Worauf Frauen bei der Veranlagung achten sollten und was mit dem Mentoring-Programm „Female Empowerment“ bewirkt werden soll.
Angesichts der jüngsten wirtschaftspolitischen Entwicklungen in Europa und global –– welche Trends beeinflussen Ihre strategischen Entscheidungen und wie reagieren Sie darauf?
Kundenorientierung und persönliche Betreuung sind und bleiben auch in Zukunft und abseits von Trends der Kern des Geschäftsmodells der Raiffeisenlandesbank OÖ. Ziel ist es, Unternehmen, Institutionen und Privatkunden umfassend zu begleiten und sie als stabiler Partner bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Neben dem klassischen Bankgeschäft forciert die Raiffeisenlandesbank OÖ auch weiterhin die Bereitstellung von Eigenkapital. Unsere Beteiligungen sind und bleiben ein wesentliches strategisches Standbein und unterscheiden uns maßgeblich von anderen Banken.
Um unsere Marktposition zu stärken, investieren wir gezielt in digitale Technologien und innovative Finanzprodukte. Durch Effizienzsteigerungen und Kostenoptimierungen wollen wir unsere Ertragskraft erhöhen und unsere starke Kapitalbasis weiter ausbauen. Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Wir verfolgen konsequent unsere ESG-Ziele und fördern grüne Finanzierungen, um einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt zu leisten.
„Es gibt Aufholbedarf beim Thema Finanzbildung. Dabei muss bei Frauen vor allem auch das Bewusstsein für die Altersvorsorge geschärft werden. Die Aufgabe der Banken ist dabei, umfangreich und intensiv zu beraten.“
Wie nutzt die RLB OÖ digitale Transformation und innovative Geschäftsmodelle, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
Die Raiffeisenlandesbank OÖ verfolgt eine umfassende Digitalisierungsstrategie, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Strategie umfasst Investitionen in neue Technologien, Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle sowie die kontinuierliche Entwicklung digitaler Fähigkeiten auf allen Ebenen.
Wir kombinieren das klassische Bankgeschäft mit zukunftsweisender Technologie, um uns als zukunftsorientierter Marktführer zu positionieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Strategie ist die kollaborative Innovation. Mit dem neuen Raiffeisen Innovation Center am Campus der Johannes Kepler Universität Linz öffnen wir uns nach außen und setzen auf Kooperationen mit Partnern, insbesondere FinTechs, um neue Produkte und Lösungen zu entwickeln und flexible Kooperations- und Integrationsmodelle zu schaffen.
Inwiefern fördert die RLB OÖ eine Kultur der Diversität und Inklusion und welche Rolle spielt dies in Zeiten, in denen Unternehmen vermehrt als gesellschaftliche Vorreiter wahrgenommen werden?
Es ist unser Ziel, dass sich alle Mitarbeitenden akzeptiert und unterstützt fühlen. Uns ist wichtig, das Verständnis füreinander zu fördern. Wenn wir eine inklusive Unternehmenskultur pflegen, die die Vielfalt unserer Belegschaft wertschätzt, trägt das zu einem positiven Arbeitsklima bei – und das zahlt auf unseren Unternehmenserfolg ein.
In der Vielfalt liegt unsere Stärke: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein wichtiger Teil unseres Unternehmenserfolges – egal, welcher Generation oder welchem Geschlecht sie angehören oder welche Herkunft sie haben. Ausgewählte Inklusionsworkshops, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Teams sensibilisieren, wie Integration gelingen kann, sind eine wichtige Basis für ein gelungenes Miteinander in der Raiffeisenlandesbank OÖ. Wir haben auch bereits zwei Mal einen bundesweiten Diversitätskongress für den Raiffeisen-Sektor bei uns im Haus ausgerichtet und uns hier intensiv mit dem Potenzial beschäftigt, das in unserer Vielfalt liegt.
Der Fachkräftemangel und der Wettbewerb um Talente sind aktuell zentrale Themen. Wie setzen Sie sich dafür ein, dass insbesondere Frauen im oberen Management und aufstrebende Talente in Ihrem Unternehmen gefördert werden?
Die Rekrutierung und Bindung von hochqualifizierten Menschen und gelebte Chancengleichheit sind ein immer wichtigerer Bestandteil unserer Unternehmenskultur und ein unerlässlicher Faktor für unseren Unternehmenserfolg. Zudem ist eines der Strategieziele der Raiffeisenlandesbank OÖ, den Frauenanteil in Führungs- und Fachpositionen bis Ende 2027 auf 30 Prozent zu erhöhen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde 2024 das Mentoring-Programm „Female Empowerment“ für gezielte Frauenförderung in unserem Unternehmen ins Leben gerufen. Gleichberechtigung zählt bei uns auch bei der Aus- und Weiterbildung. Deshalb haben wir uns im Vorstand der Raiffeisenlandesbank OÖ darauf verständigt, dass bei unternehmensinternen Management-Lehrgängen eine Quote von 50:50 angestrebt wird.
„Der globale Wettbewerb verschärft sich weiter und wir müssen aufpassen, dass Europa nicht den Anschluss verliert und es zu einer weiteren De-Industrialisierung kommt.“
Das Thema finanzielle Bildung ist in Österreich traditionell eher schwach ausgeprägt. Welche Rolle sehen Sie hier für die Banken, insbesondere die Raiffeisenlandesbank OÖ, um das Bewusstsein und das Wissen in der Bevölkerung, speziell bei Frauen, zu stärken?
Ja, es gibt Aufholbedarf beim Thema Finanzbildung. Dabei muss bei Frauen vor allem auch das Bewusstsein für die Altersvorsorge geschärft werden. Die Aufgabe der Banken ist dabei, umfangreich und intensiv zu beraten. Aus diesem Grund haben wir beispielsweise auch das sogenannte „Female Finance“-Konzept aus der Taufe gehoben – ein ganzheitliches Vertriebskonzept, das die Themen individuelle Beratung, Informationsveranstaltungen und finanzielle Bildung beinhaltet und sicherstellt, dass unsere Kundinnen kontinuierlich unterstützt werden.
Darüber hinaus bietet Raiffeisen OÖ ein umfassendes Angebot für Bildungseinrichtungen, um junge Menschen frühzeitig im verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu schulen. Auch ein spielerischer Umgang mit Geld ist wichtig, den wir mit dem OÖN-Börsespiel erfüllen. Weiters bietet Raiffeisen OÖ auch verschiedene Veranstaltungsformate wie z.B. die Reihe „Master of Zaster“ an, die bei unseren Kundinnen und Kunden sehr gut ankommen.
Angesichts der Tatsache, dass viele Frauen in Österreich in Teilzeit arbeiten, welche konkreten Empfehlungen haben Sie für Frauen, um trotz möglicherweise geringeren monatlichen Einkommens eine tragfähige Altersvorsorge aufzubauen?
Ich empfehle allen Frauen, sich frühzeitig mit dem Thema Vorsorge auseinanderzusetzen. Leider wird oftmals unterschätzt, wie groß die Pensionslücke durch Teilzeitarbeit später einmal ausfallen wird. Und darüber hinaus verläuft das Leben leider nicht immer linear und daher ist es so wichtig, abgesichert zu sein.
Wenn man gleich mit Berufsstart regelmäßig Geld zur Seite legt, kann man auch schon mit kleineren Beträgen gut für die Zukunft vorsorgen. Es geht darum, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sicherzustellen, dass man auch im Alter unabhängig und selbstbestimmt bleiben kann. Daher meine Empfehlung: Frühzeitig mit der Vorsorge beginnen, regelmäßig ansparen und sich über Finanzprodukte und Strategien informieren und beraten lassen, um Entscheidungen fundiert treffen zu können.
„Chancengleichheit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmenskultur und ein unerlässlicher Faktor für unseren Unternehmenserfolg.“
Wie könnte es gelingen, mehr Menschen in Österreich, insbesondere Frauen, für langfristige Anlageformen wie beispielsweise ETFs zu begeistern?
Die Möglichkeit, ETFs zu erwerben, könnte von Frauen noch viel stärker in Anspruch genommen werden. Um ihr Interesse und Vertrauen in ETFs zu stärken, braucht es meiner Ansicht nach noch viel mehr gezielte Bildung, Aufklärung und Beratung. Letztlich geht es auch hier um das Thema Vorsorgestrategie, das mir ein großes Anliegen ist.
Welche Vision haben Sie für die Zukunft der europäischen Wirtschaft?
Der globale Wettbewerb verschärft sich weiter und wir müssen aufpassen, dass Europa nicht den Anschluss verliert und es zu einer weiteren De-Industrialisierung kommt. Hohe Abgaben und Bürokratie bremsen uns im Vergleich zu anderen Ländern und Regionen. Eine engere Zusammenarbeit auf EU-Ebene, eine maßgebliche Entbürokratisierung und schnellere Entscheidungen wären dringend nötig. Wir müssen es schaffen, uns von einem dokumentations- und Regulatorik-getriebenen System zu einem Anreizsystem zu entwickeln.
Dennoch ist meine Vision für die Zukunft der europäischen Wirtschaft geprägt von Optimismus und dem Glauben an die Stärke unseres Kontinents. Trotz großer wirtschaftlicher und politischer Herausforderungen kann Europa erfolgreich sein, wenn es sich auf seine Stärken besinnt und alle Länder gemeinsam an einem Strang ziehen.
Foto: RLB OÖ/Erwin Wimmer