Dipl.-Psych. Jana David-Wiedemann, CEO der Agentur BBDO Wien: Menschenkenner braucht die Branche

Dipl.-Psych. Jana David-Wiedemann. Als BBDO Wien-CEO kennt sie die Strategien für mehr Aufmerksamkeit und Erfolg.

 

Wie sehen Sie die Zukunft der Agenturbranche angesichts der rasanten Digitalisierung und welche Kompetenzen sind notwendig, um weiterhin erfolgreich zu sein?

Wandel ist normal und sogar erwünscht. Unsere Arbeit wird immer komplexer und wir müssen mit wachsendem Tempo auf Änderungen im Marktumfeld reagieren. Die Digitalisierung hat uns eine Masse an neuen Werkzeugen gegeben – uns stehen nun viel mehr Möglichkeiten für die Kommunikation zur Verfügung. Kommunikatoren müssen nun verstärkt wissen, wie sie mit den diversen Tools zusammenarbeiten können.

In der faszinierenden Vielfalt von Werkzeugen braucht es vor allem unser Talent, authentisch und nahbar zu kommunizieren. Somit brauchen Strategen und Kreative auch in Zukunft vor allem das, was auch in der Vergangenheit ausschlaggebend war: Sie müssen Menschenkenner sein und Ideen in Bilder, Formen oder Worte übersetzen können. 

Hat die Digitalisierung die Zusammenarbeit mit den Kunden erleichtert oder erschwert? 

Einerseits werden die Menschen durch die zunehmende Digitalisierung immer Technik- affiner, so auch unsere Kunden. Viele Unternehmen besitzen bereits interne Experten im Social Media- oder Digitalbereich. Andererseits wird, wie bereits erwähnt, die Zahl der Tools, die uns in der Kommunikation zur Verfügung stehen, immer größer.

Eines dieser Tools ist Künstliche Intelligenz. Viele Kunden meinen, dass Aufgaben durch die Anwendung von KI schneller umgesetzt werden können. Die Praxis sieht anders aus. Egal ob im Entwickeln einer Strategie oder in der Kreation: Ein fundiertes Prompting der KI ist essenziell. Dieses Briefing bedeutet ein hohes Zeitinvestment – denn noch kann die KI nicht in unsere Hirne blicken. Hier ist unser Können gefragt, der KI jenen passenden Prompt zu geben, der die entsprechenden Ergebnisse liefert – dabei würde ich auch das durchaus als einen kreativen Prozess bezeichnen. 

In der Kreativ-Branche zu arbeiten, galt lange Zeit als Traumjob. Ist diese Faszination bei den Young Potentials noch zu spüren? Viele Young Talents wollen weiterhin für bekannte Agenturmarken wie BBDO Wien oder DDB Wien arbeiten. Bekannte Agenturmarken haben einen gewissen Magnetismus, der nachwachsende Talente fasziniert. Wenn es darum geht die neue Generation an Kreativen jedoch auch aktiv im Unternehmen zu halten, muss eine Agentur schlagfertige Benefits bieten: Young Talents sind besonders kritisch in der Analyse der Vor- und Nachteile eines potentiellen Arbeitgebers.

Wir begeistern mit beliebten und vielfältigen Kunden sowie durch unterschiedliche Disziplinen und gelebte flache Hierarchien. Jeder Kunde hat andere Bedürfnisse, auf die wir mit unserer Beratung empathisch eingehen. Wir müssen neue Umgehensweisen und Abläufe zulassen, andere Räume schaffen, damit sich die – in jedem Fall vorhandenen – Potenziale bestmöglich entfalten. Gestatten wir uns – bei aller Sehnsucht nach Struktur für Effizienz – jedes Projekt sich anders gestalten zu lassen. Das macht das Arbeiten in einer Agentur so unglaublich spannend und vielschichtig. 

Ihre Ziele und Pläne für dieses Jahr? 

Mein Ziel ist es, dass wir Ende dieses Jahres gemeinsam als Team auf die vergangenen zwölf Monate zurückblicken und dabei Stolz für unsere Leistungen empfinden. Bekommen wir dieses Echo dann auch von unseren Kunden, macht es das Jahr erfolgreich. Denn am Ende des Tages ist für mich aber immer noch der Mensch im Mittelpunkt. Mein Anspruch ist: Menschen erst fördern, dann fordern – und damit für alle einen great place to work and create zu schaffen. Wir investieren daher auch bewusst in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, damit sie Aufgabenstellungen möglichst selbstsicher und effizient lösen können.

Foto: BBDO Wien


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