Claudia Höller, MBA, CFO BKS Bank: Wir setzen auf nachhaltige Lösungen statt kurzfristige Trend

Die Risiko- und Finanzvorständin der BKS Bank über Cyber Security, Green-Deal und die Generation Z.

 

Sie sind seit mehr als einem Jahr BKS-Vorständin – Ihr bisheriges Resümee?

Die BKS Bank ist ein beeindruckendes und sehr vielseitiges Institut. Das Know-how ist groß und ich genieße die Zusammenarbeit im Vorstandsteam und mit unseren Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen und Teams. Meine Aufgabe ist es, die bestehende solide Basis des Konzerns weiter auszubauen, damit wir für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet sind.

Ich nehme diese Aufgabe sehr ernst, denn die BKS Bank hat in vielen Bereichen eine Alleinstellung. Besonders hervorzuheben ist, dass sie zu den wenigen regional stark verankerten und unabhängigen Finanzinstituten Österreichs gehört, die gleichzeitig international tätig sind.

Steigende Zinsen und geopolitische Risiken stellen viele Banken vor Herausforderungen. Wie bereitet sich die BKS Bank darauf vor?

Die hohen Zinsen und die Inflation gehen wieder zurück, aber sie haben die Bilanzen der Unternehmen und die Geldbörsen der Menschen in den Jahren 2023 und 2024 stark belastet. Österreich befindet sich im zweiten Rezessionsjahr und Europa verliert an Wettbewerbsfähigkeit - es gibt also viel zu tun. Grundsätzlich helfen in einem solchen Umfeld eine klare Risikostrategie, ein umfassendes Risikomanagement und eine umsichtige Risikokultur. Unser oberster Grundsatz lautet: Wir gehen nur Risiken ein, die wir verstehen und aus eigener Kraft tragen können, denn wir wollen in jeder Situation unabhängig und eigenständig bleiben.

Darüber hinaus gibt es keine „one fits all“-Lösungen, denn letztlich sind die Gründe, warum ein Unternehmen oder eine Privatperson in finanzielle Schwierigkeiten geraten kann, sehr unterschiedlich. Deshalb gehört es auch zu unserer Arbeit im Risikomanagement, für und mit unseren Kundinnen und Kunden, die in Schwierigkeiten geraten sind, gemeinsam massgeschneiderte und langfristige Lösungen zu erarbeiten. Auch wenn es - wie im Leben - keine Garantien gibt und der Weg aus einer „finanziellen Krise“ beschwerlich ist, freue ich mich mit jedem Unternehmen und jeder Person, die diesen Schritt geschafft hat.

Ein weiteres Thema, das uns als Finanz- und Risikomanagerinnen in den nächsten Jahren beschäftigen wird, sind ESG-Risiken, die sich tatsächlich oder potenziell erheblich negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage oder die Reputation auswirken können. Sie sind integraler Bestandteil unserer Risikostrategie und werden nach dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit bewertet und kategorisiert. Das heißt, wir unterscheiden zwischen Risiken, die wir durch unsere Geschäftstätigkeit selbst verursachen, und Risiken, die von außen auf uns einwirken. Für all diese Herausforderungen ist die BKS Bank mit einer Kernkapitalquote von 15,8 % (30.06.2024) und einer Gesamtkapitalquote von 19,1 % sehr gut kapitalisiert. Auch unsere Liquiditätskennzahlen und die Leverage Ratio liegen deutlich über den aufsichtsrechtlichen Mindestquoten.

Welche Entwicklungen im Finanzsektor könnten die Bankenlandschaft in den kommenden Jahren prägen?

Die Bankenlandschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die durch technologische, regulatorische und wirtschaftliche Entwicklungen getrieben werden. Ein zentrales Element ist dabei die fortschreitende Digitalisierung, der wir uns auf allen Ebenen intensiv widmen. Eines unserer größten Projekte ist derzeit die IT-Migration unserer Auslandsmärkte auf das österreichische Bankensystem. Aber auch im Zahlungsverkehr und im Firmenkundengeschäft gibt es noch viel Potenzial. Vor wenigen Tagen sind wir mit unserem neuen Firmenkundenportal „BizzNet Pro“ auf den Markt gegangen. In die Entwicklung ist viel Know-how geflossen. Dieses hochwertige Finanzmanagement-Tool bietet Unternehmen eine sichere, zuverlässige und effiziente Lösung für den elektronischen Zahlungsverkehr und wird den Austausch zwischen uns und unseren Kunden vereinfachen.

Im Privatkundenbereich ist das Bankgeschäft bereits vollständig digitalisiert. Kontaktlose Bezahlverfahren, Banking-Apps und digitale Zahlungsmethoden entwickeln sich rasant und werden immer benutzerfreundlicher, und auch unsere internen Vertriebsassistenten sind bereits digital. Zudem werden die Kunden, die unsere digitalen Kanäle nutzen, mit Hilfe der Customer Journey genau dort abgeholt, wo ihre Interessen liegen. 

Die wohl größte Herausforderung liegt im Bereich Cyber Security. Als BKS Bank bieten wir unseren Kundinnen und Kunden aktiv Schulungen dazu an und führen auch digital nicht affine Menschen Schritt für Schritt an das Thema heran, um Ausgrenzungen zu vermeiden. Darüber hinaus bieten wir mit dem BKS-Airbag Unterstützung im digitalen Alltag: IT-Expertinnen und -Experten helfen bei Problemen mit Hard- und Software.

Banken und Wirtschaft werden auch stark durch den Green Deal der Europäischen Union geprägt. Zahlreiche Richtlinien und Verordnungen, allen voran der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, haben großen Einfluss und sind richtungsweisend. Die BKS Bank hat bereits vor zwanzig Jahren die Weichen in diese Richtung gestellt und Nachhaltigkeit in Kombination mit Qualität im Fundament ihres Strategiegebäudes verankert. Seither haben wir immer wieder Pionierarbeit im Bereich Nachhaltigkeit geleistet und zahlreiche Produktinnovationen hervorgebracht. Unter anderem waren wir die erste Bank in Österreich, deren Vermögensverwaltung mit dem Österreichischen Umweltzeichen* ausgezeichnet wurde, und die erste, die einen Social Bond emittiert hat.

Zu unseren jüngsten Erfolgen zählt die soziale „Du & Wir Stiftung“, die Anfang des Jahres unter dem Dach der gemeinnützigen Caritas Stiftung Österreich mit einer Einlage von 500.000 Euro gegründet wurde. Damit stellen wir uns den großen gesellschaftlichen Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Migration oder Altenpflege. Kundinnen und Kunden der BKS Bank haben die Möglichkeit, sich als Zustifter ab 5.000 Euro zu engagieren. Ideal ergänzt wird die Stiftung durch das „Du & Wir-Konto“, bei dessen Neuabschluss ein Teil der Kontoführungsgebühr in die Stiftung fließt. In Kombination ein absolutes Erfolgsmodell, das eindrucksvoll bestätigt, dass soziale Förderung ein wichtiges gesellschaftliches Thema ist.

Die nachhaltige Entwicklung von Banken und Wirtschaft wird uns auch in Zukunft zu neuen innovativen Lösungen herausfordern, auch wenn das Thema geopolitisch unterschiedliche Aufmerksamkeit erfährt. Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern eine Haltung und der einzig mögliche Weg in eine lebenswerte Zukunft.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der BKS Bank in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Marktumfeld? Was haben Sie für 2025 geplant?

Ich bin überzeugt, dass die BKS Bank mit hoher Innovationskraft, durchdachten Strategien und dem richtigen Gespür für Zukunftsthemen ihre Erfolgsgeschichte fortsetzen wird. Unsere Stärke ist es, nicht nur kurzfristige Trends zu bedienen, sondern nachhaltige Lösungen für die langfristigen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden zu entwickeln. Dabei setzen wir auf Qualität und die weitere Digitalisierung unserer Prozesse, die den Kundenservice vereinfachen und das Bankerlebnis verbessern, ohne unsere persönliche Note zu verlieren. Unsere Filialen bleiben Anker und Drehscheibe, denn gerade in einer immer komplexer werdenden Welt ist unsere Finanzexpertise gefragter denn je.

Für das kommende Jahr haben wir uns viel vorgenommen. Gleich zu Beginn des Jahres werden wir unsere neue Website präsentieren. Parallel dazu werden wir unsere Nachhaltigkeitsziele auf Basis unserer Science Based Targets neu formulieren. Darüber hinaus gilt es, neue Vorschriften und Richtlinien für die Eigenkapitalunterlegung (Basel IV) und unseren Geschäftsbericht (CSRD) umzusetzen. Im Vertrieb setzen wir Schwerpunkte im Private Banking und bei der Generation Z, die wir verstärkt erreichen wollen. Es wird nicht langweilig und ich freue mich darauf!

Foto: Gernot Gleiss

*Disclaimer: Das Österreichische Umweltzeichen wurde vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus für „Natur & Zukunft-Konto“ verliehen, weil bei der Auswahl mittels Giro- /Spareinlagen finanzierter Projekte neben wirtschaftlichen auch ökologische und soziale Kriterien beachtet werden. Das Umweltzeichen gewährleistet, dass diese Kriterien und deren Umsetzung geeignet sind, entsprechende Projekte auszuwählen. Dies wurde von unabhängiger Stelle geprüft. Die Auszeichnung mit dem Umweltzeichen stellt keine ökonomische Bewertung dar und lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung des Anlageproduktes zu.“


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