„ECCE HOMO“ – 90 Jahre Valentin Oman

Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen einer der prägendsten Künstlerpersönlichkeiten Österreichs: Valentin Oman wird 90 Jahre alt und lädt in seinem Jubiläumsjahr zu einer inspirierenden Reise durch sein Lebenswerkein. Dieses Schaffen, geprägt von unvergleichlicher Tiefe und Vielschichtigkeit, wird anlässlich dieses Meilensteins mit einer Reihe hochkarätiger Ausstellungengefeiert.

Von Österreich über Slowenien bis in die Slowakei würdigen namhafte Kunstinstitutionen die Karriere des Kärntner Slowenen. Den Höhepunkt bildet die bislang umfassendste Retrospektive im Danubiana Meulensteen Kunstmuseum in Bratislava, die rund 140 Werke aus über sechs Jahrzehnten präsentiert. Die Ausstellungen beleuchten zentrale Themen seines Oeuvres – von Vergänglichkeitund Transzendenz bis hin zur fragmentarischen Schönheit des Menschseins – und laden dazu ein, das künstlerische Universum Omans in seiner ganzen Faszination zu entdecken.

DAS PERFEKTE FRAGMENT

„Ecce Homo“ - „Seht her, der Mensch“ - oder je nach Bibelübersetzung - „Sehet, welch ein Mensch“, stellt die zentrale Thematik im Oeuvre Omans dar und prägt zugleich das gesamte Jubiläumsjahr. Der Mensch in all seinen Facetten und Formen steht im Mittelpunkt des Werkes und ist ein wiederkehrendes Motiv seiner Schaffenszyklen.

Angesichts aktueller Entwicklungen zeigt sich, dass das Thema „Ecce Homo“zivilisatorischpolitisch und auch im Kontext des digitalen Zeitalters von ungebrochener Relevanz ist – und dies wohl auch in Zukunft bleiben wird.

Die menschlichen Darstellungen des Künstlers sind reliefartigmehrschichtigfragmentarisch und erinnern an die Freskomalerei. Die signifikante Formen- und Materialsprache seiner Werke entsteht durch Imaginationsreize aus Natur und Zivilisation und wird durch technisch komplexe und vielschichtige Arbeitsprozesse unterstützt, die sich Valentin Oman über Jahrzehnte erarbeitet hat, damit der imaginierte Stimulus in all seiner (im)-perfekten Schönheit und Qualität bestmöglich auf die Bildträger transformiert werden kann. Valentin Oman erklärt: 

„Mit meinem Arbeitsprozess auf der Arbeitsmauer in meinem Atelier kann ich die Routine meiner Malerei durch Überkleben mit Gazestoff und das Decollagieren nach dem Trocknungsprozess beseitigen. Durch mehrmalige Wiederholung dieses Arbeitsvorganges erreiche ich in den Decollagen die amorphe Struktur der Vergänglichkeit. Das ist das Material für meine Ecce-Homo-Bilder.“

L2772 Ecce Homo Mischtechnik LW 210x190 2024 0152 zugeschnitten

Die vielfältige Formenwelt der Natur ist für Valentin Oman eine zentrale Inspirationsquelle, die insbesondere den Entstehungsprozess seiner Werke prägt: „Immer wieder sehe ich in der Natur Vorbilder meiner eigenen Formensprache“, so der Künstler. Naturmotive wie Wolken- und Eisformationen, Steinstrukturen, aber auch Spuren der Zivilisation, beispielsweise Rostspuren auf Mülltonnen, alte Mauern oder decollagierte Plakatwände wecken Omans Neugier und inspirieren ihn. Diese Motive sind wertvolle Imaginationsreize als künstlerische Inspirationsquelle für die Entstehung von fragmentarischen Tafelbildern und Installationen.

Für Oman liegt die besondere Faszination in der abstrakten Form solcher Motive, die ihn dazu anregt, das Figurale darin zu entdecken oder weiterzuentwickeln. Dabei bleibt er stets seinem künstlerischen Credo treu: das Unvollkommene, das Imperfekte – und damit das Geheimnisvolle – zu bewahren: „Meine Vorliebe galt immer dem Fragment, auch in meinen Bildern, sie bleiben dadurch geheimnisvoller. Das Fragment lässt Freiraum für die schöpferische Fantasie.

Es kann Werden und Vergehen bedeuten. Der Zufall ist dabei mein einziger Assistent. Überraschendes, Anregendes und nicht Konstruiertes, aber aufmerksam Entdecktes, bietet der Zufall. Mich hat schon immer das Fragmentarische, Brüchige, Vielschichtige stärker fasziniert als das Fertige, zu schnell Durchschaubare. Ich will für mich und den Betrachter Freiräume für die schöpferische Fantasie schaffen.“

ÜBER VALENTIN OMAN

Valentin Oman, geboren 1935 in St. Stefan – Finkenstein, ist eine der herausragendsten Persönlichkeiten der österreichischen Kunstlandschaft. Nach seinem Studium an der renommierten Hochschule für Angewandte Kunst in Wien sowie einer Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Laibach entwickelte er eine unverwechselbare künstlerische Handschrift, die ihn weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt machte. Heute pendelt er zwischen Wien und Finkenstein, seiner Heimatgemeinde in Kärnten, wo seine kulturellen Wurzeln und die Verbundenheit zu jenen einen prägenden Einfluss auf sein Schaffen ausüben.

Die Kunst von Valentin Oman ist von einer intensiven Auseinandersetzung mit den zentralen Fragen des Menschseins geprägt. Vergänglichkeit, Transzendenz, die spirituelle Dimension des Lebens und die Beziehung zwischen Materiellem und Immateriellem sind Leitmotive seines Schaffens. Seine Werke bewegen sich zwischen Abstraktion und Figuration und schaffen es, eine Sprache zu entwickeln, die sowohl universell als auch zutiefst persönlich ist.

Oman experimentiert mit einer Vielzahl von Materialien – darunter Glas, Beton, Metall, Papier und organische Stoffe –, um eine einzigartige ästhetische und symbolische Tiefe zu erreichen. Seine Werke sind oft durch einen mehrschichtigen Entstehungsprozess geprägt, der Elemente von Konstruktion und Dekonstruktion kombiniert und so die Übergänge zwischen Form, Raum und Bedeutung auslotet. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der spirituellen Dimension seiner Kunst, die nicht nur das Sichtbare, sondern auch das "Dahinterliegende" erfahrbar machen soll.

Valentin Oman hat sich durch seine beeindruckende Zahl an Arbeiten im öffentlichen und sakralen Raum einen Namen gemacht – kein anderer österreichischer Künstler hat so viele Kunstwerke in diesem Bereich geschaffen. Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland hat Valentin Oman in seiner Laufbahn rund 80 Arbeiten für den öffentlichen Raum sowie Auftragsarbeiten für öffentliche Gebäude realisiert. Seine Kirchenfenster, Mosaike und Wandmalereien finden sich an prominenten Orten wie der Kirche von Tanzenberg oder der Verabschiedungshalle Annabichl in Klagenfurt. Omans Beitrag zur österreichischen Kunstlandschaft ist von unverkennbarer Bedeutung und macht ihn zu einer der prägenden Figuren der zeitgenössischen Kunstszene.

Ausstellungskalender 2025

Das Jubiläumsjahr 2025 bietet eine einzigartige Gelegenheit, Valentin Omans vielschichtiges Werk im Rahmen zahlreicher musealer und verkäuflicher Ausstellungen zu erleben:

  • 31.01.2025 | Čopova rojstna hiša, Žirovnica, Slowenien
  • 01.03.–21.04.2025 | Danubiana Meulensteen Art Museum, Bratislava, Slowakei
  • 03.05.–04.06.2025 | Galerie Welz, Salzburg
  • Mai bis Juni 2025 | Galerie bei der Albertina, Wien
  • 21.06.–13.09.2025 | Galerija Prešernovih nagrajencev, Kranj, Slowenien
  • 14.–15.08.2025 | Hemmasberg, Globasnitz
  • 07.09.–31.10.2025 | Galerie Walker, Feistritz im Rosental
  • 20.11.2025–08.02.2026 | Koroška galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec, Slowenien
  • Dezember 2025 | Präsentation der Monografie
  • 2025Montage von 4 Bronzestelen mit zweisprachigen Kärntner Ortsnamen, Klagenfurt

Foto: Valentin Oman


Drucken   E-Mail