Buch-Tipp | Das Leben keiner Frau

Die glamouröse Melanie, gerade fünfzig geworden, ist Tochter, Mutter, Ex-Frau, Geliebte und stellvertretende Chefredakteurin einer Zeitung – und in jeder dieser Rollen kurz vorm Scheitern: Ihre Mutter wird zum Pflegefall, ihre Tochter wendet sich von ihr ab, ihr Ex-Mann bekommt ein Kind mit seiner neuen Frau und in der Redaktion protegiert ihr Chef eine junge, hübsche Frau, die scharf auf Mels Job ist.

In allen Rollen wird Mel vermessen, darf nie nachlassen, kann eigentlich nie sie selbst sein. Insofern ist die Erzählerin ein Klischee, nein, sie ist viele Klischees und also „keine Frau“. Obwohl sie eine moderne, emanzipierte Frau verkörpert, führt sie dennoch kein selbstbestimmtes Leben.

Der Ton ist schonungslos, selbstironisch und manchmal tragisch. DAS LEBEN KEINER FRAU ist ein Coming-of-old(ish)-age-Roman voller vom Patriarchat ausgelegter Fallstricke und mit einer Figur, die darüber ins Straucheln gerät. Denn anstatt gegen die Unterdrückung von Frauen zu kämpfen, anstatt Komplizinnen zu gewinnen, fügt sie sich und wird zum Äquivalent des Alten Weißen Mannes – sie ist die Alte Weiße Frau, eine willige Helferin des Patriarchats.

Das Leben keiner Frau

240 Seiten

Ullstein Verlag

Preis: 20 Euro

Erscheint am 30. August 2021