ABW im Gespräch mit der Vorständin der Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) über besondere Herausforderungen in schwierigen Zeiten. 

 

Welche kurz-, mittel- und langfristigen Pläne hat die OeKB in dieser schwierigen Zeit? 

Kurz- und mittelfristig steht für uns im Vordergrund, unsere Mitarbeitenden und Kunden gut durch die Krise zu begleiten. Das betrifft einerseits den Schutz der körperlichen Gesundheit. Andererseits kümmern wir uns um die wirtschaftliche Gesundheit unserer Exportkunden, indem wir mit der raschen, kompetenten Abwicklung der COVID- Hilfspakete für sie da sind. Langfristig steht die weitere Entwicklung neuer, nachhaltiger Produkte und Services auf dem Plan.  

Wie gut ist die OeKB gerüstet, wenn der globale wirtschaftliche Aufschwung längerfristig stagniert und Kreditausfälle zu befürchten sind? 

Für solche Fälle haben wir entsprechend Vorsorge getroffen. Wir sehen uns laufend verschiedene Szenarien an. Als Auftragnehmer der Republik Österreich tragen wir besondere Verantwortung für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Dieser Verantwortung sind wir uns jederzeit bewusst. Mit Krisenbeginn haben wir unseren Exporteuren sofort mit Finanzierungsmöglichkeiten unter die Arme gegriffen. Weniger sichtbar im Hintergrund haben unsere Kapitalmarkt Services aber eine wesentliche Funktion übernommen, um die Stabilität des Kapitalmarkts auch in dieser turbulenten Zeit zu garantieren. Das ist uns sehr gut gelungen.  

Wie hoch ist die Nachfrage nach Sonderkreditmitteln? 

Bei unserem Sonder-Kontrollbank-Refinanzierungsrahmen war die Nachfrage so groß, dass wir das ursprüngliche Volumen von zwei Milliarden Euro gemeinsam mit dem Finanzministerium bereits um eine weitere Milliarde aufgestockt haben. Auch gibt es Nachfrage nach unserer Fast-Line-Fazilität. Diese spielt eine wichtige Rolle in der Eindämmung der weiteren Verbreitung des Coronavirus. Wir unterstützen mit diesen Mitteln Neugeschäft vor allem im Gesundheits- und Versorgungssektor in Schwellenländern.  

Die Wichtigkeit von Digitalisierung hat sich speziell in den vergangenen Monaten gezeigt. Wie sieht es diesbezüglich bei der OeKB aus? 

Wir haben in den vergangenen zwei Jahren bei der Digitalisierung unserer internen Prozesse und Kundenservices einen Riesensprung nach vorne gemacht. Unsere Kapitalmarkt Services sind dabei Vorreiter und bereits seit vielen Jahren fast vollständig digitalisiert. Viele Bereiche unseres Geschäfts wie eine tägliche Zinssatzfestsetzung oder die Beantragung gewisser Finanzierungen laufen ebenfalls bereits digital ab. Da können sich unsere Kunden sehr einfach elektronisch einklinken, flexibel agieren und sich einiges an Zeit und Aufwand ersparen.  

Nicht erst seit Corona gibt es seitens der OeKB ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz. Worauf liegt der besondere Fokus? 

Vor allem jetzt liegt unser Hauptaugenmerk auf der Unterstützung einer „Green Recovery“. Wir wollen einen nachhaltigen Neustart und Wiederaufbau der Wirtschaft nach Corona unterstützen. Uns ist wichtig, dass hier Ökonomie und Ökologie gemeinsam gedacht werden und entsprechend „grüne“ Mittel zur Finanzierung erforderlicher Investitionen in den Klimaschutz zur Verfügung gestellt werden. Dazu tragen wir bei, indem wir zum Beispiel unseren nächsten Sustainability Bond vorbereiten. Der erste wurde im Herbst 2019 begeben und war ein voller Erfolg. 

Ihre Erkenntnisse aus der Corona-Krise?

Bei aller Digitalisierung und Vereinfachung von Prozessen und Geschäftsvorgängen im virtuellen Raum sind und bleiben persönliche, soziale Kontakte weiterhin wichtig. Corona hat uns das eindrücklich vor Augen geführt. Was wir außerdem aus der Krise gelernt haben: Menschen organisieren sich gut selbst, wenn man sie lässt und für die nötigen Rahmenbedingungen sorgt. In der OeKB sind wir mit Beginn des Lockdowns alle innerhalb eines einzigen Wochenendes ins Home-Office übersiedelt. Unsere Teams haben sich extrem rasch und effektiv zur Kooperation aus dem Wohnzimmer heraus zusammengefunden.  

Foto: OeKB

Vor mehr als zwanzig Jahren kam die Betriebswirtin zur Kontrollbank, seit 2014 ist sie Vorstand. Ein ABW-Interview über Herausforderungen, Entwicklungen und Frauen in Führungspositionen.

 

In welchen Bereichen sehen Sie zur Zeit die größten Herausforderungen für die Finanzbranche?
Die Herausforderung unserer Zeit ist die Digitalisierung. Geschäftsmodelle verändern sich dadurch genauso wie Kundenbedürfnisse. Für uns ist es wichtig, genau den Bedarf unserer Kunden zu treffen. Dazu gehört die Einbindung von Kunden und Stakeholdern in unsere Produktentwicklung. Für uns derzeit ein großes Thema.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Geschäftsjahr?
Wir sehen eine starke Entwicklung. Bisher verläuft alles nach Plan bzw. sogar darüber. Wir profitieren von der guten Wirtschaftslage der Vorjahre und den zahlreichen Aufträgen, die österreichische Unternehmen erhalten haben.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Exportgeschäftes im kommenden Jahr?
Nach einer tollen Konjunkturphase erwartet uns eine Abschwächung. Diese Entwicklung wird auch die heimische Wirtschaft treffen. Handelskonflikte oder Themen wie BREXIT und Sanktionen spielen da mit rein. Allerdings profitieren die österreichischen Unternehmen auch in solchen Phasen von der Diversität ihrer Märkte und den Nischenbranchen, in denen sie hocherfolgreich sind.

Auf welche Weise fördert Ihr Unternehmen Mitarbeiter, speziell Frauen?
Entwicklungsmöglichkeiten werden bei uns mindestens einmal jährlich evaluiert und potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen für Führungs- oder Expertenpositionen auch mit speziellen Trainings und Talent-Programmen gefördert. Wir achten dabei darauf, einen guten Mix aus Fachwissen und Social Skills zu vermitteln.

Warum gibt es noch immer so wenig Frauen, die in der Versicherungsbranche Top-Führungspositionen haben?

Das Positive ist, dass der Trend stimmt und es sukzessive mehr werden. Ich glaube allerdings man sollte hier nicht verallgemeinern, sondern sich genau das jeweilige Unternehmen ansehen, den Handlungsbedarf erkennen und dann gezielt Maßnahmen setzen. In der OeKB Gruppe spielen Frauen – auch im Führungsbereich – schon sehr, sehr lange eine wichtige Rolle. Seit einigen Jahren nun auch in den Vorständen und Geschäftsleitungen. Generell kann man Frauen, die klare Karriereziele haben, nur raten, an diesem Ziel konsequent zu arbeiten, fachliche und soziale Skills weiterzuentwickeln und auch „sichtbar“ zu sein. 

Bitte beschreiben Sie uns Ihre Arbeitsweise und verraten Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis.
Ich bin überzeugt davon, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit bessere Lösungen ermöglicht. Genauso bin ich ein Fan eines Gesprächs. Rasch lassen sich so Motivation, gemeinsame Ziele und Wege dorthin klären. Mein Führungsstil ist sicherlich ein partizipativer. Ich bilde mir gerne fundiert eine Meinung und höre mir verschiedene Sichtweisen an, bevor ich eine Entscheidung treffe.

Was empfehlen Sie jungen Frauen, die in der Finanz- oder Versicherungsbranche Karriere machen möchten?

Sich klare Ziele zu setzen und seinen eigenen Weg zu gehen, dabei aber auch immer auf das eigene Bauchgefühl achten. Eine gute Ausbildung ist das Eine, schon frühzeitig relevante Berufserfahrung zu sammeln das Andere. Praktika und erste Jobs tragen dazu bei, sich über die eigenen Ziele noch klarer zu werden. Offenheit und Neugier sind in unserem sich immer rascher ändernden Umfeld jedenfalls ein Vorteil.

Foto: OeKB

Die Spitzenkandidatin der Oberösterreichische Volkspartei für die EU-Wahl ist nicht nur erfolgreiche Unternehmerin sondern auch eine versierte Politikerin. Eine ABW-Interview.

 

Die EU ist dasgrößte Friedensprojekt unseres Kontinents. Man bedenke, dass in den 300 Jahren vor 1945 zwischen den derzeit 28 EU-Staaten 123 kriegerischen Auseinandersetzungen stattfanden“, sagt Dr. Angelika Winzig, die trotz ihrem Bekenntnis zu Europa mit der Detailverliebtheit und der Regelflut der EU Probleme hat. Denn vor allem bäuerliche Familienbetriebe und Unternehmen würden darunter leiden.

Sie fordert daher Verhältnismäßigkeit für mehr Bürgernähe und die Lösung so großer Themen wie Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit zur Sicherung der Arbeitsplätze, Energie- und Klimaschutz sowie die Migrationsfrage. Für die Nationalratsabgeordnete ist die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Wirtschafts- und Forschungsraumes die größte Herausforderung.

Jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich hänge direkt oder indirekt vom Export ab und derzeit seien internationale Handelsbeziehungen sehr fragil. „Die politischen Alphawölfe dieser Welt haben mit Sicherheit kein Interesse an einem geeinten, wirtschaftlich erfolgreichen Europa“, so Dr. Winzig, die als Budgetsprecherin ihrer Fraktion und Vorsitzende des Budgetausschusses im Nationalrat weiß, dass es wichtig ist, den Fokus auf Zukunftsthemen zu richten: Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, Unterstützung der kleinstrukturierten Familienbetriebe in Landwirtschaft und Wirtschaft als Rückgrat unserer Gesellschaft sowie eine aktive Handelspolitik zur Absicherung der Exporte und somit Arbeitsplätze.

Angela Drescher ist mit Anfang August Teil der Marketing-Abteilung der Wiener Werbeagentur epmedia.

 

Seit dem 1. August unterstützt Angela Drescher als Senior Marketing Consultant in Sachen Marketing Strategie und Kundenberatung nun die epmedia Werbeagentur, die ausschließlich Kunden aus dem Real Estate Bereich betreut. Mit der Immobilienbranche kennt sich Angela Drescher durch ihre konzeptionell-strategische Arbeit als Marketing Managerin bei CPI Immobilien bestens aus und passt somit optimal in das Unternehmen. 

Die kunst- und designaffine studierte Betriebswirtschaftlerin und Marketing-Allrounderin kann auf über fünfzehn Jahre Erfahrung, unter anderem bei der internationalen Uzin Utz Group, der Wienerberger Tochter Semmelrock, Verbund und Energiecomfort (100% Wien Energie), zurückblicken. Durch ihre Kreativität und ihrem strategischem „out-of-the-box“ Denken wird sie nun der Full-Service-Agentur epmedia zur Seite stehen.

Foto: epmedia/Mona Heiß

Sie ist ein Mensch, der gegen Ungerechtigkeiten auftritt. Das hat sich schon in der Schule gezeigt, und das setzt sich fort. Irgendwann kamen Menschen mit ihren Anliegen und sie hat versucht sich einzusetzen und weiterzuhelfen.

 

Daran fand sie Gefallen, das war ihr Weg. Seit mehr als zehn Jahren ist die gebürtige Wienerin nun schon Nationalratsabgeordnete. 

„Nur maulen und matschkern ist mir zu wenig – ich mach was dagegen“, ist der Leitspruch von Angela Lueger. Ein besonderes Anliegen ist es ihr, das Bild des Politikers in der Öffentlichkeit zu ändern. „Wir Politiker sind nicht faul und korrupt. Wir sind Menschen, die sich aus Überzeugung für die Anliegen der Menschen einsetzen. Denn das Um und Auf ist es, stets ein offenes Ohr zu haben, aktiv auf die Menschen zuzugehen. Das versuche ich tagtäglich, besonders auch bei Gesprächen mit Bewohnern im Grätzel, in meinem Fall im 21. Bezirk.“

Verantwortung zu übernehmen, Dinge mitentscheiden zu können, Ungerechtigkeiten zu beseitigen und sich für Benachteiligte einzusetzen, das alles bietet ihr die Arbeit in der Politik. Es gehe darum Missstände aufzuzeigen, um sie zu verändern. Darüber hinaus biete diese hochspannende Tätigkeit die Möglichkeit, sich mit interessanten und hochrangigen Persönlichkeiten auszutauschen, mit denen man normalerweise nicht so leicht in Kontakt treten könne. Die Arbeit als Politikerin biete auch ständig neue Herausforderungen.

„Als langjähriges Mitglied des parlamentarischen Innenausschusses bedeutet es aktuell für mich eine große Motivation, nun als Vorsitzende dieses Ausschusses die wichtigen Agenden der inneren Sicherheit übernommen zu haben. Noch nie zuvor wurde diese Position mit einer Frau besetzt!“, so Lueger, die weiß, dass es Frauen in der Politik nicht leicht haben. „Solange es noch keine gelebte Gleichstellung in der Politik gibt, müssen Frauen ihre Anliegen in eigenen Frauengremien aufbereiten. Und das bedeutet zusätzlichen Arbeitsaufwand und zusätzliche Verpflichtungen, die den männlichen Kollegen erspart bleiben. Trotzdem sehe ich leider nach wie vor eine Ungleichbehandlung zwischen Mann und Frau. Und solange es zu keiner Gleichberechtigung kommt, wird es auch zu keiner Weiterentwicklung der Gesellschaft kommen. Die Frauenquote ist ein Mittel zum Zweck, aber solange wir noch nicht in einer gendergerechten Gesellschaft leben ist diese Quote notwendig. Sonst würde sich schlichtweg nichts bewegen.“ 

Enthusiasmus und Leidenschaft

Welche Eigenschaften sind nötig, um in der Politik erfolgreich zu sein? „Durchhaltevermögen! Falls eine Sache nicht sofort gelingt: hinfallen, aufstehen und weiterkämpfen! Empathie sowie Gerechtigkeitssinn: Es geht darum, die Menschen mitzunehmen, damit niemand auf der Strecke bleibt. Eine Riesenportion Enthusiasmus ist auch notwendig: Man muss von seiner Sache überzeugt sein, damit man dafür Mehrheiten findet und dafür kämpfen kann. Im Laufe meiner politischen Karriere habe ich gemerkt, dass einen Themen, an denen man dran bleibt, auch nicht mehr loslassen.“ Ihr Tipp für politisch ambitionierte Frauen: „Mitarbeiten und aktiv mitgestalten kann jede, die es ehrlich meint, aber auch bereit ist, viel Zeit zu investieren.“

Foto: Markus Sibrawa

Mit 36 Jahren begann sie in der ÖVP Landespartei NÖ zu arbeiten, im Jahre 2002 wurde sie Obfrau der Kulturinitiative ihrer Heimatgemeinde Bad Traunstein und 2003 eher zufällig Gemeindeparteiobfrau.

 

Von 2005 bis Februar 2018 war sie Bürgermeisterin, seit 2013 ist sie im Nationalrat. Angela Fichtinger im ABW-Porträt.

Mitgestalten können, für die Menschen da sein und im Interesse der Allgemeinheit und des Allgemeinwohls arbeiten zu können ist für Angela Fichtinger nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. „Ich war 13 Jahre Bürgermeisterin in Bad Traunstein und dieser Job bringt jeden Tag neue Herausforderungen. Man ist nahe an den Menschen dran und hilft in vielen Lebenssituationen – es ist einfach schön“, so Fichtinger die davon überzeugt ist, dass es Frauen in der Politik genauso schwer oder leicht wie Männer haben.

Ein ABW-Interview mit Annette Mann über Wettbewerbsnachteile für europäische Airlines, gestiegene Kundenzufriedenheit und die Freude über den neuen Flotten-Zuwachs.

 

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Geschäftsjahr 2023?

Wir blicken auf einen erfolgreichen Sommer zurück und haben das 3. Quartal mit sehr erfreulichen Ergebnissen abgeschlossen, die uns Rückenwind für einen positiven Jahresabschluss geben. Dieses Ergebnis war nur durch starke Teamleistung möglich! Wir freuen uns über den aktuellen Rückenwind, gleichzeitig sehen wir aber auch große Zukunftsherausforderungen am Standort Wien, nicht zuletzt durch die hartnäckig hohe Inflation deutlich über dem EU Schnitt. 

Welche Entwicklungen oder Trends haben die Luftfahrtbranche in diesem Jahr geprägt?

Der Flugverkehr boomt und Austrian Airlines wächst wieder! Unser Fokus lag nach der langen Corona-Phase ganz klar darauf, das Unternehmen so stabil und wirtschaftlich erfolgreich wie möglich wieder auf Volllast hochzufahren. Ich denke, das ist uns überwiegend sehr gut gelungen! Wir haben in ganz Europa gesehen, wie herausfordernd es ist, das komplexe System Luftfahrt mit allen Abhängigkeiten zwischen Airlines, Flughäfen, Flugsicherung und vielen weiteren Dienstleistern, quasi wieder auf die Minute zu synchronisieren. Besonders erfolgskritisch war dabei, sich sehr eng und partnerschaftlich mit allen Systempartnern abzustimmen. Wir sind daher sehr stolz auf unseren Stammplatz in den Top 5 der pünktlichsten Airlines Europas, der die gute Kooperation zwischen uns, dem Flughafen Wien und der Austro Control eindrucksvoll zeigt. 

Welche spezifischen Herausforderungen galt es 2023 zu meistern?

Die Welt ist nach Corona leider nicht stabiler geworden, weder geopolitisch noch wirtschaftlich. Das spüren wir jeden Tag, sei es durch den kriegsbedingen Wegfall von Destinationen aus unserem Streckennetz, hochvolatile Treibstoffpreise, fehlendes Material durch gestörte Lieferketten oder unzuverlässige Termine bei Flugzeugauslieferungen. Zusätzlich merken wir wie alle die Knappheit von Arbeitskräften und müssen uns mehr als früher anstrengen, um tolle Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Es gilt also, die volatilen Bedingungen im Alltag bestmöglich zu balancieren, während wir Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die kontinuierliche Weiterentwicklung als herzliche Gastgeber natürlich nicht vergessen dürfen. 

Die Luftfahrtbranche ist stark reguliert. Wie geht Austrian Airlines mit den aktuellen regulatorischen Herausforderungen um?

Vorweg: Unsere Branche würde ohne Regulierung und Standards nicht funktionieren. Speziell wenn es um das Vorantreiben alternativer Kraftstoffe geht, um Luftfahrt nachhaltiger zu machen, können sogenannte Beimischquoten ein wichtiges Instrument sein. Wir kritisieren allerdings die technische Umsetzung dieser Quote, da sie einseitig europäische Airlines im globalen Wettbewerb benachteiligt.

Das könnte man sehr viel schlauer machen und dabei sogar die Klima-Ziele noch stärken anstatt Anreize zu bieten, Umwege über Flughäfen außerhalb Europas zu fliegen. Aktuell schafft die EU quasi ein Konjunkturprogramm für Turkish Airlines, Emirates & Co – was man an deren exorbitanten Wachstumsplänen auch bereits konkret sehen kann. Damit wird es noch schwieriger, aus Wien heraus Langstrecken profitabel zu betreiben. Wir setzen uns also in der Politik und bei allen Stakeholdern dafür ein, die Bedingungen für alle fair zu gestalten und gleichzeitig unsere anspruchsvollen CO2 Reduktionsziele zu schaffen. 

Wie geht die AUA mit den sich ändernden Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden um?

Wir freuen uns sehr, wie sich unsere Kundenzufriedenheit im letzten Jahr entwickelt hat. In Befragungen überzeugen wir besonders mit einem im Europavergleich hohen Maß an Pünktlichkeit in Kombination mit dem leidenschaftlichen Service unserer Crews.

Unsere Kunden freuen sich auch sehr, dass der Koch zurück an Bord unserer Langstrecken ist. Ich würde also sagen, Verlässlichkeit und herzliche Gastfreundschaft sind sehr zeitlose Bedürfnisse, für die man sich aber immer wieder neu erfinden muss. Darüber hinaus erwarten speziell jüngere Zielgruppen intuitiv nutzbare Digitalservices und Internet an Bord, weshalb wir hier umfassend investieren. 

Welche neuen Strecken oder Destinationen plant Austrian Airlines in nächster Zeit zu erschließen?

Wir überprüfen unser Angebot permanent. Früher gab es einen Winterflugplan und einen Sommerflugplan. In der Corona-Zeit haben wir gelernt, noch viel umfassender zu analysieren wo sich Chancen ergeben und wir probieren viel schneller als früher einfach mal etwas aus. In diesem Sommer haben wir über 120 Destinationen mit über 1.200 wöchentlichen Flügen bedient und insgesamt sieben neue Destinationen angeflogen: Porto, Marseille, Billund, Tivat, Tromsö, Vilnius und Palermo. Seit Kurzem fliegen wir Sevilla an, und ab Dezember bieten wir neue Verbindungen in den Norden Finnlands nach Rovaniemi und Kittilä an, dort kann man Polarlichter sehen, im Iglu übernachten oder eine Husky Tour unternehmen. Auch für 2024 tüfteln wir bereits an neuen Ideen und werden natürlich die klare Nummer Eins am Hub Wien bleiben!

Wie gelingt es der AUA neue Mitarbeiter zu finden und diese ans Unternehmen zu binden?

Wir haben unser Recruiting Team nach der Pandemie neu aufgestellt und verstärkt, unsere Arbeitgebermarke geschärft, unsere Gehalts- und Benefitpakete überarbeitet und strukturierte Onboarding Programme geschaffen. In Summe konnten wir über 1.200 neue Kolleginnen und Kollegen für uns gewinnen, was ca. 20 Prozent unserer Mannschaft entspricht.

Besonders punkten können wir dabei mit einer Vielzahl von Arbeitszeit- und Flexibilisierungsmodellen, großzügigen Home Office Regelungen, einem großen Katalog an Weiterbildungsoptionen, Shared Leadership Modellen und nicht zuletzt der Möglichkeit, auch mal von einer tollen Auslandsdestination aus zu arbeiten. Schließlich soll man ja etwas davon haben, bei einer Airline zu arbeiten! Aber auch das gemeinsame Feiern kommt nicht zu kurz, schließlich braucht man viel Team Spirit, um eine gut funktionierende Airline zu betreiben!

Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Wir sehen weiterhin eine starke Nachfrage und freuen uns schon sehr darauf, unser erstes von zehn neuen Langstreckenflugzeugen zu übernehmen, eine Boeing B787, auch Dreamliner genannt. Der Komfort an Bord für unsere Kunden wird weiter steigen, gleichzeitig wollen wir unsere operative Performance nochmals verbessern. Gleichzeitig werden Effizienz und Produktivität einen großen Platz auf der Management Agenda einnehmen, denn nur so kann es uns gelingen, die überdurchschnittlich hohe Inflation in Österreich zu bewältigen und damit unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. 

Foto:  ©Austrian Airlines/Martin Krachler

Ein Interview mit Andreja Oladeinde über Personalstrategien, Employee Experience und People Analytics.

 

Sie haben vor fünf Monaten die Rolle der Chief People Officerin bei karriere.at übernommen. Was schätzen Sie an dieser Position?

„HR ist bei karriere.at ein integraler Teil des Top-Managements. Dadurch habe ich die Möglichkeit, zentrale Personalthemen direkt mit den Entscheidungsträger*innen abzustimmen, was schnelle und vor allem verbindliche Entscheidungen ermöglicht. 

Darüber hinaus bietet mir die strategische Managementplanung die Chance, die zukünftige Entwicklung des Unternehmens aktiv mitzugestalten. Besondere Freude macht mir genauso die enge Zusammenarbeit mit meinem kompetenten Team, das aus exzellenten Expertinnen und Experten besteht.“

Welche Ziele haben Sie sich in Ihrer neuen Position bei karriere.at gesetzt, insbesondere in Bezug auf die Weiterentwicklung der Mitarbeiter und der Unternehmenskultur? 

„Mein oberstes Ziel ist es durch unsere Mitarbeiter*innen die Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Entwicklung des Unternehmens zu stärken. Die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter*innen und eine positive Unternehmenskultur sind die Grundpfeiler, um dieses Ziel zu erreichen. 

Für die Mitarbeiterentwicklung erachte ich als das Um und Auf eine Vertrauenskultur zu schaffen, insbesondere zwischen Führungskräften und Mitarbeiter*innen sowie unter Kolleg*innen eines Teams. Nur so schaffen wir ein Umfeld, um offenes und ehrliches Feedback zu geben und fördern auch die Bereitschaft dieses als Entwicklungschance zu sehen und nicht im schlimmsten Fall als Maßregelung oder gar Drohung. Wenn wir unsere Feedbackkultur positiv gestalten, haben jegliche Methoden der persönlichen Weiterentwicklung wie Mentoring und Coaching automatisch eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit. 

Neben der individuellen Weiterentwicklung sehe ich als essenziell für unsere Unternehmenskultur an, unsere Unternehmenswerte und unsere Vision in unseren Alltag zu integrieren. Das bedeutet auch, dass wir uns immer wieder selbst challengen müssen. Entsprechen unsere Prozesse unserer Vision; unterstützen sie unsere Innovationsfähigkeit oder sind manche historisch bedingt? Verkörpert unsere tägliche Sprache mit unterschiedlichen Stakeholdern unsere Werte?“ 

Als Spezialistin für Personalstrategie – wie definieren Sie eine effektive Personalstrategie und welche Elemente sind dabei besonders wichtig?

„Eine Personalstrategie kann nur effektiv sein, wenn sie ein integraler Bestandteil der allgemeinen Unternehmensstrategie ist. D.h. wenn ich z.B. Produkt-Innovation und Diversität im Unternehmen proaktiv fördern möchte, muss sich diese Ziel-Ausrichtung in allen Phasen unserer Personalarbeit widerspiegeln: von der Talent Acquise über die gesamte Employee Experience, der internen Kommunikation, Team-Veranstaltungen, Performance & Compensation Management usw.“

Wie messen und verbessern Sie die Employee Experience bei karriere.at, um sicherzustellen, dass sich die Mitarbeiter wertgeschätzt und unterstützt fühlen? Welche Rolle spielen dabei regelmäßige Feedbackprozesse?

„Unsere Feedback-Prozesse sind sehr umfangreich. Wir holen bereits Feedback zum Recruiting-Prozess ein noch bevor Bewerber*innen offiziell Teil von karriere.at sind, um Verbesserungspotentiale zu identifizieren. Sobald sie Teil des karriere.at-Teams sind unterstützen wir sie mit einem Onboarding-Programm. Auch hierzu holen wir uns im Anschluss anonymes Feedback ein und optimieren den Prozess laufend. Darüber hinaus haben wir etablierte Mitarbeiterbefragungen einmal pro Jahr und erhalten dadurch sehr wertvolle Anstöße, um die Employee Experience weiter zu verbessern.“

Change Management ist ein weiteres Ihrer Fachgebiete. Wie gehen Sie bei karriere.at mit Veränderungen um, insbesondere in einer dynamischen Branche wie der IT? Welche Strategien setzen Sie ein, um Mitarbeiter während des Veränderungsprozesses zu unterstützen?

„karriere.at ist ein IT-Unternehmen – Veränderungen sind ein integraler Bestandteil unserer Branche. Wir setzen daher auf Agilität, um schnell reagieren zu können, ob extern auf den Markt oder auf interne Veränderungen. 

Ich glaube das A und O ist, die Transparenz zu erhöhen und so offen wie möglich zu sein. Wir als Management sehen in Veränderungen Entwicklungsmöglichkeiten für das Unternehmen. Diese müssen wir aber auch unseren Mitarbeiter*innen aufzeigen.

Dahingehend werden auch unsere Führungskräfte geschult und bestärkt, für Gespräche greifbar zu sein, um Unsicherheiten und Ängste von Mitarbeiter*innen einzufangen. In diesem Jahr haben wir uns auf die Stärkung unserer Change Management-Kompetenzen konzentriert, indem wir Führungskräften durch Trainings Tools an die Hand geben, um ihre Mitarbeiter*innen bestmöglich unterstützen zu können. 

Es ist für uns wichtig, dass die Veränderung nicht nur bewältigbar erscheint, sondern dass Mitarbeiter*innen in einer Veränderung auch Potenziale und Chancen sehen, auch für ihr eigenes Wachstum. Denn Veränderung heißt ja auch, dass man neue Verantwortungen übernehmen, dass man lernen und wachsen kann. Wir bieten technische Schulungsprogramme, um Tools und Programme besser anwenden zu können, investieren aber auch in die persönliche Weiterbildung unserer Mitarbeiter*innen, Stichwort Agilität.“

Diversity, Equity, Inclusion and Belonging (DEIB) sind zentrale Themen in Ihrem Fachgebiet. Wie fördern Sie diese Werte bei karriere.at?

„Wir haben DEIB in unseren Unternehmenszielen verankert, um mehr Sichtbarkeit für dieses Thema zu schaffen, auch im Top-Management. Außerdem absolvieren derzeit alle Mitarbeiter*innen ein Diversity-Awareness-Training. Es gibt ein Diversity-Ambassador-Team und eine Person im People-Team, welche die Weiterentwicklung unserer DEIB-Initiativen verantwortet. 

Es reicht natürlich nicht aus, wenn sich nur das People-Team mit DEIB beschäftigt; das Thema betrifft alle, insbesondere die Führungsmannschaft. Daher fordern wir unsere Führungskräfte auf, sich mit der Diversität der bestehenden Belegschaft in ihrem Bereich auseinanderzusetzen und unterschiedliche Diversitätsdimensionen zu fördern. Wir unterstützen hier als People-Team, indem wir Aufklärungsarbeit leisten und Möglichkeiten bieten, Diversität zu erhöhen und Inclusion & Belonging zu gewährleisten. Schließlich muss ich, wenn ich Personen aus Minoritäten anspreche und einstelle, auch die Rahmenbedingungen schaffen, dass sich diese Mitarbeiter*innen wohlfühlen.“

Wie schaffen Sie eine Arbeitsumgebung, in der sich alle Mitarbeiter – unabhängig von ihrem Hintergrund – wirklich zugehörig fühlen?

„Man muss sich bewusst sein, dass Menschen, die einer Minorität angehören, mit Themen in Berührung kommen, mit denen der Großteil der Belegschaft nie konfrontiert war. Bei jeder neuen Person, die wir an Bord holen, finde ich es wichtig, sich in ihre Lage zu versetzen. Das heißt auch von ihr zu lernen, Feedback einzuholen: wie hat die Person das Onboarding empfunden, gibt es Veranstaltungen oder Themen, bei der sich Personen ausgeschlossen fühlen, etc. Wir haben mit jeder neuen Mitarbeiter*in, die wir als Unternehmen an Bord holen die Chance zu lernen. Dieses Wissen möchte ich positiv einsetzen und den Wissenstransfer in andere Teams fördern.“

Mit fast zwanzig Jahren Erfahrung in der Organisationsentwicklung – welche Trends und Entwicklungen sehen Sie als entscheidend für die Zukunft von Unternehmen wie karriere.at?

„Für die Zukunft von karriere.at, genauso wie für viele IT-Unternehmen, sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend. Unsere Branche ist dynamisch und durch eine hohe Agilität ist es uns möglich, rasch auf Marktveränderungen zu reagieren, Produktinnovationen voranzutreiben und konkurrenzfähig zu bleiben. 

Ein anderer Trend ist der zunehmende Fokus von Unternehmen auf Employee Experience. Der Markt hat sich in den letzten Jahren sehr stark gedreht. Unternehmen kämpfen um Talente und da ist eine positive Employee Experience ein maßgeblicher Faktor nicht nur für die Mitarbeitergewinnung, sondern auch für die Bindung. 

In diesem Zusammenhang spielt auch das Thema Führung eine wichtige Rolle. Wir müssen Führungskräfte dabei unterstützen, neue Führungsansätze zu erlernen, um mit den Anliegen ihrer Mitarbeiter*innen umzugehen und Vertrauen, Ruhe und Eigenverantwortung zu stärken“.

Wie sehen Sie die Rolle von HR in der Zukunft, insbesondere in einem digitalen und technologiegetriebenen Umfeld wie bei karriere.at? Welche Entwicklungen und Trends erwarten Sie in den nächsten Jahren?

„In einem digitalen Umfeld wie dem bei karriere.at wird sich HR zunehmend zum strategischen Partner entwickeln, wenn das nicht schon der Fall ist. Das bedeutet, dass wir die Unternehmensstrategie nicht nur aktiv mitgestalten, sondern auch die Umsetzung maßgeblich unterstützen, um diese Ziele zu erreichen. Ich sehe uns hier in einer Schlüsselfunktion, insbesondere was die digitale Transformation betrifft, um eine Unternehmenskultur zu fördern und zu etablieren, welche nicht nur modern, sondern auch anpassungsfähig ist für zukünftige Herausforderungen.

Als aktuelle Entwicklung und Trend sehe ich den verstärkten Einsatz von KI und People Analytics, um datengetriebene Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu optimieren und zu automatisieren, sodass wir uns stärker strategischen Aufgaben und Zukunftsthemen widmen können.

Sehr wichtig ist es auch, lebenslanges Lernen in der Unternehmenskultur zu etablieren. Damit meine ich nicht nur, Mitarbeiter*innen auf digitale Anforderungen vorzubereiten, sondern insbesondere die Fähigkeit, Resilienz zu entwickeln. Resilienz ist das A und O, damit unsere Mitarbeiter*innen Veränderungen positiv meistern und mit den bevorstehenden Herausforderungen gut umgehen können.“

Foto: karriere.at/Katharina Berger

Er hatte schon zahlreiche Funktionen in der SPÖ, beherrscht das politische Spiel im Schlaf. Als Spitzenkandidat will er sich in Brüssel für mehr Steuergerechtigkeit einsetzen. 

 

Das vereinte Europa ist die größte zivilisatorische Leistung der Menschheitsgeschichte. Nach Jahrhunderten des Krieges haben wir es geschafft, uns eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Europa brachte uns Frieden und Wohlstand“, so der SPÖ-Spitzenkandidat der EU-Wahl Andreas Schieder, der es für eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit hält, dass internationale Konzerne weniger Steuern zahlen als ein Würstelstand oder ein Gasthaus. Dieses Geld fehle für Gesundheitsbelange, Bildung oder Infrastruktur. Diese Ungerechtigkeit müsse beendet werden. 

Als besonders große zukünftige Herausforderung der EU sieht er das Erstarken der Rechtsnationalisten, die, so Schieder, Europa zerstören wollen. Das müsse verhindert werden, die SPÖ sei die starke Alternative zum Rechtsruck in Europa, meint der Politiker, der bereits seit vielen Wochen durch ganz Österreich tourt, alle Bundesländer besucht hat und täglich im Austausch mit Wählerinnen und Wählern in ganz Österreich steht.

So will Andrea Haselwanter-Schneider die Inflation bekämpfen und die heimische Wirtschaft durch nachhaltige Maßnahmen stärken.

 

Ein zentraler Punkt, um die heimische Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen, ist für Andrea Haselwanter-Schneider die Bekämpfung der hohen Inflation. „Während andere EU-Staaten niedrigere Inflationsraten aufweisen, hat die österreichische Bundesregierung mit massiven finanziellen Mitteln den Preisauftrieb weiter angeheizt. Um die Inflation wirksam zu bekämpfen, müssen die Preissteigerungen dort angegangen werden, wo sie entstehen. Dazu gehören Preisobergrenzen für Gas, Strom und Mieten sowie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Diese Maßnahmen wurden in anderen Ländern erfolgreich umgesetzt, während in Österreich nur zögerlich oder teilweise reagiert wurde. Wirtschaftswachstum kann durch die Erhöhung der Kaufkraft der Menschen, durch nachhaltige Systemveränderungen und nicht durch kurzfristige Finanzspritzen erreicht werden“, so die Politikerin.

Auch ein effizientes Steuersystem und die Förderung individueller Leistung sind für sie wesentliche Aspekte einer gesunden Wirtschaft. „Als Oppositionspartei setzen wir uns dafür ein, dass Steuergelder sparsam und zielgerichtet eingesetzt werden. Oft werden Steuergelder für Prestigeprojekte verschwendet, die besser für notwendige Projekte eingesetzt werden sollten. Ein effizientes Steuersystem beginnt mit einer sinnvollen Ausgabenseite“, so Haselwanter-Schneider. Mit der teilweisen Abschaffung der kalten Progression sei ein erster Schritt zur Entlastung der Menschen gesetzt worden. Weitere Entlastungsmaßnahmen seien aber notwendig. Die Bundesregierung müsse in den kommenden Jahren zusätzliche Anreize setzen, um die Menschen weiter zu entlasten und damit faire Bedingungen und Leistungsanreize für Unternehmen und Einzelpersonen zu schaffen.  

Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Haselwanter-Schneider spricht sich klar für eine moderne Familienpolitik aus. Diese müsse es Frauen ermöglichen, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, insbesondere angesichts der finanziellen Notlage vieler Familien und Alleinerziehender. Eine ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung habe daher höchste Priorität.

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft könnten durch eine nachhaltige Bildungspolitik verbessert werden. Bildung, Ausbildung und Weiterbildung seien unerlässlich, um allen Menschen eine aktive Teilhabe am Arbeitsmarkt und am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Notwendig seien moderne Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Studien-, Aus- und Weiterbildungsangebote, die auf die Bedürfnisse der Menschen und die Herausforderungen der Zukunft zugeschnitten sind.

Foto: Liste Fritz

Andrea Stürmer, MSc MPA. Ein ABW-Inteview mit der Vorstandsvorsitzenden der Zürich Versicherungs-AG über Kundenzufriedenheit, KI und Klimawandel.

 

Können Sie uns einen Überblick über die wichtigsten strategischen Ziele geben, die Sie als CEO von Zurich Österreich derzeit verfolgen?

Wir leben in einer volatilen Welt, in der die Zukunft nicht vorhersehbar ist. Das Thema, in dem neue Risken auf uns zukommen, hat sich signifikant erhöht. In strategischer Hinsicht bedeutet dies, dass eine typische detaillierte 3 bis 5-Jahresplanung nicht mehr viel Sinn macht. Wir haben als Zurich Österreich eine klare strategische Richtung und high-level Strategie.  In der Umsetzung braucht es aber eine große Bereitschaft und Flexibilität, sich an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen.

Aktuell beschäftiget uns natürlich die Inflation und damit verbunden die wirtschaftliche Lage. Inhaltlich ist für uns die Verbesserung des Kundenerlebnisses ganz zentral. Hier spielen auch die Themen Digitalisierung, Datenmanagement sowie künstliche Intelligenz eine wesentliche Rolle. In Zeiten des Fachkräftemangels ist natürlich auch die Stärkung unserer Arbeitgebermarke ein zentrales Thema.

Welche digitalen Initiativen hat Zurich Österreich bereits umgesetzt und welche Rolle spielen diese in Ihrer Strategie?

Es ist völlig klar: Künstliche Intelligenz revolutioniert die Arbeitswelt. Wir stehen hier – wie viele andere Unternehmen – noch am Anfang. Wir investieren in das Thema und fördern gleichzeitig, dass sich alle Mitarbeitenden damit vertraut machen. Dazu haben wir beispielsweise einen KI-unterstützten Chat Bot „ZuriChat“ im Einsatz, der unsere Mitarbeitenden bei der täglichen Arbeit unterstützt. Dieser ist Chat GPT-basiert, findet jedoch in einer sicheren Umgebung statt, sodass alle Informationen und Daten bestmöglich geschützt sind.

Gleichzeitig nutzen wir KI bereits in der Schadenbearbeitung, bei der Datenanalyse oder bei der Programmierung von etwa aktuariellen Modellen. Zurich wird auf KI-Technologie setzen, um Aufgaben zu automatisieren und die Effizienz zu steigern. Ich sehe hier ein enormes Potenzial für unsere Branche, dabei darf man jedoch die gesellschaftlich kritischen Fragen nicht außer Acht lassen. Wichtig ist für Zurich daher eine verantwortungsbewusste Verwendung von KI. Das bedeutet konkret: KI wird immer nur dort eingesetzt, wo es vorgelagerte Prozess-Schritte gibt, um es den Mitarbeitenden einfacher zu machen. KI setzen wir nicht in direkten Kundeninteraktionen ein oder in Bereichen, wo getroffene Entscheidungen eventuell nachteilig für die Kundinnen und Kunden sein können.

Die Weltwirtschaftslage bleibt unsicher, vor allem durch den Einfluss geopolitischer Spannungen, aber auch durch den Klimawandel. Wie beeinflussen diese Faktoren die Risikoeinschätzung und das Produktangebot von Zurich Österreich?

Der Klimawandel wird zu einer immer stärkeren volkswirtschaftlichen Belastung. Die Schweizer Rückversicherungsgesellschaft SwissRe hat in einem kürzlich veröffentlichten Bericht Österreich an weltweit vierter Stelle eingeordnet bei Unwetterschäden im Verhältnis zum BIP (0,25%). Auch weltweit gesehen lagen die Schäden durch Erdbeben, Sturm oder Überflutungen deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre mit stark steigender Tendenz. In ihrem aktuellen Bericht über das Jahr 2023 stellt SwissRe fest, dass die Schäden die größte Steigerung in Europa haben und dort Hagel der größte Treiber war. Es gibt zudem Schätzungen, dass sich die Schäden innerhalb der nächsten 10 Jahre verdoppeln könnten. Das wird dann natürlich enormen Einfluss auf unser Geschäft haben. Es wird dazu führen, dass Versicherungen gegen Unwetterschäden in bestimmten Regionen immer teurer werden. Das wiederum kann dazu führen, dass sich Menschen das nicht mehr leisten können. Damit werden die Diskussionen hinsichtlich politischer Lösungen gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft wieder an Fahrt gewinnen. Für uns bedeutet es, dass wir uns noch stärker mit der Prävention von klimabedingten Schäden beschäftigen müssen.

Welche neuen Ansätze oder Technologien setzt Zurich ein, um das Kundenerlebnis zu verbessern und Kundenfeedback zu erhalten?

Das Kundenerlebnis ist uns ein zentrales Anliegen. Daher befragen wir kontinuierlich an verschiedenen Kontaktpunkten Kundinnen und Kunden zu ihren Erfahrungen mit Zurich. Dabei kommt unter anderem die Methode des Net Promoter Score zur Anwendung. Dieser misst die Weiterempfehlungsbereitschaft von Kundinnen und Kunden und gilt als wichtige Kennzahl für Kundenzufriedenheit.

Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir hier 2023 ein neues Rekordniveau erreicht haben. Besonders positiv war das Kundenfeedback 2023 in der Schadenerledigung und in der Beratung. Mein Dank gilt hier allen Mitarbeitenden, die Tag für Tag ihr Bestes geben und für unsere Kundinnen und Kunden da sind, wenn es darauf ankommt. Auch wenn wir uns über solche Ergebnisse natürlich freuen, so ruhen wir uns nicht auf ihnen aus. Sie dienen uns als Grundlage für weitere Optimierungen des Kundenerlebnisses.

Frauenvorsorge war im Vorjahr ein wichtiges Thema für Zurich in Österreich. Wird dieses Schwerpunktthema heuer fortgesetzt?

Ja, das Thema liegt uns als Unternehmen, aber auch mir persönlich sehr am Herzen. Wir nehmen unsere soziale Verantwortung sehr ernst, daher müssen wir Kundinnen weiterhin aktiv auf die Wichtigkeit der Pensionsvorsorge aufmerksam machen. Die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen muss weiter gestärkt werden. Nur eine zielgerichtete Beratung von Frauen in allen Lebensphasen kann Altersarmut entgegenwirken. Es ist bedrückend, dass Altersarmut stark weiblich ist. Jede fünfte Frau ab 65 bekommt in Österreich eine Pension unter der Armutsgrenze. Es ist daher wirklich wichtig, dass Frauen ihrer Altersvorsorge in die Hand nehmen.

Wie positioniert sich Zurich im internationalen Vergleich, insbesondere in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteile?

Zurich Österreich ist Teil der weltweit präsenten Zurich Insurance Group, die Privatpersonen und Unternehmen in mehr als 200 Ländern und Gebieten betreut. Sie bietet neben Versicherungsschutz zunehmend auch Präventionsdienstleistungen an, die beispielsweise das Wohlbefinden fördern und die Klima-Resilienz stärken.

Im Einklang mit dem Ziel, „gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten“, strebt Zurich als globales Unternehmen danach, eines der verantwortungsbewusstesten und wirkungsvollsten Unternehmen der Welt zu sein. Zurich beabsichtigt, bis 2050 das Zeil von Netto-Null-Emissionen zu erreichen, uns sie verfügt über das höchstmögliche ESG-Rating von MSCI. Im Jahr 2020 lancierte Zurich das Projekt „Zurich Forest“, um die Wiederaufforstung und Wiederherstellung der Biodiversität in Brasilien zu unterstützen. Die Zurich Insurance Group ist weltweit einer der Top 5 Mehrspartenversicherer sowie Top 3 unter den Versicherern von großen Firmenkunden.

Wie zufrieden waren sie mit dem Geschäftsjahr 2023.

Ich bin mit dem Geschäftsjahr 2023 sehr zufrieden. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte Zurich Österreich sowohl das Ergebnis als auch das Eigenkapital deutlich steigern. Wir waren in einem weiteren herausfordernden Jahr ein verlässlicher Partner für unsere Kundinnen und Kunden. Wir haben wichtige Initiativen wie den Ausbau unseres nachhaltigen Fondsangebots sowie die bedarfsgerechte Beratung von Frauen hinsichtlich Vorsorge umgesetzt. Wir vorhin bereits besprochen, werden künftig die Themen Klima-Resilienz sowie die Prävention von Unwetterschäden zentral sein.

Die Entwicklung der Inflation und damit verbunden der Kaufkraft haben ebenfalls Einfluss auf unser Geschäft. Gemessen dran, dass Österreich heuer ein Nullwachstum aufweisen wird, sehen wir eine enorm stabile Nachfrage für Versicherungsprodukte am österreichischen Markt. Auch die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber ist ein wesentliches Thema, um die besten Köpfe zu gewinnen und zu halten. Hier bin ich stolz darauf, dass wir schon seit Jahren ein sehr gutes internes Talent Management haben. 

Foto: Zurich

Barbara Mucha im ABW-Gespräch mit Andrea Stürmer, der Vorsitzenden des Vorstandes der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft.

 

Krisen und Kriege, damit verbunden hohe Zinsen, Inflation und eine allgemein spürbare Verunsicherung, die nicht zuletzt in der erstmals deutlich spürbaren Unberechenbarkeit der nahen Zukunft begründet ist und in so mancher Chefetage zu Lähmungserscheinungen führt, haben in den letzten Jahren nicht nur der heimischen Wirtschaft stark zugesetzt. So trüb und grau wie das Herbstwetter ist vielerorts auch die Stimmung. Aber nicht überall.

Flache Hierarchien

Andrea Stürmer, CEO der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft Österreich, sitzt uns gegenüber. Schick im pinkfarbenen Blazer und mit einem strahlenden Lächeln vermittelt sie jene positive Energie und Stärke, die sofort spürbar ist und den Raum erfüllt.

Die aktuellen Herausforderungen? Für sie kein Grund zum Verzweifeln. „Wir schaffen das“, lautet ihre Devise. Immer, in jeder Situation. Damit hat sie als Kapitänin schon zu Corona-Zeiten das Unternehmen sicher auf Erfolgskurs gehalten. Damals mussten von einem Tag auf den anderen alle Mitarbeiter zu Hause bleiben. „Innerhalb von drei Tagen waren wir wieder voll einsatzfähig. Unsere Kolleginnen und Kollegen von der IT haben wahre Wunder vollbracht“, sagt Andrea Stürmer stolz. Sie strahlt Eleganz, Eloquenz, Kraft und Kompetenz aus, eine Mischung, die Berge versetzen kann. Nichts ist unmöglich.

Die Übersiedlung der gesamten Belegschaft vom Traditionshaus, einem ehrwürdigen Palais am Schwarzenbergplatz, nach Wien Döbling in ein modernes, zeitgemäßes Bürogebäude erfolgte im Rekordtempo. Ein Neubeginn, eine neue Art zu arbeiten. New Work. Transparenz dank Glaswänden, Shared Office, Shared Tables. Und nicht zu vergessen das „Du-Wort“. Damit werden die Hierarchien flach gehalten.

„Mein Führungsstil ist sehr kooperativ und kollaborativ“, sagt die Managerin, die zwar gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen die Geschäftsstrategien entwickelt, aber genau weiß, dass sie jeden einzelnen der rund 1.300 Mitarbeiter im Unternehmen braucht, um diese bestmöglich umzusetzen.

Entsprechend groß ist ihre Wertschätzung für das gesamte Team der Zürich Versicherung. „Nur gemeinsam sind wir stark“, betont Andrea Stürmer immer wieder. Damit jeder seine Stärken und Talente bestmöglich einbringen kann, setzt man auf Growth-Mindset. Ändere deine Geisteshaltung, dann ändert sich dein Leben. Sprich: Lerne dazu, entwickle dich weiter. Mittlerweile sind die angebotenen Formate und Programme so breit und umfangreich, dass sie keine Wünsche offen lassen und vielfach zu völlig neuen Perspektiven führen.

Steile Karrierekurve

Lebens- und Perspektivenwechsel waren für Andrea Stürmer nie etwas Ungewöhnliches. Sie wurden ihr in die Wiege gelegt. Aufgrund der Berufstätigkeit des Vaters in London geboren, wuchs sie in Bayern und England auf, ging mit sechs Jahren für ein Jahr in den USA und mit 14 Jahren für ein Jahr in Kanada zur Schule.

Eine Zeit, die sie stark prägte und ihr später unglaubliche Möglichkeiten für ihre berufliche Entwicklung eröffnete. Nach der Matura studierte sie in Heidelberg. Nicht Wirtschaft, nicht Management, sondern Musikwissenschaft. Die heutige „Dirigentin“ eines Konzerns ist sehr musikalisch. Das wissen nur wenige. Schon als Kind erhielt sie Klavier-, Geigen-, Flöten- und Gesangsunterricht. Stand mit Chören und Orchestern auf großen Bühnen. 

Musikmanagement als Traumberuf, doch die Realität holte Andrea Stürmer schnell ein. Sie machte Praktika, arbeitete in Konzertagenturen, an der Oper und stellte fest, dass es kaum Frauen in Führungspositionen gab. Und: Keine attraktiven Jobangebote. Also Perspektivenwechsel.

Statt Musikmanagement nun Wirtschaftswissenschaften. Der Abschluss erfolgte in England, auf der renommierten London School of Economics. Nach einem Praktikum bei der EU-Kommission startete Andrea Stürmer ihre Karriere als Investmentbankerin. Eine turbulente, herausfordernde, schöne Zeit mit einer Gruppe Gleichgesinnter im Herzen der europäischen Finanzmetropole. In einem - man glaubt es kaum - empathischen Umfeld. Big business, big money, eine steil nach oben zeigende Karrierekurve.

Potenzial für Großes

Dann der nächste große Wandel. Konsequent umgesetzt. „Ich habe mich entschlossen, noch einmal zu studieren, ein Aufbaustudium zu machen.“ Verblüffung bei den Kollegen. „Viele haben mich für verrückt erklärt und nicht verstanden, wie man so eine Karriere und solche Verdienstmöglichkeiten einfach wegwerfen kann.“ Stürmer erhält ein Vollstipendium, geht nach Harvard an die Kennedy School und studiert Internationale Politik.

Eine unbezahlbare Horizonterweiterung, Kommilitonen aus aller Herren Länder und dann die Art der Wissensvermittlung, wie sie nur in den USA zu finden ist: „In jedem von euch steckt das Potenzial für Großes. Findet es. Nutzt es!“ Der Unterricht unkonventionell, sensationell: „Wir mussten Memos an den amerikanischen Präsidenten schreiben, was er in bestimmten Situationen tun soll. Oder als fiktive Verhandler bei einer großen Konferenz die Interessen unseres Landes vertreten.“ Für Österreich unvorstellbar.

Der amerikanische Weg prägt die Kosmopolitin nachhaltig. Er schärft ihr Bewusstsein für gutes Handwerkszeug, positives Denken, lebenslanges Lernen - auch aus Fehlern - und großes Denken. 2007 begann sie bei der Zurich und wusste sofort: „Hier bin ich richtig.“ Das international tätige Unternehmen zeichnet sich durch ein explizites Talentmanagement aus. Die Mitarbeitenden können ihre Karrierewünsche einbringen und werden auf ihrem Weg unterstützt. Sei es bei der Weiterentwicklung innerhalb der eigenen Rolle, bei der Übernahme neuer Projekte oder beim Sammeln von Auslandserfahrung.

Wie gut das funktioniert, zeigt das Beispiel von Andrea Stürmer. Sie bekam die Chance, in die USA zu gehen, eine Führungsrolle für 800 Mitarbeiter zu übernehmen und sagte sofort zu. Ebenso schnell fiel die Entscheidung, das Österreich-Geschäft der Versicherung zu leiten.

„Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen und bin in jeder Hinsicht mutig und offen“, sagt Stürmer. Und sie behält immer einen kühlen Kopf. Bis auf eine Ausnahme. 2009. James Schiro, legendärer US-Manager und CEO der Zurich Insurance Group, tritt zurück. Im Rahmen einer großen Abschiedsfeier mit 1.500 Teilnehmern sollte eine Rede gehalten werden. „Als ich gefragt wurde, ob ich das machen würde, habe ich ohne zu überlegen sofort zugesagt. Man wächst ja an den Herausforderungen“, erinnert sich Stürmer. Als neue Mitarbeiterin war sie nur einmal von Schiro begrüßt worden, ansonsten gab es keine direkten Begegnungen mit dem Topmanager. Als sie die Bühne betrat, schlotterten ihr die Knie, doch sie meisterte ihre Ansprache mit Bravour und erntete viel Applaus. „Wir schaffen das“ half ihr auch in diesem Fall.

Herausforderungen positiv begegnen

„Ich bin grundsätzlich ein sehr optimistischer Mensch. Und ich bin sehr belastbar“, sagt Stürmer. Sie hält viel aus - weil sie auf sich achtet. Seit Covid macht sie jeden Tag Sport. Immer eine halbe Stunde, Yoga oder Laufen. Auch Bergwandern ist ihre Leidenschaft. In der Bewegung erholt sie sich. Und achtet darauf, ausreichend zu schlafen. Bis zu acht Stunden. Das gibt ihr mentale Stärke.

Und dann sind da noch Familie und Freunde, gesunde Ernährung und der Genuss von Kultur, die zu den Zutaten ihres Kraftcocktails gehören, mit dem sie den Problemen, Krisen und Aufregungen des Alltags gelassener begegnen kann. Ihre Stärke kommt auch dem Unternehmen zugute. 

Ein CEO muss in schwierigen Zeiten die Volatilität aushalten, die Perspektive bewahren und die Ziele im Auge behalten. Das Muster, Herausforderungen positiv zu begegnen, ist für sie bis heute unverzichtbar. Gerade in komplexen Zeiten. „Unser Ziel ist es, auch in einem wirtschaftlich besonders anspruchsvollen Umfeld erfolgreich und für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein“, sagt Andrea Stürmer souverän und sympathisch. Wir zweifeln keinen Moment daran, dass ihr das gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden gelingen wird. 

Foto: Zurich Österreich

Seit nunmehr sechs Jahren ist sie Vorsitzende des Vorstandes der Zurich Österreich. Ein ABW-Interview mit Andrea Stürmer über die Veränderungen der Branche, Kundenzufriedenheit und Karrieremöglichkeiten für Mitarbeiter.

 

Welche Bereiche der Versicherungsbranche haben sich in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Die Versicherungsbranche hat sich vielleicht noch nie so stark verändert wie in den vergangenen Jahren. Die Digitalisierung hat eine große Dynamik und ganz neue Möglichkeiten geschaffen, kundenorientierte Lösungen zu bieten und Prozesse zu vereinfachen. Neue Risiken wie Cyber oder Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel brauchen Expertise in ganz neuen Bereichen. Und zum Thema Nachhaltigkeit leistet die Branche mittlerweile einen wichtigen Beitrag, ob es um nachhaltige Veranlagung von Kundengeldern geht oder um Produkte, die die Nachhaltigkeit unserer Kundinnen und Kunden unterstützen. Was sich aber nicht verändert hat, ist die soziale Verantwortung, die uns als Unternehmen leitet, wenn wir Menschen und Unternehmen in Österreich vor Risiken absichern und sie bei einem Unglück unterstützen. 

Ihr Erfolgsgeheimnis für optimale Kundenzufriedenheit?

Wir beschäftigen uns auf allen Ebenen des Unternehmens damit, wie wir das Kundenerlebnis positiv gestalten können. Wir messen kontinuierlich die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden. Die Ergebnisse teilen wir mit allen Kolleginnen und Kollegen bei Zurich und können auf dieser Basis unsere Produkte und Services verbessern. Für unsere Mitarbeitenden im Kundenkontakt gibt es außerdem viele Weiterbildungsangebote. Das wichtigste Erfolgsrezept sind aber engagierte Mitarbeitende, die unsere Kundinnen und Kunden mit Kompetenz und Empathie unterstützen. Auf das Ergebnis können wir stolz sein: So waren wir heuer wieder beim Recommender-Award, einer Auszeichnung für Kundenorientierung in der Finanzdienstleistungsbranche, das Gütesiegel für „sehr gute Kundenorientierung erhalten.

Wie engagiert sich die Zurich im Bereich der Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung?

Die Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind uns als Zurich Österreich und in der gesamten Zurich Gruppe weltweit besonders wichtig. Im Einklang mit dem Ziel „gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten“, strebt die Zurich Gruppe danach, eines der verantwortungsvollsten und wirkungsvollsten Unternehmen der Welt zu sein. Als globale Zurich Gruppe wollen wir bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen und setzen mit dem Projekt „Zurich Forest“ in Brasilien ein klares Zeichen, um die Biodiversität zu erhalten. In Österreich haben wir ebenfalls eine Reihe von Maßnahmen gesetzt. Ein paar Beispiele: Unseren Strom beziehen wir seit Jahren zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen und haben unseren Papierverbrauch drastisch reduziert. Unser Büro in Wien ist in einem Gebäude, das eine ÖGNI-Platin-Zertifizierung für Nachhaltigkeit hat und für unsere Mitarbeitenden stellen wir E-Bikes zur Verfügung. Besonders wichtig ist uns aber die soziale Verantwortung. Denn als Versicherer begleiten wir unsere Kundinnen und Kunden und stehen ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite. Das bringen wir auch in unserer Partnerschaft mit dem beeindruckenden Paralympics Champion und Handbiker Walter Ablinger zum Ausdruck. 

Was sind die spezifischen Herausforderungen, die Sie in Ihrer Position als CEO und Versicherungsmanagerin heute und in Zukunft sehen?

Die größte Herausforderung ist sicher, die richtigen Talente zu finden, zu rekrutieren und im Unternehmen zu halten, die wir für den Erfolg von Zurich brauchen. Aufgrund der starken Veränderung der Branche benötigen wir als Unternehmen mittlerweile eine viel breitere Palette an Wissen und Fähigkeiten als zuvor, sei es im Bereich IT, Social Media oder Nachhaltigkeit, um nur einige zu nennen. Wir freuen uns, dass Mitarbeitende und Bewerber unsere Unternehmenskultur und starken Teamspirit schätzen, das moderne Arbeitsumfeld, die „Du“-Kultur, flexible Arbeitszeiten, breite Weiterbildungsmöglichkeiten und vieles mehr. Für mich persönlich ist es dabei am wichtigsten, welche Werte wir als Unternehmen haben: dass Diversität uns stark macht, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht verhandelbar ist und dass wir unsere soziale Verantwortung leben.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen?

Von außen ist kaum erkennbar, wie viele interessante Tätigkeiten es in der Versicherungsbranche gibt. Ich selber habe, bevor ich CEO wurde, in den verschiedensten Bereichen gearbeitet und Erfahrungen gesammelt, sei es in Finanzen, Strategie, Operations, Rückversicherung, Service und einigen anderen. Bei jeder Station habe ich viel gelernt und mit großartigen Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet. Auch konnte ich internationale Erfahrungen sammeln, zum Beispiel in der Schweiz oder in den USA. Deshalb ist mein Rat, sich das Unternehmen gut auszusuchen, das zu den eigenen Interessen und Werten passt, und dort dann die berufliche Weiterentwicklung aktiv zu verfolgen. 

Foto: Zurich Österreich

Die Vorstandsvorsitzende der Zürich Versicherungs AG im ABW-Gespräch über nachhaltige Investments, besonderes Kundenservice und moderne Unternehmenskultur.

 

Gibt es für Ihr Unternehmen neue Bereiche, in denen ein Engagement lohnenswert wäre, sind Produktinnovationen geplant?

Als Zurich wollen eines der verantwortungsvollsten und wirkungsvollsten Unternehmen weltweit sein. Und wir wollen eine bessere Zukunft gestalten, für uns alle. Daher engagieren wir uns stark beim Thema Nachhaltigkeit. Wir tun dies als Investor im operativen Bereich und bei unseren Produkten und Services. Bei der Veranlagung verfolgen wir den Ansatz des „Responsible Investment”. Das heißt, wir finanzieren Institutionen und Maßnahmen, die der Umwelt, unseren Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und der breiteren Gesellschaft zugutekommen. In unserem Betrieb achten wir darauf, möglichst ressourcenschonend zu agieren. So beziehen wir unseren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen und sind mit unserer Zentrale im Vorjahr in eines der nachhaltigsten Bürogebäude Österreichs übersiedelt. Und für unsere Kundinnen und Kunden bieten wir beispielsweise Ablösen im Schadensfall an, wenn sie sich fürs Reparieren entscheiden und damit ressourcenschonend agieren.

Welche Themen kommen bei den Versicherungskunden derzeit besonders gut an?

Versicherungskundinnen und -kunden erwarten denselben Servicegrad, den sie aus anderen Branchen kennen. Dazu zählt, dass sie Produkte komfortabel online kaufen können. Auch Top-Kundenservice steht ganz oben in der Rangordnung. Als Zurich legen wir ein großes Augenmerk darauf, ein tolles Kundenerlebnis zu bieten. Dass uns das gelingt, zeigen die Auszeichnungen, die wir immer wieder erhalten. So haben wir erst kürzlich den Recommender für unsere Direktmarke Zurich Connect erhalten. Ein weiteres großes Thema für unsere Kundinnen und Kunden ist die Nachhaltigkeit. Diese hat in alle Lebensbereiche Einzug gehalten, auch in die Vorsorge. Mit unserer Lebensversicherung Zurich For Future Invest haben wir ein attraktives Produkt, das mit dem österreichischen Umweltzeichen für Finanzprodukte ausgezeichnet wurde. 

Welche unmittelbaren Auswirkungen haben Corona, Ukrainekrieg und hohe Rohstoffpreise auf das Versicherungsgeschäft?

In unserem operativen Geschäft spüren wir natürlich – so wie jede und jeder von uns - die Inflation. Jeder Schaden, den wir für Kundinnen und Kunden erledigen, wird aktuell entsprechend teurer. Dennoch haben Versicherungen gerade jetzt einen hohen Stellenwert. Denn in unruhigen Zeiten suchen die Menschen Sicherheit und Stabilität. Und da ist es unsere wichtigste Aufgabe, für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein, sie zu begleiten und ihnen die Sorgen um ihre Existenz abzunehmen. Wir geben unseren Kundinnen und Kunden die Sicherheit, dass sie im Fall des Falles finanziell abgesichert sind. Es ist unser Auftrag und damit tragen wir soziale Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen. 

Welche Anreize kann man schaffen, um neue, engagierte Mitarbeiter zu finden?

Mit der Pandemie hat sich auch unsere Arbeitswelt verändert. Arbeitgeber müssen sich anstrengen, um gute Mitarbeitende zu finden und zu halten. Menschen erwarten heute Angebote, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Auch die betriebliche Gesundheitsförderung ist sehr gefragt und ein Arbeitsumfeld, das mit Flexibilität und einer kollegialen Unternehmenskultur punktet. Bei Zurich sind wir bei all diesen Themen Vorreiter, auch mit unserer modernen Unternehmenskultur. Wir pflegen untereinander seit mehreren Jahren das Du-Wort. Das überrascht viele neue Kolleginnen und Kollegen und kommt sehr gut an 

Stichwort Gender-Pension-Gap: Welche Produkte empfehlen Sie Frauen zur ergänzenden Altersvorsorge?

Frauen tun gut daran, ihre eigene Vorsorge und ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Denn leider sind in Österreich die Unterschiede zwischen den Pensionen von Frauen und Männern immer noch sehr hoch. Jungen Frauen rate ich, möglichst bald damit zu beginnen, für die Zukunft finanziell vorzusorgen. Schon mit einem kleineren monatlichen Betrag kann über die Jahre ein guter Polster aufgebaut und finanzielle Unabhängigkeit erreicht werden.

Ihre Wünsche für das Geschäftsjahr? 

Was ich mir wünsche, wäre ein Ende des Ukraine-Konfliktes, der ja quasi vor unserer Haustüre stattfindet. Ein weiterer Wunsch von mir wäre, dass wir bald ernsthafte Fortschritte bei der Eindämmung des Klimawandels sehen. Hier braucht es die Anstrengung aller und ein seriöses Commitment zur Erreichung der Ziele. Als Zurich Gruppe sind wir der Net Zero Alliance beigetreten, die sich der Reduktion der CO2-Emissionen verpflichtet hat. Wir werden es nur gemeinsam schaffen, die richtigen Schritte zu setzen.

Foto: Zurich Österreich

Die Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB und ÖGUT Präsidentin über die Ähnlichkeit der beiden Tätigkeiten und die wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre.

 

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihr neues Aufgabengebiet.

Vorweg: Die ÖGUT, die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik, ist ein wichtiger Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit. Bereits seit mehr als 30 Jahren – also lange bevor die nachhaltige Ausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft ein breitenwirksames Thema wurde – vernetzt die ÖGUT über 100 Organisationen und Institutionen aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Umwelt.

Unter dem Motto „Wissen entwickeln. Wissen vermitteln. Menschen vernetzen.“ informiert die ÖGUT über aktuelle Entwicklungen, erarbeitet Strategien und forscht in diversen Themenfeldern wie Energie, Gender & Diversität, grünes Investment, innovatives Bauen, und Partizipation. 

Als Präsidentin ist es meine Aufgabe diese Tätigkeiten der unabhängigen Non-Profit-Organisation Organisation ÖGUT auch in Zukunft zu ermöglichen, und damit zu unterstreichen, dass Ökologie und Ökonomie zusammenwirken müssen, wenn sie dauerhaft erfolgreich sein wollen. 

Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

An all´ meinen bisherigen Tätigkeiten hat mich fasziniert, dass ich immer mit sehr verschiedenen Menschen und Aufgabenstellungen zu tun hatte. Das hält wach, weil es immer neuen Input gibt! Aktuell gilt das sowohl für die ÖBB, wo ich seit einem Jahr Aufsichtsratsvorsitzende bin, als auch für die ÖGUT, wo ich gerade erst meine Tätigkeit begonnen habe. 

Und so unterschiedlich die beiden Aufgaben auf den ersten Blick sind – die ÖBB sind ein Konzern mit über 40.000 Mitarbeitern während die ÖGUT aktuell 25 Kollegen beschäftigt – so ist doch auffällig, dass in beiden Organisationen eine sehr kollegiale – fast schon familiäre – Atmosphäre herrscht - und beide eint ein starkes Bekenntnis zur gelebten Nachhaltigkeit. Und die Themenstellungen sind ja sehr ähnlich!

Welche Herausforderungen haben für Sie in den kommenden Jahren Priorität?

Ganz klar der Klimaschutz! Nicht nur für mich persönlich, sondern für uns alle muss der Klimaschutz in den nächsten Jahren Priorität haben. Das fordern nicht nur die jungen Menschen völlig zurecht ein. Und das Thema ist breit gefächert: von der Abfallwirtschaft, über den Energiesektor bis hin zur Verwaltung sind beinahe alle Lebensbereiche betroffen.

Deshalb ist die Arbeit der ÖGUT, als Kompetenzzentrum mit einem breiten Themen- und Dienstleistungsangebot, auch so wichtig. Und auch die Art und Weise, wie wir uns von A nach B bewegen, trägt ganz wesentlich dazu bei, dass wir das Ruder beim Klimaschutz noch herumreißen können. Da kommen die ÖBB ins Spiel: Als größtes Klimaschutzunternehmen Österreichs haben die ÖBB Klimaschutz ja quasi in ihrer DNA. 

Ihre Wünsche und Ziele für 2022?

Wie schon eingangs gesagt: Ökologie und Ökonomie müssen zusammenwirken. Und das noch deutlich stärker als in den letzten Jahren! Unternehmen wie die ÖBB können dazu einen großen Beitrag leisten, weil sie viele Komponenten vereinen: sie können nämlich Job-, Wirtschafts- und Klimaschutzmotor in einem sein.

Aus Sicht der ÖGUT wiederrum gilt es, diese Sicht auf unsere Zukunft auch in vielen anderen Unternehmen zu implementieren. Denn gemeinsam haben wir eine Vision: Wir wollen die Zukunft gemeinsam gestalten!

Foto: ÖBB/Marek Knopp

Für einen aktiven Einstieg in die Landespolitik hat sie sich – neben ihrer Tätigkeit als selbständige Pilates- und Rückentrainerin – entschieden, als ihre drei Kinder älter wurden. 

 

„Ein ganz besonderes Herzensanliegen sind mir unsere Familien. Gerade im Bereich der Kinderbetreuung haben wir noch einiges zu verbessern. Mein Ansatz ist dabei klar: Wir müssen den Familien ein Leben nach ihren eigenen Wünschen ermöglichen. Das bedeutet, dass wir erstens Verbesserungen schaffen müssen, damit sich jene, die nach der Geburt ihrer Kinder gerne länger zu Hause bleiben möchten, dass finanziell auch wieder leisten können. Und zweitens müssen wir für alle, die rasch wieder in den Beruf einsteigen möchten, das Kinderbetreuungsangebot ausbauen. Wir brauchen mehr Plätze und vor allem flexiblere und attraktivere Öffnungszeiten in den Kinderbetreuungseinrichtungen“, so Kerbleder, deren Verständnis von Politik zuhören und das Verstehen der Anliegen der Menschen ist.

Vertrauen zu gewinnen bedeute, den Menschen das Leben zu erleichtern, sie zu entlasten. Speziell in Zeiten, in denen viele Bürger politikverdrossen seien, weil sie sich von der Politik nicht mehr vertreten fühlen und die Distanz zwischen ihnen und den „Politikern da oben, die sowieso machen, was sie wollen“, immer größer werde. Ihr größter Wunsch: Dass wir die Corona-Krise, die uns vor größte gesundheits-, gesellschafts- und wirtschaftspolitische Herausforderungen stellt, gemeinsam gut meistern. Den Beitrag, den ich dazu leisten kann, versuche ich, mit aller Kraft zu erbringen.“

Foto: Roland Marte/Marte Photography

Die Vorstandsvorsitzende von Zurich Österreich kann zufrieden sein: Ein gutes Geschäftsjahr, boomende Produkte und schon demnächst wird in das nachhaltigste Bürogebäude Österreichs übersiedelt.

 

2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Wir bei Zurich waren trotz Corona-Pandemie immer für unsere Kundinnen und Kunden da. Das haben sie zu schätzen gewusst. So konnten wir trotz COVID-19 und den damit verbundenen Einschränkungen die Kundenzufriedenheit weiter erhöhen und unseren Kundenstock ausbauen.

Auch die Geschäftsergebnisse waren sehr erfreulich. Wir sind also gut durch diese schwierige Zeit gekommen“, sagt Andrea Stürmer, Vorsitzende des Vorstandes von Zurich Österreich, die eventuelle Risiken stets im Blick behält.

Schon in den letzten Jahren hätten die Umweltrisiken an Bedeutung gewonnen. Die Folgen des Klimawandels stünden auf der Liste ganz oben, sei es in Form von extremen Wetterereignissen, Hitzewellen oder Überflutungen.

„COVID-19 hat uns gezeigt, dass auch Pandemien ein wesentliches Risiko sind. Als Versicherungswirtschaft leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung von Risiken. Zum Beispiel mit Versicherungsschutz, der die finanzielle Existenz absichert“, so Stürmer.

Die gebürtige Wienerin und alleinerziehende Mutter von vier Kindern kann auf einen steilen Karriereweg in der von Männern dominierten Bau- und Immobilienbranche zurückblicken.

 

Wann und wodurch erwachte Ihr Interesse an der Bau- und Immobilienbranche?

Aus mir hätte gar nichts Anderes werden können als eine Baumeisterin. Schon mein Urgroßvater, DI Friedrich Heller, war eine Größe seines Fachs und war an der Planung des alten Westbahnhofs beteiligt. Mein Großvater war Bauamtsleiter in Salzburg, auch mein Vater war dann graue Eminenz am Bauamt und auch selbständig in diesem Bereich. Mir wurde das Bauen in die Wiege gelegt. Bevor ich noch wusste, was ein Mascara ist, wusste ich, was ein Meißel oder ein Mischer ist.

Wie haben Sie, als alleinerziehende Mutter von vier Kindern, Familie und Karriere gemanagt?

 Es war tatsächlich nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Doch man wächst an seinen Herausforderungen. Erfolgserlebnisse bestärken einen auf diesem Weg immens. Man wird zum multiplen Projektmanager in allen Lebensbereichen und findet kreative Wege und Lösungen – aus dieser Zeit habe ich viele wertvolle Erfahrungen mitgenommen. Inzwischen sind meine Kinder bereits erwachsen und stehen auf eigenen Beinen. Somit ist es um einiges leichter geworden. 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.