Olivera Böhm, UNIQA: Vertrauen ist in Zeiten wie diesen essentiell

Ein ABW-Gespräch mit Uniqa Chief Corporate Business Officer International Markets & Austria, Olivera Böhm, über anvisierte Ziele, Versicherungstrends und die Liebe zum Job.

 

Wie hoch ist der Anteil der Industriesparte am gesamten Versicherungsgeschäft von UNIQA?

Der Anteil der Industriesparte am gesamten Geschäftsvolumen von UNIQA beträgt 12 Prozent mit jährlich mehr als 600 Millionen Euro Prämie in Österreich und Zentral- und Osteuropa.

Welche „klassischen Themen“ sind für einen Industrieversicherer besonders wichtig?

Unsere Hauptaufgabe ist es, unseren Industriekunden Risiko abzunehmen. Wir schauen die Risiken vor Ort an, evaluieren diese und helfen Ihnen Risiken zu vermindern. Tritt trotzdem ein Schaden ein, ist es wichtig, dass wir schnell und kompetent mit unseren Schadenexperten helfen. Denn für unsere Industriekunden ist es essentiell, nach einem eingetretenen Schaden möglichst rasch den normalen Betrieb wieder aufnehmen zu können. Da viele unserer Kunden international tätig sind, bieten wir auch grenzüberschreitende Lösungen an. Entscheidend sind im Industriegeschäft das Vertrauen und die Zusammenarbeit mit den Kunden, Maklern und anderen Partner, wie Rückversicherern.  

Was sind die Zutaten eines Erfolgsrezeptes in der Versicherungsbranche?

Fachliche Expertise und langjährige Erfahrung sind aus meiner Sicht wesentliche Erfolgsfaktoren. Daneben sind Innovationskraft, Digitalisierung und Flexibilität auch für uns als Industrieversicherer entscheidend für den langfristigen Erfolg. 

Welche kurz- Mittel- und langfristigen Strategien haben Sie als Leiterin des Corporate Business Bereichs?

Kurzfristig haben wir das Ziel, gemeinsam mit unseren Industriekunden durch die Covid-19 Krise zu kommen.

Mittel- und langfristig ist es unser Ziel, gemeinsam mit unserem Kunden zu wachsen. Dafür haben wir unser Geschäftsmodell so weiterentwickelt, dass wir unseren Kunden nicht reine Versicherungsprodukte anbieten sondern Services und Lösungen für ihre Sicherheit. Ein spannendes neues Thema ist Affinity: das bedeutet, den Kernprodukten unserer Kunden einen Mehrwert durch unsere Versicherungslösungen zu verleihen [Anmerkung: z.B. eine Brillenversicherung einer Optikerkette].

Das bietet unseren Kunden zusätzliche Einnahmemöglichkeiten. UNIQA ist bereits heute der Versicherer vor Ort. Das wollen wir durch weitere Stärkung der Regionen forcieren. Speziellen Fokus legen wir auf ausgewählte Branchen, denen wir branchenspezifische Services und Lösungen anbieten werden. In Zukunft werden wir nicht mehr über Versicherungssummen reden, sondern mit unseren Kunden in ihrer Sprache arbeiten und ihre Kriterien erarbeiten.  

Welche Versicherungstrends beobachten Sie?

Lassen Sie mich exemplarisch drei Punkte herausgreifen: Cyber, Klimaschutz und Gesundheit: Schutz gegen Cyberangriffe wird für Unternehmen immer wichtiger. Wir analysieren mit unseren Kunden gemeinsam den Ist-Zustand und geben Empfehlungen, wo Verbesserung nötig und möglich sind. Das ist für Kunden essentiell, denn erstens steigt so ihr faktischer Schutz gegen Angriffe und zweitens reduziert es ihre Prämien. Kommt es zu einem Cyberangriffe unterstützen wir und unsere IT-Partner rasch und helfen den Kunden, Computernetzwerke zu sichern, Systemintegrität wiederherzustellen und alle notwendigen technischen, rechtlichen und kommunikativen Schritte zu setzen. 

Klima: UNIQA war die erste Versicherung in Österreich, die aus dem Neugeschäft mit klimaschädlicher Kohle ausgestiegen ist. Daher verstärken wir jetzt konsequenterweise unser Engagement bei Kunden, die sich dem Ausbau von erneuerbaren Energiequellen verschrieben haben. 

Drittens wird es für unsere Kunden immer wichtiger, die besten Köpfe zu finden und zu halten. Mit speziellen Angeboten in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge, wie einer Gruppenkrankenversicherung und anderen Gesundheitsleistungen, können Unternehmen ihre Arbeitgebermarke stärken. 

Wird es künftig eine volldigitalisierte Abwicklung im Bereich der Industrieversicherung geben?

Corporate Business ist komplex, individuell und erfordert viel Knowhow und Fingerspitzengefühl. Eine volldigitalisierte Abwicklung von Versicherungsprozessen für Unternehmen sehen wir daher im Bereich Industrieversicherung in näherer Zukunft nicht. Uns ist vielmehr wichtig, digitale Services miteinzubeziehen und einen guten Mix aus persönlichem Kontakt, Technologie und Digitalisierung zu bieten. 

Was schätzen die Kunden besonders an der UNIQA?

Vertrauen ist essentiell. Das gewinnt man durch ein top-ausgebildetes Team, das jederzeit für Kunden und Partnern erreichbar ist. Wir stehen zu unserer Kernaufgabe: wir übernehmen Risiko und helfen, wenn der sprichwörtliche Hut wirklich mal brennen sollte. 

Corona – Krise oder Chance?

Wir haben es als Chance begriffen, die Herausforderung angenommen und schon jetzt sehr viel daraus gelernt. Von einem Tag auf den anderen waren wir im Home-Office und haben den Kontakt zu unseren Kunden und Partnern komplett auf digital umgestellt. Auch die Bedürfnisse der Kunden haben sich im Vergleich zu Anfang 2020 geändert. Da war es wichtig, dass wir flexibel und schnell Lösungen anbieten. So haben wir unter anderem in vielen Ländern damit gestartet, Risikobesichtigungen online durchzuführen.  

Sie sind seit etwas mehr als zwanzig Jahren bei der UNIQA – was fasziniert Sie am Versicherungsbusiness?

Unsere Branche ist vielfältig wie kaum eine andere. Vom Mathematiker bis zum Kunsthistoriker bietet sie jedem spannende Aufgaben. Speziell das Industriegeschäft ist unglaublich vielseitig. Jeder Kunde hat seine individuellen Bedürfnisse, man lernt von jeder Branche Neues, jeder unserer 18 Märkte ist anders. Und dann kommen immer neue Themen dazu wie jetzt eben Cyberrisiko oder Digitalisierung. Es ist kein Tag wie der andere.

Welchen Rat haben Sie für junge Leserinnen, die in der Versicherungsbranche Karriere machen wollen?

Bildung und den eigenen Horizont erweitern: Wer in einer Versicherung arbeiten möchte, dem/der rate ich eine versicherungsspezifische Ausbildung zu absolvieren. 

Sehr profitiert habe ich von meiner Auslandserfahrung in London und Osteuropa. Natürlich ist jeder Markt anders, aber internationale Erfahrung hilft im Berufsleben enorm weiter.

Auch rate ich jungen Menschen, von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen zu lernen. Sei es durch ein strukturiertes Mentoring-Programm, oder indem man proaktiv um deren Meinung und Einschätzung bittet. Unabhängig von der Branche sind Leidenschaft, Spaß an der Materie und stetige Neugier die wichtigsten Ratschläge, die ich jungen Leserinnen geben kann.

Zur Person

Als Chief Corporate Business Officer International Markets & Austria bei der Uniqa ist Olivera Böhm für den Aufbau, sowie die strategische und operative Leitung des Corporate Segments (Industrieversicherung) in Österreich und CEE zuständig. 

Foto: Sabine Klimpt

 

 

 


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