Verlegerin Barbara Mucha präsentiert in Austrian Business Woman erstmals 250 Spitzenpolitikerinnen aus Österreich.
Regulatorische Risiken, neue Technologin und niedrige Zinsen – unsere Gespräche mit Österreichs einflussreichsten Frauen aus dem Banken- und Versicherungsbereich haben die Herausforderungen und Sorgen der beiden Branchen klar aufgezeigt. Was man den Entscheiderinnen zugute halten muss: Mit klaren Strategien sollen die schwierigen Aufgaben gelöst werden – ohne jammern und hadern. Ärmeln hochkrempeln und machen, lautet die Devise dieser starken Frauen.
Keine der Befragten beteiligte sich am zurzeit weitverbreiteten „Draghi-Bashing“ und verteufelte unreflektiert die Niedrigzinspolitik der EZB – auch wenn sie damit keinesfalls glücklich sind, denn eine wesentliche Frage steht wohl für alle Beteiligten im Raum: Wohin mit dem „kostenlosen“ Geld der Notenbanken, wenn man damit eine auskömmliche Rendite erwirtschaften will?
Die Expertinnen wissen, dass zwei Einflussfaktoren die Erträge im Niedrigzinsumfeld besonders stark drücken: Erstens das Ende der Laufzeit hochverzinster Altkredite, diese werden in der Folge durch gering verzinste Kredite ersetzt. Zweitens das Sinken der Gewinne aus der Fristenverlängerungsfunktion aufgrund des vergleichsweise geringen Unterschieds zwischen kurz- und langfristigen Zinsen.
Hinzu kommt, dass die Refinanzierung über Einlagen weniger attraktiv ist als früher. Während die Kapitalmarktzinsen also extrem niedrig liegen, können Banken negative Zinsen aufgrund des starken Wettbewerbs nur sehr schwer an Einleger weitergeben. Die Folge des Niedrigzinsumfeldes auf den Bankensektor ist ein deutlicher Rückgang der Gesamtkapitalrentabilität.
Aber auch wenn die Niedrigzinsphase zu Ende gehen und der Zins wieder steigen sollte, würde das kurzfristig zu deutlichen Ertragseinbrüchen bei den Banken führen. Sie sehen, bereits diese wenigen thematisierten Punkte verdeutlichen, wie komplex der gesamte Themenbereich ist.
Auch für die Verbraucher, die in ihrer Rolle als Kreditnehmer derzeit von den niedrigen Zinsen profitieren, als Sparer aber kaum noch Zinsen bekommen. Unterm Strich gehören sie zu den Verlierern, denn das Nettozinseinkommen in Österreich ist, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, deutlich gesunken.
Eine Tatsache, die man wohl oder übel akzeptieren muss, denn die niedrigen Zinsen sollen die Auswirkungen der Finanz- und Staatsschuldenkrise abfedern und die allmähliche Wirtschaftserholung im Euroraum stützen. Wer uns diese Krisen beschert hat, steht auf einem anderen Blatt.