Der Berufseinstieg steht vor einer Wende. Lange Zeit waren Jobeinsteiger stark umworben. Doch jetzt stellt laut einer aktuellen Umfrage des PINKTUM Institute unter 105 HR-Verantwortlichen mehr als jedes vierte Unternehmen (28%) weniger Einsteiger ein als noch vor einem Jahr. Und das scheint erst der Anfang zu sein. 41 Prozent der Befragten glauben, dass der Berufseinstieg in den kommenden drei Jahren noch schwieriger wird. Nur 17 Prozent rechnen mit einer Entspannung.
- In der aktuellen wirtschaftlichen Lage stellen zwei Drittel der HR-Entscheider lieber erfahrene Mitarbeitende ein als Einsteiger, die nicht sofort produktiv sind.
- Mehr als 40 Prozent der Befragten beziffern die Einarbeitungszeit auf mehr als ein halbes Jahr.
- Die größte Einstellungshürde für die jungen Bewerberinnen und Bewerber ist die lange Anlaufzeit (58%) – noch vor Budgetbeschränkungen (56%) in den Unternehmen: Mehr als die Hälfte der befragten HR-Entscheider scheut zudem den Ressourcenaufwand für die Einarbeitung (55%) und Betreuung der jungen Kolleginnen und Kollegen (53%).
Gleichzeitig macht KI den Menschen Konkurrenz. 14 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie klassische Einstiegsaufgaben bereits durch Künstliche Intelligenz erledigen lassen. Vor allem in Datenanalyse (64%) und Marketing (51%).
Joachim Pawlik, CEO der PAWLIK Group und Auftraggeber der Studie: „KI wird den Einsteigern zunehmend die einfachen Aufgaben abnehmen – und Unternehmen fehlt die Zeit, sie auf komplexere vorzubereiten. Der Engpass liegt damit längst nicht mehr im Recruiting, sondern im Onboarding. Wenn das nicht professioneller wird, droht eine strukturelle Lücke in der Fachkräftepipeline.“
Fünf zentrale Empfehlungen aus der Studie:
- Zukunftskompetenzen definieren.
Unternehmen brauchen ein klares Bild, welche Fähigkeiten Berufseinsteiger künftig mitbringen müssen. Digitale Skills sind die Basis, aber ebenso wichtig sind analytisches Denken, Resilienz und kommunikative Stärke – Kompetenzen, die den Umgang mit Wandel und KI ermöglichen. - Kompetenzmanagement transparent machen.
Die benötigten digitalen, kognitiven und sozialen Kompetenzen sollten offengelegt und in einem Rahmenwerk verankert werden, das es erlaubt, die Personalentwicklung gezielt strategisch auszurichten und Qualifizierungsmaßnahmen frühzeitig zu starten. - Passung neu bewerten.
Wir brauchen neue Maßstäbe für Assessment-Center und die Messung zentraler Eigenschaften wie Lernbereitschaft, Selbstorganisation, Resilienz und Motivation. Diese Kompetenzen werden gewinnen gegenüber fachlicher Berufserfahrung an Bedeutung. - Nachwuchs gezielt einbinden und mit KI entwickeln.
Unternehmen betrachten Berufseinsteiger bei der Auswahl und Entwicklung zu separat und zu wenig systemisch. Unternehmen sollten ihr Recruiting, Onboarding, Mentoring und Feedback systemisch aufbauen. So werden Einsteigerinnen und Einsteiger schneller handlungsfähig und in die Prozesse integriert. Digitale bzw. KI-gestützte Tools helfen dabei und verkürzen die Einarbeitungszeiten. - Lernkultur unternehmensweit ausbauen.
Lernkultur hat zwei wesentliche Aspekte: Lernen von Tag 1 bis zum Ausstieg und Tempo. Wenn erfahrene Mitarbeitende und neue Kolleginnen und Kollegen sich permanent, schnell und im gegenseitigen Austausch von Erfahrung und neuen Perspektiven weiterentwickeln, entsteht die Basis für Innovation, Anpassungsfähigkeit und nachhaltige Entwicklung.
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