Mag. Karin Stopa, Geschäftsführerin von JobRad Österreich: Mehr Fahrräder, weniger Emissionen

Warum ein Auto in der Stadt, wenn Mobilität auch mit dem Dienstrad funktioniert? Ein ABW-Interview mit der neuen Geschäftsführerin von JobRad Österreich.

 

Sie sind von der Digitalwirtschaft ins nachhaltige Mobilitätsgeschäft gewechselt. Was hat Sie motiviert, diesen Schritt zu JobRad zu machen? 

Als leidenschaftliche Radfahrerin konnte ich mich sofort für das Produkt „JobRad“ begeistern, denn mit unserer Dienstleistung schaffen wir eine Win-win-Situation: Ohne finanziellen Einsatz ermöglichen Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden ihr Wunschrad zu finanzieren, und gleichzeitig leisten sie einen Beitrag zu nachhaltiger Mobilität und Gesundheitsvorsorge.

Der Markt ist noch jung, und ich liebe es zu gestalten und gemeinsam mit unserem engagierten Team die JobRad-Vision in österreichischen Unternehmen zu verankern. Als Marktführerin in Deutschland bringt JobRad bereits jede Menge Erfahrung mit und so können wir in Österreich eine Lösung anbieten, die absolut risikolos für alle Beteiligten ist. Zu guter Letzt kann jedes beliebige Jobrad über unser klar verständliches und transparentes Portal abgewickelt werden: mein Wissen um ein optimales, digitales Kundenerlebnis hilft hier enorm.

Österreichs Fahrradmarkt wächst – laut VCÖ nutzen bereits sieben Prozent der Pendler das E-Bike. Wie wollen Sie diese Dynamik nutzen, um JobRad zum führenden Anbieter für betriebliche Mobilität zu machen?

Eine zeitgemäße Dynamik, die von mehreren Seiten beflügelt wird: JobRad bietet in Sachen betrieblicher Mobilität eine Lösung, von der alle profitieren:  Arbeitgeber, Arbeitnehmende und Fachhandelspartner. Unser Modell ist für Arbeitgeber nicht nur kostenneutral, sondern sogar kostensparend (Senkung der Lohnnebenkosten).

Außerdem sind unsere Prozesse aufwandsarm und es landet kein Fahrrad in der Bilanz der Unternehmen - in Sachen betriebliche Mobilität geht es kaum besser. Für Arbeitnehmende entstehen große Ersparnisse gegenüber dem Direktkauf und die Nutzung des JobRads ist auch oder sogar ausschließlich zu 100 Prozent privat möglich.

Zusätzlich profitieren auch Fachhandelspartner davon, dass Arbeitgeber regional JobRad anbieten. Beflügelt wird die Wachstumsdynamik auch durch die nötige Infrastruktur - die Stadt Wien zum Beispiel verfügt bereits über ein Radnetz mit einer Länge von über 1700 km und viele andere Landeshauptstädte ziehen nach.

GENVELO bietet Firmen an, Helme und Bekleidung zu branden. Wie wichtig ist solche „Corporate Mobility Identity“ für Arbeitgeber, um Nachhaltigkeit sichtbar zu machen?

In der JobRad-Gruppe bringen wir Menschen nicht nur auf das Rad, sondern wir wollen Arbeitgeber auch nachhaltig unterstützen. Mit GENVELO zum Beispiel können Arbeitgeber ihren JobRadlern ermöglichen, sorgenfrei bei Wind und Wetter alle Wege trocken und sicher zu bestreiten.

Wir lieben ganzheitliche Lösungen und bieten daher unseren JobRad-Arbeitgebern die B2B-Möglichkeiten von GENVELO immer mit an. Mit Corporate Branding wirkt das Commitment zur nachhaltigen Mobilität natürlich noch stärker, sowohl nach außen, aber auch unter JobRadlern innerhalb eines Unternehmens.

In Wien gibt es Konkurrenz durch Cargobike-Leasing oder Sharing-Anbieter. Warum bleibt das klassische Dienstrad Ihrer Meinung nach der Schlüssel für die Verkehrswende

Jedes Fahrrad oder E-Bike kann ein JobRad sein, womöglich hat man es aber nicht immer dabei. Demnach ist Bikesharing nicht zwangsläufig Konkurrenz, sondern vielmehr eine Ergänzung, ein weiterer Baustein in der Verkehrswende, der bestimmt auch von JobRadlern gerne genutzt wird.

Im Dienstradleasing sehen wir aber den Gamechanger, weil es so individuell ist: Als JobRadler wähle ich mein Wunschmodell, ob Mountainbike, Gravelbike, Rennrad, Citybike oder Lastenrad etc. Ich suche es bei einem Fachhändler stationär oder online aus, wähle Preis, Laufzeit und Versicherung so, wie es am besten zu mir passt. Und das für bis zu drei Fahrräder, wenn der Arbeitgeber das freigibt!

Schlussendlich kann ich nach der Laufzeit mein Rad übernehmen und dabei bis zu 40 Prozent Ersparnis gegenüber dem Direktkauf erzielen – ohne versteckte Kosten oder doppelten Boden. Wie schon gesagt: win-win-win. Welches andere Modell in der Verkehrswende ist so ein No-Brainer?

Wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten – welche Weichenstellung würde die betriebliche Mobilität in Österreich revolutionieren?

Zunächst muss man sagen, dass die Politik in der jüngsten Vergangenheit bereits vieles für nachhaltige, betriebliche Mobilität in Österreich ermöglicht hat. So öffnen sich gerade zunehmend die Bundesländer für Dienstradleasing im Sinne ihrer Beamten und Vertragsbediensteten.

Der Wunsch, den wir allerdings regelmäßig im Rahmen unserer politischen Kommunikation äußern, lautet: Dienstradleasing muss für alle möglich sein! Derzeit können öffentlich Bedienstete auf Bundes- und Landesebene (außer Vorarlberg und OÖ) das JobRad-Modell noch nicht nutzen, hier braucht es Gesetzesänderungen.

Darüber hinaus können leider derzeit alle Arbeitnehmenden, die das kollektivvertragliche Mindestentgelt erhalten, nicht zu JobRadlern werden - die Kollektivverträge ermöglichen keine Gehaltsumwandlung ohne Überzahlung. Unserer Ansicht nach braucht es im Sinne der nachhaltigen Mobilität und im Sinne der Gleichbehandlung der Arbeitnehmenden hier in den Kollektivverträgen eine Öffnung, beispielsweise eine Ausnahmeregelung für den Sachbezug „Dienstradleasing“.

Zur Person

Karin Stopa bringt langjährige Erfahrung aus leitenden Positionen in Vertrieb und Marketing internationaler Unternehmen - vom Start-up bis zum Global Player - mit. Zuletzt war sie bei „Digital Realty - Interxion Österreich“ als Director Sales & Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung tätig. Die 49-jährige Wienerin hat sich in der digitalen Wirtschaft einen Namen gemacht und stellt ihre Expertise seit Jänner in den Dienst von JobRad Österreich.

Info: Interessierte, egal ob Arbeitgeber oder Beschäftigte können sich unter https://at.jobrad.org weitere Informationen holen und mit JobRad in Kontakt treten.

Foto: JobRad Österreich


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