Wie funktioniert Microlearning in der betrieblichen Weiterbildung?

Kurze Lernhäppchen, meist online und mobil verfügbar. Funktioniert Microlearning in der betrieblichen Weiterbildung? Dieser aktuellen Frage nahm sich der Masterstudiengang Human Resource Management und Arbeitsrecht MOEL an der FH Burgenland an. 57 Studierende und vier Lehrende forschten mit Fokusgruppen, Umfragen, Experteninterviews und Beobachtung (inklusive Eyetracking).

Christoph Stieg, Geschäftsführer von perfact training, hielt die Expert-Keynote, fungierte als Ideengeber und stellte Kontakte zu Unternehmen her. Studiengangs- und Lehrveranstaltungsleiterin, Silvia Ettl-Huber: „Es ist schon erstaunlich, wie viel Potenzial Microlearning noch bietet“.

Auch im Job aus Videos lernen
Knapp 97 % der Lernenden nutzen Microlearning, bevorzugt von zu Hause aus, meist mit dem Smartphone. Bekannt sind Formen wie jene, sich über das Internet ein Videotutorial anzusehen. Knapp 80% der Microlearning Userinnen und User können sich vorstellen, diese Form des Lernens auch im betrieblichen Alltag zu nutzen.

Doch erst 55 Prozent der befragten Unternehmen nutzen diese Form der Personalentwicklung. Es ergibt sich also ein riesiges Potenzial, dem in den kommenden Jahren auch mehr und mehr Angebote folgen werden.

Silvia Ettl-Huber: „Neben voll digitalen Microlearnings wurden auch Micro-Lernformate untersucht, die ortsunabhängig mit Trainer per Telefon bzw. im virtuellen Raum stattfinden. Für diese Formate gilt, dass weniger auf Wissen und mehr auf Können und Anwenden eingegangen wird, was die Probanden sehr positiv bewertet haben.“

Geringe Konzentrationsdauer als Herausforderung
Während digitale Formen des Microlearnings boomen, sind Bücher als Lernunterlagen out. Das zeigte unter anderem eine Fokusgruppendiskussion mit Lehrlingen. Festgestellt wurde, dass es keine wesentlichen demografischen Unterschiede bezugnehmend auf die Akzeptanz von Microlearnings gibt – sowohl jüngere als auch ältere befragte Personen, gleichermaßen Frauen wie Männer, zeigten sich von den Möglichkeiten digitaler Kurztrainings überzeugt und gaben an, diese gerne im praktischen Einsatz nutzen zu wollen. 

Auch die Aufmerksamkeitsspanne bei Probanden einer Testreihe wurde mittels Eye-Tracking-Methode überprüft. Dabei zeigte sich, dass die visuelle Aufbereitung der Inhalte ganz wesentlichen Einfluss auf die Aufmerksamkeit hatte. War das Microlearning kurzweilig umgesetzt, enthielt überraschende Botschaften und grafische Signalelemente (z.B. Einblendungen, Diagramme, Animationen), konnte die Aufmerksamkeit perfekt gehalten werden.

Gab es hingegen zu lange Phasen des Monologs (> 20 - 30 Sekunden), ließen sich die Nutzer leicht ablenken. Christoph Stieg: „Dass ein Training von Anfang bis Ende motivierend sein muss, gilt in der analogen sowie in der digitalen Welt gleichermaßen. Aber digital ist die Aufmerksamkeitspanne ungleich kürzer – darauf ist bei der Konzeption und Umsetzung von Microlearnings ganz besonders zu achten.“

Die verschiedenen Studien wurden in mehreren Unternehmen durchgeführt. Darunter Ricoh, Hornbach, Bosch oder Organisationen wie die Landespolizeidirektion Burgenland. Die Ergebnisse der Studie gibt es ab Herbst 2019 als Band der Reihe Science. Research. Pannonia an der FH Burgenland, der auch gerne vorbestellt werden kann.

Foto: FH Burgenland


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