EU-Spezial: Evelyn Regner, SPÖ: Europa muss die Menschen schützen, nicht nur die Großkonzerne

Seit zehn Jahren ist sie Abgeordnete im Europäischen Parlament. Für Evelyn Regner, Listenplatz Zweite der SPÖ, steht fest: Die europäische Gemeinschaft ist eine riesige Errungenschaft. 

 

„Europa steht vor einer Richtungswahl. Mit dem Brexit verlässt zum ersten Mal ein Mitgliedsland die Europäische Union, nationale Egoismen verhindern immer öfter, dass wir europaweit vernünftige Lösungen erzielen. Das ist ein großes Problem, denn viele Herausforderungen von Klimawandel über Steuerflucht oder Migration können wir nur gemeinsam angehen.“

Bei der Bewältigung dieser Aufgaben möchte Evelyn Regner auch weiterhin eine aktive Rolle einnehmen: „Es macht einen Riesenunterschied, wer Gesetze verhandelt und wer im EU-Parlament sitzt. Es macht einen Unterschied, ob die Interessen der Konzerne im Vordergrund stehen, oder ob man so wie ich Tag für Tag daran arbeitet, dass am Ende für die Beschäftigten in Europa ein Plus rausschaut.“

Europa muss die Menschen schützen

„Ich bin eine Gewerkschafterin und Feministin mit ordentlicher Ausdauer. Seit zehn Jahren kämpfe ich für ein gutes Europa, das die Rechte der Beschäftigten gegenüber den übermächtigen Konzernen stärkt. Das ist zäh, aber ich kann versichern, ich hänge mich wirklich rein.“Die ehemalige Flüchtlingsreferentin bei Amnesty International möchte, den Menschen in Europa ein gutes und gleichberechtigtes Leben ohne Existenzängste ermöglichen. „Das heißt fair bezahlte Jobs. Dafür setze ich mich im EU-Parlament seit mittlerweile 10 Jahren ein. Hier kann ich wirklich Verbesserungen für die Europäerinnen und Europäer rausholen und gute Gesetze auf den Weg bringen.

Europa muss die Menschen schützen, nicht nur die Großkonzerne, die es sich eh alleine richten können. Dafür brauchen wir klare Spielregeln, an die sich alle halten.“ Aktiv Politik zu machen bedeute für sie den Menschen zuzuhören, ihre Anliegen ernst zu nehmen und dranzubleiben. „Meine To-Do-Liste ist noch lange und ich werde weiterhin die laute Stimme der Beschäftigten im EU-Parlament sein.“ 

In welchem Europa wollen wir leben

Evelyn Regner gehört dem Europäischen Parlament seit 2009 an. Einer der schönsten Aspekte ihres Berufs sei der tägliche Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen. „Ich freue mich immer, wenn ich den Besucherinnen und Besuchern das Europaparlament und die EU näherbringen kann. Als Gewerkschafterin bin ich natürlich auch viel in ganz Österreich unterwegs und frage in Betrieben nach, wo der Schuh drückt.“ Auch ist sie auf Facebook, Instagram und Twitter vertreten. Eine wichtige Bereicherung für ihre Arbeit, wie sie selbst sagt. 

Evelyn Regner ist sich dessen bewusst, dass die anstehenden EU-Wahlen medial nicht so im Mittelpunkt stehen wie nationale Wahlen. Das weiß die Wahlforschung, aber auch wir EU-Abgeordnete wissen das. Am 26. Mai geht es aber wirklich um eine Weichenstellung, in welchem Europa wir leben wollen. Viele Menschen sind sehr politisch, organisieren sich in Nachbarschaftsinitiativen oder geben ehrenamtlich Nachhilfe. Gerade die junge Generation, die bei Fridays for future auf die Straßen geht, ist hochpolitisch und weiß, wie wichtig ein starkes Europa für uns Österreicherinnen und Österreicher ist.“

Frauenpolitik und Europa gehören einfach zusammen

Für die Zukunft wünscht sich Evelyn Regner, dass Frauen auf allen Ebenen in der ersten Reihe stehen, entscheiden und gestalten. „Dazu gehört auch, dass wir Frauen Bedenken öfter zur Seite schieben und uns generell mehr zutrauen sollten. Deshalb hoffe ich auch durch meine Arbeit viele Frauen zu ermutigen, politisch aktiv zu werden, weil Frauenpolitik und Europa einfach zusammengehört.

Ich setze mich ganz klar dafür ein, dass wir die Strukturen in der Politik ändern und frauenfreundlicher machen!“ Auch wenn es für die alleinerziehende Mutter nicht immer einfach ist die Arbeit im EU-Parlament, in Österreich und ihre beiden Kinder unter einen Hut zu bringen, ist dies noch lange kein Grund aufzugeben: „Ich kämpfe dafür, dass es leichter wird für uns Frauen in der Politik.“ 

EU-Parlament ist ein positives Beispiel 

Leider herrsche aber immer noch ein ziemlich veraltetes Rollenbild vor. „Auch wenn im EU-Parlament im europaweiten Vergleich oft mehr Frauen als in den nationalen Parlamenten sitzen, dreht sich der politische Betrieb von den Abläufen und den Rahmenbedingungen sehr um die Männer.“ Frauen müssen sich so allen möglichen Fragen zu ihrem Auftreten, Aussehen und Privatleben aussetzen, die einem Mann nie in dieser Form gestellt werden würden. Für Evelyn Regner schafft dies ein unangenehmes Umfeld für Frauen, das von Männern aber gar nicht als solches wahrgenommen wird.

„Ich sehe aber das EU-Parlament auch als positives Beispiel: Hier bekommen Frauen öfter die Chance sich zu vernetzen und durch Kompetenz nach vorne zu kommen. Wichtig sind ja auch die Netzwerke, das gegenseitige Bestärken, das funktioniert auf europäischer Ebene glaube ich oft leichter, als in der Innenpolitik.“

Zudem sei die europäische Gemeinschaft nach wie vor eine riesige Errungenschaft, die jedes einzelne Mitgliedsland stärker mache. Eine Überzeugung, die es laut Regner auch angesichts des aufkeimenden Nationalismus zu verteidigen gelte, denn; „Zusammen ist man weniger allein! 

Foto: Thomas Peintinger 


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