Helsinki – die Stadt der weißen Nächte

Die finnische Hauptstadt Helsinki ist die nördlichste Hauptstadt innerhalb der EU-Staaten und den Umfragen zu Folge Heimat der glücklichsten Europäer. Klein aber sehr fein präsentiert sich die Kleinmetropole vor allem in den Sommermonaten als facettenreiches Reiseziel.

Sauna als Kulturgut

Die beste Reisezeit für Helsinki ist in den Sommermonaten von Juni bis September, besonders zu empfehlen zur Mittsommerwende Ende Juni. Die Sonne scheint bis 22 Uhr, es wird nie wirklich ganz dunkel. Dann feiert die ganze Stadt und es gibt auf den Inseln der Stadt große Feuer und ausgelassene Kirtagsstimmung.

In den Wintermonaten hingegen ist es eher unwirtlich und daher nicht verwunderlich, dass die Finnen die Wärme der Sauna aufsuchen, allerding auch im Sommer. Auf die 5,5 Millionen Einwohner kommen über 1,7 Millionen Saunen im Land, also sozusagen kommen auf 3 Finnen eine Sauna. Sie gehört damit zur Standardausstattung in den Häusern und Wohnungen und auch öffentlich muss man nicht lange nach einer Schwitzgelegenheit suchen.

Prominent ist jene direkt im Zentrum am Marktplatz, dem Allas Sea Pool mit drei Schwimmbecken zum Abkühlen. Aber auch mitten im Wald in den Nationalparks befinden sich Saunen die man einfach spontan mieten kann, inklusive nasser Abkühlung in einem nahe gelegen See. Denn auch damit ist Finnland reich beschenkt, rund 188.000 Seen zählt die skandinavische Insel. 

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Gemütliches Hafenviertel 

Natürlich spielt auch das Meer eine zentrale Rolle in Helsinki. Eine Erkundungstour beginnt man auch am besten im Hafenviertel mit dem Marktplatz und dem Sky Wheel, dem Präsidentenpalast, den bunten Marktständen und der alten Markthalle, die nicht nur kulinarische Leckerbissen bietet, sondern typisch finnischen Flair ausstrahlt. Und auch Helsinki hat wie Kopenhagen seine Meerjungfrau, in Form des Havis-Amanda Springbrunnens, der zum beliebtesten Kunstwerk der Stadt zählt.

Hinter dem Marktplatz liegt das Herzstück der Stadt, der Senatsplatz mit dem Dom von Helsinki, der mit seinen fünf grünen Kuppeln und seiner ästhetischen Schlichtheit einer protestantischen Kirche im Inneren auch das Wahrzeichen der Stadt bildet.

Der Platz davor, umgeben von der Universität und dem Stadtmuseum lädt zum Verweilen ein. Ganz anders präsentiert sich auf einem kleinen Hügel in der Nähe die Uspenski-Kathedrale. Sie ist die größte orthodoxe Kirche im nordwestlichen Europa und ein prunkvolles Zeichen der gemeinsamen finnisch-russischen Geschichtsepoche. 

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Ein Besuch bei Otos, Urho und Sisu

Die Kathedrale befindet sich auf der Halbinsel Katajanokka, die mit Wohnhäusern im Jugendstil beeindruckt. Am Ende erwartet die Spaziergängerin ein weiteres Highlight, die drei riesigen Eisbrecher „Otso“, „Urho“ und „Sisu“. Sie verbringen hier in den Sommermonaten ihre Wartezeit auf den Einsatz in den eisigen Wintermonaten und sorgen, dass der für Finnland wichtige Schiffsverkehr auch dann nicht zum Erliegen kommt.

Flanieren auf der Esplanade

Direkt vom Marktplatz weg erstreckt sich der Prachtboulevard Esplanade, dessen nördliche Seite mit exklusiven Geschäften und schicken Cafés und Restaurants gespickt ist. Das bekannteste und definitiv einen Besuch wert ist das Café Kappeli, wo man köstliche Törtchen oder den berühmten Toast Skagen genießen kann und das in den Sommermonaten auch bis 22 Uhr.

Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, denn manch gute Restaurants sperren auch bei strahlendem Sonnenschein im Juni um 19 Uhr ihre Pforten, wie in der trüben und kalten Jahreszeit üblich, wenn es um diese Zeit bereits zappenduster ist. Das ist ein wenig die Schattenseite, der sehr korrekt und sich an alle Regeln haltenden Finnen. Wenn die Bahn oder das Schiff laut Fahrplan um 12 Uhr abfährt dann passiert das auch auf die Sekunde genau.

Die rote Ampel wird nur von Touristen missachtet, erst dann wagt auch so mancher Finne den Touristen zu folgen. Dafür genießt der Besucher einen sehr hohen Standard, was das reisen sehr vereinfacht. Man fühlt sich in der ganzen Stadt zu jeder Zeit sicher. Bargeld ist überflüssig, man zahlt überall mit Karte. 

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Jugendstil-Juwele und einzigartige Felsenkirche

Helsinki zählt wegen seines hohen Preisniveaus sicher nicht zu einem Shoppingparadies, besuchen sollte man aber das bekannteste und nicht nur größte Kaufhaus der Stadt, sondern ganz Skandinaviens, das Stockmann. Es gibt das geflügelte Wort „was Stockmann nicht hat, das braucht man auch nicht.“ In der Nähe befindet sich der Hauptbahnhof und ein „must seen“ für Jugendstilfans. Diese architektonische Perle wurde von der Jugenstil-Ikone Eliel Saarinen erbaut und 1919 eingeweiht.

Ein weiteres Jugenstil-Juwel befindet sich im Kallio Viertel mit der gleichnamigen Kallio-Kirche. So eindrucksvoll das Gotteshaus von außen wirkt, so protestantisch schlicht zeigt es sich von Innen. Die wohl beeindruckendste Kirche ist jedoch die Felsenkirche, die komplett unter der Erde bzw. im Felsen liegt. Hier ist es umgekehrt. Von außen eher wie ein kalter Atombunker wirkend, entwickelt die Kirche innen durch das eindringende natürliche Licht rund um das Kupferdach eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist kein Wunder das hier auch wegen der hervorragenden Akustik viele Konzerte stattfinden.

Geballte Architektur-Highlights an einem Platz

Architektonisch moderne Leckerbissen finden sich auch entlang der großen Straße Mannerheimintie. Besonders gelungen ist die neue Zentralbibliothek Oodi, die man auch ohne den Bedarf ein Buch zu leihen, besuchen sollte. Denn sie ist mehr als eine Bibliothek und bietet im Café von der Terrasse einen schönen Blick auf das Konterhaus, das Museum für zeitgenössische Kunst sowie auf die Finlandia-Halle aus weißem Carrara-Marmor und erbaut vom finnischen Stararchitekten Alvar Aalto.

Beach Party am Sandstrand

Was unsereins in Helsinki eigentlich nicht erwartet, ist genüsslich an einem Sandstrand zu liegen. Doch das ist eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung der Einwohner von Helsinki wie auch Eis essen, denn die Finnen sind einer der größten Eiskonsumenten in Europa.

In weniger als einer halben Stunde ist man mit der Fähre von Helsinki auf der Insel Pihlajasaari mit bunten Badehütten, Sandstrand und cooler Strandbar. Und generell kann man in den Sommermonaten fröhliches Strand-Hopping betreiben. Man mietet sich dazu ein Auto und besucht zum Beispiel die rund 1,5 Stunden von Helsinki entfernte südlichste und sonnigste Stadt Finnlands, Hanko. Sie besticht nicht nur durch einen schönen Sandstrand, sondern durch wunderschöne alte Holzvillen im Jugendstil und einem Hafen mit gemütlichen Restaurants, wo man spät abends den Sonnenuntergang genießen kann. Allerding benötigt man Geduld beim Autofahren.

Auf der Autobahn wäre theoretisch 120 Km/h Höchstgeschwindigkeit vorgesehen, praktisch gibt es permanent Tempolimits von 80 und 100 Km/h und kein Finne fährt auch nur ein Km/h schneller. Das liegt nicht nur an der unglaublichen Disziplin, sondern auch an den alle 500 Meter befindlichen Radarboxen. 

Naturverbunden

Wenn man schon mit dem Auto unterwegs ist, sollte man unbedingt einen der in der Nähe Helsinki gelegenen Nationalparks besuchen. Man bekommt angesichts der wunderschönen Natur großes Verständnis, dass die Naturverbundenheit für Finnen einen sehr hohen Stellenwert hat. Das mag wohl auch ein Grund für die hohe Zufriedenheit der Finnen sein, die keine großen Ansprüche stellen und eher ihr Glück im Einklang mit Natur und Zufriedenheit mit einer ausgeglichenen Life Balance sehen.


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