Trotz Corona-Krise blickt die Vorständin der Oesterreichischen Kontrollbank AG (OeKB AG) optimistisch in die Zukunft: Dank ausreichender Eigenmittel bieten die heimischen Banken eine solide Basis für ein Comeback der Wirtschaft.
Ein Blick zurück: Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Geschäftstätigkeit ausgewirkt?
Wir haben im ereignisreichen Jahr 2020 mit einer Palette an Unterstützungsmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet. Im Geschäftsbereich Export Services haben wir gemeinsam mit dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) bei der Abwicklung der Hilfspakete des Bundes unterstützt.
Und wir haben sowohl bei den Exporthaftungen als auch bei den Exportfinanzierungen deutliche Anstiege verzeichnet. Dank der Leistungen der OeKB und unserer Töchter ist auch die Infrastruktur des österreichischen Kapitalmarktes stabil weitergelaufen. Auch bei hohen Handelsumsätzen aufgrund von Marktturbulenzen haben wir eine reibungslose Abwicklung der Wertpapiertransaktionen sichergestellt.
Und wir haben zur Deckung des gestiegenen Finanzierungsbedarfs der Republik im Jahr 2020 insgesamt zehn Bundesanleihe-Aktionen mit einem Gesamtemissionsvolumen von 40 Milliarden Euro abgewickelt. Die Tourismusbank (ÖHT) hat in dieser herausfordernden Situation gemeinsam mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ebenfalls ein Maßnahmenpaket geschnürt. Und auch die Oesterreichische Entwicklungsbank (OeEB) hat schnell und flexibel auf den entstandenen Liquiditätsbedarf ihrer Kunden reagiert.
Wie hoch waren die finanziellen Mittel, die im Vorjahr zur Aufrechterhaltung der Liquidität von Exportunternehmen bereitgestellt wurden?
Die von der OeKB abgewickelten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Liquidität von Exportunternehmen umfassten Betriebsmittelfinanzierungen in Form eines Sonder-Kontrollbank-Refinanzierungsrahmens (Sonder-KRR). Zunächst auf zwei Milliarden Euro festgelegt, erfolgte aufgrund der großen Nachfrage eine Aufstockung auf drei Milliarden Euro.
Zudem hat die OeKB im Rahmen des 15-Milliarden-Euro-Hilfspakets der Regierung im Auftrag der COVID-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG) die Abwicklung von Überbrückungsgarantien für Großunternehmen übernommen.
Mit welchen Risiken muss der Bankensektor in den kommenden Jahren rechnen?
Durch die Corona-Pandemie haben sich natürlich auch für den Bankensektor gewisse Herausforderungen ergeben, für die wir aber gut gerüstet sind. Zum Jahresende 2020 erreichten die aggregierten Eigenmittel des Bankensektors in Österreich 94,3 Milliarden Euro. Die harte Kernkapitalquote lag bei ausgezeichneten 16,1 Prozent. Damit bieten die österreichischen Banken – und mit ihnen die OeKB – eine solide Basis für ein starkes Comeback der Wirtschaft.
Aufgrund der Lock-Downs und von Home-Office hat sich das Kundenverhalten geändert. Bemerken Sie eine größere Nachfrage nach digitalen Angeboten und Leistungen im Online-Vertrieb?
Wie bei vielen Unternehmen hat die Corona-Krise auch in der OeKB zu einem zusätzlichen Digitalisierungsschub geführt, wir haben diese aber auch schon vorher intensiv vorangetrieben. Und auch von Kundenseite war eine größere Nachfrage zu spüren. Wesentliche Neuerungen für eine noch effizientere und bedürfnisorientiertere Betreuung unserer Kunden war der Start des OeKB Loan Pricers und der digitalen Kundenplattform my.oekb.
Was wird sich künftig im Bereich der Kundenbetreuung ändern? I
ch sehe großes Potenzial in den digitalen Tools, die – richtig eingesetzt – einen wirklichen Mehrwert für die Kunden darstellen können. Ich bin aber davon überzeugt, dass auch in einer zunehmend digitalen Welt das persönliche Gespräch und die individuelle Beratung unersetzlich sind.
Büro oder Home-Office – wie geht es dieses Jahr weiter?
Wir haben die Herausforderungen der Corona-Krise auch aufgrund der weit fortgeschrittenen Digitalisierung erfolgreich gemeistert und werden diese weiterhin kontinuierlich vorantreiben. Es hat sich gezeigt, dass wir auch im Home-Office-Betrieb uneingeschränkt für unsere Kunden da sein und sie verlässlich betreuen können.
Remote Work wird deshalb ein fixer Bestandteil unseres Arbeitsalltags bleiben. Für den fachlichen und informellen Ausstauch sowie das gemeinsame Arbeiten an Lösungen für unsere Kunden im Sinne von Kreativität und Innovation bleibt das Büro aber unerlässlich. Um das zu fördern, adaptieren wir unsere Räumlichkeiten entsprechend.
Ihr Ausblick auf 2021?
2021 gestaltet sich insgesamt herausfordernd. Während das Neugeschäftsvolumen im Export Service-Bereich noch deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt, sind die Aktivitäten im Bereich der Kapitalmarkt Services durchaus intensiver als in den Vorjahren.
Wir sind jedenfalls gut gerüstet und werden weiterhin die heimischen Exporteure mit Services und innovativen Produkten bestmöglich unterstützen sowie auch im Kapitalmarktbereich unserer Services und Prozesse kontinuierlich weiterentwickeln. Damit leisten wir einen Beitrag zu einem erfolgreichen Neustart der Wirtschaft nach der COVID-19-Krise.
Foto: OeKB AG