Interviews

Mag. Sandra Kolleth, GF Miele Österreich: Verlässlichkeit seit mehr als 120 Jahren

Die ehemalige Xerox-Managerin hat die Geschäftsführung von Miele Österreich übernommen und wurde für ihre Verdienste mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.

 

Wie war Ihr erstes Jahr bei Miele?

A Year Beyond Ordinary! Es war ein ganz außergewöhnliches Jahr – alles außer gewöhnlich! Sowohl für mich persönlich, als auch für Miele. Es galt für mich nicht nur ein neues Unternehmen, die Mitarbeiter und unsere externen Partner kennen zu lernen. Sondern auch eine wunderbare Unternehmenskultur zu inhalieren, eine neue Branche mit ihren Playern und Besonderheiten zu verstehen, ein innovatives Produktportfolio zu begreifen und vieles mehr.

Ich bin sehr froh, ein so tolles Team zu haben, das mir den Einstieg leichtgemacht und auch den Rücken freigehalten hat – wir sind dank dieses Teams weiterhin sehr erfolgreich unterwegs! Es war ein großer Sprung für mich und ein buntes, aufregendes und sehr intensives Jahr. Ich erlebe jeden Tag etwas Neues und habe noch immer viel zu lernen – und doch kann ich sagen, dass ich auch schon voll angekommen bin.

Was hat Sie im Vorjahr besonders gefreut? Was weniger?

Geschäftlich war das Highlight der Launch unserer neuen Einbaugeräteserie Generation 7000, die unter dem Claim „Life Beyond Ordinary“ sehr erfolgreich eingeführt wurde. Dies war der größte Produktlaunch in der Unternehmensgeschichte – wir haben beginnend mit dem Tag der Produktvorstellung rund die Hälfte des Umsatzportfolios gedreht. Und das ist ganz hervorragend gelaufen. Die Innovationen, die durch die Vernetzung der Hausgeräte möglich wurden, sind ebenfalls sehr gut am Markt angenommen.

DI Sandra Schneider, AIT: "Frauen müssen das System durchschauen"

Dipl.-Ing. Sandra Schneider hat seit über vier Jahren die Stelle des International Business Development am Austrian Institute of Technology inne.

 

Ihr Vater riet ihr vom Maschinenbau-Studium ab, sie absolvierte es dennoch erfolgreich. In der Chemiebranche leitete sie große internationale Projekte, lebte und arbeitete in Frankreich, Deutschland und China. Seit etwas mehr als vier Jahren hat sie die Stelle International Business Development am AIT übernommen und ist zuständig für die strategische Ausrichtung und den Technologietransfer der Auftragsforschung zu Digitalisierung, Dekarbonisierung sowie Industrie 4.0 am internationalen Markt.

Aktuell ist Dipl.-Ing. Sandra Schneider verantwortlich für das International Business Development der AIT Austrian Institute of Technology GmbH. Sie war auch schon Projektmanagerin für millionenschwere Chemieanlagen-Projekte, Betriebsleiterin, Chefin der Instandhaltung und Director Operations and Supply Chain, also Chefin über mehrere Produktionsbetriebe weltweit.

Sabrina Wunsch, HR Lead L’Oréal Österreich: Die Persönlichkeit der Bewerber ist für uns sehr wichtig

Ein ABW-Interview mit der HR-Chefin von L’Oréal Österreich über Unternehmenswerte, Karrieremöglichkeiten und die Wichtigkeit persönlicher Werte.

 

Auf welche Art sucht man bei L’Oréal Mitarbeiter? 

Oft ist es eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen, die zu den besten Ergebnissen führt. Wir nutzen unsere L’Oréal Karrierewebseite und LinkedIn. Wir setzen aber auch stark auf interne Bewerber, da wir Talente im Unternehmen fördern wollen, und auf Mitarbeiterempfehlungen.  

Bei L’Oréal geht es uns nicht darum, eine Stelle zu besetzen, sondern den richtigen Kandidaten für unser Unternehmen zu finden. Schon in den ersten Gesprächen überlegen wir, was die zukünftigen Karriereschritte sein könnten. Bei L’Oréal gibt es viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten, zum Beispiel in verschiedene Geschäftsbereiche zu wechseln oder ins Ausland zu gehen.

Die besten Kandidaten sind für uns die, die sich langfristig bei uns weiterentwickeln wollen, einen gewissen Drive mitbringen und neue Herausforderungen annehmen. Die Persönlichkeit der Bewerber ist uns im gesamten Recruitingprozess sehr wichtig. Wir wissen aufgrund langjähriger Erfahrungen, dass je besser eine Person in das Unternehmen und in ein Team passt, desto länger wird sie auch bei uns bleiben und eine langfristige Karriere bei L’Oréal machen, und genau danach suchen wir.

Welche Veränderungen bemerken Sie im Recruiting-Bereich? 

Der Rekrutierungsprozess hat sich in den letzten Jahren aufgrund technologischer Fortschritte und gesellschaftlicher Veränderungen erheblich verändert. Das merken wir natürlich auch bei L’Oréal. Die Plattformen haben sich verändert, Kandidaten informieren sich auf Instagram Profilen, LinkedIn oder Bewertungsplattformen wie Kununu oder Glassdoor.

Dadurch ist in den letzten Jahren das Employer Branding immer mehr ins Licht gerückt: wir achten verstärkt auf die Darstellung unserer Marke sowie der Repräsentation unseres Unternehmens, um die passenden Kandidat:innen anzuziehen. Die Transparenz bezüglich der Unternehmenskultur, der Werte und der Entwicklungsmöglichkeiten gewinnt hier verstärkt an Bedeutung. Der gesamte Einstellungsprozess wird aufgrund neuer technologischer Möglichkeiten auch erheblich erleichtert und läuft schneller ab. Interviews können aus der ganzen Welt geführt werden, unabhängig vom Standort der Kandidaten.

Nichtdestotrotz setzen wir bei L'Oréal stark auf persönliche Werte und es ist uns sehr wichtig, die Bewerber auch im Gespräch kennenzulernen. Dies bedeutet, dass wir versuchen, alle Kandidaten zu treffen, wenn es geographisch möglich ist. Das ermöglicht es uns ein besseres Bild über die Soft Skills und den kulturellen „fit” zu erhalten: Neben fachlichen Qualifikationen legen wir verstärkt Wert auf Team- und Kommunikationsfähigkeit und einen möglichen Teamfit. Jeder Mitarbeiter soll sich bei uns wohlfühlen. Wir sind davon überzeugt, dass diese so ihr volles Potential am besten ausschöpfen können.  

Wie und wie oft führen Sie Leistungsbeurteilungen durch? 

Wir haben unsere interne Leistungsbeurteilung kürzlich überarbeitet und nennen dieses Tool nun Connect. Hier finden im Jahr mindestens zwei konkrete Leistungsbeurteilungen statt, und mehrere sogenannte Connect Gespräche zwischen den Mitarbeitern und ihrem Vorgesetzten, die schriftlich festgehalten werden.

Anfang des Jahres werden die Ziele festgesetzt, die im Laufe des Jahres immer wieder angepasst werden können. Aktuelle Herausforderungen werden gemeinsam angesehen und die Zusammenarbeit abgestimmt, um den bestmöglichen Weg zur Zielerreichung zu finden. Darüber hinaus bietet Connect auch eine Plattform, sich über die berufliche und persönliche Entwicklung auszutauschen. Das individuelle Wellbeing ist ein wichtiges Thema, Effizienz, Ways of Working sowie der Workload werden offen angesprochen. Der regelmäßige Austausch ist für mich dabei ein maßgeblicher Mehrwert. 

Welchen Stellenwert haben Employee Experience und Unternehmenskultur? 

Meiner Erfahrung nach zeigt sich, dass die Employee Experience einen immer höheren Stellenwert gewinnt vor allem für die jungen Generationen. Employee Experience ist die gesamte Mitarbeitererfahrung, und bezieht sich auf alle Interaktionen, Eindrücke und Emotionen, die ein Mitarbeiter während seiner gesamten Zeit bei L’Oréal erlebt. Das startet bereits bei einem strukturierten und informativen Onboarding, der erste Eindruck zählt!

Ganzheitlich gesehen braucht es eine klar definierte Unternehmenskultur und Werte, eine Work-Life-Balance sowie Anerkennung. So feiern wir auch die wichtigen Momente im Leben eines Mitarbeiters, zum Beispiel Jubiläen, Hochzeit und Geburten. Bei L’Oréal zählt für uns der Mitarbeiter als Ganzes mit Erfolgen im Berufs- sowie Privatleben!  Weiters wollen die Mitarbeiter sehen, dass sie hier nicht nur einen Job machen, sondern wirklich einen Impact haben.

Spannende Entwicklungsmöglichkeiten ist einer der wichtigsten Gründe, warum Mitarbeiter bei einem Arbeitgeber bleiben, dass sie sowohl in ihrer Funktion wachsen und sich weiterentwickeln können. Indem wir unseren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, mehr über ihren Job und ihre Branche zu erfahren, und ihnen Schulungen, Mentorenprogramme oder auch individuelle Trainings und Projekte anbieten, tragen wir aktiv dazu bei, dass sie sich für ihre Arbeit engagieren, was letztlich die Fluktuationsrate senkt.

Eines ist klar, neue Mitarbeiter einzustellen ist teuer. Studien gehen sogar davon aus, dass die Ersetzung eines Mitarbeiters je nach Funktion und Gehalt sechs bis neun Monatsgehälter kosten kann. Das ist enorm! Die Mitarbeiterbindung ist stark geprägt von der Arbeitsumgebung und der Unternehmenskultur.

Bei L’Oréal legen wir viel Wert darauf, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich jeder und jede wertgeschätzt fühlt – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung. Im Rahmen unserer Diversity, Equity und Inclusion Strategie haben wir zum Beispiel interne Netzwerke gegründet, in der sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv einbringen. Das zahlt sich aus, was sich auch in den hohen Zustimmungswerten bei unserer jährlichen Mitarbeiterbefragung widerspiegelt. 

Welche Trends sehen Sie im HR-Bereich? 

Ich habe mich in den letzten Jahren mit einem wichtigen Trend im HR-Bereich beschäftigt – HR sollte ein wichtiger Punkt in jeder Management Agenda sein hier führt nichts daran vorbei! Viele Herausforderungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die HR-Abteilung in Themen wie Quiet Quitting, Fachkräftemangel oder Zufriedenheit sich als verlässliche Navigatoren entpuppten.

Unternehmen, die noch nicht verstanden haben, welchen Mehrwert ihr HR-Team hat, werden sich in den nächsten Jahren schwertun und mit einigen Challenge zu kämpfen haben. Ich bin nicht nur davon überzeugt, dass HR sich weiterentwickeln muss, um auch in Zukunft eine dauerhafte, strategische Rolle zu spielen, sondern dass diese auch eine Schlüsselrolle für die zukünftige Widerstandskraft und die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens spielen wird. 

Wichtig ist auch geworden, dass das HR-Team im nahen Austausch mit den Mitarbeitern ist. Ich persönlich möchte mit meinem Team für unsere Mitarbeiter da sein, mit ihnen reden und ihnen zuhören. Mit Transparenz und Zugänglichkeit sollte die HR ein vertrauenswürdiger Partner sein. 

Spürt auch L’Oréal die Situation am Arbeitsmarkt? 

Natürlich spüren wir die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt, daran führt leider nichts vorbei. Wir haben die Quellen, woher unsere Kandidaten kommen, diversifiziert und rekrutieren jetzt auf unterschiedlichen Plattformen. Zudem setzen wir vermehrt auf die interne Förderung von Talenten: Bei L’Oréal DACH wollen wir deutsche, österreichische und Schweizer Mitarbeiter:innen entwickeln und fördern – auch in globale Positionen. Bereits heute arbeiten 75 Expats von L’Oréal DACH in ausländischen Tochtergesellschaften. 

Innerhalb der Gruppe ist L’Oréal DACH der fünftwichtigste Markt weltweit und einer der größten Wachstumstreiber. Das bringt vielfältige Karrieremöglichkeiten mit sich. Und das zieht Talente an. 

Außerdem arbeiten wir mit einem internen Referral-Programm: Hier können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geeignete Kandidaten empfehlen und im Fall einer erfolgreichen Vermittlung Prämien erhalten. 

Welche Skills sind nötig, um im HR-Bereich erfolgreich zu sein? 

HR hat viele verschiedene Facetten: administrative Aufgaben wie Vertragsmanagement, Zeiterfassung und Lohnverrechnung, Recruitment, Arbeitsrecht, Mitarbeitermotivation und -bindung, Coaching, Mentoring, Leadership- und Managementtraining, Employer Branding, HR Analytics, Compensation und Benefits etc.

Eine der ersten Fragen, die ich einem Unternehmen stellen würde: Welchen Stellenwert hat HR im Unternehmen? Generell sind exzellente Kommunikations- und zwischenmenschliche Fähigkeiten, und Fähigkeiten in den Bereichen Konfliktlösung, Verhandlung und Mitarbeiterbetreuung für eine erfolgreiche Karriere im HR-Bereich wichtig. Und eine weitere wichtige Frage ist: Wie sieht es mit Female Empowerement und Karrieremöglichkeiten für Frauen im Unternehmen aus? Mit 50 Prozent Frauen in Führungspositionen und einem Gender Pay Gap von nahezu null ist L’Oréal hier auf einem sehr guten Weg. 

Foto: L’Oréal, Ground Picture/Shutterstock

Dr. Sabine Herlitschka, MBA, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG: Wie gestalten die Zukunft

Ein ABW-Interview mit der Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG über herausfordernde Zeiten und technologische Meilenstein.

 

Welche strategischen Schwerpunkte setzen Sie, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben?

Auch wir spüren die konjunkturelle Abkühlung auf den Märkten und müssen darauf mit Sparmaßnahmen reagieren. Gleichzeitig setzen wir weiter auf unsere strategischen Wachstumsfelder. Infineon ist ein Unternehmen, das die digitale und grüne Transformation mit seinen Produkten erst ermöglicht. Mit Spitzentechnologien können wir Antworten auf große gesellschaftliche Themen wie Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität oder die Sicherheit im Internet der Dinge geben.

Gleichzeitig stehen wir aber auch in einem harten internationalen Wettbewerb. Die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit und unserer Innovationskraft sind daher ganz zentrale Aufgaben. Vor Kurzem haben wir gleich zwei technologische Meilensteine gesetzt - beide mit maßgeblichem Entwicklungsbeitrag aus Österreich. Mit der Produktion von 300-Millimeter Galliumnitrid Wafern und der führenden Kompetenz für ultradünnen 20-Mikrometer Silizium-Leistungshalbleiter ist Infineon weltweit das erste Unternehmen, das diese neuen Technologien beherrscht. Mit diesen Innovationen treiben wir die Energieeffizienz weiter voran, zum Beispiel in KI-Rechenzentren, Consumer-, Motorsteuerungs-, als auch Computing-Anwendungen. Damit bietet Infineon ganz konkrete Lösungen für die Dekarbonisierung und Digitalisierung, also Themen, die zukunftsentscheidend sind.

Mit Projekten wie „All2GaN“ und „Listen2Future“ ist Infineon aktiv in der Entwicklung neuer Technologien involviert. Wie werden diese Innovationen die Industrie 4.0 und den Markt für Leistungselektronik und verändern?

Die Zukunft gestalten - das ist unser Anspruch. Deshalb setzen wir auf Forschung, Entwicklung und Innovation. Und wir tun es nicht allein, sondern in Kooperation mit Kunden, Lieferanten, Universitäten, Forschungszentren oder Start-ups. Ein Beispiel dafür sind unsere europäischen Großprojekte. Mit „All2GaN“ entwickeln wir die nächste Generation stromsparender Chips mit dem Halbleitermaterial Galliumnitrid.

Die neuen Chips bringen mehr Leistung bei geringerer Größe und verbessern die Energieeffizienz in digitalen Anwendungen um 30 Prozent. Das bedeutet, dass wir damit hochgerechnet weltweit jährlich 218 Millionen Tonnen CO2 in digitalen Anwendungen einsparen helfen können. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem dreifachen jährlichen CO2-Ausstoß Österreichs.

Bei „Listen2Future“ geht es um intelligente mikroelektronische Lösungen für die Medizintechnik. Akustische Sensoren können durch präzise Analysen die Lebensdauer von Materialien verlängern und zur aktiven Gesundheitsvorsorge beitragen. Entwicklungen für energieeffiziente Mini-Hörgeräte oder tragbare Ultraschall-Pflaster werden möglich. In Zukunft können Patienten mit einem Pflaster ihre Herzleistung auch von zu Hause aus kontinuierlich überprüfen. Die Ärzte erhalten mehr Informationen und können die medizinische Behandlung besser anpassen und die Krankenhausaufenthalte reduzieren. Damit entsteht ein echter Mehrwert für die Menschen und die Gesellschaft.

Die Förderung von MINT-Fachkräften ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie von Infineon. Welche Initiativen sind in diesem Bereich geplant?

Wir tun sehr viel, um jungen Menschen, vor allem auch Frauen, zu zeigen wie spannend und zukunftsrelevant Technik ist. Diese Berufe sind sinnstiftend und bieten große Chancen, denn jede Entwicklung für die Klima- und Energiewende, für die Medizintechnik oder eine umweltfreundliche Mobilität braucht Fachkräfte aus dem MINT-Bereich. Hier kann frauund man gute Zukunft gestalten einschließlich der eigenen.

Wir haben den Frauenförderpreis für Digitalisierung und Innovation initiiert, engagieren uns beim Girls‘ Day, in der Lehre, bei den „Smart Learning“ Klassen an Schulen, bieten Praktika, Master-, Bachelor- oder Doktorarbeiten und kooperieren mit Technischen Universitäten und Fachhochschulen. Allein in den letzten Jahren sind wir dabei mit über 100.000 jungen Menschen in Kontakt gekommen. Das setzen wir engagiert fort.

Infineon zeigt starkes Engagement in der Region, beispielsweise durch die Unterstützung von Caritas-Lerncafés und Bildungsinitiativen. Warum ist Ihnen soziales Engagement so wichtig und wie planen Sie, dieses weiter auszubauen?

Bildung ist die ganz zentrale Grundlage für die Zukunft, um die eigenen Talente zu erkennen und zu entwickeln. Ob es uns morgen gut geht, entscheidet sich in den Entwicklungslaboren und Fertigungshallen. Ob es uns übermorgen gut geht, entscheidet sich in den Klassenzimmern. Deshalb ist eine gute Ausbildung auch so wichtig.

Das gilt für unsere Lehrlingsausbildung, die umfangreiche Weiterbildung genauso wie für unsere Bildungskooperationen. Ein absolutes Erfolgsmodell ist unsere langjährige Partnerschaft mit den Caritas-Lerncafés. Hier erhalten sozial benachteiligte Jugendliche eine kostenlose Lernhilfe. Das zahlt sich nicht nur für die Kinder aus, sondern stärkt letztlich auch unsere Gesellschaft. Besonders freut mich, dass sich heuer ein Schüler aus dem Lerncafé für eine Karriere in der Mikroelektronik entschieden hat und als Lehrling bei Infineon gestartet ist.

Worauf wird Ihr Fokus 2025 liegen?

Wir haben das Ziel, unser Know-how in den zentralen Technologiebereichen weiter zu stärken, die Effizienz in Strukturen und Kosten zu optimieren und unsere Innovationen noch schneller zu unseren Kunden zu bringen. Denn nur mit Spitzentechnologien und wettbewerbsfähigen Produkten können wir auf den globalen Märkten überzeugen. 

Foto: Infineon

 

An ABW interview with the CEO of Infineon Technologies Austria AG about challenging times and technological milestones.

What strategic priorities are you setting to remain competitive in the future?

We are also feeling the effects of the economic slowdown in our markets and have to respond with cost-cutting measures. At the same time, we continue to focus on our strategic growth areas. Infineon is a company that makes the digital and green transformation possible with its products. With cutting-edge technologies, we can provide answers to major social issues such as energy efficiency, sustainable mobility and security in the Internet of Things.

At the same time, however, we are also facing fierce international competition. Strengthening our competitiveness and innovative strength is therefore a key task. We have recently set two technological milestones – both with a significant development contribution from Austria. Infineon is the first company worldwide to have mastered these new technologies, with the production of 300-millimeter gallium nitride wafers and leading expertise in ultra-thin 20-micrometer silicon power semiconductors. With these innovations, we are further advancing energy efficiency, for example in AI data centers, consumer, motor control and computing applications. In this way, Infineon is offering very specific solutions for decarbonization and digitalization, two topics that are crucial for the future.

With projects such as “All2GaN” and “Listen2Future”, Infineon is actively involved in the development of new technologies. How will these innovations change Industry 4.0 and the market for power electronics and?

Shaping the future – that is our aspiration. That is why we focus on research, development and innovation. And we don't do it alone, but in cooperation with customers, suppliers, universities, research centers or start-ups. Our major European projects are one example of this. With “All2GaN”, we are developing the next generation of energy-efficient chips using the semiconductor material gallium nitride.

The new chips offer greater performance despite being smaller and improve energy efficiency in digital applications by 30 percent. This means that, based on current estimates, we can help save 218 million tons of CO2 worldwide in digital applications each year. By way of comparison, this is roughly equivalent to three times Austria's annual CO2 emissions.

“Listen2Future” is about intelligent microelectronic solutions for medical technology. Acoustic sensors can extend the lifespan of materials and contribute to active health care through precise analysis. Developments for energy-efficient mini hearing aids or portable ultrasound patches are possible. In the future, patients will be able to use a patch to continuously monitor their cardiac output even from home. Doctors will receive more information and be able to better adjust medical treatment and reduce hospital stays. This creates real added value for people and society.

The promotion of STEM professionals is an essential part of Infineon's strategy. What initiatives are planned in this area?

We are doing a lot to show young people, especially women, how exciting and relevant technology is for the future. These professions are meaningful and offer great opportunities, because every development for climate and energy system transformation, for medical technology or environmentally friendly mobility requires specialists from the STEM field. This is where women and men can shape a good future, including their own.

We initiated the Women's Promotion Prize for Digitization and Innovation, we are involved in Girls' Day, in teaching, in “Smart Learning” classes at schools, we offer internships, master's, bachelor's or doctoral theses and cooperate with technical universities and universities of applied sciences. In recent years alone, we have come into contact with over 100,000 young people. We are committed to continuing this.

Infineon is strongly committed to the region, for example by supporting Caritas learning cafés and educational initiatives. Why is social commitment so important to you and how do you plan to expand it further?

Education is the very foundation for the future, for recognizing and developing one's own talents. Whether we will be doing well tomorrow is decided in the development laboratories and production halls. Whether we will be doing well the day after tomorrow is decided in the classrooms. That is why good education is so important.

This applies to our apprentice training, the extensive further training and our educational partnerships. Our long-standing partnership with the Caritas Lerncafés is an absolute success story. Here, socially disadvantaged young people receive free learning support. This not only pays off for the children, but ultimately also strengthens our society. I am particularly pleased that this year a student from the Lerncafé has decided to pursue a career in microelectronics and has started as an apprentice at Infineon.

What will your focus be in 2025?

Our goal is to further strengthen our expertise in the key technology areas, to optimize efficiency in structures and costs, and to bring our innovations to our customers even faster. Only with cutting-edge technologies and competitive products can we succeed in the global markets.

Photo: Infineon

Sabine Winner-Neuhaus, HR Director bei AstraZeneca Österreich: Top-Talente stehen immer im Fokus

Seit dem Vorjahr ist sie HR Director bei AstraZeneca Österreich. Welche Veränderungen sie bereits umgesetzt hat und welche Pläne sie für die Zukunft hat, lesen Sie hier.

 

Was hat Sie dazu bewogen, im Personalwesen tätig zu werden und wie hat Ihr vielseitiger akademischer Hintergrund in den Bereichen Hospitality und HR Ihre berufliche Laufbahn beeinflusst? 

Meine ehemalige HR-Managerin hat mich überzeugt, eine Karriere im Personalbereich anzustreben. Mich hat besonders gereizt, dass ich so mein operatives und kaufmännisches Wissen verbinden kann, um die Rahmenbedingungen im Unternehmen zu gestalten und zu verbessern. Als gebürtige Schweizerin war es schon immer mein Ziel, nach dem Studium im Ausland zu arbeiten.

Mein zweisprachiger Abschluss (Französisch und Englisch) an der Ecole Hoteliere bot mir eine ideale Grundlage für den Start einer internationalen Karriere durch die Kombination von praktischem Lernen, Branchenerfahrung und angewandten akademischen Projekten in den Bereichen Strategie, Marketing, Corporate Finance, etc. Gleichzeitig ist die internationale Hotellerie eine sehr gute „Schule fürs Leben“, denn sie verlangt nicht nur Engagement, Disziplin, Fleiß und Konzentration, sondern auch ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Das sind Eigenschaften, die mich in meiner Karriere immer weitergebracht haben. Lebenslanges Lernen ist mir persönlich wichtig – so habe ich während meiner ersten Karenz einen CIPD Chartered HR Masters-Abschluss erworben. Dieser Abschluss prägte mein allgemeines HR-Fachwissen über Kernkonzepte, Werte und Rahmenbedingungen, eine kontinuierliche Lernfähigkeit/Neugier und die erwartete berufliche Integrität, Verhalten und Ethik.

Gleichzeit profitiere ich von meinem britischen HR-Netzwerk und habe als Chartered Member auch Zugang zu den neuesten Forschungsergebnissen des CIPD und von anderen erfahrenen Fachleuten, durch den Austausch auf Konferenzen oder bei Veranstaltungen. So bleibe ich über die neuesten Trends in der sich entwickelnden Welt von HR und Learning & Development auf dem Laufenden. Während meiner Tätigkeit in Katar habe ich im Jahr 2021 zusätzlich noch eine MBA-Ausbildung an der Open University abgeschlossen. Hier war mein Wunsch, mein allgemeines Geschäftsverständnis und Management-Know-how aufzufrischen und auf den neuesten Stand zu bringen. 

Welche Erfahrungen in Ihrer vorherigen Position als Group HR Manager in einer katarischen Holding waren besonders prägend und wie nutzen Sie diese Erfahrungen in Ihrer jetzigen Position bei AstraZeneca Österreich? 

Meine frühere Rolle in Katar hat mir vor allem gezeigt, wie sich kulturelle Dimensionen auf die Führungsdynamik und die Werte der Menschen am Arbeitsplatz auswirken. Ich habe ein starkes Bewusstsein für die Unterschiede in Bezug auf Machtstrukturen, Unsicherheitsvermeidung, Geschlecht und individualistische/kollektivistische Ansätze entwickelt.

Als weibliche Führungskraft in einem arabischen Land wird einem bewusst, dass man ständig unter Beobachtung steht, beurteilt und mit männlichen Kollegen verglichen wird - man ist sehr exponiert. Diese Erfahrungen haben mich sicherlich widerstandsfähiger gemacht und meine Beharrlichkeit gestärkt, meine beruflichen Ziele trotz aller möglichen Hindernisse zu verfolgen. Bei AstraZeneca kann ich nun meinen Wunsch, HR-Prozesse und den Status quo zu hinterfragen und zu verbessern, in meiner Rolle als HR Director perfekt einbringen.

Sie sind nun seit einem Jahr als HR Director bei AstraZeneca Österreich tätig. Welche Erfolge konnten Sie in dieser Zeit bereits verbuchen? 

Seit meinem Start im Januar 2023 liegt einer meiner Schwerpunkte auf der Talentförderung. Als stark wachsendes Unternehmen ist es für uns bei AstraZeneca entscheidend, die besten Talente für uns zu gewinnen, im Unternehmen zu halten und weiterzuentwickeln. Die Entwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt mir persönlich sehr am Herzen und ist daher ein wichtiger Schwerpunkt meiner Arbeit.

Einige konkrete Beispiele für umgesetzte Initiativen: Wir haben den Talentmanagement-Prozess ausgebaut, der unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützt, ihr volles Potenzial zu entfalten und lebenslanges Lernen zu fördern. Zum Beispiel durch ein 12-monatiges internes Programm, das die fachliche und persönliche Karriereentwicklung von Talenten im Unternehmen stärkt. So bereiten wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihren nächsten Schritt und „Carreer Move“ vor und halten Talente im Unternehmen. Darüber hinaus bieten wir in Zusammenarbeit mit der Universität Wien ein 18-monatiges Traineeprogramm an. Damit ermöglichen wir den besten externen Talenten aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, zu Beginn ihrer Karriere verschiedene Karrieremöglichkeiten in der pharmazeutischen Industrie kennenzulernen und neue Bereiche für sich zu entdecken. 

Unsere I&D Champions sorgen für einen ganzheitlichen Ansatz bei Inclusion und Diversity im Unternehmen. Verschiedene Initiativen fördern eine interne Kultur der freien Meinungsäußerung und sprechen auch sensible Themen wie sexuelle Belästigung oder Mobbing am Arbeitsplatz an, befassen sich mit sozialen Themen wie Obdachlosigkeit und fördern die Wertschätzung untereinander, um ein kontinuierliches Wachstum sicherzustellen.

Weiters haben wir interne HR-Prozesse vereinfacht und optimiert, zum Beispiel beim Onboarding. Externe Partnerschaften - zum Beispiel mit dem PWN Professional Womens Network - bieten weiblichen und männlichen Mitarbeitenden die Möglichkeit, an einem Mentoring-Programm teilzunehmen und so ihre persönlichen und beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Welche aktuellen Trends im Bereich HR und Personalmanagement halten Sie für besonders wichtig und wie setzen Sie diese bei AstraZeneca um? 

Das wirtschaftliche Potenzial der generativen KI zeigt, dass neue Arbeitsplätze entstehen und andere verschwinden werden. Auch bei AstraZeneca setzen wir diese neuen Arbeitsmethoden ein, indem wir unsere Mitarbeitenden schulen und ihre digitalen Kompetenzen ausbauen. So können sie ihre Arbeitszeit vermehrt unserer eigentlichen Mission als Pharmaunternehmen widmen: das Leben von Patientinnen und Patienten zu verbessern und zu verlängern. Neue, nachhaltige Lernmethoden, indem wir bewerten, wie die Mitarbeitenden die anstehenden Lernherausforderungen meistern. Wir erkennen die Notwendigkeit eines unterstützten Austauschs unter Peers und mit externen Coaches, die sie während des gesamten Lernprozesses begleiten und beraten.

Wie stellen Sie sich die Zukunft des Personalwesens vor, insbesondere im Kontext von Unternehmen in der Gesundheitsbranche wie AstraZeneca? 

Die Zukunft von HR in Gesundheitsorganisationen wie AstraZeneca wird meiner Meinung nach von mehreren wichtigen Trends geprägt sein. Erstens wird die Entwicklung und Bindung von Talenten stärker in den Fokus rücken, da die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im Gesundheitswesen weiter steigt. HR wird eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung, Förderung und Bindung von Top-Talenten in einem hart umkämpften Markt spielen.

Zweitens wird die Integration von Technologie und Datenanalyse die HR-Funktionen verändern und effizientere Gehaltsabrechnungs-, Verwaltungs- und Rekrutierungsprozesse, eine verbesserte Personalplanung und eine einfachere Messung der Mitarbeiterzufriedenheit ermöglichen. Darüber hinaus werden zunehmend hybride Arbeitsformen, einschließlich Telearbeit und flexibler Arbeitsverträge, von den Personalabteilungen neue Strategien erfordern. So können wir die Mitarbeiter optimal unterstützen und gleichzeitig die arbeitsrechtlichen Bestimmungen einhalten.

Schließlich werden das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker in den Fokus rücken. Auch hier spielt die Personalabteilung eine proaktive Rolle bei der Bereitstellung eines unterstützenden und gesunden Arbeitsumfelds.  Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Zukunft der Personalarbeit in Gesundheitsorganisationen wie AstraZeneca um Talentmanagement, Technologieintegration, flexible Arbeitsregelungen, Nachhaltigkeit und Initiativen zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden drehen wird, damit sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Österreich konzentrieren können.

Sabine Engleitner-Neu, M.A., M.A., Abgeordnete zum OÖ Landtag (SPÖ): Wir müssen faire Bedingungen für alle schaffen

Wie faire Steuern und das „Isländische Modell“ zur Geschlechtergleichstellung und sozialen Gerechtigkeit beitragen können, verrät Sabine Engleitner-Neu im ABW-Interview.

 

„Die kommenden Jahrzehnte stehen im Zeichen des klimafreundlichen Umbaus der Wirtschaft und der öffentlichen Infrastruktur. Diese Investitionen schaffen nachhaltige und sichere Arbeitsplätze sowie neue Steuereinnahmen. Gleichzeitig muss der Staat in Zeiten vielfältiger Krisen und Konflikte in die öffentliche Sicherheit investieren, um die Bevölkerung zu schützen. Dabei darf die Schuldentragfähigkeit der öffentlichen Haushalte nicht aus den Augen verloren werden“, so die Landespolitikerin.

Die COFAG habe während der Corona-Pandemie Milliarden an Subventionen verteilt, die oft ohne gesellschaftlichen Mehrwert versickert seien und die Staatsverschuldung erhöht hätten. „Um den Spagat zwischen Zukunftsinvestitionen und Budgetkonsolidierung zu schaffen, müssen Vermögen und Millionenerben einen fairen Beitrag leisten. Gleichzeitig muss der Faktor Arbeit steuerlich entlastet werden, das entlastet den Sozialstaat, bringt Mehreinnahmen für die öffentliche Hand, unterstützt den ökologischen Umbau und schafft neue Arbeitsplätze“, so Engleitner-Neu. Die SPÖ plant die Einführung des „Isländischen Modells".

Seit 2018 müssen in Island Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mit 25 oder mehr Beschäftigten ein Entgeltgleichheitszertifikat erwerben. Der „Equal Pay Standard“ schreibt vor, dass Lohnunterschiede von mehr als fünf Prozent zwischen Mitarbeitenden derselben Berufsgruppe korrigiert werden müssen. Bei Nichteinhaltung drohen Strafzahlungen und öffentliche Bekanntmachung.

Für die Teilhabe marginalisierter Gruppen am Arbeitsmarkt strebt die SPÖ eine Wiederaufnahme der „Aktion 20.000“ an, ein Modell, das unter der letzten SPÖ-geführten Regierung erfolgreich war, aber dem Sozialabbau durch die schwarzblaue Koalition zum Opfer fiel. Investitionen in Qualifizierung und sozialpsychologische Begleitung sollen benachteiligte Gruppen auf den ersten Arbeitsmarkt bringen. Unternehmen müssen zudem ihre Einstellungsverpflichtungen gegenüber beeinträchtigten Menschen erfüllen. 

Spekulationen stärker besteuern

Engleitner-Neu ist überzeugt, dass von einer steuerlichen Entlastung des Faktors Arbeit sowohl die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch die produzierenden Unternehmen profitieren würden. „Diese Unternehmen schaffen tagtäglich gesellschaftlichen Mehrwert und tragen zur hohen österreichischen Qualität und zum Exporterfolg bei. Unfairen Wettbewerb zu unterbinden, Spekulation stärker zu besteuern und Steuerschlupflöcher für Spekulanten und internationale Konzerne zu schließen, ist nicht nur gerecht, sondern stärkt auch die Position und die Wertschätzung dieser Unternehmen“.

Mit diesen Maßnahmen will die SPÖ faire Bedingungen für alle schaffen und gleichzeitig Leistungsbereitschaft und Innovation fördern. Ein gerechtes Steuersystem soll sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen Anreize für hohe Leistungen bieten und so zu einer gesunden Wirtschaft beitragen.

Foto: MecGreenie

Dr. Sabine Götze, Abgeordnete zum Nationalrat (Die Grünen): Ich setze mich für eine eine verbindliche Frauenquote in Vorständen ein

Als Politikerin ist sie viel unterwegs, spricht mit den Menschen, erzählt von ihrer Arbeit und gibt Einblicke in ihren politischen Alltag. Die Resonanz ist durchwegs positiv.

 

Um Österreich zukunftsfit und langfristig wettbewerbsfähig zu machen, müsse die heimische Wirtschaft vom alten Denken wegkommen und die grüne Transformation schaffen. Die Grünen setzen auf eine umfassende Standortstrategie: „Wir brauchen mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und anderen Rohstoffimporten; dafür haben wir bereits wichtige Weichen gestellt: das Erneuerbare-Energien-Gesetz, mit dem Österreich bis 2030 zu 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen wird; den Transformationsfonds und die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung für den Umstieg auf eine klimaneutrale Industrie. Wir stärken die Kreislaufwirtschaft, um den Anteil an Recyclingmaterial zu erhöhen und weniger Rohstoffe zu verbrauchen, und wir müssen unsere wertvollen natürlichen Böden schonen. Wir setzen auf Forschung in grüne Technologien, das sichert attraktive Arbeitsplätze im Land“, so Dr. Sabine Götze.

Sie betont, dass auch internationale Entwicklungen wie die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromobilität nicht verschlafen werden dürften. Die Politik stehe in der Verantwortung, Planungssicherheit für die Unternehmen zu schaffen. „Investitionen und Innovationen, die gut für Klima, Wirtschaft und Gesellschaft sind, halten die Wertschöpfung im Land und schaffen gute, zukunftssichere Arbeitsplätze. Das sichert nicht nur unseren Wohlstand, sondern auch die Zukunft unserer Kinder.“

Mehr Frauen in Führungspositionen

Als Wirtschaftssprecherin der Grünen setzt sich Götze für eine verbindliche Frauenquote in Vorständen nach dem Vorbild Deutschlands ein. „Wir haben bereits eine Quotenregelung in Aufsichtsräten und sie funktioniert: In Österreichs Aufsichtsräten sind Frauen mit rund 31 Prozent vertreten, in den Vorständen hingegen sind es nur rund 9 Prozent.“

Eine vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahr 2021 belegt, dass Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen krisenfester und insgesamt erfolgreicher sind. Das bestehende Geschlechterungleichgewicht in Führungspositionen „kostet“ Österreich jährlich rund 2,5 Milliarden Euro Umsatz bzw. rund 700 Millionen Euro an Wertschöpfung! „Mit einer Quote für Vorstände erhöhen wir die Anzahl weiblicher Führungskräfte im Unternehmen, das hat auch Auswirkungen auf die Frauenförderung im Unternehmen“, ist die Politikerin überzeugt.

Faire Steuern auf Arbeit

Die Grünen wollen, dass den Menschen mehr von ihrem hart verdienten Geld bleibt und setzen sich deshalb für eine Reform ein: Steuern auf Arbeit sollen gesenkt, Steuern auf Vermögen und umweltschädliches Verhalten erhöht werden.

„Die Ökosoziale Steuerreform war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und hat vor allem Menschen mit geringerem Einkommen entlastet. Jetzt ist eine gerechte Besteuerung von Millionenerbschaften notwendig, um die Besteuerung von Arbeit weiter zu senken“, betont Götze. Sie motiviert die Menschen, sich aktiv für ihre politischen Forderungen und Ideen einzusetzen, zum Beispiel durch Engagement in der Kommunalpolitik. „So können wir unser Umfeld direkt mitgestalten. Und wer das nicht will oder kann, der soll eben die entsprechende Vertretung wählen“.

Foto: Grüner Club

  

Sabine Binder, Zweite Präsidentin des OÖ Landtags (FPÖ): Utopische Klimaziele schaden der Wirtschaft

Für Sabine Binder sind Wirtschaftswachstum und Schuldenabbau möglich. Aber nur mit besseren Bedingungen für Unternehmen und einem vernünftigen Klimaschutz.

 

Mit welchen Maßnahmen kann das Wirtschaftswachstum angekurbelt und gleichzeitig die Staatsverschuldung abgebaut werden?

Vor allem müssen die Bedingungen für unsere heimische Wirtschaft verbessert werden. Die Politik muss aufhören, den Unternehmen mit überzogenen und utopischen Klimazielen Fesseln anzulegen. Klimaschutz mit Vernunft ja. Aber das, was die Bundesregierung in den letzten Monaten und Jahren aufgeführt hat, ist wirtschaftsfeindlich und schadet letztlich auch dem einzelnen Bürger. Wir müssen bessere Grundlagen schaffen, damit unsere Unternehmen international wettbewerbsfähig sind. Denn wenn es der Wirtschaft gut geht, wird es auch leichter fallen, den Schuldenberg Österreichs abzubauen. Das ist auch dringend notwendig. Die Politik kann nicht ständig Ausgaben und Investitionen tätigen, die unsere Kinder und Enkelkinder zurückzahlen müssen.

Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Gleichstellung der Geschlechter weiter zu fördern und soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten? 

Was jedenfalls nicht hilft, ist dieser Gender-Wahnsinn. Er fördert nicht die Gleichbehandlung, sondern verstümmelt und verkompliziert nur unsere Sprache. Das „Muttersein“ ist immer noch der Hauptgrund für die statistischen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Wenn sich eine Frau für ein Kind entscheidet, muss sie dafür belohnt und nicht bestraft werden. Das heißt, sie muss entsprechend finanziell unterstützt werden. Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Anhebung der Löhne für Frauen in Niedriglohnsektoren, beginnend bei den Lehrlingsentschädigungen. Wichtig ist auch die Bewusstseinsbildung. Wir sind gegen Zwang, aber für Anreize. Mädchen und Frauen müssen bei der Ausbildungs- und Berufswahl stärker auf die Verdienstmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Sie müssen auch ermutigt werden, Verantwortung in Führungspositionen zu übernehmen.

Wie stellen Sie sicher, dass sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen von einem gerechten Steuersystem profitieren und Anreize für hohe Leistungen erhalten?

Mehr Leistung muss sich lohnen. Niedrige Steuern und Leistungsanreize sind Voraussetzung für eine prosperierende Wirtschaft, einen gesunden Arbeitsmarkt und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Vollzeitarbeit und Überstunden müssen sich mehr lohnen. Sie dürfen nicht zu Lasten der Unternehmen gehen. Die daraus resultierende Wertschöpfung kommt letztlich dem Staat zugute. Ein wesentlicher Hebel ist auch die Senkung der Lohnnebenkosten, für die wir uns seit Jahren einsetzen.  

Foto: Land OÖ/Kauder

Dipl. BW Sabine Pfeffer, Leitung des Ressorts Kunde & Markt Bank Österreich bei UNIQA: Sicherheit ist ein zentrales Bedürfnis der Menschen

Dipl. BW Sabine Pfeffer. Im Vorjahr hat sie die Leitung des Ressorts Kunde & Markt Bank Österreich bei UNIQA übernommen und ist damit zuständig für die Marke Raiffeisen Versicherung. Im ABW-Interview zieht sie eine erste Zwischenbilanz.

 

Sie sind seit einem Jahr im Vorstand der UNIQA Versicherung. Welche Herausforderungen haben Sie in dieser Zeit gemeistert und welche besonderen Erfolge können Sie bereits vorweisen?

Ich bin bei UNIQA für das Ressort Kunde & Markt Bank Österreich verantwortlich und damit in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Raiffeisen unter der Marke Raiffeisen Versicherung tätig. Die Herausforderung war sicher, in kurzer Zeit zwei sehr erfolgreiche Unternehmen in ihrer Arbeit und ihrem Wirken kennen zu lernen: UNIQA und Raiffeisen.

Zudem war ich von Anfang an viel in Österreich unterwegs, um unsere wertvolle Raiffeisen-Kooperation persönlich zu vertiefen, gemeinsame Ziele zu besprechen und Perspektiven und Ideen der Banken mitzunehmen, um Handlungsfelder rascher zu erkennen. So ist es meinem Team und mir gelungen, im vergangenen Jahr einiges zu bewegen: Unter anderem haben wir unseren Kooperationsvertrag mit acht Raiffeisenlandesbanken weiterentwickelt und neue Vertriebsmodelle entwickelt, die sich bereits in der Pilotierungsphase befinden. Eine sehr spannende Zeit, in der wir Strukturen schaffen, die neues Wachstum ermöglichen. Es gibt keinen Lift zum Erfolg. Man muss die Treppe nehmen. Jeder Schritt ist ein Schritt zum Ziel.

Wie würden Sie Ihre Rolle im Vorstand beschreiben, insbesondere im Hinblick auf die strategische Ausrichtung der UNIQA Versicherung? 

Als Vorständin ist es meine Aufgabe, Anliegen voranzutreiben, die Entwicklung des Unternehmens zu gestalten und vor allem jeden Tag Vorbild zu sein. Dabei liegt mir auch die Förderung und das Empowerment von Kolleginnen und Frauen im Allgemeinen besonders am Herzen. Ich habe erkannt, dass auch das Top-Management nicht unfehlbar sein muss. Vielmehr muss es die Gestaltungskraft aus der Mitte des Unternehmens verstehen und einfordern - empathisch und reflektiert.

Als eine der führenden Versicherungen des Landes ist es unsere Aufgabe, unseren Kunden Sicherheit zu geben und gleichzeitig die Awareness für Themen wie umfassende Absicherung und finanzielle Vorsorge zu steigern. Vor allem die junge Generation müssen wir noch besser abholen. Gleichzeitig entwickeln wir uns zu einem ganzheitlichen Gesundheitsdienstleister und engagieren uns stark im Bereich Nachhaltigkeit. Mein Ziel ist es, mit der von mir verantworteten Marke Raiffeisen Versicherung einen wesentlichen Beitrag zu leisten - stark und profitabel zu wachsen, mit Top-Service zu überzeugen, strategische Schwerpunkte zu setzen und die Digitalisierung als zusätzliche Vertriebschance zu nutzen.

Welche neuen Technologien oder Services setzt UNIQA ein und wie beeinflussen diese die Kundenbeziehung?

Die digitale Transformation ist für uns als UNIQA keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unsere Kundinnen und Kunden stehen im Mittelpunkt unseres Handelns. Mit Service Excellence in vielen Facetten machen wir unseren Kunden das Leben leichter und stärken die Kundenbindung. Gleichzeitig wollen wir noch agiler und effizienter werden. Genau hier ist Robotic Process Automation (RPA) ein wichtiger Hebel.

Im Kundenservice gibt es viele einfache und repetitive Anwendungen für Roboter. Indem sie diese manuellen Tätigkeiten übernehmen, schaffen sie Freiräume für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit diese sich mit mehr Zeit und Sorgfalt um komplexe Aufgaben kümmern können. 

Der eigentliche Moment der Wahrheit in der Beziehung zu unseren Kunden ist das Schadenmanagement. Hier zählt, wie schnell wir reagieren und wie lange es dauert, bis das Geld auf dem Konto ist. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) optimiert UNIQA in den Sparten Kfz-Kasko, Rechtsschutz, Elementar und Krankenversicherung laufend die Dunkelverarbeitung, also die automatische Schadenabwicklung ohne menschliches Zutun. Dabei ist zu beachten: Wenn eine Leistung abgelehnt werden muss, entscheidet das niemals die KI allein. Hier sind immer Schadenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zur abschließenden Prüfung hinzugezogen.

Gerade bei den Unwetterereignissen im vergangenen Sommer konnten wir mit KI die Bearbeitung tausender Schadensmeldungen enorm beschleunigen. Als größter privater Gesundheitsversicherer Österreichs machen wir unseren Kundinnen und Kunden auch in der ambulanten Krankenversicherung das Leben leichter. Die Apothekenrechnung mit wenigen Klicks am Handy einscannen oder abfotografieren, mit der myUNIQA App hochladen und in kürzester Zeit die Leistungsauszahlung auf dem Konto haben - das ist gelebtes Kundenservice und unser Qualitätsanspruch. Darüber hinaus wollen wir mit unserer Omnikanal-Strategie, also der engen Verzahnung der Vertriebs- und Kommunikationskanäle, ein nachhaltiges Kundenerlebnis ermöglichen. Die Unfallversicherung zum Beispiel ist schon heute komplett online abschließbar.

Wie bindet UNIQA die Marke Raiffeisen Versicherung in die Gesamtstrategie ein und welche Synergien werden zwischen den Marken genutzt, um den Unternehmenswert zu steigern?

Mit der Marke Raiffeisen Versicherung sind wir ganz nah an den Bankkunden und ihrem täglichen Leben, ihren Bedürfnissen und Sorgen. Unsere Kooperation mit Raiffeisen ist daher eine starke Verbindung mit vielen Chancen und großem Potenzial, unsere Kundinnen und Kunden über die Banken in Versicherungsfragen zu erreichen und ihnen eine vertraute Begleiterin in ihren Lebensereignissen zu sein. Genau mit dieser Frage beschäftigen wir uns bereits sehr intensiv, um hier ganz gezielt die notwendigen Prioritäten und strategischen Maßnahmen ableiten zu können.

Welche konkreten Initiativen setzt UNIQA, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und gleichzeitig soziale Verantwortung zu übernehmen?

Als eines der führenden Versicherungsunternehmen des Landes schenken wir der sich abzeichnenden Klimakrise große Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil die daraus resultierenden Risiken direkte Auswirkungen sowohl auf die Veranlagung als auch auf unsere Rolle als Risikoträgerin haben. Wir bekennen uns zu den Klimazielen von Paris und streben in Österreich bereits bis 2040 Klimaneutralität an. Dieses weitreichende Bekenntnis hat konkrete Auswirkungen auf alle Geschäftsbereiche.

Wir sind uns bewusst, dass der Green Deal nur gelingen kann, wenn unsere Industrie als größter Investor in Europa diesen Hebel nutzt. Auch in der Produktpolitik treiben wir die Energiewende voran, zum Beispiel mit nachhaltigen fondsgebundenen Lebensversicherungen. Und nicht zuletzt setzen wir Klimaschutzziele in unserer eigenen Betriebsführung um: Dazu gehören die Senkung des Stromverbrauchs und die Ökologisierung des Fuhrparks. Zur Analyse des Strom-, Wärme- und Wasserverbrauchs in den rund 90 Servicecentern, den neun Landesdirektionen und der UNIQA Zentrale in Österreich wurde das UNIQA Energiemonitoring entwickelt, mit dem der Energieverbrauch zeitnah überwacht werden kann. Dieses Best-Practice-System in der Versicherungsbranche dokumentiert den Anspruch, den eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch laufend zu minimieren.  

Welche beruflichen Pläne wollen Sie 2024 umsetzen?

Wir leben in einer Zeit permanenter Krisen und Sicherheit ist ein ganz zentrales Bedürfnis der Menschen. Hier können wir als großer Versicherer, als UNIQA und als Marke Raiffeisen Versicherung einen wichtigen und wertvollen Beitrag leisten. Gemäß der UNIQA Finanzvorsorgestudie 2023 werden Bankberater immer mehr um Information und Rat gefragt und vertrauen ihrer Raiffeisenbank. Unsere Kunden wollen persönlich oder digital auf Absicherung und Vorsorge angesprochen werden. Dies konsequent zu tun, ist ein wesentliches gemeinsames Kernziel, auf das wir uns verständigt haben und auf das wir ab 2024 einen starken Fokus legen - begleitet von einer Reihe konkreter strategischer Initiativen und Vertriebsschwerpunkte. Wir gestalten die Zukunft aktiv.

Foto: Isabelle Köhler & Natascha Unkart

Dr. Sabine Bothe, Global Head of People and Culture der Erste Group: Führungskräfte müssen heute Talentmagnete sein

Die promovierte Juristin ist seit Beginn des Vorjahres Global Head of People and Culture der Erste Group. Ein ABW-Interview über gute Führung, Benefits und bewusste Selbststeuerung.

 

Wie hat sich der Rekrutierungsprozess in den letzten Jahren verändert?

„Speed is king“ lautet unsere Devise im Angesicht der aktuellen Arbeitsmarktsituation. Das funktioniert nur mit Recruitern, die sich in kurzer Zeit ein Bild von Persönlichkeit und Fähigkeiten machen können. Bei der Vorauswahl hilft uns teilweise auch schon die künstliche Intelligenz, da wird in den nächsten Jahren noch eine große Entwicklung stattfinden. Zudem hat der Arbeitsmarkt dazu geführt, dass wir vermehrt direkt auf die Bewerber zugehen müssen. Dazu sei aber gesagt: In einem umkämpften Arbeitsmarkt werden aber schlussendlich nur die Unternehmen als beste Talentmagneten hervorgehen, die authentisch sind und wo gelebt wird, was nach außen versprochen wird.

Welche Methoden nutzen Sie, um die besten Kandidaten für eine Stelle zu finden?

Unser Weiterempfehlungsprogramm bewährt sich zunehmend, wir konnten dieses Jahr bereits viele Talente über unsere bestehenden Mitarbeiter gewinnen. Ein wunderbarer Beweis dafür, dass sie unsere besten Botschafter sind und es sich für Unternehmen immer bewährt, in die Zufriedenheit der eigenen Leute zu investieren. Abgesehen davon bedienen wir uns der klassischen Jobportale und Social Media als Recruiting-Kanäle. Auch das Direct Sourcing, also die direkte Ansprache von potentiellen Kandidaten, spielt eine bedeutende Rolle.  

Wie und wie oft führen Sie Leistungsbeurteilungen durch? 

Zu Beginn jedes Jahres definieren unsere Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern eine Zielvereinbarung. Im Zuge dieses Gesprächs wird gemeinsam ein Entwicklungsplan erstellt, um gezielt bei der Weiterentwicklung zu unterstützen. Da sich Prioritäten verschieben können und wir eine starke Feedbackkultur leben, können Zielvereinbarungen in Absprache jederzeit angepasst werden. In gewissen Abständen werden für Führungskräfte zudem 360-Grad-Feedbacks eingeholt, dessen Inhalt auf unseren Leadership Dimensionen basieren und in die Beurteilung von Leadership einfließen. Eine endgültige Beurteilung der Leistung erfolgt immer nach Jahresende. 

Was sind die Schlüsselstrategien zur Mitarbeiterbindung?

Niemals stehen bleiben! Wir haben eine der besten Employer Brands am österreichischen Markt, dennoch versuchen wir uns kontinuierlich zu verbessern. Das gelingt nur, wenn wir allen Mitarbeitern aktiv zuhören und unsere Handlungen anpassen. Ein HR-Konzept mit 20 Jahren Bestand wird nicht mehr funktionieren. Führungskräfte müssen authentisch sein und als Talentmagnete wirken.

Zudem verändern sich die Bedürfnisse der Menschen und die Unternehmen müssen zielgerichteter drauf reagieren. Benefits müssen vielfältig sein und an diese individuellen Bedürfnisse angepasst sein. Gehalt und finanzielle Sicherheit haben in den letzten Jahren nachweislich wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Und wir haben mit der Einführung eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms ein Angebot geschaffen, dass nah an unserem Kerngeschäft liegt und gleichzeitig die Bindung der Mitarbeiter stärkt.

Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei der Talentbindung? 

Ich glaube, wir müssen diesen tonnenschweren Kulturbegriff loswerden. Ob du dich wohlfühlst in einem Unternehmen und engagiert arbeiten kannst, hängt von vielen kleinen Dingen ab. Man sollte sich jeden Tag überlegen, wofür man als Unternehmen steht und dementsprechende Handlungen setzen. Wir von People & Culture sehen uns in der Verantwortung, Kultur prägende Dinge mitzugestalten.

So können wir in etwa viel dafür tun, gute Führung im Unternehmen zu etablieren. Die Menschen können sich ihren Arbeitgeber frei aussuchen und ob wir heute die richtigen Talente gewinnen, entscheidet über den Geschäftserfolg von morgen. 

Wie hat die Digitalisierung und KI den HR-Bereich beeinflusst?

Digitalisierung hat auch vor HR in den letzten Jahren nicht Halt gemacht hat, vielmehr ist sie zu einer Art Beifahrerin geworden. People Analytics in etwa gehört zu den wachsenden Bereichen des HR. Um das Thema der künstlichen Intelligenz gibt es aktuell in vielerlei Hinsicht einen Hype, auch wir beschäftigen uns stark damit.

Konkret nutzen wir in unserem Engagement Tool bereits KI Sentiment Analysen, um offene Kommentare unserer Mitarbeiter bestmöglich auswerten zu können und so sicherzustellen, dass wir die richtigen Follow-up Maßnahmen setzen. Außerdem zeigt sich am Beispiel von Recruiting, wie künstliche Intelligenz dabei unterstützen kann, Personen und Möglichkeiten zusammenzubringen. Weitere mögliche Anwendungsfelder im HR sind die Evaluierung von Skills im Unternehmen sowie das Ableiten zielgenauer Lernempfehlungen.

Was sind Ihre besten Praktiken für Stressmanagement am Arbeitsplatz?

Wir sprechen viel mit unseren Mitarbeitern und da zeigt sich eines klar: die Fülle an Terminen und Calls bringt großes Stresspotential mit sich. Eingeladen ist man schnell mal, ich empfehle hier bewusste Selbststeuerung: Wenn ich keinen Mehrwert in einer Teilnahme erkennen kann, darf ich auch höflich ablehnen und meine Zeit anders nutzen. Es muss auch nicht immer alles sofort sein. Ansonsten: im Vorhinein den anstehenden Tag gedanklich durchgehen. Zeit für Gespräche mit Kollegen einplanen. Wo möglich kurz das Handy weg und lieber mal raus an die frische Luft.

Welche Trends sehen Sie im HR-Bereich?

Die digitale Transformation macht auch vor HR nicht Halt. Wir müssen HR-Tech neu denken und ausbauen, um damit digital und gleichzeitig menschenzentriert zu werden. Bürokratie hat da keinen Platz mehr. Außerdem gilt es, Führungskräfte in eine Richtung zu entwickeln, dass sie die richtigen Talente anziehen. Karrierewege werden neu gedacht werden und Lernen muss im Unternehmen auf allen Ebenen verankert werden. Weitere Trends, die Unternehmen entwickeln und nachhaltig verbessern müssen, sind die Themen Skills und Engagement. Das wird die neue Königsdisziplin.

Stichwort Mitarbeitermangel: Ist auch die Erste Bank betroffen. Wenn ja, was wird dagegen unternommen?

Wir sind vermutlich weniger betroffen als andere Branchen. Die Arbeitsmarktsituation ist keine einfache, denn im Grunde haben wir einen Mangel an bestimmten Fähigkeiten. Das Wichtigste ist die Arbeitgebermarke, denn die richtigen Talente werden nur für uns arbeiten wollen, wenn sie positive Assoziationen mit unserem Namen verbinden. Das gelingt uns schon gut.

Bedeutet aber auch, wir dürfen uns nicht auf unserem guten Image ausruhen, sondern müssen uns ständig weiterzuentwickeln. Nur ein Unternehmen mit Führungskräften, die Talente anziehen, wird in der Lage sein, diese auch zu halten. Das wird wichtiger denn je. Wir hören bei unseren Mitarbeitern noch genauer hin und beobachten einen Rückgang in der Fluktuation und der offenen Stellen. Letztere konnten zu einem maßgeblichen Teil durch Weiterempfehlung besetzt werden - das zeigt mir, dass unsere Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten und das auch nach außen tragen.

Welchen Rat haben Sie für Frauen, die eine Karriere im HR-Bereich anstreben?

Meine Ratschläge richten sich an Frauen gleichermaßen wie an Männer. Es braucht ein Bewusstsein dafür, wie strategisch der HR-Bereich ist. Wir leisten einen großen Beitrag dazu, ein Unternehmen zukunftsfit zu machen. Dafür braucht es ein Gespür für Zahlen und Datenanalyse ebenso wie ein großes Interesse für Trends und Entwicklungen am Markt.

Foto: © Philipp Horak

DI Dr. Sabine Herlitschka, CEO Infineon Technologies Austria AG: Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg

Die Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG über den Mehrwert von Kooperationen, wie man Frauen für MINT-Berufe begeistern kann und Mikroelektronik aus Österreich.

 

„Das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld war sehr herausfordernd, das spüren die Menschen, das spüren wir als Unternehmen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Infineon an weltweit relevanten Themen arbeiten, die nachhaltige Wachstumstreiber sind: Mobilität, Energieeffizienz und Lösungen für das Internet der Dinge. Damit bieten wir mit der Mikroelektronik wirksame technologische Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Klimawende. Das ist eine globale Aufgabe, bei der alle zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich zu sein“, so die Infineon-Managerin, die darauf verweist, dass Infineon Austria eine der großen industriellen Erfolgsgeschichten Österreichs ist.

„In 50 Jahren haben wir uns von einer verlängerten Werkbank zu einem der forschungsstärksten Unternehmen Österreichs entwickelt. Als Leitbetrieb beschäftigen wir über 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sechs Standorten von Wien bis Innsbruck. Mit den Erweiterungen der letzten Jahre, allen voran unserer Chipfabrik für Leistungselektronik, in der wir so genannte Energiesparchips herstellen, sind wir heute sowohl im Infineon-Konzern als auch in Österreich ein wichtiger Player, der das Mikroelektronik-Ökosystem in Österreich wesentlich mitgestaltet und zukunftsorientierte Arbeitsplätze und Wertschöpfung für alle schafft. Mit unseren Lösungen und Technologien bieten wir einen großen Hebel für die zukunftsentscheidenden Themen Dekarbonisierung und Digitalisierung“.

Wichtiger Chip-Produzent

Mikrochips sind das Herzstück digitaler Anwendungen und mittlerweile entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ganzer Kontinente. Alle Volkswirtschaften investieren massiv, um eine möglichst hohe strategische Autonomie in dieser weltweit relevanten Schlüsseltechnologie zu erlangen.

Europa hat mit dem „EU Chips Act“ ein Instrument geschaffen, das dem Kontinent eine Vorreiterrolle in Stärkefeldern wie Leistungselektronik, Sensorik sowie bei elektronischen Systemen für Datensicherheit und Sicherheitslösungen verschaffen kann.

„Man mag es kaum glauben, aber die österreichische Mikroelektronik-Branche ist im europäischen Vergleich wirklich gut aufgestellt: Gemessen an der Einwohnerzahl sind wir in diesem Zukunftsfeld die Nummer 1 bei Wertschöpfung, Beschäftigung und Investitionen in Forschung und Entwicklung. Auch in absoluten Zahlen liegen wir unter den Top 3 und 4 in Europa“, so Herlitschka. Und Österreich arbeitet weiter daran, diese Spitzenposition auszubauen: Die Bundesregierung hat im Oktober angekündigt, den Ausbau der heimischen Mikroelektronikindustrie in den nächsten sieben Jahren im Rahmen der Möglichkeiten des EU-Chips-Acts mit knapp drei Milliarden Euro zu fördern.

Technologien aus Österreich für die ganze Welt

Die Mikroelektronik hat Auswirkungen auf nahezu alle Anwendermärkte. Rund 50 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung hängen heute direkt oder indirekt von der Halbleiterindustrie ab. Technologien aus Österreich begleiten uns alle im Alltag: Ob im Smartphone, im Zug, in Wind- und Photovoltaikanlagen, im Kühlschrank, im Roboter, im Reisepass oder in der Kreditkarte.

Die Halbleiterproduktion wird derzeit weltweit massiv ausgebaut, Investitionen in Forschung und Entwicklung werden forciert. Dafür braucht es viele kompetente und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - sie sind der Schlüssel zum Erfolg. Der globale Wettlauf um Wettbewerbsfähigkeit geht daher Hand in Hand mit Investitionen in Aus- und Weiterbildung. Andererseits geht es aber auch darum, alle Menschen digital fit zu machen, Ängste zu nehmen und den Nutzen klar aufzuzeigen, im Alltag wie im Berufsleben: In Österreich setzt sich dafür beispielsweise die Initiative „Fit4Internet“ aktiv ein.

Mehr Leistung und weniger Energieverbrauch

Infineon Austria hat im Jahr 2023 zwei große europäische Forschungsprojekte gestartet. Im Mittelpunkt steht der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, sozusagen der Ersatz von Rohstoffen und Energie durch Intelligenz. Also „mehr aus weniger“ zu machen und das gemeinsam mit 98 Partnern aus ganz Europa.

„In einem Projekt entwickeln wir die nächste Generation energiesparender Chips mit dem Halbleitermaterial Galliumnitrid. Die neuen Chips bringen mehr Leistung und verbessern die Energieeffizienz um 30 Prozent. Hochgerechnet können wir damit weltweit 218 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.

Zum Vergleich: Das entspricht mehr als dem dreifachen jährlichen CO2-Ausstoß Österreichs. Damit leisten wir einen enormen Beitrag zum Klimaschutz. In einem zweiten Projekt geht es um künstliche Intelligenz und wie wir durch intelligente Datenvernetzung die Effizienz in der Produktion und den Ressourcenverbrauch optimieren können“, sagt Sabine Herlitschka.

Kooperationen einen echten Mehrwert für alle Seiten bringen und heute unverzichtbar sind. „Der Austausch von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen führt zu besseren Lösungen. Hier zwei Beispiele, die die Bandbreite der Kooperationen aufzeigen: Wir kooperieren mit vielen Höheren Technischen Lehranstalten (HTLs) in Österreich und haben dort sogenannte „Smart Learning Classes“ etabliert. Durch den Austausch mit den Schülern und den Einblick in die Praxis, gepaart mit neuen digitalen Methoden und Formaten, wird ein innovativer Bildungsansatz gelebt. Auf internationaler Ebene setzen wir derzeit im Rahmen eines europäischen Förderprogramms Kooperationen mit den Universitäten Zagreb, Sophia und Ljubljana um. Hier geht es darum, den MINT-Talentepool in Europa insgesamt zu stärken“, so die Managerin, die nicht vergisst, darauf hinzuweisen, dass Fachkräfte dringend gesucht werden.

Fachkräfte dringend gesucht

Allein in der Elektronik und Informationstechnik fehlen laut Fachverband in Österreich bereits heute rund 14.000 Fachkräfte. „Diese Lücke wird sich auch aufgrund der demografischen Entwicklung weiter vergrößern. Deshalb tun wir als Infineon sehr viel, um jungen Menschen, vor allem auch Frauen, bei der Ausbildungswahl zu vermitteln, wie spannend und zukunftsrelevant Technik ist. Das sind Berufe mit einem hohen Sinngehalt. Wir brauchen mehr denn je technische Fachkräfte für das Gelingen der Klima- und Energiewende, für die Gesundheits- und Verkehrssysteme der Zukunft. Allein in den letzten Jahren hatten wir Kontakt zu über 100.000 jungen Menschen, angefangen bei den MiniLabs in unseren Kindertagesstätten, Kooperationen mit Schulen über Praktika, Master-, Bachelor- oder Doktorarbeiten bis hin zu verschiedensten Initiativen mit Technischen Universitäten und Fachhochschulen. Um Frauen noch stärker für MINT-Fächer zu begeistern, die tollen Jobchancen aufzuzeigen und Vorbilder vor den Vorhang zu holen, vergeben wir heuer zum zweiten Mal gemeinsam mit dem ORF den Frauenförderpreis für Digitalisierung und Innovation.“

Foto: Infineon Austria

Mag. (FH) Dr. Sabine Scheffknecht, Abgeordnete zum Vorarlberger Landtag (NEOS): Die Täuschungen müssen ein Ende haben

 In Österreich wächst die Enttäuschung vieler Menschen über die politische Arbeit. Sabine Scheffknecht nahm das zum Anlass, politisch tätig zu werden.

 

Der soziale Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft sind für viele Menschen in Österreich geschwächt. Wie planen Sie, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung, die durch politische Polarisierung entstanden ist, zu überwinden?

Spaltung entsteht dort, wo das Verständnis und die Empathie für andere Sichtweisen abhandengekommen ist. Im Zuhören nimmt man oft wahr, dass auf beiden Seiten Sorgen und Nöte da sind, die ernst genommen werden müssen. Leider findet dieses Zuhören im alten politischen System zu wenig statt, und es werden Dinge bewusst populistisch formuliert, um Macht zu erhalten oder zu stärken. Ich sehe unsere Aufgabe als Politiker:innen der neuen Generation darin, diese spalterischen Tendenzen aufzuzeigen und ihnen kraftvoll  entgegenzutreten. Mit einem offenen Ohr für alle Menschen, dem Bemühen, verbindend tätig zu sein und mit der Demut, unser Bestes für ein gutes Miteinander zu tun.

Die politische Stabilität in Österreich hat in den letzten Jahren gelitten. Welche Maßnahmen sehen Sie als notwendig an, um langfristige Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sicherzustellen?

Ein respektvoller, ehrlicher und fairer Umgang miteinander ist das Um und Auf. Die politischen Meinungen dürfen, ja müssen dabei durchaus unterschiedlich sein. Schließlich gilt es, die unterschiedlichsten Interessen der Menschen zu berücksichtigen. Diesen echten Diskurs und das Ringen um Lösungen, die möglichst vielen Menschen nutzen und vor allem den Blick auf die nächste Generation richten, würde ich mir verstärkt wünschen.

Welche konkreten Schritte werden Sie, in Anbetracht der anhaltenden Enttäuschung vieler Bürgerinnen und Bürger über die politische Arbeit in Österreich, unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern?

Genau aus dieser Enttäuschung heraus wurde NEOS vor 10 Jahren gegründet und habe ich mich entschieden, politisch tätig zu werden. Ich bin überzeugt davon, dass das alte politische System des Machterhalts ausgedient hat. Es ist gut, dass in den letzten Jahren immer mehr sichtbar wurde, wo Macht missbraucht und Eigeninteressen in den Vordergrund gestellt wurden. Dieser Enttäuschung - also dem „Ende der Täuschung“ - liegt eine echte Chance inne. Die Chance, dass Menschen in die Politik kommen, die eine andere Art von Politik machen wollen. Ehrlich, respektvoll im Umgang mit allen Menschen und mit dem Wunsch, die Weichen für die Zukunft unserer Kinder richtig zu stellen. Wir setzen uns ein für:

  1. Absolute Transparenz – Wie sagt man so schön: Sonnenlicht ist das beste Desinfektionsmittel! 
  2. Mehr direkte Demokratie – Die Menschen müssen vermehrt in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
  3. Lernen mit- und voneinander – Zuhören und von der Expertise vieler Menschen zu lernen, ist ebenso wichtig, wie neue Wege der Vielfalt zu gehen. Lehren wir unser Kinder Kreativität, Offenheit und eigenständiges Denken. 
  4. Selbstreflexion – Wir haben hohe Ansprüche an andere. Werden wir dem selbst auch gerecht? Wir ringen jeden Tag darum, besser zu werden.

Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für Österreich dar. Wie beabsichtigen Sie, umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zu fördern, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden? 

Im Klimaschutz gilt, wir können uns das ewige Herumdiskutieren nicht mehr leisten. Es gilt jetzt sofort das richtige zu tun. Kurzfristig mit massiven Investitionen in erneuerbare Energien und – wie ich persönlich finde - Tempo 100 auf den Autobahnen. Aber auch in einem Miteinander von Umwelt und Wirtschaft. Ohne technologische Innovationen wird die Klimawende nicht gelingen. Ohne die ehrliche Bepreisung von Umweltverschmutzung auch nicht. Wir haben bereits vor Jahren ein richtungsweisendes Konzept für eine echte CO2-Steuer vorgelegt. Man muss es nur umsetzen. Gleiches gilt für das Thema Bodenverbrauch. Höher und dichter zu bauen, darf nicht ein Lippenbekenntnis bleiben. Wir brauchen den Erhalt der Grünflächen wie die Luft zum Atmen.

Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich – welche politischen Strategien verfolgen Sie, um die Verteilung von Wohlstand und Chancen fairer zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen? 

Ein starkes soziales Netz, das Menschen auffängt, die in Not sind, ist für uns ein absolutes Muss. Wir dürfen aber auch die Menschen nicht vergessen, die täglich hart arbeiten, um sich und ihren Kindern ein gutes Leben ermöglichen zu können. Sie haben angesichts der massiven Teuerung Zukunftsängste. Das darf nicht sein. Arbeiten muss sich jedenfalls lohnen. Die Steuern und Abgaben auf Arbeit in Österreich sind viel zu hoch und müssen runter – diese Maßnahmen würden sich vor allem positiv auf die Mittelschicht auswirken, die dringend entlastet gehört. Ein weiterer, wesentlicher Stellhebel ist eine qualitätvolle, kostenfreie und flexible Kinderbetreuung. Nur so kann gewährleistet werden, dass Familien – vor allem die Frauen – eine echte Wahlfreiheit haben und in dem Ausmaß erwerbstätig sein können, wie sie es möchten oder brauchen, um glücklich und gut abgesichert leben zu können.

Foto: NEOS

Mag. Sabine Stöger, Finanzvorständin der ERGO Versicherung: Ich möchte zeigen, was alles möglich ist, wenn man nur will

Sie kommt aus dem Bankenbereich, seit Dezember des Vorjahres ist sie Finanzvorständin der ERGO Versicherung. Was die Quereinsteigerin dieses Jahr geplant hat und wie sie die Branche beurteilt, lesen Sie hier. 

 

Seit mehr als einem halben Jahr sind Sie Finanzvorständin der ERGO – was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Am meisten schätze ich den Zusammenhalt innerhalb der Teams sowie die gemeinsame Erarbeitung neuer Standards und Projekte über Bereichs- und Ressortgrenzen hinweg. Die Dynamik unseres Umfelds verlangt eine permanente Weiterentwicklung und Gestaltung, und ich freue mich, Teams und KollegInnen zu haben, denen diese Herausforderung genau so große Freude bereitet wie mir.

Welche Bereiche der Versicherungsbranche haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Die Versicherungswirtschaft ist in den letzten Jahren digitaler und transparenter geworden. Beides mit dem Ziel, effizienter und kundenfreundlicher zu werden. Immer mehr Versicherungsunternehmen setzen auf Automatisierung und Digitalisierung ihrer Prozesse und bieten ihren Kunden beispielsweise die Möglichkeit, Versicherungen online abzuschließen oder Schadenmeldungen über eine App abzugeben. Auch die Nutzung von KI und Datenanalyse u.a. zur Risikoeinschätzung, zur Preisgestaltung und Schadenprävention ist zu einem allgegenwertigen Trend in unserer Branche geworden.

Außerdem ist das regulatorische Umfeld in Europa und damit auch in Österreich deutlich herausfordernder geworden. Dazu gehören im Bereich ESG beispielsweise die 2021 in Kraft getretene Offenlegungsverordnung und die darauf aufbauende bzw. daran anschließende Taxonomie-Verordnung, welche von der Produktentwicklung und der Veranlagung über das Reporting und den Informationspflichten weitreichende Auswirkungen auf unser Geschäft hat und haben wird.

Was sind die spezifischen Herausforderungen, die Sie in Ihrer Position als Versicherungsmanagerin sehen?

Unmittelbar sehe ich für den Finanzbereich der Versicherungsbranche definitiv die Umsetzung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 / 9 als größte Herausforderung im aktuellen Wirtschaftsjahr. Die Art und Weise, mit der wir in diesem Jahr unsere Ergebnisse berichten, hat sich grundlegend geändert mit dem Ziel, für mehr Information zu sorgen und Transparenz zu schaffen. 

Mittelfristig steht die gesamte Finanzbranche vor der großen Aufgabe, schlanker und digitaler zu werden, und ihr Produktangebot und -ausgestaltung im globalen Wettbewerb und unter steigender Regulatorik relevant, nachhaltig und weiterhin uneingeschränkt verlässlich weiterzuentwickeln. Als Arbeitgeber attraktiv zu sein, um für diese Mammutaufgabe die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Team zu holen bzw. sie zu halten, wird für den Erfolg entscheidend sein.

Wie gehen Sie als Managerin mit der zunehmenden Digitalisierung (Stichwort KI) um? Welche Auswirkungen wird diese auf die Branche haben?

Die ERGO Gruppe hat das Ziel, bis 2025 digital führend in der Versicherungsbranche zu sein – sowohl in Deutschland als auch in den internationalen Kernmärkten wie beispielsweise Österreich. Dafür arbeiten wir alle gemeinsam bereits heute mit Hochdruck an der Entwicklung und Implementierung neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Robotics oder Process Mining.

Der kontrollierte Einsatz entlang aller Standards zur diskriminierungsfreien Verwendung, zur Transparenz und dem Datenschutz sind dabei die Basis für den Einsatz und die Nutzung sämtlicher Technologien. Die Sicherstellung dessen steht auch für den Regulator im Fokus. 

Wir sehen, dass Automatisierung und Digitalisierung nicht notwendiger Weise abnehmende „menschliche“ Begleitung in der Konzeption, Umsetzung, Wartung, Kontrolle und Weiterentwicklung benötigt. Das erforderliche Skillset sowohl der Fachkräfte als auch des Managements haben sich dahingehend jedoch verändert. In der Zusammensetzung der Teams muss sich das zukünftig widerspiegeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Entscheidend ist, die Kolleginnen und Kollegen auf diesen Weg mitzunehmen, sie am Prozess zu beteiligen und mit den entsprechenden Ressourcen auszustatten, um sicherzustellen, dass Neuem und Unbekanntem selbstbewusst begegnet werden kann.

Welche Art von Versicherungsprodukten wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen?

Nachhaltigkeit ist wie bereits erwähnt das große Thema, auch in der Produktentwicklung. Nicht nur aufgrund der zunehmenden Regulatorik in diesem Bereich, sondern insbesondere auch aufgrund der steigenden Erwartungshaltung unserer Kundinnen und Kunden werden nachhaltige Versicherungsprodukte – egal ob in der Lebensversicherung oder der Schaden- und Unfallversicherung – stark an Bedeutung gewinnen.

Wie ernst wir das Thema in der ERGO nehmen, beweist die Tatsache, dass Nachhaltigkeit bereits seit längerer Zeit fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie #Drivefor2025 ist. Dazu gehört auch, bei unserem eigenen Verhalten mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir haben deshalb bereits begonnen, die Dienstwagenflotte der ERGO auf E-Autos umzustellen und im ERGO Center 28 Elektroladestellen implementiert.

In der Lebensversicherung kennzeichnen wir Fonds mit besonderer Nachhaltigkeitsausrichtung mit dem ERGO Responsibility Rating. Eine Veranlagung in bis zu 100% nachhaltiger Fonds ist somit möglich.

Bei unserer KFZ-Versicherung „MobilER GO!“ können interessierte Kunden in der Kasko-Versicherung ein Elektro Plus Paket miteinschließen. Dieser Baustein enthält sinnvolle Leistungen speziell für Autos mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid Antrieb. Ob Abschleppen zur nächsten Ladestation, Akku entsorgen oder Diebstahl des Ladekabels, wir springen ein.

Bei unserer Haushalt- und Eigenheimversicherung ERGO fürs Wohnen bieten wir einen Zusatzbaustein einer Versicherung der Photovoltaikanlage an. Kunden können sich so gegen Ungeschicklichkeit, Materialfehler oder Verlust der Kühlflüssigkeit versichern. 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihren Führungsstil?

Respekt, Leistung und Freude an der Zusammenarbeit stehen für mich an oberster Stelle. Jede Aufgabe und Zielsetzung, die ich an meine Teams stelle, bauen darauf auf. Wichtig ist mir auch, das Potenzial in jedem Menschen zu sehen, zu fordern und zu fördern. Die große Kunst in der Führung liegt meiner Meinung nach darin, sich an Bedürfnisse und Situationen anpassen zu können.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich das Verfolgen und im besten Fall Erreichen beruflicher Ziele und die Verantwortung, die damit einhergeht, wahrzunehmen. Erfolg ist allerdings kein Maß für Zufriedenheit oder Glück, zu diesem gibt es viele erstrebenswerte Wege, die nicht nur in der beruflichen Verwirklichung zu finden sind.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen?

Meine persönliche Empfehlung für die berufliche Weiterentwicklung ist, den Mut zu haben, ins kalte Wasser zu springen und aktiv Entwicklungsmöglichkeiten zu verfolgen und einzufordern. Steigern Sie Ihre Visibilität im Unternehmen und die Fähigkeit, das "big picture" zu sehen, indem Sie insbesondere bei strategischen Projekten aufzeigen und proaktiv Verantwortung übernehmen. Sich selbst auf diesem Weg treu zu bleiben, ist dabei entscheidend.

Um im Wettbewerb der Talente relevant zu bleiben, haben meiner Meinung nach auch Arbeitgeber eine klare Positionierung und Verantwortung wahrzunehmen. Als Teil der ERGO Gruppe setzen wir uns gleichermaßen für die Gleichberechtigung von Frauen im Berufsleben und für mehr Vielfalt ein, aus Überzeugung von der Stärke und Innovationskraft diverser Teams. Wir investieren in Karriere- und Mentoringprogramme, Weiterbildungen und Netzwerke, um optimale Rahmenbedingungen für Frauen in allen Lebensphasen zu schaffen. 

Ihre beruflichen Ziele für dieses Jahr?

Mein Ziel ist es immer, mit größtmöglichem Engagement und Einsatz die besten Ergebnisse für mein Unternehmen und meine Kolleginnen und Kollegen zu erreichen. Als Quereinsteigerin in die Versicherungsbranche ist es für mich ein Jahr der ersten Male, weshalb ich jeder Aufgabe und Fragestellung mit großer Sorgfalt und Dankbarkeit für die Unterstützung meines Teams bei deren Bewältigung gegenüberstehe. 

Gleichzeitig möchte ich zeigen, was alles möglich ist, wenn man nur will und den nötigen Ehrgeiz und Lernwillen mitbringt – ob als Quereinsteigerin, junge Frau oder „frischgebackene“ Mutter – die nötige Unterstützung aus dem Team und dem privaten Umfeld immer vorausgesetzt.

Foto: Caroline Ströck

Sabine Engleitner-Neu, M.A., M.A., Abgeordnete zum OÖ Landtag (SPÖ): Schluss mit einer Politik der Spaltung

Ihr Leitspruch in der Politik: Man muss sich selbst immer treu bleiben und das ansprechen, was ist, dann wird man auch als glaubwürdig wahrgenommen.

 

Welche konkreten Schritte werden Sie, in Anbetracht der anhaltenden Enttäuschung vieler Bürgerinnen und Bürger über die politische Arbeit in Österreich, unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern?

Man muss sich selbst immer treu bleiben und das ansprechen was ist, dann wird man auch als glaubwürdig wahrgenommen. Die populistische Politik der letzten Jahre seit Schwarzblau hat unserem Land nicht gutgetan und mit den unzähligen Skandalen dem Ansehen der Politik insgesamt geschadet. Vor allem die ÖVP ist gefordert dies aufzuarbeiten, doch ich sehe leider eher ein Zurück zu diese Politikform, als dass Lehren daraus gezogen würden.

Die politische Stabilität in Österreich hat in den letzten Jahren gelitten. Welche Maßnahmen sehen Sie als notwendig an, um langfristige Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sicherzustellen?

Eine schonungslose Aufarbeitung dieser Gefälligkeits- und Günstlingspolitik, die ab Sebastian Kurz‘ Kanzlerschaft voll eingerissen ist, ist eine Grundvoraussetzung. Die Justiz muss frei und ohne Druck arbeiten können und es braucht als Lehre daraus noch strengere Transparenz-, Unvereinbarkeits- und Anti-Korruptionsregeln. Das Anfüttern von Medien mit Steuergeld untergräbt und gefährdet die demokratische Willensbildung. Der vielleicht sehr österreichische Weg des Weiterwurstelns kann den enormen Vertrauensverlust der Politik in der Bevölkerung jedenfalls nicht kitten, sondern nur Rechtschaffenheit der politisch Handelnden und Transparenz über ihr Tun. 

Der soziale Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft sind für viele Menschen in Österreich geschwächt. Wie planen Sie, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung, die durch politische Polarisierung entstanden ist, zu überwinden?

Hier sind in erster Linie jene gefordert, die diese Spaltung durch ihre Politik heraufbeschworen haben. Die ÖVP täte gut daran wieder mehr das Wohl der Gesamtgesellschaft im Blick zu haben denn eigene Macht- und Klientelinteressen und dem Populismus eine Absage zu erteilen. Bei der FPÖ wiederum mache ich mir da keine Hoffnungen, denn diese lebt unter Kickl mehr denn je davon, die Menschen auseinanderzudividieren.

Als SPÖ stehen wir auch aus der Opposition heraus für eine Politik des sozialen Ausgleichs die niemanden zurücklässt. Die Inflation hat bis in die Mittelschichten hinein die Menschen unter enormen finanziellen Druck gebracht. Anstelle von Einmalzahlungen hätte es bei Energie und Mieten Preisbremsen gebraucht, die auch die Inflation absenken und nachhaltig wirken.  

Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für Österreich dar. Wie beabsichtigen Sie, umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zu fördern, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden?

Österreich steht hier vor einer Jahrhundertaufgabe. Diese Transparenz muss sozial ausgewogen und gestaltet werden und darf nicht jene noch mehr belasten die ohnehin wenig Einkommen und kaum Vermögen haben. Der Ausbau sämtlicher erneuerbarer Energiequellen und dadurch der Ersatz fossiler Treibstoffe ist die übergeordnete Aufgabe weltweit.

Auf Landesebene wurde ein schwarz-blaues Klimapapier im Hinterzimmer gebastelt, ohne Sozialpartner und NGOs einzubinden, also ohne einen gesellschaftlichen Konsens. Es ist eine reine Auflistung möglicher Ansatzpunkte die längst bekannt sind aber kein Umsetzungsfahrplan. Für mich ist Wasserstoff der zentrale Werkstoff, denn er ermöglicht eine saubere Industrieproduktion und hält so Jobs und Lebensstandard im Land. Deshalb muss der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur für das Industriebundesland OÖ ganz oben stehen.

Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich – welche politischen Strategien verfolgen Sie, um die Verteilung von Wohlstand und Chancen fairer zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen?

Die fleißig arbeitenden Menschen dürfen nicht über Lohn- Einkommen- und Mehrwertsteuer die Hauptlast tragen, während sich etwa internationale Konzerne mit Steuerschlupflöchern nach wie vor davonstehlen, ihre Gewinne mitnehmen und so fairen Wettbewerb verhindern. Auch bei Großvermögen und hohen Erbschaften darf eine Besteuerung erst recht im Sinne des Leistungsgedankens kein Tabu sein. Dafür sollten Arbeitseinkommen entlastet werden. Teilzeitkräfte mit Steuernachteilen zu Vollzeit zu zwingen ist falsch, denn es belastet strukturell benachteiligte Gruppen wie Alleinerzieher:innen und Menschen die sich etwa um Angehörige kümmern und so wichtige Care-Arbeit leisten, zusätzlich.

Foto: Peter Kollroß

Sabine Brandl, Chief Sales Officer des Süßwarenunternehmens Josef Manner: Wir bleiben die Nummer 1 am Waffelmarkt

Im April 2022 übernahm sie die neu geschaffene Position Chief Sales Officer des Süßwarenunternehmens Josef Manner. Im ABW-Interview blickt sie auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück.

 

Sie sind seit April 2022 Manner CSO. Wie lautet Ihr bisheriges Resümee? 

Für den nationalen und internationalen Vertrieb bei einem so bekannten und vor allem beliebten Unternehmen wie Manner zu sein, macht mich sehr stolz und spornt mich jeden Tag an mein Bestes zu geben. Mit unseren Marktanteilen sind wir mehr als zufrieden, allerdings schlagen sich diese aufgrund der aktuellen Kostenstruktur nicht unbedingt im Gewinn nieder. 

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit?  

Mit meinem herausragenden Vertriebsteam – auch gerade in herausfordernden Zeiten – am Erfolg von Traditionsmarken wie Manner, Casali, Napoli, Ildefonso oder Victor Schmidt aktiv mitzuarbeiten ist großartig. Mit diesen Marken auch im Vertrieb den Brückenschlag Tradition und Moderne zu schaffen ist für mich eine der wichtigsten Tätigkeiten. 

Welche Herausforderungen haben für Sie dieses Jahr Priorität? 

Unsere Marken im In- und Ausland – von den Klassikern bis zu den Innovationen – noch besser zu positionieren und weiterhin zu wachsen hat oberste Priorität. Gerade im Export, vor allem im wichtigsten Exportland Deutschland, sehe ich enormes Potenzial für Manner. Aber auch in Österreich gilt es im Handel die Nr. 1 Position im Waffelmarkt zu verteidigen und abseits dieses Kanals für Konsumenten neue Erlebnis-Orte für Manner zu finden, wie etwa in unseren neuen Pop-Up Stores oder am Christkindlmarkt am Rathausplatz. 

Ihre Wünsche und Ziele für 2023? 

Mein persönlicher Wunsch ist sicherlich Frieden und Unabhängigkeit für die Ukraine. Es ist schrecklich, was in diesem Land passiert. Beruflich – und das hängt auch mit dem Kriegsausbruch vom 24. Februar 2022 zusammen – wünsche ich mir eine Kehrtwende bei den enormen Preisen, denen Manner am Rohstoff-, Verpackungs-, Transport- und Energiemarkt gegenübersteht. 

Foto: Manner/Noll

DI Dr. Sabine Herlitschka, MBA, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria: Lösungen für eine nachhaltige Zukunft

Warum in Europa mehr Halbleiter und Mikrochips hergestellt werden müssen und wie Frauenförderung funktionieren kann, weiß die Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria.

 

Was macht den Erfolg von Infineon aus?

Mit unseren Energiesparchips bieten wir essenziellen Bausteine für eine klimaneutrale und digitalisierte Welt.Erneuerbare Energien wie Wind- oder Solarstrom, die Elektromobilität, Rechenzentren und die zunehmende Bedeutung der Sicherheit in einer vernetzten Welt – all diese Themen brauchen Halbleiter. Die hohe Nachfrage unterstreicht den strategischen Wert einer regionalen Produktion wie unserer in Villach. Gleichzeitig setzen wir kontinuierlich auf Forschung und Entwicklung sowie die neuen Halbleitermaterialien Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Sie können Energie noch effizienter wandeln und bringen einen weiteren Schub an Energieeffizienz und CO2-Einsparung. Eines hat sich bestätigt: Infineon ist strategisch gut aufgestellt und bietet Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.

Frauenförderung ist ein wichtiges Thema für Infineon. Was tut das Unternehmen in diesem Bereich?

Diversität ist ein unbestrittener Erfolgsfaktor, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Frauen sind heute so gut ausgebildet wie nie zuvor. Es braucht daher entsprechende Rahmenbedingungen und Angebote. Wir bieten sie. Zum interessanten Job mit vielen Karrieremöglichkeiten sind bei uns Chancengleichheit, flexible Arbeitszeiten, Aus- und Weiterbildungen auch online, Homeoffice und Teilzeit-Möglichkeiten, Kinderbetreuung genauso selbstverständlich wie Gesundheitsförderprogramme und die Unterstützung bei der Ansiedelung. Es geht uns aber auch um das Aktivieren und Begeistern für Technik. Das tun wir beim „Girls Day“ für junge Mädchen bis hin zum „Frauen-Förderpreis für Digitalisierung und Innovation“. Wir haben ihn 2022 erstmalig gemeinsam mit dem ORF gestartet, um die Leistungen von Frauen aus unterschiedlichsten MINT Anwendungsbereichen vor den Vorhang zu holen. Die Resonanz war sehr groß und zeigt das Potenzial von Frauen in der Technik. 

Viele Mikrochips kommen aus dem asiatischen Raum, entsprechend groß ist die Abhängigkeit von den Herstellern. Wie kann diese einseitige Abhängigkeit abgebaut werden?

Halbleiter und Mikrochips sind strategische Schlüsseltechnologien für viele Anwendungen und Industrien. Mit dem Chips Act hat Europa die Chance, souveräner und handlungsfähiger zu werden. Europa befindet sich in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht in einem globalen Wettbewerb. Der Chips-Act ist ein richtiger und wichtiger Schritt, um in Europa ein Halbleiterökosystem auf globalem Spitzenniveau zu schaffen und einseitige Abhängigkeiten abzubauen. Jetzt gilt es, rasch umzusetzen. Die USA investieren 52 Milliarden Dollar, China 150 Milliarden Euro. Und Europa 43 Milliarden.

Ein Großteil soll aus nationalen Mitteln kommen, was besonders für kleine EU Mitgliedsländer schwierig ist. Umso wichtiger es, dass die Mitgliedsländer nicht nur im Eigeninteresse agieren. Bei den inhaltlichen Schwerpunkten braucht es die Förderung der gesamten Innovationskette, von der Forschung über das Chipdesign, Software, Produktion als auch die europäischen Abnehmermärkte. Europa ist dann erfolgreich, wenn wir auf Innovation, Forschung und Technologie setzen. Und es braucht die nötigen Fachkräfte.  

Ihre Wünsche für 2023?

Dass wir den Klimawandel, die Energiewende und die Veränderung unserer Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit aktiv angehen. Ich wünsche mir, dass wir als Einzelne und noch viel mehr als Gesellschaft wieder die Zuversicht entwickeln und stärken, die Aufgaben unserer Zeit gut bewältigen zu können. Es geht mir um die „Can do“ Haltung als Gegenbewegung zu der weitverbreiteten negativen Sicht auf die Welt. Wir hatten noch nie so viel Wissen und technologisches Know-how wie heute. Technologie und Innovation leisten ganz zentrale Beiträge. Wir können auch diese große Aufgabe gut lösen, wenn wir sie gemeinsam und fokussiert angehen. Bei Infineon geben wir täglich ein Beispiel dafür, mit unseren Produkten, Technologien und unserem Verhalten, mit dem wir zu einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft beitragen. Es geht also um das konkrete positive Tun.

Foto: Infineon Austria

Mag. Sabine Toifl, Leitung Werbung und Sponsoring Wiener Städtischen Versicherung: Frauenvorsorge im Fokus

Was dieses Jahr im Bereich der Vermarktung geplant ist, erzählt Sabine Toifl, Marketing-Expertin bei der Wiener Städtischen Versicherung, im ABW-Interview.

 

Zwei Pandemiejahre haben zahlreiche Branchen hart getroffen und für viel Verunsicherung gesorgt – welche Versicherungssparten zählen zu den Krisengewinnern?

Die Pandemie hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie schnell sich das Leben verändern kann, und sie für Vorsorge und Prävention sensibilisiert. Die Nachfrage nach einer privaten Gesundheitsvorsorge steigt seit Krisenbeginn besonders stark – ihr kommen wir mit flexiblen und innovativen Services und Produktlösungen für jeden Geldbeutel nach.

Digital, TV, Hörfunk, Print – über welche Kanäle erfolgen heuer vorrangig die Vermarktungsschwerpunkte der Wiener Städtischen Versicherung?

Heute stehen weniger einzelne Medien im Vordergrund, sondern große, crossmediale Plattform-Gedanken. So können wir einzelne Elemente im Rahmen einer integrierten Kampagne zu einem großen, stimmigen Ganzen verzahnen.

Wird die einprägsame Imagekampagne #einesorgeweniger auch 2022 fortgesetzt? In welcher Form?

#einesorgeweniger ist ein gutes Beispiel für die genannte Plattform. Wir wollen auf diesem starken Gedanken definitiv aufbauen und befinden uns aktuell in intensiven Vorbereitungen unseres nächsten Auftritts. Man darf gespannt sein! 

Welche Versicherungsbereiche stehen dieses Jahr im Fokus der Vermarktung?

2022 rückt die Wiener Städtische die Frauenvorsorge in den Fokus. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Alters- und Gesundheitsvorsorge, da Frauen in diesen Bereichen den größten Vorsorgebedarf haben. Unter der Dachmarke Women’s Selection schaffen wir Bewusstsein für private Vorsorge und bieten unterschiedliche Lösungen im Service- und Produktbereich, die sich speziell an Frauen richten. Denn damit sie auch im Alter einen gesunden und finanziell abgesicherten Lebensstil genießen können, gibt es nur einen Weg: #frausorgtvor!

Im Vorjahr wurden Sie als Finance Marketer of the year ausgezeichnet – bitte verraten Sie unseren Leserinnen Ihr Erfolgsrezept für gelungene Werbung?

Ich fürchte, das absolute Erfolgsrezept ist noch nicht erfunden worden. Aber gerade das macht die Aufgabe auch so spannend. Man muss ständig am Puls der Zeit bleiben und sich in die Menschen hineinversetzen: Welche Sorgen beschäftigen sie? Wie können wir uns als Lebenspartner auf Augenhöhe positionieren? All diese Gedanken fließen zusammen und münden am Ende in eine Kampagnenidee.

Foto: Ulrich Zinell

Dipl. iur. Sabine Hesse, MBA, Geschäftsführung des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (FMTI): Gemeinsam Neues schaffen

Im Juli des Vorjahres hat sie die Geschäftsführung des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (FMTI) übernommen. ABW im Gespräch mit der Juristin.

 

Der FMTI zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs und ist eine eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich. Die 1200 Mitgliedsunternehmen sind überwiegend mittelständisch strukturiert und kommen aus ganz unterschiedlichen Industriezweigen: Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren, Gießerei – und genauso vielfältig sind auch ihre Bedürfnisse.

„Meine Aufgabe ist es, gemeinsam mit meinem großartigen Team unsere Mitgliedsunternehmen bestmöglich darin zu unterstützen, am und vom Standort Österreich aus erfolgreich zu sein. Dazu gehören die richtigen Rahmenbedingungen in den verschiedensten Politikbereichen, z.B. Arbeitsmarkt, Aus- und Weiterbildung, Forschung/Entwicklung/Digitalisierung oder das Megathema Umwelt- und Energie. Hier gemeinsam Ziele und Initiativen zu entwickeln und koordiniert umzusetzen, ist eine meiner Hauptaufgaben – und auch die, die mir mit am meisten Spaß macht“, sagt Sabine Hesse.

Besonders reizt sie das Potential, das in diesem Job steckt. Die Vielfalt der Themenbereiche, in denen etwas bewegt werden kann. Die Möglichkeit, gemeinsam Neues zu schaffen - mit ganz unterschiedlichen Menschen. „85 Prozent unserer Mitglieder sind Familienunternehmen, die seit Generationen in den Regionen verwurzelt sind. Und gleichzeitig sind viele von ihnen Weltmarktführer in einem der High Tech Bereiche der Industrie. Das sind absolut beeindruckende Persönlichkeiten. Mit diesen an (Zukunfts-)Themen zu arbeiten, das macht einfach Spaß“, so die Juristin. 

Raum für Ideen

Österreich müsse als Industriestandort erhalten und gestärkt werden, davon ist Hesse überzeugt. Eine starke Industrie schaffe Wohlstand und Sicherheit – und sie habe die technologischen Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft. Wer, wenn nicht die Industrie, solle so – im wahrsten Sinne des Wortes - brennende Themen wie die Energie- und Klimapolitik wirklich umsetzen?

„Ziele festsetzen ist das eine, sie umzusetzen ist die wirkliche Mammutaufgabe. Dafür braucht es technologische Lösungen und dafür brauchen wir die besten Leute, kreative Köpfe jeden Alters, die uns helfen, das umzusetzen. Wir brauchen Raum für Ideen, gut ausgebildete und engagierte Fachkräfte und politische Rahmenbedingungen, die es uns erlauben, die genannten Potentiale voll auszuschöpfen“, sagt die Geschäftsführern, die sich für das kommende Jahr vor allem eines wünscht: Eine epidemiologische Situation, die keine mehr ist.  

Foto: FMTI

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