Dr. Barbara Schmidt: Ich möchte die Menschen für die Energiewende begeistern

Sie ist seit 2007 Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung von Österreichs E-Wirtschaft. In ABW erklärt Sie, wie Klima- und Energieziele zu erreichen sind.

 

Als Interessenvertretung ist die Arbeit von Oesterreichs Energie stark von den politischen Rahmenbedingungen abhängig. Anfang des Vorjahres wurde als Ziel definiert möglichst gute Rahmenbedingungen für die E-Wirtschaft in einem großen geplanten Gesetzespaket (Anm.: Erneuerbaren Ausbau Gesetz) zu bekommen. Durch Argumente und gut aufbereitete Daten und Fakten. „Dieses Gesetzespaket hätte vor dem Sommer als Begutachtungsentwurf veröffentlicht werden sollen – stattdessen wurde ein Video (Anm.: Ibiza-Video) veröffentlicht – mit bekannten Folgen“, so Dr. Schmidt.  

„Positiv war jedoch, dass das Thema Klimaschutz und Energieversorgung ganz oben auf der politischen Agenda angekommen ist. Noch kein Wahlkampf war so vom notwendigen Umbau des Energiesystems dominiert wie die heurigen Wahlkämpfe zum Europaparlament und der Nationalratswahl.“

Erfreut ist die Generalsekretärin darüber, dass mittlerweile allen klar ist, dass ein mehr an erneuerbarem Strom benötigt wird, um die Klimakrise einzudämmen. Leider fehle es aber an Verständnis, dass dieser Umbau in Richtung erneuerbare Stromversorgung ein großes Infrastrukturprojekt ist. „Denn wir wollen Strom nicht nur sauber, sondern auch sicher und leistbar zur Verfügung stellen und dafür braucht es neben Wasser-, Wind- und Sonnenkraftwerken auch einen Ausbau der Stromnetze, ganz neue Speicher und als Übergangstechnologie auch Gaskraftwerke, die Strom zu jederzeit und wetterunabhängig produzieren können.“

Die Energiewende ist für Dr. Schmidt ein Infrastrukturprojekt – vielleicht das größte seit dem Wiederaufbau – und dieses könne nur gelingen, wenn daraus eine Mitmachbewegung wird. „Es darf nicht mehr passieren, dass die Kinder am Freitag für den Klimaschutz und die Eltern am Samstag gegen die örtliche Stromleitung oder den Windpark demonstrieren. Jedes Projekt ist ein Puzzlestein für die saubere, sichere und leistbare Energiezukunft“, so Schmidt.

Keine Zeit zu verlieren 

Die E-Wirtschaft baut die Energiezukunft – deshalb bedürfe es nicht nur der Akzeptanz in der Bevölkerung, sondern auch eines gesetzlichen Rahmens, der die Umsetzung ermöglicht. Schmidt: „Das Gesetzespaket, das der Neuwahl zum Opfer gefallen ist, sollte möglichst rasch in Begutachtung gehen und möglichst rasch beschlossen werden. Was ich mir von der neuen Regierung und der neuen EU-Kommission am meisten wünsche, ist bitte keine neue Zieldiskussion zu führen, sondern endlich die notwendigen Maßnahmen zu setzen, damit die bestehenden Klima- und Energieziele umgesetzt werden können. Sonst verlieren wir weitere kostbare Zeit.“

Die E-Wirtschaft sei gefordert, die Notwendigkeit der Projekte noch viel besser zu kommunizieren. „Für uns - und insbesondere die Techniker in der Branche - ist das eine Selbstverständlichkeit. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass das jede Kundin und jeder Anrainer so sieht. Mein Vorsatz ist es, nicht müde zu werden die Notwendigkeit des Umbaus der Energiewelt zu erklären und in Gesprächen, Vorträgen und Veranstaltungen Verständnis dafür zu schaffen. Ich möchte die Menschen für die Energiewende begeistern und dazu beitragen, dass möglichst viele mitmachen.“

Foto: Christian Fürthner


Drucken   E-Mail