Ein ABW-Interview mit der Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG über herausfordernde Zeiten und technologische Meilenstein.
Welche strategischen Schwerpunkte setzen Sie, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben?
Auch wir spüren die konjunkturelle Abkühlung auf den Märkten und müssen darauf mit Sparmaßnahmen reagieren. Gleichzeitig setzen wir weiter auf unsere strategischen Wachstumsfelder. Infineon ist ein Unternehmen, das die digitale und grüne Transformation mit seinen Produkten erst ermöglicht. Mit Spitzentechnologien können wir Antworten auf große gesellschaftliche Themen wie Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität oder die Sicherheit im Internet der Dinge geben.
Gleichzeitig stehen wir aber auch in einem harten internationalen Wettbewerb. Die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit und unserer Innovationskraft sind daher ganz zentrale Aufgaben. Vor Kurzem haben wir gleich zwei technologische Meilensteine gesetzt - beide mit maßgeblichem Entwicklungsbeitrag aus Österreich. Mit der Produktion von 300-Millimeter Galliumnitrid Wafern und der führenden Kompetenz für ultradünnen 20-Mikrometer Silizium-Leistungshalbleiter ist Infineon weltweit das erste Unternehmen, das diese neuen Technologien beherrscht. Mit diesen Innovationen treiben wir die Energieeffizienz weiter voran, zum Beispiel in KI-Rechenzentren, Consumer-, Motorsteuerungs-, als auch Computing-Anwendungen. Damit bietet Infineon ganz konkrete Lösungen für die Dekarbonisierung und Digitalisierung, also Themen, die zukunftsentscheidend sind.
Mit Projekten wie „All2GaN“ und „Listen2Future“ ist Infineon aktiv in der Entwicklung neuer Technologien involviert. Wie werden diese Innovationen die Industrie 4.0 und den Markt für Leistungselektronik und verändern?
Die Zukunft gestalten - das ist unser Anspruch. Deshalb setzen wir auf Forschung, Entwicklung und Innovation. Und wir tun es nicht allein, sondern in Kooperation mit Kunden, Lieferanten, Universitäten, Forschungszentren oder Start-ups. Ein Beispiel dafür sind unsere europäischen Großprojekte. Mit „All2GaN“ entwickeln wir die nächste Generation stromsparender Chips mit dem Halbleitermaterial Galliumnitrid.
Die neuen Chips bringen mehr Leistung bei geringerer Größe und verbessern die Energieeffizienz in digitalen Anwendungen um 30 Prozent. Das bedeutet, dass wir damit hochgerechnet weltweit jährlich 218 Millionen Tonnen CO2 in digitalen Anwendungen einsparen helfen können. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem dreifachen jährlichen CO2-Ausstoß Österreichs.
Bei „Listen2Future“ geht es um intelligente mikroelektronische Lösungen für die Medizintechnik. Akustische Sensoren können durch präzise Analysen die Lebensdauer von Materialien verlängern und zur aktiven Gesundheitsvorsorge beitragen. Entwicklungen für energieeffiziente Mini-Hörgeräte oder tragbare Ultraschall-Pflaster werden möglich. In Zukunft können Patienten mit einem Pflaster ihre Herzleistung auch von zu Hause aus kontinuierlich überprüfen. Die Ärzte erhalten mehr Informationen und können die medizinische Behandlung besser anpassen und die Krankenhausaufenthalte reduzieren. Damit entsteht ein echter Mehrwert für die Menschen und die Gesellschaft.
Die Förderung von MINT-Fachkräften ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie von Infineon. Welche Initiativen sind in diesem Bereich geplant?
Wir tun sehr viel, um jungen Menschen, vor allem auch Frauen, zu zeigen wie spannend und zukunftsrelevant Technik ist. Diese Berufe sind sinnstiftend und bieten große Chancen, denn jede Entwicklung für die Klima- und Energiewende, für die Medizintechnik oder eine umweltfreundliche Mobilität braucht Fachkräfte aus dem MINT-Bereich. Hier kann frauund man gute Zukunft gestalten einschließlich der eigenen.
Wir haben den Frauenförderpreis für Digitalisierung und Innovation initiiert, engagieren uns beim Girls‘ Day, in der Lehre, bei den „Smart Learning“ Klassen an Schulen, bieten Praktika, Master-, Bachelor- oder Doktorarbeiten und kooperieren mit Technischen Universitäten und Fachhochschulen. Allein in den letzten Jahren sind wir dabei mit über 100.000 jungen Menschen in Kontakt gekommen. Das setzen wir engagiert fort.
Infineon zeigt starkes Engagement in der Region, beispielsweise durch die Unterstützung von Caritas-Lerncafés und Bildungsinitiativen. Warum ist Ihnen soziales Engagement so wichtig und wie planen Sie, dieses weiter auszubauen?
Bildung ist die ganz zentrale Grundlage für die Zukunft, um die eigenen Talente zu erkennen und zu entwickeln. Ob es uns morgen gut geht, entscheidet sich in den Entwicklungslaboren und Fertigungshallen. Ob es uns übermorgen gut geht, entscheidet sich in den Klassenzimmern. Deshalb ist eine gute Ausbildung auch so wichtig.
Das gilt für unsere Lehrlingsausbildung, die umfangreiche Weiterbildung genauso wie für unsere Bildungskooperationen. Ein absolutes Erfolgsmodell ist unsere langjährige Partnerschaft mit den Caritas-Lerncafés. Hier erhalten sozial benachteiligte Jugendliche eine kostenlose Lernhilfe. Das zahlt sich nicht nur für die Kinder aus, sondern stärkt letztlich auch unsere Gesellschaft. Besonders freut mich, dass sich heuer ein Schüler aus dem Lerncafé für eine Karriere in der Mikroelektronik entschieden hat und als Lehrling bei Infineon gestartet ist.
Worauf wird Ihr Fokus 2025 liegen?
Wir haben das Ziel, unser Know-how in den zentralen Technologiebereichen weiter zu stärken, die Effizienz in Strukturen und Kosten zu optimieren und unsere Innovationen noch schneller zu unseren Kunden zu bringen. Denn nur mit Spitzentechnologien und wettbewerbsfähigen Produkten können wir auf den globalen Märkten überzeugen.
Foto: Infineon
The translated version for our international site visitors.
An ABW interview with the CEO of Infineon Technologies Austria AG about challenging times and technological milestones.
What strategic priorities are you setting to remain competitive in the future?
We are also feeling the effects of the economic slowdown in our markets and have to respond with cost-cutting measures. At the same time, we continue to focus on our strategic growth areas. Infineon is a company that makes the digital and green transformation possible with its products. With cutting-edge technologies, we can provide answers to major social issues such as energy efficiency, sustainable mobility and security in the Internet of Things.
At the same time, however, we are also facing fierce international competition. Strengthening our competitiveness and innovative strength is therefore a key task. We have recently set two technological milestones – both with a significant development contribution from Austria. Infineon is the first company worldwide to have mastered these new technologies, with the production of 300-millimeter gallium nitride wafers and leading expertise in ultra-thin 20-micrometer silicon power semiconductors. With these innovations, we are further advancing energy efficiency, for example in AI data centers, consumer, motor control and computing applications. In this way, Infineon is offering very specific solutions for decarbonization and digitalization, two topics that are crucial for the future.
With projects such as “All2GaN” and “Listen2Future”, Infineon is actively involved in the development of new technologies. How will these innovations change Industry 4.0 and the market for power electronics and?
Shaping the future – that is our aspiration. That is why we focus on research, development and innovation. And we don't do it alone, but in cooperation with customers, suppliers, universities, research centers or start-ups. Our major European projects are one example of this. With “All2GaN”, we are developing the next generation of energy-efficient chips using the semiconductor material gallium nitride.
The new chips offer greater performance despite being smaller and improve energy efficiency in digital applications by 30 percent. This means that, based on current estimates, we can help save 218 million tons of CO2 worldwide in digital applications each year. By way of comparison, this is roughly equivalent to three times Austria's annual CO2 emissions.
“Listen2Future” is about intelligent microelectronic solutions for medical technology. Acoustic sensors can extend the lifespan of materials and contribute to active health care through precise analysis. Developments for energy-efficient mini hearing aids or portable ultrasound patches are possible. In the future, patients will be able to use a patch to continuously monitor their cardiac output even from home. Doctors will receive more information and be able to better adjust medical treatment and reduce hospital stays. This creates real added value for people and society.
The promotion of STEM professionals is an essential part of Infineon's strategy. What initiatives are planned in this area?
We are doing a lot to show young people, especially women, how exciting and relevant technology is for the future. These professions are meaningful and offer great opportunities, because every development for climate and energy system transformation, for medical technology or environmentally friendly mobility requires specialists from the STEM field. This is where women and men can shape a good future, including their own.
We initiated the Women's Promotion Prize for Digitization and Innovation, we are involved in Girls' Day, in teaching, in “Smart Learning” classes at schools, we offer internships, master's, bachelor's or doctoral theses and cooperate with technical universities and universities of applied sciences. In recent years alone, we have come into contact with over 100,000 young people. We are committed to continuing this.
Infineon is strongly committed to the region, for example by supporting Caritas learning cafés and educational initiatives. Why is social commitment so important to you and how do you plan to expand it further?
Education is the very foundation for the future, for recognizing and developing one's own talents. Whether we will be doing well tomorrow is decided in the development laboratories and production halls. Whether we will be doing well the day after tomorrow is decided in the classrooms. That is why good education is so important.
This applies to our apprentice training, the extensive further training and our educational partnerships. Our long-standing partnership with the Caritas Lerncafés is an absolute success story. Here, socially disadvantaged young people receive free learning support. This not only pays off for the children, but ultimately also strengthens our society. I am particularly pleased that this year a student from the Lerncafé has decided to pursue a career in microelectronics and has started as an apprentice at Infineon.
What will your focus be in 2025?
Our goal is to further strengthen our expertise in the key technology areas, to optimize efficiency in structures and costs, and to bring our innovations to our customers even faster. Only with cutting-edge technologies and competitive products can we succeed in the global markets.
Photo: Infineon