Gudrun Meierschitz. Die Vorständin der Acredia Versicherung über steigende Insolvenzen, strategische Ziele und digitale Risiken auf den Finanzmärkten.
Schwierige Zeiten, komplexe Herausforderungen - was bedeutet das für einen Kreditversicherer? „Wir stellen uns weiterhin auf steigende Insolvenzzahlen ein, was eine Schärfung des Risikomanagements erfordert. Das bedeutet zum einen, dass wir noch stärker darauf achten, von den versicherten Kunden möglichst frühzeitig erste Aussagen zum Geschäftsverlauf zu erhalten. Zum anderen reagieren wir noch konsequenter und unmittelbarer auf negative Informationen zum Zahlungsverhalten. Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung bestätigt, dass unser Frühwarnsystem wieder an Bedeutung gewinnt. Wir müssen schnell und unmittelbar auf negative Informationen reagieren, um das zu tun, was unsere Aufgabe ist: Schäden durch Zahlungsausfälle zu verhindern oder zumindest zu reduzieren - im Interesse unserer Kunden“, so Gudrun Meierschitz.
Bei all diesen Prozessen helfen moderne Technologien. Acredia hat in den vergangenen zwei Jahren massiv in die Digitalisierung der Prozesse und in eine komplett neue IT-Infrastruktur investiert. Innerhalb weniger Monate wurden zahlreiche Cloud-Anwendungen implementiert und ein Cyber Defense Center aufgebaut. Ganz oben auf der Agenda steht natürlich das Thema Künstliche Intelligenz.
„KI ist für uns vor allem interessant, um standardisierte Prozesse effizienter und automatisierter zu gestalten und unsere sehr gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Routineaufgaben zu entlasten. In unserem eigenen Innovation Lab arbeiten wir gemeinsam mit Kunden an neuen digitalen Produkten und Dienstleistungen. Erst kürzlich haben wir mit Acredia.digital Shield die erste vollständig digitale Kreditversicherung für KMU auf den Markt gebracht.
Ambitionierte Nachhaltigkeitsstartegie
Da die Acredia den globalen Klimawandel als die größte Herausforderung unserer Zeit betrachtet, hat sie sich frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt und erste Maßnahmen ergriffen.
„Wir haben seit zwei Jahren eine eigene ESG-Spezialistin, sind dem UN Global Compact beigetreten und Mitglied bei CEOs4Future. Wir haben eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die integraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie ist. Eine Strategie allein reicht jedoch nicht aus, deshalb haben wir eine konkrete Roadmap mit Zielen, Verantwortlichkeiten und Zeitplänen entwickelt, um unsere strategischen Ziele zu erreichen. Erste Umsetzungserfolge sehen wir bereits im Umgang mit Ressourcen - der Verbrauch von Energie, Papier und Verpackungsmaterial konnte bereits deutlich reduziert werden. Wir investieren bereits einen großen Teil unseres Kapitals in ESG-Anleihen und werden diesen Anteil in den nächsten Jahren sukzessive weiter erhöhen. Besonders freut mich, dass wir auch im Bereich Diversity schon viel erreicht haben - wir bieten allen Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Religion, interessante berufliche Aufgaben und equal pay ist bei uns kein Schlagwort, sondern Realität“, so die Ökonomin und Risikoexpertin.
Im Vorjahr wurde ein besonderes Augenmerk auf die Umsetzung einer neuen europäischen Verordnung für ein effektives und umfassendes Management digitaler Risiken auf den Finanzmärkten gelegt. Und auch die besonders sensible Betreuung der Kunden in Zeiten stark steigender Insolvenzrisiken lag im Fokus.
Foto: Acredia Versicherung