Interviews

Als Vice President Finance und Controlling sowie Mitglied der Geschäftsführung von T-Systems gestaltet sie maßgeblich die vernetzte Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft mit.

 

Nora Lawender startete nach ihrer Ausbildung als Junior Controllerin. Obwohl sie eher zufällig in die IT- und Telekommunikationsbranche kam, ist sie heute sehr froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

„Nach meiner Beförderung zum Head of Controlling konnte ich im Laufe der Zeit verschiedene Abteilungen wie Einkauf und Auftragsabwicklung durchlaufen und viel Erfahrung sammeln. Eine für mich sehr wichtige Station in meiner Karriere war die Arbeit im damaligen Headquarter, was eine harte, aber auch lehrreiche Zeit war. Nach einem Jahr Karenz wurde mir die Position des CFO der österreichischen Niederlassung angeboten, die ich gerne angenommen habe“, so die Finanzexpertin, die ihre neue Tätigkeit im Oktober startete und diese als äußerst vielseitig und abwechslungsreich empfindet.

Lawender liebt es, eng mit den Geschäftsbereichen zusammenzuarbeiten, sich Strategien zu überlegen und dabei immer auch indirekt die Kunden zu unterstützen. Denn letztlich müsse man - egal in welchem Bereich man arbeitet - immer den Kunden im Fokus haben. „In meinem Fall heißt das, wie kann ich meine Kolleginnen und Kollegen bestmöglich unterstützen, um das beste Ergebnis für unsere Kunden zu erzielen.“

Gute Strategien und klare Zukunftsbilder
Natürlich seien immer auch finanzielle Ziele relevant. Dazu brauche es einerseits ein klares Zukunftsbild und gute Strategien, wie dieses erreicht werden soll und andererseits auch die passenden strategischen Maßnahmen, die agil angepasst werden müssen. Finanzen und KPIs seien dann nur die Werkzeuge, um den Fortschritt bzw. Erfolg zu messen. Wichtig sei es, die richtigen Tools einzusetzen, zu automatisieren und damit transparent zu sein.

Klare Kommunikation
Für fast alle Unternehmen ist der Arbeitskräftemangel eine zentrale Herausforderung, so auch für T-Systems. „Wir stellen fest, dass der Arbeitskräftemangel bei vielen unserer Kunden der Auslöser war, sich intensiv mit dem Thema Automatisierung und digitaler Transformation auseinanderzusetzen. Besonders spannend finde ich, wie T-Systems mit neuen Technologien wie Cloud Computing, künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge Unternehmen dabei unterstützt, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und flexibler zu gestalten. So können sie schnell auf Marktveränderungen reagieren und werden agiler und widerstandsfähiger“, sagt die Managerin und Mutter eines elfjährigen Sohnes, die davon überzeugt ist, dass alle Menschen etwas leisten wollen.

Deshalb möchte sie ihren Mitarbeitenden ein Umfeld bieten, das dies ermöglicht. Lawender sieht sich als verständnisvolle und zuhörende Führungskraft, die klar kommuniziert. Von ihren Mitarbeitenden erwartet sie Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und unternehmerisches Denken. Ihr Tipp für Frauen, die Karriere machen wollen: „Bei viel zu vielen Frauen hört die Karriere leider immer noch bei der Familienplanung auf. Ich bin der Meinung, dass es auch in der Verantwortung der Arbeitgeber liegt, Modelle zu schaffen, um Frauen in Führungspositionen zu bringen und dort zu halten. An alle Frauen: Seien Sie mutig und offen für neue Herausforderungen und nutzen Sie Ihre Chancen!

Foto: Jana Madzigon

Nini Tsiklauri wurde in Georgien geboren. In den 26 Jahren ihres Lebens hat sie bereits Kriege miterlebt und Fluchterfahrungen gesammelt. Bei der EU-Wahl kandidiert sie für die NEOS.

 

Zwei Mal musste sie mit ihrer Familie aus Georgien flüchten. Diese Erlebnisse haben sie geprägt und durch sie wisse sie auch, was in Europa auf dem Spiel steht. Für sie bedeutet die Europäische Union vor allem eines: Frieden. Und dafür möchte sie selbst kämpfen. Allerdings sei das aktuelle System der EU nicht geeignet, um Herausforderungen in den Bereichen Umwelt, Migration und Sicherheit zu lösen.

Zunächst müsse man „eine gemeinsame, vom Einstimmigkeitszwang befreite Außen- und Steuerpolitik, eine europäische Sicherheitsdoktrin mit einer europäischen Armee zur Friedenssicherung und einen klar definierten Schutz der Außengrenzen mit einer europäischen Migrationspolitik schaffen“. Um diese Herausforderungen zu bewältigen sei Zusammenarbeit wichtig. „Ich möchte Europäer und Europäerinnen darauf aufmerksam machen, dass wir nun alle gemeinsam an einem Strang ziehen und die EU neu gründen müssen, um Europa überhaupt die Möglichkeit zu geben sich diesen globalen Herausforderungen stellen zu können. Ich möchte die Europäerinnen und Europäer mit voller Leidenschaft vertreten und ihnen Mut machen, dass wir das durchaus schaffen können. Es ist eine Sache des Wollens.“

Nina-Nicole Zemann feiert heuer Ihr 20-jähriges Jubiläum im Tourismus – davon war Sie 5 Jahre bei Booking.com tätig und 15 Jahre in der internationalen 5* Sterne Hotellerie.

 

Ausbildung im Hotel InterContinental Wien zur Restaurantfachfrau und Hotel- & Gastgewerbeassistentin, Diplomlehrgang Marketing & Sales Management am Wifi Innsbruck und Diplomlehrgang Online Marketing Management. 

Nina-Nicole Zemann hat unter anderem im Hotel Badrutt’s Palace in St.Moritz, im Hotel Mandarin Oriental Hyde Park in London, im Hotel Klosterbräu Seefeld in Tirol und im Hotel Sacher Wien gearbeitet. Seit 2016 ist Sie als Director of Sales & Marketing für das Romantik Hotel Schloss Pichlarn tätig. Zum 20jährigen Jubiläum schenkte sich die Karrierefrau ein MSc Studium Marketing & Verkaufsmanagement, dieses startet 2018.

Foto: Archiv

 

 

Die Geschäftsführerin von MSD Österreich weiß, wie man Karriere machen kann und was die Pharmabranche bewegt.

 

Welche zentralen Ziele möchten Sie für MSD Österreich in den kommenden Jahren erreichen?

Seit über 130 Jahren ist es unsere Mission, Leben zu schützen, zu verbessern und zu retten. Unser oberstes Ziel ist es, Krankheiten vorzubeugen oder sie frühzeitig zu erkennen und im Falle einer Erkrankung die Heilung zu fördern oder die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dazu entwickeln wir kontinuierlich innovative Therapien und Impfstoffe und stellen diese zur Verfügung, um den Gesundheitszustand der Menschen nachhaltig zu verbessern.

Ein strategischer Pfeiler ist die enge Zusammenarbeit mit den österreichischen Akteuren im Gesundheitswesen, um den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung in Österreich zu erleichtern, aber auch um das Bewusstsein für Prävention und Früherkennung zu stärken. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für MSD bleibt unser Engagement in Forschung und Entwicklung, das wir in Österreich weiterhin stark fokussieren wollen.

Wie sehen Sie die zukünftigen Entwicklungen im Bereich Gesundheit und Pharmazie? 
Die Zukunft wird von technologischem Fortschritt, Präzisionsmedizin, datenbasierten Ansätzen und europäischer Gesetzgebung geprägt. Der finale Entwurf eines neuen europäischen Pharmagesetzespakets liegt dem Europäischen Rat zur Beschlussfassung vor. Dessen Begleitung in Österreich in Abstimmung mit allen Stakeholdern ist entscheidend, da die Auswirkungen jeden Patienten betreffen.

Die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Österreich muss gesichert bleiben, um globale klinische Forschung hierzulande zu ermöglichen. Davon profitieren sowohl die Wirtschaft als auch die Bevölkerung durch schnellen Zugang zu innovativen Therapien. Zudem gewinnt der Einsatz digitaler Gesundheitslösungen an Bedeutung, etwa durch die Weiterentwicklung des elektronischen Impfpasses und eines österreichweiten verlaufsbezogenen Krebsregisters, die weiter priorisiert werden sollten. 

Die Krebsversorgung in Österreich erfordert eine baldige Überarbeitung des Krebsrahmenprogramms, um die gute Position zu sichern und Verbesserungen zu etablieren – vor allem bei der Früherkennung, schnellen Diagnosestellung, Versorgungsstruktur und dem Zugang zu besten Therapien. Wir unterstützen den Ausbau von Präventionsmaßnahmen und Impfprogrammen und erwarten deren Erweiterung im nächsten Jahr. Eine Ausweitung des Eltern-Kind-Passes bis zum 18. Lebensjahr sowie eine sektorenübergreifende Umsetzung könnten die Prävention erheblich stärken. Für MSD Austria stehen darüber hinausNachhaltigkeit und „OneHealth“ im Fokus, mit ganzheitlicher Gesundheitsförderung für Mensch, Tier und Umwelt. Dabei ist insbesondere das Thema Antibiotikaresistenzen von zentraler Bedeutung.

Welche Führungsprinzipien sind Ihnen besonders wichtig?

Unsere Führung basiert auf Integrität, Innovation und Vielfalt. Als forschendes Unternehmen tragen wir die Verantwortung, mit innovativen Therapeutika das Leben der österreichischen Bevölkerung zu verbessern, das Gesundheitssystem zu unterstützen und den Zugang zu neuen Therapien zu sichern. Ein inklusives Arbeitsumfeld ist dabei entscheidend, damit alle im MSD-Team ihre Stärken entfalten können. Werte wie Diversity, Equity & Inclusion sind dafür essenziell, ebenso wie Transparenz und offene Kommunikation.

Unser Ziel ist es, MSD Österreich als Arbeitgeberin zu stärken, die Spitzenforschung betreibt, ihre Mitarbeitenden fördert und eine zukunftsfähige Life-Work-Balance ermöglicht – etwa durch „working across borders“ oder zusätzliche bezahlte Karenzzeiten.

Welche Herausforderungen hatten Sie auf Ihrem Karriereweg zu bewältigen?

Mein beruflicher Werdegang war nicht vorgezeichnet. Ich bin eine sogenannte „1st generation student“, also die erste Generation in meiner Familie, die einen Hochschulabschluss hat. Zudem ist der Weg für Frauen in Führungspositionen auch heute noch oft steiniger. Für mich war aber schon früh klar, dass ich etwas bewegen möchte, dass ich einen Fußabdruck in der Welt hinterlassen möchte, der sie ein bisschen besser machen kann.

Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und lerne sehr gerne. Ich habe früh erkannt, dass diese Freude an dem, was man lernt oder gerade tut, ein ganz zentraler Antrieb ist. Dinge, die wir mit Freude tun, sind meist voller Innovationskraft und gut im Ergebnis. Hürden habe ich nicht als Hindernisse, sondern als Chancen gesehen. Mit einer gesunden Mischung aus Naivität und Realismus habe ich Herausforderungen angenommen und ein „Geht nicht“ hat mich oft erst recht angespornt, das Unmögliche möglich zu machen. Der Balanceakt zwischen kommerziellen Zielen und Patientenorientierung ist in einem Pharmaunternehmen eine ständige Herausforderung, ebenso wie Innovationen im Gesundheitswesen voranzutreiben.

Langfristiger Erfolg entsteht durch Ausdauer, Anpassungsfähigkeit und lösungsorientiertes Denken. Flexibilität und schnelles, konstruktives Reagieren waren entscheidend für meinen beruflichen Weg. Meine Freude am Umgang mit Menschen und am Lernen hat es mir ermöglicht, meiner Leidenschaft zu folgen – mit dem Ziel, das Leben von Patienten und Mitarbeitenden zu verbessern.

Ihr Karriere-Tipp für jungen Frauen in der Gesundheitsbranche?

Um es mit den Worten einer lieben Kollegin zu sagen: „Die 3E-Regel im Auge behalten:

Education, Exposure and Experience“. Natürlich braucht es inhaltliche Expertise, um erfolgreich zu sein. Wichtig ist aber auch, dass wir diese für unser internes Netzwerk sichtbar machen. Denn ein Netzwerk, das an uns glaubt, ist essentiell für eine erfolgreiche Karriere. Und die Erfahrung macht uns stark, auch in unerwarteten Situationen ruhig und gelassen zu bleiben. Dazu gehört auch, sich selbst keine Grenzen zu setzen. 

Schon Audrey Hepburn sagte: „Nothing is impossible. The word itself says I'm possible.” Ich glaube fest daran, dass wir Schritte aus unserer Komfortzone heraus machen müssen, um zu wachsen. Dazu gehört eine gesunde Portion „Ich schaffe das“. Und wenn es schwierig wird, kann man zumindest viel daraus lernen! Gerade in der Gesundheitsbranche sind zudem die Leidenschaft für die Themen Gesundheit, Innovation und Patientenwohl zentrale und intrinsische Motivatoren. Etwas „bewegen“ zu können, ist ein erhebendes Gefühl.

Welche neuen Therapien oder Technologien werden Ihrer Meinung nach die Zukunft der medizinischen Versorgung in Österreich und weltweit prägen?

Neue Ansätze in der Immunonkologie, wie personalisierte Therapien und Molekularbiologie, werden in Zukunft bahnbrechende Veränderungen z.B. in der Krebstherapie ermöglichen. Auch Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Real-World Data zur Optimierung der klinischen Forschung und zur Anpassung von Behandlungsstrategien an individuelle Patientenprofile werden die Gesundheitsversorgung weltweit entscheidend prägen.  

Innovative Impfstoffe und Präventionsmaßnahmen gegen Infektionskrankheiten sind zudem wichtige Grund-Pfeiler für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung, die wir nie aus den Augen verlieren sollten. Und zu guter Letzt möchte hier noch den spannenden Bereich der Molecular Glue Degraders ansprechen, ein Ansatz, Therapieansätzen in den verschiedensten Bereichen führen könnte. Das österreichische BioTech PROXYGEN ist hier weltweit führend in der Forschung und wir als MSD sind stolz darauf, bereits 2023 eine starke Kooperation eingegangen zu sein.

Foto: Husar

 

The managing director of MSD Austria knows how to pursue a career and what drives the pharmaceutical industry.

What are the main goals you would like to achieve for MSD Austria in the coming years?

For over 130 years, our mission has been to save, improve and protect lives. Our primary goal is to prevent or detect diseases at an early stage and, in the event of illness, to promote healing or improve the quality of life of those affected. To this end, we are continuously developing innovative therapies and vaccines and making them available to sustainably improve people's health.

One strategic pillar is close cooperation with Austrian stakeholders in the healthcare sector to facilitate access to high-quality healthcare in Austria, but also to raise awareness of prevention and early detection. A key success factor for MSD remains our commitment to research and development, which we want to continue to focus on in Austria.

How do you see future developments in the healthcare and pharmaceutical sector?

The future will be characterized by technological progress, precision medicine, data-based approaches and European legislation. The final draft of a new European pharmaceutical law package is currently before the European Council for adoption. It is crucial that this is monitored in Austria in consultation with all stakeholders, since the effects will affect every patient.

The competitiveness of Austria as a location for the pharmaceutical industry must be ensured in order to enable global clinical research here. This benefits both the economy and the population through rapid access to innovative therapies. In addition, the use of digital health solutions is gaining in importance, for example through the further development of the electronic vaccination certificate and an Austria-wide process-related cancer registry, which should be further prioritized.

Cancer care in Austria requires an early revision of the Cancer Framework Program to secure the good position and establish improvements – especially in early detection, rapid diagnosis, care structure and access to best therapies. We support the expansion of preventive measures and vaccination programs and expect them to be expanded next year. Extending the parent-child health passport up to the age of 18 and implementing it across sectors could significantly strengthen prevention. For MSD Austria, sustainability and “One Health” are also a focus, with holistic health promotion for humans, animals and the environment. In this context, the issue of antibiotic resistance is of particular importance.

Which leadership principles are particularly important to you?

Our leadership is based on integrity, innovation and diversity. As a research-based company, we have a responsibility to improve the lives of the Austrian population with innovative therapeutics, to support the healthcare system and to ensure access to new therapies. An inclusive work environment is crucial to this end, so that everyone in the MSD team can develop their strengths. Values such as diversity, equity and inclusion are essential for this, as are transparency and open communication.

Our goal is to strengthen MSD Austria as an employer that conducts cutting-edge research, promotes its employees and enables a sustainable work-life balance – for example, through “working across borders” or additional paid parental leave.

What challenges have you faced in your career?

My career path was not predetermined. I am what is known as a “first-generation student”, i.e. the first in my family to graduate from university. In addition, the path for women in leadership positions is often still rockier today. But it was clear to me early on that I wanted to make a difference, that I wanted to leave a footprint in the world that could make it a little better.

I am a very curious person and love learning. I realized early on that this joy in what you learn or are doing is a very important driving force. Things we do with joy are usually full of innovation and produce good results. I have never seen hurdles as obstacles, but as opportunities. I have taken on challenges with a healthy mix of naivety and realism, and a “can't” has often spurred me on to make the impossible possible. Striking a balance between commercial goals and patient orientation is a constant challenge in a pharmaceutical company, as is driving innovation in healthcare.

Long-term success comes from persistence, adaptability and solution-oriented thinking. Flexibility and the ability to react quickly and constructively have been crucial to my career path. My enjoyment of working with people and learning has allowed me to follow my passion – with the aim of improving the lives of patients and employees.

What career advice would you give to young women in the healthcare industry?

To quote a dear colleague of mine: “Keep the 3E rule in mind:

Education, Exposure and Experience.” Of course, you need expertise in the subject matter to be successful. But it's also important to make this visible to our internal network. Because a network that believes in us is essential for a successful career. And experience makes us strong, helping us to remain calm and collected even in unexpected situations. This also includes not setting limits for yourself.

As Audrey Hepburn said: “Nothing is impossible. The word itself says I'm possible.” I firmly believe that we have to step out of our comfort zone to grow. This requires a healthy dose of “I can do it”. And when things get difficult, you can at least learn a lot from them! Especially in the healthcare industry, a passion for health, innovation and patient well-being are central and intrinsic motivators. Being able to “make a difference” is an uplifting feeling.

In your opinion, what new therapies or technologies will shape the future of medical care in Austria and worldwide?

New approaches in immuno-oncology, such as personalized therapies and molecular biology, will enable groundbreaking changes in the future, for example in cancer therapy. Technologies such as artificial intelligence (AI) and real-world data to optimize clinical research and adapt treatment strategies to individual patient profiles will also have a decisive impact on healthcare worldwide.

Innovative vaccines and preventive measures against infectious diseases are also important pillars for sustainable healthcare that we should never lose sight of. And last but not least, I would like to mention the exciting field of molecular glue degraders, an approach that could lead to therapeutic approaches in a wide range of areas. The Austrian biotech PROXYGEN is a global leader in research in this field, and we at MSD are proud to have entered into a strong collaboration with them as early as 2023.

Photo: Husar

Sie fordert ein gerechteres Steuersystem, das Familien und den Mittelstand entlastet.

 

Die FPÖ verfolgt eine nachhaltige Wirtschaftspolitik, die sowohl das Wirtschaftswachstum fördert als auch die Staatsverschuldung reduziert. Im Mittelpunkt stehen der Abbau unnötiger Bürokratie und die steuerliche Entlastung von Unternehmen, um Investitionen und Innovationen zu fördern. Gleichzeitig ist eine strikte Haushaltsdisziplin erforderlich, um die Ausgaben wirksam zu kontrollieren. Gezielte Investitionen in Schlüsselbereiche wie Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung sollen langfristig zu mehr Wirtschaftswachstum führen. Diese Maßnahmen ermöglichen den Spagat zwischen notwendigen Investitionen und Haushaltskonsolidierung.

Gezielte Bildungsprogramme und Fortbildungen

„Auch wir setzen uns entschieden für die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein, lehnen aber eine Quotenregelung ab“, sagt Nicole Feuerstein-Hosp. Wichtiger seien gleicher Lohn für gleiche Arbeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dazu gehören die Förderung und Unterstützung von Kinder- und Schülerbetreuungseinrichtungen sowie frauen- und familienfreundliche Arbeitsmodelle. Die Wahlfreiheit der Frauen steht dabei im Vordergrund. Durch gezielte Aus- und Weiterbildung sollen benachteiligte Gruppen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Ziel ist eine Leistungsgesellschaft, die individuelle Fähigkeiten und Talente fördert - unabhängig von Geschlecht oder sozialer Herkunft.

Einfacheres und gerechteres Steuersystem

Die FPÖ fordert ein einfacheres und gerechteres Steuersystem. Dazu gehören die Entlastung des Mittelstandes und der Familien sowie die Abschaffung unnötiger Steuern wie der CO2-Steuer. Bürokratische Hürden sollen abgebaut werden, um Leistungsbereitschaft und Innovation zu fördern. „Insbesondere Klein- und Mittelbetriebe sollen steuerlich entlastet und durch gezielte Förderprogramme unterstützt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu stärken. Ein gerechtes Steuersystem muss sicherstellen, dass sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von fairen Bedingungen profitieren und Anreize für Mehrleistung geschaffen werden, etwa durch die Steuerbefreiung von Überstunden“, so Feuerstein-Hosp.

Foto: Shourot038

Seit etwas mehr einem halben Jahr ist sie Chief Financial Officer bei IKEA Österreich und zieht in ABW erstmals Bilanz.

 

„Im November durfte ich in meiner neuen Funktion als Chief Financial Officer von IKEA Österreich unsere Ergebnisse präsentieren. Wir haben im Geschäftsjahr 2022/23 einen Bruttoumsatz von 1.016.000 Millionen Euro erreicht - über 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr (Anm.: 2021/22: 914,73 Millionen Euro Bruttoumsatz) bzw. eine Steigerung von 11,07 Prozent. Insgesamt 12.771.619 Kundinnen und Kunden, das sind über 12 Prozent mehr als im Vorjahr, besuchten im Geschäftsjahr 2022/23 eines der acht österreichischen Einrichtungshäuser, eines der drei Planungsstudios oder eine der beiden IKEA Planungsstationen", sagt IKEA Österreich CFO Nicole Reitinger und betont, dass man sehr ambitionierte Ziele habe: Wir wollen noch erschwinglicher, zugänglicher und nachhaltiger werden und uns als Vorreiter beim Thema „Leben zu Hause“ positionieren. Außerdem will IKEA weiterhin die niedrigsten Preise bei höchster Qualität bieten und seinen Anspruch auf hochwertiges Design für alle weiter festigen. Hinzu kommen ein erstklassiges Omnichannel-Shopping-Angebot und ein klares Bekenntnis, einen positiven Einfluss auf die Menschen, die Umwelt und den Planeten zu haben“, so Reitinger.

Digitaler Einkauf boomt

„Wir beobachten, dass das Einkaufsverhalten in Österreich immer digitaler wird, wobei mobile Anwendungen eine besonders wichtige Rolle spielen. Unser Ziel ist es daher, Digital und Retail perfekt zu verbinden. Durch die nahtlose Integration aller Einkaufskanäle wollen wir noch näher am Kunden sein - das haben wir mit Services wie Scan & Pay oder Click & Collect bereits erreicht. Wir wissen, dass unsere Kundinnen und Kunden immer weniger Zeit haben. Deshalb wollen wir ihnen - im Sinne eines ganzheitlichen Omnichannel-Einkaufserlebnisses - immer wieder schnelle und einfache Wege zum Einkaufen mit einem Höchstmaß an Service und Komfort bieten. Darüber hinaus wird es in Zukunft entscheidend sein, für die Kundinnen und Kunden bestmöglich erreichbar zu sein - online und über attraktive Verkaufsflächen. Dem tragen wir Rechnung, indem wir uns bei IKEA Österreich auf die beiden Bereiche Erreichbarkeit und Omnichannel-Shopping konzentrieren“, so die Finanzexpertin.

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für IKEA

Derzeit befinde man sich mitten in der Transformation zum klimapositiven Unternehmen. In Zeiten hoher Komplexität brauche es langfristige und nachhaltige Wachstumsstrategien, klare Verantwortlichkeiten und einen genauen Blick auf die Messung des Fortschritts, um daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten. IKEA hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 nur noch erneuerbare und recycelte Materialien zu verwenden und mit gutem Beispiel voranzugehen, um eine kreislauforientierte Denkweise in allen Wirtschaftszweigen und in der Gesellschaft zu verankern. IKEA beschäftigt sich auch intensiv mit der Wiederverwendung von Möbeln.

Bis 2030 will IKEA weltweit ein klimapositives Unternehmen sein und hat auf diesem Weg bereits wichtige Meilensteine erreicht. Seit zwei Jahren wird in Österreich ein Großteil der Kundinnen und Kunden im Stadtgebiet mit Elektro-LKWs und damit emissionsfrei beliefert - in der Bundeshauptstadt Wien bereits zu 100 Prozent. Mit Anfang Oktober 2023 hat IKEA Österreich die emissionsfreie Belieferung als erstes Land weltweit auf wasserstoffbetriebene Fahrzeuge ausgeweitet und setzt damit einen weiteren wichtigen Schritt, um bis 2025 die gesamte Belieferung in ganz Österreich emissionsfrei durchzuführen. Bereits heute spart IKEA durch den Einsatz von Elektro-Lkw im städtischen Bereich rund 450 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Durch den flächendeckenden Einsatz von emissionsfreien Transporttechnologien wie der Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie sollen weitere 1.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Expansion, Produktinnovation und Kundenerlebnis

„Unser Ziel ist es, uns ständig zu verbessern, zu wachsen und mehr Kunden auf neuen Wegen zu erreichen. Unsere Strategie, durch Investitionen in innovative Formate wie Planungsstudios, Planungsstationen oder Abholstationen noch näher am Kunden zu sein und auf hybride Einkaufserlebnisse zu setzen, lässt IKEA weiter wachsen“, so Nicole Reitinger. Mitte Oktober eröffnete das jüngste Einrichtungsstudio im Wiener Donauzentrum, im vergangenen Herbst in Linz - dieser Expansionskurs wird konsequent fortgesetzt. IKEA ist bereits in allen neun österreichischen Bundesländern mit unterschiedlichen Servicekonzepten und Kontaktpunkten vom Einrichtungshaus bis zur Abholstation vertreten. Der Expansionskurs der letzten Jahre hat die Anzahl der Kontaktpunkte in Österreich von acht Einrichtungshäusern auf mittlerweile 53 stationäre Kontaktpunkte unterschiedlicher Größe und Funktion erhöht.

Zusammenhänge besser erkennen

In der heutigen Geschäftswelt sei es sehr wichtig, über den Tellerrand des eigenen Fachbereichs hinauszuschauen und ein interdisziplinäres Verständnis zu entwickeln. Dies ermögliche es, Zusammenhänge besser zu erkennen und ganzheitliche Lösungen zu finden. Zudem sei eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig verändernden Welt unerlässlich. Als Unternehmen müsse man in der Lage sein, sich schnell auf neue Gegebenheiten einzustellen und innovative Ansätze zu verfolgen.

„Ebenso spielen Führungskompetenzen eine wichtige Rolle, insbesondere das Erkennen und Fördern von Talenten. Durch die gezielte Entwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir als Unternehmen ihr volles Potenzial ausschöpfen. Und ein gewisser Optimismus ist wichtig, um die Motivation und den Zusammenhalt im Team zu stärken und Herausforderungen gemeinsam erfolgreich zu meistern. Ziel sei es, kontinuierlich zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen - und gleichzeitig die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern weiter zu steigern. „Wir leben in spannenden Zeiten und die ständige Weiterentwicklung ist auch mit viel Freude am Tun und Gestalten verbunden. Ich freue mich darauf, in meiner neuen Position kontinuierlich an der Erreichung der Unternehmensziele mitzuwirken und den Geschäftserfolg voranzutreiben“, so Nicole Reitinger.

Sie steht seit November 2022 als Geschäftsführerin an der Spitze des Pharmakonzerns Pfizer Corporation Austria. Ein Interview über die schönen Seiten des Berufs und die größten Herausforderungen.

 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihr neues Aufgabengebiet?

Wir versorgen Österreich mit rund 100 verschiedenen Arzneimitteln. Zur Behandlung von z.B. Krebs, Infektionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und von Seltenen Erkrankungen. Also mit Medikamenten, die Leben retten und Leben verlängern können. Wir engagieren uns auch stark in der Neu- und Weiterentwicklung unserer Impfstoffe. Und nicht zuletzt ist meine Aufgabe als Geschäftsführerin der Pfizer Corporation Austria, für unsere 220 Mitarbeiter da zu sein.

Was schätzen Sie an Ihrem Job, wie sieht Ihre Arbeitsweise aus?

Das Schönste an meinem Beruf ist, dass wir Menschen helfen können. Ich komme aus dem Bereich „Rare Diseases“ – also aus der Erforschung und Behandlung von seltenen Krankheiten. Spätestens seit der Pandemie kennen fast alle Menschen den Namen „Pfizer“. Wir haben bewiesen, dass wir in auch in einer Krise, die die ganze Welt in Atem hält, verlässlich und zuverlässig arbeiten; dass wir den Fortschritt in der Medizin in Rekordzeit vorantreiben. Das spürt man auch in unserem Team: Wir haben großartige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich weiß, dass wir am besten sind, wenn wir ihnen möglichst viel Eigenverantwortung und Freiraum geben. Gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Wertschätzung sind die Basis für ein erfolgreiches Miteinander.

In welchen Bereichen sehen Sie in den kommenden Jahren die größten Herausforderungen?

Die riesigen Fortschritte, die wir in der pharmazeutischen Forschung in den vergangenen Jahren gemacht haben, kommen manchmal noch nicht schnell genug bei den Menschen an. Da müssen wir noch besser werden und den Zugang zu innovativen Arzneimitteln beschleunigen. Und die Medizin muss schneller und genauer mit den Diagnosen werden, damit wir auch mit den Mitteln helfen können, die wir entwickeln. Aus meiner Erfahrung im Bereich der seltenen Erkrankungen weiß ich: Die besten Medikamente helfen nichts, wenn sie im Lager liegen bleiben, weil die Diagnose fehlt.

Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig? 

Diversität und Inklusion! Ich habe selbst nie in eine Schublade gepasst und ich bin überzeugt, dass wir als Gesellschaft viel besser sind, wenn wir andere nicht in Schubladen zu stecken versuchen. Vielfalt und Chancengleichheit machen jede Gesellschaft stärker – und jedes Unternehmen. Je unterschiedlicher die Menschen im Team sind, desto besser und kreativer werden die Lösungen. Also müssen wir weiter Vorurteile abbauen und Rollenklischees knacken. Als Alleinerzieherin an der Spitze eines Unternehmens weiß ich, was es heißt, sich den Weg hierher zu erarbeiten. Und damit versteht es sich von selbst, dass ich mich für Fairness und Gleichstellung einsetze.

Ihre Wünsche und Ziele für 2023? 

Ich freue mich sehr, nun bei der Pfizer Corporation Austria ein hervorragend aufgestelltes Team zu leiten und mit diesem den starken Wachstumskurs des Unternehmens voranzutreiben. Und nachdem ich jetzt in Wien angekommen bin, werde ich dieses Jahr nützen, um ganz Österreich zu entdecken und kennen zu lernen.

Zur Person

Nicole Schlautmann ist seit November 2022 neue Geschäftsführerin der Pfizer Corporation Austria. Die diplomierte Biologin bringt nach beruflichen Stationen in Paris und New York internationale Erfahrung mit und war bis vor kurzem Geschäftsführerin des Bereichs Rare Diseases (Seltene Erkrankungen) bei Pfizer in Deutschland. Sie ist Mutter einer zehnjährigen Tochter. 

Foto: Pfizer

Nicole Rathgeb-Höll, die Geschäftsführerin von Comma PR, ist seit über zwanzig Jahren in der Branche überaus erfolgreich tätig und Spezialistin für die Bewerbung und Positionierung von Tourismusbetrieben.

 

Wie sie die Coronazeit erlebt, erzählt sie im ABW-Interview.

Wir haben gerade extrem viel zu tun, denn viele Betriebe planen derzeit ein neues Marketingkonzept oder müssen dieses ändern. Da wir uns als Agentur auf den DACH-Bereich spezialisiert haben, und der DACH-Raum heuer – und vermutlich auch die kommenden Jahre – sehr stark beworben wird, geht uns die Arbeit nicht aus“, sagt PR-Profi Nicole Rathgeb-Höll, vergisst dabei aber nicht, wie schwer der März des Vorjahres war.

„Anfangs gab es in der Branche eine absolute Schockstarre. Erst ab dem Zeitpunkt, als wieder klar wurde, dass die Hotels im Sommer öffnen dürfen, ist die Marketingschiene extrem stark angelaufen.“ Jeder Tourismusbetrieb wusste, so Rathgeb-Höll, dass neue Gästeschichten erreicht werden mussten – und zwar schnell. Die Buchungslage war sensationell. Natürlich sei derzeit wieder eine starke Resignation in der Branche zu spüren, da sich die Tourismusbetriebe natürlich die Frage stellen, ob die Schließungen berechtigt seien – denn es gebe gute Konzepte und alle Sicherheitsmaßnahmen würden eingehalten werden. Man füge sich und versuche, sich für die Zukunft zu positionieren, so Rathgeb-Höll.

Seit 2015 ist Nicole Glöckl Marketing Managerin bei AIDA Cruises & Costa Kreuzfahrten. Eine Erfolgsgeschichte, die bereits vor 19 Jahren begann.

 

Ein Austrian Business Woman-Interview über die Faszination „Kreuzfahrt“, Work-Life Balance und Karrierefaktoren. 

AIDA schwimmt auf der Erfolgswelle – welche Highlights wird es in den kommenden Jahren geben?

Ein ganz großes Highlight ist AIDAnova, das erste Kreuzfahrtschiff der Welt, das mit eimissionsarmen Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden kann. Am 31. August findet in der Meyer Werft in Papenburg die AIDA Open Air mit einer spektakulären Taufshow und einem Livekonzert von Star-DJ David Guetta. Die feierliche Taufzeremonie wird von einer fulminanten Inszenierung und einem Feuerwerk gekrönt. 

Nicola Dietrich ist Mitglied der Geschäftsleitung bei styria digital one sowie Head of Content Strategy beim zugehörigen Magazinverlag und der Content-Marketing-Agentur Styria Content Creation.

 

Worauf sind Sie besonders stolz?

Unsere angestrebte Strategie, sich vom reinen Vermarkter in Richtung Beratungsunternehmen weiterzuentwickeln, wurde wahr. Neben unserem Kernthema Content Marketing werden wir von Kunden eingeladen, sie in der Strategie, der Priorisierung von digitalen Aktivitäten, Gestaltung und Ausführung von digitalen Kommunikationsmaßnahmen und vor allem auch der effizienten Prozessgestaltung zu unterstützen. Außerdem werden unsere Mitarbeiter für Vorträge und Coaching Sessions gebucht. Mehr Wertschätzung geht nicht! So eng mit Kunden zusammenzuarbeiten und von der Strategie bis zur Umsetzung gestalten zu dürfen, macht uns stolz!

Vor welchen Herausforderungen steht die Branche?

Im digitalen Mediengeschäft sind wir in allen Bereichen bereits mitten in einer großen Transformation gelandet. Es entwickeln sich tagtäglich neue Technologien, die einen Einfluss auf das Geschäftsmodell von Verlagshäusern haben. Digitale Verlage setzen vermehrt auf Paid-Content-Strategien, gleichzeitig aber auch auf höhere Werbeerlöse. Gerade bei Letzterem ändert sich der Markt rasant: neue Technologien zur Automatisierung von Prozessen sind bereits durchgehend etabliert und haben durch die Steuerung von internationalen Organisationen einen großen Einfluss auf unser Erlösmodell.

Die Geschäftsführerin von Nutricia Milupa Österreich über Hamsterkäufe, das Umsatzplus während des ersten Lockdowns und warum persönliche Nähe auch im Business wichtig ist.

 

Sie sind seit einem Jahr Geschäftsführerin bei Milupa und haben schon herausfordernde Zeiten erlebt – Ihr bisheriges Résumé? 

„Das Jahr 2020 war sicherlich ein herausforderndes Jahr, sowohl aus persönlicher als auch aus beruflicher Perspektive. Auf persönlicher Ebene war für mich der Umzug meiner Familie nach Salzburg ein essenzieller Schritt, um mich in Österreich „wie zu Hause“ zu fühlen.

Beruflich haben mich insbesondere der Einstieg in die neue Rolle als Geschäftsführerin, das Kennenlernen der Besonderheiten des österreichischen Marktes, die Fusion der beiden Sparten Babynahrung und medizinischer Nahrung zu einem leistungsstarken Nutricia Milupa Team sowie das Verständnis, wie wir diesen Markt noch besser bedienen können, vor positive Herausforderungen gestellt. Trotz oder gerade wegen der globalen Pandemie war 2020 ein Jahr des „learning by doing“, um es positiv zu formulieren. Letztendlich haben die Menschen in meinem Umfeld den Unterschied gemacht, sowohl meine großartigen MitarbeiterInnen als auch unsere starken PartnerInnen in ganz Österreich.“ 

Seit zwei Monaten ist sie CFO der Europäischen Reiseversicherung AG. Mit ABW sprach Nathalie Cremades über die Faszination ihres Jobs und Karriere-Booster für Frauen.

 

Nathalie Cremades verantwortet als Chief Financial Officer die Bereiche Rechnungswesen und Controlling sowie die ausgelagerten Bereiche Asset Management und Investment Management. „Das Versicherungs- und Assistancegeschäft fasziniert mich, weil es so nah am Menschen ist und die Erfolgsfaktoren Servicequalität, Empathie und Engagement sind. Gerade im Assistance-Geschäft führen wir unsere Kundinnen und Kunden aus einer Stresssituation in Komfort und Sicherheit - jederzeit und überall“, so die Managerin.

Leider sei der Versicherungsmarkt in Österreich stark reguliert. Die Anforderungen an Governance, Reporting-Standards und Transparenz würden ständig steigen. Neue Technologien könnten bei der täglichen Arbeit unterstützen.

„Die Digitalisierung des Finanzwesens stellt uns vor Herausforderungen in Bezug auf die Qualität und den Umgang mit großen Datenmengen, insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen von IFRS17. Im Bereich der künstlichen Intelligenz gibt es spannende Entwicklungen, zum Beispiel bei der Betrugserkennung, die ich mit großem Interesse verfolge“, sagt Cremades. Die Umsetzung von IFRS17 sei das große Ziel für dieses Jahr. Dafür müsse zum einen eine stabile Basis für die Datenqualität sichergestellt werden, zum anderen müsse das Team erfolgreich zusammenarbeiten. „Außerdem wollen wir mit unseren Analysen noch stärker unternehmerische Entscheidungen unterstützen“, so die Finanzexpertin.

Nur die besten Lösungen zählen

Ihren Führungsstil beschreibt die gebürtige Französin als sehr teamorientiert. „Jeder leistet seinen Beitrag und kann sich einbringen. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern. Außerdem bin ich sehr lösungsorientiert und ehrgeizig und gebe mich nicht mit dem Status quo zufrieden, sondern erst dann, wenn wir eine gute Lösung gefunden haben. Mein Motto ist: Nicht aufgeben! Morgen ist ein neuer Tag. Und jeder Tag bietet eine neue Chance, erfolgreich zu sein. Apropos Erfolg: Was verbindet sie damit?

Im vergangenen Jahr hat sie am „Raid des Amazones“ in Sri Lanka teilgenommen. „Raid des Amazones ist ein sechstägiger Sportwettkampf in den Disziplinen Mountainbiking, Kanufahren, Trailrunning und Bogenschießen. Es war ein unglaubliches Abenteuer - sportlich, menschlich und als Team. Unser Team war unterschiedlich in Bezug auf Alter, sportliches Engagement, Lebens- und Berufserfahrung, aber wir waren Kolleginnen und ein Team. Sport und Teamgeist haben es uns ermöglicht, an unsere Grenzen zu gehen und diese als Team zu überwinden. Das war für mich ein großer Erfolg!

Ihr Karriere-Tipp für Frauen: „Sei selbstbewusst und bereit, Barrieren zu überwinden. Mache dir keine Vorwürfe, wenn du Fehler machst. Lass dich nicht von deinem Ziel abbringen und versuche es noch einmal. Setze auf deine Stärken und mache das Beste aus deiner Situation.

Foto: Europäische Reiseversicherung

Die Autorin, Produzentin und Menschenrechtsaktivistin Nahid Shahalimi ist in Afghanistan geboren, in Kanada aufgewachsen und lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland.

 

Ihre Projekte drehten sich zuletzt fast immer um ihr Geburtsland, aus dem sie als Kind fliehen musste. Kürzlich hat sie die afghanische Nationalhymne im Opernstil neu arrangiert – gesungen von Jugendlichen unter 20 Jahren. Im Interview spricht die weltweit bekannte Vielfachkünstlerin darüber, wie sie ihre Projekte auch unter schwierigsten Bedingungen zum Erfolg führt.

Social Impact CEO, Bestsellerautorin, Produzentin, Menschenrechtsaktivistin – all das und noch viel mehr trifft auf Sie zu. Was machen Sie eigentlich genau?

Ich male Bilder, mache Ausstellungen, schreibe Bücher und produziere verschiedenen Kunst-Projekte. Je nachdem, welches Projekt gerade läuft, bekomme ich von den Medien eine andere Bezeichnung – gerade gelte ich häufig als „Autorin“. Ich selbst habe mich lange nicht so genannt, da ich erst Know-how im Schreiben entwickeln musste. Es hat mit dem Alter zu tun, wenn man solche verschiedenen Sachen macht – im Mai werde ich 50.

Wie wählen Sie aus, welches Medium für ein Projekt am besten passt?

Das hängt davon ab, wo ich bin und was ich erreichen möchte. Ich richte mich an ganz verschiedene Menschen. Wenn es um Afghanistan geht, habe ich oft mit EU- und UNO-Komitees zu tun. Das ist sehr bürokratisch und fokussiert auf politische Entscheidungsfindung. Wenn es um Geschlechterthemen geht oder die Art und Weise, wie man strategisch überlebensfähige Projekte auf die Beine stellt, dann ist das wieder eine ganz andere Welt, mit einer ganz anderen Sprache. Aber in allem, was ich tue, möchte ich Kreativität leben, sonst habe ich keinen Spaß. Und damit meine ich nicht, dass ich nur genieße oder fröhlich herumtanze, sondern gerne morgens aufstehe und mich auf zehn bis fünfzehn Stunden Arbeit freue. Was für mich Spaß ist, nennen andere Arbeit.

2021 haben Sie das Buch „Wir sind noch da!“ geschrieben, in dem 13 Frauen aus Afghanistan über sich berichten. Wie exemplarisch ist dieses Projekt für Ihre Arbeit?

Ein Buch herauszugeben und Texte zu bearbeiten, erscheint vielleicht nicht so kreativ. Aber auch hierfür brauchte ich kreative Methoden, um mein Ziel zu erreichen: Räume mit afghanischer Expertise schaffen. Mir ist wichtig, dass die Öffentlichkeit aus erster Hand echte Afghanistan-Expert:innen hören kann.

In dem Buch berichten sehr außergewöhnlich Frauen über sich und ihre Arbeit. Sie haben alle hart gearbeitet und die meisten haben ihre Projekte noch am Laufen und große Plattformen aufgebaut – was die breite Öffentlichkeit nicht weiß. Ob Journalistin, Politikerin oder Gründerin einer Programmierschule für Mädchen – all das sind Frauen, die diese Welt bewegen, mit einer komplett anderen Sichtweise.

Zuerst kam die deutsche Veröffentlichung im Elisabeth Sandmann Verlag. Wir haben etwa 7 Wochen Tag und Nacht daran gearbeitet. Ein Jahr später kam die englische Version mit neuen Ergänzungen bei Penguin Canada. Da musste ich das ganz anders schreiben, in einem anderen Stil. Also war es quasi noch einmal ein neues Projekt.

Afghanistan wird immer ein großer Teil meines Lebens sein. Aber ich habe auch viele andere Projekte. Die meisten musste ich mit der Rückkehr der Taliban auf Eis legen, um mich auf Afghanistan zu konzentrieren.

Sie haben auch den preisgekrönten Dokumentarfilm „We The Women of Afghanistan: eine stille Revolution über Frauen in Afghanistan“ produziert. Wie wird man Produzentin?

Vieles entsteht, indem man offen ist für die Gelegenheiten, die sich einem bieten. Produzentin zu sein, ist sehr umfangreich – egal, ob es um einen Film, ein Buch oder Musik geht. Manchmal macht man „nur“ die Finanzierung. Ich finanziere alles selbst und das ist nicht einfach. Manchmal übernimmt man darüber hinaus das gesamte Projektmanagement. Ich habe auch immer von Anfang an eine Strategie für das Marketing, anders geht es nicht. Das ist genauso wichtig, wie das Projekt selbst.

Wie war das zum Beispiel mit Ihrem neusten Projekt? Gerade haben Sie die afghanische Nationalhymne im Opernstil neu vertont und arrangiert – gesungen von Frauen unter 20 Jahren.

Es war im Oktober 2021, nach der Arbeit am Buch „Wir sind noch da!“. Ich möchte immer eine Art Imagefilm für die Bücher herausbringen, als Promotionsmaterial. So kann ich ein größeres Publikum ansprechen. Dafür wollte ich unbedingt meine eigene Musik produzieren. Meine Idee war: folkloristische Musik, die junge Frauen singen.

Ich hatte erfahren, dass ein ganz toller afghanischer Komponist in der Nähe von Stuttgart war. Innerhalb von 24 Stunden machte ich mich auf den Weg in sein Studio, mit drei jungen Sängerinnen im Auto. Eine von ihnen war die 19-jährige Mezzosopranistin Nina Yaqob, die die Hauptstimme in dem Stück singt. Ihr Vater ist Afghane und die Mutter aus Weißrussland. Sie ist in Deutschland geboren und deshalb mit drei Kulturen aufgewachsen.

Wie die anderen Sängerinnen hat sie aber Afghanistan nie gesehen. Während der Fahrt habe ich den Sängerinnen geholfen, ihre eigene Stimme zu finden, denn sie sollten die Folklore nicht einfach kopieren. Nina Yaqob hat herumprobiert und plötzlich die afghanische Nationalhymne angestimmt. Ich war so überrascht, ich hätte fast einen Unfall gebaut. In diesem Moment habe ich mich entschieden, die Nationalhymne neu zu vertonen. Wir haben sie dann gleich einmal im Studio aufgenommen. Das war noch nicht ganz das, was ich wollte. Aber die Idee war geboren. Manchmal ist es gut, ein Konzept kochen zu lassen. Später haben wir es weiterentwickelt.

Welche Botschaft möchten Sie mit der neu produzierten Nationalhymne vermitteln?

Das Stück hat verschiedene Ebenen. An erster Stelle steht für mich wirklich dieses neue Genre. Ich liebe klassische Musik – von Beethoven bis Maria Callas, also vor allem Oper. Morgens mache ich meist einen dreiviertelstündigen Spaziergang mit solcher Musik im Ohr. Aber die afghanische Musikkultur kennt das Klassische nicht. Es gibt verschiedene folkloristische Stile in Afghanistan und die wollte ich schon immer aus ihrem Rahmen herausbringen – auch, um es für eine junge Generation interessanter zu machen.

War es Ihnen darum so wichtig, dass die Sängerinnen unter 20 Jahre alt waren?

Ja, auch. Es ist ein Stück, das wunderschön ist. Aber wir müssen auch einen Dialog darüber führen, was Afghanistan ausmacht. Dabei sollten wir den Jugendlichen und ihren Talenten mehr vertrauen. Wenn wir heute politische Entscheidungen treffen, geht es um deren Zukunft, die wir möglicherweise verderben. Sie müssen irgendwann die Probleme lösen.

Ich würde mich so freuen, wenn die Jugendlichen in der Region auf einmal Opernelemente in die tausendjährige folkloristische Geschichte der afghanischen Musik hineinbringen. Wenn das Stück viele inspiriert, wieder Musik zu machen und noch lauter über afghanische Musik zu reden, auch in der gesamten Region – in Pakistan, Indien und im Iran. Ich möchte nicht, dass diese Hymne als politisches Stück betrachtet wird. Dennoch gibt es in meiner Strategie immer etwas Politisches. Denn wenn man etwas ändern möchte, muss man die Politik ändern. Alles, was mit Afghanistan zu tun hat, ist politisch – gerade jetzt. Und noch mehr, wenn junge Frauen dabei mitwirken.

Inwiefern ist das Stück politisch – können Sie das genauer erklären?

Die jungen Frauen haben die Hymne gesungen. Das war in der afghanischen Musik schon immer ein Tabu, auch vor der Taliban-Machtübernahme. Der 20-jährige Arash Amiri hat die Instrumentalbegleitung übernommen. Auch das ist ein Statement. Musik ist in Afghanistan inzwischen komplett aus dem Leben verschwunden.

Es ist niemand erlaubt, Musik zu machen. Die Taliban verbrennen Musikinstrumente, sie schlagen Musiker – Männer und Frauen. Es ist eine dunkle, stille Welt. Es gibt keine Farben und keine Geräusche. Solch eine Kultur und solche Sitten hat Afghanistan nie gehabt. Die Seele von einem Land hängt an der Kunst und speziell an der Musik.

Mussten Sie sich bei der Arbeit an dem Stück zensieren, um die Beteiligten zu schützen?

Es war mir sehr wichtig, die Mädchen zu schützen – vor all dem, was da kommen könnte. Sei es von der deutschen Seite, international oder von Afghanistan. Insbesondere Nina Yaqob manage ich als Hauptsängerin. Wenn es um Interviews zur Hymne geht, dann bereite ich sie auf schwierige Fragen vor. Wir waren in Washington und da haben wir das Video zu dem Stück gedreht.

Auf einer Charity-Gala der afghanisch-amerikanische Women Foundation war die Premiere der neu arrangierten Hymne. Da waren viele Leute vom State Department und aus der Politik. Das mussten wir intensiv mit Nina durchgehen und diese Erfahrung hat sie zu einem anderen Menschen gemacht.

Was sind denn schwierige Fragen, die da kommen können?

Zum Beispiel: „Deine Mutter ist aus Weißrussland, du bist nie in Afghanistan gewesen, Du sprichst die Sprache nicht. Wer gibt Dir das Recht, die afghanische Nationalhymne zu singen?“ Die Hymne ist auf Paschtu und das spricht nur ein Teil der Bevölkerung. Ich verstehe ein bisschen Paschtu, aber wir sind nicht Paschtu-sprachig in meiner Familie und die Sängerinnen haben das auch nicht als Muttersprache.

Da gibt es immer Menschen, die meinen, man sei nicht afghanisch genug. Das ist hierzulande nicht anders. Da muss man immer beweisen, dass man irgendwie genug ist, um in die Kultur zu gehören. Oder es können Fragen kommen wie: „Warum ist die Hymne in Paschtu und nicht in anderen afghanischen Sprachen wie Dari, Farsi oder Hazaragi?“ Es gibt auch Afghaninnen und Afghanen, die sagen, wir akzeptieren die Hymne nicht, weil sie uns nicht repräsentiert. Ein Jahr lang habe ich mich nur mit solchen Fragen beschäftigt. Ich habe Menschen mit lokaler Expertise dazu befragt, von denen ich weiß, dass sie mir auch wirklich die Wahrheit sagen.

Welche Argumente kann man da entgegensetzen?

Die Professionalität von Nina Yaqob steht außer Frage. Sie hat jahrelang Gesangsunterricht genommen und nimmt immer noch welchen. Von sich zu sagen, ich bin Mezzosopranistin, das ist kein einfacher Weg. Sie ist mit afghanischen Wurzeln aufgewachsen und kennt Sachen von der afghanischen Kultur, da muss ich sagen: „Wow, Respekt!“. Wie sie sind auch die anderen jungen Menschen, die an der Hymne beteiligt waren, Kinder der Diaspora. Sie haben diese Liebe zum Land, eine Leidenschaft für die Kultur von Afghanistan. Diese junge Generation ist von der Globalisierung geprägt und überall aufgewachsen. Dass Menschen wie Nina die afghanische Nationalhymne kennen, das bringt Hoffnung, auch für diejenigen, die in Afghanistan sind.

Viele junge Menschen werden jetzt auf diese Art von Musik aufmerksam und fragen sich: Was ist das? Das ist für sie eine neue Welt. Wir hoffen, dass wir damit eine Tür aufgemacht haben, sich auf ganz andere Weise mit der afghanischen Kultur auseinanderzusetzen. Vielleicht finden manche junge Menschen aus Afghanistan ihren Platz dort. Nicht jeder muss ein Aktivist oder eine Aktivistin sein. Es gibt manchmal die Erwartung, dass eine Frau, die die Nationalhymne singt, die Probleme von Afghanistan oder den afghanischen Frauen auf einmal lösen sollte. Das ist nicht in Ordnung. Künstler:innen machen Kunst und wir müssen das trennen können.

Wie ist das Feedback auf das Projekt?

Außerhalb von Afghanistan haben wir fast nur Positives gehört. Innerhalb von Afghanistan gibt es schon so 10 bis 15 Prozent kritisches Feedback, von Menschen, die das nicht gut finden oder nicht verstehen, was wir tun. Oper ist auch Geschmackssache. Ich versuche sehr viel zu erklären, spreche in Podcasts, gebe Interviews, um Menschen, die Musik mögen, nahezubringen, was alles dahintersteckt.

Kommt die neu produzierte Nationalhymne bei afghanischen Frauen überhaupt an?

Für Frauen ist die Situation in Afghanistan gerade sehr schwer. Ende Dezember 2022 haben die Taliban ein neues Dekret erlassen, das Frauen den Besuch höherer Bildungseinrichtungen und die Arbeit in NGOs verbietet. Sie dürfen kaum noch arbeiten. Arbeit ist auf wenige Tätigkeiten, beispielsweise im Gesundheitswesen, beschränkt. Sie dürfen nicht auf die Straße ohne einen guten Grund.

Und ohne einen Mann sowieso nicht. Aber nicht jede Frau hat einen Bruder oder Mann in der Familie. In Afghanistan herrscht seit fast 50 Jahren Krieg, viele Männer sind gestorben. Selbst Ärztinnen kann es passieren, dass sie auf dem Weg zum Job stundenlang von einem Fußsoldaten aufgehalten werden.

Afghanistan ist jetzt das einzige Land auf der Welt, wo kleine Mädchen nicht mehr in die Schule gehen dürfen nach der sechsten Klasse. Aber das Gute ist, das Internet ist noch da, noch. Frauen haben Zugang zu sozialen Medien. Das ist der einzige Weg, wie die Frauen dort an Informationen kommen und wir Informationen aus dem Land erhalten.

Inwiefern richtet sich das Projekt auch an Männer?

Das ist auch eine Facette. Es würde Männern auch besser gehen, wenn sie Musik machen dürften – das ist nicht nur eine Sache der Frauen. Und Feminismus und Demokratie hat Afghanistan nicht erst in den letzten 20 Jahren gelernt. Das war viel früher da. Frauen durften in Afghanistan beispielsweise schon 1965 wählen, in der Schweiz erst 1971.

Durch den Krieg haben wir aber eine kollektive Amnesie erlitten. Wir erinnern uns nicht mehr, was wir schon erreicht hatten. Die Kunst ist eine Möglichkeit, dass Frauen mit Männern am Tisch sitzen und in einen Dialog kommen. Wenn wir mehr für Frauen erreichen möchten, kommen wir nicht immer mit Revolution und harten Worten weiter. Es braucht eine Evolution der Generationen. Jede Generation versucht etwas zu verbessern und ihre eigenen Töne hineinzubringen. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht das mache, was meine Mutter gemacht hat und dass meine Töchter auch nicht das machen werden, was ich mache. Und diese Evolution von Generationen wird auch mit Männern zu tun haben.

Die Frauen in Afghanistan hatten sich, bevor die Taliban zurückkamen, an ein anderes Leben gewöhnt und wie Sie sagten auch früher schon viele Rechte. Was lernen wir in der westlichen Welt daraus?

Dass wir immer mit den Leuten sprechen sollten, die wirkliche Expertise haben. Sonst wird ein Narrativ von Opfern gebaut.

Wie meinen Sie das genau?

Wenn Journalist:innen nach Afghanistan reisen, schauen sie nur auf das Heute. Da geht es darum, wie kann ich einen Artikel oder Report am besten verkaufen. In den letzten zwei Jahrzehnten musste zwar jede Frau in Afghanistan mit einer Kopfbedeckung herumlaufen. Aber ich erinnere mich an die Zeit, als junge Frauen in Kabul Miniröcke und die neueste Mode aus Magazinen trugen.

Es gab so viele Fortschritte in der afghanischen Gesellschaft und der Weg zu einer ausgewogeneren Lebensweise der Geschlechter wurde von Tag zu Tag solider. Ich will damit nicht sagen, dass es in unserer afghanischen Gesellschaft innerhalb und außerhalb Afghanistans keine geschlechtsspezifischen Probleme gab oder gibt. Wir müssen daran arbeiten, genau wie der Rest der Welt auch. Denn KEIN Land auf dieser Welt ist bisher völlig gleichberechtigt. Laut dem Global Gender Gap Report 2022 wird es 132 Jahre dauern, um diese Lücke zu schließen.

Wenn man nur von Krieg und Unterdrückung der Frauen erzählt, entsteht ein einseitiges Bild. Natürlich ist das so, aber das ist trotzdem nicht alles. Dabei werden afghanische Frauen zu exotischen Wesen. Sie sind so weit weg, dass wir uns nicht mit ihnen verbinden müssen. Das ist der Hauptgrund, warum ich das Buch „Wir sind noch da!“ geschrieben habe. Denn das ist ein Muster, das ich nicht nur im Journalismus beobachte, sondern auch in der europäischen Politik und der Weltpolitik.

Sind Sie enttäuscht von der deutschen Politik – zum Beispiel von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die von feministischer Außenpolitik spricht?

Enttäuschung ist leicht gesagt. Deutschland hat absolut nichts gemacht in der letzten Zeit. Und es gab sehr viel Gatekeeping gegenüber Afghanistan. Die EU hat Top-Frauen aus Afghanistan in ihren Gremien, Deutschland nicht. Das ändert sich seit der Machtübernahme der Taliban erst jetzt ganz langsam. Man fürchtet Korruption.

Aber nicht alle Afghan:innen sind korrupt. Das merkt man ziemlich schnell. Wir engagieren uns seit Jahren ehrenamtlich, aber werden trotzdem nicht gehört. Stattdessen zieht man sogenannte Berater:innen zu Rate. Natürlich ist die deutsche Regierung auch verzweifelt angesichts der vielen Krisenherden auf der Welt. Doch wir sind in einer dynamischen Lage, da braucht man kluge Köpfe, wie die Frauen aus meinem Buch.

Mit Deinem Buch schaffen Sie es zu zeigen, was afghanische Frauen alles erreicht haben. Aber die meisten der Frauen, die darin vorkommen, sind aus Afghanistan geflohen. Und die Situation wird für Frauen immer schlimmer. Zuletzt wurde Frauen auch der Zugang zu den Universitäten verwehrt. Wie können Sie da optimistisch bleiben?

 Ich verliere nie die Hoffnung. Trotzdem ist es schwer, eine gute Balance zu finden. Meine Projekte sind sehr erfolgreich – und das sind immer so süß-sauer Momente für mich. Es gibt einige hundert Frauen, die wie ich mit ihrer Arbeit viel bewegen. Sie sind sehr aktiv in den UNO- und EU-Komitees, arbeiten hinter den Kulissen Tag und Nacht, egal in welcher Form. Über mein Sozialunternehmen „We the Women“ stelle ich afghanischen Frauen und Mädchen Stipendien für eine Hochschulausbildung zur Verfügung. Aber wir erreichen nicht die knapp 19 Millionen Frauen, die es in Afghanistan gibt.

Die Taliban werden strenger und strenger. Aber wir – das sind extrem starke Charaktere – werden immer kreativer und finden Halt miteinander. Wir sind uns aber auch nicht immer einig. Das ist manchmal problematisch. Denn es wird erwartet, dass wir mit einer Stimme sprechen. Doch wenn wir uns auch kritisieren, gibt es die besten Ergebnisse. Dafür brauchen wir auch die Stimmen von unten und von vor Ort. Wir sind da, um die Menschen in Afghanistan zu unterstützen und ihnen Räume zu geben, wo sie die Wahrheit verbreiten können. Dabei müssen wir auch aufpassen, dass Erfolge nicht gegen Afghanistan gemünzt werden – nach dem Motto, es geht ihnen doch gar nicht so schlecht. Wir müssen darauf achten, dass wir die richtigen Informationen verbreiten.

Wie haben Sie es geschafft, so viele Projekte machen zu können?

Ich bin nicht alleine dahin gekommen, wo ich heute bin. Natürlich habe ich viel gearbeitet, aber das tun viele andere auch. Ich bin immer wieder Menschen begegnet, die eine kleine Tür für mich aufgemacht haben. Und ich wusste, es ist mein Job, sie zu öffnen und durchzugehen. Das versuche ich nun auch an die nächste Generation weiterzugeben.

Viele Ihrer Projekte laufen über ein oder zwei Jahre. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

In den letzten 17 Monaten habe ich kaum einen Tag frei gehabt. Mit dem Abzug der NATO-Truppen hat die gesamte Welt auf Afghanistan geschaut. Dann hat der Ukraine-Krieg die Aufmerksamkeit verschoben – dadurch wurde unsere Arbeit noch wichtiger. Teilweise muss ich Monate im Voraus Proposals schreiben, damit Projekte rechtzeitig starten können. Ich arbeite gut, wenn ich sehr viel zu tun habe – solange ich fixe Deadlines bekomme. Aber um das alles zu schaffen, muss ich ganz viel organisieren und priorisieren. Ich habe auch gelernt, wann ich „Nein“ sagen muss – bei vielen Hilfsanfragen, wo ich überhaupt nicht helfen kann.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich habe nie Angst, irgendwo zu versagen. Ich gehe ran und bin überzeugt, es wird klappen. Ich gehe dann zwar strategisch und kalkuliert vor wie eine Schachspielerin. Aber ich limitiere mich nicht. Ich sage nie, es muss so sein. Wenn etwas nicht passiert, ist es oft nicht der richtige Moment. Dann sollte man Dinge auch loslassen können. Das erfordert ganz viel Flexibilität. Mein Ziel, bei allem, was ich tue, ist immer, dass ein gutes Produkt herauskommt. Manchmal hält man dabei gern an Ideen fest. Aber wenn ich weiß, dass ich dann mehr erreiche, kann ich auch auf etwas verzichten.

Das Interview führte Stefanie Hornung.

Über die Person

Nahid Shahalimi ist 1973 in Afghanistan geboren. Mit ihrer Mutter und drei Schwestern musste sie 1985 aus Afghanistan nach Pakistan fliehen und zog mit ihrer Familie nach Kanada. Dort studierte sie Internationale Politik mit Schwerpunkt Menschenrechte sowie Bildende Kunst. Im Jahr 2000 kam sie durch die Ehe mit einem afghanischen Unternehmer nach München, wo sie bis heute mit ihren Töchtern lebt.

Zu ihren herausragenden Projekten gehört „We the Women“, eine Reihe von Berichten mutiger Frauen aus der ganzen Welt, die Nahid Shahalimi 2009 startete. 2011 begann Nahid durch Afghanistan zu reisen, um Geschichten von widerstandsfähigen Frauen zu sammeln. Diese hat sie in ihrem Buch „Wo der Mut die Seele trägt: We the women of Afghanistan“ (2017) festgehalten. 2018 fand die Serie in dem mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm „We the Women of Afghanistan: a silent revolution“ ihren Höhepunkt.

Seit der Machtübernahme der Taliban arbeitet Shahalimi vermehrt in Komitees und Lenkungsausschüssen mit, die sich mit den Rechten afghanischer Frauen beschäftigen. 2021 erschien ihr Bestseller „Wir Sind Noch Da!“, in dem afghanische Expertinnen über ihre Erlebnisse nach dem Fall von Kabul berichten.

Ein Großteil der Erlöse vom Verkauf ihrer Gemälde spendet sie für humanitäre Zwecke oder finanziert daraus eigene Hilfsprojekte. Ihr Social Business „We the Women“ stellt afghanischen Frauen und Mädchen Stipendien für eine Hochschulausbildung zur Verfügung. Darüber hinaus hat Nahid Shahalimi die Kampagne „Stand up For Unity“ initiiert, die sich weltweit für Einheit durch Vielfalt einsetzt und von Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama unterstützt wird.

Foto/Quelle: Dr. Isa Foltin/herCareer

Lebenslanges Lernen und Förderung sollen Arbeitskräfte auf die Anforderungen einer grünen Wirtschaft vorbereiten.

 

„Eine vorausschauende Wirtschaftspolitik ist unerlässlich, um Österreichs Wirtschaft zu stärken und gleichzeitig die Staatsverschuldung abzubauen. Investitionen in erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien sind zentrale Maßnahmen, da sie neue Arbeitsplätze schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöhen. Insbesondere Klein- und Mittelbetriebe sowie Selbstständige sollen bei der grünen Transformation unterstützt werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Aus- und Weiterbildung. Durch lebenslanges Lernen und die Förderung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sollen die Arbeitskräfte auf die Anforderungen einer Green Economy vorbereitet werden“, so Nadine Kasper.

Förderung von Start-ups

Zum Abbau der Staatsverschuldung seien langfristige Maßnahmen notwendig, darunter eine gerechte Steuerpolitik, die hohe Einkommen und klimaschädliches Verhalten stärker belaste, während Erwerbsarbeit und umweltfreundliches Verhalten entlastet würden. Es könne nicht sein, dass Superreiche ihr Vermögen in Steueroasen parken, während der Rest der Bevölkerung hohe Steuern zahle. Ein gerechtes Steuersystem müsse auch die Besteuerung von Vermögen und Erbschaften umfassen.

„Es kann nicht sein, dass sehr Reiche kaum Steuern zahlen, während andere jeden Cent umdrehen müssen. Faire Bedingungen und die Förderung von Leistungsbereitschaft und Innovation werden durch flexible, familienfreundliche Arbeitszeiten, Weiterbildungsangebote und ein gesundes Arbeitsumfeld erreicht“, so Kasper. Auch die Förderung von Start-ups, Einzelunternehmern und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durch steuerliche Erleichterungen und Förderprogramme ist für die Politikerin von großer Bedeutung. Wichtig sei auch die Erhöhung der Budgets für Forschung und Entwicklung (F&E), um Österreich als Innovationsstandort zu stärken und die wirtschaftliche Zukunft zu sichern.

Lohndiskriminierung sichtbar machen

Trotz aller Fortschritte sieht Nadine Kasper noch Handlungsbedarf, um die Gleichstellung der Geschlechter und die soziale Gerechtigkeit zu fördern. Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeitmodelle seien grundlegend, um beiden Elternteilen eine gleichberechtigte berufliche Teilhabe zu ermöglichen. Die Väterkarenz sei dabei ein wesentlicher Baustein.

„Transparente Lohnstrukturen und strengere Kontrollen sind notwendig, um die Lohnschere zwischen Männern und Frauen zu schließen. Mehr Transparenz hilft, Lohndiskriminierung sichtbar zu machen und zu bekämpfen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die gerechte Aufteilung von unbezahlter Care-Arbeit wie Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit. Studien zeigen, dass eine faire Aufteilung dieser Aufgaben nicht nur die Gleichstellung fördert, sondern auch Vorteile für Männer bringt.“

Foto: Patrick Säly

Die stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke und Mutter von zwei Kindern hat klare Zukunftsprioritäten: Mobilitätswende, Klimaneutralität und Digitalisierung.

 

Sie sind seit Jahresbeginn stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke. Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Karriere haben Sie auf Ihre neue Rolle besonders vorbereitet?

Andere können das sicher besser beurteilen als ich, ich versuche es anhand einiger Beispiele. Ich bin vor allem im Bereich der Mobilität eine ausgewiesene Expertin – und somit auch im Bereich der Bahn bzw. Schiene. Ich konnte in verschiedenen Führungspositionen wertvolle Erfahrungen sammeln, die mir jetzt in meiner Rolle als stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke zugutekommen.

Besonders prägend war meine Zeit als Geschäftsführerin der Wiener Lokalbahnen, wo ich gelernt habe, komplexe Verkehrs- und Transportlösungen zu managen und die Bedürfnisse eines breiten Kundenspektrums im öffentlichen Verkehr zu verstehen.

Was ist Ihnen in Ihrer neuen Funktion besonders wichtig?

In konzentriere mich auf drei zentrale Punkte: Mobilitätswende, Klimaneutralität und Digitalisierung. Unser Ziel ist, Wien bis 2040 klimafit zu machen, dafür investieren wir massiv in Infrastruktur – von dem Bau der U2/U5 über die Dekarbonisierung unserer Busflotte hin zu unserer Wasserstoffstrategie. Wir setzen auf innovative Lösungen und bewährte Konzepte.

KI hilft uns, Prozesse effizienter zu gestalten, personalisierte Services anzubieten und das Mobilitätsverhalten unserer Kundinnen und Kunden besser zu verstehen. Gemeinsam mit den Wiener Linien arbeiten wir daran, die digitale Transformation aktiv voranzutreiben und neue, zukunftsorientierte Technologien wie Logwien als „digitalen Generalschlüssel“ zu etablieren mit dem Ziel, dass alle Wienerinnen und Wiener unkompliziert zu all unseren Leistungen Zugang erhalten.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke?

Unsere Tochterunternehmen bringen durch ihre unterschiedlichen Geschäftsfelder eine Vielfalt an Kompetenzen ein, die uns helfen, Innovationen schneller und gezielter umzusetzen. Eine der großen Chancen liegt in der Zusammenarbeit und im Wissenstransfer – gerade bei technologischen Themen wie der KI-gestützten City-Logistik und datenbasierten Services.

Gleichzeitig bedeutet die Vielfalt der Geschäftsbereiche, dass wir eine offene Innovationskultur leben müssen, das gelingt uns auch gut, vor allem im Bereich der Lehrlingsausbildung können wir hier durch gebündeltes Know-How unseren Lehrlingen eine top-Ausbildung anbieten. Ich setze auf eine enge Vernetzung und regelmäßigen Austausch zwischen den Tochterunternehmen, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für die Stadt und unsere Kundinnen und Kunden schaffen.

Welche Technologien werden in den nächsten Jahren bei den Wiener Stadtwerke eine Schlüsselrolle spielen?

Die Wiener Stadtwerke gestalten aktiv die Digitalisierung in Wien mit. In Zukunft wird kein Weg zum Kunden ohne eine moderne, leistungsstarke IT und digitale Services führen. KI und Datenanalyse – natürlich im Einklang mit Datenschutz und Datensicherheit – sind hierbei entscheidend, um unsere Services optimal auszurichten und auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.

Ein konkretes Beispiel ist die Mobilitätsanalyse durch KI, die uns hilft, den öffentlichen Verkehr auf Basis von Echtzeitdaten optimal zu steuern und individuelle Mobilitätslösungen wie den „WienMobil Hüpfer“ bedarfsgerecht einzusetzen. 

Was sind die größten Herausforderungen für Wien in Bezug auf städtische Dienstleistungen und Infrastruktur?

Die größte Herausforderung in der öffentlichen Mobilität ist wahrscheinlich die berühmte „letzte Meile“, also der Weg von der Station nach Hause oder zum Arbeitsplatz. Hierfür verbreitern wir unser Angebot seitens der Wiener Linien und bieten auf unseren WienMobil-Stationen multimodale Angebote; Neben Fahrrädern auch Elektroautos zum Mieten an oder die Angebote unserer „Hüpfer“, also eine Mitfahrgelegenheit auf Abruf. Wir haben bereits 100 Wien-Mobil-Stationen in Wien etabliert und bauen diese Services weiter aus. 

Ganz allgemein ergibt sich durch den Umstieg auf Elektromobilität natürlich ein stark erhöhter Bedarf an Strom – hier ist einerseits der Netzausbau gefragt, gleichzeitig natürlich der Ausbau an Erneuerbaren, denn klar ist, dass der Bedarf steigen wird. 

Was waren für Sie als Frau in einer Führungsposition im technischen Bereich die größten Hürden auf Ihrem Karriereweg?

Technische und strategische Führungspositionen sind immer noch oft männerdominiert. Ich habe gelernt, mir ein starkes Netzwerk aufzubauen, auf meine Kompetenzen zu vertrauen und gezielt Unterstützung beizuziehen. Heute ist es mir wichtig, im Unternehmen eine Kultur zu fördern, in der alle Kolleginnen und Kollegen – unabhängig von Geschlecht oder Herkunft – ihre Ideen und Fähigkeiten einbringen können. Gerade in einem technischen Bereich profitieren wir von einer vielfältigen Denkweise, die neue und kreative Ansätze ermöglicht. 

Über Monika Unterholzner

Monika Unterholzner ist seit 1. Jänner 2024 stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke und verantwortet die Bereiche Mobilität, Bestattung, Friedhöfe, IT und Innovation. Sie studierte Handelswissenschaften an der WU Wien. Ihre Karriere startete sie Anfang der 1990er als Trainee in der Europäischen Kommission.

Von 1995 bis 2010 war Unterholzner in mehreren Funktionen in der Wirtschaftsagentur Wien tätig, u.a. als Leiterin des Brüsseler Büros und als Geschäftsführerin einiger Tochtergesellschaften. 2010 wechselte Unterholzner als Prokuristin zum Hafen Wien. 2013 schließlich trat sie in den Wiener Stadtwerke-Konzern ein, wo sie vier Jahre lang die kaufmännischen Geschicke der WIPARK Garagen GmbH verantwortete. Von 2017 bis 2023 führte die Managerin die Wiener Lokalbahnen GmbH inklusive der Gesellschaften Wiener Lokalbahnen Cargo und Wiener Lokalbahnen Verkehrsdienste. 

Foto: Wiener Stadtwerke/Ehm

 

The Deputy General Director of Wiener Stadtwerke and mother of two has clear priorities for the future: a turnaround in mobility, climate neutrality and digitalization.

You have been Deputy General Director of Wiener Stadtwerke since the beginning of the year. What experiences from your previous career have particularly prepared you for your new role?

Others can certainly judge this better than I can, but I will try to do so with a few examples. Above all, I am a proven expert in the field of mobility – and thus also in the field of rail. I have been able to gain valuable experience in various management positions, which now stand me in good stead in my role as Deputy Director General of Wiener Stadtwerke. My time as managing director of Wiener Lokalbahnen was particularly formative. There, I learned how to manage complex traffic and transportation solutions and understand the needs of a broad range of public transportation customers.

What is especially important to you in your new role?

I am focusing on three key points: a mobility transition, climate neutrality and digitalization. Our goal is to make Vienna climate-fit by 2040, and to achieve this we are investing heavily in infrastructure – from the construction of the U2/U5 underground lines and the decarbonization of our bus fleet to our hydrogen strategy. We are committed to innovative solutions and proven concepts. AI helps us to make processes more efficient, offer personalized services and better understand the mobility behavior of our customers. Together with Wiener Linien, we are working to actively drive digital transformation and establish new, future-oriented technologies such as Logwien as a “digital master key” with the aim of giving all Viennese easy access to all our services.

What challenges and opportunities do you see in working with the various subsidiaries of Wiener Stadtwerke?

Our subsidiaries contribute a wide range of skills through their different business areas, which help us to implement innovations faster and in a more targeted manner. One of the great opportunities lies in collaboration and knowledge transfer – especially in technological areas such as AI-supported city logistics and data-based services. At the same time, the diversity of our business areas means that we have to embrace an open culture of innovation. We are doing well in this regard, especially in the area of apprentice training, where we are able to offer our apprentices top-notch training thanks to our combined expertise. I am committed to close networking and regular exchange between the subsidiaries in order to develop joint solutions that create real added value for the city and our customers.

Which technologies will play a key role at Wiener Stadtwerke in the coming years?

Wiener Stadtwerke is actively shaping digitalization in Vienna. In the future, there will be no way to reach customers without modern, high-performance IT and digital services. AI and data analysis – of course in compliance with data protection and data security – are crucial to optimally aligning our services and responding to individual needs. One specific example is mobility analysis using AI, which helps us to optimally control public transport based on real-time data and to use individual mobility solutions such as “WienMobil Hüpfer” as needed.

What are the biggest challenges for Vienna in terms of urban services and infrastructure?

The biggest challenge in public mobility is probably the famous “last mile”, i.e. the journey from the station to your home or workplace. To this end, we are expanding our services on the part of Wiener Linien and offering multimodal services at our WienMobil stations; in addition to bicycles, we also offer electric cars for hire or our “Hüpfer” services, which provide on-demand carpooling. We have already established 100 Wien Mobil stations in Vienna and are continuing to expand these services.

Generally speaking, the switch to electric mobility naturally results in a significant increase in demand for electricity. On the one hand, this calls for grid expansion, and at the same time, of course, an increase in the use of renewables, because it is clear that demand will rise.

As a woman in a management position in a technical field, what were the biggest hurdles in your career?

Technical and strategic management positions are still often dominated by men. I have learned to build a strong network, to trust in my abilities and to seek targeted support. Today, it is important to me to promote a culture in the company in which all colleagues – regardless of gender or origin – can contribute their ideas and skills. Especially in a technical field, we benefit from a diverse way of thinking that enables new and creative approaches.

About Monika Unterholzner

Monika Unterholzner has been Deputy General Director of Wiener Stadtwerke since January 1, 2024 and is responsible for the areas of mobility, funeral services, cemeteries, IT and innovation. She studied commercial science at the Vienna University of Economics and Business. She began her career as a trainee in the European Commission in the early 1990s. From 1995 to 2010, Unterholzner held several positions at the Vienna Business Agency, including head of the agency's Brussels office and managing director of several subsidiaries. In 2010, Unterholzner joined the Vienna Port Authority as an authorized signatory. In 2013, she joined the Wiener Stadtwerke Group, where she was responsible for the commercial affairs of WIPARK Garagen GmbH for four years. From 2017 to 2023, the manager was in charge of Wiener Lokalbahnen GmbH, including the companies Wiener Lokalbahnen Cargo and Wiener Lokalbahnen Verkehrsdienste.

Photo: Wiener Stadtwerke/Ehm

Ein ABW-Interview mit einer der einflussreichsten Ökonominnen Österreichs über Strukturreformen, Gefahren für den Wohlstand und Hindernisse für weibliche Führungskräfte. 

 

Als Direktorin von EcoAustria stehen Sie im Zentrum der wirtschaftspolitischen Forschung in Österreich. Welche Themen werden Ihrer Meinung nach die österreichische Wirtschaft im kommenden Jahr am stärksten prägen?

Wir werden auch im nächsten Jahr noch immer mit der schwachen Industrieentwicklung bzw. einer Industrierezession zu kämpfen haben. Das zweite große Thema ist die Einhaltung der Fiskalregeln. Für das Jahr 2024 wird ein Budgetdefizit von bis zu 3,7% des BIP prognostiziert und die Schuldenquote liegt über der 60%-Grenze, weshalb die EU-Kommission einen „Schuldenabbaupfad“ verordnet hat. Österreich muss seinen Primärsaldo in den kommenden Jahren kontinuierlich verbessern. Das bedeutet im Klartext, dass wir um umfangreiche Sparprogramme nicht herumkommen werden.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und Chancen für eine nachhaltige und stabile Wirtschaftsentwicklung?

Neben der kurzfristigen Konjunkturschwäche machen dem Land strukturelle Probleme zu schaffen: die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität u.a. durch die hohe Steuer- und Abgabenlast, aber auch die demografische Entwicklung: Bis 2060 brauchen wir eine Nettozuwanderung von rund 40.000 Menschen pro Jahr, um die Erwerbsbevölkerung annähernd konstant zu halten, ansonsten würden wir um fast 1,5 Millionen Menschen „schrumpfen“. Wenn wir uns diesen großen Herausforderungen nicht stellen, laufen wir Gefahr, unseren Wohlstand nicht halten zu können. Die globale Konkurrenz schläft nicht und wird nicht warten, bis wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.

Wie bewerten Sie die bisherigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft? 

Der Schwerpunkt der Maßnahmen der letzten Jahre - beginnend mit Corona und der Energiekrise - lag in der kurzfristigen Unterstützung der Wirtschaft - etwa durch Subventionen und Beihilfen. Auch wenn es hier teilweise zu Umsetzungsproblemen kam, wie z.B. beim Energiekostenzuschuss II, der erst mit großer Verspätung eingeführt wurde, sind in den letzten 5 Jahren vor allem kaum große Strukturreformen gelungen.

Positiv zu vermerken sind die Einführung der CO2-Bepreisung und die Abschaffung der kalten Progression. Aber bei den Pensionskosten (außer Anpassungen nach oben!), der Bildungsqualität, der Gesundheitsversorgung, dem Föderalismus oder dem Arbeitsmarkt ist nicht viel passiert. Kurzfristig muss das Budget durch Sparpakete saniert werden. In weiterer Folge - aber so schnell wie möglich nach der Konstituierung der neuen Regierung - sollten die oben genannten Strukturreformen in Angriff genommen werden.

Als eine führende Frau in der Wirtschaftsforschung (und Grete Rehor-Preisträgerin) – was sind aus Ihrer Sicht die größten Hindernisse für Frauen in Führungspositionen?

Das sind zum einen strukturelle Probleme wie fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten und ein immer noch konservatives Rollenbild - da Frauen vergleichsweise erst seit kurzem in Führungspositionen vertreten sind, ist es noch nicht für alle selbstverständlich, dass sie dort genauso hingehören wie Männer. Als jüngere Frau in einer Expertenrunde wird man oft noch nicht so wahrgenommen, wie man es verdient. Ich wurde auch schon als Einzige ohne Titel angesprochen oder gar für eine Assistentin gehalten. Wir müssen immer noch um Anerkennung kämpfen. 

Was hat Sie persönlich dazu motiviert, sich der wirtschaftspolitischen Forschung zu widmen? Was treibt Sie heute in Ihrer Arbeit an?

In Wirklichkeit war es die familiäre Situation. Ich hatte damals ein kleines Kind und stand vor der Wahl zwischen einer unsicheren akademischen Karriere, die mich zwangsläufig um die ganze Welt geführt hätte, oder einer sichereren Karriere in der wirtschaftspolitischen Beratung und angewandten Forschung.

Ich habe mich für die zweite Variante entschieden, die meiner Familie meiner Meinung nach besser gedient hat. Was ich heute tue, macht mir sehr viel Spaß - und es treibt mich auch an, in einigen Bereichen, die mir sehr am Herzen liegen, etwas zu bewegen - zum Beispiel beste Bildungschancen für alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft oder dem Bildungsstand ihrer Eltern. Aber ich bin auch immer noch in der rein akademischen Forschung aktiv und ehrlich gesagt sind stundenlange Datenanalysen und Programmiertasks am Abend immer noch meine Lieblingsbeschäftigung.

Zur Person

Die 39-jährige Ökonomin promovierte 2011 an der Universität Wien und war von 2011 bis 2015 Assistenzprofessorin am Lisbon University Institute. Anschließend war sie bei Agenda Austria als Senior Economist tätig und wurde Fellow der Global Labour Organisation. Darüber hinaus ist sie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Rudolf Sallinger Fonds, des Klimarats der Bürgerinnen und Bürger, des Rats für Neue Arbeitswelten beim Bundesministerium für Arbeit, des Vorstands der Deutschen Handelskammer in Österreich, des Stiftungsrats der Erste Bank Stiftung und des Rats des Europäischen Forums Alpbach. Köppl-Turyna habilitierte sich im Sommer 2020 an der Johannes Kepler Universität Linz. Seit September 2023 lehrt sie zudem als Professorin an der Seeburg Universität in Seekirchen und seit April 2024 an der Universität Warschau. Im Ökonomen-Ranking 2021 von Presse/FAZ/NZZ belegt sie Rang 5 der einflussreichsten ÖkonomInnen in Österreich. 2023 wurde sie im Rahmen der Verleihung des „Österreichischen Frauenpreises“ mit dem Grete Rehor Preis in der Kategorie „Wirtschaft“ ausgezeichnet. Damit wurden die Forschungsleistungen der Ökonomin zu frauen- und familienpolitisch relevanten Themen sowie das Setzen gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Impulse im Bereich der Gleichstellung gewürdigt.

Foto: Weinwurm

 

An ABW interview with one of Austria's most influential economists about structural reforms, threats to prosperity and obstacles for female leaders.

As the director of EcoAustria, you are at the center of economic policy research in Austria. What topics do you think will have the greatest impact on the Austrian economy in the coming year?

Next year, we will still be struggling with weak industrial development and an industrial recession, respectively. The second big issue is compliance with fiscal rules. A budget deficit of up to 3.7% of the GDP is forecast for 2024 and the debt ratio is above the 60% mark, which is why the EU Commission has prescribed a “debt reduction path”. Austria must continuously improve its primary balance in the coming years. This means that we will not be able to avoid extensive austerity programs.

Where do you see the greatest challenges and opportunities for sustainable and stable economic development?

In addition to the short-term economic downturn, the country is facing structural problems: declining competitiveness and attractiveness as a business location, due in part to the high tax and contribution burden, but also demographic change: by 2 060, we need a net immigration of around 40,000 people per year to keep the working population roughly constant; otherwise, we would “shrink” by almost 1.5 million people. If we do not face up to these major challenges, we run the risk of not being able to maintain our prosperity. Global competition never sleeps and will not wait until we have done our homework.

How do you assess the measures taken so far to stabilize the economy?

The focus of the measures taken in recent years – starting with the coronavirus and the energy crisis – has been on short-term support for the economy, for example through subsidies and aid. Even though there have been some implementation problems in some cases, such as the Energy Cost Subsidy II, which was introduced only after a long delay, there have been hardly any major structural reforms in the last five years.

Positive developments include the introduction of CO2 pricing and the abolition of the “cold progression” (a tax break for low-wage earners). But not much has happened in terms of pension costs (except for upward adjustments!), the quality of education, health care, federalism or the labor market. In the short term, the budget must be balanced through austerity packages. Subsequently – but as soon as possible after the new government has been formed – the structural reforms mentioned above should be tackled.

As a leading woman in economic research (and Grete Rehor Prize winner) – what do you see as the biggest obstacles for women in leadership positions?

On the one hand, there are structural problems such as a lack of childcare options and a conservative role model that still exists. Since women have only been in management positions for a relatively short time, it is not yet taken for granted by everyone that they belong there just as much as men. As a younger woman in a panel of experts, you are often not perceived as you deserve to be. I have been addressed as the only one without a title or even mistaken for an assistant. We still have to fight for recognition.

What motivated you personally to pursue economic policy research? What drives you in your work today?

In reality, it was the family situation. I had a small child at the time and was faced with the choice between an uncertain academic career that would inevitably have taken me around the world, or a more secure career in economic policy advice and applied research.

I chose the second option, which I believe served my family better. What I do today is something I really enjoy – and it also drives me to make a difference in some areas that are very close to my heart, such as providing the best educational opportunities for all children, regardless of their background or the educational attainment of their parents. But I am still active in purely academic research and, to be honest, hours of data analysis and programming tasks in the evening are still my favorite pastime.

About the person

The 39-year-old economist received her doctorate from the University of Vienna in 2011 and was an assistant professor at the Lisbon University Institute from 2011 to 2015. She then worked as a senior economist at Agenda Austria and became a fellow of the Global Labour Organisation. She is also a member of the scientific advisory boards of the Rudolf Sallinger Fund, the Citizens' Climate Council, the Council for New Working Environments at the Federal Ministry of Labour, the board of the German Chamber of Commerce in Austria, the foundation board of the Erste Bank Foundation and the council of the European Forum Alpbach. Köppl-Turyna habilitated at the Johannes Kepler University Linz in the summer of 2020. Since September 2023, she has also been teaching as a professor at the Seeburg University in Seekirchen and since April 2024 at the University of Warsaw. In the 2021 economist ranking by Presse/FAZ/NZZ, she ranks 5th among the most influential economists in Austria. In 2023, she was awarded the Grete Rehor Prize in the category “Economics” at the Austrian Women's Prize ceremony. This recognized the economist's research achievements on topics relevant to women's and family policy, as well as her work in setting social and scientific impulses in the field of gender equality.

Photo: Weinwurm

Neue Steuern sind für Monika Vonier nicht der richtige Ansatz, vielmehr sei Sparen unerlässlich.

 

Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und gleichzeitig die Staatsverschuldung abzubauen, betonte Monika Vonier die Notwendigkeit, die Eigenverantwortung zu stärken und Leistung attraktiver zu machen. Es sei wichtig, die so genannte „Nanny-Staatsmentalität“ in Frage zu stellen. In Zeiten knapper Budgets müsse besonders auf die Ausgabenseite geachtet und fokussiert werden. Die relevanten Zukunftsthemen wie Forschung und Entwicklung, Innovation, lebenslanges Lernen sowie Ausbildung und Perspektiven für die junge Generation stünden im Vordergrund. Neue Steuern seien nicht der richtige Ansatz, vielmehr sei Sparen unerlässlich.

„Wirtschaftliche Entwicklung und künftiger Wohlstand hängen von der Leistungsbereitschaft des Einzelnen und von Rahmenbedingungen ab, die mehr Freiraum für eigenverantwortliches Handeln und mehr Leistungsanreize bieten müssen. Dazu gehört auch die Entbürokratisierung und Beschleunigung von Verfahren“, so Vonier. Wichtige steuerliche Maßnahmen seien die Senkung der Lohnnebenkosten, steuerliche Anreize für Überstunden und optimale Möglichkeiten für das Arbeiten im Alter. Davon würden sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer profitieren. Eine erfolgreiche Wirtschaft braucht das Zusammenspiel beider Seiten.

Anreize für Vollzeitarbeit

Ein effizientes Steuersystem ist für die ÖVP-Politikerin eine Grundvoraussetzung für eine gesunde Wirtschaft. Die Abschaffung der kalten Progression sei ein Meilenstein und eine echte Entlastung für alle arbeitenden Menschen. Der Fokus müsse nun darauf liegen, den Faktor Arbeit steuerlich zu entlasten und Anreize für jene zu schaffen, die mehr arbeiten oder in der Pension arbeiten wollen.

„Konkret bedeutet dies: Anreize für Vollzeitarbeit, steuerliche Entlastung von Überstunden, keine Pensionsversicherungsbeiträge für das Arbeiten über das gesetzliche Pensionsalter hinaus und die Senkung der Lohnnebenkosten. Auch Änderungen beim Arbeitslosengeld, wie die Einführung eines degressiven Modells, sind notwendig, um Leistungsbereitschaft und Innovation zu fördern“.

Transparenz und Lohngerechtigkeit

Auch die Gleichstellung der Geschlechter und die soziale Gerechtigkeit stehen ganz oben auf der Agenda von Monika Vonier. „Es muss mehr Transparenz und Lohngerechtigkeit geben, um den equal pay gap und den motherhood-pay gap zu schließen. Jegliche Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind inakzeptabel und die Politik muss hier klare Maßnahmen ergreifen. Wichtige Faktoren für eine gerechtere Arbeitswelt sind eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung sowie eine stärkere Väterbeteiligung. In Vorarlberg wurden bereits viele Schritte gesetzt, um die Kinderbetreuung auszubauen und mit der MINT-Strategie mehr Kinder, insbesondere Mädchen, für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Gemischte Teams sind nachweislich erfolgreicher und Diversity gewinnt auch in Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Top Job Sharing sollte forciert werden, um diesen Trend zu unterstützen."

Foto: ÖVP Vbg

Für sie ist klar: Ein Politiker muss nicht nur gut reden, sondern vor allem gut und aufmerksam zuhören können.

 

Ein wertschätzender Umgang mit den Menschen und ein ehrliches Interesse an ihren Anliegen, Sorgen und Ideen sind für Monika Vonier zentral.

Wie gewinnen Sie, als Politikerin, das Vertrauen der Menschen?

Austausch mit den Bürgern und Transparenz sind aus meiner Sicht zwei zentrale Schlüssel. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen das im direkten Gespräch sehr gut beurteilen können. Neben dem Dialog ist größtmögliche Transparenz ein wichtiger Punkt.

Ihre politischen Ziele und Visionen?

Wir in Vorarlberg haben uns zum Ziel gesetzt, „der chancenreichste Lebensraum für unsere Kinder“ zu sein. An diesem Zielbild arbeiten wir kontinuierlich in allen Bereichen. Ein zentraler Bereich ist sicherlich die Bildung. Wir wollen allen Kindern die gleichen Startchancen geben und keines zurücklassen.

Jedes Kind soll nach seinen Fähigkeiten, Talenten und Interessen gefördert werden. Dabei setzen wir auf vielfältige Wege und Initiativen. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, brauchen wir diese klugen Köpfe. So wollen wir mit der MINT-Strategie junge Menschen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik begeistern. Gerade die duale Ausbildung spielt in Vorarlberg eine wichtige Rolle. Es ist erfreulich, dass sich in Vorarlberg jeder zweite Jugendliche für eine Lehre und damit für beste Zukunftsperspektiven entscheidet. 

Ein weiterer Punkt ist die Gleichstellung von Frauen und Männern. Hier wurde schon viel erreicht, aber es gibt auch noch einiges zu tun. Zum Beispiel, wenn es um Frauen in Führungspositionen geht.

Was kann getan werden, um das schlechte Image von Politikern zu verbessern? 

Daran gilt es täglich zu arbeiten und mit positiven Beispielen in der Praxis zu überzeugen. Die Menschen erwarten und dürfen von der Politik zu Recht erwarten, dass trotz unterschiedlicher Standpunkte und ideologischer Ansätze am Ende gute Lösungen gefunden werden. Ich bin überzeugt, dass es in der Politik auf allen Ebenen viele Menschen gibt, die ihre politische Aufgabe und Verantwortung sehr ernst nehmen und sich tagtäglich nach bestem Wissen und Gewissen dafür einsetzen. Auf diese Kräfte müssen wir bauen. 

Klar ist: Demokratie lebt vom Wettbewerb der Ideen und Positionen. Der Streit darüber ist ein wesentliches Element der Demokratie. Entscheidend ist aber, dass dies bei allen Unterschieden in der Sache mit gegenseitigem Respekt, Kompromissbereitschaft und Vernunft geschieht.  Angesichts der großen Herausforderungen - Stichwort Ukraine-Krieg, Inflation usw. - darf es nicht nur um die nächste Schlagzeile gehen. Gerade jetzt brauchen wir mehr Kooperationsbereitschaft und einen pragmatischen Zugang zur Lösung von Problemen. Kurzum: Mehr Miteinander statt Gegeneinander.

Wodurch kann der soziale Zusammenhalt gefördert werden?

Das Ehrenamt spielt in Vorarlberg eine große Rolle. Das Ehrenamt und die Vereine sind sicher auch ein Stück weit der Kitt unserer Gesellschaft. Wenn ich sehe, wie viele Menschen sich ehrenamtlich engagieren und damit aktiv an einer positiven Zukunft unserer Gesellschaft mitwirken, dann stimmt mich das zuversichtlich. In Vorarlberg wollen wir dieses vielfältige Engagement und die Beteiligung der Bürger auf allen Ebenen bestmöglich unterstützen und fördern und damit auch den Zusammenhalt weiter stärken. 

Im politischen Alltag können wir alle einen Beitrag leisten, indem wir nicht an der Verhärtung von Positionen mitarbeiten, sondern gegensteuern und uns konstruktiv und verbindend einbringen. Wichtig sind aus meiner Sicht auch Eigenverantwortung, Solidarität, mehr Bewusstsein, dass jeder ein Teil des Ganzen ist und einen Beitrag zu einer positiven Zukunft leisten kann.

Welche Ziele haben Sie in Bezug auf Klima und Energie?

Wir befinden uns in einem großen Transformationsprozess. Es muss uns gelingen, die Menschen, alle Bereiche der Gesellschaft und auch die Wirtschaft, vom großen Industriebetrieb bis zum kleinen Unternehmen, auf diesem Weg mitzunehmen. Die klima- und energiepolitischen Ziele sind ambitioniert, jetzt gilt es, sie Schritt für Schritt umzusetzen. In Vorarlberg haben wir bereits vor Jahren enkeltaugliche Maßnahmen definiert und mit der Energieautonomie plus weiterentwickelt. Diese großen Projekte werden in Vorarlberg oft parteiübergreifend getragen, was ich für sehr wichtig halte.

Mit unserem Projekt Mission Zero V und dem Ziel der klimaneutralen Verwaltung wollen wir auch selbst einen konkreten Beitrag leisten. In allen Strategien, wie der neuen Tourismusstrategie oder der Agrarstrategie, spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Wir tragen hier eine große Verantwortung für die nächsten Generationen. Der Klimawandel muss mit aller Kraft bekämpft werden. Auch hier darf es nicht zu einem Gegeneinander von Wirtschaft und Umwelt kommen.

Die Wirtschaft ist hier als Motor für Innovation, Forschung und Entwicklung zu sehen. Große Potenziale sehe ich im Bereich der Kreislaufwirtschaft und neuer, zukunftsorientierter Geschäftsmodelle. Wichtig ist, dass wir in zentralen Bereichen und Zukunftsprojekten schneller in der Umsetzung werden. Zum Beispiel beim Ausbau der Wasserkraft und bei strategisch wichtigen Projekten brauchen wir eine Beschleunigung, wenn wir die Ziele auch wirklich erreichen wollen. In Vorarlberg haben wir zudem das „Klimaforum der Volkspartei“ gegründet und stehen in engem Austausch mit Institutionen und Unternehmen und setzen gemeinsam Initiativen.

Foto: Alexandra Serra

 

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