MMag. Gerlinde Seitner, Geschäftsführerin des Film Fonds Wien, zieht im ABW-Talk Bilanz: So geht es den Filmemachern und der Filmbranche in Corona-Zeiten.
Dass nach dem ersten Lockdown die Filmfestspiele von Venedig und in Österreich die Viennale stattgefunden hat war ein sehr wichtiges Signal für die Filmkultur. Damit wurde nach einer Zeit des allgemeinen Streamens die Kino-Flagge sichtbar hochgehalten“, sagt Gerlinde Seitner und zeigt sich darüber erleichtert, dass Dreharbeiten derzeit stattfinden können, allerdings unter erschwerten Bedingungen.
Die Lockdown-bedingte zeitliche Verzögerung und die limitierte Verfügbarkeit von Fachkräften und Talents habe zu eine Art Produktionsstau geführt, der sich, um bei dem Bild zu bleiben, frühestens im Sommer 2021 auflösen werde. Für viele Filmschaffende sei der Ausfall von Beschäftigung und Einkünften während des Lockdowns hart gewesen, hiervon erhole sich die Branche nur langsam.
Für die Kinos sei die Lage dramatisch. Konkret gehe es um fehlende Einnahmen während des ersten Lockdowns und beschränkte Saalkapazitäten, nur schwer planbare Programmierung und fehlendes (US-)Programm bei Mainstream-Häusern. Generell sei eine Beschleunigung der Medienkonvergenz zu beobachten, die auch zu einem schnelleren Strukturwandel führen wird, so Seitner.
Förderungen für Filme
„In den Wochen des ersten Lockdowns hat der Filmfonds Wien mit Hochdruck an den zügigen Auszahlungen der Förderraten gearbeitet, sodass wir binnen sechs Wochen knapp 1,5 Millionen Euro überweisen konnten. Das war dringend benötigtes Geld, das der Branche geholfen hat, Rechnungen, Honorare und Mitarbeiter zu zahlen. Zur Wiederaufnahme des Kinospielbetriebs haben die wiederaufgenommenen geförderten Filme eine zusätzlichen Förderspritze erhalten. Bei den derzeit laufenden geförderten Dreharbeiten übernehmen wir anteilig die Mehrkosten, die durch die Corona-bedingten Sicherheitsmaßnahmen entstehen“, sagt die Geschäftsführerin zu den Unterstützungsmaßnahmen des FFW für Filmemacher.
Österreich habe zudem als eines der ersten Länder auf Initiative einiger Produzenten eine Art Ausfallshaftung ins Leben gerufen, die bei Dreh-Unterbrechungen greife. Hierfür hofft man auf eine Verlängerung ins Jahr 2021.
Wann es wieder neue Filme im Kino zu sehen geben wird, sei jedenfalls unklar. Es wurden alle Kinostarts verschoben und verzögern sich teilweise auch weiter, da das „Planspiel“ der Filmstarts zurzeit kontinuierlich in Bewegung sei und Corona-bedingt nicht zur Ruhe komme.
Gerlinde Seitner betont, dass sie gelernt habe, mit der Krise weiterzuarbeiten und momentan mit ihr zu leben, Planungshorizonte zu verkürzen und immer einen Plan B im Ärmel zu haben. Ihre Wünsche und Vorsätze für 2021?
„Es ist uns gemeinsam gelungen, das aktuelle Jahr gut über die Bühne zu bringen, zu helfen und zu unterstützen. Im kommenden Jahr gilt es, im Schulterschluss mit den anderen Förderern, den Strukturwandel zu bewältigen. Ich hoffe, dass ich in dieser Funktion auch meine Expertise, national und auch international, weiter einbringen kann.“
Foto: FFW