Die Schauspielerin und Puppenspielerin Manuela Linshalm trat im Rahmen der „Serenadenkonzerte des Landes Niederösterreich“ mit ihrer Puppenspielkunst in einen spannenden künstlerischen Dialog mit dem Tenor Julian Prégardien und dem Pianisten Daniel Heide.
Wie ist die Idee entstanden, Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ mit Puppenspiel zu kombinieren?
Die Idee kam von Julian Prégardien, mit dem ich zuvor schon zusammengearbeitet hatte, und der für seine Wien-Konzerte unterschiedliche Auftrittsorte wie auch Künstler als Partner für dieses Projekt suchte. Da stieß er bei seiner Schubert-Recherche auch auf das Schubert Theater, an dem ich u.a. arbeite, und hatte die Idee einer Kombination mit Puppenspiel.
Können Sie beschreiben, wie die Zusammenarbeit mit dem Tenor Julian Prégardien und dem Pianisten Daniel Heide funktioniert?
Puppenspiel und Musik verbinden sich grundsätzlich gut. Auch im Puppenspiel geht es um Rhythmus, Musikalität – sowohl in der Bewegung als auch in der Sprache. Die Körperlichkeit in der Puppenführung hat viel mit Musikalität zu tun. Insofern ist es in diesem Fall – an einem Abend, an dem auch viel an Interaktion spontan und intuitiv passiert – ein aufeinander-einlassen, sich auch in Spielimpulsen von dieser wunderschönen Musik leiten zu lassen. Diese gibt sozusagen dem Puppenspiel schon eine Struktur vor, Julian als Sänger reagiert aber in seiner Interpretation hier auch auf die Puppe als Partner.
Gibt es Pläne, andere klassische Musikwerke oder literarische Texte auf ähnliche Weise multimedial umzusetzen?
Ideen und Pläne in der Schublade gibt es immer viele! Manchmal wünsche ich mir sogar doppelt soviel Zeit für die Umsetzung aller Projektideen. In den letzten Jahren habe ich oft mit Puppen im Musiktheater gearbeitet, in größeren und kleineren Formaten, Oper und Liederabende, sehr oft mit Nikolaus Habjan, das ist immer sehr inspirierend. Auch in der Konstellation mit Julian und Daniel wäre es schön, noch weitere Werke in ähnlicher Form auf die Bühne zu bringen. Da müssen wir allerdings erst konkret werden.
Welche Projekte oder Kollaborationen stehen als nächstes auf Ihrer Agenda?
Im Oktober hat ein neues Solostück aus der Feder von Paulus Hochgatterer Premiere: „Der schlafende Wal“, ein Auftragswerk im Rahmen des Bruckner Jahres 2024. Danach habe ich wieder Aufführungen einer wunderschönen „Alcina“-Inszenierung aus dem Jahr 2018 in der Schweiz, in der Puppen eine große Rolle spielen. Außerdem komplettieren wir am Schubert Theater auch unsere Habsburger-Trilogie mit der letzten der drei Premieren im März. Auch hier wird mit Puppen gesungen. Und auf ein Schauspiel-Puppenspiel-Projekt mit Nikolaus Habjan, diesmal in Berlin, freue ich mich schon ganz besonders.
Gibt es eine besondere Botschaft, die Sie mit Ihrer Kunst vermitteln möchten?
Magie! Und damit das innere Kind direkt anzusprechen. Die meisten Menschen lassen sich von der schönen Illusion verführen, dass ein an sich totes Objekt belebt wird, zu „menscheln“ beginnt, spricht, berührt. Manchmal groteskerweise in einer noch pureren, direkteren Form als uns das als Schauspieler gelingt. Damit lassen sich Dinge vermitteln, die phantastisch und surreal sind, ebenso aber auch Inhalte, die emotional schwer zu fassen sind oder „eigentlich nicht gesagt werden dürfen“. Eine Puppe darf viel. Und das ist großartig.
Foto: Lukas Beck