Am 22. Januar 2024 wurde der Titel Ehrendoktorin der Wirtschaftsuniversität Wien an Susan Emmenegger, eine Schweizer Koryphäe im Bereich des Unternehmensrechts, verliehen. Das Ehrendoktorat ist die höchste akademische Auszeichnung, die von der WU für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen vergeben wird.
Susan Emmenegger ist Professorin an der Universität Bern und eine international anerkannte Wissenschaftlerin im Bereich des Zivil-, Banken- und Gesellschaftsrechts. Die Schweizerin ist außerdem eine wichtige feministische Stimme in der Rechtstheorie und hat mit ihren Arbeiten wissenschaftliche Meilensteine auf globaler Ebene geleistet.
Die Verleihung der Ehrendoktorwürden ist eine der höchsten Auszeichnungen, die Universitäten vergeben und bedarf genauer Begründungen. In den letzten 20 Jahren wurde der Titel an der WU lediglich viermal vergeben, zuletzt 2019 an den amerikanischen Rechtswissenschaftler Fredrick Schauer, 2017 an den Nobelpreisträger James J. Heckman und 2005 an den ehemaligen Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs, Karl Korinek.
Objektive Beurteilerin der EU, wegweisende Arbeit
Bei der gestrigen Veranstaltung hielt WU-Professorin Susanne Kalss, Leiterin des Instituts für Unternehmensrecht, nach Begrüßungen durch WU-Rektor Rupert Sausgruber und der Senatsvorsitzenden Tina Wakolbinger, eine Laudatio auf die Ehrenträgerin: „Seit über zehn Jahren konzipiert und organisiert sie die national einzigartige und international anerkannte Schweizerische Bankrechtstagung. Ihre herausragende Leistung ermöglicht einen Brückenschlag zum europäischen Recht, insbesondere zu den Nachbarrechtsordnungen Deutschlands und Österreichs.
Susan Emmenegger zählt zu den wenigen Frauen, die Mitglied der European Company Law Experts sind. Ihre Rolle ist deshalb so herausragend, weil sie als Schweizerin gerade nicht dem europäischen Gesetzgebungsregime unmittelbar unterliegt und daher auch sehr objektiv und eigenständig beurteilen kann, ob das europäische Regime weiterführend oder protektionistisch ist und die Schweiz dem folgen soll. Susan Emmenegger ist die meistzitierte und meistbeachtete Rechtwissenschafterin in ihrem Heimtatland, sie ist wirkmächtig in der Schweiz und in ganz Europa. Auf internationalem Niveau hat sie wegweisende wissenschaftliche Arbeit geleistet, sowohl im europäischen als auch globalen Kontext.“
Ehrendoktorat als Ansporn
In ihrem Vortrag „Dürfen große Banken sterben? Schlaglichter auf die Bankenregulierung“ ging Susan Emmenegger entlang der Schweizer Erfahrungen auf das Verhältnis von Aufsicht und eigenständige Gestaltung von Banken in der Krise ein. Sie zeigte sich außerdem erfreut über die ihr verliehene Würde: „Es ist mir eine große Ehre, das Ehrendoktorat der Wirtschaftsuniversität Wien entgegennehmen zu dürfen. Die Auszeichnung erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit gegenüber der WU als Institution und ihrer Wissenschaftsgemeinschaft, deren Forschung mich inspiriert und weitergetragen hat. Sie ist für mich auch ein Ansporn, den wissenschaftlichen Austausch zu vertiefen und die Brücken zwischen unseren Gemeinschaften zu stärken“.
Über Susan Emmenegger
Susan Emmenegger ist ordentliche Professorin für Privatrecht und Bankrecht an der Universität Bern, Direktorin des Instituts für Bankrecht und Co-Direktorin des Zivilistischen Seminars. Neben ihrer universitären Tätigkeit ist sie Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizerischen Finanzmarktaufsicht (FINMA), Vorsitzende Herausgeberin der Schweizerischen Zeitschrift für Wirtschafts- und Finanzmarktrecht (SZW) und Vorsitzende des Fachbeirats des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg.
Sie ist Expertin auf dem Gebiet des nationalen und internationalen Finanzmarktrechts sowie des Obligationenrechts (Vertragsrecht). Sie ist Mitglied der European Company Law Experts (ECLE) und organisiert die Schweizerische Bankrechtstagung; sie ist auch Herausgeberin der gleichnamigen Schriftenreihe. Ihr akademischer Werdegang umfasst einen LL.M.-Abschluss von der Cornell University Law School, eine Habilitation zum Bankorganisationsrecht und zahlreiche Fellowships sowie Gastprofessuren weltweit.
Seit 2014 ist sie Adjunct Professor an der Cornell Law School. Ihre vielfältigen Beiträge erstrecken sich von wissenschaftlicher Grundlagenarbeit auf internationalem Niveau bis zur aktiven Mitwirkung in verschiedenen Gremien und Aufsichtsräten im Finanz- und Rechtssektor, sie war unter anderem auch Vize-Präsidentin der Schweizerischen Übernahmekommission. Susan Emmenegger prägt die Entwicklung des schweizerischen Rechtssystems und ist eine international anerkannte Stimme im rechtspolitischen Diskurs.
Foto: Peter Schuhböck, donagrafik.com