Die Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG musste dieses Jahr zahlreiche Herausforderungen meistern. Vor allem gewaltige Industrieinvestition, die der Konzern gerade umsetzt.
Bitte fassen Sie das Geschäftsjahr 2019 kurz zusammen?
Die See wird spürbar rauer, wir haben uns trotzdem sehr große und anspruchsvolle Projekte vorgenommen. Das nennt man „Herausforderung“. Es hat viel Einsatz gebraucht, hier Kurs zu halten, aber wir haben das gut geschafft.
Was die Höhepunkte dieses Jahres? Was hat Sie weniger gefreut?
Wir setzen gerade die größte Industrieinvestition um, die Österreich bisher gesehen hat. Das ist komplex und anspruchsvoll, aber auch etwas, das uns begeistert und stolz macht. Die Halbleiterindustrie beobachtet weltweit aufmerksam, was wir hier tun. Von den vielen Dingen, die wir darüber hinaus umgesetzt haben, möchte ich zwei erwähnen, die man nicht gleich auf den ersten Blick mit einem Industrieunternehmen verbindet.
Wir haben mit vier HTLs in Kärnten „Smart Learning-Pilotklassen“ gestartet. Dabei arbeiten wir an neuen Lern- und Arbeitsformen durch Digitalisierung in der Didaktik. Und zwar ganz praktisch – mit engagierten, begeisterten Lehrern und Schülern, die aktiv an der Umsetzung neuer Konzepte mitarbeiten. Und dann ist es uns heuer gelungen, gemeinsam mit allen wichtigen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung die weltweit renommierte Fraunhofer-Gesellschaft mit einem Innovationszentrum für künstliche Intelligenz nach Kärnten zu holen.
Was hat mich weniger gefreut? Wir sehen alle die schwierigen Entwicklungen – ob das den Handelsstreit, den Brexit oder die Radikalisierung mancher Länder, Systeme oder Ideologien betrifft. Die Klimakrise hat zu Recht viel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Für uns ist das auch eine echte Chance, weil wir viele Lösungen und Produkte für verbesserte Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entwickeln, die zukünftig unverzichtbar sein werden, will man hier wirksam vorankommen.
Mit welchen Themen wird man sich künftig verstärkt auseinandersetzen müssen?
Das ist ganz klar der digitale Wandel, der in den nächsten Jahren große Potenziale für alle Branchen eröffnet. Wir stehen in Europa erst am Anfang, gute Konzepte liegen am Tisch. Jetzt geht es darum, diese schneller umzusetzen, um die großen Chancen auf allen Ebenen zu nutzen und mit anderen Volkswirtschaften auf Augenhöhe zu kommen. Eines ist sicher, der Wandel wird nie mehr so langsam sein wie heute, denn technologisch wird immer mehr in immer kürzerer Zeit möglich sein. Die Digitalisierung liefert Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie den Klimawandel, Urbanisierung, nachhaltige Mobilität oder das sichere Agieren in einer vernetzten Welt. Technologie ist ein zentraler Schlüssel, der für eine lebenswerte Zukunft sorgt.
Wie geht es mit den Bauprojekten voran?
Die Bauprojekte an unseren Standorten in Villach, Graz und Linz laufen planmäßig. Die Forschungsgebäude an diesen drei Standorten werden im Laufe des nächsten Jahres bezogen. Auch der Rohbau der Chipfabrik in Villach schreitet zügig voran.
Ihre beruflichen Vorsätze für das kommende Jahr?
Weniger Vorsätze als den Anspruch, die großen laufenden Aktivitäten, zu allererst unsere Investition, erfolgreich umzusetzen, also auch hier: TUN.
Foto: Infineon Austria