Seit dem Vorjahr ist sie im Vorstand der Garanta Versicherungs-AG, sie leitet auch die Kommunikations- und Marketingabteilung. Dr. Karoline Haderer im ABW-Porträt.
Die GARANTA ist Teil der NÜRNBERGER Versicherung und Dr. Karoline Haderer ist vor allem für die Themen Marketing, Kommunikation und Online Vertrieb verantwortlich. „Deshalb schlagen manchmal zwei Herzen in meiner Brust: Als Marketingleiterin und Verantwortliche für den Online Vertrieb stehen für mich der Ausbau der Online-Aktivitäten und die Positionierung der Marke NÜRNBERGER Versicherung im Vordergrund. Aber als GARANTA-Vorständin habe ich auch die Aufgabe, Kosten niedrig zu halten. Es überwiegt jedoch der Vorteil, dass ich als Teil des Konzerns einen sehr tiefen Einblick in die komplexen inneren Zusammenhänge habe, was meiner Vorstandsarbeit die richtige Perspektive gibt“, sagt Dr. Haderer, die ein Umdenken in der Branche ortet.
„Die größte Herausforderung ist es, sich stringent an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Das erfordert einen tiefgreifenden Kulturwandel. Die Rahmenbedingungen dafür sind aktuell alles andere als förderlich: Die Zinspolitik der EZB lässt die Renditen schmelzen, die regulatorischen Vorgaben werden immer anspruchsvoller und die Digitalisierung gewinnt zunehmend an Fahrt. Die Versicherungsbranche wird also an allen Fronten gefordert.“
Ihre größte Herausforderung sei es, die Ausrichtung des Unternehmens auf eine Kundenzentrierung voranzubringen. Dies sei eine Aufgabe, die das gesamte Unternehmen und alle Arbeitsabläufe durchdringen müsse. Es sei aber eine Herausforderung, die Jahre in Anspruch nehmen werde.
Analyse der Ist-Situation
Langfristig, davon ist die Vorständin überzeugt, werden neue Technologien wie KI einen massiven Einfluss auf die Versicherungsbranche haben. Zum Beispiel, wenn es um die Bewertung und Analyse von Schadenfällen geht. Und auch der Abwehr von Betrugsversuchen.
Haderer: „Da ist die Entwicklung schon recht weit fortgeschritten. Anschaffung und Einsatz sind aber noch recht teuer. Die großen, internationalen Konzerne können sie leichter implementieren als kleine Versicherungsunternehmen – und damit ihre Wettbewerbssituation stärken.“
Ihre Arbeitsweise beschreibt die Versicherungsexpertin, die Betriebswirtschaft und Handelswissenschaften in Wien und Buenos Aires studiert hat, als zielorientiert: „Der erste Schritt ist für mich stets eine gründliche Analyse der Ist-Situation und eine genaue Zieldefinition. Das steht immer am Anfang. Großen Wert lege ich auf den Austausch mit Fachexperten und die Vernetzung ihrer Ideen. Ich versuche, meinen Führungskräften die richtigen Tools und das erforderliche Wissen an die Hand zu geben, so dass sie eigenverantwortlich entscheiden und arbeiten können. Mikromanagement ist nicht mein Stil“, so Dr. Haderer, die sich darüber freut, dass die Nürnberger Versicherung nun auch verstärkt auf Marketing setzt.
„Noch vor wenigen Jahren gab es in der NÜRNBERGER Versicherung kein Marketing, wenig Fokussierung auf Marke und den Endkunden, so wie es heute beinahe überall Standard ist. Mit Unterstützung meiner engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es mir gelungen, alte Strukturen aufzubrechen, die Unternehmenskultur positiv zu verändern und einen Beitrag dazu zu leisten, das Unternehmen zukunftsfest zu machen.“
Ihr Rat an ABW-Leserinnen mit Karriereambitionen in der Versicherungsbranche: „Wer es als Frau in dieser Branche schaffen will, der braucht ein dickes Fell und Durchhaltervermögen. Bislang gibt es in den Vorstandsetagen der Versicherer nur ganz wenige Frauen. Und auch in den oberen Führungsebenen sind wir unterrepräsentiert. Dabei wäre es so wichtig, weiblichen Berufsanfängern ein erstrebenswertes Vorbild zu sein. Wenn eine Frau in der Versicherungsbranche Karriere macht, dann tut sie das nicht nur für sich selbst, sondern für alle Frauen. Vielleicht kann dieser Gedanke helfen, wenn es einem die Männer wieder einmal besonders schwermachen.“
Foto: Garanta Versicherungs-AG