Nachdem die Aktienmärkte den Corona-Crash vor über einem Jahr in einer historisch einmalig schnellen Aufholjagd überwunden haben, zeigen sich nun die erwartbaren Ermüdungserscheinungen.
An den Märkten wurde die wirtschaftliche Wiederbelebung in den vergangenen Monaten umfassend eingepreist. Die Bewertungen sind dabei vielfach auf sehr hohe Niveaus gestiegen. Hinzu kam die starke Nachfrage nach Aktien durch Privatanleger, die den Kursanstieg zusätzlich befeuert hat. Im Frühstadium einer Erholungsbewegung sind Übertreibungen nicht ungewöhnlich und durchaus rational.
Schließlich erwarten die Marktteilnehmer in der Zukunft einen deutlichen Anstieg der Unternehmensgewinne. Da die ultra-expansive Geldpolitik zudem dafür sorgt, dass die Marktzinsen unter einem Niveau bleiben, das angesichts der fundamentalen Faktoren möglich wäre, sind hohe Kursgewinnverhältnisse die logische Konsequenz.
Die Luft wird langsam dünner
Die Erholungsbewegung ist mittlerweile weit fortgeschritten und die Aktienmärkte haben sich zuletzt wieder anfälliger für Korrekturen gezeigt. Ausschlaggebend für die zunehmende Fragilität sind vor allem zwei Gründe: Erstens sind die Unternehmensgewinne bereits stark angestiegen. Ein neuerlicher spürbarer Gewinnimpuls ist daher sehr unwahrscheinlich.
Zweitens erhöhen die steigenden Inflationsrisiken in den USA den Druck auf die FED, mit der geldpolitischen Straffung möglicherweise früher zu beginnen als ursprünglich geplant. Da die Finanzmärkte sehr stark zinsgetrieben sind, hat bereits die latent gestiegene Wahrscheinlichkeit für eine frühere Zinswende an den Märkten große Nervosität ausgelöst.
Inflationsrisiken im Blick behalten
Noch entspringen die Inflationsgefahren zum großen Teil aus den pandemie-bedingten Lieferengpässen, die dazu führen, dass die Nachfrage der Angebotskapazität vorauseilt. Allerdings hält dieser künstliche Preisdruck nun schon seit einiger Zeit an und greift zunehmend auf die langfristigen Inflationserwartungen über. Sollte sich diese Entwicklung verschärfen, droht eine - zumindest verbale - Intervention der FED.
In diesem Szenario würden zinssensitive Segmente wie etwa hochbewerte Technologieaktien deutlich verlieren. Sollte die FED hingegen an ihrer strategischen Ausrichtung festhalten, wonach sie auch längere Phasen von erhöhter Inflation toleriert, würde sich das inflationäre Szenario noch stärker durchsetzen.
Bei einem derart unklaren mittelfristigen Ausblick reduzieren professionelle Anleger oftmals Vermögenswerte, die empfindlich auf Zinsänderungen reagieren, und gewichten dafür inflationsresistentere Anlageformen wie etwa Gold stärker.
Foto:Andrey Popov/Shutterstock, Quelle: FERI Gruppe