Mit der Juristin Monika Vögele steht erstmals eine Frau an der Spitze des Verbandes der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler PHAGO. Ein Austrian Business Woman-Interview.
Monika Vögele hat die Führung des Verbandes der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler PHAGO inne. PHAGO ist eine freiwillige Interessenvertretung des österreichischen Arzneimittelvollgroßhandels, die seit 1955 besteht. Der Verband vertritt die Interessen von 2.000 Mitarbeitern, die sechs Mitgliedsunternehmen bevorraten 50.000 Artikel von mehr als 2.000 Lieferanten und liefern jeden Monat 20 Millionen Arzneimittelpackungen aus.
Die gebürtige Oberösterreicherin war nach Abschluss des Jus-Studiums in Wien bei IBM Österreich für die Verträge mit den Vertriebspartnern in Osteuropa zuständig. In den Jahren 2002 bis 2007 arbeitete sie als Konzipientin in drei Wiener Rechtsanwaltskanzleien und schloss die Ausbildung und Prüfung zur Rechtsanwältin ab.
Im Jänner 2008 nahm sie ihre Arbeit in der Österreichischen Apothekerkammer auf, wo sie die stellvertretende Leitung der Präsidial-, Personal- und Verwaltungsabteilung innehatte. Daneben hält sie seit 2015 die Rechtsvorlesung für Pharmaziestudentinnen und –studenten an der Universität Wien. Seit Oktober 2016 ist sie als Nachfolgerin von Prof. Krammer die neue Generalsekretärin der PHAGO, des Verbandes der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler – als erste Frau in der Verbandsgeschichte.
Wie kamen sie zum Verband?
Die PHAGO – der Verband der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler – suchte für Prof. Heinz Krammer, der seine Tätigkeit als Generalsekretär nach 35 Jahren zurücklegt, eine/n Nachfolger/in. Als Kennerin der Branche – ich war zuvor über acht Jahre in der Präsidialabteilung der Österreichischen Apothekerkammer – musste ich nicht zwei Mal überlegen, sondern habe mich sofort beworben.
Was leistet er für seine Mitglieder?
Die PHAGO-Mitglieder haben einen gesetzlichen Auftrag und zwar die Arzneimittelversorgung in Österreich sicherzustellen. Der Großhandel bildet das Rückgrat der Arzneimittelversorgung und ist die Brücke zwischen Industrie und Apothekern. Der Verband übernimmt die Vertretung der gemeinsamen Interessen gegenüber den Behörden wie dem Ministerium oder der österreichischen Arzneimittelaufsicht AGES und den anderen Partnern in der Wertschöpfungskette – Industrie und Apotheken. Wir arbeiten an den Rahmenbedingungen, damit der Großhandel auch künftig den Österreichern rasch Medikamente zur Verfügung stellen kann, wenn sie gebraucht werden.
Was umfasst ihr Aufgabenbereich?
Als PHAGO-Generalsekretärin arbeite ich eng mit PHAGO Präsident Dr. Windischbauer und den Vorstandsmitgliedern zusammen, damit wir unseren gesetzlichen Versorgungsauftrag erfüllen. Schließlich hat uns das Innenminstisterium als Infrastruktur, die es zu schützen gilt, eingestuft. Meine Aufgaben sind weitreichend und erstrecken sich von Informationen und rechtlichen Auskünften über Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben bis hin zu Treffen mit Kollegen aus anderen Ländern in Brüssel.
Was sind ihre Ziele für dieses Jahr?
Im kommenden Jahr liegt der Schwerpunkt meiner Tätigkeit sicherlich auf allen Maßnahmen zur Umsetzung der Europäischen Arzneimittelfälschungs-Richtlinie. Aufgrund dieser Richtlinie dürfen ab Februar 2019 rezeptpflichtige Arzneimittel nur mehr abgegeben werden, wenn die Packung einen individuellen Barcode trägt, der in einer Datenbank hinterlegt ist. So soll der Vertrieb mit gefälschten Arzneimitteln in ganz Europa unmöglich gemacht werden. Das ist eine enorm große Umstellung für die gesamte Arzneimittelbranche und erfordert eine entsprechend lange Vorlaufzeit. Mein Ziel für 2017 ist es, die europäischen Vorgaben – in Abstimmung mit Industrie und Apothekern – für den Großhandel auf Schiene zu bringen.
Foto: Phago