Angelika Sommer-Hemetsberger, OeKB: Verantwortung für Wirtschaft & Gesellschaft

ABW im Gespräch mit der Vorständin der Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) über besondere Herausforderungen in schwierigen Zeiten. 

 

Welche kurz-, mittel- und langfristigen Pläne hat die OeKB in dieser schwierigen Zeit? 

Kurz- und mittelfristig steht für uns im Vordergrund, unsere Mitarbeitenden und Kunden gut durch die Krise zu begleiten. Das betrifft einerseits den Schutz der körperlichen Gesundheit. Andererseits kümmern wir uns um die wirtschaftliche Gesundheit unserer Exportkunden, indem wir mit der raschen, kompetenten Abwicklung der COVID- Hilfspakete für sie da sind. Langfristig steht die weitere Entwicklung neuer, nachhaltiger Produkte und Services auf dem Plan.  

Wie gut ist die OeKB gerüstet, wenn der globale wirtschaftliche Aufschwung längerfristig stagniert und Kreditausfälle zu befürchten sind? 

Für solche Fälle haben wir entsprechend Vorsorge getroffen. Wir sehen uns laufend verschiedene Szenarien an. Als Auftragnehmer der Republik Österreich tragen wir besondere Verantwortung für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Dieser Verantwortung sind wir uns jederzeit bewusst. Mit Krisenbeginn haben wir unseren Exporteuren sofort mit Finanzierungsmöglichkeiten unter die Arme gegriffen. Weniger sichtbar im Hintergrund haben unsere Kapitalmarkt Services aber eine wesentliche Funktion übernommen, um die Stabilität des Kapitalmarkts auch in dieser turbulenten Zeit zu garantieren. Das ist uns sehr gut gelungen.  

Wie hoch ist die Nachfrage nach Sonderkreditmitteln? 

Bei unserem Sonder-Kontrollbank-Refinanzierungsrahmen war die Nachfrage so groß, dass wir das ursprüngliche Volumen von zwei Milliarden Euro gemeinsam mit dem Finanzministerium bereits um eine weitere Milliarde aufgestockt haben. Auch gibt es Nachfrage nach unserer Fast-Line-Fazilität. Diese spielt eine wichtige Rolle in der Eindämmung der weiteren Verbreitung des Coronavirus. Wir unterstützen mit diesen Mitteln Neugeschäft vor allem im Gesundheits- und Versorgungssektor in Schwellenländern.  

Die Wichtigkeit von Digitalisierung hat sich speziell in den vergangenen Monaten gezeigt. Wie sieht es diesbezüglich bei der OeKB aus? 

Wir haben in den vergangenen zwei Jahren bei der Digitalisierung unserer internen Prozesse und Kundenservices einen Riesensprung nach vorne gemacht. Unsere Kapitalmarkt Services sind dabei Vorreiter und bereits seit vielen Jahren fast vollständig digitalisiert. Viele Bereiche unseres Geschäfts wie eine tägliche Zinssatzfestsetzung oder die Beantragung gewisser Finanzierungen laufen ebenfalls bereits digital ab. Da können sich unsere Kunden sehr einfach elektronisch einklinken, flexibel agieren und sich einiges an Zeit und Aufwand ersparen.  

Nicht erst seit Corona gibt es seitens der OeKB ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz. Worauf liegt der besondere Fokus? 

Vor allem jetzt liegt unser Hauptaugenmerk auf der Unterstützung einer „Green Recovery“. Wir wollen einen nachhaltigen Neustart und Wiederaufbau der Wirtschaft nach Corona unterstützen. Uns ist wichtig, dass hier Ökonomie und Ökologie gemeinsam gedacht werden und entsprechend „grüne“ Mittel zur Finanzierung erforderlicher Investitionen in den Klimaschutz zur Verfügung gestellt werden. Dazu tragen wir bei, indem wir zum Beispiel unseren nächsten Sustainability Bond vorbereiten. Der erste wurde im Herbst 2019 begeben und war ein voller Erfolg. 

Ihre Erkenntnisse aus der Corona-Krise?

Bei aller Digitalisierung und Vereinfachung von Prozessen und Geschäftsvorgängen im virtuellen Raum sind und bleiben persönliche, soziale Kontakte weiterhin wichtig. Corona hat uns das eindrücklich vor Augen geführt. Was wir außerdem aus der Krise gelernt haben: Menschen organisieren sich gut selbst, wenn man sie lässt und für die nötigen Rahmenbedingungen sorgt. In der OeKB sind wir mit Beginn des Lockdowns alle innerhalb eines einzigen Wochenendes ins Home-Office übersiedelt. Unsere Teams haben sich extrem rasch und effektiv zur Kooperation aus dem Wohnzimmer heraus zusammengefunden.  

Foto: OeKB