Die Wirtschaft wieder aus der Krise zu bringen, ist für die Vorstandsvorsitzende der BKS Bank derzeit die größte Herausforderung.
Wie haben Sie die vergangenen Wochen und Monate erlebt?
Banken gelten als systemrelevante Betriebe. Daher hatten unsere Filialen immer offen. Um die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter zu schützen, galt es innerhalb kürzester Zeit viel zu organisieren. Dies reichte von Homeoffice-Lösungen bis hin zum Infektionsschutz am Schalter. Seit Beginn der Krise sind auch unsere Kundenbetreuer besonders gefordert. Viele unserer Kunden sind von den Folgen des Shutdowns und der Rezession betroffen.
Sie benötigen Informationen über Haftungen, Förderungen, Überbrückungskredite und Stundungen. Unsere Betreuer hatten zeitweise so viele Anfragen zu beantworten und Anträge zu bearbeiten, dass wir sogar überlegt haben, auch am Samstag zu arbeiten. Mein typischer Arbeitstag während des Lockdowns bestand vor allem aus unzähligen Videokonferenzen und täglichen Beratungen mit unserem Krisenstab. Zunächst ging es vor allem um Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden. Jetzt geht es darum, wie wir unsere Dienstleistungen trotz all der Einschränkungen möglichst gut anbieten können.
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist es, die Wirtschaft wieder aus der Krise zu bringen und den Menschen Zuversicht zu vermitteln. Wir haben Arbeitslosenzahlen wie nie zuvor, viele Unternehmer mussten hohe Umsatzeinbußen hinnehmen und werden trotz aller Hilfen diese schwierige Zeit nicht überleben. Schwer getroffen ist der Tourismus, für viele Betriebe wird es ohne Eigenkapitalhilfe keine Zukunft geben. Vielleicht braucht es zur Rettung auch eigene Übernahmefonds.
Sind Sie mit der Arbeit der Regierung in Krisenzeiten zufrieden?
Es ist sehr erfreulich, dass in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern die Zahl der Opfer durch COVID-19 deutlich geringer ist. Da für mich jedes Menschenleben zählt, stehe ich hinter der Vorgehensweise der österreichischen Regierung. Grundsätzlich bin ich auch mit den Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft zufrieden.
Es wurden rasch Programme erstellt, die vielen helfen, auch die Erleichterungen bei der Kurzarbeit waren sehr wichtig. Ziemlich aufreibend waren für uns allerdings die permanenten Veränderungen der Förderbedingungen. Jetzt müssen wir aber aus dem Krisenmodus herauskommen und rasch handeln um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Eine wichtige Rolle können dabei Investitionen in den Klimaschutz spielen, denn die Herausforderungen des Klimawandels dürfen wir auch in Corona-Zeiten nicht vergessen.
Ihr Rat an Unternehmerinnen, die von der Krise betroffen sind?
Nutzen Sie unbedingt die gebotenen Beratungsmöglichkeiten. Wir Banken haben einen sehr guten Überblick, welche Förder- und Garantieangebote speziell für Corona geschaffen wurden. Auch Kurzarbeit kann nach wie vor ein Thema sein. Die Vielfalt der Angebote ist wirklich groß, allerdings sind diese zum Teil sehr komplex.
Auch ein intensiver Blick auf das Unternehmen kann hilfreich sein: Wo bestehen Möglichkeiten, Kosten zu sparen? Können alternative Angebote auf den Markt gebracht werden, mit denen auch in Zeiten wie diesen Umsätze erzielt werden können? Viele Unternehmerinnen haben hier in kurzer Zeit Beachtenswertes auf die Beine gestellt, dennoch werden viele noch erhebliche Änderungen in ihrer Geschäftspolitik vornehmen müssen. Die Zukunft beginnt jetzt! Raus aus dem Krisenmodus!
Foto: Arnold Pöschl