Mehr Frauen sollen Mut zeigen und Verantwortung übernehmen – wünscht sich Johanna Mikl-Leitner

Als Innenministerin machte sie sich für HotSpots außerhalb Europas stark, um das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer zu verhindern. Damals wurde sie dafür kritisiert. Vier Jahre später hat sich die gesamte EU mit ihrem Vorschlag angefreundet.

 

Seit einem Jahr ist sie Landeshauptfrau und hat nun ausschließlich das Wohl der Niederösterreicher im Fokus. Barbara Mucha im Gespräch mit Johanna Mikl-Leitner.

Sie sind seit etwas mehr als einem Jahr Landeshauptfrau von NÖ – Ihr bisheriges Résumé?

Es ist eine unglaublich spannende und schöne Aufgabe. Und ich kann sagen, mein Leben ist dadurch noch bunter und vielfältiger geworden. Mir liegt sehr viel daran Niederösterreich weiterzuentwickeln. Besonders schätze ich den direkten Kontakt mit den Bürgern.

Was hat Sie vor bald 25 Jahren dazu bewogen, in die Politik zu wechseln?

Es war Zufall oder Schicksal – mein Werdegang war jedenfalls nicht geplant. Im Personenkomitee von Erwin Pröll kam ich erstmals mit Politik in Berührung und es hat mich einfach fasziniert. Wenn Sie so wollen: Ich habe die Politik kennen und lieben gelernt und sie hat mich bis heute nicht mehr losgelassen. 

Was fasziniert Sie an der Politik?

Ich bin ein Mensch, der schon immer gerne gestaltet und bewegt hat. Da mein Vater einen Gemischtwarenladen hatte, war ich auch schon als kleines Kind ständig mit Menschen in Kontakt. Daher habe ich mit Sicherheit keine Berührungsängste. In der Politik muss man Menschen mögen, ihnen zuhören, auf ihre Anliegen eingehen und versuchen, ihre Probleme zu lösen. Mein Motto: Die wichtigsten Anliegen der Menschen, müssen zu den größten Aufgaben der Politik gemacht werden. 

Sie sind die erste Landeshauptfrau von NÖ – hatten Sie in Ihrer politischen Karriere jemals das Gefühl, es als Frau schwerer zu haben?  

Für mich persönlich war es nie ein Nachteil eine Frau zu sein, obwohl ich in meinen Anfängen in der Politik bemerkt habe, dass Männer über Dinge, die sie bewegen, viel ausführlicher reden. Wir Frauen erledigen oft vieles ganz selbstverständlich, ohne darüber zu sprechen. Was ich im Laufe der Jahre bemerkt habe, ich bin ja schon seit 25 Jahren in der Politik, ist, dass sich das Klima in der Politik und der Gesellschaft verändert hat.

Aufgrund des höheren Frauenanteils laufen Sitzungen heute ganz anders ab, die Sprache ist eine andere geworden. In meinen Anfängen war ich in den Parteisitzungen oft die einzige Frau und musste mir mit Kompetenz meinen Platz erkämpfen. Leider müssen Frauen auch heute noch härter arbeiten und besser sein, um das gleiche Ansehen wie Männer genießen zu können. Gott sei Dank gibt es mittlerweile aber schon immer mehr Frauen in Führungspositionen, sei es in der Wirtschaft, der Industrie oder Politik.  

Was haben Sie von Erwin Pröll gelernt? 

Dass man sich in der Politik auf die Verantwortungsträger verlassen muss. Dass ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein sein muss. Und das ein Versprechen kein Versprechen bleiben darf, sondern Realität werden muss. Dass man sich in der Politik auf die Verantwortungsträger verlassen muss. Dass ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein sein muss. Und das ein Versprechen kein Versprechen bleiben darf, sondern Realität werden muss. 

Was sollten Frauen in Führungspositionen unbedingt beachten? 

Sie sollten Mut haben, Verantwortung übernehmen und nicht hinterfragen, ob sie über die nötige Kompetenz verfügen.

Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?

Schnell bei der Sache, klar in den Entscheidungen, sozial im Umgang. Ich agiere auf Augenhöhe mit meinen Mitarbeitern. Wenn jemand kompetent ist, Willen und Engagement zeigt, dann hat er auch mein vollstes Vertrauen.

Wie viele Stunden hat Ihre Arbeitswoche? 

So viel ist sicher: Sie entspricht bei der Stundenanzahl nicht ganz dem Arbeitszeitgesetz. 

Sie sprechen sich klar gegen Überregulierung und Bürokratie aus – was können Sie diesbezüglich als Landeshauptfrau für Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe tun? 

Wir verfolgen im Land unsere 3 D-Strategie: Digitalisierung, Deregulierung und Dezentralisierung. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Konzept auf dem Weg in die Zukunft Basis des Erfolges ist. Mich freut, dass hinsichtlich der Deregulierung und Entbürokratisierung auch bundespolitisch einiges geschieht. Wir haben in Niederösterreich unzählige Gesetze durchforstet und sehr viele Erlässe gestrichen, um bürokratische Hürden für die Bürger zu reduzieren.

Mit der Dezentralisierungsoffensive wollen wir Arbeitsplätze aus dem Regierungsviertel in St. Pölten in die Regionen Niederösterreichs verlegen und damit den ländlichen Raum stärken. Dank der Digitalisierung reduzieren wir Zeit - und Arbeitsaufwand. Unsere Mitarbeiter haben alle relevanten Daten auf Knopfdruck. Beispielsweise im Bereich der Tourismusförderung: 80 Prozent passiert hier schon online – vom Antrag bis zur Abwicklung funktioniert alles elektronisch.

Auch junge Menschen profitieren davon: Der NÖ Bonus in der Höhe von 100 Euro für das Semesterticket kann innerhalb von zwei Minuten am Handy beantragt werden. Wie gut unser Bundesland unterwegs ist, zeigen die Zahlen. Im Vorjahr lag das Wirtschaftswachstum mit 2,9 Prozent deutlich über dem Österreich-Durchschnitt von 2,2 Prozent.

Ihr Vorgänger war dafür bekannt, dass er auch in der Bundespolitik kräftig mitgestaltet hat, wenn es um die Interessen „seines“ Bundeslandes ging. Wie halten Sie es damit?

Daran hat sich nichts geändert. Bei Entscheidungen zu Lasten Niederösterreichs werde ich als Landeshauptfrau meine Stimme laut erheben. Ich bin aber bekannt dafür, dass ich das ausschließlich am Verhandlungstisch mache, das gehört zur Professionalität. Ich halte nichts davon, sich Meinungen über die Medien auszurichten.

Foto: ÖVP NÖ

 


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