Vor etwas mehr als fünf Jahren startete die Juristin bei der ARAG – und hat eine beachtliche Karriere gemacht. Seit 2016 ist sie Mitglied der Geschäftsführung. Ein ABW-Gespräch mit Birgit Eder.
Welche beruflichen Schwerpunkte stehen 2018 für Sie im Fokus?
Sehr präsent ist derzeit unser Datenschutz-Projekt. Die Datenschutz-Grundverordnung tritt am 25. Mai 2018 in Kraft und wir stecken in den abschließenden Umsetzungsarbeiten. Ein wichtiger Punkt wird 2018 auch der Ausbau der Schulungen für unsere Vertriebspartner sein – im Mittelpunkt stehen hier Rechtsschulungen statt reiner Produktpräsentationen. Wir wollen unsere Vertriebspartner gut informiert wissen. Mit der Ablöse eines alten IT-Systems erwarten wir 2018 schließlich einen weiteren Sprung in Sachen Digitalisierung.
Dürfen die Kunden 2018 neue Produkte erwarten?
Wir haben Anfang Jänner dieses Jahres einen neuen Tarif für Privat-und Firmenkunden heraus gebracht. In vielen Bereichen wurden Leistungen erweitert, insbesondere im außergerichtlichen Bereich. Neu ist bei Vermietung von Wohneinheiten der Versicherungsschutz bei einem Mietausfall – dieser schützt vor finanziellen Nachteilen durch sogenannte Mietnomaden. Unsere Firmenkunden sind in unserem Premium Produkt zukünftig mit dem neuen Cyber-Rechtsschutz auf der sicheren Seite.
Sie sind seit bald eineinhalb Jahren Mitglied der Geschäftsführung – ihr bisheriges Resümee?
Die eineinhalb Jahre sind rasch vergangen und es war viel zu tun. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir konnten 2017 das versicherungstechnische Ergebnis weiter verbessern, dies bei steigendem Prämienwachstum. Ein Zeichen, dass unsere Kunden unseren qualitativen Service rund um Rechtsschutz und unsere Produkte zu schätzen wissen.
Wo sehen Sie die künftig größten Herausforderungen für die Versicherungsbranche/ für Rechtsschutzversicherer?
Der Rechtsschutzmarkt ist heiß umkämpft. Die Herausforderung besteht daher umfangreiche Leistungen anzubieten zu leistbarer Prämie. Wir haben es durch unseren Fokus auf außergerichtliche Konfliktlösung, durch präventive Maßnahmen zur Streitvermeidung und durch ein Plus an Rechtsberatung geschafft, die Kosten zu senken und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit zu steigern.
Eine starke Kundenorientierung ist meiner Ansicht nach auch die Voraussetzung für die Digitalisierung des Versicherungsgeschäftes – und diese ist nun mal eine Notwendigkeit, der sich keiner entziehen kann.
Stichwort Datenschutz – wie gut ist ARAG SE auf die neuen gesetzlichen Vorgaben vorbereitet?
Der Datenschutz hat für uns als Rechtsschutzversicherer einen besonders hohen Stellenwert. Daher wurde auch von Konzernseite schon sehr früh ein internationales Projekt gestartet, um zeitgerecht den Anforderungen der DSGVO zu genügen. Beginnend mit einer Status Quo-Analyse und der Identifikation von Handlungsfeldern haben wir ein umfangreiches Verfahrensverzeichnis erstellt. Im Zuge dessen wurden die einzelnen Prozessschritte von der Datenschutzseite nochmals durchleuchtet und neu bewertet. Derzeit werden unsere IT-Systeme entsprechend angepasst. Wir sind daher pünktlich zur Inkraftsetzung der Datenschutz-Grundverordnung auf dem neuesten Stand in Sachen Datenschutz.
Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt – welche Chancen und Risiken sehen Sie für Versicherungen?
Der digitale Wandel wird mehr verändern als wir bislang glauben und glücklicherweise können wir diesen Wandel aktiv mitgestalten. Eine positive Grundeinstellung ist Grundvoraussetzung, wenn man etwas in die richtige Richtung bewegen möchte. Die Herausforderungen sind nicht alleine im technischen Bereich, vielmehr ist die Voraussetzung für Digitalisierung ein dafür notwendiger Kulturwandel im Versicherungsbetrieb – die Schaffung einer innovationsfreudigen Umgebung und das stets offene Ohr Richtung Kunden.
Bei der ARAG hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich schon sehr viel geändert – die Orientierung vom reinen Kostenzahler zum serviceorientierten Anbieter war schon mal ein wichtiger Schritt. Es gibt smartere Formen der Beilegung eines Rechtskonfliktes. Schließlich geht es in erster Linie um die Kunden.
Wird der persönliche (Kunden-)Kontakt auch in den kommenden Jahren noch gewährleistet sein?
Davon bin ich fest überzeugt. Der Kunde möchte selbst entscheiden wie er mit uns kommuniziert, daher ist es notwendig auch viele Möglichkeiten der Kommunikation zur Verfügung zu stellen. Allerdings ist gerade im Rechtsschutzbereich der persönliche Kontakt besonders wichtig. Schließlich sind Rechtskonflikte immer mit sehr vielen Emotionen verbunden. Die Emotion des Kunden abzufangen, Empathie zu zeigen und damit Sicherheit zu geben, ist und bleibt bei der ARAG ein wichtiger Teil unseres Serviceangebotes.
Was wünschen Sie sich von der neuen Regierung?
Augenmaß bei der Umsetzung von aufsichtsrechtlichen Richtlinien. Der Versicherungsmarkt ist streng reguliert – bei der Implementierung von EU-Richtlinien sollten wir keinesfalls über die Vorgaben hinausschießen, denn dieses so genannte Gold Plating würde die österreichische Versicherungswirtschaft unnötig schwächen.
Was zeichnet die ARAG als Rechtsschutzversicherer aus?
Wir haben uns ganz dem Kunden verschrieben – persönliche Betreuung und individuelle Lösungen sind in allen unseren Leistungsbereichen stark ausgebaut worden. So haben wir in unserer Schadenabteilung rund 40 hauseigene Juristen, die für unsere Kunden telefonisch Rechtsberatung erteilen und in geeigneten Fällen auch gleich an den Gegner herantreten, um den Rechtsstreit für den Kunden zu lösen. Die Zufriedenheit unserer Kunden ist uns sehr wichtig – sie stehen bei uns im Mittelpunkt. Das zeichnet uns aus.
Zur Person
Im Jahr 2000 hat Mag. Eder ihr rechtswissenschaftliches Studium an der Universität Wien abgeschlossen und anschließend das Gerichtspraktikum absolviert. Bevor sie Anfang 2012 bei ARAG gestartet ist, hat Frau Eder knapp zehn Jahre Erfahrung in der Rechtsschutzbranche sammeln können. Bis März 2013 war sie bei ARAG für die Neuausrichtung und die Betreuung des Partner-Anwalt-Netzwerkes verantwortlich. Ab März 2013 hat sie die Schadenabteilung geleitet. Im September 2015 ist Frau Eder zur Leiterin der Versicherungstechnik aufgestiegen. Am 1. Oktober 2016 wurde sie Mitglied der Geschäftsführung. Birgit Eder ist zweifache Mutter.
Foto: ARAG SE