Dr. Hans Jörg Schelling ist neuer Finanzminister. Kaum jemand kennt den Mann, der die Familie Putz von XXXLutz erfunden und seine politische Heimat seit 13 Jahren in St. Pölten hat.
Von Kika/Leiner zu XXXLutz
In den 1980er Jahren arbeitete er für Kika/Leiner, nach Differenzen mit Vorstandsvorsitzenden Herbert Koch verließ er 1992 den Möbelhändler und wechselte direkt zum Konkurrenten XXXLutz, wo er bis 2009 als Geschäftsführer tätig war und 12 Prozent des Unternehmens hielt, die er nach seinem Ausscheiden an die Eigentümer verkaufte.
Vorläufiger Höhepunkt von Schellings Karriere: Die Wahl zum Vorsitzenden des Verbandsvorstandes im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger im Jahr 2009.
Selbstdarsteller und Macho oder Super-Manager?
Was für ein Mensch ist Hans Jörg Schelling? Super-Manager, Mann mit Visionen? Warum tut er, finanziell mehr als abgesicherter, sich den Job als Finanzminister an? Wer Schelling kennt weiß, dass er Herausforderungen sucht, ein Getriebener, ein Workaholic ist. Entscheidet er sich für eine Aufgabe, dann gibt er dafür alles – eine Eigenschaft, die ihn in den St. Pöltner Machtzentralen nicht unbedingt zum Liebling gemacht hat, da er als schwer berechenbar gilt, keine gute Voraussetzung, um in der Politik Karriere zu machen. Nicht verwunderlich, dass von Euphorie anlässlich der Bestellung Schellings zum Finanzminister im Umfeld des NÖ-Landeshauptmannes kaum etwas zu bemerken war. Im Gegenteil: Innenministerin Mikl-Leitner stellte in einem TV-Interview klar, wer für sie der Favorit für den Job gewesen wäre: Ein Mann der Wirtschaft.
Gerade diese Eigenschaften geben aber auch Anlass zur Hoffnung, dass Schelling sich nicht vor den Partei-Karren spannen lässt und eigene Wege geht, die – so bleibt zu hoffen – ausschließlich im Interesse der österreichischen Bevölkerung und auch der Wirtschaft sind. Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wie stark Schelling tatsächlich ist und wie viel Spielraum ihm die eigenen Partei-Kollegen gewähren, denn nicht vergessen werden darf, dass Minister hierzulande schnell gemacht, aber auch schnell wieder fallengelassen werden. Besonders dann, wenn sie ihren eigenen Kopf zum Denken benutzen...