Die Geschäftsführerin von Job HR hat ein Ziel: Mehr Erfolg für Unternehmen und Menschen. Mit ihrem (Frauen-)Team steht sie Klein- und Mittelbetrieben sowie Konzernen in HR-Fragen zur Seite.
Welche spezifischen HR-Herausforderungen Ihrer Kunden adressieren Sie am häufigsten mit Ihren Interims-Dienstleistungen? Gibt es typische Situationen oder Probleme, bei denen Unternehmen Ihre Unterstützung in Anspruch nehmen?
Viele mittelständische oder kleinere haben oft nicht den Bedarf, eine ganze Person Vollzeit mit HR-Themen zu beschäftigen. Oft sind es nur temporäre Bedarfe oder einzelne Themen, die im Fokus stehen. Und das ist unsere Eintrittskarte als Interims-Anbieter, hier punktuell und skalierbar zu unterstützen. Die Gründe, warum wir angefragt werden, sind vielfältig: Entweder will sich das Management von HR-Themen befreien und wieder stärker auf das eigene Geschäft konzentrieren, oder es wird gezielt nach Expertise gesucht, die man sich ins Haus holen möchte.
Für ein bestimmtes Projekt und skalierbar von der Kapazität (und den Kosten) her. In größeren Unternehmen ist es meist weniger eine Frage des Know-hows, das man sich einkaufen will. Dort geht es eher darum, kurzfristige Ausfälle schnell und professionell zu überbrücken. - Die Themenfelder sind wiederum vielfältig und reichen von Einsätzen als Interims-Recruiter bis hin zur interimistischen Übernahme eines kompletten HR-Managements.
Ihre Herangehensweise scheint sehr praxisorientiert zu sein. Wie gehen Sie konkret vor, wenn Sie ein neues Projekt übernehmen, um schnell und effektiv Ergebnisse zu erzielen?
Ja, das stimmt. Mir ist es tatsächlich sehr wichtig, auf Augenhöhe und auch mit Augenmaß an Projekte heranzugehen. Meine Kolleginnen und ich kommen alle aus der Praxis. Wir sind keine klassischen Beraterinnen mit Anzug und Krawatte, sondern kennen die Rollen und Perspektiven bei unseren Kunden sehr gut. Denn wir waren selbst in verschiedenen Branchen in internen HR-Rollen tätig.
Wenn wir eine neue Anfrage erhalten, ist es uns wichtig, von Anfang an Klartext zu sprechen, möglichst offen und ehrlich mit unserem Gegenüber umzugehen und auch seine Erwartungen abzuholen. Wir wollen so gut wie möglich verstehen, worum es in dem Auftrag geht und ihn inhaltlich nachvollziehen können. Dann schauen wir, wie wir optimal unterstützen und entlasten können. Nicht umsonst haben wir uns HR mit Erleichterungseffekt auf die Fahne geschrieben. In der Regel bedarf es keiner langen Einarbeitungsphase, sondern wir übernehmen die uns übertragenen Aufgaben schnell und unbürokratisch. Einige unserer Kunden waren schon erstaunt, wie schnell wir wirklich produktiv werden und Arbeit abnehmen.
Wie schaffen Sie es, die Balance zwischen kurzfristiger Unterstützung und langfristiger strategischer Ausrichtung in Ihren Projekten zu halten?
Da muss es nicht immer zwingend eine Balance geben. Wir erledigen das, was angefragt wird. Manchmal sind das kurzfristige Einsätze oder Aufträge mit geringem Volumen. Manchmal begleiten wir unsere Kunden langfristig, über viele Jahre. - Wir versuchen immer, die bestmögliche Lösung für unsere Kunden zu finden, auch wenn wir dabei oft mit unseren eigenen Kapazitäten jonglieren müssen. Mit dem breit aufgestellten JOB HR Team finden wir (fast) immer eine Möglichkeit.
Ihre Dienstleistungen richten sich sowohl an Konzerne als auch an KMU. Welche Unterschiede sehen Sie in den Anforderungen und Bedürfnissen dieser beiden Kundengruppen?
Die Bedürfnisse sind tatsächlich sehr unterschiedlich: In KMUs sind es meist fehlende HR-Expertise oder Erleichterungen. Was meine ich damit? Häufig sind Inhaber, Geschäftsführer, Assistentinnen und Assistenten selbst sehr stark mit HR-Aufgaben und Administration beschäftigt. Nicht immer ist damit auch die notwendige HR-Expertise verbunden.
Oft ist es der Wunsch nach Entlastung, der diese Kundengruppe antreibt. Sie wollen „ungeliebte“ HR-Aufgaben abgeben und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Oder auch der Wunsch der Geschäftsführung/des Inhabers, HR-Expertise ins Haus zu holen, um den Bereich oder einzelne Bereiche aufzubauen und dann wieder intern zu übergeben. Auch die Digitalisierung und die Einführung von HR- und Recruitingsoftware spielt immer wieder eine Rolle.
In größeren Unternehmen sind wir eher dann vor Ort, wenn es darum geht, Ausfälle im bestehenden Team zu überbrücken. Wir springen dann z.B. als Interim Recruiter ein, aber auch in anderen HR-Rollen und übernehmen wie ein interner Mitarbeiter.
In welchen Branchen oder Unternehmensgrößen sehen Sie den größten Bedarf an Ihren Interims-Dienstleistungen? Haben sich diese Bedarfe in den letzten Jahren verändert, und wenn ja, wie haben Sie darauf reagiert?
Ich sehe den Bedarf quer durch viele Branchen und Unternehmensgrößen. Wir von JOB HR haben uns vor allem auf die Region Oberösterreich und das produzierende Gewerbe sowie die Industrie spezialisiert. Hin und wieder betreuen wir auch andere Branchen, aber die größte Expertise haben wir sicher im Bereich Gewerbe und Industrie.
Was hat sich verändert? Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben oft kürzer im Unternehmen, die Fluktuation steigt. Auch das Geschäftsumfeld wird volatiler - wir merken, dass eine Krise die nächste jagt. Der Kostendruck in der österreichischen Wirtschaft ist in den letzten zwei Jahren enorm gestiegen. - Das stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen für die Zukunft. - Umso mehr ein Punkt für Interim Services: Denn sie sind skalierbar und man muss nicht für alles im HR-Bereich eine fixe Person anstellen, für die auch noch Nichtleistungsentgelte bezahlt werden müssen.
Können Sie ein Beispiel aus der Praxis nennen, wo Ihre Interims-Dienstleistungen einem Unternehmen geholfen haben, eine kritische HR-Herausforderung zu meistern?
Ich könnte sicher einige nennen. Die tragischste Situation, in der wir zum Einsatz kamen, war sicherlich der unerwartete Tod der Personalleiterin eines Unternehmens mit mehreren hundert Mitarbeitenden, der das Unternehmen spontan vor große Herausforderungen stellte. Das Team musste gut aufgefangen, das operative HR-Geschäft weitergeführt und auch viel arbeitsrechtliches Know-how musste schnell ersetzt werden. Als uns die Anfrage erreichte, waren wir innerhalb weniger Tage startklar und vor Ort und haben das HR Management ein gutes halbes Jahr geführt und bei der Rekrutierung der Nachfolge geholfen.
Welche Erfolgskriterien setzen Sie sich selbst und Ihren Teams, um sicherzustellen, dass Ihre Projekte den gewünschten Mehrwert liefern?
Erfolgskriterien lassen sich nicht verallgemeinern. - Aber wenn Sie mich fragen, worauf es ankommt, um am Ende zufriedene Kunden zu haben, dann sage ich: Klare, aufrichtige, ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe. Und zwar von Anfang an. Jede Seite muss wissen, was die andere erwartet und auch braucht, um gut arbeiten zu können. Wenn die Erwartungen klar sind, kann es gut werden.
Welche aktuellen Trends und Entwicklungen im HR-Bereich beobachten Sie, die den Bedarf an Interims-Dienstleistungen beeinflussen?
Ich beobachte, dass die Nachfrage nach Interims-Dienstleistungen von zwei Faktoren bestimmt wird: Zum einen von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln. Unternehmen, die sparen, investieren seltener in strategische HR-Beratungsleistungen, die sich erst mittelfristig auszahlen. Zum anderen ist häufig ein ganz konkreter sachlich-inhaltlicher Bedarf bzw. ein Pain der Auslöser für eine Interims-Dienstleistung. Hier nehmen wir vermehrt Anfragen wie z.B. Digitalisierungsprojekte (Einführung einer HR- oder Recruiting-Software) oder Organisationsentwicklungsprojekte hin zu mehr Agilität wahr.
Welche Werte und Prinzipien sind Ihnen und Ihrem (Frauen-)Team besonders wichtig?
Als Werte in der internen Zusammenarbeit, aber auch mit unseren Kunden, haben wir für uns die drei As entwickelt: Augenhöhe - Ehrlichkeit - Augenmaß. Und wer mich kennt, weiß, dass ich zu 100 Prozent hinter diesen Werten stehe. - Doch was verstehen wir konkret darunter? Um zwischenmenschlich und beruflich erfolgreich zu sein, ist Aufrichtigkeit untereinander sehr wichtig. Nur wer ehrlich und klar mit seinem Gegenüber kommuniziert, hat die Chance, überhaupt verstanden zu werden. Augenhöhe ist für uns besonders wichtig, wenn es um eine erfolgreiche Zusammenarbeit geht. Keine Seite darf sich unterlegen fühlen. Augenhöhe ist auch wichtig, um ein Gleichgewicht der Kräfte zu gewährleisten.
Nur in einer (professionellen) Partnerschaft auf Augenhöhe kann jede Seite ihre Bedürfnisse und Erwartungen ohne Verlustängste kommunizieren. Last but not least: Augenmaß. Augenmaß bedeutet für mich, ein gutes Stück pragmatisch zu sein, in unserer Arbeit Lösungen zu finden und zu erarbeiten, die zum Gegenüber passen und sich nicht z.B. in vorauseilendem Gehorsam in zu vielen Details zu verlieren. Kleine Unternehmen brauchen keine Konzernlösungen. Lieber smart starten und dann weiterentwickeln, als gar nicht erst anfangen.
Welche langfristigen Visionen haben Sie für JOB HR und die Weiterentwicklung Ihrer Dienstleistungen?
Langfristig möchte ich JOB HR am österreichischen und speziell am oberösterreichischen Beratermarkt weiter etablieren. Wenn oberösterreichische Unternehmen HR-Beratung suchen, dann sollen sie diese regional in Oberösterreich für Oberösterreich bei JOB HR bekommen. Wir wollen mit unseren beiden Standbeinen Interims-HR und Personalvermittlung eine echte Alternative zu den großen regionalen Beratungsunternehmen sein und als professioneller, verlässlicher Partner der oberösterreichischen Wirtschaft wahrgenommen werden. Wenn man liebt, was man tut, kommt der Rest von selbst. Wer weiß, vielleicht werden wir eines Tages selbst zu einem Big Player in Oberösterreich.
Fotos: Christian Huber