Dr. Christine Dornaus, Wiener Städtische Versicherung: Wir verbinden Welten

Sie arbeitete bei der Chase Manhattan Bank in Brasilien, 2002 startete sie bei der Wiener Städtischen. Heute, 16 Jahre später, ist sie Vorstandsdirektorin.

 

Ein Austrian Business Woman-Interview.

Welche beruflichen Schwerpunkte stehen dieses Jahr für Sie im Fokus?

Die Wiener Städtische wird heuer den Fokus auf das Thema Vorsorge legen. Dazu zählt neben der Altersvorsorge auch die Gesundheitsvorsorge. Bei beiden spielt die demografische Entwicklung eine entscheidende Rolle: Jeder will alt werden – allerdings finanziell gut abgesichert und bei bester Gesundheit. Genau dafür ist eine individuelle Vorsorge wichtig, die über eine staatliche Grundversorgung hinausgeht. Für beide Themen wollen wir mehr Bewusstsein schaffen.

Dürfen die Kunden neue Produkte erwarten?

Die Wiener Städtische wird auch im laufenden Jahr wieder zahlreiche Innovationen auf den Markt bringen. Wir planen sowohl in der Lebens- und Krankenversicherung als auch in der Kfz-Sparte attraktive Neuerungen. Darüber hinaus werden wir auch unsere Online-Produktpalette konsequent erweitern.

Wo sehen Sie die künftig größten Herausforderungen für die Versicherungsbranche?

Die historisch niedrigen Zinsen sind nach wie vor eine Herausforderung für die gesamte Versicherungsbranche. Wenngleich die Konjunktur anzieht und die Inflation steigt, werden wir mit dieser Situation noch eine gewisse Zeit leben müssen. Nach wie vor hoch wird künftig auch der Innovationsdruck durch die Digitalisierung sein, wobei ich nicht davon ausgehe, dass es zu einer disruptiven Bewegung kommen wird, viel eher ist von einem evolutionären Prozess auszugehen. Das heißt nichtsdestotrotz, dass die Versicherer am Puls der Zeit bleiben müssen.

Stichwort Datenschutz – wie gut ist die Wiener Städtische auf die neuen gesetzlichen Vorgaben vorbereitet?

Der Wiener Städtischen ist der Datenschutz ihrer Kundinnen und Kunden seit jeher ein großes Anliegen. Deshalb haben wir uns rechtzeitig auf die neuen gesetzlichen Bestimmungen vorbereitet und sind schon jetzt sehr gut dafür gerüstet.

Die Digitalisierung macht immer mehr Arbeitsplätze überflüssig – welche Chancen und Risiken sehen Sie für Versicherungen?

Für uns bietet die Digitalisierung die Möglichkeit, das Beste aus beiden Welten – online und offline – zu verbinden. In den vergangenen Jahren haben wir insbesondere die digitalen Services deutlich ausgebaut, wie zuletzt der Service Bot oder der Live-Chat – beide werden sehr gut angenommen. Gleichzeitig merken wir, dass die Kundinnen und Kunden die persönliche Beratung vor allem bei komplexeren Produkten dem Online-Angebot vorziehen, und auch im Schadensfall ist die Beraterin oder der Berater die erste Anlaufstelle.

Wird der persönliche (Kunden-)Kontakt auch in den kommenden Jahren noch gewährleistet sein?

Die Wiener Städtische ist flächendeckend in Österreich mit insgesamt 130 Geschäftsstellen vertreten. Aus unserer Sicht ist Kundennähe das Um und Auf für eine langjährige und erfolgreiche Partnerschaft. An diesem Prinzip werden wir auch in Zeiten der Digitalisierung festhalten und stärken. Für uns gilt die Maxime Sowohl-als-Auch und nicht Entweder-Oder.

Nach bald 16 Jahren bei der Wiener Städtischen – was schätzen Sie besonders an dem Unternehmen?

Die Wiener Städtische ist mit ihrer fast 200-jährigen Geschichte ein Hort der Stabilität und gleichzeitig ein sehr innovatives Unternehmen. Hier verbindet sich Tradition mit Innovation zu einem fruchtbaren Mix, das macht die Arbeit so spannend. Zudem ist der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen sehr hoch, dieses positive Klima macht uns so erfolgreich.

Was wünschen Sie sich von der neuen Regierung?

Wir begrüßen die Ankündigung der neuen Bundesregierung, die private Altersvorsorge zu stärken, denn die demografische Entwicklung zeigt deutlich die Pensionsproblematik auf: Die Lebenserwartung steigt konstant, durch den Pensionsantritt der Babyboomer-Generation wird das staatliche Pensionssystem einer zusätzlichen Belastungsprobe ausgesetzt. Daher wird die Notwendigkeit nach privater Vorsorge steigen. Zuversichtlich bin ich auch, dass die langjährige Forderung nach einer obligatorischen Versicherung bei Naturkatastrophen in Angriff genommen wird. Sie hätte den Vorteil einer deutlich besseren Absicherung der Haushalte und eine finanzielle Entlastung der öffentlichen Hand.

Hat die instabile internationale Wirtschaftspolitik Auswirkungen auf das nationale Versicherungsgeschäft?

Die Konjunktur hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert, das merken wir auch, weil im gewerblichen Bereich mehr Investitionen auch mehr Nachfrage nach Versicherungslösungen bedeuten. Strafzölle und andere protektionistische Bestrebungen in den USA und in anderen Ländern haben auf unser Geschäft unmittelbar keinen Einfluss, käme es jedoch durch diese Maßnahmen zu einem globalen Wirtschaftsabschwung, wäre auch Österreich davon betroffen. Allerdings wären die Auswirkungen auf das österreichische Versicherungsgeschäft nur marginal. 

Welche Versicherungen empfehlen Sie Frauen in Zeiten wie diesen?

Die Basisabsicherung für Hab und Gut gehört genauso dazu wie auch eine private Unfallversicherung, die bei Freizeitunfällen finanziellen Schutz bietet. Angesichts der Pensionsproblematik ist es sehr ratsam, schon frühzeitig mit einer privaten Altersvorsorge zu beginnen. Dabei hat die Lebensversicherung den unschätzbaren Vorteil, dass sie als einziges Instrument am Markt tatsächlich bis zum Lebensende Zahlungen leisten kann. Um zudem optimal im Krankheitsfall versorgt zu sein, empfehle ich eine private Gesundheitsvorsorge. Und die steigenden Angriffe aus dem Netz machen eine Absicherung gegen Cybercrime immer notwendiger –sowohl für Private als auch für Unternehmen.

Foto: Wiener Städtische Versicherung