zu dürfen der mir einerseits Spaß macht und in dem ich etwas bewegen kann. Ich wurde schon in meiner Kindheit von starken eigenständigen Frauen wie meiner Mutter und Großmutter geprägt. Sie haben mir von klein auf mitgegeben, auf eigenen finanziellen Beinen zu stehen und das zu tun, wovon ich selbst überzeugt bin. Was die Karriere betrifft, hatte ich auch hier stets starke, selbstbewusste Frauen an meiner Seite, die mich positiv beeinflusst und darin bestärkt haben, meinen Weg zu gehen. 

Welche Empfehlungen und Tipps würden Sie Frauen geben, die daran interessiert sind, in der Versicherungsbranche erfolgreich zu sein?

Mein Rat diesbezüglich lautet, sich generell für Unternehmen zu interessieren, die ein entsprechendes Klima und Umfeld bieten, in denen sich Frauen entwickeln können und Karriereperspektiven für sie klar vorhanden sind. Hier können Unternehmen viel bewegen, so hat etwa die Wiener Städtische ein eigenes Frauennetzwerk im Unternehmen ins Leben gerufen, wo Karriereförderung, Anti-Diskriminierung und Chancengleichheit an oberster Stelle stehen. Dem Unternehmen war es schon immer wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Frauen ermöglichen, unabhängig von ihrem Lebensentwurf Karriere zu machen. Frauen sind mit so vielen Soft Skills ausgestattet. Und die Soft Skills sind in diesen Zeiten die eigentlichen Hard Skills. Wir Frauen können daher sehr selbstbewusst im Berufsleben auftreten.

Ihre beruflichen Ambitionen und Ziele für das laufende Jahr?

Wir haben uns hohe qualitative und quantitative Ziele für die Zukunft gesetzt. In den Bereichen Service- und Produktqualität führend zu sein, ist mir persönlich ein ganz spezielles Anliegen. Auch im Bereich der Digitalisierung ist es unser klarer Anspruch, den Takt vorzugeben, um unseren Kundinnen und Kunden innovative und vor allem hilfreiche Services zur Verfügung zu stellen. Aber auch die generelle Innovations- und Marktführerschaft in Österreich stehen ganz oben auf dieser Liste. Unser erklärtes Ziel ist es auch weiterhin stärker als der Versicherungsmarkt in Österreich zu wachsen und damit unsere Marktposition zu festigen. 

Foto: Luxus und Lumen/Marlene Fröhlich

Mag. Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung, über Trends der Branche

Die Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung über Trends der Branche, Service-Konzepte und wichtige Absicherungen der nahen Zukunft.

 

Das Jahr 2020 und die ersten Monate 2021 waren für die Wiener Städtische – trotz aller Einschränkungen – sehr solide. Es ist uns gelungen, dank unserer Technologieführerschaft, den Betrieb vollständig aufrechtzuerhalten und die Leistungsversprechen zu erfüllen. So konnten wir unseren Kundinnen und Kunden auch in dieser herausfordernden Zeit als verlässlicher Partner zur Seite stehen“, sagt Mag. Sonja Steßl.

Altersvorsorge muss in den Fokus rücken

Die Corona-Pandemie habe das Bewusstsein, mehr für die eigene Gesundheit zu tun, deutlich erhöht. „Die private Gesundheitsvorsorge war schon vor der Krise ein Wachstumsmotor, während Corona hat sich die Nachfrage aber nochmals beschleunigt. Wir rechnen damit, dass wir in den kommenden Jahren in dieser Sparte am stärksten wachsen werden. Hohe Nachfrage verzeichnen wir auch in der Sachversicherung, denn in Krisenzeiten wollen die Menschen ihr Hab und Gut bestmöglich absichern“, so Steßl, die auch künftig Versicherungsschwerpunkte klar im Fokus hat.

„Wir sehen vor allem zwei Bereiche, bei denen sich die Risikosituation bereits geändert hat oder ändern wird. Zum einen sind das Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel immer häufiger auftreten werden. Schon jetzt merken wir deutlich höhere Schäden etwa durch Hagel oder Hochwasser, die zwar nicht linear, aber doch stetig ansteigen. Das zweite große Thema ist die finanzielle Versorgung im Alter: Die demografische Entwicklung zeigt klar, dass die Lücken immer größer werden, das betrifft nicht nur die Pension, sondern auch das Thema Pflege. Deshalb empfehlen wir dringend, sich mit diesen Themen frühzeitig zu beschäftigen und einen Plan zu entwickeln, wie diese Lücken mit privaten Vorsorgelösungen geschlossen werden können.“  

Bankhaus Spängler: Sonja Pölzl verstärkt Private Banking in Graz

Die erfahrene Finanzexpertin wechselt in die steirische Niederlassung der ältesten Privatbank in Österreich.

 

Sonja Pölzl verstärkt als neue Beraterin das Private Banking Team in der Grazer Niederlassung des Bankhauses Spängler. Die älteste Privatbank in Österreich ist mit acht Standorten und insgesamt rund 260 Mitarbeitern in Stadt und Land Salzburg, Linz, Wien, Graz und Kitzbühel vertreten. Im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit stehen Privatvermögen und Familienunternehmen mit hoher Erwartung an Beratungsleistungen. Die Niederlassung am Grazer Burgring ist der "jüngste" Standort des Bankhauses Spängler, das vor drei Jahren in die Steiermark expandierte. 

Sonja Pölzl vom Private Banking Team der Grazer Niederlassung des Bankhauses Spängler
  
Sonja Pölzl verfügt über sehr viel Erfahrung in der Betreuung von Kunden im Private Banking. Die gebürtige Steirerin aus Bruck an der Mur begann ihre berufliche Laufbahn in einer österreichischen Regionalbank und war dort mehr als 20 Jahre lang als Wertpapierspezialistin tätig. Vor ihrem Wechsel zum Bankhaus Spängler betreute sie als Senior Private Bankerin über zehn Jahre vermögende Privatkunden und  Familienunternehmen bei einer steirischen Privatbank. Berufsbegleitend absolvierte sie an der FH Joanneum ein betriebswirtschaftliches Bachelor- und Masterstudium mit den Schwerpunkten Bank- und Versicherungswirtschaft sowie Sales Management. 

Foto: Bankhaus Spängler

Sonja Sheikh – die Frau an der Spitze des Forschungsnetzwerks ACR

Mit Sonja Sheikh übernahm im Sommer des Vorjahres erstmals eine Frau die Geschäfte des Forschungsnetzwerks ACR. Ihr Ziel: Die Sichtbarkeit und Bekanntheit der verschiedenen Institute zu erhöhen.

 

"Ich bin seit vielen Jahren im Bereich der Forschungs- und Innovati­onspolitik tätig und kenne daher die Rahmenbedingungen, unter denen die ACR-Institute arbeiten, recht gut“, erörtert Sonja Sheikh. Nun bemühe sie sich darum, diese bis zu einem gewissen Grad zu beeinflussen, im Sinne der angewandten Forschung, der ACR-Institute und nicht zuletzt der KMU.

„Nach fast einem halben Jahr als Geschäftsführerin sehe ich, dass die ACR in der Öffentlichkeit nicht den Stellenwert hat, den sie verdient. Hier gilt es, unsere gute Arbeit noch besser zu ver­kaufen. Hinzu kommt, dass die ACR der Zusammen­schluss sehr heterogener Institute und daher interne Vernetzung extrem wichtig ist. Wir sind grundsätzlich sehr gut aufgestellt, es gibt aber Potentiale, die noch besser genutzt werden können, um einen größeren Impact der Forschungsergebnisse zu erzielen.“  

Im Verband wurden dieses Jahr einige Initiativen gestartet, so wurde zum Beispiel der neue Schwerpunkt „Digitalisierung“ eingeführt und die Strategie neu aufgestellt. „Gerade im Bereich Digitalisierung tut sich sehr viel, deshalb haben wir zum Beispiel ein Coachingprogramm für Hafner, HAFNERdigital, initiiert, das nun auf weitere Branchen ausgerollt wird“, sagt die neue ACR-Geschäftsführerin. Bei den ACR Kooperationspreisen wurde ein Projekt ausgezeichnet, das große CT-Scans von Bauteilen durch eine VR-Brille „erfassbar“ macht. Sheikh sieht auch eine positive Entwicklung der Institute und ein stärkeres Commitment der Stakeholder. Auf diesen positiven Signalen werde aufgebaut.

 Kommunikationsoffensive

„Wir werden offensiver sein in der Kommunikation, um zu zeigen, dass gerade die ACR in der angewandten Forschung einen besonders großen Hebel in Richtung Impact und Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen erzielen kann“, so Sonja Sheikh. Gleichzei­tig sollen die Dienstleistungen für die Mitglieder erhöht werden, angefangen von Unterstützung bei För­derungsanträgen, über Schulungen in Wissenschafts­kommunikation bis hin zur Optimierung der Webpräsenz. Mittelfristig soll das ACR-Netzwerk erweitert werden, um sich thematisch breiter aufstellen zu können. Sheikh: „Es wäre schön, wieder auf zwanzig Institute anzuwachsen und damit auch besser zur Erhöhung des Innovationsoutputs beizutragen, der ja in Österreich bekanntlich dem Input etwas hinterherhinkt.“

Zur Person: Sonja Sheikh kennt die ACR seit vielen Jahren, so war sie die letzten 20 Jahre beim ACR-Institut KMU Forschung Austria tätig, zuletzt als stellvertretende Direktorin. Dort beschäftigte sie sich in erster Linie mit der Evaluierung von Projekten, Programmen und Institutionen der Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik sowie der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik. Sie kennt daher nicht nur das ACR-Netzwerk von innen, sondern ist auch bestens vertraut mit der FTI-Landschaft in Österreich. Sonja Sheikh studierte Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen in Deutschland, wo sie auch als wissenschaftliche Tutorin am Institut für Statistik und Ökonometrie tätig war und promovierte im Jahr 1999 im Bereich Volkswirtschaftstheorie und -politik an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Foto: ACR/Alice Schnür-Wala

 

Forschung & Finanzen: Sonja Sheikh ist neue Geschäftsführerin der ACR

Mit Sonja Sheikh übernimmt erstmals eine Frau die Geschäfte des Forschungsnetzwerks ACR.

 

Sie kennt daher nicht nur das ACR-Netzwerk von innen, sondern ist auch bestens vertraut mit der FTI-Landschaft in Österreich. Sonja Sheikh studierte Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen in Deutschland, wo sie auch als wissenschaftliche Tutorin am Institut für Statistik und Ökonometrie tätig war und promovierte im Jahr 1999 im Bereich Volkswirtschaftstheorie und -politik an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Von der zweiten in die erste Reihe

Nach über 20 Jahren bei der KMU Forschung Austria entschied Sonja Sheikh im Sommer 2018, sich beruflich zu verändern und von der zweiten in die erste Reihe zu wechseln. „Reizvoll war dabei für mich die Möglichkeit, meine bisher erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen über das österreichische FTI-System optimal in meine neue Tätigkeit einbringen zu können und damit – gemeinsam mit einem tollen Team – zur zukünftigen Gestaltung der Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten von 18 ACR-Instituten mit insgesamt knapp 800 Mitarbeitenden beizutragen“, sagt Sheikh.

Simone Ratasich, IP Österreich: Wir setzen auf Fairness und Partnerschaftlichkeit

Die Verkaufsleiterin der IP Österreich über ein durchaus erfolgreiches Jahr, den Faktor Flexibilität und worum es im Leben wirklich geht.

 

Wie verlief für das vergangene Corona-Geschäftsjahr?

Wir haben das Jahr 2020 gut genutzt und unser Portfolio ausgebaut, zusätzlich auch fast monatlich Innovationen ins Leben gerufen. Im April kreierten wir zur Unterstützung, vor allem der Startups und KMUs, ein TV Startpaket und ermöglichten den Unternehmen somit in dieser schwierigen Zeit einen kostengünstigen Zugang zum Massenmedium TV. Dieses Angebot kam sehr gut an und die Unternehmen profitierten vor allem während des Lockdowns von einer signifikanten TV Reichweitensteigerung – wir konnten 2020 mit unseren Sendern den Marktanteil nochmals um 1,4 Prozentpunkte in der werberelevanten Zielgruppe E 12-49 steigern.

Im Mai starteten wir eine neue Kooperation mit Österreichs größtem Influencer Markplatz influence.vision. Unsere Kunden können seitdem auf das gesamte Portfolio von influence.vision zugreifen und Influencer Marketing integriert mit den TV- bzw. Online-Kampagnen buchen.  Seit September vermarkten wir den neuen österreichischen Sender der Krone Multimedia, krone.tv und im Oktober haben wir erstmals unsere jährliche Programmpräsentation situationsbedingt via Livestream abgehalten, was mit bis zu 300 Zusehern ein voller Erfolg war. Und die Neuerungen bei der IP sind nicht vorbei. Mehr dazu bald.

Mein persönliches Highlight jedoch ist, dass wir alle in der IP gesund geblieben sind und uns Corona bis jetzt verschont hat.

EU-Spezial: Simone Schmiedtbauer, ÖVP: Die Brückenbauerin

2009 startete sie als Quereinsteigerin in der Politik. Jetzt ist sie Spitzenkandidatin der steirischen ÖVP bei der EU-Wahl. Das ABW-Porträt einer zielstrebigen Frau, Mutter und Landwirtin.

 

Wenn Sie an die Europäische Union denkt, dann kommt Simone Schmiedtbauer Gemeinschaft in den Sinn, denn Europa sei nicht bloß Brüssel – Europa beginne vor unserer Haustüre, in unseren Regionen und Gemeinden. „Wir alle müssen in Europa unsere Kräfte bündeln und uns richtig weiterentwickeln – statt uns von außen und von innen schwächen zu lassen.

Wir brauchen ein starkes Europa, das wieder vom Reden ins Tun kommt, das für Sicherheit, Freiheit und für den Erhalt unseres Wohlstandes sorgt“, so die engagierte Bauernbündlerin, für die die gemeinsame Agrarpolitik (Anm.: GAP) ein wesentliches Thema ist, denn starke Budgetkürzungen seien angedacht. Die GAP-Reform dürfe keinen Bruch mit sich bringen, sondern solle die österreichische Land- und Forstwirtschaft wieder wettbewerbsfähiger machen. Sie müsse auch einfacher werden, und zwar direkt am Schreibtisch der Bäuerinnen und Bauern. 

Mag. Simone Oremovic, Head of Global HR bei RHI-Magnesita, im Austrian Business Woman-Talk

Sie verfügt über langjährige und ausgezeichnete Erfahrungen im Personalbereich, zuletzt war sie bei Shire/Baxter tätig. Seit November 2017 verstärkt sie das Executive Management Team von RHI-Magnesita.

 

Ein ABW-Interview mit Mag. Simone Oremovic, Head of Global HR.

Was freut Sie besonders an Ihrer neuen Position bei RHI-Magnesta?

Die Kombination von einem wirklich globalen Unternehmen das dennoch in Wien sein Headquarter hat. Die tolle Chance die wir haben als Weltmarktführer, nachdem wir uns als Firma neu aufgestellt haben. Die Fusion und die daraus neu entstandene RHI Magnesita wird ein moderner und innovativer Player werden, das ist eine einmalige Chance das aktiv mit zu gestalten.

Haben Sie schon Ziele, die Sie anpeilen möchten?

Ganz besonders wichtig ist es mir sicher zu stellen dass wir alle unsere Mitarbeiter auf die Reise in die Zukunft mitnehmen. Wir wollen die neuen Kultur gemeinsam gestalten. Die Mitarbeiter sollen einen „Sense of purpose“ haben, wenn uns das gelingt im nächsten Jahr sind wir einen tollen Schritt weiter gekommen.

Mag. Simone Zangerl wird neue Geschäftsführerin vom TVB TirolWest

Vorstand und Aufsichtsrats-Vorsitzender des Tourismusverbandes TirolWest bestellten Mag. Simone Zangerl zur Nachfolgerin von DI Andrea Weber.

 

Nachdem DI Andrea Weber ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin beim TVB TirolWest niederlegte, wurde nun eine bestens für die Stelle geeignete Nachfolgerin gefunden: Mag. Simone Zangerl, welche seit November 2016 für die Marketingleitung bei TirolWest zuständig ist, überzeugte im Hearing durch ihre fachliche Kompetenz und langjährige Erfahrung. Sie wird mit 1. Juni 2017 zur neuen Geschäftsführerin bestellt. Obmann Konrad Geiger dazu: „Mit Simone Zangerl können wir die Stelle perfekt nachbesetzen, sie hat eine touristische Ausbildung, kennt die Branche bestens und wird vom Team sehr geschätzt. Der Vorstand sowie Aufsichtsratsvorsitzende ist sich sicher, dass sie die neue Herausforderung zur vollsten Zufriedenheit meistern wird“.

Über Mag. Simone Zangerl

Simone Zangerl wuchs in Flirsch auf. Nach ihrem Abschluss mit Matura am Oberstufenrealgymnasium in Zams studierte sie in Salzburg „Landschafts-, Stadt- und Regionalmarketing und -management“ und schloss das Diplomstudium 2007 mit dem Magistertitel ab. Vor ihrer Tätigkeit bei TirolWest war sie 8 Jahre lang bei Altenmarkt-Zauchensee Tourismus tätig, davon 6 Jahre als stellvertretende Geschäftsführerin. Die Sehnsucht nach Tirol hat sie wieder zurück in die Heimat kehren lassen. „Das mir durch die Funktionäre entgegen gebrachte Vertrauen ehrt mich sehr und ich werde, gemeinsam mit meinem Team, die mir anvertraute Tätigkeit als neue Geschäftsführerin mit Herz und Verstand erfüllen,“ so Zangerl.

Foto: Sylvia Spitzbart/TVB Ferienregion TirolWest

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Mag. Silvia Angelo, Vorständin ÖBB Infrastruktur AG: Die Zukunft der Bahn ist (auch) weiblich

Warum Frauen in der historisch männlich geprägten Bahnbranche so wichtig sind, verrät die Vorständin der ÖBB Infrastruktur AG im ABW-Interview.

 

Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Wie begegnet die ÖBB-Infrastruktur AG diesem Problem, insbesondere im technischen Bereich? 

Wir haben bereits vor Jahren begonnen, gegenzusteuern. Hier setzen wir vor allem auf unsere eigene Lehrlingsausbildung. Denn als ÖBB sind wir nämlich nicht nur einer der größten Arbeitgeber in Österreichs, sondern auch einer der größten Ausbilder – bei den technischen Lehrberufen sind wir sogar die klare Nummer eins.

Das heißt: Wir bilden einen großen Teil der Fachkräfte, die wir in Zukunft brauchen, selbst aus. Und das hat bei uns schon lange Tradition und ist kein Zug, auf den wir jetzt neu aufspringen. Jahr für Jahr nehmen wir rund 650 neue Lehrlinge in insgesamt 26 technischen und kaufmännischen Lehrberufen auf. Derzeit bilden wir rund 2.200 junge Menschen aus - so viele wie noch nie!

Wie fördert die ÖBB-Infrastruktur AG speziell Mädchen und junge Frauen in der Ausbildung und in technischen Berufen?

Der Frauenanteil bei den Auszubildenden liegt derzeit bei rund 21 Prozent, konzernweit bei rund 16 Prozent. Damit geben wir uns nicht zufrieden und wollen noch mehr junge Frauen für technische Lehrberufe begeistern.

Mit Aktionen wie dem Wiener Töchtertag, dem Girls Day in den Bundesländern und klischeefreien Recruiting-Kampagnen setzen wir Zeichen: Bei den ÖBB gibt es keinen Beruf, den Frauen nicht genauso gut ausüben können wie Männer. Die historisch männlich geprägte Bahnbranche braucht eine kritische Masse an Frauen, um den Generationswechsel zu meistern.

In der ÖBB INFRA setzen wir daher z.B. bei der Werbung für technische Berufe auf „Role Models“ und holen mit der jährlich wiederkehrenden Kampagne #joboffenSIEve starke ÖBB-Frauen vor den Vorhang. Die Fortschritte in der Digitalisierung erleichtern Frauen den Einstieg, weil viele Tätigkeiten körperlich weniger anstrengend sind. Stellwerke etwa können heute über Bildschirme gesteuert werden, flexiblere Arbeitsmodelle und Arbeitszeiten werden möglich.

Die Digitalisierung ist ein Gamechanger für Frauen in technischen Berufen, aber kein Selbstläufer. Um Frauen zu gewinnen, müssen wir Arbeitszeiten, insbesondere Schichtarbeit, neu gestalten. Nur mit den richtigen Rahmenbedingungen und einer klaren Strategie können wir mehr Frauen gewinnen und die Vorteile nutzen.

Was bieten die ÖBB ihren Mitarbeitern?

Die ÖBB bieten Lehrlingen ein attraktives Gesamtpaket: eine Top-Ausbildung in einem krisensicheren Unternehmen, gute Jobchancen mit einer Übernahmequote von rund 75 Prozent, ein faires Gehalt und zahlreiche Benefits wie Freifahrten in ÖBB-Zügen. Zudem wird die Lehre mit Matura unterstützt, um Wege zu Unis und FHs zu öffnen.

Lehrlinge leisten durch ihre Arbeit in einem der größten Klimaschutzunternehmen Österreichs einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und Gesellschaft. Eine Lehrlingsstudie bestätigt die hohe Zufriedenheit mit der Ausbildung und das harmonische Verhältnis zu den Ausbildenden. Viele möchten auch nach der Lehre im Unternehmen bleiben. Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Aufstiegschancen und flexibles Arbeiten gewinnen an Bedeutung.

Die ÖBB fördern dies mit flexiblen Home-Office-Modellen, der Möglichkeit, zwischen Vollzeit und Teilzeit zu wechseln, Job- und Topsharing, dem Flexi Friday und Sabbaticals. Wir sind ein Unternehmen mit langer Tradition und viel Zukunft und bieten in 131 Berufsgruppen sichere, krisenfeste und klimafreundliche Jobs – für Lehrlinge, Fachkräfte und Akademiker.Wer an der Bahn von morgen arbeitet, hat einen Job mit Sinn, denn Klimaschutz liegt vielen Bewerber am Herzen – ein klarer Vorteil für die ÖBB als Arbeitgeber.

Wie definieren Sie die Unternehmenskultur bei der ÖBB-Infrastruktur AG? 

Wir leben eine wertschätzende, offene und integrative Unternehmenskultur. Deshalb setzen wir uns aktiv für ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld ein und fördern den Austausch und die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden unterschiedlichen Geschlechts, Alters, Nationalität und kulturellen Hintergrunds. Wir sind stolz darauf, dass unsere Bemühungen Früchte tragen und wir bereits heute eine bunte und vielfältige Belegschaft haben. Wir sind uns aber auch bewusst, dass dies ein kontinuierlicher Prozess ist, der ständige Anstrengungen erfordert.

Bei den ÖBB arbeiten Menschen aus 95 Nationen. Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Aus dieser Interkulturalität entstehen Impulse, die für das Unternehmen strategisch wichtig sind.

Diese Vielfalt gilt selbstverständlich auch für die sexuelle Orientierung. Seit 2018 gibt es ein Regenbogennetzwerk im Unternehmen. Das „QBB“ ist für alle LGBTIAQ+Kolleginnen und Kollegen, deren befreundete Personen und Unterstützer. Es gilt: Nur ein vielfältiges Team kann die Sprache unserer vielfältigen Kundinnen und Kunden verstehen und damit auch ein Höchstmaß an Kundenorientierung erfüllen. Diversität ist also ein wichtiger Schlüssel, um mobil und zukunftsfit zu bleiben.

Was haben Sie sich 2025 vorgenommen?

Auf jeden Fall, dass wir den positiven Trend beim Frauenanteil fortsetzen. Seit meinem Amtsantritt als Vorständin 2017 haben wir uns jedes Jahr gesteigert und konnten uns von rund sieben Prozent auf 13 Prozent fast verdoppeln. Und auch bei den Lehrlingen habe ich mir einen neuen Rekord vorgenommen, an dem wir bereits intensiv arbeiten. Unter anderem mit unserer neuen Kampagne, die derzeit überall zu sehen ist.

Foto: Sabine Hauswirth

 

In this ABW interview, the board member of ÖBB Infrastruktur AG reveals why women are so important in the historically male-dominated rail industry.

The shortage of skilled workers poses challenges for many companies. How does ÖBB-Infrastruktur AG address this problem, especially in the technical field?

We started taking countermeasures years ago. Here, we rely primarily on our own apprentice training. As ÖBB, we are not only one of Austria's largest employers, but also one of its largest trainers – in fact, we are the clear number one in technical apprenticeships.

This means that we train a large proportion of the skilled workers we will need in the future ourselves. And this has been a long-standing tradition for us and is not a trend that we are just jumping on now. Every year, we take on around 650 new apprentices in a total of 26 technical and commercial apprenticeships. We are currently training around 2,200 young people - more than ever before!

How does ÖBB-Infrastruktur AG specifically support girls and young women in training and in technical occupations?

The proportion of women among apprentices is currently around 21 percent, and around 16 percent across the group. We are not satisfied with this and want to inspire even more young women to take up technical apprenticeships.

We are setting an example with initiatives such as the Vienna Daughters' Day, the Girls Day in the federal states and cliché-free recruiting campaigns: at ÖBB, there is no profession that women cannot perform just as well as men. The historically male-dominated rail industry needs a critical mass of women to master the generational change.

At ÖBB INFRA, we are therefore using role models to advertise technical occupations, for example, and are bringing strong ÖBB women to the fore with the annual #joboffenSIEve campaign. Advances in digitalization are making it easier for women to get started because many jobs are less physically demanding. Signal boxes, for example, can now be controlled via screens, and more flexible working models and working hours are becoming possible.

Digitalization is a game changer for women in technical professions, but it is not a sure-fire success. In order to attract women, we need to reorganize working hours, especially shift work. Only with the right framework and a clear strategy can we attract more women and reap the benefits.

What does ÖBB offer its employees?

ÖBB offers apprentices an attractive overall package: top training in a crisis-proof company, good job opportunities with a takeover rate of around 75 percent, a fair salary and numerous benefits such as free travel on ÖBB trains. In addition, the apprenticeship is supported with a school-leaving certificate to open up paths to universities and technical colleges.

Apprentices make an important contribution to the environment and society by working for one of Austria's largest climate protection companies. A study of apprentices confirms a high level of satisfaction with the training and a harmonious relationship with the trainers. Many would like to stay with the company after their apprenticeship. Topics such as work-life balance, career opportunities and flexible working are becoming increasingly important.

ÖBB promotes this with flexible home office models, the opportunity to switch between full-time and part-time work, job and top sharing, Flexi Friday and sabbaticals. We are a company with a long tradition and a promising future. We offer apprentices, specialists, and academics secure, crisis-proof, and climate-friendly jobs in 131 occupational groups. Those who work for the railways of tomorrow have a job with meaning, because climate protection is important to many applicants – a clear advantage for ÖBB as an employer.

How would you define the corporate culture at ÖBB-Infrastruktur AG?

We live an appreciative, open and integrative corporate culture. That is why we actively promote a discrimination-free work environment and encourage exchange and collaboration between employees of different genders, ages, nationalities and cultural backgrounds. We are proud that our efforts are bearing fruit and that we already have a colorful and diverse workforce. However, we are also aware that this is an ongoing process that requires constant effort.

People from 95 nations work at ÖBB. We have employees from a wide range of cultural backgrounds. This interculturality creates impulses that are strategically important for the company.

Of course, this diversity also applies to sexual orientation. Since 2018, there has been a rainbow network in the company. The “QBB” is for all LGBTIAQ+ colleagues, their friends and supporters. The principle is: only a diverse team can understand the language of our diverse customers and thus fulfill the highest level of customer orientation. Diversity is therefore an important key to remaining mobile and future-proof.

What are your plans for 2025?

Definitely to continue the positive trend in the proportion of women. Since I took up office as CEO in 2017, we have increased every year and almost doubled from around seven percent to 13 percent. And I have also set myself a new record for the number of apprentices, which we are already working hard on. Among other things, with our new campaign, which is currently being seen everywhere.

Photo: Sabine Hauswirth

Silvia Richter, Vorständin der Zürcher Kantonalbank Österreich AG: Wir sind gekommen, um zu bleiben

Silvia Richters Karriere ist eindrucksvoll – die einstige Merrill Lynch-Brokerin ist heute Vorständin der renommierten Zürcher Kantonalbank. ABW sprach mit der Managerin über Ihren Weg an die Spitze.

 

„Für meine Mitarbeiter bin ich wie eine Leitwölfin, die ihr Rudel organisiert und lenkt. Nicht aufgeben, sondern immer dranbleiben, sind Leitlinien die ich meinem Team vermittle,“ erzählt Silvia Richter schmunzelnd. Eigenschaften, die der Spitzenbankerin auch in schwierigen Zeiten immer wieder geholfen haben, durchzuhalten und weiterzumachen.

Weg ins Finanz-Business

Als Tochter eines Elektrohändlers in Wien-Brigittenau geboren, lernt sie früh, konsequent ihren eigenen Weg zu gehen. Der Vater, Jahrgang 1913, sieht für seine Tochter eine Ausbildung zur Krankenschwester vor. Sie hat andere Pläne: Medizin studieren und dann als Ärztin in Entwicklungsländern arbeiten. Kurzerhand meldet sie sich an der Sames-Schule in der Billrothstraße an.

Der tägliche Weg über den Donaukanal, ein Aufeinanderprallen zweier Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier der traditionelle Arbeiterbezirk, dort das bürgerliche Döbling. Silvia Richter weiß, was sie will. Und was sie nicht will. Sie zeigt Haltung und traut sich, ihre Meinung zu sagen. Während ihrer Gymnasialzeit wird sie Klassensprecherin, und merkt irgendwann, dass sie für ihre Träume vorab finanzielle Unabhängigkeit benötigt.

Um Geld zu verdienen, macht sie eine Ausbildung zur Hotel- und Gastgewerbeassistentin im Wiener Hotel Inter-Continental und arbeitet anschließend in einem Hotel-Start-up. Durch ein Gespräch mit einem Vermögensverwalter wird sie auf die Finanzwelt aufmerksam und steigt schließlich bei Merrill Lynch ein - der Beginn einer beeindruckenden Karriere.

„Damals kannte ich weder Merrill Lynch noch wusste ich, was ein börsennotiertes Unternehmen ist“, gibt Silvia Richter unumwunden zu. Doch die junge Frau ist ehrgeizig, wird gefördert, lernt schnell und gut. Bald kennt sie alle Geheimnisse des Finanzmarktgeschäfts. Es ist die Zeit des schnellen Geldes. Der Wall-Street-Broker mit den Hosenträgern, Vorbild für die Rolle des Gordon Gekko alias Michael Douglas.

Sie ist in Princeton, an der New Yorker Börse, spürt die fiebrige Energie, die in der Luft liegt, wenn Millionen und Abermillionen Dollar durch Kaufen und Verkaufen den Besitzer wechseln. Gewonnen werden. Oder verloren. Eine aufregende, lehrreiche Zeit, die ihr ein anderes, neues Verständnis für die Volatilität der Märkte vermittelte und acht Jahre andauern sollte.

Der Mensch steht in Mittelpunkt

Das Jahr 2000 wird zur Zäsur. Der Einsturz der beiden höchsten Türme des World Trade Centers beschert der Finanzwelt eine Zeitenwende und Entlassungswelle. Merrill Lynch – „The biggest Broker worldwide“ – kündigt 30.000 Mitarbeiter. Silvia Richter soll von Wien nach München wechseln und entscheidet sich anders. Statt börsennotierte Konzerne will sie die DNA der Privatbanken kennen lernen. Jetzt stehen die Kunden, die Menschen und ihre Lebenssituationen im Mittelpunkt, nicht ausschließlich das Kapital. Das gefällt ihr.

Sie beginnt bei Sal. Oppenheim. Fünf Jahre bleibt sie, eine Zeit, die sie nicht missen möchte. Dann die nächste Herausforderung: Der Ruf der Bank Hottinger. Ein Angebot, das Silvia Richter nicht ablehnen kann. Mit 36 Jahren wird sie Partnerin und in den Vorstand berufen. Als unternehmerisch denkender Mensch baut sie das Geschäft in Österreich in den kommenden sechs Jahren auf. 2008/2009 folgt die nächste Zäsur.

Der Mutterkonzern beschließt sämtliche Auslandstöchter aufgrund der nun strengeren – und damit kostenaufwendigeren – Regeln für Finanzinstitute zu schließen. Richter wickelt die Liquidation ab, setzt sich für Kunden und Mitarbeitende ein und verlässt - wie es sich für einen guten Kapitän gehört - zuletzt das sinkende Schiff. Eine schwere Zeit. „Rückblickend bin ich daran gewachsen“, sagt sie.

Verwaltung von Vermögen

Ihr Motto, das sie auch allen Leserinnen ans Herz legen möchte: Aufstehen und weitergehen. Und keine Angst vor Fehlern haben. „Fehler passieren, weil Informationen fehlen. Niemand ist fehlerfrei. Man sollte immer nach Lösungen suchen, nie nach Schuldigen". Nach Beendigung der Liquidation beginnt Silvia Richter ein Studium – an der SFU den Lehrgang für Organisations- und Personalentwicklung und Coaching um 2015 bei der Zürcher Kantonalbank Österreich ihre Bestimmung zu finden.

Die einzige Tochter der Zürcher Kantonalbank Schweiz (mit Standorten in der Hegelgasse in Wien und der Getreidegasse in Salzburg) bezeichnet sie als Wunscheinzelkind. Hier, zwischen modernen Gemälden junger Künstler, die in regelmäßigen Veranstaltungen präsentiert werden, berät sie und ihr Team Kunden in der Vermögensverwaltung. Zehn bis zwölf Stunden am Tag. Oftmals im Monat fährt sie mit dem Zug ins Salzburger Büro.

Kraft tankt die Managerin in der Stille. Bei Waldspaziergängen oder zu Hause bei einem guten Buch, derzeit Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel". Auch der tägliche Fußmarsch ins Büro und abends wieder zurück – egal ob es stürmt oder schneit – hilft ihr, abzuschalten. „Ich gehe jeden Tag durch andere Gassen und staune wie eine Touristin über die Schönheit der Stadt. Da werden alle Probleme ganz klein", sagt sie.

Mit Expertise Lösungen finden

Im Rahmen ihrer Beratung lernt Silvia Schneider Unternehmens- und Familiengeschichten kennen. Und natürlich die Menschen. Sie liebt es, zuzuhören und mit ihrem Fachwissen die besten Lösungen zu finden. Es geht um Nachfolgeplanung, Kapitalerhalt, Crashkurse in Finanzfragen für die nächste Generation, und vieles mehr. Sie bezeichnet diesen Überbau gerne als Vermögensarchitektur. Denn auch wenn ein Haus gebaut werden soll, muss man in der Planungsphase wissen, wo, warum und wie.

„Bei der Zürcher Kantonalbank geht es um Stabilität, Wertschätzung, Vertrauen und Diskretion. Wachstum ist wichtig, aber auch Kontinuität. Als 150-jährige Traditionsbank mit Triple-A-Rating können wir unseren Kundinnen und Kunden beides bieten, sagt Vorständin Silvia Richter und verspricht: „Wir sind gekommen, um zu bleiben“

Foto: Zürcher Kantonalbank

Silvia Lackner, Geschäftsführerin der erfolgreichen Linzer Werbeagentur „Die Jungen Wilden“: Warum Erfolgsformeln nichts bringen

Silvia Lackner, Geschäftsführerin der erfolgreichen Linzer Werbeagentur „Die Jungen Wilden“, über KI, Kundenwünsche und Kurskorrekturen. 

 

Gerade in unserer Branche ist es von großer Bedeutung, immer am neuesten Stand zu sein. Unsere Arbeit wird sich – vor allem mit dem Fortschreiten von KIs – in den nächsten Jahren sicherlich noch massiv verändern“, sagt die Chefin der Jungen Wilden.

Auch das interne Kommunikationsverhalten habe vor einem Jahr noch ganz anders ausgesehen. „Hier kann ich aber bisher nur Vorteile erkennen: So funktioniert z. B. unsere tägliche Projektabwicklung mit Hilfe passender Apps jetzt viel flüssiger. Alle Beteiligten sind immer am gleichen Informationsstand, was uns viel Zeit erspart“, sagt die Agenturleiterin und betont, dass gerade bei Kreativarbeit, wie sie von ihrer Werbeagentur angeboten wird, der Mensch dahinter im Grunde nicht ersetzbar ist. Und auch die Kunden wollen immer noch von Menschen betreut werden. Letztendlich sollte man – trotz aller Digitalisierung – immer noch Mitarbeiter und Kunden bzw. deren Zufriedenheit im Fokus behalten.

Beobachtung des Medienmarktes

Um Vertrauen bei den Kunden aufzubauen, müsse man durch gute Arbeit beweisen, dass man sein Metier beherrscht. Und indem man seine Ziele stets vor Augen behält. „Wenn die Ergebnisse stimmen, bleibt auch der Kunde bei uns“, so Lackner, die mit ihrem Team keine einheitliche Strategie verfolgt.

Der Medienmarkt müsse natürlich gut beobachtet werden. Eine Erfolgsformel gäbe es aber nicht, die Strategien seien je nach Kunde ganz unterschiedlich. Im Grund laute die Devise „Trial & Error“ – ohne ein ständiges Rädchendrehen und Kurskorrigieren geht es nicht!

Coaching zur Stärkung der Mitarbeiter und des Teams

Ihre Ziele für das heurige Jahr? „Die Jungen Wilden sind im letzten Jahr stark gewachsen und wir haben viele schöne Kunden für uns gewinnen können. Für 2024 möchte ich die Potentiale, die wir im Unternehmen haben, weiter ausbauen. Soll heißen, jeder einzelne Mitarbeiter erhält ein persönliches Coaching und längerfristige Betreuung, um individuell noch besser zu werden. Wenn sich jeder stärker fühlt, wird automatisch auch das Wir-Gefühl gestärkt. So können wir als Team noch besser nach außen auftreten.“

Foto: Sarah Kathatina Photography

Silvia Lackner, Geschäftsführerin der Agentur "Die jungen Wilden": So funktioniert gute Werbung

Seit 17 Jahren ist die Linzer Agentur „Die jungen Wilden“ überaus erfolgreich. Über die Faszination der Branche und die Erfolgsrezepte für gute Werbung hat ABW mit der Geschäftsführerin gesprochen.

 

Bitte beschreiben Sie uns das Erfolgsrezept Ihrer Agentur. 

Der Fokus unserer Agentur liegt auf strategischer Kommunikation mit Konzept und kreativen Lösungen. Unsere besonders kundennahe Betreuung unterscheidet uns von anderen Werbeagenturen. Von Anfang an setzen wir auf „one face to the client“ und sind damit seit 17 Jahren erfolgreich. In unserem 17-köpfigen Team haben wir durch regelmäßigen Austausch den Vorteil, dass jeder alles über jeden einzelnen Kunden weiß. Auf folgende drei Punkte lege ich besonderen Wert: Zuhören ist wohl eine der wichtigsten Fähigkeiten in unserer Branche. Es ermöglicht uns, unsere Kunden zu verstehen. Kunden und Partnern auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam zu einem Ergebnis kommen.

Was macht für Sie die Faszination von Marketing und Werbung aus? 

Zum einen lerne ich in meinem Beruf jeden Tag spannende Themen, Projekte und vor allem tolle Menschen kennen. Es wird also nie langweilig. Die Kombination aus kreativem Denken und Strategieentwicklung macht die Arbeit für mich so faszinierend. Andererseits verändern sich in einer immer schnelllebigeren Gesellschaft auch die Ansprüche der Kunden ständig. Marketer und Werber müssen sich den Kundenbedürfnissen anpassen und schnell und flexibel reagieren. Das fordert unsere Kreativität immer wieder in neuen, spannenden Projekten heraus.

Die gängige Werbung sieht derzeit ziemlich alt aus – würden Sie uns recht geben? Und was tun die „Jungen Wilden“ dagegen? 

Nun kommt es darauf an, was man unter gängiger Werbung versteht. Wenn Sie unter klassischer Werbung die klassische Werbung verstehen, dann kommt mir das nicht unbedingt alt vor. Natürlich sind Online-Marketing und Social Media in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Meiner Meinung nach ist es aber wichtig, eine Balance zwischen klassischer und neuer Werbung zu finden. Für uns als Werbetreibende stehen die Ziele und Bedürfnisse unserer Kunden an erster Stelle. Wir bedienen unsere Kunden mit der gesamten Klaviatur der Werbung. Wir bei DJW sind jung und frisch. Wir neigen gerne den Kopf und schauen nach links und rechts.

Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Agentur – eher im Digitalbereich oder der klassischen Werbung? 

Ich setze hier keine Prioritäten. Denn ich bin überzeugt: Das eine geht nicht ohne das andere. Deshalb kombinieren wir bei „Die Jungen Wilden“ digitale und klassische Werbung, immer angepasst an die Ziele und Bedürfnisse unserer Kunden, und bieten so eine effiziente und effektive Balance. Dabei setzen wir auf eine ganzheitliche Betreuung unserer Kunden: von der Markenpositionierung bis hin zu Social Media Kampagnen. Vor allem unser Social Media Team hat sich im letzten Jahr kontinuierlich verstärkt und betreut unsere Kunden unter anderem mit Content Creation, Consulting, strategischem Ad Management sowie Reporting. Mit unserem Fokus auf Infotainment (Information und Entertainment) konnten wir im vergangenen Jahr unter anderem Fressnapf als Neukunden überzeugen.

Ihre beruflichen Pläne und Ziele in diesem Jahr? 

Auch in Zukunft möchte ich für unsere Kunden schöne und sympathische Werbung gestalten. Natürlich freue ich mich auch darauf, unsere Kunden mit unseren kreativen Ideen zu begeistern. Vor allem aber wünsche ich mir, dass ich weiterhin viel Freude an meiner Arbeit, an meinem Schaffen und an der Arbeit im Team habe.

Foto: diejungenwilden

Mag. Silvia Angelo, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG: Frauen-Förderung ist mir ein besonderes Anliegen

Austrian Business Woman im Gespräch mit Mag. Silvia Angelo, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG.

 

Ihr Résumé des vergangenen Geschäftsjahres?

Natürlich hatte uns Corona wie alle fest im Griff. Die ÖBB ist aber ein starkes Team, und es ist dieser Teamgeist, der uns sicher durch die Krise getragen hat und trägt.

Aber natürlich ist es eine Herausforderung, alle beisammen zu halten und durch Homeoffice & Co nicht auseinander zu fallen. Gleichzeitig stehen wir vor der wichtigen Aufgabe, in der Pandemie den Verkehr aufrecht zu erhalten und Ansteckungen zentraler Einheiten zu verhindern. Und nicht zuletzt haben wir dafür Sorge zu tragen, auf unseren Bahnhöfen das Ansteckungsrisiko bestmöglich zu minimieren. Das alles ist uns gut gelungen, die Bahn ist und bleibt eine stabile Mobilitätspartnerin.

Doch auch in der längerfristigen Planung hat Corona neue Herausforderungen gebracht. Die ÖBB stehen vor einem großen Generationenwandel, das bedeutet, wir müssen auch während der Pandemie unsere nächste Generation ausbilden. Hier haben unsere Kollegen der Aus- und Weiterbildung volle Arbeit geleistet und rasch auf online umgestellt.

Was tun die ÖBB im Bereich der Nachhaltigkeit?

Sehr, sehr viel. Es ist eines unserer wichtigsten Themen. Wir können in Österreich die Klimaziele nur durch die Bahn – durch massive Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene – erreichen. Das ist eine große Herausforderung für unsere Infrastruktur, der wir uns aber sehr gerne und sehr engagiert stellen. Natürlich ist es auch ungemein wichtig, dass wir als Unternehmen selbst im Bereich Nachhaltigkeit ein Vorbild sind.

So haben wir bereits 2018 als eines der ersten Bahnunternehmen der Welt auf 100 Prozent Grünstrom umgestellt, 2019 folgten dann alle Bahnhöfe, Werkstätten, Büros und weitere Anlagen. Unser Strom kommt aus Wasserkraft, Sonne und Wind – und diese Ressourcen bauen wir auch selbst aus. Wir haben insgesamt zehn Wasserkraftwerke, deren Kapazitäten an die Anforderungen der Zukunft angepasst werden. Wir haben in Wilfleinsdorf das erste Solarkraftwerk für Bahnstrom gebaut, und laufend folgen weitere Photovoltaikanlagen.

Bereits jetzt werden mehr als 90 Prozent der Transportleistungen auf unseren Schienen elektrisch erbracht. Und bis 2030 soll der Diesel- und Benzinverbrauch der Infrastruktur AG auf Null gesunken sein.

Dazu sorgen wir auch für die Umwelt in unserem engeren Umfeld: Wir geben Grünflächen der Natur zurück, und wir kümmern uns auch mit Hilfe von professionellen Imkern um die 4,4 Millionen „Schienen-Bienen“, die bei uns wohnen und arbeiten. Und sehr wichtig: Wir verzichten auf den Einsatz von Glyphosat, um unsere Schienenanlagen im Sinne der Verkehrssicherheit frei von Unkraut zu halten. Auch hier haben wir in Europa eine Vorreiter-Rolle.

Welche Maßnahmen werden in Bezug auf Lehrlings- und Frauenförderung gesetzt?

Die Förderung von Frauen ist mir ein besonderes Anliegen, und entsprechend haben wir hier auch sehr effiziente Programme. Wir sind als Infrastrukturbetreiber mit rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein sehr Technik-lastiges Unternehmen. Damit ist auch klar, warum unser Frauenanteil mit knapp 10 Prozent leider unterdurchschnittlich ist. Natürlich ist es in diesem fordernden Umfeld eine Herausforderung, den Frauenanteil deutlich anzuheben – eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.

Denn Diversität in unserer Mitarbeiterstruktur ist die Voraussetzung, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Die Digitalisierung unseres Arbeitsumfeldes spielt hier eine bedeutende Rolle. Denn das Bild von ölverschmierten Männern, die schwere Stahlteile durch die Gegend tragen, ist ein Klischee von gestern.

Heute sind es „digitale Zwillinge“ unserer Infrastruktur im Computer, 3-D-Drucker und Virtual Reality, die uns den Weg in die Zukunft weisen – und es Frauen erleichtern, in die Welt der Bahn-Infrastruktur einzusteigen. Die Digitalisierung ermöglicht zudem flexiblere Arbeitsmodelle, die Frauen entgegenkommen. 

Die Digitalisierung kann hier zu einem „Gamechanger“ werden – allerdings ist das kein Selbstläufer. Mit effizienten Strategien müssen hier geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Vorteile auch nutzen zu können. Es ist entscheidend, von Einzelmaßnahmen zu einer umfassenden, schlagkräftigen und effizienten Strategie zur Frauenförderung zu kommen.

Wir haben ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt, um diese Ziele auch zu erreichen. So wie wir im Bereich des Umweltschutzes zum größten Klimaschutz-Konzerns Österreichs geworden sind, wollen wir auch bei der Diversität mit gutem Beispiel voranschreiten. Unglaublich wichtig ist die Unterstützung der Frauenförderung durch das Top-Management. 

Deshalb haben die ÖBB eine Gleichstellungspolicy und Diversity Charta. Diese sieht für die ÖBB-Infrastruktur einen Frauenanteil von 10,5% bis 2023 vor. Die Zielerreichung wird halbjährlich durch Diversity Bericht überprüft. Für uns, die ÖBB-Infrastruktur, ist Diversität eine enorme Chance. Ausgangsbasis war eine umfassende, faktenbasierte Aufbereitung des Status Quo mithilfe des Frauen-Karriere-Index (FKi) als Analyse- und Managementinstrument. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden sehr effektive Maßnahmen entwickelt.

Die Maßnahmenerarbeitung orientierte sich an strategischen Ansatzpunkten, darunter:

Arbeitszeitflexibilisierung, frauenspezifische Ausgestaltung bereits bestehender Maßnahmen, Informationsoffensiven zu bestehenden Angeboten sowie Regionalisierung und flächendeckende Ausrollung von Maßnahmen (auch über digitale Lösungen).

Und zu den Lehrlingen: Die sind unsere Zukunft. Die Mitarbeiter der Zukunft, die wir dringend benötigen. Und wir arbeiten daran, immer besser zu werden. Das zeigt unsere neue Kampagne: Next Level: Wir bringen die Lehrlingsausbildung in allen Bereichen auf eine neue Stufe. Aktuell bilden wir über 2.000 Jugendliche in 27 unterschiedlichen Lehrberufen aus.

Jahr für Jahr nehmen wir rund 600 neue Lehrlinge auf und wir garantieren ihnen eine Ausbildung auf Top-Niveau. Daneben gibt es fairen Lohn, genügend Freizeit, 5.000 km Freifahrt mit den Zügen der ÖBB durch ganz Österreich und gute Jobchancen – rd. 75% der Lehrlinge werden aktuell übernommen und starten bei uns im Unternehmen ihre berufliche Karriere.

Wir wissen, dass für die Berufswünsche oftmals noch traditionelle Bilder prägend sind. Wir versuchen deshalb als technisches Unternehmen ganz gezielt junge Frauen zu erreichen, um sie für unsere Lehrberufe und Jobs zu begeistern. Und es zeigt sich schon, dass es wirkt: immerhin sind fast 20% der Lehrlinge Frauen. Das ist deutlich mehr als im gesamten Konzern.

In welche Richtung wird sich das Mobilitätsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher entwickeln?

Der Trend geht eindeutig zu umweltfreundlichen Lösungen, also zum Öffentlichen Verkehr. Das zeigt der Erfolg des Klimatickets der Bundesregierung, das zeigen aber auch die Zahlen der Fahrgäste, die auf unseren Schienen und in unseren Bahnhöfen unterwegs sind. Auf der Weststrecke haben wir in den vergangenen Jahren seit dem Ausbau in vielen Segmenten eine Verdoppelung feststellen können. Ein Beweis der These, dass ein gutes Angebot auch Nachfrage schafft. Und die gleiche Entwicklung werden wir auf der Südstrecke sehen, wenn die Großbauprojekte Koralmstrecke 2025 und Semmering-Basistunnel 2028 fertig sein werden. Wenn man dann erstmals direkt mit der Bahn von Graz nach Klagenfurt reisen kann – und das mit 45 Minuten in einer Zeit, mit der kein Auto mitkommt – dann wird das zu einem massiven Zuwachs führen. Und die Fahrtzeit von Wien nach Klagenfurt in etwas mehr als zweieinhalb Stunden hat das gleiche Potential.

Ihre Wünsche und Ziele für dieses Jahr?

Ja, zuallererst einmal das Ende der Pandemie und endlich die beiden letzten Weihnachtsfeiern mit den Kolleginnen und Kollegen nachfeiern. Außerdem wünsche ich uns allen viel Kraft und Energie für das kommende Jahr, denn wir haben das größte Bahn-Ausbaupaket umzusetzen und werden damit unsere Infrastruktur noch fitter für die Zukunft zu machen.  

Außerdem wünsche ich mir, wie schon angesprochen, möglichst viele Frauen für die Bahn zu begeistern – nicht zuletzt, um den großen Generationenwechsel zu meistern. Und einen Wunsch darf ich auch nach Brüssel senden: Um den Mobilitätswandel auch grenzüberschreitend zu einem Erfolg zu machen, dürfen unsere Bahnprojekte nicht an den nationalen Grenzen enden.  

80 Prozent der Güter, die Österreich durchqueren, sind grenzüberschreitend unterwegs. Doch die Bahn ist im Güterverkehr gegenüber der Straße enorm benachteiligt: viele Kosten des LKW-Verkehrs zahlt die Allgemeinheit. Neben finanziellen Aspekten kommt noch eine Vielzahl an anderen Hürden hinzu. Während ein einziger LKW mit einer Zulassung und einem Führerschein von Nordwest- bis Südosteuropa durchqueren kann, muss ein Zug auf derselben Strecke 10 Mal Lokführer wechseln und 6 verschiedene Kontrollsysteme passieren. Mein größter Wunsch ist wohl: einen Zug durch Europa zu fahren muss so einfach sein wie einen LKW.

Foto: Sebastian-Philipp

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