Prinzip der Kreislaufwirtschaft bietet neue Chancen für Umwelt, Unternehmen und Gesellschaft.
Die weltweite Ressourcen-Nachfrage übersteigt längst das, was die Erde selbst erneuern kann. Österreich beispielsweise benötigt aktuell mehr als das Doppelte seiner verfügbaren Biokapazität. Gleichzeitig schreitet die Zerstörung der Umwelt durch menschliche Aktivitäten voran – ein Problem, das sich mit der weltweit wachsenden Mittelschicht weiter verschärfen wird.
Entsprechend wurde der globale „Earth Overshoot Day“ heuer so früh wie nie zuvor erreicht: Schon am 29. Juli hat die Weltbevölkerung rein rechnerisch alle nachwachsenden Rohstoffe verbraucht, die im gesamten Jahr 2019 von der Erde reproduziert werden können. Das ökonomische Modell der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) ist nun ein mehr als vielversprechender Ansatz, um dieser weltweiten Problematik entgegenzusteuern. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Umweltstudie „The road to circularity“ von PwC.
Modell der Kreislaufwirtschaft: Die Natur dient als Vorbild
Das Ziel der Circular Economy ist ein geschlossener Materialkreislauf, der die Entstehung von Abfällen minimiert – oder im Idealfall ganz vermeidet.
Das Modell folgt drei Grundprinzipien:
- Ressourcen effizient einsetzen und erneuerbare Materialien, wo immer möglich, priorisieren
- Nutzung und Lebensdauer von Produkten maximieren
- Auf Neben- und Abfallprodukte setzen, um Neues herzustellen
„Unternehmen erkennen nach und nach die Relevanz der Kreislaufwirtschaft. Die Herausforderung liegt nun darin, das Prinzip vollständig in Geschäftsprozesse zu integrieren. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf die kurzfristige finanzielle Wertschöpfung zu konzentrieren, sondern auch den Wert für die Verbraucher, die Umwelt und die Gesellschaft als Ganzes miteinzubeziehen. Unternehmen, die es schaffen, sich neu zu erfinden und innovative Geschäftsmodelle auf Basis der Circular Economy als neue Normalität zu etablieren, werden Erfolg ernten“, so Birgit Haberl-Arkhurst, Nachhaltigkeitsexpertin bei PwC Österreich.
Kreislaufwirtschaft zahlt auf Kundenerwartungen ein
In immer enger verwobenen Lieferketten steigt der Druck, auf umwelt- und sozialverträgliche Geschäftspraktiken zu setzen. Unternehmen geben ihre Ziele und Erwartungen im Bereich der Nachhaltigkeit an ihre Zulieferer und Geschäftspartner weiter.
„Für Unternehmen gibt es zahlreiche Gründe, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren“, ist Haberl-Arkhurst überzeugt. „Zum einen reduziert die Kreislaufwirtschaft die Abhängigkeit von Rohstoffen und macht die Wertschöpfungskette dadurch unabhängiger und widerstandsfähiger. Wichtige Treiber sind auch die Verbraucher, bei denen derzeit ein Umdenken stattfindet: Sie beziehen Kriterien der Nachhaltigkeit in ihre Kaufentscheidungen ein und geben immer häufiger nachhaltigen Marken den Vorzug.“
Second-Hand: Großes Potenzial in den Bereichen Elektronik, Mobilität und Mode
Wie die Studie zeigt, wird ein Kreislauf aus häufig geringer Nachfrage und geringem Angebot aber erst dann durchbrochen, wenn eine gewinnbringende Menge wiederverwertet werden kann, Regulierung Anreize schafft oder sogar Quoten vorgibt. Gleichzeitig eröffnen Circular-Economy-Ansätze Geschäftschancen durch neue Second-Hand-Märkte und Geschäftsmodelle der Sharing Economy. Das wird in naher Zukunft beispielsweise bei elektronischen Geräten, Mobilität und im Bereich Mode/Textilien zu veränderten Märkten führen und nicht nur Ressourcenschonung fördern, sondern auch neue Business Cases entstehen lassen.
KI, 3D-Druck & Co.: Digitalisierung als Katalysator
Auch innovative Technologien können dazu beitragen, Strategien der Kreislaufwirtschaft zu stärken. So erhöht Künstliche Intelligenz beispielsweise die Produktivität und Effizienz, indem sie den Verbrauch von Energie und Wasser bei der Produktion optimiert, während sich durch 3D-Druck die Nachhaltigkeit des Designs und die Langlebigkeit eines Produkts verbessern lassen.
„Um die Nachhaltigkeit des eigenen Geschäfts langfristig zu sichern, müssen Unternehmen bereits jetzt aktiv werden: Sie müssen ihr Geschäftsmodell kritisch prüfen, die aktuellen technologischen Möglichkeiten nutzen und mutig die Mechanismen der Circular Economy integrieren“, fasst Expertin Birgit Haberl-Arkhurst zusammen.
Weitere Informationen finden Sie unter: The road to circularity
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