Seit Oktober 2019 ist die Juristin Umweltsprecherin der Grünen im Nationalrat und setzt sich besonders für Naturschutz und Biodiversität, Kreislaufwirtschaft und Mehrwegsysteme ein.

 

Wann erwachte Ihr Interesse an der Politik?

Schon als Jugendliche war mir Umweltschutz ein großes Anliegen, von der Anti-Atombewegung bis zum sauren Regen und Artenschutz. So habe ich früh begonnen, die politischen Entscheidungen zu hinterfragen und nach besseren Lösungen zu suchen. Beruflich habe ich mich nach dem Studium als Juristin bei der Salzburger Umweltanwaltschaft für den Umweltschutz entschieden, für Umweltberatung, bessere Abfalltrennung und Recycling in den Gemeinden, später auch für Bürgerbeteiligung und Mediation bei großen Umweltverfahren.

Die berufliche Erfahrung hat mich darin bestärkt, als Politikerin bei der Umweltgesetzgebung direkt mitwirken zu können. Als Mitglied der Salzburger Landesregierung konnte ich zwischen 2013 und 2018 unter anderem ein richtungsweisendes neues Raumordnungsgesetz ausverhandeln, im Nationalpark Hohe Tauern ein großes Wildnisgebiet ausweisen, den Naturpark Salzachauen umsetzen, 16 Wildbienenarten unter Schutz stellen, sowie eine Verpflichtung für Mehrweggeschirr bei Veranstaltungen einführen.  

In welchen Bereichen sehen Sie den akutesten Handlungsbedarf?

Alle Umweltthemen sind ja auch Teil des Klimaschutzprogramms, man kann das nicht voneinander trennen. Den dringendsten Handlungsbedarf sehe ich aktuell in der Biodiversitätskrise, weil der rasante Verlust von Artenvielfalt und natürlichen Lebensräumen für die menschliche Gesundheit und den Klimaschutz ganz fatale Folgen hat. Ohne mehr Schutz für unsere natürlichen Lebensgrundlagen werden wir die Klimaziele niemals erreichen können. Dazu muss auch der wahnwitzig hohe Bodenverbrauch gestoppt werden.

Was macht für Sie einen idealen Politiker aus?

Als Politiker muss man für seine Themen brennen, sich inhaltlich auskennen und darf nie aufhören zu fragen und zu lernen. Es muss immer die Sache im Vordergrund stehen und nicht der persönliche Vorteil. Und man muss zuhören können, weil Politik den Menschen und einem guten Zusammenleben dient, nicht umgekehrt.

Für mich war immer wichtig, von einem politischen Amt nicht abhängig zu sein und in eine berufliche Tätigkeit zurückkehren zu können. Politik lebt von unterschiedlichen Interessen und Standpunkten, umso wichtiger finde ich, dass Politiker sich für gemeinsame und konstruktive Lösungen einsetzen, nicht nur als Regierungspartei, sondern auch in der Opposition.

Wir leben in einer sehr bewegten Zeit, wo es so viel leichter ist, Zweifel und Missgunst zu säen als zusammen zu arbeiten. Die Klima- und die Coronakrise fordern aber, dass wir Menschen zusammenarbeiten, nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Und dazu sind wir auch verpflichtet – im Umweltschutz, bei den Klimazielen und bei den Menschenrechten. Wenn andere Länder Kriege führen und Regenwälder abbrennen gibt uns das nicht das Recht, bei den Klimazielen nach Ausreden zu suchen. Ganz im Gegenteil, wir müssen unseren Teil erfüllen und uns dafür einsetzen, dass auch andere Länder ihre Beiträge leisten.

Wie kann man das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückgewinnen?

Indem wir demokratische Strukturen stärken, mehr politische Bildung in den Schulen ermöglichen und insgesamt Bürgerbeteiligung fördern. Politische Entscheidungen müssen transparent und nachvollziehbar sein, dazu zählt auch die Offenlegung und Kontrolle jeder Art von Parteienfinanzierung. Käuflichkeit und Korruption darf in der Politik keinen Platz haben.

Aber auch der öffentliche Umgang mit und in der Politik selbst ist zu hinterfragen, wenn lösungsorientierte Sachpolitik zunehmend von Kampf- und Konfliktrhetorik verdrängt wird, werden sich kompetente Menschen überlegen, ob sie sich das antun wollen. Das betrifft insbesondere auch Frauen, die noch stärker öffentlichen Angriffen und Hasstiraden in den sozialen Medien ausgesetzt sind.

Sie haben einen (politischen) Wunsch frei – was stünde ganz oben auf Ihrer Liste?

Ganz klar ist es der Wunsch nach einem gesellschaftlichen Konsens für unsere Klimaziele! Damit meine ich die allgemeine Bereitschaft und Zuversicht, dass wir diese - zugegeben nicht leichte - Aufgabe gemeinsam schaffen können und wollen. Und zwar alle, von den Schulen bis zur (Land-)Wirtschaft, in Stadt und Land, Universitäten, Energieversorger und Vereine, Interessensvertretungen und politische Gremien. Ärmel hochkrempeln und alle machen mit.

Foto: Privat

Mit 15 Jahren, als sie eine Schülerzeitung schrieb, setzte sie sich erstmals mit den Rechten und Pflichten von Menschen auseinandergesetzt – und entdeckte die Politik für sich.

 

Ein wichtiges Thema für sie ist Chancengleichheit – diese fange bei den Bildungschancen, also im Kindergarten, an. „Wir brauchen ein Bildungssystem, das ausreichend Ressourcen hat, individuell auf jedes Kind einzugehen und dort zu unterstützen, wo am dringendsten Hilfe gebraucht wird“, so Astrid Rompold. 

Auch die Partizipation von Bürgern bei der Gestaltung ihrer Stadt sowie Umwelt- und Sozialpolitik liegen ihr am Herzen. Umsetzungskraft, Authentizität, Blick über den Tellerrand, und Mut seien wichtig, um ein guter Politiker zu sein. 

Auf das Thema Politikverdrossenheit angesprochen, meint Rompold: „Das Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen ist schwierig, solange einzelne politische Kräfte das System für sich ausnützen und damit die gesamte Politiker-Kaste in Misskredit bringen. Aber einzelne Player können überzeugen, zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen (auch unangenehme) und so das Vertrauen der Menschen wiedergewinnen.“

Foto: Urban

Anfang Oktober hat Astrid Salmhofer das Kommunikationsmanagement bei Wien Energie übernommen. Zuvor vermarktete sie Bundespräsident Heinz Fischer. 

 

Austrian Business Woman sprach mit der bestens vernetzten PR-Expertin.

Von der Hofburg zu Wien Energie – was macht den Reiz Ihrer neuen Herausforderung aus?

Die Energieinfrastruktur ist die Lebensader unserer modernen Wirtschaft und Gesellschaft. Genau dort, auf dem Energiemarkt, bleibt aber derzeit kein Stein am anderen. Die Branche ist spannend und steht durch Klimaschutz, Digitalisierung und neue Zukunftstechnologien vor großen Veränderungen. Diese Veränderungen mitzugestalten und vorne dabei zu sein, reizt mich.

Antonia Gössinger ist seit 2015 Chefredakteurin der Kleinen Zeitung Kärnten und Osttirol. Die vielfach ausgezeichnete, unbeeinflussbare Journalistin ist für ihre klaren Worte bekannt und gefürchtet.

 

Speziell den Kärntner Freiheitlichen galt sie lange Jahre als Feindbild und Zielscheibe für persönliche Angriffe. Ihren geradlinigen Weg hat sie jedoch nie aufgegeben.

Antonia Gössinger wurde als Tochter einer Glantaler Bauernfamilie geboren. Nach Absolvierung der Pflichtschulen, einer AHS und dem Berufseinstieg mit einer mehrjährigen Bürotätigkeit folgten erste journalistische Engagements als freie Mitarbeiterin der Kärntner Volkszeitung und schließlich die hauptberufliche Anstellung als Lokal- und später Politikredakteurin bei der Volkszeitung.

Sie ist von der „Zeitung“ fasziniert, „denn dieses Medium ermöglicht Einblicke in alle Bereiche des Lebens, in alle Schattierungen der Gesellschaft und das rund um die Erde.“

Annett Mendivil Benavente arbeitete bei den größten Werbeagenturen Österreichs. Dann wechselte Sie auf die Unternehmerseite. Heute ist sie für die Vermarktung der Casinos Austria zuständig – äußerst erfolgreich.

 

Bitte beschreiben Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang.

Meine Karriere im Bereich Marketing und Werbung begann auf Agenturseite. Über zehn Jahre war ich im Bereich der Kundenberatung in den erfolgreichsten Werbeagenturen Wiens tätig und durfte nationale und internationale Etats betreuen. Eine tolle Zeit, die mir Einblicke in die unterschiedlichsten Branchen ermöglichte. Da lernt man Kommunikation von der Pike auf – und was es heißt, stressresistent zu sein und viele Projekte gleichzeitig zu jonglieren. 

Doch irgendwann wollte ich selbst diejenige sein, die Briefings schreibt und Strategien entwickelt. Und so wechselte ich auf die Unternehmensseite und leite mittlerweile die Abteilung Branding and Advertising bei Casinos Austria. 

Anne Thiel. Sie ist CFO der Allianz Gruppe Österreich und verrät im ABW-Interview, warum Nachhaltigkeit, sozialer Einsatz und konstruktive Kundenkritik so wichtig sind. 

 

Welche spezifischen Finanzstrategien haben Sie eingeführt, um auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu reagieren?

Um im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld erfolgreich zu navigieren, ist – so simpel es klingt – verstärkter Austausch und Zusammenarbeit zwischen den Bereichen der Allianz Österreich entscheidend. Damit stellen wir sicher, dass wir frühzeitig potenzielle Risiken, Trends aber auch Chancen identifizieren und entsprechend pro-aktiv adressieren.

Zudem konzentrieren wir uns seit 2022 insbesondere auf die Bewältigung der hohen Inflation, indem wir unsere Kostendisziplin erhöhen, die Entwicklung unserer durchschnittlichen Schadensleistungen kontinuierlich überwachen und verstärkt mit unseren Netzwerk-Partnern zusammenarbeiten, mit denen fest vereinbarte Tarife bestehen. Darüber hinaus führen wir laufend intensive Analysen unserer Versicherungsportfolios hinsichtlich ihrer Profitabilität durch und nehmen bei Bedarf Anpassungen vor. 

Risikomanagement ist ein kritischer Aspekt für jeden CFO. Können Sie Beispiele dafür geben, wie Ihre Abteilung Risiken identifiziert und minimiert?

Die zuvor genannte enge Zusammenarbeit ist natürlich nicht auf die Abteilungen innerhalb der Allianz Österreich begrenzt – wir ziehen bei Bedarf Kolleginnen und Kollegen im Konzern als auch externe Expertinnen und Experten bei. Verstärkte Datenanalysen helfen uns dabei, Risiken, mögliche Trends und Chancen frühzeitig zu erkennen.

Wir evaluieren regelmäßig die sogenannten Top-Risiken für unser Unternehmen, einschließlich sogenannter „Emerging Risks“ wie Nachhaltigkeitsrisiken, Cyber-Risiken und Pandemien, und bewerten mögliche Auswirkungen auf unser Unternehmen. In allem, was wir tun, sind wir stets bestrebt, aktiv zu steuern und Maßnahmen frühzeitig zu setzen, um Risiken zu minimieren.

Welche spezifischen Trends betrachten Sie derzeit und wie passt sich die Allianz Gruppe Österreich an diese an?

Die fortschreitende Digitalisierung ist sicherlich einer der einflussreichsten Trends. Denn hier haben sich auch die Erwartungen unserer Kundinnen und Kunden geändert. Das betrifft unsere Produkte ebenso wie die Art und Weise, wie wir unsere Service- und Beratungsleistungen anbieten.

Die Allianz war hier immer schon ein Pionier in der Versicherungsbranche, und wie sich in Umfragen immer wieder zeigt, erfüllen wir die in uns gesetzten Erwartungen auch. Bereits heute bieten wir zahlreiche Möglichkeiten Versicherungsprodukte online abzuschließen, Schadenmeldungen über eine App digital zu melden und den Status der Schadenmeldung bzw. -auszahlung über den Schadentracker zu verfolgen. Darüber hinaus können Kunden im Kundenportal jederzeit ihre Versicherungsverträge und relevante Dokumente online einsehen.

Eine weitere Entwicklung ist die zunehmende Regulierung, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit. Diese könnte dazu führen, dass einzelne Initiativen, die eigentlich darauf abzielen, Nachhaltigkeit voranzutreiben, möglicherweise nicht oder nur eingeschränkt umgesetzt werden – aus Angst, regulatorische Vorgaben nicht vollständig zu erfüllen, Stichwort Green Hushing.

Als Teil der Allianz Gruppe, die sich bereits frühzeitig klare Nachhaltigkeitsziele gesetzt hat, sind wir jedoch gut aufgestellt. Beispielsweise war die Allianz Österreich eines der ersten Mitgliedsunternehmen bei der österreichischen Green Finance Alliance Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz.

Wie erreicht die Allianz Gruppe Österreich ihre Nachhaltigkeitsziele und wie misst man den Erfolg?

Wir verfolgen seit jeher einen ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Nachhaltigkeit, von der ökologischen Ausrichtung im Kerngeschäft bis hin zum gesellschaftlichen Engagement. Ein wichtiger Hebel sind die Kapitalanlagen, bei denen bereits 2014 konkrete und messbare Nachhaltigkeitsziele festgelegt wurden. Die Dekarbonisierung steht im Mittelpunkt unserer Bemühungen, mit dem Ziel, die Anlage- und Versicherungsportfolios an das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens auszurichten und bis 2050 treibhausgasneutrale Portfolios zu erreichen. Dies beinhaltet auch den schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Erdöl, Erdgas und Nuklearenergie bis 2030/2035, wo wir bereits weit fortgeschritten sind: In thermische Kohle investieren wir schon heute nicht mehr, und nur mehr unter 5% in Öl/Gas. 

Als Gründungsmitglied der Green Finance Alliance arbeiten wir gemeinsam mit anderen Finanzunternehmen an der Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele. Über 70 verbindliche Kriterien bilden hier die Grundlage, und ihre Erfüllung wird jährlich extern überprüft. Die Allianz Österreich reduziert zudem kontinuierlich ihre Treibhausgasemissionen im eigenen Geschäftsbetrieb und deckt ihren gesamten Strombedarf seit 2012 aus erneuerbaren Energiequellen.

Das soziale Wohl ist uns ebenfalls ein großes Anliegen, sowohl jenes unserer Mitarbeiter als auch vieler Menschen, denen es im Alltag aus verschiedenen Gründen nicht so gut geht. Aus diesem Grund haben wir eine Reihe von Initiativen gesetzt. So schützen und fördern wir durch die Kooperation mit Instahelp die psychische Gesundheit unserer Mitarbeiter und unterstützen Organisationen wie den Lichtblickhof – einen Verein, der schwerkranke Kinder mit einem speziellen Therapieangebot begleitet. Es freut uns besonders, dass uns mit dem Lichtblickhof mehr als 40 Jahre andauernde Partnerschaft verbindet. Auch unsere Mitarbeiter und Agenturpartner unterstützen mit ihrem persönlichen Einsatz verschiedene soziale Projekte – sowohl während ihrer Arbeitszeit über das Corporate Volunteering Programm als auch in ihrer Freizeit. 

Wir stärkt die Allianz Gruppe Österreich die Kundenbindung?

Unsere Hauptaufgabe ist, den Kundinnen und Kunden Sicherheit zu geben. Das spiegelt sich auch in unserem Leitsatz „We secure your future” wider.  Die Kundenzufriedenheit ist für uns eine wesentliche Erfolgs- und Steuerungsgröße für das Management. Die Kundenzufriedenheit besitzt bei uns also zumindest den gleichen Stellenwert wie etwa Wachstum oder Profitabilität. Wir verlassen uns hierbei nicht auf ein Gefühl, sondern messen die Verbesserung laufend, zum Beispiel über das 5 Sterne Rating (Voice of Customer). 

Mehr als 100.000 Kundenfeedbacks im Jahr helfen uns zu erkennen, welche Abläufe aus Kundensicht gut verlaufen – aber vor allem auch, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Wir arbeiten hart daran für unsere Kunden kontinuierlich besser zu werden. Und der Erfolg gibt uns hier recht, wir liegen derzeit bei 4.7 von 5 Sternen.  

Zudem möchten wir all unseren Kunden die Möglichkeit geben, mit uns einfach und unkompliziert in Kontakt zu treten – digital oder im persönlichen Gespräch, ganz so, wie sie es möchten. Unsere digitalen Strecken werden ebenfalls ständig weiterentwickelt, wie beispielsweise das Kundenportal und die Allianz App. Und für den optimalen persönlichen Kontakt zertifizieren wir heuer umfassend alle Mitarbeiter in der Schaden- und Vertragsbearbeitung auf exzellenten Kundenservice. 

Eine wesentlicher Erfolgsfaktor sind auch regelmäßige Berührungspunkte mit unseren Kunden, das unterstützen wir durch strukturierte Kundenkontakte und eine ganzheitliche 360° Beratung. Kundentreue soll sich natürlich lohnen, dazu haben wir heuer viele neue Vorteile für treue Kunden aufgelegt, wie z.B. den Fahrzeugwechselbonus oder einen Rabatt, der umso höher ist, je mehr Verträge eine Kunde bei uns hat. 

Foto: Alianz/Harson

Anna Maria Reich-Kellnhofer leitet die Kommunikationsarbeit, das Marketing, den Werbeauftritt sowie das Veranstaltungsmanagement der Wiener Linien. Im ABW-Interview verrät sie, wie Markenführung heute funktioniert.

 

Wie gelingt es heute, in einer zunehmend fragmentierten Medienlandschaft das Vertrauen in eine Marke langfristig zu stärken? Welche Bedeutung haben dabei Werte wie Nachhaltigkeit, Transparenz und Authentizität?

Bei den Wiener Linien profitieren wir davon, dass unsere Marke auf klaren Werten basiert. Werte, die wir in unserer Kommunikation aktiv leben. Das zeigt sich in Kampagnen wie „Wir sind alle gleich da“, in unseren Klimaschutzbotschaften unter dem Motto „Öffis nützen, Klima schützen“ oder in der Kommunikation schwieriger Themen wie Baustellen („Netz erst recht!“). Gerade in einer Zeit, in der Polarisierung zunimmt und geopolitische Themen an Aufschwung gewinnen, setzen wir bewusst auf Transparenz, Haltung und eine klare Sprache. Oft mit einer Prise Mut und Humor. So werden die Wiener Linien emotional erlebbar und das Vertrauen in unsere Marke wird langfristig gestärkt. So wird #ÖffiLiebe nicht nur kommuniziert, sondern auch spürbar.

 

„Wichtig ist, nicht perfekt sein zu wollen, sondern flexibel und menschlich zu bleiben.“

 

Wie verändert der Einsatz von KI die Marketing- und Kommunikationsarbeit bei den Wiener Linien? Wo sehen Sie die größten Chancen?

Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeitswelt grundlegend. Einerseits hilft sie uns, tägliche operative Aufgaben wie Medienspiegel, Lageberichte, Zusammenfassungen oder Analysen schneller und effizienter zu erledigen. Andererseits kann KI ein täglicher Sparringpartner für Ideen, Konzepte und Inhalte sein.

So gewinnen wir Zeit für das, was wirklich zählt: strategisches Denken, kreative Ideen und ganzheitliche Kommunikation.

Besonders spannend ist, dass wir mit KI nicht nur bestehende Prozesse optimieren, sondern auch völlig neue Use Cases generieren können, beispielsweise für Feedbackanalysen oder die zielgruppenspezifische Content-Entwicklung. Daraus leiten wir neue Workflows ab, die unsere gesamte Content Journey effizienter und wirkungsvoller machen. Der Mensch bleibt dabei im Zentrum: KI unterstützt uns dabei, klüger zu arbeiten – nicht, uns zu ersetzen. 

Marken werden immer öfter an ihrem gesellschaftlichen Engagement gemessen. Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen glaubwürdigem Purpose und bloßem „Purpose Washing“?

Das ist tatsächlich eine Gratwanderung, die wir sehr ernst nehmen. Glaubwürdiger Purpose beginnt für uns intern. Was wir nach außen versprechen, muss auch nach innen gelebt werden. Unsere Kampagne „Meine Schicht“ ist ein gutes Beispiel dafür. Sie wird von Kolleginnen und Kollegen geschätzt, weil sie die Realität im Fahrdienst mit all ihren Herausforderungen ehrlich zeigt. Wenn Diskrepanzen auftreten, reden wir sie nicht schön, sondern benennen sie offen und arbeiten an Lösungen. Kommunikation darf und soll auch unbequem sein. Sie ist unser „Frühwarnsystem“. Dort, wo wir Reibung spüren, liegt oft Veränderungspotenzial. Transparenz ist unser wichtigstes Werkzeug gegen Purpose-Washing. 

Welche Formate und Kanäle sind aus Ihrer Sicht am effektivsten, um die Zielgruppen der Wiener Linien zu erreichen? Wie gelingt es, in der Content-Flut von Social Media & Co noch echte Relevanz zu erzeugen?

Für uns entsteht Relevanz durch Fokussierung: Wir machen nicht alles für alle, sondern konzentrieren uns auf Themen, die für unsere beste Fahrgemeinschaft wirklich von Bedeutung sind. Dabei unterstützt uns ein starkes Kommunikationsteam mit echtem Themen- und Channel-Know-how. Ob Social Media, Presseaussendung, Newsletter, Out-of-Home-Werbung, Radio, Plakat oder Event: Wir denken Inhalte ganzheitlich, setzen auf Storytelling und aktivieren unsere Communities gezielt. Und wir bleiben mutig. Denn manchmal braucht es auch Reibung, um sichtbar zu bleiben.

 

„Glaubwürdiger Purpose beginnt für uns intern. Was wir nach außen versprechen, muss auch nach innen gelebt werden.“

 

Welche Besonderheiten sehen Sie bei der Ansprache weiblicher Kundinnen der Wiener Linien? 

Frauen nutzen die Öffis intensiver als Männer. Das macht sie zu einer besonders relevanten Zielgruppe für uns. Dennoch differenzieren wir nicht isoliert nach Geschlecht. Unser Anspruch lautet: Jeder soll sich bei uns sicher und wohlfühlen. Dafür setzen wir auf Werte wie „Vielfalt und Diversity“. Unsere Haltung bringt es auf den Punkt: „Wir sind alle gleich da“ – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Lebensstil. Wichtig ist: Wir gehen respektvoll miteinander um – und ja, ein gültiges Ticket gehört auch dazu. 

Sie leiten die Kommunikationsarbeit, das Marketing, den Werbeauftritt und das Veranstaltungsmanagement der Wiener Linien – wie gelingt es Ihnen, Beruf und Familie zu vereinbaren?

Das frage ich mich ehrlich gesagt auch manchmal (lacht). Aber ich habe Glück, denn die Wiener Linien schaffen gute Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das ist nicht selbstverständlich. Mein Mann ist ein echter „Partner in Family“, der viel mitträgt und übernimmt. Und ich habe ein tolles Team, das mitzieht, mitdenkt und auch dann da ist, wenn es eng wird. Aber klar, es ist ein Balanceakt. Manchmal segeln wir auch hart am Wind. Wichtig ist, nicht perfekt sein zu wollen, sondern flexibel und menschlich zu bleiben.

Welche Tipps haben Sie für Frauen, die in der Kommunikationsbranche Karriere machen wollen?

Mein wichtigster Rat ist: Hör auf dein Bauchgefühl! Lass dich nicht von zu vielen Tipps von außen beeinflussen. Gerade in der Kommunikationsbranche ist Intuition oft der beste Kompass. Wenn sich ein Weg richtig anfühlt, dann ist er es meistens auch. Trau dich außerdem, deine Meinung zu sagen, auch wenn sie unbequem ist. Haltung ist kein Luxus, sondern ein Karrierefaktor. 

Foto: Wiener Linien/Wöhrer

 

 

 

 

WKÖ-Generalsekretärin Mag. Anna Maria Hochhauser im Interview mit Austrian Business Woman über Herausforderungen, die Frauenquote und den Wirtschaftsstandort Österreich.

 

Was waren 2016 die größten Herausforderungen für die WKÖ?

In den Augen unserer Mitgliedsbetriebe – das ergab eine großangelegte digitale Befragung – war die wichtigste Aufgabenstellung für die Wirtschaftskammer, Maßnahmen zur Überwindung der anhaltenden Investitionsschwäche der österreichischen Wirtschaft durchzusetzen. Hier ist uns einiges gelungen. Ende Oktober hat die Regierung ein Wirtschaftspaket mit Fokus Klein- und Mittelbetriebe auf den Weg gebracht, in dem die von der WKÖ geforderte Investitionszuwachsprämie und weitere Anreize zur Stärkung des Investitionsstandorts Österreich enthalten sind. Und auch die bereits von der Regierung beschlossene Startup-Förderung wie auch die massive Reduktion der Bankenabgabe wird positive Auswirkungen auf die Unternehmen, auf die Versorgung mit Investitionsmitteln haben. 

Armut, Not, Klimakrise – nicht nur für die Generalsekretärin der Caritas Österreich gibt es viel zu tun.

 

„In den letzten zweieinhalb Jahren waren wir als Hilfsorganisation zweifellos sehr gefordert. Pandemie, Krieg, Rekordinflation. All diese Krisen haben neue Nöte geschaffen. Ihre Bewältigung erfordern unsere Hilfe. Gleichzeitig dürfen wir dabei nicht vergessen, dass auch andere Aufgaben unsere volle Aufmerksamkeit benötigen. Etwa die Herausforderungen durch den demographischen Wandel, der Klimawandel, aber auch der Fachkräfte-Mangel, die dringend anstehende Arbeitsmarktreform, die vielen Krisenherde und der weltweite Hunger – all dies darf auch weiterhin nicht aus dem Blick verloren werden“, sagt Anna Parr.

Menschen rutschen in die Armut

Die Wahrnehmung in allen Sozialberatungsstellen der Caritas österreichweit ist: Die Not in Österreich nimmt zu. Zum einen verschärfen die Teuerungen die Situation der Menschen, die schon bisher von Armut betroffen waren. Zum anderen breitet sich Armut aus.

„35% der Haushalte geben an, nun mit der Teuerung massiv unter Druck zu geraten. Wir sehen Steigerungen von 30-50% der Anfragen in unseren Sozialberatungsstellen und viele Menschen, die nun erstmals Hilfe bei der Caritas suchen. Und wir sehen auch: Die bisherigen Unterstützungsmaßnahmen reichen nicht aus. Mehr und mehr Menschen drohen in die Armutsspirale abzurutschen. Das macht klar: Es braucht noch mehr Hilfe. Es muss gelingen, unseren Sozialstaat zu einem echten sozialen Auffangnetz zu machen. Ohne nachhaltige Reformen ist das nicht möglich. Weg von Einmalzahlungen und –hilfen, hin zu strukturellen Veränderungen – allen voran die Reform des Arbeitslosengeldes, der Notstandshilfe und der Sozialhilfe“, so die Caritas-Generalsekretärin.

Wo Not ist, ist auch Hoffnung

Wir gehen, davon ist Parr überzeugt, durch eine sehr fordernde Zeit. Es gäbe nicht wenige Menschen, die das Grundvertrauen in die Welt zu verlieren drohen. Menschen, die sich ohnmächtig fühlen. Gleichzeitig sehen man als Caritas aber an allen Orten, wo Not ist, auch sehr viel Hoffnung.

„In den vergangenen Wochen und Monaten erleben wir eine ungebrochen hohe Solidarität der Zivilgesellschaft. Tausende Menschen, die helfen wollen. Insgesamt sind es 47.000 freiwillige Helfer, die uns als Caritas in Österreich in unseren 1.600 Angeboten unterstützen. Nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine haben sich rund 40.000 Menschen über unsere Involvierungsplattform www.fuereinand.at registriert mit der Bereitschaft zu helfen: Dort, wo wir ganz akut Not sehen. Dieses Engagement, dieser Wille, mitzuhelfen, gibt mir sehr viel Hoffnung und Zuversicht. Hoffnung und Zuversicht dafür, dass wir auch diese und zukünftige Krisen gemeinsam meistern werden.“ 

Solidarität ist nicht selbstverständlich

Klar ist: Es gibt ein „neues Normal“, an das wir uns alle gewöhnen müssen – aktuell noch verbunden mit einer gewissen Melancholie den scheinbar einfacheren alten Zeiten gegenüber. Aber auch mit dem Blick zurück: Die Gesellschaft war immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Alles sei immer in Bewegung, Stillstand gäbe es nie. „Und wir können Krise“, so Parr.

Österreich habe die besten Voraussetzungen, auch diese Krise zu bewältigen, in der Krise weiter zu lernen und sich als Gesellschaft weiterzuentwickeln. „Das alles geht nicht von alleine. Die Politik ist gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen – in Österreich, auf europäischer und auch auf globaler Ebene – und dies auch in der Verantwortung den nachfolgenden Generationen gegenüber. Klar ist auch: Solidarität ist nicht selbstverständlich. Sie gehört gepflegt und begleitet. In Zeiten einer Rekordinflation braucht es zudem den Willen hin zu einem armutsfesten Sozialstaat. Dafür sind strukturelle Veränderungen und Reformen notwendig. Nicht minder wichtig ist die politische Bildung von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen, die vor allem auch ein Bewusstsein und eine gemeinsame Haltung dafür schaffen muss, dass wir alle gemeinsam eine Mutter Erde haben, unter einem gemeinsamen Dach leben und es eben auch unser gemeinsames Interesse ist, diese zu schützen und angesichts der aktuellen Herausforderungen auf diesem Weg niemanden zurückzulassen.“

Auch dieses Jahr gilt für Anna Parr: „Der gefühlten Ohnmacht können wir nur gemeinsam als Gesellschaft durch konkretes Tun entgegentreten. Veränderung kann nur durch uns alle geschehen – im Dialog miteinander, in der Unterstützung voneinander, in der Förderung des Gemeinwesens und der pfarrlichen Arbeit. Im Hinschauen, Nachfragen und Handeln. 

Foto: Christopher Glanzl

Sie ist die erste Frau, in dieser Position: Austrian Business Woman sprach mit Anna Parr, die als Generalsekretärin die Geschäfte der Caritas Österreich übernommen hat.

 

Bitte schildern Sie uns kurz Ihren bisherigen Werdegang?

Ich bin seit fast 22 Jahren beruflich im Gesundheits- und Sozialbereich tätig. Über sieben Jahre lang war ich Mitglied der Geschäftsleitung der Vinzenz Gruppe, einem der größten privaten Träger von gemeinnützigen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen in Österreich. In dieser Funktion war ich für die Angebote in den Bereichen Rehabilitation, Pflege und ambulante Dienste verantwortlich. 

Zuletzt war ich Geschäftsführerin in zwei Unternehmen, unter anderem kardiologisches Reha-Zentrum, Ambulatorium für Menschen mit Essstörungen und verantwortlich für den gesamten Ausbau ambulanter Rehabilitationsangebote. Davor war ich unter anderem Verwaltungsdirektorin im Krankenhaus Göttlicher Heiland (Wien) und Geschäftsführerin der Pflegehäuser (Wien, Niederösterreich).

Die Integration von KI und Machine Learning wird in der Agentur weiter ausgebaut, sagt die Geschäftsführerin von PHD Media Austria im ABW-Interview.

 

„Es ist zu erwarten, dass anwenderfreundliche KI-Lösungen weiter Einzug in das Agenturgeschäft halten werden, denn es gibt viele Bereiche, in denen künstliche Intelligenz Chancen bietet. Dazu gehören die Automatisierung von Prozessen, die Optimierung von Kampagnen und die effizientere Nutzung von Daten“, sagt die Mediaagenturchefin.

„KI-Systeme helfen dann, Aufgaben schneller und zum Teil präziser zu erledigen. Zu den Risiken gehört die Frage der Verantwortung und Haftung bei Fehlern der KI-Systeme. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von KI im Agenturgeschäft sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Diese gilt es im Blick zu behalten und sorgfältig abzuwägen, um die Potenziale von KI-Lösungen voll auszuschöpfen und gleichzeitig negative Auswirkungen zu minimieren“, so Anja Hettesheimer.

KI erstellt Investmentprognosen

Derzeit werden KI-Lösungen bereits eingesetzt, um kleinere Datenlücken in der Modellierungsdatenbank zu füllen und Prognosen für Kunden zu erstellen. Wenn man zum Beispiel über eine Modellierungsdatenbank verfügt, die viele Branchen und Länder umfasst, gibt es immer wieder fehlende Datenpunkte (zum Beispiel keine Werte für eine Branche in einem Land), die eine KI auf Basis der restlichen Datenbasis ergänzen kann.

„Diese Art von KI ist seit Jahren in unserem Investmentplaner im Einsatz und hilft uns, Investitionsprognosen auch für Kunden zu erstellen, die sich keine Modellierung leisten wollen. Mit der ständig wachsenden Datenbasis wird auch die KI immer besser“, so die Medienexpertin.

In naher Zukunft werde die Integration von KI und maschinellem Lernen weiter ausgebaut, da sich noch interessante Entwicklungen und Möglichkeiten bei der Erstellung von Kommunikationsstrategien ergeben werden.

„Unsere Mitarbeiter testen auch verschiedene kostenlose KI-Lösungen wie Chat GPT oder Dall E, um herauszufinden, in welchen Anwendungsbereichen sie nützlich sein können. Das kann von der Makroprogrammierung bis hin zu vorformulierten Mails, Posts oder Abfragen zu Fachthemen reichen. Wichtig ist aber immer die Endkontrolle durch den Experten“.

Foto: PHD Media Austria

Anita Ilic ist seit 1998 in der Finanzbranche tätig. Im Jahr 2008 hat sie die Leitung Marketing und Kommunikation in der Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft übernommen. 

 

Wie kamen Sie zum Marketing?

Ich bin seit mehr als 20 Jahren bei Privatbanken tätig und habe diverse Abteilungen, auch während turbulenten Zeiten begleiten und bei Problemlösungen mitwirken dürfen. Meine ersten Schritte waren im Private Banking und durch einen tollen Zufall bin ich ins Marketing und in die Kommunikation geschlittert.

War der Weg in die Kommunikationsbranche geplant?

Dass ich eine kommunikative Ader habe, wurde mir schon in meinen Kindertagen bewusst. Die Kommunikationsbranche habe ich dann durch die Arbeit in der Bank für mich entdeckt, als mir bewusst wurde, dass ich hier meine Stärken am besten umsetzen kann. 

Hinter der Erfolgsgeschichte des Instituts Allergosan steht eine Powerfrau, dank der die probiotische Medizin einen wahren Siegeszug rund um den Globus angetreten hat: Anita Frauwallner. 

 

Ein privater Schicksalsschlag war es, der das Interesse von Anita Frauwallner für Darmerkrankungen weckte. Ihr Mann, ein Mediziner in den besten Jahren, zog sich bereits während der Maturareise eine heimtückische Diarrhoe zu, die sich im Laufe der Jahre zu einer tödlichen Erkrankung entwickelte. „Mein Mann hatte zur damaligen Zeit sicherlich die absolut beste Betreuung, doch Fortschritte machte er trotz der Behandlungen nicht. Deshalb wollte auch ich ihm helfen und habe nach Alternativen zur klassischen Schulmedizin gesucht“, so Anita Frauwallner.

In Deutschland besuchte sie zahlreiche Kurse, studierte Fachliteratur, befasst sich intensiv mit Homöopathie und Ernährungsmedizin. Vergeblich. Den entscheidenden Kampf verlor sie dennoch, mit knapp 40 Jahren verstarb ihr geliebter Mann. „Danach wollte ich nichts mehr über den Darm und seine Erkrankungen wissen“, erinnert sich Frauwallner an diese Zeit. Doch es kam alles ganz anders.

Zufall oder Schicksal – sie lernte einen Mikrobiologen kennen. Sein Spezialgebiet: Darmbakterien. „Ab diesem Zeitpunkt hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Die Mikrobiomforschung. Es war faszinierend. Nach den ersten Vorträgen des Experten war mir klar: Hätte ich das alles Jahre früher gewusst, hätte mein Mann vielleicht nicht sterben müssen. Ich bin sogar davon überzeugt, dass ich ihm mit meinem heutigen Wissen hätte helfen können.“

Mag. Angelika Sommer-Hemetsberger. Krieg, Krisen, Konjunkturflaute – wie Geschäftsrisiken trotzdem minimiert werden können, weiß die Vorständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG.

 

Vor dem Hintergrund der aktuellen weltwirtschaftlichen Unsicherheiten und geopolitischen Spannungen: Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie derzeit für die Exportfinanzierung und -absicherung österreichischer Unternehmen?

Die OeKB ist gerade in diesen turbulenten Zeiten eine stabile und wichtige Partnerin für die heimischen Unternehmen. Im Geschäftsfeld Export Services, das mein Vorstandskollege Helmut Bernkopf marktseitig verantwortet, verfügen wir über eine breite Produktpalette, die sowohl Instrumente zur Absicherung von Exportgeschäften und Investitionen als auch Instrumente zu deren Finanzierung im In- und Ausland umfasst.

Diese Instrumente haben sich gerade in Krisenzeiten bewährt und werden unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen laufend weiterentwickelt. So ermöglichen wir mit dem im vergangenen Jahr eingeführten „Vorratsinvest“ mittel- bis langfristige Finanzierungen von Lagerbeständen und Lieferantenkrediten. Damit können Unternehmen unbürokratisch ihre Lieferketten stärken und Ausfälle vermeiden oder deren Folgen minimieren.

Stark nachgefragt werden auch unsere „ShoppingLines“: Hier bieten wir beispielsweise ausländischen Banken oder großen Projektentwicklern flexible Finanzierungslinien für den Einkauf von Waren oder Dienstleistungen aus Österreich an. Damit erleichtern wir insbesondere KMU den Zugang zu neuen Wachstumsmärkten und Großprojekten und unterstützen sie bei der Diversifizierung ihrer Märkte.

 

„Vor allem die oft sprunghaften politischen Entscheidungen führen zu großer Unsicherheit hinsichtlich der Zinsentwicklung.“

 

Die OeKB bietet Unterstützung für Geschäfte mit der Ukraine an. Wie sieht diese Unterstützung aus und wie ist die Nachfrage seitens österreichischer Unternehmen? 

In der Ukraine bieten wir seit Herbst 2022 wieder Absicherungsmöglichkeiten für kleinere Liefergeschäfte an, um bestehende Lieferbeziehungen, etwa bei landwirtschaftlichen Produkten, nicht zu gefährden. Die Nachfrage war bisher allerdings verhalten, unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist vielen Unternehmen das Risiko für ein Engagement derzeit zu hoch.

Seit knapp einem Jahr wird eine Ukraine-Fazilität aufgebaut, die in den nächsten fünf Jahren rund 500 Millionen Euro für die Absicherung von Geschäften bereitstellen soll. Sie richtet sich an den öffentlichen Sektor und zielt auf den Wiederaufbau - insbesondere in den Bereichen Energieerzeugung, Verkehr, Trink- und Abwasser sowie Wärmeversorgung. Hier ist die Nachfrage derzeit noch sehr gering, aber viele Unternehmen bereiten sich bereits auf den Tag X“ vor. Der Wiederaufbau bietet viele Chancen für die heimische Exportwirtschaft.

Wie wird der ESG Data Hub der OeKB von KMU angenommen und wie unterstützt die OeKB Unternehmen konkret dabei, Nachhaltigkeitsdaten zu erfassen und strategisch zu nutzen? 

Mit dem OeKB > ESG Data Hub unterstützen wir Unternehmen jeder Größe dabei, das Thema ESG-Daten effizient in den Griff zu bekommen. Der Hub macht es einfach, relevante Nachhaltigkeitsdaten auf Basis eines übersichtlichen Fragebogens zu erheben, aktuell zu halten und bei Bedarf mit Banken zu teilen. Unternehmen erhalten so ein klares Bild, worauf es im Bereich ESG ankommt und erfassen ihre ESG-Daten genau in der richtigen Breite und Tiefe. Dieses Angebot nutzen derzeit auch rund 900 KMU, für die ein speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittener Fragebogen zur Verfügung steht.

 

„Aufgrund der expliziten Garantie der Republik Österreich verfügt die OeKB über das zweitbeste Kreditrating von AA+.“

 

Die OeKB engagiert sich im Bereich Nachhaltigkeit und bietet mit der Exportinvest Green Energy attraktive Finanzierungen für den Umstieg auf erneuerbare Energien. Wie ist die Resonanz der Unternehmen auf dieses Angebot?

Wir haben die Exportinvest Green Energy im Februar 2023 vorgestellt und konnten in diesem Jahr auch eine große Resonanz verzeichnen. Im Jahr 2024 hingegen haben wir aufgrund der anhaltenden Rezession und der unsicheren Aussichten eine deutliche Investitionszurückhaltung festgestellt. Diese Entwicklung ist kritisch, denn der Ausbau der erneuerbaren Energien ist alternativlos, wenn Österreich als Industriestandort wettbewerbsfähig bleiben will. Neben den Energiepreisen und der Versorgungssicherheit sind hier natürlich auch der Klima- und Umweltschutz zu nennen.

Der Business Confidence Index und die Entwicklung der kurz- und langfristigen Exportkreditversicherungen sind für die OeKB wichtig. Welche aktuellen Trends sehen Sie hier?

Die Exportversicherungswirtschaft sieht die Nachfragesituation und die Geschäftserwartungen grundsätzlich positiv. Einerseits wird mit einem ähnlichen Wachstum des Welthandels wie 2024 (rund 3 %) gerechnet, andererseits ist aufgrund der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen das Risikobewusstsein deutlich gestiegen und exportierende Unternehmen suchen verstärkt nach Produkten wie Exportkredit- oder Investitionsversicherungen, die ihre Geschäftsrisiken reduzieren können. 

Die OeKB ist nach der Republik Österreich die zweitgrößte österreichische Emittentin auf den internationalen Kapitalmärkten. Sehen Sie hier aktuelle Herausforderungen oder Veränderungen im Marktumfeld?

Aufgrund der expliziten Garantie der Republik Österreich verfügt die OeKB über das zweitbeste Kreditrating von AA+. Als Emittentin bester Bonität sind wir auch in volatilen Zeiten für Investoren interessant, da die OeKB Veranlagungsmöglichkeiten mit sehr hoher Stabilität bietet. Das heißt aber nicht, dass es keine Herausforderungen gibt.

Vor allem die oft sprunghaften politischen Entscheidungen führen zu großer Unsicherheit hinsichtlich der Zinsentwicklung. Das macht die Preisfindung am Anleihemarkt manchmal schwierig. Die langjährige Erfahrung der OeKB am Kapitalmarkt und der enge Dialog mit unseren Investoren ermöglichen es uns jedoch, den Kapitalmarkt uneingeschränkt zur Mittelaufnahme zu nutzen.

 

„Eine verstärkte und zielgruppengerechte Finanzbildung wäre enorm wichtig, damit sich mehr Frauen mit dem Thema des langfristigen persönlichen Vermögensaufbaus auseinandersetzen.“

 

Neben den klassischen Finanzierungs- und Absicherungsangeboten bietet die OeKB auch Seminare und Veranstaltungen an. Welche Themen stehen aktuell im Fokus dieser Weiterbildungsformate und wie tragen sie zur Stärkung der Kompetenzen österreichischer Unternehmen bei?

Wie in vielen anderen Bereichen setzen wir auch in der Weiterbildung verstärkt auf Digitalisierung und bieten daher vor allem Online-Formate an, um österreichische Unternehmen und andere interessierte Stakeholder über unsere Leistungen und aktuelle Entwicklungen zu informieren.

Besonders erfolgreich ist zum Beispiel unser E-Learning-Kurs „Fit4Export“: In derzeit zwei Modulen können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos Wissen rund um das Thema Betriebsmittelfinanzierung und Finanzierungsmöglichkeiten von Investitionen im In- und Ausland durch die OeKB aneignen. Das praxisorientierte Know-how hilft österreichischen Unternehmen, alle Vorteile der Exportabsicherung und -finanzierung voll auszuschöpfen und damit Geschäftspotenziale zu heben. 

Wie schätzen Sie mit Blick auf die Länderinformationen der OeKB die aktuellen Risiken und Chancen in ausgewählten Märkten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder der Ukraine ein? 

Unser Länderrating spiegelt die Risiken in den einzelnen Märkten wider, mit steigendem Risiko von Kategorie 0 bis Kategorie 7. Die VAE weisen mit Kategorie 2 ein relativ geringes Risiko auf - und sind mit über 800 Millionen Euro an Ausfuhren auch für die österreichische Exportwirtschaft interessant. Zum einen bietet die weitere Diversifizierung weg von Öl und Gas vielfältige Chancen im Technologie-, Umwelt- oder auch Dienstleistungsbereich. Zum anderen stellen die VAE eine wichtige Drehscheibe in der Region dar. Die OeKB unterstützt Exporte und Investitionen ohne besondere Restriktionen. 

Als Präsidentin des Aktienforums stehen für Sie die Themen „Vorsorge“ und „Finanzbildung“ im Vordergrund. Was haben Sie sich diesbezüglich vorgenommen? Welche Tipps können Sie Frauen mit auf den Weg geben?

Als Aktienforum unterstützen wir verschiedene Initiativen und setzen immer wieder mediale Schwerpunkte, um auf die zentrale Bedeutung des Kapitalmarktes und die ungenutzten Potenziale hinzuweisen. In meiner Rolle als Präsidentin bringe ich mich auch in den politischen Diskurs ein und stehe in regelmäßigem Austausch mit relevanten Stakeholdern.

Die Themen Vorsorge und Finanzbildung bedingen sich gegenseitig und sollten angesichts der geschlechtsspezifischen Einkommens- und Pensionslücke insbesondere für Frauen eine zentrale Rolle spielen. Darüber hinaus zeigen unsere Erhebungen, dass auch bei der Kapitalanlage eine große Kluft zwischen Männern und Frauen besteht. Frauen haben weniger Geld zur Verfügung und sind tendenziell auch weniger risikofreudig als Männer. Eine verstärkte und zielgruppengerechte Finanzbildung wäre daher enorm wichtig, damit sich mehr Frauen mit dem Thema des langfristigen persönlichen Vermögensaufbaus auseinandersetzen. Nur so kann einer möglichen Altersarmut vorgebeugt werden.

Foto: OeKB/David Sailer

Mag. Angelika Sommer-Hemetsberger. Ein ABW-Interview mit der Vorständin der OeKB über das große Thema Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.

 

Als Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Kontrollbank AG (OeKB) spielen Sie eine entscheidende Rolle bei der Förderung der österreichischen Wirtschaft und Exportindustrie. Wie hat sich die Strategie der OeKB in den letzten Jahren angesichts der sich ständig verändernden globalen Wirtschaftslage entwickelt?

Die Strategie der OeKB ist unverändert: Wir fördern mit vielfältigen Services das Wirtschaftswachstum und stärken den heimischen Standort im globalen Wettbewerb – und wir reagieren dabei stets auf die aktuellen Entwicklungen. Gemeinsam mit meinem Vorstandskollegen Helmut Bernkopf und dem hervorragenden Team der OeKB sind wir laufend darum bemüht, unser Produktportfolio weiter zu optimieren. So stellen wir im Bereich der Export Services als Reaktion auf die Auswirkungen des Ukraine-Krieges beispielsweise gemeinsam mit dem BMF seit Februar 2023 eine attraktive Finanzierungslösung für den Umstieg auf Erneuerbare Energien bereit, der im Hinblick auf die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit ein Gebot der Stunde ist. Und mit einer Attraktivierung der Exportgarantien unterstützen wir die Unternehmen bei der Diversifikation der Märkte.

Die Förderung von Exporten und internationalen Projekten ist ein zentraler Bestandteil der OeKB. Welche neuen Initiativen hat die Bank eingeführt, um österreichische Unternehmen dabei zu unterstützen, neue Märkte zu erschließen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken?

Mit Exportgarantien des Bundes können Projekte auch in schwierigen Märkten abgesichert werden. Hier haben wir im Sommer 2023 unter anderem die Deckungsquoten erhöht und die Wertschöpfungsregeln weiter liberalisiert. Zudem können wir durch unsere Zusammenarbeit mit Finanzinstituten in vielen Ländern auch internationale Großprojekte finanzieren, bei denen nur ein Teil der Lieferungen und Leistungen aus Österreich stammt. Worauf wir stark fokussieren ist der Bereich der „Green Finance“ in unserem Kerngeschäft und wir treffen damit auch den Puls der Zeit unserer Kundinnen und Kunden. So ist seit einigen Monaten die „Exportinvest Green Energy“ als Produkt in unser Portfolio eingezogen. Damit werden Investitionen in Erneuerbare Energien und nachhaltige Energieversorgung noch attraktiver.

Wie integriert die OeKB Umwelt- und Sozialstandards in ihre Finanzierungsaktivitäten, insbesondere im Hinblick auf globale Entwicklungsziele und den Klimawandel?

Aufgrund von nationalen und internationalen Regelungen unterziehen wir alle Projekte einer Umwelt- und Sozialprüfung. Da gibt es ein eigenes Team mit sehr hohem Know-how. Im Bereich der Finanzierungen setzten wir gemeinsam mit dem Finanzministerium seit vielen Jahren gezielte Anreize für Investitionen und den Umwelt- und Klimaschutz. Und wir sind hier auch auf dem internationalen Kapitalmarkt aktiv, indem wir „Sustainability Bonds“ begeben.

Seit 2019 haben wir bereits fünf Nachhaltigkeitsanleihen mit einem Volumen von insgesamt rd. 1,8 Mrd. Euro emittiert, um damit Umwelt- und Sozialprojekte zu finanzieren. Einen weiteren Beitrag leistet hier die Oesterreichische Entwicklungsbank, unsere 100%-Tochter. Sie hat sich mit mittlerweile 500 umgesetzten Projekte als zentraler Player innerhalb der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit etabliert. 

Wie positioniert sich die OeKB im digitalen Wandel und welche Maßnahmen ergreift sie, um innovativ zu bleiben und die Effizienz ihrer Dienstleistungen zu steigern?

Die Digitalisierung ist der zukunftsweisende Trend unserer Zeit. Wir beobachten die Entwicklungen in der Branche und evaluieren auch laufend den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Möglichkeiten wie Blockchain. Bei Zweiterem haben wir bereits vor einigen Jahren im Zuge der Begebung von Bundesanleihen Erfahrung gesammelt. Einige Mitarbeitende widmen sich gezielt dem Innovationsthema bei uns im Haus und neuen Ideen.

„Out-of-the-box“-Denken ist bei uns sehr willkommen. Eine moderne Kundenplattform oder die Abwicklung diverser Produkte und Prozessschritte online ist für uns schon lange gelebte Realität. Als Finanzdienstleisterin bewegen wir uns zwar in einem strengen Korsett an regulatorischen Vorgaben, in diesem Rahmen sind wir aber sehr aktiv.

Die OeKB spielt auch eine wichtige Rolle im österreichischen Kapitalmarkt, insbesondere bei der Verwahrung von Wertpapieren und der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen. Wie reagiert die Bank auf aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich der Kapitalmarktinfrastruktur?

Angebote rund um den Lebenszyklus eines Wertpapiers, das Auktionieren von Bundesanleihen oder das Finanzclearing und Risk Management für den österreichischen Energiemarkt zeichnen unsere Kapitalmarkt Services aus. All diese Tätigkeiten haben eine große technische Komponente und sind hochgradig digitalisiert. Genauso ist aber auch die Nachfrage da. Beispielsweise können Sammelurkunden nun digital eingereicht werden, was auf sehr großes Interesse stößt.

Ein hoher Digitalisierungsgrad hat vielfältige Auswirkungen. Wir sehen es als unsere Aufgabe am Puls der Zeit zu agieren, Möglichkeiten zu antizipieren, mit dem Markt zu evaluieren und unseren Stakeholdern dann entsprechende Angebote zu machen. Zusammengefasst: wir sehen darin mehr Chancen als Herausforderungen.

Die OeKB ist bekannt für ihre enge Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Organisationen und Partnern. Welche Synergien ergeben sich aus dieser Zusammenarbeit und wie trägt sie zur Stärkung der österreichischen Wirtschaft und ihrer internationalen Präsenz bei?

Bereits seit 1946 stärkt die OeKB Gruppe den Standort Österreich mit zahlreichen Services für kleine, mittlere und große Unternehmen sowie die Republik Österreich. Es ist richtig, dass wir damit eine besondere Stellung als zentrale Finanzdienstleisterin innehaben. Die Services sind vielfältig, doch alle leisten einen Beitrag zum Erfolg unserer Kundinnen und Kunden und zur nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. 

Es sind fünf große Servicebereiche, in denen wir aktiv sind. Überall dort fördern wir das Wirtschaftswachstum in Österreich und stärken den Standort Österreich im globalen Wettbewerb. Das betrifft unsere Export, Kapitalmarkt, Energiemarkt und Tourismus Services genauso wie die Entwicklungsfinanzierung.

Als Entwicklungsbank der Republik Österreich spielt die OeEB eine wichtige Rolle bei der Förderung von Entwicklungsprojekten in aufstrebenden Märkten. Welche Erfahrungen hat die Bank bei der Zusammenarbeit mit Regierungen und Organisationen in Entwicklungsländern gemacht und welche langfristigen Auswirkungen haben diese Projekte?

Unsere 100%-ige Tochter OeEB feierte im Vorjahr ihr 15-jähriges Jubiläum. Solange schon vergibt sie langfristige Finanzierungen für Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Eines haben all diese Projekte gemeinsam: Sie müssen nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sein, sondern auch nachhaltige entwicklungspolitische Wirkung erzielen. Das bedeutet beispielsweise Arbeitsplätze zu schaffen, lokales Einkommen zu generieren oder auch CO2-Emissionen einzusparen.

Die Effekte der Projekte sind somit alle nachhaltig geplant und spürbar. Durch regelmäßiges Monitoring über die gesamte Projektlaufzeit hinweg haben wir die Möglichkeit zu lenken und durch unterstützende Maßnahmen die Wirkung der Projekte auch zu späteren Zeitpunkten mitzugestalten. Die wertschätzende und ergebnisorientierte Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen vor Ort ist wesentlich für den Projekterfolg. 

Die Sicherung der finanziellen Stabilität und Integrität ist eine grundlegende Verantwortung einer Bank. Welche Maßnahmen ergreift die OeKB, um Risiken zu managen und die Compliance mit regulatorischen Anforderungen sicherzustellen?

Die OeKB wickelt viele ihrer Dienstleistungen im Auftrag der Republik Österreich ab. Wir sind uns unserer Verantwortung in dieser Rolle sehr bewusst. Die Compliance mit regulatorischen Anforderungen ist essenziell für unser Geschäft. Unser Legal & Compliance-Team deckt hier den strategischen Bereich ab, genauso wie den der Verfahren wie die Risikoanalysen oder Richtlinienumsetzung. Darüber hinaus schulen wir unsere Mitarbeitenden regelmäßig zu den regulatorischen Anforderungen und Compliancethemen.

Die Förderung von Innovation und Forschung ist entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Welche Initiativen ergreift die OeKB, um österreichische Unternehmen bei der Finanzierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu unterstützen und die Innovationskraft.

Wir unterstützen heimische Exportunternehmen mit unserem Produktportfolio sowohl bei Standortinvestitionen als auch im Exportgeschäft und bei der Erschließung neuer Märkte. Der Fokus auf moderne Technologien und nachhaltige Investments ist bei uns ein großer. Mit unseren Haftungs- und Finanzierungsinstrumenten können wir oftmals innovativen Projekten den Start ermöglichen. Parallel dazu arbeiten auch wir an Produkten, die die Unternehmen auf diesem Weg unterstützen können.

Im Bereich der Nachhaltigkeit haben wir vor zwei Jahren den OeKB >ESG Data Hub lanciert. Damit bieten wir einen österreichischen Standard zur Erfassung von Nachhaltigkeitskennzahlen an. Über 80 Prozent der heimischen Banken greifen bereits auf diese Daten zurück. Für die Unternehmen bedeutet das eine ungemeine Arbeitserleichterung.

Foto: OeKB / David Sailer

 

Die Vorständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG über das vergangene Geschäftsjahr, neue Produkte und wie es gelingt, operativ erfolgreich zu bleiben.

 

Die OeKB Gruppe konnte aufgrund der breiten Diversifizierung und dem hohe Engagement der Mitarbeitenden auch im herausfordernden Geschäftsjahr 2022, in dem der Ukraine-Krieg nach der Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit einen weiteren tiefgreifenden Umbruch markiert hat, ein operativ zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. „Das Gesamtergebnis war durch Bewertungsverluste leicht rückläufig – die Kursentwicklung auf den Kapitalmärkten ist auch an uns nicht ganz spurlos vorbeigegangen“, sagt Angelika Sommer-Hemetsberger.

Kompetenzerweiterung im Sustainable Finance-Bereich

Auch in der OeKB ist die digitale Transformation von besonderer Bedeutung. Die Potenziale bestehender Wertschöpfungsketten werden gehoben, die Markt- und Kundenzugänge werden kontinuierlich digital ausgebaut. „Wir haben im letzten Jahr das bestehende Cloudkonzept erweitert und eine modulare OeKB private Cloud aufgebaut. Ein weiterer Fokus ist der Ausbau unseres Kompetenzspektrums im Bereich Sustainable Finance. Wir setzten im Geschäftsbereich Export Services schon seit 2019 gezielte Anreize für Investitionen zur Umweltentlastung und haben auch schon drei Nachhaltigkeitsanleihen begeben, deren Emissionserlöse zur Gänze in Umwelt- und Sozialprojekte fließen. Mit dem OeKB > ESG Data Hub haben wir 2022 ein neues Produkt lanciert: Auf dieser zentralen Online-Plattforum können Unternehmen ihre relevanten Nachhaltigkeitsdaten gemäß den regulatorischen und bankenspezifischen Anforderungen einfach und effizient sammeln und managen. Und durch eine strukturierte Übersicht ihrer ESG-Performance erhalten sie damit auch die notwendige Grundlage, um die nächsten Schritte in Richtung Nachhaltigkeit einleiten zu können“, so die Managerin, die – angesprochen auf ihre wichtigsten Herausforderungen – die sich rasch ändernde und zunehmende Regulatorik – darunter beispielweise die Corporate Sustainability Reporting Directive oder auch der Digital Operational Resilience Act – erwähnt.

Diese Bereiche würden einiges an Ressourcen benötigen. Gleichzeitig gelte es, trotzdem effizient zu bleiben und die bestmöglichen Services für die Kunden anzubieten. „Die Anforderungen an die gesamte Organisation nehmen zu und bedeuten einen beträchtlichen zusätzlichen Aufwand. Hier gilt es, am Ball zu bleiben und weiterhin die Effizienz im laufenden Bankbetrieb sicherzustellen“, so Sommer-Hemetsberger. Die Kostensteigerungen durch die hohe Inflation und der vielzitierte Arbeitskräftemangel seien zudem allgemeine Herausforderungen, mit denen auch die OeKB konfrontiert sei. 

Gezielter Einsatz von Digitalisierungslösungen

„Wir profitieren in unserem Arbeitsalltag in vielen Bereichen vom hohen Digitalisierungsgrad innerhalb der OeKB – und es ist dabei ganz zentral, dass wir durch den gezielten Einsatz von Digitalisierungslösungen auch die Services und Dienstleistungen für unsere Kundinnen und Kunden kontinuierlich weiter optimieren können“, betont die Finanzexpertin. Ein Beispiel dafür seien User-Guides auf der Kundenplattform my.oekb.at, die zeitunabhängig genutzt werden können und womit dem IT-Helpdesk noch mehr Zeit für komplexere Anfragen bleibe. Was das Stichwort KI angeht, evaluiere man selbstverständlich laufend neue Lösungen und Trends am Markt, ein konkreter Business Case habe sich bisher aber noch nicht ergeben.

Ambitionierte Nachhaltigkeitsziele

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei der OeKB seit vielen Jahren fest in den Kernprozessen verankert, in der Nachhaltigkeitsstrategie (Bereiche Kerngeschäft, Mitarbeitende und Bankbetrieb) setzt man sich ambitionierte Ziele für die Jahre 2021-2025.

„Neben Nachhaltigkeitsanleihen, deren Erlöse ausschließlich in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, setzen wir mit attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten auch gezielte Anreize für Unternehmen, die am Standort Österreich Investitionen zur Umweltentlastung oder zum Umstieg auf Erneuerbare Energien tätigen. Mit dem schon erwähnten OeKB > ESG Data Hub haben wir im August 2022 ein neues Produkt lanciert. Bei unserem sozialen Engagement richten wir den Fokus auf Projekte und Organisationen, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht, und die sich dafür einsetzen, allen Menschen ein würdiges und chancenreiches Leben zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht“, sagt die OeKB-Vorständin, die eine klare Definition von Erfolg hat: „Wenn wir es schaffen mit unseren Services einen Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden zu generieren, damit deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, und gleichzeitig auch die Erwartungen unserer Shareholder (Eigentümer, Mitarbeitende, Auftraggeber Bund) zu erfüllenAlso eine klassische Win-Win-Situation zu realisieren.“

Sommer-Hemetsbergers Ziel für dieses Jahr: Die OeKB zukunftsfit zu halten und trotz des herausfordernden Marktumfeldes operativ erfolgreich zu bleiben. Dafür sei es auch ganz zentral, für die Mitarbeitenden weiterhin eine attraktive Arbeitgeberin zu bleiben.

Ihr Tipp für Frauen, die beruflich in der Finanzbranche Karriere machen wollen: „Mein Rat bezieht sich nicht nur auf die Finanzbranche, sondern gilt für alle Wirtschaftsbereiche: Es gilt, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein, sichtbar zu sein und sich etwas zuzutrauen. Und auch Spaß an der Tätigkeit ist ein zentraler Faktor – was man gerne und mit Leidenschaft macht, macht man in der Regel auch am besten.“

Foto: OeKB / David Sailer

Sie war schon in der ÖH studierendenpolitisch aktiv, hat sich für gute Studienbedingungen eingesetzt.

 

Als sie 2012 auf die Gründung von NEOS angesprochen wurde, war sie sofort begeistert von der Partei und ihren Ideen.

„Insbesondere die Generationengerechtigkeit bzw. ein nachhaltiges Pensionssystem waren Beweggründe, bei NEOS mit anzupacken. Als ich begann, meine NEOS-Bezirksgruppe aufzubauen, entdeckte ich meine Leidenschaft für die kommunalpolitischen Themen, insbesondere Mobilität und Stadtplanung. Meine Herzensthemen in Wien sind sichere Schul- und Radwege und grünere, kühlere, lebenswertere Grätzel. Wir müssen die Stadt dem Klimawandel anpassen und für den Aktivverkehr attraktiver machen, damit sie für die Menschen lebenswert bleibt. Das ist auch gesundheits- und sozialpolitische Notwendigkeit“, sagt die Juristin.

Veränderungen anstoßen 

Umsetzungsstärke, so Pipal-Leixner, sei für Politiker besonders wichtig. „Nicht nur reden, sondern auch ganz konkret das Leben und den Alltag von Menschen zum Besseren verändern. Das ist natürlich in der Regierung leichter als in der Opposition. Aber auch als mahnende Kontrollorin kann man Themen setzen und Veränderungen anstoßen“, meint die ehemalige Immobilienentwicklerin, die nichts davon hält, wenn im politischen Alltag heiße Luft geredet werde. Sie setzt auf ehrliche Kommunikation, statt auf Message Control und PR-Stunts.

Gute Ideen anerkennen

Ganz oben auf ihrer Wunschliste stehen folgende Punkte: Dass man gute Ideen anerkennt und sich um ihre Umsetzung bemüht, auch wenn sie nicht von den eigenen Leuten kommen.

Für die Welt: Dass sich alle politischen Entscheidungsträger für Klimaneutralität einsetzen.

Ganz konkret für Wien: Sichere Schul- und Radwege und gemütliche Grätzelhauptplätze für alle!

Foto: Nicole Heiling

Trotz Corona-Krise blickt die Vorständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG (OeKB AG) optimistisch in die Zukunft: Dank ausreichender Eigenmittel bieten die heimischen Banken eine solide Basis für ein Comeback der Wirtschaft. 

 

Ein Blick zurück: Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Geschäftstätigkeit ausgewirkt?

Wir haben im ereignisreichen Jahr 2020 mit einer Palette an Unterstützungsmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet. Im Geschäftsbereich Export Services haben wir gemeinsam mit dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) bei der Abwicklung der Hilfspakete des Bundes unterstützt.

Und wir haben sowohl bei den Exporthaftungen als auch bei den Exportfinanzierungen deutliche Anstiege verzeichnet. Dank der Leistungen der OeKB und unserer Töchter ist auch die Infrastruktur des österreichischen Kapitalmarktes stabil weitergelaufen. Auch bei hohen Handelsumsätzen aufgrund von Marktturbulenzen haben wir eine reibungslose Abwicklung der Wertpapiertransaktionen sichergestellt.

Und wir haben zur Deckung des gestiegenen Finanzierungsbedarfs der Republik im Jahr 2020 insgesamt zehn Bundesanleihe-Aktionen mit einem Gesamtemissionsvolumen von 40 Milliarden Euro abgewickelt. Die Tourismusbank (ÖHT) hat in dieser herausfordernden Situation gemeinsam mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ebenfalls ein Maßnahmenpaket geschnürt. Und auch die Oesterreichische Entwicklungsbank (OeEB) hat schnell und flexibel auf den entstandenen Liquiditätsbedarf ihrer Kunden reagiert.

Wie hoch waren die finanziellen Mittel, die im Vorjahr zur Aufrechterhaltung der Liquidität von Exportunternehmen bereitgestellt wurden?

Die von der OeKB abgewickelten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Liquidität von Exportunternehmen umfassten Betriebsmittelfinanzierungen in Form eines Sonder-Kontrollbank-Refinanzierungsrahmens (Sonder-KRR). Zunächst auf zwei Milliarden Euro festgelegt, erfolgte aufgrund der großen Nachfrage eine Aufstockung auf drei Milliarden Euro.

Zudem hat die OeKB im Rahmen des 15-Milliarden-Euro-Hilfspakets der Regierung im Auftrag der COVID-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG) die Abwicklung von Überbrückungsgarantien für Großunternehmen übernommen.

Mit welchen Risiken muss der Bankensektor in den kommenden Jahren rechnen?

Durch die Corona-Pandemie haben sich natürlich auch für den Bankensektor gewisse Herausforderungen ergeben, für die wir aber gut gerüstet sind. Zum Jahresende 2020 erreichten die aggregierten Eigenmittel des Bankensektors in Österreich 94,3 Milliarden Euro. Die harte Kernkapitalquote lag bei ausgezeichneten 16,1 Prozent. Damit bieten die österreichischen Banken – und mit ihnen die OeKB ­– eine solide Basis für ein starkes Comeback der Wirtschaft.

Aufgrund der Lock-Downs und von Home-Office hat sich das Kundenverhalten geändert. Bemerken Sie eine größere Nachfrage nach digitalen Angeboten und Leistungen im Online-Vertrieb? 

Wie bei vielen Unternehmen hat die Corona-Krise auch in der OeKB zu einem zusätzlichen Digitalisierungsschub geführt, wir haben diese aber auch schon vorher intensiv vorangetrieben. Und auch von Kundenseite war eine größere Nachfrage zu spüren. Wesentliche Neuerungen für eine noch effizientere und bedürfnisorientiertere Betreuung unserer Kunden war der Start des OeKB Loan Pricers und der digitalen Kundenplattform my.oekb.