Dr. Birgit Puck, Leiterin Bereich Wertpapieraufsicht der österreichischen Finanzmarktaufsicht: Frauen müssen sich aktiv mit ihren Finanzen befassen

Dr. Birgit Puck, Leiterin Bereich Wertpapieraufsicht der österreichischen Finanzmarktaufsicht: Frauen müssen sich aktiv mit ihren Finanzen befassen

  • Vorname: Birgit
  • Nachname: Puck

Die Leiterin des Bereichs Wertpapieraufsicht der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) und Vorsitzende des Ständigen Ausschusses für Märkte der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) im ABW-Interview.

 

Der Schutz von Anlegerinnen und Anlegern ist ein zentrales Anliegen der FMA. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der Finanzbildung in Österreich und welche Initiativen gibt es, um speziell Frauen als immer wichtigere Marktteilnehmerinnen besser zu informieren und zu schützen? 

Viele Studien zeigen, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Finanzbildung und im Finanzverhalten größer ist als in anderen Bereichen. Wir haben in Österreich im September 2021 eine nationale Strategie zur Finanzbildung gestartet, an der die FMA als Gründungsmitglied beteiligt war. Die Initiative zeigt erste Erfolge, insbesondere bei jungen Menschen. Ein herausragendes Beispiel ist die erfolgreiche Kooperation der FMA mit dem Zentrum für Finanzbildung der WU Wien, die bereits über 100 Schulen erreicht.

Zudem haben FMA und BMF eine spezielle Arbeitsgruppe „Finanzbildung für Frauen“ geleitet. Ziel ist es, Frauen zu ermutigen, sich aktiv mit ihren Finanzen zu befassen. Viele unterschätzen ihre finanziellen Kompetenzen, dabei ist es für Frauen essenziell, über eigenes Geld zu verfügen und für die Pension vorzusorgen. Aus den Ergebnissen dieser eigenen Arbeitsgruppe sind zahlreiche Initiativen speziell für Frauen entstanden.

 

„Gerade Frauen möchte ich ermutigen, sich neue Herausforderungen zuzutrauen und diese auch zu ergreifen.“

 

Regulatorische Rahmenbedingungen – etwa durch MiFID II und weitere europäische Regularien – verändern kontinuierlich die Finanzlandschaft. Wie passt die FMA ihre Aufsicht an diese Dynamik an? 

Um mit regulatorischen Entwicklungen und Marktveränderungen Schritt zu halten, müssen wir uns auch als Aufsicht ständig weiterentwickeln – das Buzzword dafür in der FMA ist Shaping the Future! Wir investieren gezielt in die Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und legen den Fokus auf die Automatisierung von Prozessen, um Freiräume für neue, komplexe Aufgaben zu schaffen.

Besonders wichtig sind für uns Datenkompetenz und interdisziplinäre Fähigkeiten – die zunehmende Vernetzung von Finanzmärkten, Technologie und Regulierung erfordert Experten, die analytisches Denken mit technologischem Verständnis kombinieren. Zudem setzen wir verstärkt auf Zusammenarbeit mit unseren Schwesterbehörden in Europa und weltweit. Die Vielfalt an Perspektiven stärkt unsere Fähigkeiten, neue Entwicklungen umfassend zu verstehen und praxisgerechte Lösungen zu finden. Wir wollen nicht nur auf Veränderungen reagieren, sondern sie aktiv mitgestalten.

Als Bereichsleiterin in der FMA und nun auch Vorsitzende des Ständigen Ausschusses für Märkte der Europäischen Wertpapieraufsicht sind Sie selbst ein Beispiel für Erfolg in einer oft männerdominierten Branche. Welche konkreten Maßnahmen und Initiativen fördert die FMA, um Diversität in der Finanzaufsicht zu?

Über die gesamte Belegschaft hinweg hat die FMA seit vielen Jahren Genderparität erreicht. Derzeit liegt der Frauenanteil bei 52 Prozent. Das liegt einerseits an familienfreundlichen Arbeitsbedingungen, bei denen ich beispielsweise den Betriebskindergarten und flexible Arbeitszeit- und Homeoffice-Regeln hervorheben würde.

Bei den Führungspositionen besteht immer noch Aufholbedarf. In meinem eigenen Bereich sind sieben von 16 Führungskräften Frauen – also 44 Prozent. FMA-weit ist die Quote etwas geringer. Teil der Fördermaßnahmen ist zum Beispiel, dass bei Ausschreibungen geeignete Mitarbeiterinnen gezielt angesprochen werden und dass intern auch offengelegt wird, wie viele Frauen und wie viele Männer sich auf eine Stelle beworben haben. 

 

„Was die Rolle von Frauen betrifft, ist ehrlich anzumerken, dass der Technologiesektor – und damit auch das Umfeld rund um Crypto-Assets – nach wie vor stark männlich geprägt ist.“

 

Digitale Assets und Kryptowährungen gehören aktuell zu den meistdiskutierten Themen im Finanzsektor. Wie überwacht die FMA diese neuen Anlageklassen, und welche Chancen und Risiken ergeben sich dabei speziell für Frauen als Anlegerinnen und Fachkräfte in der Aufsicht?“ 

Die zunehmende Bedeutung digitaler Vermögenswerte - im Fachjargon auch Crypto-Assets genannt – stellt die Aufsicht vor neue Anforderungen. Allerdings ist nicht alles an ihnen neu. Zuweilen verstecken sich hinter technologischen Novitäten auch bekannte Geschäftsmodelle und Risiken. Wir wollen klare und nachvollziehbare Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer schaffen.

Die FMA hat intensiv im Rahmen der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) an der neuen europäischen Regulierung mitgewirkt. Parallel wurden interne Zuständigkeiten und Prozesse etabliert sowie konkrete Unterlagen und Roadmaps für Zulassungswerber veröffentlicht, um Unternehmen bei der Antragstellung bestmöglich zu unterstützen. Uns war wichtig, nicht nur eine effektive Aufsicht sicherzustellen, sondern auch von Beginn an planbare Prozesse und regulatorische Klarheit zu schaffen.

Was die Rolle von Frauen betrifft, ist ehrlich anzumerken, dass der Technologiesektor – und damit auch das Umfeld rund um Crypto-Assets – nach wie vor stark männlich geprägt ist. Gleichzeitig entstehen hier neue Felder, in denen sich Strukturen und Rollenbilder noch entwickeln, und darin liegen besondere Chancen für Frauen, früh Expertise aufzubauen und aktiv mitzugestalten. In der FMA sind zahlreiche Expertinnen maßgeblich an der Vorbereitung und Umsetzung der MiCAR beteiligt – von der rechtlichen Bewertung, über die Risikoanalyse von Geldwäschepräventionsaspekten bis hin zur strategischen Aufsichtsentwicklung. 

Als erfahrene Führungskraft in der FMA haben Sie zahlreiche Herausforderungen gemeistert. Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie auf Ihrem Weg begleitet und welchen konkreten Rat möchten Sie Frauen geben, die in der dynamischen Welt von Banken und Finanzen erfolgreich sein möchten?

Ich habe mich immer für Finanzmärkte interessiert. Daher ist es mir leichtgefallen, mich intensiv zu engagieren, neugierig zu bleiben und mich ständig weiterzuentwickeln. Gerade Frauen möchte ich ermutigen, sich neue Herausforderungen zuzutrauen und diese auch zu ergreifen. Sie dürfen sich nicht scheuen, um Unterstützung zu fragen. Ich habe auf diese Weise für meinen beruflichen Weg zahlreiche, wertvolle Anregungen bekommen. Zusätzlich ist ein persönliches Umfeld wichtig, das mithilft, viel Kraft für den eigenen Weg zu schöpfen. 

Foto: Georg Wilke

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