(Wien, 22. Mai 2025) – Leitbetriebe Austria lud am 20. Mai 2025 gemeinsam mit dem Unternehmensservice im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) zur hochkarätig besetzten Veranstaltung "Business Meets Diplomacy – Neue Märkte und internationale Wettbewerbsfähigkeit mit Schwerpunkt USA" in das Außenministerium. Zahlreiche Vertreter der Leitbetriebe folgten der Einladung zum Austausch über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven auf dem internationalen Parkett – insbesondere mit Blick auf den US-Markt.
Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria, würdigte in ihrer Begrüßung die seit 2016 bestehende Zusammenarbeit mit dem Unternehmensservice im Außenministerium als zukunftsweisende Partnerschaft. Gerade in einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Verwerfungen brauche es Formate wie diese, um Unternehmen Orientierung, Begleitung und Zugang zu Entscheidungsträgern zu ermöglichen.
"Mit der Initiative 'Business Meets Diplomacy' fördern wir den direkten Austausch zwischen der heimischen Wirtschaft und der Diplomatie", ergänzt Ulrike Ritzinger, Leiterin des BMEIA-Unternehmensservice und designierte österreichische Botschafterin in Portugal. "Je intensiver die Kooperation zwischen dem Außenministerium, den Leitbetrieben und anderen österreichischen Wirtschaftsakteuren, umso besser für unsere Betriebe im In- und Ausland."
Staatssekretär Schellhorn: Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken
Auch Staatssekretär Sepp Schellhorn stellte in seiner Ansprache die Bedeutung eines schlanken, wirtschaftsfreundlichen Rahmens in den Vordergrund. Er sprach sich klar für Deregulierung und Bürokratieabbau aus – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene – und betonte die Rolle des Außenministeriums als aktiver Standortpartner im Ausland.
"Wir müssen Europa wieder im Sinne der Innovationskraft stärken – und das geht nur gemeinsam", so Schellhorn. Es gelte, den wirtschaftlichen Druck durch Wettbewerber wie die USA oder China nicht als Bedrohung, sondern als Antrieb zur Modernisierung zu begreifen.
Expertentalk: Entwicklungen und Chancen auf dem US-Markt
Im Zentrum der Veranstaltung stand eine Podiumsdiskussion mit führenden Persönlichkeiten aus Diplomatie und Außenwirtschaft:
Dr. Elisabeth Kornfeind, Sektionsleiterin Europa & Wirtschaft, BMEIA
DDr. Petra Schneebauer, Österreichische Botschafterin in den USA (live zugeschaltet)
Mag. Gudrun Hager, Regionalmanagerin Nord-, West-, Zentral- und Südeuropa, AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, WKÖ
Moderiert wurde die Diskussion von Monica Rintersbacher und Ulrike Ritzinger.
Diplomatie als Brücke: Vernetzen, Vermitteln, Vorstoßen
Sektionsleiterin Dr. Elisabeth Kornfeind strukturierte ihre Ausführungen entlang der Leitsätze 'Vernetzen, Vermitteln und Vorstoßen' als Aufgaben der Diplomatie. Sie erläuterte, wie das Außenministerium als Vernetzungsplattform für Unternehmen, Hochschulen, Politik und Think-Tanks agiert – in Österreich wie auch weltweit. In geopolitisch herausfordernden Kontexten könne diplomatische Vermittlung mittels bilateraler Gespräche oder Übereinkommen entscheidend sein. Zugleich sei die diplomatische Außenpräsenz ein strategisches Instrument zur frühen Identifikation neuer Chancen und Märkte – etwa in der Ukraine oder in innovationsstarken Regionen der USA.
"Wir vernetzen, wir vermitteln, und wir stoßen vor – damit österreichisches Know-how global erfolgreich wirken kann", brachte Kornfeind die Rolle der Diplomatie auf den Punkt. Sie warnte jedoch auch vor strukturellen Schwächen der EU im internationalen Vergleich: Energiepreise, Innovationsfinanzierung und Kapitalmarktstruktur seien klare Bremsfaktoren.
US-Handelsbeziehungen: Protektionismus und neue Initiativen
Die österreichische Botschafterin in Washington, DDr. Petra Schneebauer, zeigte in einer Live-Zuschaltung aus Washington auf, wie stark protektionistische Maßnahmen – insbesondere drohende US-Zölle – aktuell Investitionsentscheidungen österreichischer Unternehmen beeinflussen. Laut WIFO seien 2,7 Mrd. Euro an Exporten betroffen. Trotzdem rief sie zur aktiven Positionierung Europas als verlässlicher Handelspartner auf.
"Wir müssen als Europäer selbstbewusster auftreten – sonst haben wir den Kampf um die technologische Führerschaft schon verloren", mahnte Schneebauer. Sie verwies auf den neu geschaffenen österreichischen Caucus im US-Kongress als diplomatischen Meilenstein und schlug ein 'Select Austria'-Format zur Investorenansprache vor.
Trends und Potenziale: Zentrale Zukunftsfelder auf dem US-Markt
Mag. Gudrun Hager der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA betonte, dass sich trotz aktueller Unsicherheiten große Potenziale für Österreichs Unternehmen auf dem US-Markt bieten. In den letzten Jahren ist das Land zu unserer zweitgrößten Exportdestination aufgestiegen. Die Zahl der Anfragen hat sich in den letzten Monaten wegen der Zollthematik verdreifacht, doch mit kluger strategischer Begleitung können viele Betriebe von den Marktchancen profitieren. Sie identifizierte zentrale Trendfelder für österreichische Unternehmen:
o Reindustrialisierung des Landes – das größte Projekt
o Infrastrukturinvestitionen – hier gibt es enormen Aufholbedarf
o Künstliche Intelligenz - Schlüsselfaktor für Wettbewerbsfähigkeit
o Green Economy - bleibt wichtig, unabhängig von "Drill, baby, drill"
o Health, MedTech und Life Sciences – boomen weiter
"Die wirtschaftliche Verflechtung Österreichs mit den USA ist so intensiv wie nie, diesen Trend wollen wir mit maßgeschneiderten Initiativen weiter stärken", so Hager.
Erfolgsfaktor Zusammenarbeit: Wirtschaft und Diplomatie im Dialog
Die im Regierungsprogramm verankerte wirtschaftsdiplomatische Initiative 'ReFocus Austria' zur Unterstützung der heimischen Exportwirtschaft und zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes und der Tourismusdestination Österreich setze genau hier an, unterstreicht Ritzinger. "Seit 2021 haben österreichische Botschaften und AußenwirtschaftsCenter über 800 Veranstaltungen in fast 90 Ländern organisiert, von denen mehr als 4.500 österreichische Unternehmen und ihre Niederlassungen im Ausland profitieren konnten".
Auch Monica Rintersbacher betont die Bedeutung des offenen Dialogs zwischen Wirtschaft und Diplomatie: "Für eine positive wirtschaftliche Perspektive in herausfordernden Zeiten ist Mut, Innovationskraft und internationale Vernetzung wichtig. Zudem braucht es kompetente, individuelle Beratung in komplexen Märkten sowie die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Diplomatie und Wirtschaft."
Foto: BMEIA / Auer-Grumbach