Austrian Business Woman-Herausgeberin Barbara Mucha zum Thema Corona

Das Corona-Virus hat den Alltag von uns allen aus der Bahn geworfen. Und die Wirtschaft frontal getroffen. Warum Verlegerin Barbara Muchatrotzdem positiv denkt, lesen Sie hier. 

(März 2020) Ich weiß sehr wohl, in welche Gefahr ich mich begebe, wenn ich bildhafte Vergleiche benutzte – das heißt, wenn ich mich nicht damit begnüge, sie ausschließlich zur Verdeutlichung zu verwenden, sondern auch Schlüsse aus ihnen ziehe, die auf den eigentlichen Gegenstand zu übertragen wären. Dennoch komme ich nicht umhin, mich ihrer zu bedienen, wenn ich nachfolgende Geschichte wahrheitsgemäß erzählen möchte: Vor einigen Jahren hatte ich das Vergnügen, den Nachmittag mit einem bekannten Evolutionsbiologen verbringen zu dürfen. Eindringlich klärte er mich darüber auf, dass ausschließlich weltfremde Theoretiker auf menschliche Zukunftserwartungen setzen würden, diese aber niemals vorhersehbar seien. Er blickte dabei so griesgrämig wie der Hund unseres Tischnachbarn, der stumm da saß und jedes Wort zu verstehen schien. Ob Stürme, Brände, Erdbeben oder Epidemien, das ganze Leben, so der Wissenschafter, sei immer und zu jeder Zeit unkontrollierbares, niemals berechenbares Chaos. Damit müssten wir uns wohl oder übel abfinden. Auch sein Autounfall und die Scheidung seien in diese Kategorie einzuordnen. Mit den Begriffen Glück, Pech oder Schicksal konnte er nichts anfangen.

Damals hatte ich den Eindruck, dass dieser pessimistische Mensch durch seine Denkweise Negatives anziehen würde. Jüngst dachte ich wieder über seine Worte nach. Und zwar in Anbetracht der Ereignisse, die uns im erst jungen neuen Jahr überrascht haben. Als ich im Februar im Rahmen von ABW-Interviews mit zahlreichen Damen und einigen Herren sprach, schien die Welt so zu sein, wie sie den meisten von uns bislang vertraut war. Erfolgsmeldungen, positive Wachstumszahlen und günstige Prognosen dominierten die Gespräche. Doch die gewohnt laufenden Dinge wurden quasi über Nacht aus der Bahn geworfen.

Das neue Corona-Virus – zur Weihnachtszeit noch eine Randnotiz in den Medien – hat sich zu einer ernstzunehmenden Bedrohung (vor allem auch für die Wirtschaft) entwickelt. Dazu kommt das schreckliche Flüchtlingsdrama an Europas südlichen Außengrenzen, das in dieser Form nicht vorhersehbar war und dessen Folgen wir nicht kennen. Der Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb spricht in diesem Zusammenhang vom so genannten „Schwarzer-Schwan“-Phänomen. Er machte den Begriff mit seinem vor zehn Jahren erschienen, gleichnamigen Bestseller salonfähig. Es handelt sich dabei um Zufälle der besonderen Art, die uns plötzlich und völlig unvorbereitet treffen und unsere sicheren Weltbilder erschüttern. Dennoch, oder vielleicht genau deshalb, verliere ich meine positive Sichtweise nicht und glaube noch immer an eine gewisse Berechenbarkeit der Zukunft. Ein Virus, so viel ist sicher, kann nichts von einem Menschen lernen. Ein Amerikaner von einem Franzosen, ein Russe von einem Deutschen etc. aber sehr wohl. Nur gemeinsam können wir Krisen und wichtige gesellschaftspolitische Fragen meistern – und uns ein kleines Bild von morgen machen. Davon bin und bleibe ich überzeugt. 

 


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